Add files

This commit is contained in:
Stefan Kebekus 2023-09-14 13:18:58 +02:00
parent a8d11e240f
commit 764ea9df17
58 changed files with 51207 additions and 0 deletions

294
01.tex Normal file
View File

@ -0,0 +1,294 @@
% spell checker language
\selectlanguage{german}
\chapter{Konstruktionen mit Zirkel und Lineal}
\begin{quote}
Bei der Darstellung des Materials versuchte der Autor, den
axiomatisch-deduktiven Stil zu vermeiden, dessen charakteristisches
Kennzeichen unmotivierte Definitionen sind, die die fundamentalen Ideen und
Methoden verschleiern und die, Gleichnissen ähnlich, den Schülern nur unter
vier Augen erlautert werden.
--- Vladimir Arnol'd, Einleitung zu ``Geometrische Methoden in der Theorie der
gewöhnlichen Differenzalgleichungen''
\end{quote}
\bigskip
\sideremark{Vorlesung 1}Es gibt mehrere Arten, sich dem Stoff der Vorlesung
``Algebra'' zu nähern. Viele Bücher und Vorlesungen führen der Reihe nach die
Begriffe
\begin{quote}
Gruppe -- Ringe -- Körper -- Körpererweiterungen
\end{quote}
ein, beweisen ganz viele komplizierte Sätze und überraschen dann gegen Ende mit
einigen unerwarteten Anwendungen. Mögen Sie solche Vorlesungen? Ich nicht.
Ich habe langwierigen Lernstoff nie gemocht und konnte mich als Student nur
schwer motivieren, Definitionen auswendig zu lernen die nicht gut motiviert
waren. Das ist doch langweilig!
Ich möchte deshalb anders herum anfangen und gleich mit einem klassischem
Problem beginnen: Welche geometrischen Figuren kann ich mit Zirkel und Lineal
konstruieren? Und bei welchen geht das nicht? Und wenn es nicht geht, woran
liegt das? Wir werden sofort sehen, dass dieses Problem mit der Frage nach
Körpern und Körpererweiterungen zu tun hat, und dann Kapitel für Kapitel die
notwendige Theorie entwickeln, um diese Fragen zu beantworten. Wir springen also
gleich ins tiefe Wasser. Besorgen Sie sich noch ein paar Bücher und Skripte,
die Ihnen beim Lernen helfen … und auf geht's!
\section{Das Konstruktionsproblem}
Wir befinden uns am Beginn der hellenistischen Antike. Alexander der Große hat
ein Weltreich errichtet. Wissenschaft und Technik erreichen ein Niveau, das in
den darauf folgenden Jahrhunderten in nie wieder erreicht werden
wird\footnote{Schauen Sie mal in das Buch \cite{Russo05}. Kennen Sie den
\href{https://www.dpma.de/dpma/veroeffentlichungen/meilensteine/antikytera-mechanismus/index.html}{Mechanismus
von Antikythera}?}. In der hellenistischen Technik nimmt die darstellende
Geometrie einen wichtigen Platz ein. Trigonometrische Rechnung war zwar
bekannt, für technische Anwendungen aber nicht immer brauchbar\footnote{Gehen
Sie in die Werkstatt und versuchen Sie, ein brauchbares Rad zu bauen, indem
Sie die Koordinaten von ausreichend vielen Stützpunkten mit $\sin$ und $\cos$
näherungsweise von Hand ausrechnen und dann sorgfältig auf ihr Werkstück
übertragen. Aber Achtung: noch vor wenigen Jahren gab für solchen Unsinn
Maulschellen vom Lehrherrn.}. Tatsächlich kann ein geübter Techniker mit
Zirkel und Lineal erstaunlich genau arbeiten und Dinge konstruieren, die sich
nur schwer berechnen lassen\footnote{Beispiele finden Sie in den absolut
sehenswerten Büchern \cite{Moon07} und \cite{MR2377148}}.
\begin{warnung}
In der hellenistischen Antike hatten Lineale keine cm-Einteilung. Bei
Konstruktionen mit ``Zirkel und Lineal'' kann man keine Lösungen messen oder
vorgeben. Albrecht
Dürer\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Albrecht_Duerer}{Albrecht
Dürer der Jüngere} (auch Duerer; * 21. Mai 1471 in Nürnberg; † 6. April
1528 ebenda) war ein deutscher Maler, Grafiker, Mathematiker und
Kunsttheoretiker.}, der sich natürlich viele Gedanken zum Thema gemacht hat,
schreibt im Titel seines berühmten Buches \cite{Dur25} vielleicht auch deshalb
lieber vom ``Richtscheit''.
\end{warnung}
\subsection{Konstruktion des regelmäßigen 5-Eck}
\index{Konstruktion!des regelmäßigen 5-Eck}
\begin{figure}
\centering
\input{figures/01-fiveGon}
\caption{Das regelmäßige 5-Eck}
\label{fig:fiveGon}
\end{figure}
Als Beispiel konstruieren wir uns ein Fünfeck in vier einfachen Schritten.
Abbildung~\vref{fig:fiveGon} erläutert die Konstruktion. Auf der
\href{https://nextcloud.cplx.vm.uni-freiburg.de/index.php/s/a5YSrH8E8LWHzsr}{Nextcloud}
finden Sie die Konstruktion auch als GeoGebra-Arbeitsblatt.
\begin{itemize}
\item Man konstruiere zwei zueinander senkrecht stehenden Achsen, die sich im
Mittelpunkt eines Kreises schneiden.
\item Man halbiere die eine und viertele die andere Achse.
\item Man schlage einen Kreis mit Vierteilungspunkt als Mittelpunkt und Strecke
Vierteilungspunkt- Halbierungspunkt als Radius.
\item Die Schnittpunkte des Kreises mit der geviertelten Achse sind orthogonale
Projektionen der Eckpunkte des in dem ursprünglichen Kreis eingeschriebenen
5-Eck auf die geviertelte Achse.
\end{itemize}
Der folgende Satz schafft den Bogen zur Zahlentheorie. Ich nenne ihn hier, um
zu illustrieren, dass das 5-Eck auf jeden Fall schwer zu berechnen ist!
\begin{satz}
Betrachte das regelmäßig 5-Eck aus Abbildung~\ref{fig:fiveGon}. Dann gilt:
Die Kantenlänge $a$ und die Länge der Sekante $d$ im regelmäßigen $5$-Eck sind
\emph{inkommensurabel}. Mit anderen Worten: der Quotient $d/a$ ist keine
rationale Zahl.
\end{satz}
\begin{proof}
Wir betrachten weiterhin Abbildung~\ref{fig:fiveGon} und beginnen mit einer
Vorüberlegung. Elementare Schulgeometrie (Satz vom Z-Winkel, etc) zeigt, dass
das kleine $5$-Eck die Sekantenlänge $a$ und Kantenlänge $d-a$ hat. Der
Beweis involviert einige Zeichnungen, die ich auf der
\href{https://nextcloud.cplx.vm.uni-freiburg.de/index.php/s/a5YSrH8E8LWHzsr}{Nextcloud}
für Sie als Scan hinterlegt habe.
Zurück zur eigentlichen Aussage: wir führen einen Beweis mit Widerspruch und
nehmen an, dass $\frac{d}{a}$ in $$ sei. Dann gibt es eine Strecke der
Länge $s$ mit $d = n·s$ und $a = m·s$, wobei $n$ und $m$ natürliche Zahlen
sind. Die Vorüberlegung zeigt aber, dass
\begin{equation*}
d-a=\underbrace{(n-m)}_{^+}·s
\end{equation*}
die Kantenlänge eines kleineren $5$-Eck ist, das eine Sekante der Länge $a$
hat. Wir haben also, dass auch $a-(d-a)=2a-d$ ein Vielfaches von $s$ ist. Weil
aber $a-(d-a)$ sehr klein ist (genauer, weil es $θ < 1$ gibt mit
$a-(d-a) < θ·a$), und weil wir den Prozess beliebig oft wiederholen
können, ist
\begin{equation*}
s< θ^k·a
\end{equation*}
für alle $k>0$, ein klarer Widerspruch.
\end{proof}
\begin{prov}
Kennen wir die irrationale Zahl $d/a$ irgendwoher?
\end{prov}
\subsection{Andere klassische Konstruktionsaufgaben}
\label{sec:1-1-2}
Es gibt natürlich noch andere klassische Konstruktionsaufgaben. Ich nenne
einige der berühmtesten Beispiele.
\begin{itemize}
\item Die Konstruktion eines regelmäßigen $n$-Ecks für alle natürlichen Zahlen
$n$.\index{Konstruktion!des regelmäßigen $n$-Eck}
\item Die Dreiteilung eines gegebenen Winkels.\index{Konstruktion!Dreiteilung
des Winkels}
\item Die Verdopplung eines Würfels. Dabei bedeutet Verdoppelung: Das Volumen
soll sich verdoppeln.\index{Konstruktion!Verdoppelung des Würfels}
\item Die Quadratur des Kreises. Dabei geht es darum, zu einem gegebenen Kreis
ein Quadrat zu konstruieren, das denselben Flächeninhalt hat wie der
Kreis.\index{Konstruktion!Quadratur des Kreises}
\end{itemize}
\section{Enter: Algebra}
Die Frage, welche dieser Konstruktionsaufgaben lösbar sind, war viele
Jahrhunderte offen. Fortschritte gab es erst, nachdem die Probleme in Algebra
übersetzt werden konnten. Dazu interpretiert die Ebene als die Menge $$ der
komplexen Zahlen. Außerdem müssen wir ein für allemal festlegen, welche
Konstruktionen mit Zirkel und Lineal möglich sind.
\begin{notation}
Für Punkte $p,q ∈ $ mit $p ≠ q$ sei $\overline{p, q}$ die Gerade durch
$p$ und $q$.
\end{notation}
\begin{notation}
Für Punkte $p,q ∈ $ sei $K(p, \|p-q\|)$ der Kreis durch $q$ mit
Mittelpunkt $p$.
\end{notation}
\begin{defn}[Elementare Konstruktionsschritte]
Gegeben sei eine nicht-leere Menge $M ⊂ $. Mit Zirkel und Lineal sind exakt
die folgenden Konstruktionen möglich, um neue Punkte zu
konstruieren.\index{Konstruktion!elementarer Schritt}
\begin{itemize}
\item Seien $p_1, q_1, p_2$ und $q_2∈ M$ mit $p_1≠ q_1$ und
$p_2≠ q_2$. Seien außerdem die Geraden $\overline{p_1, q_1}$ und $\overline{p_2, q_2}$ verschieden. Dann sind die Punkte von
$\overline{p_1, q_1}\overline{p_2, q_2}$ durch den elementaren
Konstruktionsschritt ``Schneiden von zwei Geraden'' mit Zirkel und Lineal
aus der Menge $M$ konstruierbar.
\item Seien $p_1,q_1,p_2,q_2∈ M$ mit $p_1 ≠ q_1$. Dann sind die Punkte
von $\overline{p_1, q_1} ∩ K(p_2, \|p_2-q_2\|)$ durch den elementaren
Konstruktionsschritt ``Gerade mit Kreis schneiden'' mit Zirkel und Lineal
aus der Menge $M$ konstruierbar.
\item Seien $p_1,q_1,p_2,q_2∈ M$ mit $p_1≠ p_2$. Dann sind die Punkte
von $K(p_1, \|p_1-q_1\|) ∩ K(p_2, \|p_2-q_2\|)$ durch den elementaren
Konstruktionsschritt ``Schneiden von zwei Kreisen'' mit Zirkel und Lineal
aus der Menge $M$ konstruierbar.
\end{itemize}
\end{defn}
\begin{beobachtung}
In jedem elementaren Konstruktionsschritt werden höchstens zwei Punkte neue
Punkte konstruiert.
\end{beobachtung}
\begin{beobachtung}
Durch Zusammensetzen von mehreren elementaren Konstruktionsschritten kann man
komplizierte Konstruktionen durchführen. In der Schule haben wir unter
anderem folgende Konstruktionen gelernt.
\begin{itemize}
\item Lot von einem Punkt auf eine Gerade fällen.
\item Mittelsenkrechte zwischen zwei Punkten konstruieren. Damit lassen sich
Strecken halbieren und vierteln.
\item Gerade durch einen Punkt konstruieren, die zu einer gegebenen Gerade
parallel ist.
\end{itemize}
\end{beobachtung}
\begin{definition}[Konstruierbare Punkte]
Es sei eine beliebige Teilmenge $M ⊂ $ gegeben. Wir definieren die Menge
\emph{$\Kons(M)$ der mit Zirkel und Lineal aus $M$ konstruierbaren
Punkte}\index{konstruierbare Punkte} wie folgt: Ein Punkt $z ∈ $ ist genau
dann in $\Kons(M)$ enthalten, wenn es eine endliche Kette von Mengen
\[
M = M_0 ⊂ M_1⊂ ⋯ ⊂ M_n
\]
gibt, sodass folgendes gilt.
\begin{itemize}
\item Es ist $z ∈ M_n$.
\item Für jeden Index $i < n$ und jeden Punkt $p ∈ M_{i+1}$ gilt: $p$
entsteht durch einen elementaren Konstruktionsschritt aus den Punkten von
$M_i$.
\end{itemize}
\end{definition}
\begin{bemerkung}[Menge $M$ sollte mindestens zwei Punkte enthalten]
Wenn $M$ leer ist, oder nur einen Punkt enthält, ist $\Kons(M) = M$, das ist
sehr langweilig. Also betrachten wir im Folgenden immer den Fall, dass $M$
mindestens die Punkte $0,1$ enthält.
\end{bemerkung}
\begin{bsp}[Klassische Konstruktionsaufgaben]
Die im Abschnitt~\ref{sec:1-1-2} angesprochenen klassischen
Konstruktionsaufgaben lassen sich in dieser Sprache wie folgt formulieren.
\begin{itemize}
\item Die Konstruktion eines regelmäßigen $n$-Ecks: Gegeben $n ∈ $, ist dann
auch die komplexe Zahl $e^{(2π i)/n}$ in $\Kons(\{0,1\})$?
\item Die Dreiteilung eines gegebenen Winkels: gegeben eine reelle Zahl
$\varphi(0,2π)$, ist dann auch die komplexe Zahl $e^{(\varphi i)/3}$ in
$\Kons(\{0,1, e^{\varphi i}\})$?
\item Die Verdopplung des Würfels: ist $\sqrt[3]{2}$ in $\Kons(\{0,1\})$?
\item Die Quadratur des Kreises: ist $\sqrt{π}$ in $\Kons(\{0,1\})$?
\end{itemize}
\end{bsp}
Der folgende Satz ist der wesentliche Knackpunkt in der gesamten Vorlesung, der
die Verbindung zwischen der Frage nach der Konstruierbarkeit und der Algebra
herstellt: Die Frage nach der Konstruierbarkeit wird auf die Frage
zurückgeführt, wie die Unterkörper von $$ aussehen, und wie Unterkörper
ineinander enthalten sein können.
\begin{satz}[Mengen von konstruierbaren Punkten sind Unterkörper]\label{satz:1-2-9}
Es sei $M ⊂ $ eine Teilmenge, die die Zahlen $0$ und $1$ enthält.
Dann ist $\Kons(M)$ ein Unterkörper von $$.
\end{satz}
\begin{proof}[Beweis durch Übungsaufgabe]
Wir müssen zeigen, dass für alle Zahlen $x$, $y ∈ \Kons(M)$ auch die Zahlen
\[
x+y,\quad x-y,\quad x·y
\]
und im Falle $x \ne 0$ auch die Zahl $1/x$ mit Zirkel und Lineal aus $M$
konstruierbar ist. Dies lassen wir als Übungsaufgabe für die Leserin oder den
Leser. Das gilt insbesondere, wenn sie oder er auf Lehramt studiert!
\end{proof}
%%% Local Variables:
%%% mode: latex
%%% TeX-master: "AlgebraZahlentheorie"
%%% End:

396
02.tex Normal file
View File

@ -0,0 +1,396 @@
% spell checker language
\selectlanguage{german}
\chapter{Ultrakurzwiederholung: wichtige Begriffe}
Bevor es mit dem eigentlichen Inhalt der Vorlesung losgeht, möchte ich
sicherzustellen, dass alle Teilnehmer auf dem gleichen Stand sind und dieselbe
Sprache sprechen (leider sind die Definitionen in der Literatur nicht immer
einheitlich). Ich füge deshalb diesen extrem langweiligen Abschnitt ein, in dem
ich die wesentlichen Grundbegriffe extrem knapp wiederhole. Das allermeiste
dürfte Ihnen aus den Anfängervorlesungen bekannt sein, sodass sich der
Arbeitsaufwand in Grenzen halten wird.
\section{Gruppen}
\label{sec:gruppen}
\begin{defn}[Gruppe]\label{def:2-1-1}
Eine \emph{Gruppe}\index{Gruppe} ist eine nicht-leere Menge $G$ mit einer
Abbildung
\[
m : G G → G,
\]
sodass folgende Eigenschaften gelten.
\begin{description}
\item[Assoziativität] Für alle Elemente $a$, $b$ und $c$ aus $G$ gilt:
$m(m(a,b),c) = m(a,m(b,c))$.
\item[Neutrales Element] Es gibt genau ein Element $e$ aus $G$, sodass für
alle $a$ aus $G$ gilt: $m(e,a) = m(a,e) = a$.
\item[Inverse Elemente] Für alle $a$ aus $G$ gibt es genau ein Element $b$ aus
$G$, sodass $m(a,b) = m(b,a) = e$ ist.
\end{description}
\end{defn}
\begin{defn}[Abelsche Gruppe]
Es sei $(G,m)$ eine Gruppe. Die Gruppe heißt
\emph{Abelsch}\index{Gruppe!Abelsch} oder
\emph{kommutativ}\index{Gruppe!kommutativ}, falls für alle $a$ und $b$ aus $G$
die Gleichung $m(a,b)=m(b,a)$ gilt.
\end{defn}
\begin{notation}[Gruppenverknüpfung, Inverses]
Es sei $(G,m)$ eine Gruppe. Dann wird die Abbildung $m$ häufig
\emph{Gruppenverknüpfung}\index{Gruppenverknüpfung} genannt. Häufig wird
statt dem Buchstaben $m$ das Symbol $·$ verwendet und statt $m(a, b)$ kurz
$a·b$. Bei Abelschen Gruppen ist statt $·$ auch das Symbol $+$ üblich. Das
inverse Element von $a$ wird auch mit $a^{-1}$ bezeichnet.
\end{notation}
\begin{bsp}[Beispiele aus der linearen Algebra]
Es sei $G = $, $$, $$, $$ oder irgend ein Vektorraum über irgendeinem
(z.~B.\ der $$-Vektorraum der stetigen Funktionen über $$, oder
der komplexe Vektorraum $[x]$ der Polynome in einer Variablen) und des sei
\begin{equation*}
m(a,b) := a+b
\end{equation*}
die Addition bzw.\ die Vektoraddition. Dann ist $(G,+)$ eine abelsche Gruppe.
\end{bsp}
\begin{bsp}[Invertierbare Matrizen]
Es sei $k$ ein Körper, es sei $n ∈ $ und es sei $G$ die Menge der
invertierbaren $(n n)$-Matrizen, die invertierbar sind. Weiter sei
\begin{equation*}
m(a,b) := a·b
\end{equation*}
die Matrixmultiplikation. Dann ist $(G,·)$ eine Gruppe, aber im Allgemeinen
nicht Abelsch.
\end{bsp}
\begin{bsp}[Bijektive Abbildungen]
Es sei $M$ eine nicht-leere Menge und es sei $G$ die Menge der bijektiven
Abbildungen $M → M$. Weiter sei $$ wobei $$ die
Hintereinanderausführung (=''Komposition'') von Abbildungen. Dann ist
$(G, ◦)$ eine Gruppe, aber im Allgemeinen nicht Abelsch. Wozu brauche ich
``Bijektivität''? Haben Sie ein Beispiel, wo $(G,◦)$ Abelsch/nicht Abelsch
ist?
\end{bsp}
\begin{bsp}[Vektorprodukt]
Es sei $G := ℝ³$ und es sei $$ das Vektorprodukt. Dann ist
$(G, )$ keine Gruppe. Warum?
\end{bsp}
\begin{bsp}[Körper mit Multiplikation]
Es sei $G := $ oder $$ oder $$ und es sei $·$ die
Multiplikation. Dann ist $(G, ·)$ keine Gruppe. Warum?
\end{bsp}
\begin{defn}[Untergruppe]\label{def:2-1-9}
Es sei $(G, m)$ eine Gruppe und es sei $U ⊆ G$ eine nicht-leere Teilmenge.
Nenne $U$ eine \emph{Untergruppe}\index{Untergruppe} von $(G,m)$, falls
Folgendes gilt.
\begin{description}
\item[Abgeschlossenheit unter der Gruppenverknüpfung] Für alle Elemente $a$,
$b$ aus $U$ ist auch $m(a,b)$ aus $U$.
\item[Abgeschlossenheit unter Inversenbildung] Für alle Elemente $a$ aus $U$
ist auch $a^{-1}$ in $U$.
\end{description}
\end{defn}
\begin{bemerkung}
Wenn $(G,m)$ eine Gruppe ist und $U ⊆ G$ eine Untergruppe, dann
schränkt sich die Gruppenverknüpfung ein zu einer Abbildung
\[
m|_{U U} : U U → U
\]
und $(U, m|_{U U})$ ist wieder eine Gruppe. Es ist üblich, diese Gruppe
einfach kurz mit $(U, m)$ zu bezeichnen.
\end{bemerkung}
\subsection{Normale Untergruppen}
Kennen Sie den Begriff der ``normalen Untergruppe''? Falls Sie diesen Begriff
in den Anfängervorlesungen nicht hatten (oder schon wieder vergessen hatten,
hüstel) müssen Sie das jetzt \emph{sofort} lernen. Ich empfehle Kapitel 9 von
Beutelspacher's Buch über lineare Algebra, \cite{BeutelpacherLA}, das Sie sich
im Universitätsnetz kostenlos herunterladen können.
Was normale Untergruppen sind und warum man solche Untergruppen überhaupt
betrachten möchte habe ich in einem kleinen Erlärvideo
zusammengefasst. \video{1-1}
\section{Ringe}
\begin{defn}[Ring]\label{def:ring}
Ein \emph{Ring}\index{Ring} ist eine nicht-leere Menge $R$ mit zwei
Abbildungen,
\[
+ : R R → R \quad\text{und}\quad · : R R → R,
\]
sodass folgende Eigenschaften gelten.
\begin{description}
\item[Gruppenstruktur von $(R, +)$] Es ist $(R, +)$ eine Abelsche Gruppe.
\item[Distributivgesetz] Für alle $a$, $b$ und $c$ aus $R$ gelten die
Gleichungen $(a+b)·c = a·c + b·c$ und $(b+c) = a·b + a·c$.
\item[Assoziativität der Multiplikation] Für alle Elemente $a$, $b$ und $c$
aus $R$ gilt: $(a·b)·c =(b·c)$.
\item[Neutrales Element der Multiplikation] Es gibt genau ein Element $e$ aus
$R$, sodass für alle $a$ aus $R$ gilt: $e·a = a·e = a$.
\end{description}
\end{defn}
\begin{notation}
Gegeben ein Ring $(R, +, ·)$, dann wird die Verknüpfung ``$+$'' meist als
Addition und die Verknüpfung ``$·$'' meist als Multiplikation bezeichnet. Das
neutrale Element der Addition wird oft mit $0$ oder $0_R$ bezeichnet, das
neutrale Element der Multiplikation oft mit $1$ oder $1_R$.
\end{notation}
\begin{warnung}[Neutrales Element der Multiplikation]
Die Definitionen sind in der Literatur nicht ganz einheitlich. Manche Autoren
verzichten bei der Definition von Ringen auf die Forderung, dass ein neutrales
Element der Multiplikation existiert. Ein Ring wie in
Definition~\ref{def:ring} wird von diesen Autoren ein ``Ring mit Eins''
genannt.
\end{warnung}
\begin{defn}[Abelsche Ringe]
Ein Ring $(R, +, ·)$ heißt \emph{Abelsch}\index{Ring!Abelsch} oder
\emph{kommutativ}\index{Ring!kommutativ}, wenn für alle Elemente $a$ und $b$
aus $R$ gilt, dass $a·b = b·a$ ist.
\end{defn}
\begin{bsp}[Vektorprodukt]
Das Tripel $(ℝ³, +, )$ definiert keinen Ring, wenn $+$ die
Vektoraddition und $$ das Vektorprodukt bezeichnet. Warum?
\end{bsp}
\begin{bsp}[Quadratische Matrizrn]
Es sei $k$ ein Körper, es sei $n ∈ $ eine Zahl und es sei $R$ die Menge
der $(n n)$-Matrizen. Dann bildet $R$ zusammen mit der Matrixaddition
und Matrixmuliplikation einen Ring. Dieser ist im Allgemeinen nicht
kommutativ.
\end{bsp}
\begin{bsp}[Ganze Zahlen]
Die Menge $$ bildet mit der üblichen Addition und Multiplikation einen
kommutativen Ring.
\end{bsp}
\begin{beobachtung}
Mit Elementen aus Ringen kann man rechnen wie mit Zahlen. Man rechnet sofort
mithilfe der Definition nach, dass in jedem Ring $(R, +, ·)$ für alle Elemente
$a$ und $b$ die Identitäten
\[
a·0 = 0·a = 0 \quad\text{und}\quad (-a)·b = -(a·b) = a·(-b)
\]
gelten. Aber Achtung!
\begin{itemize}
\item Aus $a·b = 0$ und $a ≠ 0$ kann man im Allgemeinen nicht folgern, dass
$b=0$ ist.
\item Aus $(b-c) = 0$ oder $a·b = a·c$ kann man nicht folgern, dass
$b=c$ ist.
\end{itemize}
Der Grund ist, dass das Element $a$ ein \emph{Nullteiler} sein kann!
\end{beobachtung}
\begin{defn}[Nullteiler]
Es sei $(R, +, ·)$ ein kommutativer Ring. Ein Element $a$ aus $R$ heißt
\emph{Nullteiler}\index{Nullteiler}, wenn es ein Element $b ∈ R \{0\}$ gibt,
sodass $a·b = 0$ ist. Der Ring $R$ heißt
\emph{nullteilerfrei}\index{Ring!nullteilerfrei} oder
\emph{Integritätsring}\index{Integritätsring}, wenn die $0$ der einzige
Nullteiler ist und wenn $R$ nicht nur aus dem Nullelement besteht.
\end{defn}
Wir merken uns: Nullteiler machen Probleme. Gute Ringe haben keine Nullteiler.
\begin{figure}
\centering
\begin{minipage}{0.4\linewidth}
\begin{center}
\begin{tikzpicture}[scale=1]
\draw[->, lightgray] (0,-0.5)--(0,1.2);
\draw[->, lightgray] (-2.2,0)--(2.2,0);
\draw (-2,1)node[above right]{$f$}--(-1,0)--(2,0);
\end{tikzpicture}
\end{center}
\end{minipage}
\begin{minipage}{0.4\linewidth}
\begin{center}
\begin{tikzpicture}[scale=1]
\draw[->, lightgray] (0,-0.5)--(0,1.2);
\draw[->, lightgray] (-2.2,0)--(2.2,0);
\draw (-2,0)--(1,0)--(2,1)node[above left]{$g$};
\end{tikzpicture}
\end{center}
\end{minipage}
\caption{Nullteiler im Ring $\cC()$}
\label{fig:nt}
\end{figure}
\begin{bsp}[Stetige Funktionen]\label{bsp:stetig}
Es sei $\cC()$ die Menge der stetigen Funktionen auf $$. Zusammen mit
der üblichen Addition und Multiplikation von Funktionen bildet dies einen
kommutativen Ring. Betrachte die Funktionen $f$ und $g$ aus
Abbildung~\vref{fig:nt}. Dann ist weder $f$ noch $g$ die Nullfunktion, aber
$f·g$ ist die Nullfunktion. Also sind sowohl $f$ als auch $g$ Nullteiler des
Ringes $\cC()$.
\end{bsp}
\begin{bsp}[Polynome]
Es sei $[x_1, …, x_n]$ die Menge der Polynome mit reellen Koeffizienten in
$n$ Veränderlichen. Die definiert mit der üblichen Addition und
Multiplikation von Polynomen einen nullteilerfreien, kommutativen Ring.
\end{bsp}
\begin{bsp}[Rechnen modulo $p$]
Aus der linearen Algebra kennen Sie den Ring $/(6)$. Dies ist kein
Integritätsring, denn $[2] \ne [0]$ und $[3] \ne [0]$ aber
$[2]·[3] = [6] = [0]$. Fall $p$ eine Primzahl ist, ist $𝔽_p = /(p)$ ein
Integritätsring, sogar ein Körper.
\end{bsp}
Das Gegenteil eines Nullteilers ist ein Element, das ein multiplikatives
Inverses besitzt. Solche Elemente heißen Einheiten.
\begin{defn}[Einheiten eines Ringes]
Sei $(R, +, ·)$ ein Ring und es sei $a ∈ R$ ein Element. Nenne $a$
\emph{multiplikativ invertierbar}\index{invertierbare Elemente eines Ringes}
oder \emph{Einheit}\index{Einheit}, falls ein $b ∈ R$ existiert, sodass
$a·b = b·a = 1$ ist. Die Menge der Einheiten wird mit $R^*$ bezeichnet.
\end{defn}
\begin{bsp}[Ganze Zahlen]
Es ist $^* = \{ 1, -1\}$.
\end{bsp}
\begin{bsp}[Stetige Funktionen]
In Beispiel~\ref{bsp:stetig} sind die Einheiten genau die stetigen Funktionen
ohne Nullstelle.
\end{bsp}
\begin{beobachtung}
Es sei $(R, +, ·)$ ein Ring. Dann sind Produkte und Inverse von Einheiten
wieder Einheiten, und die Menge der Einheiten bildet zusammen mit der
Multiplikation eine Gruppe.
\end{beobachtung}
Den Begriff \emph{Unterring}\index{Unterring} definiert man ganz analog zur
Untergruppe; ich werde das hier nicht wiederholen.
\begin{bsp}[Unterringe]
Die Menge $[x]$ der Polynome mit Koeffizienten in $$ ist ein Unterring
der Menge $[x]$ der Polynome mit Koeffizienten in $$.
\end{bsp}
\section{Körper}
\sideremark{Vorlesung 2}
\begin{defn}[Schiefkörper, Körper]
Ein Ring $(R, +, ·)$ heißt \emph{Schiefkörper}\index{Schiefkörper}, wenn $R$ nicht der Nullring ist und alle
Elemente außer der $0$ invertierbar sind, wenn also $R^* = R \{0\}$ gilt.
Ein Schiefkörper heißt \emph{Körper}\index{Körper}, wenn $R$ zusätzlich noch
kommutativ ist.
\end{defn}
Den Begriff \emph{Unterkörper}\index{Unterkörper} definiert man ganz analog zur
Untergruppe; ich werde das hier nicht wiederholen.
\begin{bsp}[Bekannte Körper]
Die bekanntesten Körper sind $$, $$, $$ und die endlichen Körper. Die
reellen Zahlen sind ein Unterkörper von $$ und $$.
\end{bsp}
\begin{bsp}[Gebrochen-rationale Funktionen]\label{bsp:2-3-3}
In der Schule haben Sie gebrochen-rationale Funktionen diskutiert, wie etwa
\[
f(x) := \frac{x²-7}{x³+4·x}.
\]
Die Menge der gebrochen-rationalen Funktionen\index{gebrochen-rationale
Funktionen} bildet mit der üblichen Addition und Multiplikation einen
Körper, der mit $(x)$ bezeichnet wird. Die Menge der konstanten Funktionen
ist ein Unterkörper von $(x)$. Die Menge $[x]$ ist ein Unterring, aber
kein Unterkörper von $(x)$.
\end{bsp}
\begin{notation}[Körpererweiterung]
Gegeben einen Körper $L$ und einen Unterkörper $K$, spricht man auch von einer
\emph{Körpererweiterung ``$L$ über $K$''}\index{Körpererweiterung}. Man
schreibt oft $L/K$.
\end{notation}
Interessante Körpererweiterungen konkret zu konstruieren ist erst einmal nicht
ganz einfach. Hier ist eine nicht-triviale Methode, die wir später nutzen
werden, um an neue Beispiele zu kommen.
\begin{bsp}[Schnitte von Zwischenkörpern]\label{bsp:3-1-2a}
Wir beginnen mit einer gegebenen Körpererweiterung $L/K$, und irgendeiner
Menge $(M_i)_{i ∈ I}$ von Zwischenkörpern, also Unterkörpern $M_i ⊆ L$, die
den kleineren Körper $K$ enthalten. Man rechne direkt mithilfe der Definition
nach, dass die Schnittmenge
\[
S := \bigcap_{i ∈ I} M_i ⊆ L
\]
wieder ein Unterköper von $L$ ist. Per Konstruktion enthält dieser
Unterkörper die Menge $K$.
\end{bsp}
\begin{bsp}[Adjunktion]\label{bsp:3-1-2b}
Dies ist eine Variante von Beispiel~\ref{bsp:3-1-2b}. Wir beginnen mit einer
gegebenen Körpererweiterung $L/K$, irgendeiner Menge $A ⊂ L$ und betrachten
alle Unterkörper $M ⊂ L$, die $K A$ enthalten. Man beobachte, dass es
mindestens einen solchen Unterkörper gibt, nämlich $M$. Man rechne direkt
mithilfe der Definition nach, dass die Schnittmenge aller solcher $M$,
\[
\bigcap_{\txt{\scriptsize $M ⊆ L$ Unterkörper\\\scriptsize
$K A ⊆ M$}} M ⊆ L
\]
wieder ein Unterköper von $L$ ist. Per Konstruktion enthält dieser
Unterkörper die Menge $K A$ und ist der kleinste Unterkörper von $L$, der
die Menge $K A$ enthält.
\end{bsp}
\begin{defn}[Adjunktion von Mengen und Elementen]
Der in Beispiel~\ref{bsp:3-1-2b} konstruierte Unterkörper wird mit $K(A)$
bezeichnet. Man sagt, $K(A)$ entsteht aus $K$ durch \emph{Adjunktion der
Menge $A$}\index{Adjunktion!einer Menge}.
\end{defn}
\begin{notation}[Adjunktion von endlichen Mengen]
Falls die Menge $A$ aus Beispiel~\ref{bsp:3-1-2b} nur ein Element enthält,
$A = \{a\}$, so schreibt man statt $K(A)$ auch $K(a)$ und sagt, der Körper
entsteht durch \emph{Adjunktion des Elementes $a$}\index{Adjunktion!eines
Elementes}. Falls die Menge $A$ endlich ist, $A = \{ a_1, …, a_n\}$, so
schreibt man statt $K(A)$ auch $K(a_1, …, a_n)$.
\end{notation}
\begin{defn}[Einfache Körpererweiterungen]\label{def:einfach}
Eine Körpererweiterung $L/K$ heißt
\emph{einfach}\index{Körpererweiterung!einfach}\index{einfache
Körpererweiterung}, wenn es ein Element $a ∈ L$ gibt, sodass $L = K(a)$ ist.
In diesem Zusammenhang nennt man $a$ ein \emph{primitives Element der
Erweiterung $L/K$}\index{primitives Element einer Körpererweiterung}.
\end{defn}
Weiter unten werden wir einfache Körpererweiterung noch sehr ausführlich
besprechen.
%%% Local Variables:
%%% mode: latex
%%% TeX-master: "AlgebraZahlentheorie"
%%% End:

426
03.tex Normal file
View File

@ -0,0 +1,426 @@
% spell checker language
\selectlanguage{german}
\chapter{Algebraische und transzendente Elemente}
Für dieses Kapitel haben wir Ihnen Beispiele auf unserem
\href{https://sage.cplx.vm.uni-freiburg.de/share/}{Sage/CoCalc-Server}
bereitgestellt.
\section{Körpererweiterungen}
Jetzt beginnt die Vorlesung richtig: wir interessieren uns für
Körpererweiterungen, also für Situation, in denen wir einen (großen) Körper $L$
haben und darin enthalten einen kleineren Körper $K$, zum Beispiel $$. Die
erste und zentrale Beobachtung beim Studium von Körpererweiterungen ist, dass
nicht alle Elemente des größeren Körpers gleich sind.
\begin{beobachtung}
In $$ gibt es verschiedene Sorten von nicht-rationalen Zahlen:
\begin{itemize}
\item Zahlen wie $\sqrt{2}$ oder $\sqrt[3]{5}+\sqrt{2}$, die irgendwie
\emph{algebraisch} sind, weil sie mit Polynomen zu tun haben deren
Koeffizienten rationale Zahlen sind --- diese Zahlen heißen ``algebraisch''.
\item Zahlen wie $e$ oder $π$, die von Potenzreihen, und nicht von
Polynomen kommen --- diese Zahlen heißen ``transzendent''.
\end{itemize}
\end{beobachtung}
Um diese Beobachtung für beliebige Körper zu formulieren, ist leider wieder erst
einmal ein wenig Sprache fällig.
\begin{definition}[Polynomring]\label{def:3-0-2}
Es sei $K$ ein Körper. Dann bezeichne $K[x]$ den Ring der Polynome mit
Variable $x$ und Koeffizienten aus $K$.\index{Polynomring}
\end{definition}
\begin{warnung}[Polynome und Funktionen]
In der Situation von Definition~\ref{def:3-0-2} kann ich jedem Polynom eine
Funktion $K → K$ zuweisen, Polynome sind aber etwas anderes als Funktionen!
Im Falle wo $K = 𝔽_p$ ein endlicher Körper ist, gibt es zwar unendlich viele
Polynome (zum Beispiel $x$, $$, $$, …) aber nur endlich viele
Abbildungen von $K$ nach $K$!
\end{warnung}
\begin{bsp}[Polynomring]
Das Polynom $\frac{2}{7}· x²+8$ liegt in $[x]$. Das Polynom
$π·x + e$ liegt in $[x]$.
\end{bsp}
\begin{bsp}[Polynomring]
Es sei $K = (z)$, der Körper der gebrochen-rationalen Funktionen aus
Beispiel~\ref{bsp:2-3-3}. Dann ist
\[
\frac{2z+z²}{1+z³}·x²+\frac{1}{2}·x+z
\]
ein typisches Polynom aus $K[x]$.
\end{bsp}
Die korrekte Definition von ``algebraisch'' und ``transzendent'' ist jetzt die
Folgende.
\begin{defn}[Algebraische und transzendente Elemente]
Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung. Ein Element $a ∈ L$ heißt
\emph{algebraisch über $K$}\index{algebraisch!Element einer
Körpererweiterung}, wenn es ein Polynom $f ∈ K[x]$ gibt, sodass Folgendes
gilt.
\begin{itemize}
\item Das Polynom $f$ ist nicht das Nullpolynom.
\item Das Element $a$ ist eine Nullstelle von $f$. Genauer: fasse das Polynom
$f$ als Element von $L[x]$ auf. Dann ist die Bedingung, dass die zu $f$
gehörende Abbildung $L → L$ das Element $a$ auf $0$ abbildet.
\end{itemize}
Ist $a$ nicht algebraisch, so nennt man $a$
\emph{transzendent}\index{transzendent!Element einer Körpererweiterung}.
\end{defn}
\begin{bsp}
Betrachte die Körpererweiterung $/$. Die Zahl $\sqrt[3]{2}$ ist
algebraisch, weil sie Nullstelle des Polynoms $-2[x]$ ist. Der
Freiburger Mathematiker Ferdinand
Lindemann\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Ferdinand_von_Lindemann}{Carl
Louis Ferdinand Lindemann}, ab 1918 Ritter von Lindemann (* 12. April
1852 in Hannover; † 6. März 1939 in München) war ein deutscher
Mathematiker. Lindemann hatte die Idee für den Transzendenzbeweis bei einem
Spaziergang auf dem Lorettoberg.} bewies im Jahr 1882 in der berühmten
Arbeit \cite{MR1510165}, dass die Zahl $π$ transzendent ist.
\end{bsp}
\section{Algebraische und transzendente Zahlen}
Der Zahlentheoretiker interessiert sich natürlich besonders für die
Körpererweiterung $/$. Hier hat sich eine eigene Sprache etabliert.
\begin{defn}[Algebraische und transzendente Zahlen]
Elemente $z ∈ $, die algebraisch über $$ sind, nennt man
\emph{algebraische Zahlen}\index{algebraisch!Zahlen}. Die anderen Elemente
heißen \emph{transzendente Zahlen}\index{transzendent!Zahlen}.
\end{defn}
Leider gibt es fast keine algebraischen Zahlen. Der folgende Satz zeigt, dass
jedes nicht-leere, offene Intervall in $$ jede Menge transzendente Zahlen
enthält.
\begin{satz}\label{satz:3-2-2}
Die Menge der algebraischen Zahlen ist abzählbar.
\end{satz}
\begin{proof}
Bekanntlich ist $$ abzählbar, also ist der Ring $[x]$ der Polynome mit
Koeffizienten in $$ ebenfalls abzählbar. Jedes Polynom hat aber nur
endlich viele Nullstellen.
\end{proof}
\section{Algebraische und transzendente Körpererweiterungen}
\begin{defn}[Algebraische und transzendente Körpererweiterungen]
Man nennt eine Körpererweiterung $L/K$
\emph{algebraisch}\index{algebraisch!Körpererweiterung}\index{Körpererweiterung!algebraisch},
wenn jedes Element $a ∈ L$ algebraisch über $K$ ist. Wenn $L/K$ nicht
algebraisch ist, nennt man die Erweiterung
\emph{transzendent}\index{transzendent!Körpererweiterung}\index{Körpererweiterung!transzendent}.
\end{defn}
\begin{bsp}
Die Körpererweiterung $/$ ist algebraisch. Denn wenn irgendeine komplexe
Zahl $z$ gegeben ist, dann ist $z$ eine Nullstelle des Polynoms
\[
f(x) := (x-z)·(x-\overline{z}) = x²- \underbrace{(z+\overline{z})}_{
}·x-\underbrace{\overline{z}}_{}.
\]
Dies ist aber ein reelles Polynom, also in $[x]$.
\end{bsp}
\begin{bsp}
Satz~\ref{satz:3-2-2} (oder alternativ auch der Satz von Lindemann) sagt, dass
$/$ transzendent ist.
\end{bsp}
\section{Das Minimalpolynom}
Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung und es sei $a ∈ L$ algebraisch über $K$.
Per Definition gibt es dann ein Polynom $f ∈ K[x]$ welches $a$ als Nullstelle
hat. Natürlich ist $f$ kein bisschen eindeutig -- man multipliziere $f$ mit
irgendeinem anderen Polynom und erhalte ein neues Polynom (größeren Grades), das
ebenfalls $a$ als Nullstelle hat. Man kann aber unter allen Polynomen, die $a$
als Nullstelle haben, ein eindeutiges Element finden, wenn man ein paar
Zusatzbedingungen stellt.
\begin{description}
\item[Minimaler Grad] Zuerst betrachten wir nur solche Polynome, deren Grad
minimal ist unter allen nicht-konstanten Polynomen, die $a$ als Nullstelle
haben.
\item[Normiertheit] Solche Polynome gibt es immer noch viele, aber wenn
\begin{equation*}
f = a_n·x^n+a_{n-1}·x^{n-1}+ ⋯ + a_0∈ K[x]
\end{equation*}
ein solches Polynom ist, dann hat das normierte Polynom\footnote{Erinnerung:
``normiert'' bedeutet, dass der Leitkoeffizient gleich 1 ist.}
\begin{equation*}
\frac{1}{a_n}f = x^n+\frac{a_{n-1}}{a_n}·x^{n-1} + ⋯ + \frac{a_0}{a_n}∈ K[x]
\end{equation*}
ebenfalls das Element $a$ als Nullstelle.
\end{description}
Die zentrale Beobachtung ist jetzt, dass es nur ein einziges normiertes Polynom
minimalen Grades gibt, das $a$ als Nullstelle hat. Denn wenn $f_1$ und $f_2$
zwei unterschiedliche solche Polynome wären, dann hätte auch $f_1 - f_2$ das
Element $a$ als Nullstelle. Aber der Grad von $f_1 - f_2$ ist kleiner als der
Grad von $f_1$!
\begin{defn}[Minimalpolynom]
Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung und es sei $a ∈ L$ algebraisch über $K$.
Das (wie oben gesehen: eindeutig bestimmte!) normierte Polynom kleinsten
Grades in $K[x]$ welches $a$ als Nullstelle hat, wird als
\emph{Minimalpolynom}\index{Minimalpolynom} von $a$ über $K$ bezeichnet.
\end{defn}
\begin{defn}[Grad von Elementen in einer Körpererweiterung]
Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung und es sei $a ∈ L$. Dann definiert man
den \emph{Grad von $a$ über $K$}\index{Grad!eines Elementes} wie folgt.
\begin{itemize}
\item Falls $a$ algebraisch über $K$ ist, dann ist der Grad von $a$ über $K$
der Grad des Minimalpolynoms.
\item Falls $a$ transzendent über $K$ ist, dann ist der Grad von $a$ über $K$
unendlich.
\end{itemize}
Die Schreibweise $[a:K]$ ist üblich.
\end{defn}
\begin{bsp}
Betrachte die Erweiterung $/$ und $a = \sqrt[3]{2}$. Dann ist
$[a:]3$, denn $a$ ist Nullstelle des Polynoms
$f(x) =-2[x]$. Aber ist $f$ auch das Minimalpolynom?
\end{bsp}
\begin{bsp}
Der Satz von Lindemann sagt, dass $[π:] =$ ist.
\end{bsp}
\begin{beobachtung}
Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung und es sei $a ∈ L$ algebraisch über $K$.
Dann ist $[a:K] = 1$ gleichbedeutend dazu, dass $a$ in $K$ liegt.
\end{beobachtung}
\begin{bsp}[Adjunktion einer Quadratwurzel]
Es sei $L = $ und es sei $K$ ein Unterkörper (zum Beispiel $$). Weiter
sei $b ∈ K$ und $a$ sei eine Quadratwurzel von $b$ (also: es gilt die
Gleichung $= b$). Dann gilt
\[
[a:K] =
\left\{
\begin{matrix}
1 & \text{falls } a ∈ K \\
2 & \text{sonst}
\end{matrix}
\right.
\]
\end{bsp}
Die Umkehrung gilt ebenfalls, wie wir in Korollar~\vref{kor:ajQ} sehen
werden.
\section{Der Grad einer Körpererweiterung}
Wenn $L/K$ eine Körpererweiterung ist, dann lässt sich $L$ auch als
$K$-Vektorraum auffassen. Dabei ist die Vektoraddition einfach die Addition in
$L$ und die skalare Multiplikation (= Multiplikation von Elementen aus $L$ mit
Elementen aus $K$) ist die Multiplikation des Körpers $L$. Das erlaubt folgende
Definition.
\begin{defn}[Grad einer Körpererweiterung]
Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung. Die Dimension von $L$ als Vektorraum
über $K$ heißt \emph{Grad der Körpererweiterung}\index{Grad!einer
Körpererweiterung}. Die Schreibweise $[L:K]$ ist üblich.
\end{defn}
\begin{defn}[Endliche Körpererweiterung]
Eine Körpererweiterung $L/K$ heißt \emph{endlich}\index{endliche
Körpererweiterung}\index{Körpererweiterung!endlich}, wenn $[L:K] < ∞$ ist.
\end{defn}
\begin{bsp}
Es ist $[:] = 2$ und $[:] =$, denn jeder
endlich-dimensionale $$-Vektorraum wäre abzählbar.
\end{bsp}
\begin{satz}[Grad von Körpererweiterungen und Grad von Elementen]\label{satz:3-5-4}
Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung und es sei $a∈ L$. Dann gilt die
Gleichheit $[a: K] = [K(a):K]$.\sideremark{Vorlesung 3}
\end{satz}
\begin{proof}
\video{3-1} und \video{3-2}.
\end{proof}
Die folgenden beiden Korollare sind total nützlich. Beide folgen direkt aus dem
Beweis von Satz~\ref{satz:3-5-4}; wir wiederholen die Argumentation deshalb an
dieser Stelle nicht.
\begin{kor}
Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung und es sei $a∈ L$. Falls $[a:K] < ∞$
ist, dann ist $K(a)$ algebraisch über $K$. \qed
\end{kor}
\begin{kor}\label{kro:eord}
Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung und es sei $a∈L$ algebraisch über $K$, vom
Grad $n$. Dann kann jedes Element $b ∈ K(a)$ geschrieben werden als
\[
b = c_0 + c_1·a + c_2·a² + ⋯ + c_{n-1}·a^{n-1},
\]
wobei $c_0, …, c_{n-1} ∈ K$ geeignete Elemente sind. \qed
\end{kor}
Korollar~\ref{kro:eord} ist Ihnen im Spezialfall der Körpererweiterung $/$
schon bekannt: Jede komplexe Zahl $b$ kann geschrieben werden als
$b = c_0 + c_1·i$, wobei $c_0$ und $c_1$ reelle Zahlen sind. Das ist ziemlich
nützlich! Korollar~\ref{kro:eord} erlaubt eine ganz ähnliche Beschreibung für
beliebige einfache Körpererweiterungen.
\section{Ketten von Körpererweiterungen}
Wir werden uns häufig einer Situation gegenübersehen, wo wir einen Körper $K$
haben, und dann nach und nach einige Elemente eines Oberkörpers
hinzuadjungieren. Wir erhalten so eine Kette von immer größer werdenden
Oberkörpern. Die Frage ist, wie sich die Erweiterungsgrade verhalten.
\begin{satz}[Gradformel]\label{satz:3-6-1}
\index{Gradformel für Körpererweiterungen}Es sei $K ⊆ L ⊆ M$ eine Kette von
Körpererweiterungen. Dann gilt\footnote{Wir verwenden die Konvention
$∞·∞ =$ und $∞ ·n =$ falls $n$ eine positive ganze Zahl ist.} die
Gleichung
\[
[M:K] = [M:L]·[L:K].
\]
\end{satz}
\begin{proof}
\video{3-3}
\end{proof}
\begin{kor}
Es sei $K ⊆ L ⊆ M$ eine Kette von Körpererweiterungen. Wenn
$[M:K]$ endlich ist, dann ist $[L:K]$ endlich, und sogar ein Teiler von
$[M:K]$. Insbesondere gilt für jedes Element $a∈ L$, dass $[a:K]$ ein
Teiler von $[M:K]$ ist. \qed
\end{kor}
\begin{kor}
Es sei $L/K$ eine algebraische Körpererweiterung, sodass $[L:K]$ eine Primzahl
ist. Dann existiert ein Element $a ∈ L$, sodass $L = K(a)$ ist. \qed
\end{kor}
\begin{kor}[Adjunktion von Quadratwurzeln]\label{kor:ajQ}
Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung von Grad zwei. Dann entsteht $L$ aus $K$
durch Adjunktion einer Quadratwurzel. Genauer: es gibt Elemente $a ∈ L$ und
$b ∈ K$, sodass Folgendes gilt.
\begin{itemize}
\item Es gilt die Gleichung $= b$.
\item Es ist $L=K(a)$.
\end{itemize}
\end{kor}
\begin{proof}
\video{3-4} -- beachten Sie die mit einer PDF-Annotation angebrachte Verbesserung im Skript des Beweises.
\end{proof}
Der folgende Satz fasst unsere Ergebnisse zusammen.
\begin{satz}\label{Satz_aequivalenzen_Koerpererweiterungen}
Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung. Dann sind folgende Aussagen äquivalent.
\begin{enumerate}
\item\label{Satz_1_1_19_1} Es ist $[L:K] < ∞$.
\item\label{Satz_1_1_19_2} Die Körpererweiterung $L$ ist algebraisch über $K$
und es gibt endlich viele Elemente $a_1, …, a_n∈ L$, sodass
$L = K(a_1, …, a_n)$ ist.
\item\label{Satz_1_1_19_3} Es gibt endlich viele Elemente $a_1, …, a_n ∈ L$,
die algebraisch über $K$ sind und die Körpererweiterung $L$ erzeugen:
$L = K(a_1, …, a_n)$.
\end{enumerate}
\end{satz}
\begin{proof}[Beweis Richtung \ref{Satz_1_1_19_1}$$\ref{Satz_1_1_19_2}]
Aus $[L:K] < ∞$ folgt für alle $a ∈ L$ sofort $[a:K] < ∞$, also
sind alle diese Elemente algebraisch. Um $a_1, …, a_n$ zu finden, kann man
zum Beispiel einfach eine Basis von $L$ als $K$-Vektorraum wählen.
\end{proof}
\begin{proof}[Beweis Richtung \ref{Satz_1_1_19_2}$$\ref{Satz_1_1_19_3}]
Hier ist nichts zu zeigen.
\end{proof}
\begin{proof}[Beweis Richtung \ref{Satz_1_1_19_3}$$\ref{Satz_1_1_19_1}]
Sei $L = K(a_1, …, a_n)$. Betrachte die Körper $K_i := K(a_1, …, a_i)$ und die
Kette von Erweiterungen
\[
K = K_0 ⊆ K_1 ⊆ ⋯ ⊆ K_n = L.
\]
Dann gilt für jeden Index $i < n$ die Gleichung $K_{i+1} = K_i(a_{i+1})$;
insbesondere ist per Annahme (``$a_{i+1}$ ist algebraisch über $K$'') und
Satz~\ref{satz:3-5-4} die Erweiterung $K_{i+1}/K_i$ stets endlich. Wiederholte
Anwendung von Satz~\ref{satz:3-6-1} liefert dann
\[
[L:K] = \prod_{i=0}^{n-1} [K_{i+1}:K_i],
\]
und diese Zahl ist endlich, weil jeder Faktor endlich ist.
\end{proof}
\section{Die Transitivität der Algebraizität}
Wir nennen zwei unmittelbare Folgerungen aus
Satz~\ref{Satz_aequivalenzen_Koerpererweiterungen}, die so fundamental wichtig
sind, dass sie einen eigenen Abschnitt verdienen. Der erste ist der Satz über
die ``Transitivität der Algebraizität''.
\begin{kor}[Transitivität der Algebraizität]\label{kor:TdA}
Es seien $L/K$ und $M/L$ zwei algebraische Körpererweiterungen. Dann ist auch
$M/K$ algebraisch.
\end{kor}
\begin{proof}
\video{3-5}
\end{proof}
\begin{warnung}[Prüfungsfalle]
Der Satz über die Transitivität der Algebraizität wird in Prüfungen sehr gern
gefragt. Beachten Sie, dass der Beweis ziemlich indirekt ist. In Prüfungen
sehen wir oft, dass Kandidatinnen und Kandidaten für ein gegebenes $a ∈ M$
direkt ein Minimalpolynom konstruieren wollen. Das hat in der Geschichte der
Mathematik noch in keiner Prüfung funktioniert. Lassen Sie das!
\end{warnung}
\begin{satzdef}[Algebraischer Abschluss in einem Oberkörper]\label{satzdef:aaieO}
Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung. Dann bildet die Menge
\[
\overline{K} := \{ a ∈ L \::\: a \text{ ist algebraisch über } K \}
\]
einen Unterkörper von $L$, genannt der \emph{algebraische Abschluss von $K$ im
Oberkörper $L$}\index{algebraischer Abschluss!in Oberkörper}
\end{satzdef}
\begin{proof}
\video{3-6}
\end{proof}
\begin{kor}
Die Menge $\overline{}$ der algebraischen Zahlen bildet einen Unterkörper
von $$. \qed
\end{kor}
\begin{warnung}[``Algebraischer Abschluss'' und ``Algebraischer Abschluss in Oberkörper'']\label{war:ababio}
Gegeben einen Körper $K$, werden wir später noch einen weiteren Begriff von
``algebraischem Abschluss'' diskutieren, der nicht von der Wahl eines
Oberkörpers abhängt. Ganz wichtig: diese Begriffe bitte nicht verwechseln!
\end{warnung}
%%% Local Variables:
%%% mode: latex
%%% TeX-master: "AlgebraZahlentheorie"
%%% End:

108
04.tex Normal file
View File

@ -0,0 +1,108 @@
% spell checker language
\selectlanguage{german}
\chapter{Auflösungen von Gleichungen durch Radikale}
\label{sec:4}
\sideremark{Vorlesung 4}Nach der Konstruktion mit Zirkel und Lineal möchte ich
noch ein klassisches Problem formulieren. Für eine quadratische Gleichung
$+px+q=0$ gibt es die Lösungsformel
\begin{equation*}
x_{1,2} = -\frac{p}{2}±\sqrt{ \left(\frac{p}{2}\right)²-q}.
\end{equation*}
Für Gleichungen 3.\ und 4.\ Grades haben italienische Mathematiker der
Renaissance komplizierte Formeln gefunden. In der westlichen Welt wurden diese
Formeln erstmals 1545 von Gerolamo
Cardano\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Gerolamo_Cardano}{Gerolamo
Cardano}, auch Geronimo oder Girolamo Cardano (von Mailand) sowie Cardan,
lateinisch Hieronymus Cardanus (Mediolanensis) (* 24. September 1501 in Pavia;
† 21. September 1576 in Rom), war ein italienischer Arzt, Philosoph und
Mathematiker und zählt zu den Renaissance-Humanisten.} in seinem Buch
\cite{Cardano45} veröffentlicht. Die Lösungsformeln für reduzierte kubischen
Gleichungen wurden wohl von Nicolo
Tartaglia\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Niccolo_Tartaglia}{Niccolò
Tartaglia} (* 1499 oder 1500 in Brescia, Italien; † 13. Dezember 1557 in
Venedig) war ein venezianischer Mathematiker der Renaissance, der für seine
Beiträge zur Lösung der kubischen Gleichung bekannt ist. } entdeckt; laut
Cardano sogar noch früher durch Scipione del
Ferro\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Scipione_del_Ferro}{Scipione
del Ferro} (* 6. Februar 1465 in Bologna; † 5. November 1526 ebenda) war ein
italienischer Mathematiker. Seit 1496 war er Professor für Arithmetik und
Geometrie an der Universität von Bologna. }.
\begin{bsp}
Es seien $a$, $b$ und $c$ komplexe Zahlen. Gesucht sind komplexe Lösungen der
Gleichung
\begin{equation}\label{eq_loesung_3_Grades}
x³+ax²+bx+c=0.
\end{equation}
Diese Gleichung lässt sich wie folgt lösen. Man setze
\begin{align*}
h& := -\frac{1}{2}c+\frac{1}{6}a· b-\frac{1}{27}\\
w_1& := \sqrt{-3(a²b²-4a³c-4b³+18abc-27c²)}\\
w_2& := \sqrt[3]{h+\frac{1}{18}w_1}\\
w_3& := \sqrt[3]{h-\frac{1}{18}w_1},
\end{align*}
wobei die Wurzeln so zu wählen sind, dass
\[
w_2·w_3 = \frac{1}{8}·a²·\frac{1}{3}·b
\]
ist. Dann ist $x = \frac{1}{3}·a+w_2-w_3$ eine Lösung von
\eqref{eq_loesung_3_Grades}.
\end{bsp}
Für Polynome vom Grad 5 wurde keine solche Formel gefunden. Das wirft Fragen
auf. Waren die italienischen Mathematiker der Renaissance zu dumm? Gibt es eine
solche Formel überhaupt? Die Frage war etliche Jahrhunderte offen. Tatsächlich
ist die Frage ein wenig mit dem Konstruktionsproblem verwandt und durch die
Theorie der Körpererweiterungen beantwortbar. Wir präzisieren die Fragestellung
hier nur.
\begin{defn}[Radikalerweiterung]\label{def:radikal}
Eine Körpererweiterung $L/K$ heißt
Radikalerweiterung\index{Radikalerweiterung} von $K$, wenn es Elemente
$a_1, …, a_n∈ L$ und $r_1, …, r_n ∈ $ gibt, sodass Folgendes gilt.
\begin{itemize}
\item Es ist $L = K(a_1, …, a_n)$.
\item Es ist $a_1^{r_1} ∈ K$, und für alle Indizes $1 < i ≤ n$ ist
$a_i^{r_i} ∈ K(a_1, …, a_{i-1})$.
\end{itemize}
\end{defn}
Erklärung: die Definition der Radikalerweiterung sagt also, dass $a_1$ die
$r_1$-te Wurzel eines Elements aus $K$, dass $a_2$ die $r_2$-te Wurzel eines
Elements aus $K(a_1)$, etc. Nach Korollar~\ref{kro:eord} können wir
schreiben
\begin{align*}
K(a_1) & = K+ K· a_1+K· a_1²+\dots+ K· a_1^{r_1-1}\\
K(a_1, a_2)&= K(a_1)+K(a_1)· a_2+ \dots + K(a_1)· a_2^{r_2-1}\\
&\:\:\: \vdots \\
K(a_1, …, a_n)&= K(a_1, …, a_{n-1})+K(a_1, …, a_{n-1})· a_n + \dots + K(a_1, …, a_{n-1})· a_n^{r_n-1}.
\end{align*}
Jedes Element von $L$ lässt sich also durch einen Ausdruck darstellen, in dem nur
(höhere) Wurzeln und Elemente aus $K$ vorkommen.
\begin{defn}[Gleichung ist durch Radikale auflösbar]\label{def:gidra}
Gegeben sei ein Körper $K$ und ein Polynom $f∈ K[x]$. Man sagt, die
Gleichung $f(x) = 0$ ist \emph{durch Radikale Auflösbar}\index{Auflösbarkeit
durch Radikale}, wenn es eine Radikalerweiterung $L/K$ gibt, in der $f$ eine
Nullstelle hat\footnote{Genauer: …, wenn es eine Radikalerweiterung $L/K$ gibt
und ein Element $a ∈ L$, sodass $f(a)=0$ ist.}.
\end{defn}
Bei der klassischen Frage nach den Lösungen von Polynomen interessiert uns unter
anderem ob ein Polynom
\begin{equation*}
f(x) = x^n+b_1·x^{n-1} + \dots + b_{n-1}·x + b_n ∈ [x]
\end{equation*}
über dem Körper $(b_1, …, b_n)$ eine Lösung durch Radikale hat,
das heißt, ob sich zumindest eine Nullstelle von $f$ durch Kombinationen von
rationalen Zahlen, den Koeffizienten $b_i$ und (höheren) Wurzeln ausdrücken
lässt -- falls nicht, braucht man auf eine Lösungsformel gar nicht zu hoffen.
%%% Local Variables:
%%% mode: latex
%%% TeX-master: "AlgebraZahlentheorie"
%%% End:

705
05.tex Normal file
View File

@ -0,0 +1,705 @@
% spell checker language
\selectlanguage{german}
\chapter{Teilbarkeit}
Für dieses Kapitel haben wir Ihnen Beispiele auf unserem
\href{https://sage.cplx.vm.uni-freiburg.de/share/}{Sage/CoCalc-Server}
bereitgestellt.
\section{Wohin geht die Reise…?}
In den letzten Vorlesungen ist hoffentlich klar geworden, dass der Begriff
``Minimalpolynom'' schrecklich wichtig ist. Wir haben aber noch nie darüber
gesprochen, wie man ein Minimalpolynom überhaupt findet.
\begin{problem}
Gegeben eine Körpererweiterung $L/K$, ein Element $a ∈ L$ und ein normiertes
Polynom $f∈ K[x]$ mit $f(a)=0$. Wie kann ich entscheiden, ob $f$ das
Minimalpolynom ist oder nicht.
\end{problem}
Um solche Probleme anzugehen, untersuchen wir Polynomdivision und
Teilbarkeitsfragen in (Polynom-)Ringen. Hier kommt ein erster Hinweis, in
welche Richtung die Argumentation geht.
\begin{beobachtung}
Sei $L/K$ eine Körpererweiterung, sei $a ∈ L$ ein Element, das algebraisch
über $K$ ist und sei $f∈ K[x]$ das Minimalpolynom von $a$. Wenn jetzt
$g(x) ∈ K[x]$ irgend ein anderes Polynom ist, dann haben wir in der Schule
gelernt, dass wir das Polynom $g$ mit Rest durch $f$ teilen können. Am Ende
schreibt man
\begin{equation*}
g(x) = q(x)·f(x)+ r(x)
\end{equation*}
wobei $q, r ∈ K[x]$ sind und $\deg r < \deg f$ ist. Angenommen $g$ hat $a$ als
Nullstelle. Dann gilt:
\begin{equation*}
0 = \underbrace{g(a)}_{=0}=\underbrace{q(a)· f(a)}_{=0}-r(a).
\end{equation*}
Also hat $r$ auch $a$ als Nullstelle. Weil $f$ aber das Minimalpolynom ist,
und $\deg r < \deg f$, ist muss wohl $r\equiv 0$ gelten. Als Konsequenz
lernen wir: Jedes Polynom, das $a$ als Nullstelle hat, ist ein Vielfaches des
Minimalpolynoms. Umgekehrt gilt auch: wenn ein Polynom $g$ gegeben ist, das
$a$ als Nullstelle hat, dann finden wir das Minimalpolynom unter den Teilern
von $g$.
\end{beobachtung}
\section{Polynome mit Koeffizienten in Ringen}
Wieder müssen wir erst etwas Sprache einführen, bevor wir echte Mathematik
machen können. Wir hatten in Definition~\vref{def:3-0-2} den ``Ring $K[x]$ der
Polynome mit Koeffizienten im Körper $K$'' eingeführt. Das geht auch mit Ringen
statt Körpern.
\begin{definition}[Polynomring]\label{def:3-0-2r}
Es sei $R$ ein kommutativer Ring. Dann bezeichne mit $R[x]$ den Ring der
Polynome mit Variable $x$ und Koeffizienten aus $R$.\index{Polynomring!mit
Koeffizienten aus Ring} Ebenso bezeichnen wir mit $R[x_1, …, x_n]$ den Ring
der Polynome mit Variablen $x_1, …, x_n$ und Koeffizienten aus $R$.
\end{definition}
\begin{bsp}
Betrachte den Ring $R = $. Dann ist $3·x²-5·x+17[x]$ und
$4+3xy+y⁷ ∈ [x,y]$.
\end{bsp}
\begin{beobachtung}
Es gelten einige offensichtliche Gleichheiten wie
\begin{align*}
R[x,y] &= R[y,x] \\
R[x,y] &= \bigl(R[x] \bigr)[y],
\end{align*}
die wir nicht formal beweisen werden.
\end{beobachtung}
Der Grad von Polynomen ist definiert wie üblich: Das Polynom
$3xy+y+4x ∈ [x,y] $ hat beispielsweise den Grad $2$. In Integritätsringen
verhält sich der Grad gut.
\begin{satz}\label{Satz_Polynom_Grad}
Sei $R$ ein kommutativer Integritätsring. Dann gilt für alle
Polynome\footnote{Das Nullpolynom hat per Definition den Grad $-$. Wir
verwenden die Konvention $-+ (-) = -$ und $-+ n = -$ für alle
$n ≥ 0$.} $p$ und $q ∈ R[x]$:
\begin{equation*}
\deg (p·q) = (\deg p)+(\deg q).
\end{equation*}
Insbesondere ist $R[x]$ wieder ein Integritätsring.
\end{satz}
\begin{proof}
Wir können ohne Beschränkung der Allgemeinheit annehmen, dass $p,q ≠ 0$. Sei
$n := \deg p$ und $m := \deg q$. Dann finden wir Elemente $r_$ und $s_$ aus
$R$ mit $r_n ≠ 0$ und $s_m≠ 0$, so dass wir schreiben können:
\begin{align*}
p(x) & = r_0 + r_1·x + \dots + r_n·x^n \\
q(x) & = s_0+ s_1· x + \dots + s_m· x^m
\end{align*}
Dann ist weiter
\begin{equation*}
p(x)·q(x) = r_0·s_0 + (r_1·s_0 + r_0·s_1)·x + \dots + r_ns_m·x^{n+m}.
\end{equation*}
Weil $R$ ein Integritätsring ist, ist $r_n·s_m ≠ 0$, und also ist
$\deg (p·q) =n+m$.
\end{proof}
\begin{kor}
Ist $R$ ein kommutativer Integritätsring und ist $n ∈ $, dann ist auch
$R[x_1, …, x_n]$ ein kommutativer Integritätsring. Für die Gruppe der
Einheiten gilt
\begin{equation*}
R[x_1, …, x_n]^* = R^*,
\end{equation*}
wobei wir die Ringelemente aus $R^* ⊆ R$ als konstante Polynome
auffassen.
\end{kor}
\begin{proof}
Die erste Aussage folgt mit Induktion aus Satz~\vref{Satz_Polynom_Grad}. Die
zweite Aussage folgt ebenfalls mit Induktion, sobald wir zeigen, dass
$R[x]^* = R^*$ ist. Sei also $p ∈ R[x]^*$. Das bedeutet per Definition: es
existiert ein Polynom $q$ mit $p·q = 1$. Dann folgt aber
\[
\deg p ≤ \deg p + \deg q = \deg (p·q) = \deg 1 = 0.
\]
Also ist $\deg p = 0$ und somit ist $p$ konstant.
\end{proof}
\begin{bsp}
Es ist $[x_1, x_2]^* = ± 1$.
\end{bsp}
\begin{bsp}
Sei $K$ ein Körper. Dann ist $K[x_1, …, x_n]^* = K^* = K\{0\}$.
\end{bsp}
\section{Teilbarkeit in Ringen}
In der (Grund-)schule haben wir den Begriff ``Teiler'' kennen gelernt. In
allgemeinen Ringen geht das nicht anders.
\begin{defn}[Teiler]
Es sei $R$ ein kommutativer Ring und es sei $r$, $s ∈ R$. Man nennt $r$ einen
\emph{Teiler von $s$}\index{Teiler}, wenn es $q ∈ R$ gibt, so dass $r·q = s$
ist. Wir schreiben dann $r|s$.
\end{defn}
\begin{bsp}
Es gilt $2|16$ in $$. Es gilt $(x-1)|(-1)$ in $[x]$.
\end{bsp}
\begin{prop}[Offensichtliche Rechenregeln für Teiler]\label{Satz_Rechenregeln_Teiler}
Es sei $R$ ein kommutativer Ring und $r$, $s$, $t$, $s_1$, $s_2$, $u$ und $v$
seien Elemente. Dann gilt Folgendes.
\begin{itemize}
\item Es gilt $r|r$.
\item Aus $r|s$ und $s|t$ folgt $r|t$.
\item Aus $r|s_1$ und $r|s_2$ folgt $r|(s_1+s_2)$.
\item Aus $r|s_1$ und $r|(s_1+s_2)$ folgt $r|s_2$.
\item Aus $r|s$ und $u|v$ folgt $(r·u)|(s·v)$.
\end{itemize}
\end{prop}
\begin{proof}
Keine Lust. Folgt alles direkt aus der Definition.
\end{proof}
Wenn wir in der Schule Teilbarkeitsüberlegungen in $$ angestellt hatten, war
das Vorzeichnen meist nicht wichtig. Die folgende Definition formalisiert in
bombastischer Sprache die Phrase ``unterscheidet sich nur um ein Vorzeichnen''.
\begin{satzdef}[Zueinander assoziierte Elemente]
Es sei $R$ ein kommutativer Integritätsring und es seien $r$, $s$ zwei
Elemente von $R$. Dann sind folgende Aussagen äquivalent.
\begin{enumerate}
\item\label{Satz_assoziiert_1} Es gilt gleichzeitig $r|s$ und $s|r$.
\item\label{Satz_assoziiert_2} Es existiert ein Element $ε ∈ R^*$, so dass
$ε·r=s$ ist.
\end{enumerate}
Sind die Bedingungen erfüllt, nennt man $r$ und $s$ \emph{zueinander
assoziiert}\index{assoziierte Ringelemente} und schreibt $r \sim s$.
\end{satzdef}
\begin{proof}
Wir beweisen die Richtung
\ref{Satz_assoziiert_2}$$\ref{Satz_assoziiert_1}. Wegen
$ε· r = s$ gilt $r|s$. Multiplikation mit $ε^{-1}$
liefert $r = ε^{-1}·s$, also gilt $s|r$. Wir beweisen als nächstes
die Richtung \ref{Satz_assoziiert_1}$$\ref{Satz_assoziiert_2}.
Nach Annahme existieren $u,v∈ R$ mit
\begin{equation*}
u· r=s \quad\text{und}\quad v· s=r.
\end{equation*}
Also ist
\begin{equation*}
v·(u· r) = v·s \:\: v· u· r= r \:\: (v· u-1)·r = 0,
\end{equation*}
und weil $R$ ein Integritätsring ist, folgt $v· u =1$, also sind $v$ und
$u$ Einheiten in $R$.
\end{proof}
Wie in $$ gibt es in beliebigen Integritätsringen echte und nicht-echte
Teiler.
\begin{definition}[Echte Teiler, irreduzible Elemente]
Es sei $R$ ein kommutativer Integritätsring und $r$, $s ∈ R$ seien zwei
Elemente. Dann ist $r$ ein \emph{echter Teiler von $s$}\index{echter
Teiler}\index{Teiler!echter}, wenn alle der folgenden Bedingungen gelten
\begin{itemize}
\item Es gilt $r|s$.
\item Das Element $r$ ist keine Einheit im Ring $R$.
\item Die Elemente $r$ und $s$ sind nicht zueinander assoziiert.
\end{itemize}
Ein Element $r$ aus einem Integritätsring heißt
\emph{irreduzibel}\index{irreduzible Ringelemente}, wenn $r$ nicht Null ist,
keine Einheit ist und keine echten Teiler hat.
\end{definition}
\begin{notation}
Wenn $r$ ein echter Teiler von $s$ ist, schreibt man $r||s$.
\end{notation}
\begin{bsp}[Irreduzible Elemente von $$]\label{bsp:iZ}
Die irreduziblen Elemente von $$ sind die Elemente der Form $± p$, wobei
$p$ eine Primzahl ist.
\end{bsp}
\begin{warnung}
Beispiel~\ref{bsp:iZ} ist ein bisschen gefährlich. Wir werden später für
beliebige Ringe Ringe auch noch einen Begriff von ``Primelement'' definieren.
\end{warnung}
\section{Zerlegbarkeit von Elementen}
In der Schule wurde die Primfaktorzerlegung von ganzen Zahlen hoffentlich
ausführlich diskutiert: jede ganze Zahl $m ∈ $ lässt sich als Produkt von
irreduziblen Elementen (=so genannte ``Primzahlen'') schreiben,
\begin{equation*}
m= (± p_1)·(± p_2)⋯(± p_n),
\end{equation*}
wobei das Produkt bis auf die Reihenfolge der Faktoren und die Vorzeichen
eindeutig festgelegt ist. So etwas hätten wir gern auch für beliebige Ringe!
\begin{warning}\label{war:nufd}
Zu früh gefreut. Geht nicht. Ich behaupte, dass die folgende Menge von
komplexen Zahlen,
\[
R := \{ a+b·\sqrt{5}i ∈ \:|\: a,b ∈ \}.
\]
einen Unterring des Körpers $$ bildet; dieser wird in der Literatur oft mit
$[\sqrt{-5}]$ bezeichnet. Ich behaupte auch, dass die Elemente
\[
3, \quad 2+\sqrt{5}i \quad\text{und}\quad 2-\sqrt{5}i
\]
irreduzibel und paarweise nicht zueinander assoziiert sind. Es gilt aber
schrecklicherweise
\[
3· 3 = 9 = (2+\sqrt{5}i)·(2-\sqrt{5}i).
\]
Das Element 9 aus $R$ hat also zwei sehr unterschiedliche Darstellungen als
Produkt von irreduziblen Elementen.
\end{warning}
\subsection{Existenz von Zerlegungen}
\sideremark{Vorlesung 5}Wir kümmern uns zuerst um die Frage, wann es überhaupt
eine Zerlegung in irreduzible Elemente gibt. Dazu sind folgende Definitionen
relevant.
\begin{defn}[Teilerkette für Elemente]\label{def:TK}
Es sei $R$ ein kommutativer Ring. Eine \emph{Teilerkette}\index{Teilerkette}
in $R$ ist eine Folge von Elementen $(r_n)_{n∈}$ aus $R$, so dass für alle
$n ∈ $ gilt: $r_{n+1}|r_n$.
\end{defn}
\begin{defn}[Teilerkettensatz für Elemente]\label{def:TKSE}
Es sei $R$ ein kommutativer Ring. Man sagt \emph{in $R$ gilt der
Teilerkettensatz für Elemente}\index{Teilerkettensatz!für Elemente}, wenn
für jede Teilerkette $(r_n)_{n ∈ }$ ein $n_0∈ℕ$ existiert, so dass für alle
$k ≥ n_0$ gilt: die Elemente $r_{k+1}$ und $r_k$ sind assoziiert.
\end{defn}
\begin{rem}
Die Forderung ``für alle $k ≥ n_0$ gilt $r_{k+1} \sim r_k$ sind
assoziiert'' lässt sich auch so ausdrücken: es gibt nur endlich viele
$n ∈ $, so dass $r_{n+1}$ ein echter Teiler von $r_n$ ist.
\end{rem}
\begin{bsp}
In $$ gilt der Teilerkettensatz, denn wenn $r_n$ eine Teilerkette ist, dann
gilt $|r_1| ≥ |r_2| ≥ ⋯$ und wenn $r_{n+1}$ ein echter Teiler von
$r_{n}$ ist, dann ist $|r_n| > |r_{n+1}|$.
\end{bsp}
\begin{bsp}
Analog zur Situation in $$ kann man im Polynomring $K[x]$ über einem Körper
$K$ schließen, dass der Teilerkettensatz gilt. Dazu betrachte man den Grad von
Polynomen anstelle des Betrages.
\end{bsp}
\begin{warnung}
In der Hausaufgabe werden wir sehen: es gibt Integritätsringe, in denen der
Teilerkettensatz nicht gilt.
\end{warnung}
Der folgende Satz ist wirklich klassisch, er geht auf
Euklid\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Euklid}{Euklid von
Alexandria} war ein griechischer Mathematiker, der wahrscheinlich im 3.\
Jahrhundert v.\ Chr.\ in Alexandria gelebt hat.} zurück. Der Beweis, den wir
hier vorstellen, ist genial-elegant-modern und von Emmy
Noether\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Emmy_Noether}{Amalie Emmy
Noether} (Emmy war der Rufname; geb. am 23. März 1882 in Erlangen; gest. am
14. April 1935 in Bryn Mawr, Pennsylvania) war eine deutsche Mathematikerin,
die grundlegende Beiträge zur abstrakten Algebra und zur theoretischen Physik
lieferte. Insbesondere hat Noether die Theorie der Ringe, Körper und Algebren
revolutioniert. Das nach ihr benannte Noether-Theorem gibt die Verbindung
zwischen Symmetrien von physikalischen Naturgesetzen und Erhaltungsgrößen
an.}. Die Beweismethode ist heute als ``Noethersche Induktion'' bekannt.
\begin{satz}\label{satz:tksgz}
Es sei $R$ ein kommutativer Ring in dem der Teilerkettensatz für Elemente
gilt. Weiter sei $r ∈ R$ ein Element, welches weder 0 noch eine Einheit ist.
Dann kann man $r$ als Produkt von endlich vielen irreduziblen Elementen
$p_i ∈ R$ schreiben.
\end{satz}
\begin{proof}
\video{5-1}
\end{proof}
\subsection{Eindeutigkeit von Zerlegungen}
Nach dem Kriterium für die Existenz einer Zerlegung kommen wir jetzt zur Frage
der Eindeutigkeit. Die Primfaktorzerlegung von ganzen Zahlen ist eindeutig bis
auf Vorzeichen (=Multiplikation mit Einheiten) und Reihenfolge. Zwei
Darstellungen, die sich nur in Reihenfolge und Einheiten unterscheiden, nenne
wir ``äquivalent''.
\begin{defn}[Äquivalente Zerlegungen]
Es sei $R$ ein kommutativer Integritätsring, es sei $r ∈ R$ ein Element und es
seien
\[
r = p_1 ⋯ p_n = q_1 ⋯ q_m
\]
zwei Darstellungen von $r$ als Produkt von irreduziblen Elementen. Die
Darstellungen heißen \emph{äquivalent}\index{äquivalente Darstellungen}, wenn
gilt $n = m$ und wenn es eine Permutation $σ ∈ S_n$ gibt, so dass für alle
Indizes gilt $p_i \sim q_{σ(i)}$.
\end{defn}
\begin{bsp}
Betrachte $R = $. Dann sind $6 = 2·3 = (-3)·(-2)$ zwei äquivalente
Darstellungen der Zahl $6$.
\end{bsp}
Wir wollen natürlich ein Kriterium dafür finden, dass für alle Elemente eines
Ringes je zwei Darstellungen äquivalent sind. Die folgende Definition ist dabei
wichtig.
\begin{definition}[Primelemente eines Ringes]
Es sei $R$ ein kommutativer Integritätsring. Ein Element $p ∈ R$ heißt
\emph{prim}\index{Primelement eines Ringes}, wenn $p$ keine Einheit ist,
$p \neq 0$ gilt und wenn für alle $a,b ∈ R$ mit $p|(a·b)$ schon folgt, dass
$p|a$ oder $p|b$ gilt.
\end{definition}
\begin{satz}[Regeln im Umgang mit Primelementen]
Es sei $R$ ein kommutativer Integritätsring und es sei $p ∈ R$. Dann gilt
Folgendes.
\begin{enumerate}
\item\label{Satz_Prim_1} $p$ ist prim $$ $p$ ist irreduzibel.
\item\label{Satz_Prim_2} $p$ ist prim und $p \sim s$ $$ $s$ ist prim.
\item\label{Satz_Prim_3} $p$ und $q$ sind prim und $p|q$ $$
$p \sim q$.
\item\label{Satz_Prim_4} $p$ ist prim und $p|(a_1 ⋯ a_n)$
$$ Es existiert ein $i$ mit $p|a_i$.
\end{enumerate}
\end{satz}
\begin{proof}
Die meisten Punkte sind klar, es ist nur \ref{Satz_Prim_1} zu zeigen. Sei $p$
also prim. Aus $p = a· b$ folgt dann $p|a$ oder $p|b$, also $p \sim a$
oder $p \sim b$, das heißt $p$ ist irreduzibel.
\end{proof}
\begin{bsp}[Primzahlen]\label{satz:Zpirr}
In $$ ist ein Element genau dann prim, wenn es irreduzibel ist. Also: die
Menge der Primelemente sind genau die Primzahlen. Der Beweis ist erstaunlich
kompliziert. Wir argumentieren mit Widerspruch und nehmen an, nicht jedes
irreduzible Element in $$ sei prim. Die irreduziblen Elemente in $$ sind
aber gerade $±$ Primzahl. Also nehmen wir an, dass es eine kleinste
(positive) Primzahl $p ∈ $ mit der Eigenschaft gibt, dass es zwei Zahlen
$a,b ∈ $ gibt mit $p|(a· b)$ und $p \nmid a$ und $p \nmid
b$. Division mit Rest liefert:
\begin{align*}
a &= q_1· p+a_1, & 1&<a_1<p,\\
b &= q_2· p+b_1, & 1&<b_1<p.
\end{align*}
Dann gilt $p \nmid a_1$ und $p \nmid b_1$, aber
\begin{equation*}
a· b = p(q_1· q_2· p+ q_1· b_1+ q_2· a_1)+a_1· b_1,
\end{equation*}
also $p|(a_1· b_1)$. Betrachte jetzt die kleinste natürliche Zahl, die als
Produkt $a· b$ geschrieben werden kann mit $p|(a· b)$ aber $p \nmid a$
und $p \nmid b$. Nach der Untersuchung oben gilt: $1<a<p$ und $1<b<p$ also
$1 < a· b < p²$. Sei $h=\frac{a· b}{p}∈ℤ$, also
$p· h = a· b$. Dann gilt $1<h$, weil $p$ irreduzibel ist und $h<p$,
weil $a· b <p²$. Sei nun $p^\prime$ ein positiver irreduzibler Faktor von
$h$ (möglicherweise sogar $h$ selbst, wenn $h$ irreduzibel ist). Dann gilt
natürlich auch $p^\prime< p$. Nach Wahl von $p$ (kleinste Zahl, die
irreduzibel ist und nicht prim) ist $p^\prime$ prim. Da $p^\prime|h$,
$h|(a· b)$ folgt $p^\prime|(a· b)$ und daraus folgt $p^\prime|a$ oder
$p^\prime|b$.
Ohne Einschränkung nehmen wir an, dass $p^\prime|a$ gilt. Dann ist
$a=p^\prime· a^\prime$ und $h=p^\prime· h^\prime$ und somit
\begin{equation*}
p^\prime· h^\prime· p=p^\prime· a^\prime· b\quad\quad h^\prime· p= a^\prime· b
\end{equation*}
Weil $a^\prime· b< a· b$ ist, folgt $p|a^\prime$ oder $p|b$ nach Wahl
von $a· b$. Es folgt $p|a$ oder $p|b$, Widerspruch!
\end{bsp}
\begin{bsp}
In dem Ring $R = [\sqrt{-5}]$ ist nicht jedes irreduzible
Element prim. Das Element $2+\sqrt{-5}$ ist irreduzibel, teilt $3· 3$,
aber nicht $3$. Also ist $2+\sqrt{-5}$ nicht prim. Wir werden später sehen,
dass dies exakt der Grund ist, warum die Zerlegung in irreduzible Elemente
nicht eindeutig ist
\end{bsp}
\begin{satz}[Zentraler Satz über die (eindeutige) Existenz von Zerlegungen]\label{Satz_Zerlegung}
Sei $R$ ein kommutativer Integritätsring. Dann sind die folgenden Aussagen
äquivalent.
\begin{enumerate}
\item\label{Satz_Zerlegungen_1} Jedes Element $r∈ R$ mit $r≠ 0$ und
$r\not ∈ R^*$ hat eine Darstellung als Produkt von endlich vielen
irreduziblen Elementen von $R$ \emph{und} je zwei Darstellungen von $r$ sind
äquivalent.
\item\label{Satz_Zerlegungen_2} In $R$ gilt der Teilerkettensatz für Elemente
und jedes irreduzible Element von $R$ ist prim.
\end{enumerate}
\end{satz}
\begin{proof}
---
\begin{itemize}
\item Richtung \ref{Satz_Zerlegungen_1}$$\ref{Satz_Zerlegungen_2}:
\video{5-2}
\item Richtung \ref{Satz_Zerlegungen_2}$$\ref{Satz_Zerlegungen_1}:
\video{5-3} \qedhere
\end{itemize}
\end{proof}
\begin{definition}[Faktorieller Ring]
Ein kommutativer Integritätsring heißt \emph{faktoriell}\index{faktoriell},
wenn er die Bedingungen von Satz~\ref{Satz_Zerlegung} erfüllt.
\end{definition}
\begin{rem}
In der Literatur findet man statt ``faktoriell'' manchmal auch die Adjektive
\emph{ZPE}\index{ZPE} (= \textbf{Z}erlegung in \textbf{P}rimelemente ist
\textbf{E}indeutig) oder \emph{UFD}\index{UFD} (= \textbf{U}nique
\textbf{F}actorization \textbf{D}omain).
\end{rem}
\begin{bsp}
Der Ring $$ ist faktoriell, denn wir haben gezeigt, dass jedes irreduzible
Element prim ist.
\end{bsp}
\begin{bsp}
Körper sind trivialerweise faktoriell, denn $K \{0\} = K^*$.
\end{bsp}
Weitere Beispiele lassen sich mit dem folgenden Satz finden.
\begin{satz}[Satz von Gauß\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Friedrich_Gauss}{Johann Carl Friedrich Gauß} (* 30. April 1777 in Braunschweig; † 23. Februar 1855 in Göttingen) war ein deutscher Mathematiker, Statistiker, Astronom, Geodät und Physiker.}]\label{Satz_Satz_von_Gauss}
Es sei $R$ ein faktorieller Ring. Dann ist auch der Polynomring
$R[x_1, …, x_n]$ faktoriell.
\end{satz}
\begin{bsp}
Die Ringe $[x_1, …, x_n]$ oder $[x_1, …, x_n]$ sind faktoriell.
\end{bsp}
Der Beweis des Satzes von Gauß verwendet folgendes Lemma.\sideremark{Vorlesung
6}
\begin{lem}\label{Lemma_Hilfslemma}
Es sei $R$ ein kommutativer Integritätsring. Ist $p ∈ R$ ein Primelement,
dann ist $p$ auch im Polynomring $R[x]$ prim.
\end{lem}
\begin{proof}
\video{6-1}
\end{proof}
\begin{proof}[Beweis von Satz~\ref{Satz_Satz_von_Gauss}]
\video{6-2}
\end{proof}
\section{Primfaktorzerlegung}
Wenn $R$ ein faktorieller Ring ist, dann haben wir schon gesehen, dass ich jedes
Element auf ``nahezu eindeutige Weise'' als Produkt von Primelementen schreiben
kann. So ist die Zahl $6$ als $6 = 3·2$ oder $6 = (-3)·(-2)$
darstellbar. Natürlich würde aber niemand freiwillig negative Zahlen verwenden,
denn wir finden positive Zahlen wesentlich angenehmer als negative. Eine
derartige Konvention kann man auch in beliebigen Ringen verwenden.
Gegeben ein Ring $R$, dann ist die Relation ``äquivalent'' eine
Äquivalenzrelation auf der Menge der Primelemente und zerlegt diese Menge
deshalb in Äquivalenzklassen. Um die Produktdarstellung noch etwas einfacher zu
machen, müssen wir aus jeder Äquivalenzklasse einen Vertreter auswählen. Dann
sind wir in der folgenden Situation.
\begin{situation}\label{sit:5-5-1}
Es sei $R$ ein faktorieller Ring und $(p_i)_{i ∈ I}$ sei ein
Repräsentantensystem von zueinander assoziierten Primelementen (das bedeutet:
für jedes Primelement $p ∈ R$ gibt es genau einen Index $i$, so dass
$p \sim p_i$ ist).
\end{situation}
Ein ``Repräsentantensystem von zueinander assoziierten Primelementen'' existiert
wegen des Auswahlaxioms natürlich immer, aber manchmal gibt es besonders
einleuchtende Wahlen.
\begin{bsp}
Es sei $R = $ und $(p_i)_{i ∈ }$ die Menge der \emph{positiven} Primzahlen.
\end{bsp}
\begin{bsp}
Es sei $K$ ein Körper, es sei $R = K[x]$ und es seien $(p_i)_{i ∈ I}$ die
Menge der \emph{normierten} irreduziblen Polynome.
\end{bsp}
\begin{satzdef}[Primfaktorzerlegung]\label{Satz_Primfaktorzerlegung}
In Situation~\ref{sit:5-5-1} besitzt jedes Element $r∈ R \{0\}$ eine (bis auf
Reihenfolge) eindeutige Faktorisierung
\begin{equation*}
r = ε·\prod_{i∈I} (p_i)^{ν_i}
\end{equation*}
wobei $ε ∈ R^*$ und $ν_i ∈ $ sind; außerdem sind alle bis auf endlich viele
Exponenten gleich $0$. Dies Darstellung heißt \emph{normierte
Primfaktorzerlegung}\index{normierte
Primfaktorzerlegung}\index{Primfaktorzerlegung!normiert} von $r$ zum
Repräsentantensystem $(p_i)_{i ∈ I}$.
\end{satzdef}
\begin{proof}
Hier ist nicht viel zu beweisen. Ist $r ∈ R^*$, so wähle $ε = r$ und setzt
$ν_i = 0$ für alle $i$. Ansonsten zerlege $r$ in irreduzible Faktoren,
$r = p'_{i_1}⋯p'_{i_n}$. Jeder Faktor $p'_{i_j}$ ist zu einem der $p_{i_j}$
assoziiert, also gib es $ε_j ∈ R^*$, so dass $p'_{i_j} = ε_j·p_{i_j}$ ist.
Setze $ε = \prod_{j=1}^n ε_j$ und fasse die Faktoren $p_$, die mehrfach
auftauchen, zusammen. Die Eindeutigkeit ist klar.
\end{proof}
An einer normierten Primfaktorzerlegung kann man Teilbarkeitseigenschaften
sofort ablesen.
\begin{beobachtung}
In Situation~\ref{sit:5-5-1} seien
\[
r = ε_\prod (p_i)^{ν_i} \quad\text{und}\quad
s = ε_\prod (p_i)^{μ_i}
\]
zwei Elemente zusammen mit ihren normierten Darstellungen. Dann gilt
Folgendes.
\begin{itemize}
\item Es ist $r|s$ genau dann, wenn für alle $i∈I$ die Ungleichung $ν_i ≤ μ_i$
gilt.
\item Es ist $r || s$ genau dann, wenn für alle $i∈I$ die Ungleichung
$ν_i ≤ μ_i$ gilt und wenn zusätzlich ein $j∈I$ existiert, so dass
$ν_j < μ_j$ ist.
\item Es ist $r \sim s$ genau dann, wenn für alle $i∈I$ gilt, dass $ν_i = μ_i$
ist.
\end{itemize}
\end{beobachtung}
\section{ggT und kgV}
Je nach Geburtsjahrgang haben Sie in Kindergarten, Vorschule, Grundschule,
Gymnasium oder Studium den Begriff ``größter gemeinsamer Teiler'' und
``kleinstes gemeinsames Vielfaches'' kennen gelernt. Auch diese Begriffe
übertragen sich ohne weiteres auf Ringe.
\begin{defn}[Größter gemeinsamer Teiler]
Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit 1 und es seien $r,s∈ R$ zwei Elemente.
Ein Element $g ∈ R$ heißt \emph{größter gemeinsamer Teiler\index{größter
gemeinsamer Teiler} von $r$ und $s$} wenn Folgendes gilt.
\begin{itemize}
\item Es ist $g|r$ und $g|s$.
\item Für alle $t ∈ R$ gilt: $t|r$ und $t|s$ impliziert $t|g$.
\end{itemize}
Man schreibt in dieser Situation oft $g = \ggT(r,s)$\index{ggT}.
\end{defn}
\begin{defn}[Kleinstes gemeinsames Vielfaches]
Sei $R$ ein kommutativer Ring mit 1 und es seien $r,s∈ R$ zwei Elemente. Ein
Element $v ∈ R$ heißt \emph{kleines gemeinsames Vielfaches}\index{kleinstes
gemeinsames Vielfaches} von $r$ und $s$ wenn Folgendes gilt.
\begin{itemize}
\item Es ist $r|v$ und $s|v$.
\item Für alle $t ∈ R$ gilt:, $r|t$ und $s|t$ impliziert $v|t$.
\end{itemize}
Man schreibt in dieser Situation oft $v = \kgV(r,s)$\index{kgV}.
\end{defn}
\begin{definition}[Teilerfremde Elemente]
Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit 1. Zwei Elemente $r,s ∈ R$ heißen
\emph{teilerfremd}\index{teilerfremd}, wenn der $1 = \ggT(r, s))$ ist.
\end{definition}
\begin{warnung}
Obwohl man oft von ``dem größten gemeinsamen Teiler'' spricht, ist der größte
gemeinsame Teiler nicht eindeutig! Wenn $g$ ein größter gemeinsame Teiler ist
und $ε ∈ R^*$, dann ist auch $ε·g$ ein größter
gemeinsame Teiler! Mit unserer Definition ist sowohl $3 = \ggT(6,9)$ als auch
$-3 = \ggT(6,9)$. Dito für $\kgV$.
\end{warnung}
\begin{warnung}
In den Übungen werden wir sehen, dass größte gemeinsame Teiler in beliebigen
Ringen im Allgemeinen nicht existieren!
\end{warnung}
In faktoriellen Ringen müssen wir uns über die Existenz von $\ggT$ und $\kgV$
keine Gedanken machen.
\begin{satz}
Ist $R$ ein faktorieller Ring, dann existiert zu jedem Paar
$r,s ∈ R \{0\}$ ein größter gemeinsamer Teiler und ein kleinstes
gemeinsames Vielfaches.
\end{satz}
\begin{proof}
Wähle ein Repräsentantensystem $(p_i)_{i ∈ I}$ von zueinander assoziierten
Primelementen wie in Situation~\ref{sit:5-5-1}. Schreibe
\[
r = ε_\prod (p_i)^{ν_i} \quad\text{und}\quad s = ε_\prod (p_i)^{μ_i}.
\]
Dann ist
\begin{equation*}
\ggT(r,s) = \prod (p_i)^{\min(ν_i,μ_i)} \quad\text{und}\quad
\kgV(r,s) = \prod (p_i)^{\max(ν_i,μ_i)}. \qedhere
\end{equation*}
\end{proof}
\subsection{Der Euklidische Algorithmus}
Die Primfaktorzerlegung eines Elementes in einem faktoriellen Ring zu bestimmen,
ist fast immer sehr schwer. In manchen Ringen kann man aber das kgV bestimmen
ohne die Primfaktorzerlegung explizit zu kennen.
\begin{bsp}\label{bsp:5-6-7}
Sei $K$ ein Körper. Dann kann man im Ring $K[x]$ den \emph{Euklidischen
Algorithmus\index{Euklidischer Algorithmus}} verwenden. Seien also
$f,g∈ K[x]$ gegeben. Dann betrachte die Kette von Gleichungen, die man durch
Division mit Rest bekommt
\begin{align}
f(x)&= q_1(x)· g(x)+r_1(x)&&\text{mit }\deg r_1 < \deg g\label{eq:Euklid_1}\\
g(x)&= q_2(x)· r_1(x)+r_2(x)&&\text{mit }\deg r_2 < \deg r_1\label{eq:Euklid_2}\\
&\qquad\vdots&&\qquad\vdots\nonumber\\
r_{n-2}(x)&=q_n(x)· r_{n-1}(x)+r_n(x)&&\text{mit } \deg r_{n} < \deg r_{n-1}\label{eq:Euklid_3}\\
\intertext{und zuletzt}
r_{n-1}(x)&= q_{n+1}(x)· r_n(x)\label{eq:Euklid_4}
\end{align}
denn da die Grade immer kleiner werden, muss die Division irgendwann aufgehen.
\end{bsp}
\begin{satz}
In Beispiel~\ref{bsp:5-6-7} ist $r_n = \ggT(f, g)$.
\end{satz}
\begin{proof}
Sei $t(x)∈ K[x]$ ein Teiler von $f(x)$ und $g(x)$. Dann folgt aus
\eqref{eq:Euklid_1}: $t|r_1$. Aus \eqref{eq:Euklid_2} folgt $t|r_2$ und so
weiter bis schließlich $t|r_n$. Umgekehrt folgt aus \eqref{eq:Euklid_4}
$r_n|r_{n-1}$. Aus \eqref{eq:Euklid_3} folgt $r_n|r_{n-2}$ und so weiter.
Schließlich folgt $r_n|g$ und $r_n|f$.
\end{proof}
Ein analoges Verfahren kennen Sie aus der Schule für $$. Für $R = [x]$
lässt sich so ein Verfahren aber beispielsweise nicht anwenden!
%%% Local Variables:
%%% mode: latex
%%% TeX-master: "AlgebraZahlentheorie"
%%% End:

184
06.tex Normal file
View File

@ -0,0 +1,184 @@
% spell checker language
\selectlanguage{german}
\chapter{Der Quotientenkörper eines Integritätsringes}
\section{Worum geht es?}
\sideremark{Vorlesung 7}Das Ziel ist immer noch, Körpererweiterungen zu
verstehen. Wir haben gesehen, dass algebraische Elemente und Minimalpolynome
dabei eine wichtige Rolle spielen, können aber immer noch nicht entscheiden, ob
ein gegebenes Polynom nun tatsächlich ein Minimalpolynom ist oder nicht! Wir
wissen, dass Minimalpolynome irreduzibel sein müssen (sonst wäre einer echten
Teiler ja ein Polynom von kleinerem Grad mit der gesuchten Nullstelle), aber wir
wissen auch nicht, wie man entscheiden kann, ob ein Polynom irreduzibel ist.
Wie wir später noch genauer sehen werden, kann man Irreduzibilität im Ring
$[x]$ recht gut entscheiden --- wir sind aber meistens am Ring $[x]$
interessiert, nicht an $[x]$. Die beiden Ringe hängen aber eng zusammen! In
diesem vorbereitenden Kapitel klären wir erst einmal den Zusammenhang zwischen
$$ und $$, oder allgemeiner, zwischen einem Integritätsring und seinem
Quotientenkörper.
\begin{frage}
Es sei $R$ ein Ring. Können wir einen Körper $K$ konstruieren, der $R$ als
Unterring enthält? Am besten so, dass $K$ möglichst klein ist.
\end{frage}
\begin{obs}
$R$ muss ein Integritätsring sein, sonst habe ich überhaupt keine Chance -- in
Körpern gibt es ja keine Nullteiler! Also fangen wir am besten mit einem
Integritätsring an.
\end{obs}
Die folgende Definition klärt ganz präzise, was wir mit einem ``möglichst
kleinen Körper, der $R$ enthält'' eigentlich genau meinen. Wenn Sie bei mir die
Vorlesung ``Lineare Algebra'' gehört haben, dann wird Ihnen die folgende
Definition sehr vertraut vorkommen. Falls nicht, ist jetzt die perfekte
Gelegenheit, alles über ``universelle Eigenschaften'' zu lernen.
\begin{definition}[Quotientenkörper]
Sei $R$ ein Integritätsring. Ein \emph{Quotientenkörper von
$R$}\index{Quotientenkörper} ist ein Körper $K$ zusammen mit einem
injektiven Ringhomomorphismus $ι : R → K$, sodass folgende universelle
Eigenschaft gilt: Ist $j : R → L$ ein weiterer injektiver Ringhomomorphismus
von $R$ in einem Körper $L$, dann existiert genau ein Ringhomomorphismus
$h:K→ L$, sodass $j=h◦ i$ ist. Mit anderen Worten, es existiert genau ein
Ringhomomorphismus, sodass das folgende Diagramm kommutiert,
\[
\begin{tikzcd}
R \ar[r, hook, "ι"] \ar[d, equals] & K \ar[d, "∃ ! h"] \\
R \ar[r, hook, "j"'] & L.
\end{tikzcd}
\]
\end{definition}
Wir merken gleich an, dass die Abbildung $h$ immer injektiv sein wird.
\begin{lem}\label{lem:inj}
Ein Homomorphismus $\varphi : K → S$ von einem Körper in einen Ring ist immer
Injektiv, oder die Nullabbildung.
\end{lem}
\begin{proof}
Angenommen $\varphi$ ist nicht injektiv, dann existiert ein $x∈ K \{0\}$ mit
$\varphi(x) =0$. Dann ist
\begin{equation*}
\varphi(1) = \varphi(x· x^{-1}) = \varphi(x)·\varphi(x^{-1}) = 0.
\end{equation*}
Also gilt für alle $y∈ K$, dass
\begin{equation*}
\varphi(y)= \varphi(1· y) = \varphi(1)·\varphi(y) = 0
\end{equation*}
und $\varphi$ ist die Nullabbildung.
\end{proof}
\section{Eindeutigkeit und Existenz}
Aus der universellen Eigenschaft folgt sofort die Eindeutigkeit des
Quotientenkörpers. Den folgenden Beweis sollten Sie genau verstehen!
\begin{satz}[Eindeutigkeit von Quotientenkörpern]\label{satz:edvq}
Es sei $R$ ein Integritätsring und es seien $ι_1 : R → K_1$, $ι_2 : R → K_2$
zwei Quotientenkörper. Dann gibt es genau einen Isomorphismus $h: K_1 → K_2$,
sodass das folgende Diagramm kommutiert,
\[
\begin{tikzcd}
R \ar[r, hook, "ι_1"] \ar[d, equals] & K_1 \ar[d, "∃ ! h\text{, isomorph}"] \\
R \ar[r, hook, "ι_2"'] & K_2.
\end{tikzcd}
\]
\end{satz}
\begin{proof}
\video{7-1}
\end{proof}
Der Witz ist, dass die Abbildung $h$ aus Satz~\ref{satz:edvq} eindeutig gegeben
ist. Die Aussage ``es existiert eine eindeutiger Morphismus'' ist eine viel
bessere Aussage als ``es existiert irgendein Morphismus (dessen Konstruktion
vielleicht von irgendwelchen Wahlen abhängt, die ich treffen muss)''. Das ist
super-wichtig! Man sagt, ``Quotientenkörper sind eindeutig bis auf kanonische
Isomorphie''.
\begin{notation}
Obwohl Quotientenkörper nur bis auf kanonische Isomorphie eindeutig sind,
spricht man oft von ``dem'' Quotientenkörper. Die Notation $Q(R)$ ist üblich.
\end{notation}
\begin{satz}[Existenz von Quotientenkörpern]
Es sei $R$ ein Integritätsring $R$. Dann existiert ein Quotientenkörper.
\end{satz}
\begin{proof}
\video{7-2}
\end{proof}
Wir hatten in der Einleitung davon gesprochen, dass der Quotientenkörper eines
Ringes $R$ der kleinste Körper sein soll, der $R$ enthält. Die folgende
Proposition macht diese Bemerkung präzise.
\begin{prop}
Sei $R$ ein Integritätsring. Dann ist $Q(R)$ in folgendem Sinne der kleinste
Körper, der $R$ enthält: Sei $L$ ein weiterer Körper, der $R$ enthält. Dann
existiert eine injektive Abbildung $Q(R)$ nach $L$, deren Einschränkung auf
$R$ die Identität ist.
\end{prop}
\begin{proof}
Universelle Eigenschaft und Lemma~\ref{lem:inj}.
\end{proof}
\section{Beispiele}
Sie kennen schon viele Beispiele für Quotientenkörper! Ich nenne hier nur
einige Beispiele und verzichte auf detaillierte Beweise; alle Behauptungen
folgen direkt aus der Definition.
\begin{bsp}
Ist $R = $, dann ist $Q(R) = $.
\end{bsp}
\begin{bsp}
Ist $K$ ein Körper, so ist $Q(K) = K$.
\end{bsp}
\begin{bsp}
Betrachte den Ring aus Warnung~\vref{war:nufd},
\[
R := [\sqrt{-5}] = \{ a+b· \sqrt{-5} \::\: a,b ∈ \}.
\]
Dann ist $Q(R)=(\sqrt{-5})$. Denn weil $R ⊂ $ ist, gibt es aufgrund der
universellen Eigenschaft eine Injektion $Q(R)$. Der Körper
$(\sqrt{-5})$ ist aber der kleinste Unterkörper von $$, der sowohl $$
als auch $\sqrt{-5}$ enthält.
\end{bsp}
\begin{bsp}
Es sei $K$ ein Körper, es sei $n ∈ $ eine Zahl und $R := K[x_1, …, x_n]$ sei
der Polynomring in $n$ Variablen. Dann ist $Q(R)$ der Körper der rationalen
Funktionen in $n$ Variablen. Die Elemente sind Brüche der Form
\[
\frac{f(x_1, …, x_n)}{g(x_1, …, x_n)}
\]
wobei $f,g ∈ K[x_1, …, x_n]$ und $g ≠ 0$ ist. Die Schreibweise
\[
K(x_1, …, x_n) := Q(R)
\]
ist üblich.
\end{bsp}
\begin{bsp}
Es sei $R$ ein faktorieller Ring und $(p_i)_{i ∈ I}$ ein vollständiges
Repräsentantensystem für die Klassen assoziierter Primelemente, wie in
Situation~\vref{sit:5-5-1}. Jedes Element $v∈ Q(R)$ lässt sich dann auf
eindeutige Weise schrieben als
\[
v = ε \prod_{i ∈ I}p_i^{ν_i}
\]
wobei $ε ∈ R^*$, $ν_i ∈ $ und fast alle der $ν_i = 0$ sind.
\end{bsp}
%%% Local Variables:
%%% mode: latex
%%% TeX-master: "AlgebraZahlentheorie"
%%% End:

266
07.tex Normal file
View File

@ -0,0 +1,266 @@
% spell checker language
\selectlanguage{german}
\chapter{Irreduzibilitätskriterien}
\sideremark{Vorlesung 8}Nach allen Vorbereitungen wollen wir jetzt die Frage
angehen, wie man entscheidet, ob ein gegebenes Polynom $f ∈ K[x]$ irreduzibel
ist.
\section{Das Irreduzibilitätskriterium von Gauß}
Für Polynome $f ∈ [x]$ werden wir die Frage nach der Irreduzibilität
vollständig beantworten. Wir erinnern uns daran, wie die Frage nach der
Konstruierbarkeit der ``Verdoppelung des Würfels'' mit der Frage zusammenhing,
ob das Polynom $-2[x]$ irreduzibel ist.
\begin{beobachtung}
Im Ring $[x]$ sind Teilbarkeitsfragen oft durch Teilbarkeitsbetrachtungen der
Koeffizienten entscheidbar. Das geht zum Beispiel so: seien
\begin{equation*}
f = r_0 + r_1·x + ⋯ + r_n·x^n
\quad\text{und}\quad
g = s_0 + s_1·x + ⋯ + s_m·x^m
\end{equation*}
Polynome aus $[x]$. Dann folgt aus $g|f$ zumindest, dass $s_0|r_0$ und
$s_m|r_n$ gilt. Wenn $r_0$ und $r_n$ wenige Teiler haben, grenzt dies die
Möglichkeiten für potenzielle Teilerpolynome $g$ schon einmal ein.
\end{beobachtung}
\begin{bsp}
Im Spezialfall, wo $f$ ein kubisches Polynom ist, und $g = s_0 + s_1·x$ ein
Linearfaktor sein soll, dann muss $s_0|r_0$ und $s_1|r_3$ gelten. Sei jetzt
noch spezieller $f =-2[x]$. Dann müsste jeder Linearfaktor aussehen
wie $±x±1$ oder $±x±2$. Tatsächlich ist aber keines dieser Polynome ein
Teiler von $f$, weil $±1$ oder $±2$ keine Nullstellen von $f$ sind. Also ist
$f =-2$ irreduzibel in $[x]$.
\end{bsp}
Das folgende Irreduzibilitätskriterium von Gauß\index{Irreduzibilitätskriterium
von Gauß} zeigt, dass $-2$ dann auch irreduzibel in $[x]$ ist!
\begin{satz}[Irreduzibilitätskriterium von Gauß]\label{satz:Irreduzibilitaetssatz_Gaus}
Es sei $R$ ein faktorieller Ring, es sei $K=Q(R)$ sein Quotientenkörper und es
sei ein Polynom $f ∈ R[x]$ von positivem Grad gegeben. Wenn $f$ in $R[x]$
irreduzibel ist, dann ist $f$ auch in $K[x]$ irreduzibel.
\end{satz}
Als Vorbereitung zum Beweis zeigen wir erst einmal das folgende Lemma. Das
Lemma zeigt auch, wie natürlich das Kriterium von Gauß ist.
\begin{lemma}\label{Lemma_zu_Irreduzibilitaetssatz}
Sei $R$ ein faktorieller Ring, es sei $K = Q(R)$ der Quotientenkörper und
$g ∈ K[x] \{0\}$ sei ein Polynom. Dann existiert ein $a∈ K \{0\}$, sodass
$a· g$ in $R[x]$ ist und sodass der $\ggT$ der Koeffizienten von $a· g$ gleich
$1$ ist.
\end{lemma}
\begin{bemerkung}
Wir hatten nur den $\ggT$ für zwei Elemente definiert, die Definition geht
genau so für mehr als zwei Elemente. Für Polynome
$a_0 + a_1·x ++ a_m·x^m ∈ R[x]$ ist die Bedingung $\ggT(a_0, …, a_m) = 1$
notwendig, aber nicht hinreichend für die Irreduzibilität.
\end{bemerkung}
\begin{proof}[Beweis von Lemma~\ref{Lemma_zu_Irreduzibilitaetssatz}]
\video{8-1}
\end{proof}
\begin{proof}[Beweis von Satz~\ref{satz:Irreduzibilitaetssatz_Gaus}]
\video{8-2}
\end{proof}
\subsection{Anwendung des Gauß-Kriteriums}
Das Kriterium von Gauß führt die Frage, ob ein gegebenes Polynom $f ∈ [x]$
irreduzibel ist, auf die Frage zurück, ob $a· f ∈ [x]$ irreduzibel ist, für
geeignetes $a ∈ \{0\}$. Die Irreduzibilität von $a· f ∈ [x]$ kann man aber
in endlich vielen Rechenschritten entscheiden ($$Klausur). Ein Verfahren soll
jetzt ganz kurz skizziert werden. Den folgenden Satz kennen Sie vielleicht aus
den Anfängervorlesungen.
\begin{erinnerung}[Lagrangesche Interpolationsformel\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph-Louis_Lagrange}{Joseph-Louis de Lagrange} (* 25. Januar 1736 in Turin als Giuseppe Lodovico Lagrangia; † 10. April 1813 in Paris) war ein italienischer Mathematiker und Astronom.}\index{Lagrangesche Interpolationsformel}]
Es sei $K$ ein Körper\footnote{Wir denken an $K = $.}, es sei $f(x) ∈ K[x]$
ein Polynom vom Grad $≤ n$ und es seien $a_1, …, a_{n+1}∈ K$ paarweise
verschiedene Elemente. Dann ist $f$ durch seine Werte $f(a_1), …, f(a_{n+1})$
eindeutig festgelegt. Genauer gilt:
\begin{equation*}
f(x) = \sum_{i=1}^{n+1}f(a_i)\prod_{\genfrac{}{}{0pt}{}{j=0}{j≠ i}}\frac{x-a_j}{a_i-a_j}.
\end{equation*}
\end{erinnerung}
\begin{proof}
Die rechte Seite der Gleichung ist ein Polynom $R(x)$ vom Grad $≤ n$, für das
gilt
\[
R(a_i) = f(a_i)·\prod_{\genfrac{}{}{0pt}{}{j=0}{j≠
i}}\frac{a_i-a_j}{a_i-a_j}=f(a_i).
\]
Dann ist $f-R$ ein Polynom vom Grad $≤ n$, das $n+1$ Nullstellen hat, also das
Nullpolynom.
\end{proof}
Sei jetzt also $f ∈ [x]$ ein Polynom vom Grad $n$. Wähle paarweise
verschiedene Zahlen $a_1, …, a_{n+1}$ und betrachte die Werte $f(a_i)$.
Falls es Polynom $g(x)[x]$ gibt, welches $f$ teilt, dann gilt für jeden
Index $i$ die Relation $g(a_i) | f(a_i)$. Weil das Polynom $g$ aber durch die
Werte $g(a_1), …, g(a_{n+1})$ aber eindeutig bestimmt ist, und jede der Zahlen
$f(a_i)$ endlich viele Teiler hat, gibt es insgesamt nur endlich viele Polynome,
die als Teiler infrage kommen. Es genügt also, zu überprüfen, ob es unter den
endlich vielen Kombinationen von Teilern $t_i$ von $f(a_i)$ solche gibt, für die
gilt:
\begin{enumerate}
\item Das Polynom
\[
g(x) = \sum_{i=1}^{n+1} t_\prod_{\genfrac{}{}{0pt}{}{j=0}{j≠ i}} \frac{x-a_j}{a_i-a_j}
\]
hat ganzzahlige Koeffizienten.
\item Es gilt $g|f ∈ [x]$.
\item Das Polynom $g$ ist ein echter Teiler, also $g ≠ ±1$ und $g ≠ ±f$.
\end{enumerate}
\begin{bemerkung}
Es ist zweckmäßig die Zahlen $a_i$ so zu wählen, dass $f(a_i)$ möglichst
wenige Teiler hat. Wenn man nur noch Teilern vom Grad $≤ m<n$ sucht, dann
braucht man die Formel lediglich auf $m+1$ Punkte anzuwenden. Das hilft oft
sehr.
\end{bemerkung}
\section{Das Eisenstein-Kriterium}
\sideremark{Vorlesung 9}Mit der Langrangeschen Interpolationsformel kann ich die
Frage nach der Irreduzibilität zwar beantworten, allerdings sind die nötigen
Rechnungen ziemlich aufwändig (besonders bei Zeitdruck in einer Klausur!). Das
folgende Kriterium von Theodor
Schönemann\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Sch\%C3\%B6nemann}{Theodor
Schönemann} (* 4. April 1812 in Driesen, Friedebergischer Kreis; †
16. Januar 1868 in Brandenburg an der Havel) war ein deutscher Mathematiker.},
das in der Literatur durchgehend falsch mit ``Eisenstein-Kriterium''
bezeichnet\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Gotthold_Eisenstein}{Ferdinand
Gotthold Max Eisenstein} (* 16. April 1823 in Berlin; † 11. Oktober 1852
ebenda) war ein deutscher Mathematiker, der hauptsächlich in der Zahlentheorie
und über elliptische Funktionen arbeitete.} wird, ist oft viel schneller. Es
ist so wichtig, dass es dazu sogar
\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Eisensteinkriterium}{eine eigene Seite auf
Wikipedia} gibt\index{Eisenstein-Kriterium}.
\begin{satz}[Eisenstein Kriterium]\label{Satz_Eisenstein_Kriterium}
Es sei $R$ ein faktorieller Ring und es sei
\begin{equation*}
f = a_0+a_1· x + \dots +a_n· x^n∈ R[x]
\end{equation*}
ein Polynom vom Grad $n>0$. Weiter sei $\ggT(a_0, …, a_n)=1$. Wenn es ein
Primelement $p ∈ R$ gibt mit $p|a_0$, $p|a_1$, …, $p|a_{n-1}$ und
$\nmid a_0$, dann ist $f$ irreduzibel in $R[x]$.
\end{satz}
\begin{proof}
\video{9-1}
\end{proof}
\begin{notation}
Ein Polynom, das die Bedingung von Satz~\ref{Satz_Eisenstein_Kriterium}
erfüllt, nennt man \emph{Eisenstein-Polynom}\index{Eisenstein-Polynom}.
\end{notation}
\begin{bsp}
Das Polynom $x^n-r ∈ [x]$ ist irreduzibel, wenn $r$ durch eine Primzahl
$p$, aber nicht durch $$ teilbar ist.
\end{bsp}
\begin{bsp}
Das Polynom $x^n-p ∈ [x]$ ist für jede Primzahl $p$ irreduzibel, und
deshalb Minimalpolynom von $\sqrt[n]{p}$ als Element der Körpererweiterung
$/$.
\end{bsp}
\begin{bsp}
Ein Polynom in mehreren Variablen der Gestalt
\begin{equation*}
x_1^m+g(x_2, …, x_n) ∈ R[x_1, …, x_n]
\end{equation*}
über einem faktoriellen Ring $R$ ist sicher dann irreduzibel, wenn $g(x_2, …, x_n) ∈ R[x_2, …, x_n]$
irreduzibel ist.
\end{bsp}
\subsection{Hilfe bei der Anwendung des Eisenstein-Kriteriums}
Das Eisenstein-Kriterium lässt manchmal auch in solchen Situationen anwenden, in
denen kein Eisenstein-Polynom vorliegt. Hin und wieder ist es nämlich möglich,
einen Ringmorphismus zu betrachten und folgendes Lemma anzuwenden.
\begin{lem}
Es sei $R$ ein faktorieller Ring, es sei $S$ ein Integritätsring und es sei
$\varphi : R[x] → S$ ein Ringmorphismus, der kein Polynom positiven Grades auf
eine Einheit in $S$ abbildet. Weiter sei $f∈ R[x]$ ein Polynom vom Grad $>0$,
sodass der größte gemeinsame Teiler der Koeffizienten gleich $1$ ist. Wenn
jetzt $\varphi(f) ∈ S$ irreduzibel ist, dann ist auch $f∈ R[x]$ irreduzibel.
\end{lem}
\begin{proof}
Angenommen, $f$ wäre reduzibel. Dann können wir schreiben $f = g·h$, wobei $g$
und $h$ jeweils keine Einheiten in $R[x]$ sind. Weil der größte gemeinsame
Teiler der Koeffizienten gleich $1$ ist, müssen $g$ und $h$ jeweils positiven
Grad haben. Die Gleichung
\begin{equation*}
\varphi(f) = \varphi(g)·\varphi(h)
\end{equation*}
zeigt dann, dass $\varphi(f)$ echte Teiler hat, also nicht irreduzibel ist.
\end{proof}
Ringmorphismen, die man in der Praxis brauchen kann, entstehen oft auf die
folgenden Weisen.
\begin{description}
\item[Anwenden eines Ringhomomorphismus auf die Koeffizienten:] Ist
$\varphi : R → S$ ein Ringhomomorphismus, dann ist auch
\begin{equation*}
Φ: R[x] → S[x], \quad \sum a_{ν} x^ν\sum\varphi(a_{ν})x^ν
\end{equation*}
ein Ringmorphismus.
\item[Einsetzungskomposition:]\index{Einsetzungskomposition} Es sei eine
Abbildung $\varphi : R → S$ und es sei ein Element $t ∈ S$ gegeben. Setze
\begin{equation*}
Φ : R[x] → S, \quad \sum a_{ν} x^ν\sum\varphi(a_{ν})t^ν
\end{equation*}
\item[Substitutionsmorphismus:]\index{Substitutionsmorphismus} Es sei ein
Element $a∈ R$ gegeben. Dann betrachte die Abbildung
\begin{equation*}
Φ : R[x] → R[x], \quad \sum a_{ν} x^ν\sum a_{ν}(x-a)^ν.
\end{equation*}
Diese Abbildung ist sogar ein Isomorphismus, weil sie durch $x ↦ x+a$
umgekehrt wird.
\end{description}
\begin{bsp}\label{bsp:7.2.7}
Es sei $p ∈ $ eine Primzahl und es sei
\begin{equation}\label{eq:Rechnungen_S68}
f = x^{p-1}+x^{p-2}+ ⋯ + x+1 ∈ [x].
\end{equation}
Auf $f$ kann man das Eisenstein-Kriterium nicht direkt anwenden. Aber es gilt:
\begin{equation*}
(x-1)· f=x^p-1.
\end{equation*}
Wenn wir den Substitutionsmorphismus $x→ x+1$ anwenden, erhalten wir
\begin{equation*}
\varphi((x-1)· f) = x· \varphi(f) = (x+1)^p-1 = \sum_{ν = 0}^{p}\binom{p}{ν}x^ν -1.
\end{equation*}
Also ist
\begin{equation*}
\varphi(f) = \sum_{ν=1}^{p}\binom{p}{ν}x^{ν-1}.
\end{equation*}
Das ist ein Eisenstein-Polynom, denn $p|\binom{p}{ν}$ für alle $ν$ mit
$1ν < p$. Zusätzlich gilt $\nmid \binom{p}{1}=p$ und
$\binom{p}{p}=1$. Also sind $\varphi(f)$ und $f$ in $[x]$ jeweils
irreduzibel.
\end{bsp}
%%% Local Variables:
%%% mode: latex
%%% TeX-master: "AlgebraZahlentheorie"
%%% End:

131
08.tex Normal file
View File

@ -0,0 +1,131 @@
% spell checker language
\selectlanguage{german}
\chapter{Anwendung: Konstruktion mit Zirkel und Lineal}
\section{Erinnerung}
Die Ergebnisse, die wir bislang gewonnen haben, können wir direkt auf
Konstruierbarkeitsfragen anwenden. Ich erinnere noch einmal, was der Stand der
Debatte war.
\begin{satz}[Hausaufgabe Blatt 1, Aufgabe 1.b]
Es sei $M ⊂ $ eine Menge, die die Elemente $0$ und $1$ enthält. Dann
ist die Menge $\Kons(M)$ der mit Zirkel und Lineal aus $M$ konstruierbaren Punkte
ein Unterkörper von $$. \qed
\end{satz}
Der nächste Satz stellt die Verbindung zwischen Körpertheorie und
Konstruierbarkeit her. Die Formulierung des Satzes verwendet den Begriff
``konjugierte Menge''. Dabei ist ``konjugiert'' wie immer nur eine bombastische
Formulierung für ``an der reellen Achse gespiegelt''.
\begin{notation}[Konjungierte Menge]
Es sei $M ⊂ $ eine Menge. Dann betrachte die Menge
$\overline{M} := \{ \overline{m} \::\: m∈ M\}$. Man nennt $\overline{M}$
die \emph{zu $M$ konjungierte Menge}\index{konjugierte Menge}.
\end{notation}
\begin{rem}
Im Fall, wo die Menge $M$ die Elemente $0$ und $1$ enthält, kann man die
Spiegelung an der reellen Achse mit Zirkel und Lineal konstruieren. Damit ist
klar, dass $\overline{M}\Kons(M)$ ist. Es ist in diesem Fall auch
klar, dass $i ∈ \Kons(M)$ ist.
\end{rem}
\begin{satz}[Hausaufgabe Blatt 2, Aufgabe 3]\label{Satz_von_Seite_69}
Es sei $\{0,1 \} ⊂ M ⊂ $ und es sei $z ∈ \Kons(M)$. Sei weiter
$K = (M \overline{M})$. Dann existiert eine Zahl $k ∈ $, sodass die
Gleichheit
\begin{equation*}
[K(z) : K] = 2^k
\end{equation*}
gilt. Insbesondere ist jede aus $\{ 0, 1 \}$ konstruierbare Zahl algebraisch
über $$. \qed
\end{satz}
\section{Verdopplung des Würfels}
Das klassische Konstruktionsproblem ``Verdopplung des Würfels'' ist mit Zirkel
und Lineal nicht möglich, denn mit $M := \{0,1\}$ ist
$ = (M \overline{M})$ und
\[
[(\sqrt[3]{2}): ] = 3,
\]
da wir mit unseren Methoden jetzt wissen, dass $-2$ das Minimalpolynom von
$\sqrt[3]{2}$ ist.
\section{Dreiteilung des Winkels}
Bevor wir die Frage nach der Dreiteilung des Winkel abschließend beantworten,
beweise ich zuerst ein Satz, der auch später noch von Interesse sein wird.
\begin{satz}\label{Satz_Vor_Dreiteilung_Zirkel_Lineal}
Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung und es sei $a ∈ L$ ein über $K$
transzendentes Element. Dann ist $K(a)$ isomorph zum Körper der
gebrochen-rationalen Funktionen\footnote{Siehe Beispiel~\ref{bsp:2-3-3} im
Falle $K = $.} über $K$ in einer Variablen. Mit anderen Worten:
\begin{equation*}
K(a) ≅ K(x) = Q(K[x])
\end{equation*}
\end{satz}
\begin{proof}
\video{9-2}
\end{proof}
Damit lässt sich die Konstruierbarkeitsfrage ganz gut beantworten.
\begin{satz}\label{Satz_Dreiteilung_Zirkel_Lineal}
Gegeben sei eine reelle Zahl $\varphi(0, 2·π)$. Falls $e^{i\varphi}$
transzendent ist, dann ist
$e^{(\varphi i)/3} \not\Kons(\{0,1, e^{\varphi i}\})$. Die Dreiteilung des
Winkels $\varphi$ ist also mit Zirkel und Lineal nicht möglich.
\end{satz}
\begin{proof}
\video{9-3}
\end{proof}
\begin{bemerkung}
Die Menge $\{ \varphi(0, 2π) \::\: e^{i\varphi} \text{ ist transzendent}\}$
ist dicht in $(0, 2π)$. Insbesondere gibt es kein allgemeines
Konstruktionsverfahren für die Dreiteilung des Winkels.
\end{bemerkung}
\begin{proof}
Wenn $z=e^{i\varphi}$ algebraisch über $$ ist, dann ist auch
$\overline{z} = e^{-i\varphi}$ algebraisch über $$, denn $z$ und
$\overline{z}$ haben beide dasselbe Minimalpolynom. Also ist auch der Realteil
\begin{equation*}
\operatorname{Re}(z) =\frac12(z+\overline{z})
\end{equation*}
algebraisch über $$. Das zeigt, dass die Menge $\varphi(0,2π)$, für
die $e^{i\varphi}$ transzendent ist, in $(0,2π)$ dicht ist.
\end{proof}
\section{Konstruierbarkeit des regelmäßigen $n$-Ecks}
Auf die Frage, ob das regelmäßige $n$-Eck konstruierbar ist, können wir nur eine
unvollständige Antwort geben.
\begin{satz}
Es sei $p$ eine Primzahl. Wenn das regelmäßige $p$-Eck konstruierbar ist,
dann gibt eine Zahl $k ∈ $, sodass $p-1=2^k$ ist.
\end{satz}
\begin{proof}
\video{9-4}
\end{proof}
Der Satz zeigt insbesondere, dass das regelmäßige $7$-Eck, das $11$-Eck, das
$13$-Eck und das $19$-Eck jeweils nicht konstruierbar ist. Um die Frage nach
der Konstruierbarkeit des $n$-Ecks vollständig zu beantworten, müssen wir unsere
Methoden noch deutlich verbessern: Es genügt nicht nur, den Grad der
Körpererweiterung zu betrachten; wir müssen auch die Symmetrien verstehen. Dazu
ist wieder einmal Vorarbeit vonnöten.
%%% Local Variables:
%%% mode: latex
%%% TeX-master: "AlgebraZahlentheorie"
%%% End:

443
09.tex Normal file
View File

@ -0,0 +1,443 @@
% spell checker language
\selectlanguage{german}
\chapter{Ideale}
\label{chapt:09}
Für dieses Kapitel haben wir Ihnen Beispiele auf unserem
\href{https://sage.cplx.vm.uni-freiburg.de/share/}{Sage/CoCalc-Server}
bereitgestellt.
\section{Wohin geht die Reise}
Ich hatte schon am Ende des letzten Abschnittes geschrieben: um die Frage nach
der Konstruierbarkeit des regelmäßigen $n$-Ecks vollständig entscheiden zu
können, müssen wir die Symmetrien von Körpererweiterungen verstehen … und
vielleicht irgendwann auch definieren, was mit ``Symmetrie einer
Körpererweiterung'' gemeint sein soll. All das wird voraussetzen, dass wir
Körpererweiterungen besser beschreiben. Die Idee ist die: gegeben eine
einfache, algebraische Erweiterung $K(α)/K$ vom Grad $n$, dann wissen wir schon,
dass wir alle Elemente des Oberkörpers $K(α)$ als Linearkombinationen der Form
\[
k_0 + k_α + k_α² + ⋯ k_{n-1}·α^{n-1}
\]
schreiben könne, wobei die $k_{}$ geeignete Elemente des kleineren Körpers $K$
sind. Diese Einsicht ist natürlich extrem hilfreich --- wir kennen das von den
komplexen Zahlen, die sich alle in der Form $k_0 + k_1·\sqrt{-1}$ schreiben
lassen. Der Sachverhalt lässt sich auch anders formulieren: Der
Substitutionsmorphismus
\[
φ : K[x] → K(α), \quad f ↦ f(α)
\]
ist ein \emph{surjektiver} Ringmorphismus! Wie bei Vektorräumen, Gruppen, …
liegt es dann nahe, den Körper $K(α)$ als Quotient zu beschreiben,
\begin{equation}\label{eq:xx}
K(α) = \factor{K[x]}{\ker φ}.
\end{equation}
Diese Beschreibung\footnote{\label{foot:sage}Hatten Sie sich gewundert, warum
SAGE eckige Klammern verwendet und den Körper ``$$ adjungiert $\sqrt{5}$''
mit \texttt{QQ[sqrt(5)]} bezeichnet? Der Grund ist, das runde Klammern in der
Programmiersprache Python schon eine andere Bedeutung haben.
Gleichung~\eqref{eq:xx} zeigt aber, dass eckige Klammer in dieser Situation
ganz sinnvoll sind.} wird sehr hilfreich sein, denn wir kommen mit dem
vertrauten Polynomring $K[X]$ besser klar als mit dem etwas unheimlichen Körper
$K(α)$. Um alles korrekt zu definieren, müssen wir uns aber erst noch einmal
überlegen, was für eine Art von Objekt $\ker φ$ nun tatsächlich ist, und was
``Quotient'' genau bedeuten soll. Ich nehme die Antwort gleich vorweg: Die
Menge $\ker φ$ ist das typische Beispiel eines ``Ideals im Ring $K[x]$''.
\section{Elementare Definitionen}
Die technisch korrekte Definition eines Ideals ist jetzt die folgende.
\begin{defn}[Ideal]\label{def:ideal}
Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins. Eine nicht-leere Teilmenge
$I ⊆ R$ heißt \emph{Ideal}\index{Ideal}, wenn folgendes gilt.
\begin{enumerate}[ref = Bedingung (\roman*{})]
\item Für alle Elemente $a,b ∈ I$ ist $a+b ∈ I$.
\item Für alle Elemente $r ∈ R$ und $a∈ I$ ist $r· a∈ I$.
\end{enumerate}
\end{defn}
\begin{bemerkung}
Man kann Ideale auch in nicht-kommutativen Ringen definieren. Dann muss man
aber zwischen Links- und Rechtsmultiplikation unterscheiden: je nachdem, ob
man in der Definition $r·a$ oder $a·r$ schreibt, definiert man ein Links- oder
Rechtsideal\index{Linksideal}\index{Rechtsideal}. Ideale, die sowohl Links-
als auch Rechtsideale sind, heißen beidseitige Ideale\index{beidseitiges
Ideal}. In kommutativen Ringen, für die wir uns hier interessieren, fallen
diese Begriffe zusammen.
\end{bemerkung}
\begin{bemerkung}
Der Name \emph{Ideal} geht auf
Kummer\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Eduard_Kummer}{Ernst
Eduard Kummer} (* 29. Januar 1810 in Sorau, Niederlausitz; † 14. Mai 1893
in Berlin) war ein deutscher Mathematiker und Hochschullehrer, der sich vor
allem mit Zahlentheorie, Analysis und Geometrie befasste.} und
Dedekind\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Richard_Dedekind}{Julius
Wilhelm Richard Dedekind} (* 6. Oktober 1831 in Braunschweig; †
12. Februar 1916 ebenda) war ein deutscher Mathematiker.} zurück. Kummer
hatte bei der Untersuchung der Teilbarkeit in gewissen nicht-faktoriellen
Ringen wie $[\sqrt{-5}]$ gewisse \emph{ideale Zahlen} eingeführt. Dedekind
hat dann den Idealbegriff geprägt.
\end{bemerkung}
\begin{bsp}[Triviale Ideale]
In jedem kommutativen Ring $R$ sind $I= \{0\}$ und $I=R$ trivialerweise
Ideale. Wenn $R$ ein Körper ist, dann sind das auch die einzigen Ideale.
Grund: wenn $R$ ein Körper und $I ⊂ R$ ein Ideal ist und $a ∈ I \{0\}$, dann
ist auch jedes andere Körperelement in $I$. Sei nämlich irgendein Element
$r ∈ R$ gegeben. Nach Definition~\ref{def:ideal} ist
\[
r = (r·a^{-1})·a ∈ I.
\]
Also ist $I=R$.
\end{bsp}
\begin{bsp}[Ideale in $$]
Die Menge der geraden Zahlen bildet ein Ideal in $$. Die Menge der
Primzahlen ist so ungefähr das Gegenteil von einem Ideal.
\end{bsp}
\begin{bsp}[Kern eines Ringmorphismus]
Der Kern eines Ringmorphismus ist immer ein Ideal.
\end{bsp}
\begin{figure}
\centering
\includegraphics[width=6cm]{figures/Cubic_with_double_point}
Nullstelle des Polynoms $-(x+1)[x,y]$.
\bigskip
Auf \href{https://cplx.vm.uni-freiburg.de/de/ecp-de/}{meiner Homepage} finden
Sie ein Programm, um mit diesen Kurven zu spielen. Sie können das Programm
auch
\href{https://cplx.vm.uni-freiburg.de/storage/software/ellipticcurve/wasm/ellipticcurve.html}{direkt
im Browser laufen lassen}. Abbildung Public Domain aus
\href{https://en.wikipedia.org/wiki/Crunode#/media/File:Cubic_with_double_point.svg}{Wikipedia}.
\caption{Knotenkurve}
\label{fig:node}
\end{figure}
\begin{bemerkung}[Durchschnitte]
Es sei $R$ ein Ring und $(I_i)_{i ∈ I}$ seien Ideale von $R$. Dann ist auch
der Durchschnitt
\begin{equation*}
\bigcap_{i ∈ I} I_i
\end{equation*}
ein Ideal. Beachte dazu, dass jedes Ideal das Nullelement enthält; damit ist
klar, dass der Durchschnitt nicht leer ist.
\end{bemerkung}
\begin{bemerkung}[Summen]\label{bsp:9-2-8}
Es sei $R$ ein Ring und $I_1, …, I_n$ seien Ideale von $R$. Dann ist auch die
Summe\index{Summe von Idealen}
\begin{equation*}
I_1 + ⋯ + I_n := \{a_1+ ⋯ + a_n \::\: a_k∈ I_k \}
\end{equation*}
ein Ideal.
\end{bemerkung}
\begin{bsp}[Algebraische Varietäten]
Es sei $K$ ein Körper (zum Beispiel $K = $) und $V ⊂ K^n$ sei die
Lösungsmenge eines Systems von polynomialen Gleichungen,
\[
V= \{ \vec{x} ∈ K^n \::\: f_1(\vec{x}) = ⋯ = f_n(\vec{x})=0 \}
\]
wobei $f_i ∈ K[x_1, …, x_n]$ irgendwelche Polynome sind. Man nennt ein
solches $V$ manchmal \emph{algebraische Varietät}\index{algebraische Varietät}.
Abbildung~\ref{fig:node} zeigt ein Beispiel. Im Internet finden Sie
\href{https://imaginary.org/gallery/surfer-gallery-by-bianca-violet}{hier} und
\href{https://imaginary.org/gallery/oliver-labs}{hier} noch weitere schöne
Beispiele.
Definiere dann das Ideal
\[
I(V) = \{ g ∈ K[x_1, …, x_n] \:|\: \forall \vec{x} ∈ V:g(\vec{x}) = 0\};
\]
dies ist also die Menge derjenigen Polynome, deren Nullstellenmenge $V$
enthält. Offenbar ist $(f_1, …, f_n) ⊂ I_V$.
\end{bsp}
In der \emph{Algebraischen Geometrie}, dem Gebiet auf dem ich und meine
Mitarbeiter arbeiten, geht es darum, geometrische Räume mithilfe von
algebraischen Objekten wie etwa Idealen zu beschreiben. Tatsächlich lässt sich
ein fast vollständiges Wörterbuch ``Algebra $\leftrightarrow$ Geometrie''
aufstellen.
\section{Noethersche Ringe und Hauptidealringe}
\sideremark{Vorlesung 10}Es gibt noch eine andere, ganz wichtige Klasse von
Beispielen, die wir in ähnlicher Form schon aus der linearen Algebra kennen.
Gegeben einen $K$-Vektorraum $V$ und eine beliebige Teilmenge $M ⊂ V$, so
betrachteten wir in der linearen Algebra den ``von $M$ erzeugten
Untervektorraum'' und bezeichneten diesen Raum mit $\langle M \rangle_K$ oder
$\operatorname{Span}(M)$. Per Definition gilt: Ein Vektor $\vec{v} ∈ V$ liegt
genau dann in $\langle M \rangle_K$, wenn $\vec{v}$ sich als Linearkombination
der Elemente von $M$ schreiben lässt. Wenn die Menge $M$ unendlich ist, was
dabei zu beachten, dass Linearkombinationen immer \emph{endliche} Summen sind.
Das geht mit Idealen in Ringen ganz genau so.
\begin{bsp}[Erzeugte Ideale]\label{bsp:9-0-5}
Gegeben sei ein kommutativer Ring $R$ mit Eins, sowie eine Familie
$(a_{λ})_{λ∈Λ}$ von Elementen aus $R$. Weiter sei $I$ die Menge der Elemente
$r ∈ R$, die sich als endliche Linearkombination der $(a_{λ})_{λ∈Λ}$ schreiben
lassen,
\begin{equation*}
I := \{ r ∈ R \:|\: ∃ n ∈ : ∃ r_1, …, r_n ∈ R:, ∃ λ_1, …, λ_n ∈ Λ: r = r_1·a_{λ_1} + ⋯ + r_n·a_{λ_n} \}.
\end{equation*}
Dies ist ein Ideal, das als \emph{das von $(a_{λ})_{λ∈Λ}$ erzeugte Ideal}
bezeichnet wird. Man schreibt dann $I = ((a_{λ})_{λ∈Λ})$. Im Fall, wo die
Familie endlich ist, schreibt man oft auch $I = (a_1, …, a_n)$.
\end{bsp}
Ein Ideal $I ⊂ R$ ist natürlich immer dann einfach zu beschreiben, wenn es durch
eine endliche Menge erzeugt wird, $I = (a_1, …, a_n)$. Tatsächlich können
Computer-Algebra-Systeme überhaupt nur mit solchen Idealen arbeiten -- und
stellen diese Ideale als endliche Liste von Erzeugern dar. Die allereinfachsten
Ideale sind die, die mithilfe eines einzigen Erzeugers definiert werden können.
\begin{warnung}[Das Ideal-Membership-Problem ist nicht einfach]
Gegeben ein endlich erzeugtes Ideal $I = (a_1, …, a_n) ⊂ R$ und ein
Element $b ∈ R$, dann ist es im Allgemeinen \emph{nicht} einfach, zu
entscheiden ob $b ∈ I$ ist. In Polynomringen gibt es aber Algorithmen, die
auch in allen relevanten Computer-Algebra-Systemen implementiert sind.
\end{warnung}
\begin{defn}[Endlich erzeugtes Ideal, Hauptideal]
Gegeben sei ein kommutativer Ring $R$ mit Eins. Ein Ideal $I ⊂ R$ heißt
\emph{endlich erzeugt}\index{Ideal!endlich erzeugt}, wenn es endlich viele
Elemente $a_1, …, a_n ∈ R$ gibt, sodass $I= (a_1, …, a_n)$ ist. Ein Ideal
$I ⊂ R$ heißt \emph{Hauptideal}\index{Hauptideal}, wenn es ein Element $a ∈ R$
gibt, sodass $I= (a)$ ist.
\end{defn}
\begin{beobachtung}[Hauptideale und Teilbarkeit]
Gegeben sei ein kommutativer Ring $R$ mit Eins. Weiter seien $a_1, a_2 ∈ R$.
Dann gilt offensichtlich
\begin{align*}
(a_1) ⊂ (a_2) & ⇔ a_2| a_1 \\
(a_1) = (a_2)& ⇔ a_1 \sim a_2
\end{align*}
Die Hauptideale in $R$ entsprechen also eindeutig Klassen von zueinander
assoziierten Elementen.
\end{beobachtung}
\begin{warnung}
Im Gegensatz zu Vektorräumen gibt es für Ideale keinen ``Basisaustauschsatz'',
denn zum Beweis des Basisaustauschsatzes ist es absolut notwendig zu
dividieren! Es ist nicht immer richtig, dass zwei minimale Erzeugendensysteme
eines Ideals,
\[
I = (a_1, …, a_n) = (b_1, …, b_m),
\]
immer gleiche Mächtigkeit haben. Falls sie vorhatten, die ``Dimension'' eines
Ideals zu definieren -- nice try!
\end{warnung}
Ein Ideal ist in der Praxis nur dann handhabbar, wenn ich eine möglichst
endliche Menge von möglichst einfachen Erzeugern finden kann. Glücklicherweise
gibt es Ringe, in denen jedes Ideal endlich erzeugt ist. Das sagt zwar noch
nicht, wie man einen sinnvollen Satz von Erzeugern finden soll, gibt aber
zumindest schon ein wenig Hoffnung.
\begin{defn}[Noethersche Ringe und Hauptidealringe]
Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins. Man nennt $R$ einen
\emph{Noethersch}\index{Noetherscher Ring}, wenn jedes Ideal von $R$ ein
endlich erzeugt ist. Man nennt $R$ einen
\emph{Hauptidealring}\index{Hauptidealring}, wenn jedes Ideal von $R$ ein
Hauptideal ist.
\end{defn}
Die folgenden Sätze geben Beispiele für Hauptidealringe.
\begin{satz}[$$ ist ein Hauptidealring]\label{satz:9-1-4}
Der Ring $$ ist ein Hauptidealring.
\end{satz}
\begin{proof}
Es sei $I ⊂ $ ein Ideal und $I ≠ \{0\}$. Dann gibt es ein $x ∈ I\{0\}$.
Beachte, dass dann auch $-x= (-1)· x$ in $I$ ist. Also enthält $I$ positive
Elemente. Sei $a ∈ I$ jetzt dass kleinste positive Element. Wir werden
zeigen, dass $I = (a)$ ist. Die Inklusion $(a) ⊆ I$ ist klar. Sei $b ∈ I$
irgendein positives Element, dann teilen wir mit Rest
\[
b=q·a+r,\quad \text{mit } 0≤r<a.
\]
Die Zahl $r$ ist jetzt aber in $I$, denn $b$ und $q·a$ sind in $I$. Weiter
muss wegen der Minimalität von $a$ also $r=0$ sein und somit $b ∈ (a)$.
\end{proof}
\begin{satz}[Polynomring in einer Variable ist ein Hauptidealring]
Ist $K$ ein Körper, dann ist $K[x]$ ein Hauptidealring.
\end{satz}
\begin{proof}
Ganz analog zum Beweis von Satz~\ref{satz:9-1-4}, wobei $a$ ein Polynom von
minimalem Grad ist.
\end{proof}
\begin{bsp}[Polynomring in zwei Variablen ist kein Hauptidealring]
Es sei $K$ ein Körper. Der Polynomring $K[x,y]$ ist \emph{kein}
Hauptidealring. Das Ideal $(x,y)$ ist kein Hauptideal, weil $\ggT(x,y)=1$ und
$1 \not(x,y)$ ist. Immerhin werden wir im folgenden Abschnitt zeigen, dass
jedes Ideal endlich erzeugt ist.
\end{bsp}
\section{Kriterien für die Noether-Eigenschaft}
Ich hatte es oben schon angedeutet: Ideale in nicht-Noetherschen Ringe sind für
uns kaum beschreibbar und daher ohne großen Nutzen. Glücklicherweise können wir
in diesem Kapitel zeigen, dass praktisch alle Ringe, die uns in dieser Vorlesung
begegnen, nicht so schrecklich sind. Die folgende Definition und der folgende
Satz sollte ihnen bekannt vorkommen.
\begin{definition}[Teilerkettensatz für Ideale]\label{Def_Teilerkettensatz_Ideale}
Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins. Man sagt \emph{in $R$ gilt der
Teilerkettensatz für Ideale}\index{Teilerkettensatz!für Ideale}, wenn es
jede aufsteigende Folge von Idealen
\[
I_0 ⊆ I_1 ⊆ I_2 ⊆ ⋯
\]
stationär wird. Mit anderen Worten, wenn es für jede aufsteigende Folge von
Idealen ein $n ∈ $ gibt, sodass $I_n = I_{n+1} = I_{n+2} =$ gilt.
\end{definition}
\begin{satz}[Kriterien für die Noether-Eigenschaft]\label{satz:9-2-2}
Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins. Dann sind folgende Aussagen
äquivalent.
\begin{enumerate}
\item\label{Satz_Ideale_aequiv_1} $R$ ist Noethersch. Mit anderen Worten:
jedes Ideal ist endlich erzeugt.
\item\label{Satz_Ideale_aequiv_2} In $R$ gilt der Teilerkettensatz für Ideale.
\item\label{Satz_Ideale_aequiv_3} In jeder nicht-leeren Menge $M$ von Idealen
in $R$ gibt es ein maximales Element bezüglich der Inklusion.
\end{enumerate}
\end{satz}
\begin{proof}
Wir betrachten die einzelnen Implikationen getrennt.
\begin{description}
\item[\ref{Satz_Ideale_aequiv_1}$⇒$\ref{Satz_Ideale_aequiv_2}] Sei eine
aufsteigende Kette $I_0⊆ I_1⊆ I_2⊆⋯$ von Idealen gegeben. Dann ist auch
\begin{equation*}
I=\bigcup_{k=0}^{}I_k⊂ R
\end{equation*}
ein Ideal. Nach Annahme ist $I$ endlich erzeugt, also $I= (a_1, …, a_n)$.
Jetzt gibt es aber für jedes $i$ ein $k_i$, sodass $a_i∈ I_{k_i}$ ist.
Setze
\begin{equation*}
n_ := \max_i k_i.
\end{equation*}
Dann gilt für alle $k > n$ und alle $1≤ i≤ n$, dass $a_i ∈ I_k$. Also ist
$I_k = I$.
\item[\ref{Satz_Ideale_aequiv_2}$⇒$\ref{Satz_Ideale_aequiv_3}]
Angenommen, es gäbe eine nicht-leere Menge $M$ von Idealen aus $R$ ohne
maximales Element. Dann gibt es zu jedem $I_0∈ M$ ein $I_1∈ M$ mit
$I_0\subsetneqq I_1$, genau so mit $I_2,I_3,\dots$. Wir erhalten einen
Widerspruch zur Annahme, dass der ``Teilerkettensatz für Ideale'' gilt.
\item[\ref{Satz_Ideale_aequiv_3}$⇒$\ref{Satz_Ideale_aequiv_1}] Sei
$I⊂ R$ ein Ideal und $M$ die Menge aller Ideale $J⊂ R$, die endlich erzeugt
und in $I$ enthalten sind. Dann ist $M$ nicht leer, denn $(0) ∈ M$. Also
gibt es per Annahme ein maximales Element $J∈ M$. Nach Annahme ist $J$
endlich erzeugt, also $J = (a_1, …, a_n)$ und wir müssen zeigen, dass
$J = I$ ist. Wenn es aber ein $b ∈ IJ$ gäbe, dann wäre
$(a_1, …, a_n,b) ∈ M$ ein Ideal, das $J$ enthält. Ein Widerspruch zur
Annahme. \qedhere
\end{description}
\end{proof}
Der folgende Satz von David
Hilbert\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/David_Hilbert}{David
Hilbert} (* 23. Januar 1862 in Königsberg; † 14. Februar 1943 in
Göttingen) war ein deutscher Mathematiker. Er gilt als einer der
bedeutendsten Mathematiker der Neuzeit. Viele seiner Arbeiten auf dem Gebiet
der Mathematik und mathematischen Physik begründeten eigenständige
Forschungsgebiete. Mit seinen Vorschlägen begründete er die bis heute
bedeutsame formalistische Auffassung von den Grundlagen der Mathematik und
veranlasste eine kritische Analyse der Begriffsdefinitionen der Mathematik und
des mathematischen Beweises. Diese Analysen führten zum Gödelschen
Unvollständigkeitssatz, der unter anderem zeigt, dass das Hilbertprogramm, die
von ihm angestrebte vollständige Axiomatisierung der Mathematik, nicht
gänzlich erfüllt werden kann. Hilberts programmatische Rede auf dem
internationalen Mathematikerkongress in Paris im Jahre 1900, in der er eine
Liste von 23 mathematischen Problemen vorstellte, beeinflusste die
mathematische Forschung des 20. Jahrhunderts nachhaltig.} ähnelt formell dem
Satz~\ref{Satz_Satz_von_Gauss} von Gauß und ist mindestens genauso wichtig.
Historisch war der Satz ein Meilenstein. Hilbert's Beweis erregte auch deshalb
großes Aufsehen, weil die Existenz eines endlichen Erzeugendensystems mithilfe
eines nicht-konstruktiven Widerspruchsargumentes gezeigt wird. Der Beweis gibt
keinen Hinweis, wie man ein Erzeugendensystem je finden könnte. Heute gibt es
allerdings auch konstruktive Beweise, die für alle relevanten Ringe auch auf
Computern implementiert sind.
\begin{satz}[Hilbertscher Basissatz]\label{Satz_Hilbertscher_Basissatz}
Es sei $R$ ein Noetherscher Ring. Dann ist auch $R[x]$ Noethersch.
\end{satz}
\begin{proof}
\video{10-1}
\end{proof}
\begin{kor}
Sei $K$ ein Körper, dann ist jeder Polynomring $K[x_1, …, x_n]$ Noethersch.
Ebenso ist $[x_1, …, x_n]$ ist Noethersch. \qed
\end{kor}
\begin{bemerkung}[Teilerkettensatz für Ideale und für Elemente]\label{rem:9-2-5}
Wenn in einem Ring der Teilerkettensatz für Ideale gilt, dann gilt auch der
Teilerkettensatz für Elemente. Das sieht man, wenn man (Teiler-)Ketten von
Hauptidealen betrachtet. In jedem Noetherschen Ring ist jede Nicht-Einheit
ungleich $0$ also als Produkt von endlich vielen irreduziblen Elementen
darstellbar.
\end{bemerkung}
\section{Hauptidealringe}
Wir bemerken kurz, dass Hauptidealringe fast immer faktoriell sind. Der Beweis
des folgenden Satzes ist ähnlich zum Beweis der Faktorialität von $$ auf
Seite~\pageref{satz:Zpirr}. Das ist kein Zufall.
\begin{satz}[Hauptidealringe sind fast immer faktoriell]
Es sei $R$ ein Hauptidealring. Wenn $R$ zusätzlich noch ein Integritätsring
ist, dann ist $R$ faktoriell.
\end{satz}
\begin{proof}
Da wir in Satz~\ref{satz:9-2-2} schon gezeigt haben, dass in jeden
Noetherschen Ring (also insbesondere auch in jedem Hauptidealring) der
Teilerkettensatz für Ideale und somit nach Bemerkung~\ref{rem:9-2-5} auch der
Teilerkettensatz für Elemente gilt, müssen wir noch zeigen, dass jedes
irreduzible Element $p$ prim ist. Seien also $a$ und $b$ Elemente von $R$ mit
$p \nmid a$ und $p \nmid b$. Wir müssen zeigen, dass dann $p \nmid (a·b)$
gilt. Das Ideal $(a, p)$ ist per Annahme ein Hauptideal, also existiert ein
$c ∈ R$ mit $ (a,p) = (c)$. Da nun $c|p$ gilt, aber $p$ irreduzibel ist, ist
entweder $c$ eine Einheit, oder es gilt $c \sim p$. Weil aber $c|a$ ist und
$p\nmid a$, ist $c \sim p$ nicht möglich. Also ist wohl $(a,p)= (1)$. Genau
so gilt natürlich $(b,p) = (1)$. Es gibt also Gleichungen
\begin{equation*}
1 = r_1·p + r_2·a \quad\text{und}\quad 1 = s_1·p + s_2·b
\end{equation*}
für die Addition und
\begin{equation*}
1 = (r_1·s_1·p + r_2·s_1·a + r_1·s_2·b)·p + r_2·s_2·a·b
\end{equation*}
für die Multiplikation. Also kann $p|(a·b)$ nicht gelten, weil sonst $p|1$
folgt, was aber nicht geht, weil $p$ keine Einheit ist.
\end{proof}
%%% Local Variables:
%%% mode: latex
%%% TeX-master: "AlgebraZahlentheorie"
%%% End:

384
10.tex Normal file
View File

@ -0,0 +1,384 @@
% spell checker language
\selectlanguage{german}
\chapter{Restklassenringe}
\sideremark{Vorlesung 11}Für dieses Kapitel haben wir Ihnen Beispiele auf
unserem \href{https://sage.cplx.vm.uni-freiburg.de/share/}{Sage/CoCalc-Server}
bereitgestellt.
Ich hatte am Anfang von Kapitel~\ref{chapt:09} schon gesagt, warum wir uns für
Ideale interessieren: Wir wollen --ähnlich wie bei der Konstruktion des
Quotientenvektoraumes in der Linearen Algebra-- einen Quotienten von Ringen
konstruieren. Ich weiß aus Erfahrung, dass viele Studierende ihre Probleme mit
``Quotientenvektorräumen'' haben und nutze an dieser Stelle normalerweise die
Gelegenheit, um mit der Konstruktion des Restklassenringes die Begriffe und
Beweistechniken noch einmal zu wiederholen. In diesem Semester geht das nicht,
denn das Semester ist deutlich kürzer als in normalen Jahren. Ich verzichte
deshalb im Folgenden sehr oft auf Beweise und behaupte, dass ``alles genau so
geht, wie in der Linearen Algebra''.
\begin{warnung}
Stellen Sie sicher, dass sie sich noch ausreichend gut an die VL ``Lineare
Algebra'' erinnern. Beweisen Sie zur Probe einige Aussagen selbst -- solche
Sachen werden gern in Klausuren und mündlichen Prüfungen gefragt.
\end{warnung}
\section{Definition von Restklassenringen}
Genau wie die Quotientenvektorräume der Linearen Algebra sind Restklassenringe
durch folgende universelle Eigenschaft definiert.
\begin{defn}[Restklassenring]
Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins und es sei $I ⊂ R$ ein Ideal. Ein
\emph{Restklassenring}\index{Restklassenring} oder
\emph{Quotientenring}\index{Quotientenring} ist ein kommutativer Ring $S$ mit
Eins zusammen mit einem Ringmorphismus $φ : R → S$, sodass $\ker φ = I$ ist
und so, dass die folgende universelle Eigenschaft gilt: ist $ψ : R → T$ ein
weiterer Ringmorphismus mit $I ⊆ \ker ψ$, dann gibt es genau einen
Ringmorphismus $h : S → T$, sodass das folgende Diagramm kommutiert,
\[
\begin{tikzcd}
R \ar[r, "φ"] \ar[d, equal] & S \ar[d, "h"] \\
R \ar[r, "ψ"'] & T.
\end{tikzcd}
\]
\end{defn}
Wie üblich folgt aus der universellen Eigenschaft, dass Restklassenringen (wenn
Sie denn existieren) eindeutig sind bis auf eine eindeutige Isomorphie. Man
spricht deswegen oft nicht ganz richtig von ``dem'' Restklassenring und
bezeichnet ``den'' Restklassenring mit $R/I$.
\section{Konstruktion von Restklassenringen}
Da Restklassenringe eindeutig durch die universelle Eigenschaft gegeben sind,
folgt alles, was man überhaupt über Restklassenringe sagen kann, aus der
universellen Eigenschaft -- mit einer Ausnahme: Existenz. Wir beweisen die
Existenz wie immer nicht abstrakt, sondern indem wir eine konkrete Konstruktion
eines Restklassenringes angeben.
\begin{defn}[Kongruenz modulo Ideal]\label{def:kmi}
Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins und es sei $I ⊂ R$ ein Ideal. Zwei
Elemente $a,b∈ R$ heißen \emph{kongruent modulo $I$}\index{Kongruenz modulo
Ideal}, wenn $a-b ∈ I$ ist. In diesem Fall ist die Schreibweise
$a \equiv b \:\:(\operatorname{mod} I)$ üblich.
\end{defn}
\begin{lem}\label{lem:10-1-2}
In der Situation von Definition~\ref{def:kmi} gilt: Kongruenz modulo $I$ ist
eine Äquivalenzrelation auf $R$. Für ein gegebenes Element $a ∈ R$ ist die
die Äquivalenzklasse eines gegebenen Elementes $a ∈ R$ ist
\begin{equation*}
a+I = \{ a+b \::\: b∈ I \} \eqno\qed
\end{equation*}
\end{lem}
\begin{notation}[Restklasse von $a$ modulo $I$]
In der Situation von Lemma~\ref{lem:10-1-2} nennt man $a+I$ die
\emph{Restklasse von $a$ modulo $I$}\index{Restklasse}.
\end{notation}
\begin{bsp}
Der Name ``Restklasse'' kommt von folgendem Beispiel. Sei $R = $, sei
$m ∈ $ eine Zahl, und sei $I = (m)$. Dann ist
$a \equiv b \:\:(\operatorname{mod} I)$ genau dann, wenn $a$ und $b$ bei der
Division durch $m$ denselben Rest haben. Die Kongruenz modulo $(m)$ zerlegt
$$ also genau in die Restklassen
\begin{equation*}
0 + (m), 1+(m), 2+(m), …, m-1+(m).
\end{equation*}
\end{bsp}
\begin{satz}[Existenz von Restklassenringen]\label{satz:exvrklr}
Sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins und es sei $I⊂ R$ ein Ideal. Die
Äquivalenzrelation ``Kongruenz modulo $I$'' werde mit $\sim$ bezeichnet. Dann
sind die folgenden Verknüpfungen es auf dem Quotienten\footnote{Erinnerung an
die Lineare Algebra: Quotient nach Äquivalenzrelation = $R/\sim$ = Menge der
Äquivalenzklassen} $S := R/\sim$ wohldefiniert:
\[
\begin{matrix}
+ : & S S && S \\
& ((a+I), (b+I)) && (a+b) + I \\
\\
· : & S S && S \\
& ((a+I), (b+I)) && (a·b) + I.
\end{matrix}
\]
Mit diesen Verknüpfungen ist $S$ ein kommutativer Ring mit Eins, die
Restklassenabbildung\index{Restklassenabbildung}
\begin{equation*}
φ : R → S, \quad a ↦ a+I
\end{equation*}
ist ein Ringmorphismus. Das Paar $S$ und $φ$ ist ein Restklassenring. \qed
\end{satz}
Satz~\ref{satz:exvrklr} gibt eine explizite Konstruktion eines
Restklassenringes. Manchmal lassen sich Restklassenringe und ihre Elemente auf
diese Art und Weise direkt beschreiben.
\begin{bsp}
Es sei $K$ ein Körper, es sei $R = K[x]$ und es sei $f ∈ K[x]$ ein Polynom vom
Grad $n$. Weiter sei $I = (f)$. Die Elemente von $K[x]/(f)$ sind also von
der Gestalt $g+(f)$. In diesem Beispiel bilden die Polynome vom Grad $<n$ ein
vollständiges Repräsentantensystem für die Kongruenz modulo $(f)$. Mithilfe
dieses Repräsentantensystems kann man die Multiplikation in $R/(f)$ wie folgt
beschreiben
\begin{equation*}
\bigl(g_1+(f)\bigr\bigl(g_2+(f)\bigr) = h + (f)
\end{equation*}
wobei $h$ der Rest von $g_1· g_2$ bei der Division durch $f$ ist. Ist
$\deg f ≥ 1$, dann ist die Abbildung
\begin{equation*}
K → \factor{K[x]}{(f)}, \quad λ ↦ λ+(f)
\end{equation*}
injektiv und insbesondere ist $K[x]/(f)$ ein $K$-Vektorraum.
\end{bsp}
\section{Noch einmal: Körpererweiterungen und Restklassenringe}
\label{sec:10-3}
Der folgende Satz folgt wie in der Linearen Algebra aus der universellen
Eigenschaft.
\begin{prop}[Homomorphiesatz für Ringe]\label{Korollar_Homomorphiesatz}
Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins, und es sei $ψ : R → S$ ein
surjektiver Ringmorphismus. Dann ist die induzierte Abbildung
\begin{equation*}
h : \factor{R}{\ker ψ} → S
\end{equation*}
isomorph. \qed
\end{prop}
Mithilfe des Homomorphiesatzes kann ich jetzt etwas genauer erklären, was
Restklassenringe mit unserem Ziel zu tun haben, Körpererweiterungen zu
verstehen. Sei dazu $L/K$ eine Körpererweiterung, es sei $a ∈ L$ algebraisch
und es sei $f∈ K[x]$ das Minimalpolynom von $a$. Betrachte nun den
Substitutionsmorphismus
\begin{equation*}
ψ : K[x] → L, \quad g ↦ g(a).
\end{equation*}
\begin{description}
\item[Wie sieht der Kern von $ψ$ aus?] Ein Polynom $g$ ist offenbar genau dann
im von $ψ$ Kern, wenn $g(a)=0$ ist. Wir haben schon gesehen, dass $g$ dann
ein Vielfaches von $f$ ist. Kurz gesagt ist $\ker ψ = (f)$ das von $f$
erzeugte Hauptideal.
\item[Wie sieht das Bild von $ψ$ aus?] Sei $n = [a:K]$. Dann wissen wir schon,
dass
\begin{equation*}
K(a) = K + K·a + ⋯ + K· a^{n-1}.
\end{equation*}
Also ist das Bild von $ψ$ gleich $K(a)$.
\end{description}
Zusammenfassend folgt aus dem Homomorphiesatz für Ringe, dass $K(a)$ isomorph
zum Restklassenring $K[x]/(f)$ ist.
\section{Ideale oben und unten}
Neben dem Homomorphiesatz für Ringe gelten noch einige andere Sätze, die wir aus
der linearen Algebra kennen (``Kürzen'' von Untervektorräumen). Um diese Sätze
korrekt zu formulieren, müssen wir erst verstehen, wie ``Ideale in $R$'' und
``Ideale in $R/I$'' zusammenhängen. Der folgende Satz formuliert den
Zusammenhang nicht nur für die Quotientenabbildung $φ : R → R/I$, sondern für
beliebige Ringmorphismen. Kurz gesagt gilt: Urbilder von Idealen sind immer
Ideale. Bilder von Idealen sind zumindest dann Ideale, wenn der Morphismus
surjektiv ist --- dies ist zum Beispiel bei der Quotientenabbildung der Fall.
\begin{satz}[Urbilder von Idealen]
Es sei $\varphi : R → S$ ein Morphismus von kommutativen Ringen mit Eins.
Wenn $I⊂ S$ ein Ideal ist, dann ist die Urbildmenge $\varphi^{-1}(I)$ ein
Ideal in $R$. Ist $\varphi$ zusätzlich surjektiv, dann ist die Zuordnung
\begin{equation*}
\begin{matrix}
\{\text{Ideale in }S \} && \{ \text{Ideale $J$ in $R$ mit $\ker ψ ⊆ J$}\} \\
I && \varphi^{-1} (I)
\end{matrix}
\end{equation*}
eine Bijektion.
\end{satz}
\begin{proof}
\video{11-1}
\end{proof}
\begin{satz}[Bilder von Idealen]\label{Satz_Ringmorphismus_Eigenschaften}
Es sei $\varphi : R → S$ ein surjektiver Morphismus von kommutativen Ringen.
Wenn $I ⊂ R$ ein Ideal ist, dann ist auch die Bildmenge $\varphi(I)$ ein
Ideal. Wenn $J ⊂ S$ ein Ideal ist, dann ist der Kern der Komposition
\begin{equation*}
R → S → \factor{S}{J}
\end{equation*}
exakt $\varphi^{-1}(J)$ und die Abbildung
\begin{equation*}
\begin{matrix}
\factor{R}{\varphi^{-1}(J)} && \factor{S}{J} \\[2mm]
a+\varphi^{-1}(J) && \varphi(a)+J
\end{matrix}
\end{equation*}
ist ein Isomorphismus von kommutativen Ringen mit Eins.
\end{satz}
\begin{proof}
\video{11-2}
\end{proof}
\begin{notation}\label{not:xx}
Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins und es seien $I ⊂ J ⊂ R$ zwei
Ideale. Wir bezeichnen die Quotientenabbildung mit $φ : R → R/I$. Dann wird
das Ideal $φ(J)$ des Restklassenringes $R/I$ häufig mit $J/I$ bezeichnet.
\end{notation}
\begin{kor}
Es sei $\varphi : R → S$ surjektiver Morphismus von kommutativen Ringen mit
Eins. Wenn $R$ noethersch ist (bzw.\ Hauptidealring) ist, dann ist auch $S$
noethersch (bzw.\ ein Hauptidealring). \qed
\end{kor}
\begin{bsp}
Es sei $K$ ein Körper, es sei $I ⊆ K[x_1, …, x_n]$ ein Ideal. Dann ist
$K[x_1, …, x_n]/I$ noethersch.
\end{bsp}
Der folgende Satz ist wieder eine Konsequenz der universellen Eigenschaft. Die
Formulierung verwendet Notation~\ref{not:xx}.
\begin{prop}[Noetherscher Isomorphiesatz]
Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins und es seien $I ⊂ J ⊂ R$ zwei
Ideale. Dann sind die Restklassenringe
\begin{equation*}
\factor{R}{J} \quad\text{und}\quad \factor{(\factor{R}{I})}{(\factor{J}{I})}
\end{equation*}
in kanonischer Weise zueinander isomorph. \qed
\end{prop}
\section{Primideale und maximale Ideale}
Die Diskussion in Abschnitt~\ref{sec:10-3} wirft die Frage auf, wann ein
Restklassenring der Form $K[x]/(f)$ eigentlich ein Körper ist. Etwas
bescheidener: Wann ist ein Restklassenring $R/I$ nullteilerfrei? Für den Ring
$$ haben wir die Antwort in der Vorlesung ``Lineare Algebra'' kennengelernt.
Der Ring $/(m)$ ist genau dann nullteilerfrei, wenn er ein Körper ist, und dies
ist genau dann der Fall, wenn $m$ eine Primzahl ist. Also müssen wir statt
``Primzahl'' jetzt den Begriff des ``Primideals'' einführen.
\begin{defn}[Primideal]
Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins. Ein Ideal $I ⊂ R$ heißt
\emph{Primideal}\index{Primideal}, falls $I \ne R$ ist und falls für alle $a$,
$b ∈ R$ gilt:
\begin{equation*}
a·b ∈ I\quad\quad a∈ I \text{ oder } b∈ I.
\end{equation*}
\end{defn}
\begin{bsp}
Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins. Ein Hauptideal $(0)(p) ⊂ R$ ist
genau dann ein Primideal, wenn $p ∈ R$ ein Primelement ist.
\end{bsp}
\begin{defn}[Maximales Ideal]
Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins. Ein Ideal $I ⊂ R$ heißt
\emph{maximal}\index{maximales Ideal}, falls $I \ne R$ ist und falls für jedes
Ideal $I ⊆ J ⊆ R$ gilt $J = I$ oder $J = R$.
\end{defn}
\begin{rem}
Maximale Ideale sind Primideale.
\end{rem}
\begin{beobachtung}
Körper werden unter den kommutativen Ringen dadurch charakterisiert, dass
$(0)$ und $(1)$ die einzigen Ideale sind. Mit anderen Worten: ein Ring ist
genau dann ein Körper, wenn das Nullideal maximal ist.
\end{beobachtung}
Der folgende Satz charakterisiert Primideale und maximale Ideale in Termen des
Restklassenringes. Das liefert weitere Beispiele.
\begin{satz}\label{Satz_Hilfssatz_zu_Beispiel}
Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins.
\begin{enumerate}
\item\label{Satz_Hilfssatz_zu_Beispiel_1} Ein Ideal $p ⊂ R$ ist genau dann ein
Primideal, wenn $R/p$ ein Integritätsring ist.
\item\label{Satz_Hilfssatz_zu_Beispiel_2} Ein Ideal $m ⊂ R$ ist genau dann
maximal, wenn $R/m$ ein Körper ist. \qed
\end{enumerate}
\end{satz}
\begin{bsp}
Es sei $K$ ein Körper und es sei $R = K[x_1, …, x_n]$. Wenn $a_1, …, a_n ∈ K$
sind, dann ist das Ideal $(x_1-a_1, …, x_n-a_n)$ maximal. Um diese Behauptung
zu beweisen, betrachte man den Substitutionsmorphismus
\begin{equation*}
\varphi : K[x_1, …, x_n] → K, \quad g ↦ g(a_1, …, a_n).
\end{equation*}
Dann ist $\varphi$ surjektiv und es ist
$\ker \varphi = (x_1-a_1, …, x_n-a_n)$. Also ist
\begin{equation*}
K ≅ \factor{K[x_1, …, x_n]}{(x_1-a_1, …, x_n-a_n)}.
\end{equation*}
Satz~\ref{Satz_Hilfssatz_zu_Beispiel} liefert dann die gewünschte Aussage.
\end{bsp}
\section{Der Chinesische Restsatz}
Der Chinesische Restsatz ist langweilig, darf aber in keiner Vorlesung fehlen
und kommt auch in den allermeisten Klausuren und Prüfungen vor. Dabei geht es
um folgende Aufgabe: Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins, und es seien
Ideale $I_1, … I_n ⊂ R$ und Ringelemente $r_1, …, r_n∈ R$ gegeben. Gesucht ist
ein $r∈ R$ (wenn es eines gibt), sodass die Gleichungen simultan erfüllt sind,
\[
r \equiv r_1 \: (\operatorname{mod}{I_1}), \quad
r \equiv r_2 \: (\operatorname{mod}{I_2}), \quad
…, \quad
r \equiv r_n \: (\operatorname{mod}{I_n}).
\]
Wenn ein solches Element $r$ überhaupt existiert, dann gilt für alle Indizes $k$
und $l$
\begin{equation*}
r_k - r_l = \underbrace{r_k-r}_{∈ I_k} + \underbrace{r-r_l}_{∈ I_l} ∈ I_k + I_l.
\end{equation*}
Wenn $I_k + I_l = R$ sind, dann ist diese notwendige Bedingung automatisch
erfüllt, und der Chinesische Restsatz sagt, dass das Gleichungssystem dann auch
lösbar ist.
\begin{definition}[Teilerfremde Ideale]
Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins und es seien $I_1$ und $I_2$ zwei
Ideale in $R$. Die Ideale heißen \emph{teilerfremd}\index{teilerfremde
Ideale}, wenn $I_1 + I_2=R$ ist; dabei bezeichnet $I_1+I_2$ das Summenideal
aus Beispiel~\vref{bsp:9-2-8}.
\end{definition}
\begin{bemerkung}
Was hat diese Definition mit ``Teilerfremdheit'' zu tun? Schauen Sie sich den
Euklidischen Algorithmus aus Beispiel~\vref{bsp:5-6-7} noch einmal an. In der
Situation des Beispiels~\ref{bsp:5-6-7} sind zwei Elemente $f$ und $g$
gegeben. Wenn $f$ und $g$ teilerfremd sind, ist $\ggT(f,g)=1$. Der
Euklidische Algorithmus zeigt aber, dass $\ggT(f,g)(f) + (g)$ ist. Die
Aussage, dass 1 in dem Ideal $(f) + (g)$ ist, ist aber gleichbedeutend damit,
dass $(f) + (g)$ der gesamte Ring ist.
\end{bemerkung}
\begin{satz}[Chinesischer Restsatz]\label{Satz_Chinesischer_Restsatz}
\index{Chinesischer Restsatz}Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins und es
seien $I_1, …, I_n ⊂ R$ paarweise teilerfremde Ideale. Dann ist der
kanonische Ringhomomorphismus
\begin{equation*}
α : R → \underbrace{\factor{R}{I_1}⨯⋯⨯\factor{R}{I_n}}_{\genfrac{}{}{0pt}{1}{\text{Add. und Mult.}}{\text{komponentenweise}}}, \quad a ↦ \Bigl( a+I_1, …, a+ I_n \Bigr)
\end{equation*}
surjektiv und es ist $\ker α = I_1 ∩ ⋯ ∩ I_n$.
\end{satz}
\begin{proof}
\video{11-3}
\end{proof}
%%% Local Variables:
%%% mode: latex
%%% TeX-master: "AlgebraZahlentheorie"
%%% End:

100
11.tex Normal file
View File

@ -0,0 +1,100 @@
% spell checker language
\selectlanguage{german}
\chapter{Grundbegriffe}
\sideremark{Vorlesung 12}Bevor es richtig losgeht, stelle ich schnell noch
einige Grundbegriffe zusammen, die wir später an allen möglichen Stellen
brauchen. Den ersten Begriff erkläre ich am besten an einem Beispiel: betrachte
den Körper $$. Wenn $K ⊂ $ irgendein Unterkörper ist, dann enthält
$K$ auf jeden Fall die Zahlen $0$ und $1$, und damit auch $2=1+1$, das additive
Inverse $-2$, das multiplikative Inverse $\frac{1}{2}$, …. Am Ende erkennen wir,
dass $K$ den gesamten Unterkörper $$ enthalten muss. In diesem Sinne ist
$$ also der kleinste Unterkörper von $$. Das definieren wir jetzt für
beliebige Körper. Die folgende Beobachtung wiederholt \vref{bsp:3-1-2a}.
\begin{beobachtung}
Es sei $L$ ein Körper, und es seien $(K_i)_{i ∈ I}$ Unterkörper. Dann ist
auch $_{i ∈ I} K_i$ ein Unterkörper von $L$.
\end{beobachtung}
Mithilfe dieser Beobachtung können wir jetzt den kleinsten Unterkörper
definieren.
\begin{definition}[Primkörper]
Sei $K$ ein Körper. Der Durchschnitt über alle Unterkörper von $K$ heißt
\emph{Primkörper}\index{Primkörper} von $K$.
\end{definition}
\begin{notation}
Sei $p ∈ $ eine Primzahl. Dann ist $(p)$ ein maximales Ideal
und $/(p)$ ist ein Körper, der mit $𝔽_p$ bezeichnet wird.
\end{notation}
Für Primkörper gibt es gar nicht viele Möglichkeiten.
\begin{satz}[Klassifikation der Primkörper]\label{Satz_Primkoerper_Isomorphie}
Es sei $K$ ein Körper. Dann ist der Primkörper von $K$ entweder isomorph zu
$$ oder zu einem $𝔽_p$, wobei $p$ eine Primzahl ist.
\end{satz}
\begin{proof}
\video{12-1}
\end{proof}
\begin{definition}[Charakteristik]
Es sei $K$ ein Körper. Falls der Primkörper von $K$ isomorph zu $$ ist, so
sagt, man der Körper $K$ hat \emph{Charakteristik
$0$}\index{Charakteristik!eines Körpers}. Falls der Primkörper von $K$
isomorph zu $𝔽_p$ ist, so sagt man, der Körper $K$ hat \emph{Charakteristik
$p$}. Die Schreibweise $\operatorname{char}(K)$ ist üblich.
\end{definition}
\begin{satz}
Es sei $K$ ein endlicher Körper. Dann hat $K$ hat positive Charakteristik,
$p = \operatorname{char}(K) > 0$, und es gibt eine Zahl $m ∈ $, so das
$K$ genau $p^m$ Elemente hat.
\end{satz}
\begin{proof}
Ein endlicher Körper kann nicht $$ als Unterkörper besitzen. Also ist
$p = \operatorname{char}(K) > 0$. Weil $K$ endlich ist, ist der
Erweiterungsgrad $m := [K:𝔽_p] = \dim_{𝔽_p} K$ ebenfalls endlich. Ein
$m$-dimensionaler Vektorraum über $𝔽_p$ hat aber $p^m$ viele Elemente.
\end{proof}
Ich erinnere noch einmal an einige Körper, die wir in den vergangenen Kapiteln
diskutierten.
\begin{itemize}
\item $𝔽_p$, $$, $$ sowie $$ sind Körper.
\item Ist $L/K$ eine Körpererweiterung und $A⊂ L$ eine Menge, dann ist
$K(A)$ ein Körper.
\item Quotientenkörper von Integritätsringen sind Körper.
\item Ist $R$ ein kommutativer Ring mit $1$ und $m$ ein maximales Ideal, dann
ist $R/m$ ein Körper.
\item Ist $R$ ein Ring und $p ⊂ R$ ein Primideal, dann ist $R/p$ ein
Integritätsring und $Q(R/p)$ ist ein Körper.
\end{itemize}
In der Mathematik sind die folgenden Körper am interessantesten.
\begin{itemize}
\item Zahlenkörper, also Zwischenkörper $ ⊂ K ⊂ $, wobei $K/Q$
algebraisch ist.
\item Funktionenkörper, also endliche algebraische Oberkörper von $(x)$.
\item In den letzten Jahrzehnten gab es große Fortschritte beim Studium von
endlichen algebraischen Körpererweiterungen von $(x)$.
\item Endliche Körper und ihre (endlichen) Körpererweiterungen spielen in der
Kodierungstheorie eine zentrale Rolle.
\end{itemize}
%%% Local Variables:
%%% mode: latex
%%% TeX-master: "AlgebraZahlentheorie"
%%% End:

244
12.tex Normal file
View File

@ -0,0 +1,244 @@
% spell checker language
\selectlanguage{german}
\chapter{Der algebraische Abschluss eines Körpers}
\section{Worum geht es in diesem Teil der Vorlesung?}
Wir sind immer noch an ``Symmetrien vor Körpererweiterungen'' interessiert, aber
ich habe ihnen bislang nicht erklärt, was ich damit meine. Das einfachste
Beispiel ist vielleicht die Körpererweiterung $/$. In diesem Fall ist die
relevante ``Symmetrie'' die komplexe Konjugation, also die Spiegelung der
komplexen Ebene an der reellen Gerade. Die komplexe Konjugation ist ein
Körpermorphismus $$ (sogar ein Isomorphismus) mit der interessanten
Eigenschaft, dass die reellen Zahlen genau diejenigen Punkte der komplexen Ebene
sind, die durch die Konjugationsabbildung auf sich selbst abgebildet werden. Um
diese Beobachtung zu verallgemeinern, müssen wir zuerst den Zusammenhang von $$
und $$ vom höheren Standpunkt aus verstehen. Warum ist die Erweiterung $/$
so wichtig? Wenn ich statt $$ einen anderen Körper betrachte (zum Beispiel
$𝔽_p(X)$), welcher Körper würde dann die Rolle von $$ spielen?
Die Antwort kommt aus der Vorlesung ``Analysis'' oder ``Funktionentheorie''.
Dort beweist man mit analytischen Methoden, dass jedes Polynom $f ∈ [x]$ eine
komplexe Nullstelle besitzt -- und auch jedes komplexe Polynom $f ∈ [x]$
besitzt eine komplexe Nullstelle. Das führt dazu, dass jedes Polynom in $[x]$
als Produkt von linearen Polynome geschrieben werden kann. Man sagt: ``die
komplexen Zahlen sind algebraisch abgeschlossen''. Wir werden später sehen, was
diese Eigenschaft mit Symmetrie zu tun hat.
\begin{frage}
Es sei $K$ ein Körper. Gibt es dann einen algebraisch abgeschlossenen
Oberkörper? Falls ja, gibt es unter allen algebraisch abgeschlossenen
Oberkörpern eine besonders gute oder besonders einfache Wahl?
\end{frage}
Der folgende Satz beantwortet die bescheidenere Frage, ob ein einzelnes
gegebenes Polynom $f ∈ K[x]$ immer eine Nullstelle in einem geeigneten
Oberkörper hat.
\begin{satz}\label{satz:12-1-2}
Sei $K$ ein Körper und $f∈ K[x]$ ein nicht-konstantes Polynom. Dann gibt es
einen Oberkörper $L ⊃ K$, in dem $f$ eine Nullstelle hat. Genauer: es sei $g$
ein nicht-konstanter irreduzibler Faktor von $f$. Dann hat $g$ im Körper
$L := K[x]/(g)$ eine Nullstelle.
\end{satz}
Der Beweis von Satz~\ref{satz:12-1-2} ist eine große Tautologie, verwirrt
Studentinnen und Studenten oft. Ich diskutiere vor dem Beweis deshalb erst noch
ein kleines Beispiel. Auf unserem
\href{https://sage.cplx.vm.uni-freiburg.de/share/}{Sage/CoCalc-Server} habe ich
Ihnen ein weiteres, ganz konkretes Beispiel bereitgestellt.
\begin{erkl}
Das Polynom $+1[x]$ hat keine Nullstelle in $$, aber es hat eine
Nullstelle in $$, nämlich die Zahl $i$; wir wissen natürlich auch noch, dass
$+1$ das Minimalpolynom von $i$ ist. Die Substitutionsabbildung
\begin{equation*}
φ : [x] → , \quad g ↦ g(i)
\end{equation*}
hat als Kern genau das Ideal $(+1)$, und liefert uns daher einen
Isomorphismus
\[
\factor{[x]}{(x²+1)}.
\]
Das Element $i ∈ $ entspricht dabei der Restklasse
\[
a := x+(x²+1) ∈ \factor{[x]}{(x²+1)}.
\]
Der Beweis von Satz~\ref{satz:12-1-2} kehrt diese Beobachtung um. Dort
definiert man $L := K[x]/(g)$ und stellt fest, dass die Restklasse
\[
a := x+(g) ∈ \factor{K[x]}{(g)}
\]
tautologisch eine Nullstelle des Polynoms $g ∈ K[x] ⊂ L[x]$ ist.
\end{erkl}
\begin{proof}
\video{12-2}
\end{proof}
\section{Definition}
\sideremark{Vorlesung 13}Nach den Vorbemerkungen definieren wir jetzt präzise,
was ein algebraisch abgeschlossener Körper, und was ein algebraischer Abschluss
wirklich sein soll.
\begin{satzdef}[Algebraisch abgeschlossener Körper]
Es sei $K$ ein Körper. Dann sind die folgenden Eigenschaften äquivalent.
\begin{enumerate}
\item Jedes nicht-konstante Polynom $f ∈ K[x]$ hat eine Nullstelle in $K$.
\item Jedes nicht-konstante Polynom $f ∈ K[x]$ zerfällt in $K[x]$ in
Linearfaktoren. Mit anderen Worten: $f$ ist als Produkt von linearen
Polynomen aus $K[x]$ darstellbar.
\item Jedes irreduzible Polynom $f ∈ K[x]$ ist linear.
\item Ist $L/K$ eine algebraische Körpererweiterung, dann gilt $L=K$.
\end{enumerate}
Wenn diese Bedingungen erfüllt sind, nennt man $K$ \emph{algebraisch
abgeschlossen}\index{algebraisch abgeschlossener Körper}.
\end{satzdef}
\begin{proof}
\video{13-1}
\end{proof}
\begin{bsp}
In der Analysis oder Funktionentheorie beweist man, dass der Körper $$
algebraisch abgeschlossen ist.
\end{bsp}
\begin{bsp}
Wenn $L$ ein algebraisch abgeschlossener Körper ist und $K⊂ L$ ein
Unterkörper, dann ist der aus Satz und Definition~\vref{satzdef:aaieO}
bekannte algebraische Abschluss von $K$ in $L$,
\[
\overline{K} := \{ a ∈ L \::\: a \text{ ist algebraisch über } K \}
\]
selbst algebraisch abgeschlossen. Insbesondere ist $\overline{}$, die Menge
der algebraischen Zahlen, ein algebraisch abgeschlossener Körper. Um zu
erkennen, dass $\overline{K}$ tatsächlich algebraisch abgeschlossen ist, sei
$f ∈ \overline{K}[x]$ ein nicht-konstantes Polynom. Weil $L$ algebraisch
abgeschlossen ist, hat $f$ eine Nullstelle in $a∈ L$. Das Element $a$ ist
logischerweise algebraisch über $\overline{K}$ und deshalb wegen
Korollar~\vref{kor:TdA} (``Transitivität der Algebraizität'') auch algebraisch
über $K$. Also ist $a∈\overline{K}$.
\end{bsp}
\begin{defn}[Algebraischer Abschluss eines Körpers]\label{def:aAeK}
Es sei $K$ ein Körper. Ein Oberkörper $L/K$ heißt \emph{algebraischer
Abschluss von $K$}\index{Algebraischer Abschluss!eines Körpers}, wenn
Folgendes gilt.
\begin{enumerate}
\item Die Körpererweiterung $L/K$ ist algebraisch.
\item Der Körper $L$ ist algebraisch abgeschlossen.
\end{enumerate}
\end{defn}
\begin{bsp}
Der Körper $$ ist ein algebraischer Abschluss von $$. Der Körper der
algebraischen Zahlen, $\overline{}$ ist ein algebraischer Abschluss $$.
\end{bsp}
\begin{warnung}[``Algebraischer Abschluss'' und ``Algebraischer Abschluss in Oberkörper'']
Ich wiederhole Warnung~\vref{war:ababio}. Verwechseln Sie die
Definitionen~\ref{satzdef:aaieO} und \ref{def:aAeK} nicht!
\end{warnung}
\section{Existenz}
Wie zeigt man, dass ein algebraischer Abschluss existiert? Die Idee ist
natürlich, Satz~\ref{satz:12-1-2} für alle Polynome in $K[x]$ auf einmal
anzuwenden und so sicherzustellen, dass jedes Polynom eine Nullstelle hat. Das
ist aber nicht so einfach: denn wenn ich den Körper durch Hinzunahme von
Polynomen größer mache, gibt es neue Polynome, die ebenfalls Nullstellen haben
müssen. In einem normalen Jahr würde mithilfe von Zorn's Lemma\footnote{Zorn's
Lemma = eine Variante des Auswahlaxioms} zeigen, dass diese naive Idee
tatsächlich trägt. Weil das Semester in diesem Jahr deutlich kürzer ist, muss
an dieser Stelle auf einen Beweis verzichten. Der folgende Satz ist als Satz
von Steinitz\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Steinitz}{Ernst
Steinitz} (* 13. Juni 1871 in Laurahütte, Oberschlesien; † 29. September
1928 in Kiel) war ein deutscher Mathematiker.} bekannt.
\begin{satz}[Existenz des Algebraischen Abschluss]\label{Satz_von_Steinitz}
Jeder Körper besitzt einen algebraischen Abschluss. \qed
\end{satz}
\section{Eindeutigkeit, aber nicht zu sehr}
Als Nächstes müssen wir diskutieren, inwieweit ein algebraischer Abschluss
eindeutig ist. Wie immer folgt die Eindeutigkeit aus einer universellen
Eigenschaft. Den folgenden Begriff hatten wir oben schon informell unter dem
Schlagwort ``Symmetrien einer Körpererweiterung'' diskutiert.
\begin{definition}[$K$-Morphismus]
Es seien $R$ und $S$ Oberringe desselben Unterringes $K$. Ein Ringmorphismus
$\varphi : R → S$ heißt \emph{$K$-Morphismus}\index{$K$-Morphismus}, wenn
$\varphi|_K = \Id_K$ ist.
\end{definition}
\begin{bsp}
Betrachte die Körpererweiterung $/$. Die komplexe Konjugation
$\varphi: $ ist ein $$-Morphismus von $$ nach $$.
\end{bsp}
Der folgende Satz beschreibt die universelle Eigenschaft des algebraischen
Abschluss. Dieser Satz ist absolut zentral für die kommende Diskussion; er ist
der eigentliche Grund, warum Galois-Theorie überhaupt funktioniert. Wieder
werde ich den Satz aus Zeitgründen nicht beweisen.
\begin{satz}[Universelle Eigenschaft des algebraischen Abschluss]\label{Satz_K_Morphismus_Fortsetzung}
Es sei $K$ ein Körper und es sei $\overline{K}$ ein algebraischer Abschluss
von $K$. Zusätzlich seien weitere algebraische Körpererweiterungen
$K ⊆ L_0 ⊆ L$ von $K$ gegeben, sowie ein $K$-Morphismus
\begin{equation*}
\varphi_0 : L_0 → \overline{K}.
\end{equation*}
Dann existiert eine Fortsetzung von $\varphi_0$ zu einem $K$-Morphismus
$\varphi : L → \overline{K}$. Mit anderen Worten: es existiert ein
$K$-Morphismus $\varphi : L → \overline{K}$, sodass
$\varphi|_{L_0} = \varphi_0$ ist. \qed
\end{satz}
\begin{bsp}
Es sei $K = L_0 = $, es sei $\overline{K} = L = $. Weiter sei
$\varphi_0 : $ die Identität. Dann gibt es \emph{zwei} Fortsetzungen von
$\varphi_0$ zu einem $$-Morphismus $\varphi: $; wir können für $\varphi$
einerseits die Identität nehmen, andererseits ist auch die
Konjugationsabbildung möglich.
\end{bsp}
Als Konsequenz der universellen Eigenschaft erhalten wir die Eindeutigkeit des
algebraischen Abschlusses bis auf nicht-kanonische Isomorphie. Obwohl die
Isomorphie nicht kanonisch ist, spricht man in der Literatur häufig nicht ganz
korrekt von ``dem'' Quotientenkörper.
\begin{kor}[Eindeutigkeit des alg.~Abschluss bis auf nicht-kanonische Isomorphie]\label{cor:edaa}
Es sei $K$ ein Körper und es seien $\overline{K}_1$ und $\overline{K}_2$ zwei
algebraische Abschlüsse. Dann gibt es einen $K$-Isomorphismus $K_1 → K_2$.
\end{kor}
\begin{proof}
\video{13-2}
\end{proof}
\begin{bsp}
Es sei $K = $, es sei $\overline{K}_1 = \overline{K}_2 = $. Dann sehe ich
sofort zwei $K$-Isomorphismen $K_1 → K_2$, nämlich die Identität und die
Konjugationsabbildung.
\end{bsp}
Ich wiederhole noch einmal: Die nicht-Eindeutigkeit der Abbildung $\varphi$ aus
Satz~\ref{Satz_K_Morphismus_Fortsetzung} und nicht-Kanonizität der Abbildung aus
Korollar~\ref{cor:edaa} sind der Grund dafür, warum die Diskussion von
``Symmetrie'' überhaupt sinnvoll ist. Das ist ganz anders als bei dem
Quotientenkörper!
%%% Local Variables:
%%% mode: latex
%%% TeX-master: "AlgebraZahlentheorie"
%%% End:

273
13.tex Normal file
View File

@ -0,0 +1,273 @@
% spell checker language
\selectlanguage{german}
\chapter{Zerfällungskörper}
Ich habe im vorhergehenden Kapitel immer wieder von ``Symmetrie'' gesprochen und
dabei als Beispiel immer nur die Konjugationsabbildung der komplexen Zahlen
diskutiert. Das ist ein bisschen dünn. Wir brauchen mehr Beispiele!
Tatsächlich liefert fast jedes Polynom ein interessantes Beispiel, den
Zerfällungskörper. Was das ist, erkläre ich jetzt.
\begin{defn}[Zerfällungskörper]\label{def:zerf}
Es sei $K$ ein Körper und es sei $f ∈ K[x]$ ein nicht-konstantes Polynom. Ein
Oberkörper $L/K$ heißt \emph{Zerfällungskörper von
$f$}\index{Zerfällungskörper}, falls Folgendes gilt.
\begin{itemize}
\item Das Polynom $f ∈ L[x]$ zerfällt in Linearfaktoren. Mit anderen Worten:
es gibt Elemente $a, a_1, …, a_n ∈ L$, sodass die Gleichheit
$f=(x-a_1)(x-a_n)$ gilt.
\item Mit der Notation von oben gilt $L = K(a_1, …, a_n)$.
\end{itemize}
\end{defn}
\begin{bemerkung}
Die Elemente $a_1, …, a_n$ aus Definition~\ref{def:zerf} sind genau die
Nullstellen des Polynomes $f ∈ L[x]$. Insbesondere sind die Elemente
$a_1, …, a_n$ eindeutig bis auf Vertauschung.
\end{bemerkung}
Der folgende Satz fasst die ersten Eigenschaften von Zerfällungskörpern
zusammen.
\begin{satz}\label{satz:13-0-3}
Es sei $K$ ein Körper und es sei $f ∈ K[x]$ ein nicht-konstantes Polynom.
Dann gilt Folgendes.
\begin{enumerate}
\item Das Polynom $f$ besitzt einen Zerfällungskörper.
\item Je zwei Zerfällungskörper von $f$ sind $K$-isomorph. Genauer: Wenn
$K_1/K$ und $K_2/K$ zwei Zerfällungskörper von $f$ sind, dann gibt es einen
$K$-Isomorphismus $K_1 → K_2$.
\item Ist $L$ ein Zerfällungskörper von $f$, dann ist $[L:K](\deg f)!$.
\end{enumerate}
\end{satz}
\begin{proof}
\video{13-3}
\end{proof}
Zerfällungskörper sind also eindeutig bis auf nicht-kanonische Isomorphie. Wie
schon beim algebraischen Abschluss wird deshalb häufig von ``dem''
Zerfällungskörper gesprochen.
\begin{bemerkung}[Kochrezept: Zerfällungskörper]
Es sei $K$ ein Körper und es sei $f ∈ K[x]$ ein nicht-konstantes Polynom.
Wenn ein algebraischer abgeschlossener Oberkörper $L/K$ gegeben ist, dann
zeigt der Beweis von Satz~\ref{satz:13-0-3} wie man an einen Zerfällungskörper
kommt. Man muss für das Polynom $f ∈ L[x]$ ``lediglich'' die Nullstellen
$a_1, …, a_n$ bestimmen und kann dann den Körper $K(a_1, …, a_n)$ nehmen.
\end{bemerkung}
Ein wichtiges Problem der Algebra(klausur/prüfung) ist es, zu einem gegebenen
Körper $K$ und zu einem gegebenen Polynom $f ∈ K[x]$ den Zerfällungskörper zu
bestimmen. Dabei ist mit ``bestimmen'' meistens gemeint, dass man den
Erweiterungsgrad des Zerfällungskörpers bestimmen und ein möglichst kleinen Satz
von möglichst einfachen Erzeugern angeben soll. Meistens ist in diesen
Beispielen $K = $, sodass man einen Zerfällungskörper als Teilmenge der
komplexen Zahlen konstruieren wird.
\begin{bsp}
Es sei $K = $ und es sei $f =-2[x]$. Dann ist
$L = (\sqrt 2,-\sqrt2) = (\sqrt2)$ ein Zerfällungskörper
von $f$.
\end{bsp}
\begin{bsp}
Es sei $K = $ und es sei $f =-2[x]$. Betrachte die komplexe Zahl
$ξ := e^{\frac{2π i}{3}}$. Dann sind die komplexen Zahlen
$a_0 := \sqrt[3]{2}$, $a_1 := ξ·\sqrt[3]{2}$ und $a_2 := ξ_3²·\sqrt[3]{2}$
genau die komplexen Nullstellen von $f$. Also ein Zerfällungskörper gegeben
durch
\[
L = (a_0, a_1, a_2) = \Bigl(\sqrt[3]{2}, ξ \Bigr).
\]
Wir wissen sofort, dass
\[
[L : ] ≤ 3! = 6,
\]
ist, aber wie groß ist der Grad wirklich? Wir überlegen, dass
$[ \bigl(\sqrt[3]{2} \bigr) : ] = 3$. Also gilt $3| [L:Q]$ und man
muss lediglich prüfen, ob $L = (\sqrt[3]{2})$ ist. Das ist aber nicht der
Fall, denn $(\sqrt[3]{2})$ aber $ξ \not$. Also ist
$[L:] =6$.
\end{bsp}
\section{Symmetrien, schon wieder}
\label{sec:13-1}
\sideremark{Vorlesung 14}Ich komme zu meinem Lieblingsthema zurück. Jetzt kann
ich endlich erklären, was es mit meinem ständigen Reden von ``Symmetrien'' auf
sich hat.
\begin{situation}\label{sit:gal}
Es sei $K$ ein Körper, es sei $f ∈ K[x]$ ein nicht-konstantes Polynom und es
sei $L/K$ ein Zerfällungskörper von $f$. Weiter seien $a_1, …, a_n$ die
Nullstellen von $f$ in $L$.
\end{situation}
Ich frage: wie viele $K$-Morphismen $\varphi: L → L$ gibt es? Die folgenden
beiden Beobachtungen klären die Frage fast vollständig. Die Beobachtungen
zeigen auch, dass es sich bei der Frage um ein kombinatorisches Problem handelt,
das wohl am besten in Termen endlicher Gruppen beantwortet werden sollte.
\begin{beobachtung}[$K$-Morphismen geben Permutationen]\label{beob:p1}
In Situation~\ref{sit:gal} sei $\varphi: L → L$ ein $K$-Morphismus. Schreibe
$f(x) = \sum b_i·xⁱ$. Wenn $a_• ∈ L$ eine der Nullstellen von $f$ ist, dann
ist
\begin{align*}
0 & = \varphi(0) = \varphi\Bigl(\sum b_i·a_•ⁱ \Bigr) \\
& = \sum \varphi(b_i)·\varphi(a_•)ⁱ && \text{$\varphi$ ist Körpermorphismus}\\
& = \sum b_\varphi(a_•)ⁱ && \text{$\varphi$ ist $K$-Morphismus und $b_i ∈ K$}\\
& = f\bigl(\varphi(a_•)\bigr).
\end{align*}
Wir erkennen: die Abbildung $\varphi$ bildet Nullstellen von $f$ auf
Nullstellen von $f$ ab. Wir erhalten also einen Gruppenmorphismus
\begin{equation}\label{eq:jtzrtt}
\Bigl\{ K\text{-isomorphismen } L → L \Bigr\}
\Bigl\{ \text{Permutationen der Menge } \{ a_1, …, a_n \} \Bigr\}.
\end{equation}
\end{beobachtung}
\begin{beobachtung}[$K$-Morphismen sind durch Permutationen eindeutig beschrieben]\label{beob:p2}
In Situation~\ref{sit:gal} wissen wir schon, dass $L = K(a_1, …, a_n)$ ist.
Ich kann also jedes Element $ ∈ L$ als endliche Summe schreiben,
\[
= \sum β_{i_1,…,i_n}·a^{i_1}_1⋯ a^{i_n}_n, \quad \text{wobei }
β_{•, …, •} ∈ K.
\]
Wenn ich jetzt einen $K$-Morphismus $\varphi: L → L$ habe, dann ist
\begin{align*}
\varphi() & = \sum \varphi_{i_1,…,i_n}\varphi(a_1)^{i_1}\varphi(a_n)^{i_n} \\
& = \sum β_{i_1,…,i_n}·\varphi(a_1)^{i_1}\varphi(a_n)^{i_n}. && \text{$\varphi$ ist $K$-Morphismus und $β_• ∈ K$}
\end{align*}
Wir erkennen: Der $K$-Morphismus $\varphi: L → L$ ist eindeutig dadurch
festgelegt, wohin er die endlich vielen Elemente $a_1$, …, $a_n$ abbildet!
Die Abbildung \eqref{eq:jtzrtt} ist also injektiv, und wir können die
``Symmetriegruppe'' von $L/K$, also die Gruppe der $K$-Isomorphismen von $L$
als Untergruppe einer endlichen Permutationsgruppe auffassen.
\end{beobachtung}
\section{Ringadjunktion}
Ich würde jetzt gern weiter über Symmetrien schreiben, weil ich das Thema so
gern mag. Geht aber nicht, denn auf dem Lehrplan steht jetzt erst einmal wieder
ein wenig Sprache.
\begin{notation}[Polynomring in unendlich vielen Variablen]
Es sei $R$ ein Ring und es sei $Λ$ eine Menge. Dann bezeichne
$R\bigl[(x_λ)_{λ ∈ Λ}\bigr]$ den Polynomring in den (eventuell unendlich
vielen) Variablen $(x_λ)_{λ∈ Λ}$.
\end{notation}
Wenn alles 100\%ig korrekt sein sollte, müsste ich an dieser könnte den
Polynomring ausführlich mithilfe einer universellen Eigenschaft definieren. Ich
finde das aber arg formell und hoffe, Sie verzeihen mir, wenn ich das jetzt
einfach mal nicht mache. Der einzig wichtige Punkt ist, dass Polynome immer
\emph{endliche} Summen sind. Insbesondere treten in jedem einzelnen Polynom
immer nur endlich viele Variablen auf.
\begin{defn}[Ringadjunktion]\label{def:ringad}
Es sei $S$ ein Ring und es sei $R ⊂ S$ ein Unterring. Weiter sei
$(a_λ)_{λ∈Λ}$ eine Familie von Elementen aus $S$. Dann bezeichnet man mit
$R\bigl[(a_λ)_{λ∈Λ}\bigr]$ das Bild von $R\bigl[(x_λ)_{λ∈Λ}\bigr]$ unter
dem Substitutionsmorphismus
\[
R\bigl[(x_λ)_{λ∈Λ}\bigr] → S, \quad f(x_{λ_1}, …, x_{λ_m}) ↦
f(a_{λ_1}, …, a_{λ_m})
\]
Man sagt, der Unterring $R\bigl[(a_λ)_{λ∈Λ}\bigr] ⊂ S$ entsteht aus
$R$ durch \emph{Adjunktion} der Elemente $(a_λ)_{λ∈Λ}$. Den Vorgang nennt
man \emph{Ringadjunktion}\index{Ringadjunktion}.
\end{defn}
\begin{beobachtung}
In der Situation von Definition~\ref{def:ringad} gilt: Ein Element $s ∈ S$ ist
genau dann in $R\bigl[(a_λ)_{λ∈Λ}\bigr]$ enthalten, wenn es endlich viele
Elemente $λ_1, …, λ_n ∈ Λ$ und eine Darstellung
\[
s = \sum β_{1,…, n}·a^{i_1}_{λ_1}⋯ a^{i_n}_{λ_n}, \quad \text{mit }
β_{•, …, •} ∈ K
\]
gibt. Genau wie bei der Körperadjunktion ist $R\bigl[(a_λ)_{λ∈Λ}\bigr]$ der
kleinste Unterring von $S$, der $R$ und alle $a_λ$ enthält.
\end{beobachtung}
\subsection{Ringadjunktion vs Körperadjunktion}
Gegeben eine Körpererweiterung $L/K$ und eine Teilmenge $(a_λ)_{λ∈Λ}$ von $L$,
dann kann ich den Unterring $K\bigl[(a_λ)_{λ∈Λ}\bigr]$ und den Unterkörper
$K\bigl( (a_λ)_{λ∈Λ} \bigr)$ vergleichen. Offenbar gilt immer
\[
K ⊆ K\bigl[(a_λ)_{λ∈Λ}\bigr] ⊆ K\bigl( (a_λ)_{λ∈Λ} \bigr)
⊆ L.
\]
Die folgenden Sätze klären, wann Gleichheit herrscht. Die Sätze klären auch
noch einmal, warum SAGE eckige Klammern verwendet und den Körper ``$$
adjungiert $\sqrt{5}$'' mit \texttt{QQ[sqrt(5)]} bezeichnet. Schauen Sie sich
vielleicht auch noch einmal Fußnote~\vref{foot:sage} an.
\begin{satz}[Ringadjunktion vs Körperadjunktion]
Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung und es sei $(a_λ)_{λ∈Λ}$ eine Teilmenge
von $L$. Dann ist
\begin{equation*}
K \bigl( (a_λ)_{λ∈Λ} \bigr) = Q\Bigl(K\bigl[(a_λ)_{λ∈Λ}\bigr]\Bigr),
\end{equation*}
wobei $Q()$ den Quotientenkörper bezeichnet.
\end{satz}
\begin{proof}
Wir wissen schon, dass $K\bigl[ (a_λ)_{λ∈Λ} \bigr]$ der kleinste Unterring des
Körpers $L$ ist, der $K$ und $(a_λ)_{λ∈Λ}$ enthält. Gemäß der universellen
Eigenschaft ist der Quotientenkörper der kleinste Körper, der
$K\bigl[ (a_λ)_{λ∈Λ} \bigr]$ enthält, also gleich $K\bigl((a_λ)_{λ∈Λ}\bigr)$.
\end{proof}
\begin{satz}[Ringadjunktion vs Körperadjunktion]
Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung. Ein Element $a ∈ L$ ist genau dann
algebraisch, wenn $K(a) = K[a]$ ist.
\end{satz}
\begin{proof}
Es gibt zwei Fälle. Wenn $a$ algebraisch ist, dann wissen wir schon, dass wir
$K(a)$ schreiben können als
\begin{equation*}
K(a) = K + K·a + ⋯ + K·a^{n-1}
\end{equation*}
wobei $n= [a : K]$ ist. Also ist $K(a) = K[a]$. Wenn das Elemente $a$
transzendent ist, dann ist $K[x] ≅ K[a]$ kein Körper und deshalb ist
$K[a] ≠ K(a)$.
\end{proof}
\begin{kor}[Ringadjunktion vs Körperadjunktion]
Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung und es seien $a_1, …, a_n∈ L$. Dann sind
folgende Aussagen äquivalent.
\begin{itemize}
\item Es ist $K(a_1, …, a_n) = K[a_1, …, a_n]$.
\item Alle Elemente $a_1, …, a_n$ sind algebraisch über $K$.
\end{itemize}
\end{kor}
\begin{proof}
Induktion nach $n$ und der Korollar~\vref{kor:TdA} (``Transitivität der
Algebraizität'').
\end{proof}
\begin{bemerkung}
Für beliebige Körpererweiterungen $L/K$ und beliebige Teilmengen
$(a_λ)_{λ∈Λ} ⊂ L$ ist die Äquivalenz
\begin{equation*}
K\bigl( (a_λ)_{λ∈Λ} \bigr) = K\bigr[ (a_λ)_{λ∈Λ} \bigr] \quad\quad\text{alle $a_λ$ sind algebraisch}
\end{equation*}
ganz falsch. Also sowas von falsch. \textbf{Falsch!!} Als Beispiel nehme man
die ganz-und-gar-nicht-algebraische Körpererweiterung $/$ und betrachte die
Menge $(λ)_{λ ∈ }$.
\end{bemerkung}
%%% Local Variables:
%%% mode: latex
%%% TeX-master: "AlgebraZahlentheorie"
%%% End:

498
14.tex Normal file
View File

@ -0,0 +1,498 @@
% spell checker language
\selectlanguage{german}
\chapter{Separable und inseparable Körpererweiterungen}
Wir hatten im Abschnitt~\ref{sec:13-1} über Symmetrien von Zerfällungskörpern
gesprochen und dabei gesehen, dass die Symmetrien durch Permutationen der
Nullstellen des betreffenden Polynoms beschrieben werden. Die relevante
Situation ist die, wo $L/K$ eine Körpererweiterung ist, ein algebraisches
Element $a ∈ L$ gegeben ist und $f ∈ K[x]$ das Minimalpolynom ist. Wenn die
Symmetrien des Zerfällungskörpers von $f$ jetzt durch die Permutationen der
Nullstellen beschrieben sind, frage ich mich vermutlich als erstes, wie viele
Nullstellen es eigentlich gibt. Kann es überhaupt vorkommen, dass $a$ eine
mehrfache Nullstelle von $f$ ist?
\begin{beobachtung}\label{beo:14-0-1}
Wenn $K = $ ist, geht das nicht. Denn wenn $a$ eine mehrfache Nullstelle
ist, also $f = (x-a)²·g ∈ [x]$ wäre, dann kann ich die Ableitung betrachten,
\[
f' = 2·(x-a)·g + (x-a)²·g'.
\]
Ein scharfer Blick zeigt, dass $f'(a)$ ebenfalls gleich null ist, was wohl im
Widerspruch dazu steht, dass $f$ das Minimalpolynom ist, also minimalen Grad
hat unter allen Polynomen, die $a$ als Nullstelle haben.
\end{beobachtung}
\section{Die formale Ableitung}
In diesem Abschnitt geht es darum, das Argument von Beobachtung~\ref{beo:14-0-1}
auf beliebige Körpererweiterungen übertragen. Dabei gibt es gleich das Problem,
dass der Begriff der Ableitung für Polynome über beliebigen Körpern nicht sehr
viel Sinn ergibt -- zumindest nicht als Limes von Differenzenquotienten.
Andererseits kann man die Ableitungsregeln ganz formal kopieren:
\begin{notation}
Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins. Dann betrachte den Ringmorphismus,
den wir schon bei der Definition des Primkörpers betrachtet haben,
\[
φ : → R, \quad n ↦
\left\{
\begin{matrix}
\underbrace{1_R + ⋯ + 1_R}_{n } && \text{falls }n > 0 \\
0_R && \text{falls } n = 0 \\
-(\underbrace{1_R + ⋯ + 1_R}_{-n }) && \text{sonst.}
\end{matrix}
\right.
\]
In der Praxis ist man meist zu faul und schreibt statt $φ(n) ∈ R$ einfach
$n ∈ R$. Aber Achtung! Die Abbildung $φ$ ist nicht immer injektiv! Es gilt
zum Beispiel $p = 0𝔽_p$.
\end{notation}
\begin{definition}[Formale Ableitung]\label{Def_formale_Ableitung}
Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins. Wenn jetzt ein Polynom
$f = \sum_{i=0}^{n}a_i·xⁱ ∈ R[x]$ gegeben ist, dann nenne das Polynom
\begin{equation*}
f' = \sum_{i=1}^{n} i· a_i· x^{i-1}∈ R[x]
\end{equation*}
die \emph{formale Ableitung}\index{formale Ableitung} von $f$. Die
\emph{$m$-fache formale Ableitung} $f^{(m)}$ ist natürlich als $m$-fache
Iteration der Ableitung definiert.
\end{definition}
\begin{bemerkung}[Ableitung kann überraschend verschwinden]\label{bem:14-1-3}
Es kann vorkommen, dass $\deg f >0$ ist, aber trotzdem $f' = 0$. Wenn nämlich
Sei $K$ ein Körper der Charakteristik $p>0$, beispielsweise $K = 𝔽_p$. Dann
ist $p = 0 ∈ R$ und das Polynom $f(x) = x^p$ hat daher die formale Ableitung
\begin{equation*}
f' = p·x^{p-1} = 0.
\end{equation*}
Trotzdem ist $f$ aber nicht konstant, denn $f(1) = 1$ und $f(0) = 0$.
\end{bemerkung}
\begin{satz}[Rechenregeln für die formale Ableitung]\label{Satz_Rechenregeln_Ableitung}
Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins und es seien $f$, $g ∈ R[x]$.
Weiter sei ein Element $r ∈ R$ gegeben. Dann gilt Folgendes.
\begin{enumerate}
\item\label{Satz_Rechenregeln_Ableitung_Aussage_1} Ist $\deg f > 0$, so ist
$\deg f' < \deg f$.
\item\label{Satz_Rechenregeln_Ableitung_Aussage_2} Ist $\deg f = 0$, so ist
$f' = 0$.
\item\label{Satz_Rechenregeln_Ableitung_Aussage_3} Es gilt $(f+g)' = f'+g'$
und $(r·f)' = r·f'$.
\item\label{Satz_Rechenregeln_Ableitung_Aussage_4} Es gilt
$(f· g)' = f'· g + f · g'$.
\end{enumerate}
\end{satz}
\begin{proof}
Ist mir zu langweilig.
\end{proof}
Die Ableitungen können verwendet werden, um die Ordnung einer Nullstelle zu
bestimmen. Was war noch einmal die Ordnung?
\begin{defn}[Ordnung einer Nullstelle]
Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins, und es sei ein Polynom $f ∈ R[x]$,
ein Element $a ∈ R$ und eine Zahl $n$ gegeben. Man sagt, dass $a$ eine
$n$-fache Nullstelle von $f$ ist\index{Nullstellenordnung}, wenn die
Teilbarkeitsrelationen
\[
(x-a)^n|f \quad\text{und}\quad (x-a)^{n+1}\nmid f
\]
in $R[x]$ gelten.
\end{defn}
\begin{kor}\label{Korollar_Ableitung_an_Nullstelle}
Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins, und es sei ein Polynom $f ∈ R[x]$
der Form $f = (x-a)^m· g$ gegeben, mit $a∈ R$ und $g∈ R[x]$. Dann ist
\begin{equation*}
f' = (x-a)^{m-1}·(m· g + (x-a)· g')
\end{equation*}
\end{kor}
\begin{proof}
Ist mir zu langweilig.
\end{proof}
\begin{beobachtung}
Wenn $a$ eine $m$-fache Nullstelle von $f$ ist, zeigt
Korollar~\ref{Korollar_Ableitung_an_Nullstelle}, dass
\begin{equation*}
f(a) = f'(a) = ⋯ = f^{(m-1)}(a) = 0
\end{equation*}
ist. Wenn $R$ ein Körper der Charakteristik $0$ ist, also insbesondere
$m!0 ∈ R$ ist, dann ist $f^{(m)}(a)0$, wenn $a$ eine $m$-fache
Nullstelle von $f$ ist. Wir haben aber schon in Bemerkung~\ref{bem:14-1-3}
gesehen, dass man über beliebigen Körpern die Nullstellenordnung so nicht
bestimmen kann!
\end{beobachtung}
\section{Der Frobenius Morphismus}
Über Körpern und Ringen der Charakteristik $p > 0$ gibt es einen ganz
unglaublichen Körpermorphismus, den wir noch nicht kennen: den
Frobenius-Morphismus\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Ferdinand_Georg_Frobenius}{Ferdinand
Georg Frobenius}, genannt Georg, (* 26. Oktober 1849 in Berlin; † 3.
August 1917 in Charlottenburg, heute ein Ortsteil von Berlin) war ein
deutscher Mathematiker. Er war seit 1892 Professor an der Universität Berlin
und setzte dort hohe Maßstäbe für Prüfungen durch.}. Der Morphismus ist
eigentlich ganz einfach, es handelt sich um die Abbildung $r ↦ r^p$. Das
unglaubliche ist, dass diese Abbildung \textbf{linear} ist!!
\begin{defn}[Charakeristik eines Ringes]
Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins. Die
\emph{Charakteristik}\index{Charakteristik!eines Ringes} von $R$ ist die
kleinste natürliche Zahl $n ∈ ^+$, sodass die $n$-fache Summe des
Einselementes gleich dem Nullelement wird, also
\[
\underbrace{1 + 1 + ⋯ + 1}_{n } =0.
\]
Gibt es eine solche Zahl nicht, so sagt man, dass $R$ Charakteristik 0 hat.
\end{defn}
\begin{satzdef}[Frobenius-Endomorphismus]\label{DefSatz_Frobenius-Endomorphismus}
Es sei $p$ eine Primzahl und es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins der
Charakteristik $p$. Dann ist die Abbildung
\begin{equation*}
F : R → R, \quad a → a^p
\end{equation*}
ein Ringmorphismus. Mit anderen Worten: für alle $a,b∈ R$ gilt
\begin{equation*}
(a+b)^p = a^p+b^p \quad\text{und}\quad (a· b)^p=a^p· b^p
\end{equation*}
Man nennt die Abbildung den \emph{Frobenius-Endomorphismus von
$R$}\index{Frobenius-Endomorphismus}.
\end{satzdef}
\begin{proof}
\video{14-1}
\end{proof}
\begin{notation}
In der Situation von Satz~\ref{DefSatz_Frobenius-Endomorphismus} ist die
Bildmenge $F(R) ⊂ R$ natürlich ein Unterring. Dieser wird als ``Menge der
$p$-Potenzen'' bezeichnet und oft mit dem Symbol $R^p ⊆ R$ notiert.
\end{notation}
\begin{beobachtung}
Wenn $R$ ein Integritätsring ist, dann gilt für jedes Element $a ∈ R$, dass
$a^p = 0$ ist genau dann, wenn $a = 0$ ist. Also ist $\ker F = \{0\}$, und
der Frobenius-Morphismus ist demnach injektiv. Wenn $R$ zusätzlich noch
endlich ist, dann ist der Frobenius-Morphismus auch noch surjektiv, also
isomorph.
\end{beobachtung}
\section{Separable und inseparable Polynome}
Ich hatte oben gefragt, ob ein irreduzibles Polynom mehrfache Nullstellen haben
kann. Die ehrliche Antwort lautet: ``vielleicht'' und begründet die folgende
Definition.
\begin{defn}[Separable und inseparable Polynome]
Es sei $K$ ein Körper und $\overline{K}$ sei der algebraische Abschluss von
$K$. Ein irreduzibles Polynom $f∈ K[x]$ heißt
\emph{separabel}\index{separabel!Polynom}, wenn $f$ keine mehrfachen
Nullstellen in $\overline{K}$ hat. Ein beliebiges nicht-konstantes Polynom
heißt separabel, wenn alle irreduziblen Faktoren separabel sind.
Nicht-separable Polynome heißen
\emph{inseparabel}\index{inseparabel!Polynom}.
\end{defn}
\begin{warnung}
Separable Polynome können ohne weiteres mehrfache Nullstellen haben.
\end{warnung}
Separable Polynome können mithilfe des Frobenius-Morphismus genau beschrieben
werden.
\begin{satz}\label{Satz_aequivalent_zu_inseparabel}
Es sei $K$ ein Körper und es sei $f ∈ K[x]$ ein irreduzibles Polynom. Dann
sind die folgenden Aussagen äquivalent.
\begin{enumerate}
\item\label{Satz_aequivalent_zu_inseparabel_Aussage_1} Das Polynom $f$ ist
inseparabel.
\item\label{Satz_aequivalent_zu_inseparabel_Aussage_2} Die formelle Ableitung
verschwindet, $f' = 0$.
\item\label{Satz_aequivalent_zu_inseparabel_Aussage_3} Die Charakteristik von
$K$ ist eine Primzahl $p>0$, es existiert ein irreduzibles und separables
Polynom $g ∈ K[x]$ und eine Zahl $e ∈ ^+$, sodass
\begin{equation*}
f(x) = g \Bigl( x^{(p^e)} \Bigr)
\end{equation*}
ist.
\end{enumerate}
\end{satz}
\begin{proof}[Beweis \ref{Satz_aequivalent_zu_inseparabel_Aussage_1} $$ \ref{Satz_aequivalent_zu_inseparabel_Aussage_2}]
Sei $a∈\overline{K}$ eine mehrfache Nullstelle, also
\begin{equation*}
f(x) = (x-a)^m· g(x) ∈ \overline{K}[x]
\end{equation*}
mit $m>1$ und $g ∈ \overline{K}[x]$. Dann hat die formale Ableitung $f'$
ebenfalls $a$ als Nullstelle. Weil $f$ aber irreduzibel ist, ist $f$ das
Polynom kleinsten Grades, dass $a$ als Nullstelle hat\footnote{Erinnern Sie
sich noch, wie man das beweist?}. Wegen $\deg f' < \deg f$ folgt dann aber,
dass $f^\prime\equiv 0$ sein muss.
\end{proof}
\begin{proof}[Beweis \ref{Satz_aequivalent_zu_inseparabel_Aussage_2} $$ \ref{Satz_aequivalent_zu_inseparabel_Aussage_3}]
Setze $n := \deg f$ und schreibe
\begin{align*}
f&= a_0+a_1· x+\dots+a_nx^n\\
f^\prime&= a_1+2· a_2x+\dots+ n· a_nx^{n-1}=0.
\end{align*}
Also gilt $i·a_i = 0$ für alle $i$ mit $1≤ i≤ n$. Weil $n·a_n = 0$ ist, und
$a_n ≠ 0$, folgt sofort $n = 0$. Daraus folgt schon einmal die Behauptung,
dass der Körper $K$ positive Charakteristik hat. Aus $i·a_i=0$ folgt
allgemein, dass $a_i = 0$ oder $i \equiv 0 (\operatorname{mod} p)$ ist. Also
können wir $f$ schreiben als
\begin{equation*}
f(x) = \sum_{j=0}^{r}a_{j· p}· x^{j· p}=\sum_{j=0}^{r} a_{j· p}(x^p)^j.
\end{equation*}
Setze nun
\begin{equation*}
f_1(x) =\sum_{j=0}^{r}a_{j· p}x^{j}.
\end{equation*}
Dann ist $f(x) = f_1(x^p)$ und \ref{Satz_aequivalent_zu_inseparabel_Aussage_3}
folgt durch iterierte Anwendung dieses Prozesses, wenn wir zeigen können, dass
$f_1$ wieder irreduzibel ist. Die Irreduzibilität von $f_1$ beweisen wir mit
dem Frobenius-Morphismus. Wir haben zwei Ring-Isomorphismen:
\begin{align*}
F_1 : K[x] &\bigl(K[x]\bigr)^p = \bigl(K^p\bigr)[x^p], & f & ↦ f^p \\
F_2 : K[x^p] &\bigl(K^p\bigr)[x^p], & \sum β_j\bigl(x^p\bigr)^j &\sum β_j^p\bigl(x^p\bigr)^j.
\end{align*}
Dann gilt: $f_1 = F_1^{-1}\bigl(F_2(f)\bigr)$ und die Implikation ist
bewiesen.
\end{proof}
\begin{proof}[Beweis \ref{Satz_aequivalent_zu_inseparabel_Aussage_3} $$ \ref{Satz_aequivalent_zu_inseparabel_Aussage_1}]
Die Charakteristik von $K$ sei eine Primzahl $p>0$ und $f$ sei ein Polynom der
Form
\[
f(x) = \sum_{j=0}^{n} a_j\Bigl(x^{(p^e)}\Bigr)^j
\]
Weiter sei $a ∈ \overline{K}$ eine Nullstelle von $f$ im algebraischen
Abschluss. Dann ist
\[
f(x) = f(x)-f(a) = \sum_{j=0}^{n}a_\Bigl(x^{(p^e)· j}-a^{(p^e)· j}\Bigr) =
\sum_{j=1}^{n} a_\Bigl(x^j-a^j\Bigr)^{p^e}.
\]
Somit ist $a$ eine mindestens $p^e$-fache Nullstelle von $f$. Also ist $f$ inseparabel.
\end{proof}
\begin{bsp}
Sei $K = 𝔽_p(t) = Q\bigl( 𝔽_p[t] \bigr)$. Nach dem
Satz~\vref{Satz_Eisenstein_Kriterium} (``Eisenstein-Kriterium'') ist
\begin{equation*}
f = x^p-t ∈ K[x]
\end{equation*}
irreduzibel. Aber $f$ ist inseparabel, weil $f' =p·x^{p-1} = 0$ ist.
\end{bsp}
\section{Separable und inseparable Körpererweiterungen}
Die folgenden Definitionen bieten keine Überraschung. Körpererweiterungen sind
separabel, wenn alle Elemente separabel sind.
\begin{defn}[Separable und inseparable Elemente in Körpererweiterungen]
Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung und $a ∈ L$ sei algebraisch über $K$. Man
nennt $a$ \emph{separabel über $K$}\index{separabel!Element einer
Körpererweiterung}, wenn das Minimalpolynom $f ∈ K[x]$ separabel ist.
Ansonsten heißt $a$ \emph{inseparabel über $K$}\index{inseparabel!Element
einer Körpererweiterung}.
\end{defn}
\begin{defn}[Separable und inseparable Körpererweiterungen]
Eine Körpererweiterung $L/K$ heißt
\emph{separabel}\index{separabel!Körpererweiterung}, wenn $L/K$ algebraisch
ist, und alle $a∈ L$ separabel sind. Ansonsten heißt $L/K$
\emph{inseparabel}\index{inseparabel!Körpererweiterung}.
\end{defn}
\sideremark{Vorlesung 15}
\begin{satz}\label{Satz_separabilitaet_Zwischenkoerper}
Wenn $L/K$ eine separable Körpererweiterung ist und $Z$ ein Zwischenkörper,
dann sind auch $L/Z$ und $Z/K$ separabel.
\end{satz}
\begin{proof}
Es ist klar, dass $Z/K$ separabel ist. Sei jetzt also $a ∈ L$. Wir müssen
zeigen, dass $a$ separabel über $Z$ ist. Dazu beobachten wird, dass das
Minimalpolynom von $a$ über $Z$ das Minimalpolynom von $a$ über $K$ teilt. Das
letztere hat aber keine mehrfachen Nullstellen, also hat auch das erste keine
mehrfachen Nullstellen.
\end{proof}
\subsection{Separabilität und Anzahl von $K$-Morphismen}
Im Folgenden ist ein wesentlicher Punkt, dass sich endliche separable
Körpererweiterungen $L/K$ durch die Anzahl der $K$-Homomorphismen
$L → \overline{K}$ charakterisieren lassen. Als Anwendung erhalten wir eine
Reihe von Sätzen und Korollaren über separable Erweiterungen, die wir schon in
ganz ähnlicher Form (und mit ganz ähnlichen Beweisen) für algebraische
Erweiterungen kennen. Die gesamte Diskussion baut auf folgendem Lemma auf.
\begin{lemma}\label{Lemma_Nullstellenanzahl_gleich_anzahl_der_Fortsetzungen}
Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung und $a ∈ L$ sei algebraisch über $K$, mit
Minimalpolynom $f ∈ K[x] ⊆ L[x]$. Wenn $m$ die Anzahl der Nullstellen von $f$
in $L$ bezeichnet, dann gibt es genau $m$ verschiedene $K$-Morphismen
$σ : K(a) → L$.
\end{lemma}
\begin{proof}
Ich erinnere an die Beobachtungen~\ref{beob:p1} und \vref{beob:p2}: jeder
potenzielle $K$-Morphismus $σ$ bildet $a$ auf eine der $m$ Nullstellen von $f$
an, und ist durch dieses Bild eindeutig festgelegt. Jetzt müssen wir
lediglich noch zeigen, dass jede dieser $m$ verschiedenen Möglichkeiten
tatsächlich auftritt. Sei also $b$ eine Nullstelle von $f$ in $L$. Wir
betrachten wir die Substitutionsmorphismen
\begin{equation*}
\varphi_a : K[x] → K(a), \quad g ↦ g(a) \qquad\text{und}\qquad \varphi_b : K[x] → L, \quad g ↦ g(b).
\end{equation*}
Weil $f(a) = f(b) = 0$ ist, ist $f ∈ \ker \varphi_a$ und $f ∈ \ker \varphi_b$.
Weil $f$ irreduzibel ist, muss aber schon die Gleichheit
$(f) = \ker \varphi_a = \ker \varphi_b$ gelten. Also liefern $\varphi_a$ und
$\varphi_b$ $K$-Morphismen
\begin{equation*}
\factor{K[x]}{(f)} \xrightarrow{ψ_a} K(a) \qquad\text{und}\qquad \factor{K[x]}{(f)} \xrightarrow{ψ_b} L,
\end{equation*}
welche die Restklasse von $x$ auf $a$ beziehungsweise $b$ abbilden. Außerdem
ist $ψ_a$ ein Isomorphismus. Die Abbildung $ψ_b◦ψ^{-1}_a : K(a) → L$ ist also
die gesuchte Abbildung.
\end{proof}
Mit diesen Vorbereitungen können wir separable Abbildungen in präziser Art durch
die Anzahl von $K$-Morphismen charakterisieren. Als Konsequenz erhalten wir
eine Reihe von Sätzen, die wir für den Begriff der ``algebraischen
Körpererweiterung'' in ganz ähnlicher Form schon kennen.
\begin{satz}\label{Satz_11_10}
Es sei $L/K$ eine endliche (also insbesondere: algebraische) Körpererweiterung
und es sei $n := [L:K]$. Dann gilt Folgendes.
\begin{enumerate}
\item\label{Satz_11_10_Aussage_1} Es gibt höchstens $n$ verschiedene
$K$-Homomorphismen $σ : L → \overline{K}$.
\item\label{Satz_11_10_Aussage_2} Die Erweiterung $L/K$ ist genau dann
separabel, wenn es exakt $n$ solche Fortsetzungen gibt.
\end{enumerate}
\end{satz}
\begin{proof}
\video{15-1}
\end{proof}
\begin{kor}
Wenn $L/K$ und $M/K$ algebraische Körpererweiterungen sind und $n := [L:K]$
ist, dann gibt es höchstens $n$ unterschiedliche $K$-Morphismen $σ : L → M$.
\end{kor}
\begin{proof}
Man bette $M$ in $\overline{K}$ ein.
\end{proof}
\begin{kor}
Sei $L = K[a_1, …, a_t]$, wobei $a_i$ stets separabel über
$K[a_1, …, a_{i-1}]$ ist. Dann ist $L/K$ separabel.
\end{kor}
\begin{proof}
Der Beweis von \ref{Satz_11_10} zeigt, dass es $n=\prod n_i$ viele
unterschiedliche Einbettungen $L → \overline{K}$ gibt. Also ist $L/K$ nach
\ref{Satz_11_10} separabel.
\end{proof}
\begin{kor}[Transitivität der Separabilität]
Sei $L/K$ und $M/L$ separable Körpererweiterungen. Dann ist auch $M/K$
separabel.
\end{kor}
\begin{proof}
Wir wissen schon, dass $M/K$ algebraisch ist. Sei $a∈ M$ ein Element und
\begin{equation*}
f = \underbrace{a_0+a_1· x+\dots +a_{n-1}x^{n-1}+x^n}_{∈ L[x]}
\end{equation*}
das zugehörige Minimalpolynom. Es gilt, dass $a$ separabel über
$K[a_0, …, a_{n-1}] =: L^{n-1}$ ist. Weil die $a_i$ aber separabel über $K$
sind, ist $L^\prime[a] = K[a_0, …, a_{n-1}, a]$ separabel. Insbesondere ist
$a$ separabel.
\end{proof}
\subsection{Der separable Abschluss}
Erinnern Sie sich an den ``algebraischen Abschluss einer Körpers in einem
Oberkörper'', den wir in Satz~\vref{satzdef:aaieO} eingeführt haben? Auch
dieser Satz und diese Definition lässt sich fast wortgleich in unseren Kontext
übertragen.
\begin{satzdef}[Separabler algebraischer Abschluss, Separabilitätsgrad]
Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung. Dann ist die Menge
\[
L_{\sep} := \{ a ∈ L \::\: a \text{ ist separabel über }K\}
\]
ein Unterkörper von $L$. Man nennt $L_{\sep}$ den \emph{separablen
algebraischen Abschluss von $K$ in $L$}\index{separabler algebraischer
Abschluss}. Die Zahl $[L_{\sep} : K]$ wird \emph{Separabilitätsgrad der
Körpererweiterung $L/K$}\index{Separabilitätsgrad} genannt.
\end{satzdef}
\begin{proof}
Seien $a,b ∈ L$ separabel über $K$. Wir müssen zeigen, dass $a±b$, $a·b$ und
gegebenenfalls $a·b^{-1}$ separabel sind. Wir wissen aber schon, dass
$K(a,b)$ über $K$ separabel ist. Die fraglichen Elemente liegen aber in
$K(a,b)$.
\end{proof}
\begin{defn}[Vollkommene Körper]
Es sei $K$ ein Körper. Man nennt den Körper $K$
\emph{vollkommen}\index{vollkommener Körper}, wenn jede algebraische
Körpererweiterung $L/K$ separabel ist.
\end{defn}
\begin{bsp}
Körper der Charakteristik $0$ und algebraisch abgeschlossene Körper sind
vollkommen. An dieser Stelle schließt sich traditionell eine Reihe von
unpassenden Witzen an, die sich nicht zum Abdruck eignen.
\end{bsp}
\begin{satz}\label{Satz_Aequivalente_Aussagen_Vollkommen}
Es sei $K$ ein Körper der Charakteristik $p>0$. Dann sind folgende Aussagen
äquivalent.
\begin{enumerate}
\item\label{Satz_Aequivalente_Aussagen_Vollkommen_Aussage_1} Der Körper $K$
ist vollkommen.
\item\label{Satz_Aequivalente_Aussagen_Vollkommen_Aussage_2} Es gilt $K=K^p$.
Mit anderen Worten: der Frobenius-Morphismus ist surjektiv.
\end{enumerate}
\end{satz}
\begin{proof}
\video{15-2}
\end{proof}
\begin{kor}
Jeder endliche Körper ist vollkommen.
\end{kor}
\begin{proof}
Wir haben schon gesehen, dass der Frobenius-Endomorphismus surjektiv ist.
\end{proof}
\begin{bemerkung}
Das einfachste Beispiel für einen unvollkommenen Körper ist $K = 𝔽_p(t)$. Das
einfachste inseparable Polynom ist $x^p-t ∈ K[x]$. Wenn wir eine Nullstelle
dieses Polynoms in $\overline{K}$ wählen und sinnigerweise mit $\sqrt[p]{t}$
bezeichnen, dann ist
\[
\factor{K \Bigl( \sqrt[p]{t} \Bigr)}{K}
\]
das einfachste Beispiel einer inseparablen Körpererweiterung.
\end{bemerkung}
%%% Local Variables:
%%% mode: latex
%%% TeX-master: "AlgebraZahlentheorie"
%%% End:

343
15.tex Normal file
View File

@ -0,0 +1,343 @@
% spell checker language
\selectlanguage{german}
\chapter{Normale und Galoissche Körpererweiterungen}
\label{chap:15}
\section{Die Galoisgruppe einer Körpererweiterung}
\sideremark{Vorlesung 16}Nun kommen wir endlich zu der Definition, auf die ich
seit der Vorlesung 10 hin gearbeitet habe: die Symmetriegruppe von
Körpererweiterungen, auch bekannt als
Galois\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Evariste_Galois}{Évariste
Galois} (* 25. Oktober 1811 in Bourg-la-Reine; † 31. Mai 1832 in Paris)
war ein französischer Mathematiker. Er starb im Alter von nur 20 Jahren bei
einem Duell, erlangte allerdings durch seine Arbeiten zur Lösung algebraischer
Gleichungen, der sogenannten Galoistheorie, postum Anerkennung.}-Gruppe. Die
folgende Definition haben wir informell schon an mehreren Stellen diskutiert.
\begin{defn}[Galoisgruppe einer Körpererweiterung]
Sei $L/K$ eine Körpererweiterung. Dann ist die Gruppe der $K$-Automorphismen
$L → L$ wird als \emph{Galoisgruppe der Körpererweiterung
$L/K$}\index{Galoisgruppe!einer Körpererweiterung} bezeichnet, wobei die
Gruppenverknüpfung wie üblich die Komposition von Automorphismen ist. Die
Schreibweise $\Gal(L/K)$ ist üblich. Die Ordnung der Gruppe (=Anzahl der
Elemente) wird oft mit $|\Gal(L/K)|$ oder $\#\Gal(L/K)$ notiert.
\end{defn}
\begin{defn}[Galoisgruppe eines Polynoms]
Es sei $K$ ein Körper und es sei $f ∈ K[x]$ ein Polynom. Weiter sei $L$ der
Zerfällungskörper von $f$ über $K$. Dann wird die Galoisgruppe der
Körpererweiterung $L/K$ oft auch mit $\Gal(f)$ notiert und als ``Galoisgruppe
von $f$'' bezeichnet.\index{Galoisgruppe!eines Polynoms}
\end{defn}
Eine wichtige Aufgabe der Algebra, Algebra-Klausur und der mündlichen
Algebra-Prüfung ist es, die Galois-Gruppe einer gegebenen Körpererweiterung zu
beschreiben. Dabei bedeutet ``beschreiben'' mindestens, das man die Anzahl der
Elemente angeben kann. Besser ist es, Erzeuger und Relationen der Gruppe
anzugeben. Noch besser ist es, die Gruppe mit einer bekannten Gruppe, etwa der
\href{https://gdz.sub.uni-goettingen.de/id/PPN516762672}{Symmetriegruppe eines
schicken platonischen Körpers}, zu identifizieren. Die allererste Beobachtung
ist, dass die Gruppe in vielen relevanten Fällen zumindest endlich ist. Wir
können sogar eine Abschätzung für die Größe der Gruppe angeben und die Größe in
einigen Fällen sogar exakt bestimmen.
\begin{beobachtung}[Größenabschätzung für die Galoisgruppe]\label{beob:gg}
Wenn $L/K$ eine endliche Körpererweiterung ist, $n := [L:K]$, dann zeigt
Satz~\vref{Satz_K_Morphismus_Fortsetzung} (``Universelle Eigenschaft des
algebraischen Abschluss'') zusammen mit Satz~\ref{Satz_11_10}, dass es
höchstens $n$ verschiedene $K$-Morphismen $L → L$ gibt. Also ist
$|\Gal(L/K)| ≤ n$.
\end{beobachtung}
\begin{beobachtung}
Wenn $L/K$ eine einfache\footnote{Definition~\vref{def:einfach}: einfach = es
gibt eine Element $a ∈ L$, sodass die Gleichung $L=K(a)$ gilt.}
Körpererweiterung ist, dann zeigt
Lemma~\ref{Lemma_Nullstellenanzahl_gleich_anzahl_der_Fortsetzungen}, dass
$|\Gal(L/K)|$ exakt die Anzahl der Nullstellen ist, die das Minimalpolynom von
$a$ im Körper $L$ hat.
\end{beobachtung}
\begin{bsp}
Es sei $K = $ und es sei $d ∈ \{0,1\}$ eine
quadratfreie\footnote{quadratfrei = kein Primteiler tritt doppelt auf} ganze
Zahl. Weiter sei $a := \sqrt d ∈ $ und $L := (a)$. Dann hat das
Minimalpolynom
\begin{equation*}
x²-d = (x+a)·(x-a).
\end{equation*}
Also hat $\Gal(L/K)$ genau zwei Elemente. Wir wissen auch schon, welche. Ein
Element ist die Identität; diese bildet $a$ auf $a$ ab. Das andere Element
heißt ``Konjugation''; dies ist der eindeutige $$-Automorphismus von $L$, der
$a$ auf $-a$ abbildet.
\end{bsp}
\begin{bsp}\label{bsp:x-1}
Es sei $K = $, es sei $a := \sqrt[3]{2}$ und $L = (a)$. Das
Minimalpolynom von $a$ ist $-2$, die beiden anderen Nullstellen des
Minimalpolynoms in $$ sind $ξ·a$ und $ξ²·a$, wobei $ξ = e^{2π i/3}$ ist.
Es gilt aber $ξ·a$ und $ξ²·a \not$. Somit folgt
\begin{equation*}
\Gal \Bigl(\factor{(a)}{}\Bigr) = \{\Id\}.
\end{equation*}
\end{bsp}
\begin{bsp}
Es sei $K$ ein endlicher Körper der Charakteristik $p$. Dann ist $K$ ein
Oberkörper des Primkörpers, und dieser ist isomorph zu $𝔽_p$. Der
Frobenius-Morphismus
\begin{equation*}
F : K → K, \quad a ↦ a^p
\end{equation*}
ist ein $𝔽_p$-Homomorphismus, denn für alle $a ∈ 𝔽_p$ ist $a^p=a$. Weil $F$
jetzt aber bijektiv ist, ist $F ∈ \Gal(K/𝔽_p)$. Wenn $K ≠ 𝔽_p$ ist, dann ist
$F ≠ \Id$, denn die einzigen Elemente in $K$, die von $F$ festgehalten werden,
sind die Nullstellen des Polynoms
\begin{equation*}
f = x^p-x ∈ K[x]
\end{equation*}
und dieses Polynom hat genau $p$ Nullstellen, nämlich die Elemente von
$𝔽_p ⊂ K$. Wir werden später in Abschnitt~\ref{sec:klassEK} zeigen, dass die
Galoisgruppe $\Gal(K/𝔽_p)$ von $F$ erzeugt wird.
\end{bsp}
\section{Normale Körpererweiterungen}
Wir interessieren uns besonders für Körpererweiterungen, die maximal viele
Automorphismen besitzen; diese werden wir in Kürze ``Galoisch'' nennen. Ich muss
aber erst noch kurz den folgenden Begriff einführen, der den Begriff des
``Zerfällungskörpers'' verallgemeinert; wir hatten ja schon gesehen, wie wichtig
Zerfällungskörper in der Diskussion von Symmetrien sind.
\begin{defn}[Normale Körpererweiterung]\label{def:normal}
Eine Körpererweiterung $L/K$ heißt \emph{normal}\index{normale
Körpererweiterung}, wenn sie algebraisch ist und wenn jedes irreduzible
Polynom $f ∈ K[x]$, das in $L$ eine Nullstelle hat, über $L$ in Linearfaktoren
zerfällt.
\end{defn}
\begin{bsp}
Es sei $K$ ein Körper. Dann ist die Körpererweiterung $\overline{K}/K$
normal.
\end{bsp}
\begin{bsp}\label{Bsp_zusammenhang_Zerfaellungskoerper_normal}
Es sei $K$ ein Körper, es sei $f ∈ K[x]$ ein Polynom und es sei $L$ der
Zerfällungskörper von $f$. Der folgende Satz zeigt, dass $L/K$ normal ist.
\end{bsp}
Normale Körpererweiterungen lassen sich auf unterschiedliche Arten und Weisen
charakterisieren.
\begin{satz}[Charakterisierung von normalen Erweiterungen]\label{satz:h4}
Es sei $L/K$ eine algebraische Körpererweiterung. Dann sind folgende Aussagen
äquivalent.
\begin{enumerate}
\item\label{Satz_algebraische_Koerpererweiterung_Aussage_1} Die
Körpererweiterung $L/K$ ist normal.
\item\label{Satz_algebraische_Koerpererweiterung_Aussage_2} Es existiert eine
Familie $(f_{λ})_{λ∈Λ}$ von Polynomen, $f_{λ}∈ K[x]$, sodass $L$ aus $K$
durch Adjunktion sämtlicher Nullstellen der $f_{λ}$ im algebraischen
Abschluss $\overline{L}$ von $L$ entsteht.
\item\label{Satz_algebraische_Koerpererweiterung_Aussage_3} Für jeden
$K$-Morphismus $σ: L → \overline{L}$ gilt, dass $σ(L) = L$ ist. Das heißt:
$σ$ induziert einen $K$-Automorphismus von $L$.
\end{enumerate}
\end{satz}
\begin{proof}
\video{16-1}
\end{proof}
\begin{kor}[Normale Zwischenkörper]
Es sei $K ⊆ Z ⊆ L$ eine Kette von Körpererweiterungen. Wenn $L/K$ normal ist,
dann ist auch $L/Z$ normal. \qed
\end{kor}
Für endliche Körpererweiterungen ist der Begriff ``normal'' weniger
geheimnisvoll, als es auf den ersten Blick vielleicht scheint: in diesem Kontext
bedeutet ``normal'' nichts anderes als ``Zerfällungskörper eines geeigneten
Polynoms''.
\begin{satz}\label{satz:x1}
Eine endliche Körpererweiterung $L/K$ ist genau dann normal, wenn $L$ der
Zerfällungskörper eines Polynomes $f ∈ K[x]$ ist.
\end{satz}
\begin{proof}[Beweis ``$$'']
Angenommen, $L/K$ ist endlich und normal. Dann gibt es per Annahme endlich
viele $a_1, …, a_n ∈ L$, sodass $L = K(a_1, …, a_n)$ ist. Bezeichne die
zugehörigen Minimalpolynome mit $f_1, …, f_n ∈ K[x]$. Die Nullstellen von
$f := \prod_{i=1}^{n}f_i$ liegen alle in $L$, weil $L$ nach Annahme normal
ist. Also ist $L$ der Zerfällungskörper von $f$ über $K$.
\end{proof}
\begin{proof}[Beweis ``$\Leftarrow$'']
Wenn $L/K$ ein Zerfällungskörper ist, dann haben wir schon in
Satz~\ref{satz:h4} gesehen, dass $L$ normal ist.
\end{proof}
Eine wesentliches Fakt zu normalen Erweiterungen ist, dass sich jede
Körpererweiterung immer zu einer normalen Körpererweiterung vergrößern lässt.
Der folgende Satz sagt, dass es unter all diesen Vergrößerungen eine kleinste
gibt, die sogar eindeutig ist. Dabei bedeutet ``eindeutig'' wie meistens in
dieser Vorlesung: eindeutig bis auf nicht-kanonische Isomorphie.
\begin{satzdef}[Normale Hülle einer Körpererweiterung]
Zu jeder algebraischen Körpererweiterung $L/K$ gibt es eine Körpererweiterung
$N/L$, sodass Folgendes gilt.
\begin{enumerate}
\item\label{DefSatz_Koerpererweiterung_Aussage_1} Die Körpererweiterung $N/K$
ist normal.
\item\label{DefSatz_Koerpererweiterung_Aussage_2} Wenn $N ⊇ Z ⊇ L$ ein
Zwischenkörper ist und wenn $Z/K$ normal ist, dann ist $Z=N$.
\end{enumerate}
Zusätzlich gilt: wenn $\tilde{N}$ eine weitere Körpererweiterung ist, sodass
\ref{DefSatz_Koerpererweiterung_Aussage_1} und
\ref{DefSatz_Koerpererweiterung_Aussage_2} gelten, dann sind $N$ und
$\tilde{N}$ isomorph. Man nennt $N$ die \emph{normale Hülle von
$L/K$}\index{normale Hülle einer Körpererweiterung}.
\end{satzdef}
\begin{proof}
\video{16-2}
\end{proof}
\section{Galoissche Körpererweiterungen}
Ich sagte es schon: Die besten Körpererweiterung sind die, die maximal viele
Symmetrien (=Automorphismen) haben. Dabei bedeutet ``maximal'' nach
Beobachtung~\ref{beob:gg}: die Anzahl der Automorphismen ist gleich dem
Erweiterungsgrad. Diese Körpererweiterungen werden zu Ehren von Évariste Galois
die ``Galoischen'' Körpererweiterungen genannt. Das Studium dieser
Erweiterungen und ihrer Symmetriegruppe wird heute mit ``Galois-Theorie''
bezeichnet.
\begin{satzdef}[Galoische Körpererweiterungen]
Es sei $L/K$ eine endliche Körpererweiterung. Dann sind folgende Aussagen
äquivalent.
\begin{enumerate}
\item\label{DefSatz_aequivalent_endliche_Koerpererweiterung_1} Die Erweiterung
$L/K$ ist normal und separabel.
\item\label{DefSatz_aequivalent_endliche_Koerpererweiterung_2} Der Körper $L$
ist der Zerfällungskörper eines separablen Polynoms $f ∈ K[x]$.
\item\label{DefSatz_aequivalent_endliche_Koerpererweiterung_3} Es ist
$|\Gal(L/K)| = [L:K]$.
\end{enumerate}
Solche Körpererweiterungen heißen \emph{Galoisch}\index{Galoissche
Körpererweiterung}.
\end{satzdef}
\begin{proof}
\video{16-3}
\end{proof}
\begin{bemerkung}
Man kann auch einen sinnvollen und interessanten Begriff von Galoisch für
unendliche Körpererweiterungen definieren, das machen wir in dieser Vorlesung
aber nicht. Wir verstehen unter einer Galoiserweiterung immer eine
\emph{endliche} Körpererweiterung.
\end{bemerkung}
\begin{bsp}
Sei $K$ ein Körper der Charakteristik $0$. Dann ist jedes Polynom separabel
und die Galoiserweiterungen von $K$ sind gerade die Zerfällungskörper von
Polynomen aus $K[x]$.
\end{bsp}
\begin{bsp}\label{bsp:c-r}
Die einfachste aller Galoiserweiterungen ist $/$. Die Galoisgruppe ist
$\Gal(/) = \{ \Id, \text{Konjugation} \}$.
\end{bsp}
\begin{bsp}\label{Markierung_fuer_Beweis_Hauptsatz_Galois_Aussage_1_1}
Wenn $L/K$ eine Galoiserweiterung ist und $K ⊆ Z ⊆ L$ ein Zwischenkörper, dann
ist auch $L/Z$ Galoisch. Das folgt zum Beispiel so: der Körper $L$ ist nach
Punkt~\ref{DefSatz_aequivalent_endliche_Koerpererweiterung_2} der
Zerfällungskörper eines separablen Polynoms $f ∈ K[x]$. Dann ist $L$ aber
auch der Zerfällungskörper von $f ∈ Z[x]$. Die Galoisgruppe $\Gal(L/Z)$ ist
eine Untergruppe von $\Gal(L/K)$, weil jeder $Z$-Morphismus $L → L$ immer auch
schon ein $K$-Morphismus ist. \textbf{Aber Achtung:} die Erweiterung $Z/K$
ist nicht unbedingt Galoisch! Wir haben im laufenden Kapitel~\ref{chap:15}
auch schon ein Beispiel gesehen, wo das nicht der Fall ist. Geben Sie
\textbf{sofort} durch das Kapitel und finden Sie heraus, welches Beispiel ich
meine. Los jetzt!
\end{bsp}
\sideremark{Vorlesung 17}Mit den bisherigen Ergebnissen können wir über die
Galoisgruppe eines Polynoms jetzt schon folgendes sagen.
\begin{lem}
Es sei $K$ ein Körper und es sei $L$ der Zerfällungskörper eines separablen
Polynoms $f ∈ K[x]$ vom Grad $n$. Die Nullstellen von $f$ in $L$ seien
$a_1, …, a_n$. Dann gilt Folgendes.
\begin{enumerate}
\item\label{il:y1} Jedes Gruppenelement $σ\Gal(f)$ permutiert die
Nullstellen $a_1, …, a_n$. Ein Gruppenelement $σ$ ist durch diese
Vertauschung eindeutig festgelegt. Also können wir $\Gal(f)$ als
Untergruppe der Gruppe $S_n$ der Permutationen der Menge $\{a_1, …, a_n\}$
auffassen. Insbesondere gilt
\begin{equation*}
|\Gal(f)| ≤ |S_n| = n!
\end{equation*}
\item\label{il:y2} Die Nullstellen der irreduziblen Faktoren von $f$ werden
unter sich permutiert.
\item\label{Bem_Galois_Punkt_3} Wenn $f$ irreduzibel ist, dann operiert
$\Gal(f)$ transitiv auf der Menge der Nullstellen. Mit anderen Worten: Für
jedes Paar $a,b$ von Nullstellen gibt es ein $σ\Gal(f)$, sodass
$σ(a) = b$ ist.
\item\label{Bem_Galois_Punkt_4} Wenn $f$ irreduzibel ist, dann ist $n$ ein
Teiler von $|\Gal(f)|$.
\end{enumerate}
\end{lem}
\begin{proof}
Die Aussagen~\ref{il:y1} und \ref{il:y2} haben wir schon lang bewiesen
(wo?). Die anderen Aussagen beweise ich im \video{17-1}.
\end{proof}
Das Wort ``Konjugation'' aus Beispiel~\vref{bsp:c-r} wird in der Literatur auch
allgemeiner für beliebige Galoiserweiterungen verwendet.
\begin{defn}[Konjungierte Elemente]
Es sei $L/K$ eine Galoiserweiterung und $a ∈ L$ sei ein Element. Die Menge
\[
\{ σ(a) \::\: σ\Gal(L/K) \}
\]
ist natürlich gerade die Menge der Nullstellen des Minimalpolynoms von $a$
über $K$. Die Elemente dieser Menge heißen die
\emph{galoiskonjugierten}\index{galoiskonjugierte Elemente} von $a$.
\end{defn}
\begin{bsp}\label{bsp:x-2}
Wir setzen das Beispiel~\vref{bsp:x-1} fort. Dort haben wir schon gesehen,
dass $(\sqrt[3]{2})/$ nicht Galoisch ist. Der Zerfällungskörper des
Polynoms $f =-2[x]$ ist nämlich\footnote{Preisfrage: warum bezeichne
ich den Zerfällungskörper mit dem Symbol ``$N$''?}
\[
N = \bigl(a, ξ·a, ξ²·a\bigr).
\]
Ich behaupte gleich auch, dass $N = (\sqrt[3]{2},\sqrt3·i)$ ist, denn das
wird später noch wichtig werden. Die Erweiterung $N/$ ist Galoisch, denn
$[N:(\sqrt[3]{2})] = 2$, also
\begin{equation*}
[N:] = 2· 3=6.
\end{equation*}
Die Gruppe $\Gal(f) = \Gal(N/)$ können wir als Untergruppe von $S_3$
auffassen. Wegen $|\Gal(f)| = [N:] = 6 = |S_3|$ folgt $\Gal(f) = S_3$. Jede
Permutation der Nullstellen $a$, $ξ·a$ und $ξ²·a$ lässt sich also durch ein
Element aus $\Gal(f)$ realisieren.
\end{bsp}
%%% Local Variables:
%%% mode: latex
%%% TeX-master: "AlgebraZahlentheorie"
%%% End:

292
16.tex Normal file
View File

@ -0,0 +1,292 @@
% spell checker language
\selectlanguage{german}
\chapter{Der Hauptsatz der Galoistheorie}
\label{chap:16}
Erinnern Sie sich daran, wie wir gezeigt haben, dass gewisse
Konstruktionsaufgaben unlösbar sind? Wir haben dazu Ketten $K ⊂ L ⊂ M$ von
Körpern betrachtet und beobachtet, dass $[L:K]$ ein Teiler von $[M:K]$ ist. Das
zentrale Argument in den Nichtkonstruierbarkeitsbeweisen war dann, dass die
relevanten Körpererweiterungen für Konstruktionsprobleme stets Grad $2^n$ über
$$ haben, und dass konstruierbare Punkte Unterkörper liefern, deren Grad dann
wohl ebenfalls eine Zweierpotenz sein muss.
Ich in diesem Skript immer wieder geschrieben, dass für schwierigere
Nichtkonstruierbarkeitsbeweise eine einfache Betrachtung von Erweiterungsgraden
nicht reicht, und das wir Symmetrien betrachten müssen. Inzwischen ist klar,
dass ich mit ``Symmetrie'' die Galoisgruppe meine. Jetzt ist es an der Zeit zu
sagen, wie Symmetrien genutzt werden können, um Ketten von Körpererweiterungen
zu untersuchen. Am Ende werden wir sehen, dass die relevanten
Körpererweiterungen für Konstruktionsprobleme nicht nur Grad $2^n$ über $$
haben, sondern auch eine recht spezielle Galoisgruppe besitzen. Die
Unterkörper, die von konstruierbaren Punkten kommen, müssen dann ebenfalls recht
speziell sein.
\begin{bemerkung}
Der Hauptsatz der Galoistheorie wird ``Hauptsatz der Galoistheorie'' genannt,
weil er in der Theorie der Galoiserweiterungen eine zentrale Rolle einnimmt.
Es ist vielleicht eine gute Idee, diesen Satz ernst zu nehmen.
\end{bemerkung}
\section{Fixkörper}
Bevor wir den Hauptsatz der Galoistheorie auch nur hinschreiben, möchte ich noch
ein besonders schönes Beispiel für Galoiserweiterungen diskutieren: die
Fixkörper einer Menge von Körperautomorphismen. Der Beweis des folgenden Satzes
ist eine Hausaufgabe.
\begin{satzdef}[Invariante Elemente, Fixkörper]\label{DefSatz_Fixkoerper}
Sei $L$ ein Körper und $G$ eine Menge von Automorphismen $L → L$. Dann ist
die Menge
\begin{equation*}
\Fix G = \{a ∈ L \::\: σ(a) = a\ \forall\ σ∈ G\}
\end{equation*}
ein Unterkörper von $L$, genannt \emph{Fixkörper} von $G$\index{Fixkörper}.
Die Elemente von $\Fix G$ heißen \emph{$G$-invariante
Elemente}\index{invariante Körperelemente} von $L$. \qed
\end{satzdef}
Der folgende Satz von Emil
Artin\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Emil_Artin}{Emil Artin} (* 3.
März 1898 in Wien; † 20. Dezember 1962 in Hamburg) war ein österreichischer
Mathematiker und einer der führenden Algebraiker des 20.
Jahrhunderts.}\footnote{Emil Artin $\not =$ Michael Artin} sagt, dass
Fixkörper stets Beispiele für Galoiserweiterungen liefern.
\begin{satz}[Satz von Emil Artin]\label{Theorem_von_E_Artin}
Es sei $G$ eine endliche Untergruppe der Automorphismengruppe eines Körpers
$L$ und es sei $K := \Fix G $ der zugehörige Fixkörper. Dann ist $L/K$ eine
Galoiserweiterung mit Galoisgruppe $\Gal(L/K) = G$. Insbesondere ist
$[L:K] =|G|$.
\end{satz}
Der Beweis des Satzes von Emil Artin ist nicht trivial. Wir geben einen Beweis
im Abschnitt~\vref{ssec:16-3}, müssen als Vorbereitung aber zuerst die lineare
Unabhängigkeit von Charakteren beweisen. Wahrscheinlich muss ich auch noch
erklären, was ein ``Charakter'' eigentlich ist.
\subsection{Die lineare Unabhängigkeit von Charakteren}
Um eine gegebene Gruppe $H$ zu verstehen, kann man untersuchen, welche
Gruppenmorphism der Form $H → L^*$ es gibt, wobei $L^*$ die multiplikative
Gruppe eines Körpers $L$ sein soll. Leute, die viel mit Gruppen arbeiten,
meinen, dass solche Abbildungen die Gruppe charakterisieren. Ich finde diese
Wortwahl nicht sehr überzeugend, aber mich fragt ja keiner.
\begin{defn}[Charakter einer Gruppe]
Es sei $H$ eine Gruppe, es sei $L$ ein Körper und $L^*$ sei die Gruppe der
Einheiten aus $L$. Ein \emph{Charakter von $H$ in $L$}\index{Charakter einer
Gruppe} ist ein Gruppenmorphismus $σ : H → L^*$.
\end{defn}
\begin{bemerkung}
Wenn $K$ ein Körper ist, und $σ : K → L$ ein nicht-trivialer Ringmorphismus,
dann induziert $σ$ auch einen Gruppenmorphismus
\begin{equation*}
σ^* : K^* → L^*.
\end{equation*}
Wir können (und werden!) insbesondere jeden Automorphismus $σ : L → L$ als
linearen Charakter $L^* → L^*$ auffassen.
\end{bemerkung}
\begin{satz}[Lineare Unabhängigkeit von Charakteren]\label{Satz_lineare_Unabhaengigkeit_von_Charakteren}
Es sei $H$ eine Gruppe und $L$ sei ein Körper. Weiter seien $σ_1, …, σ_n$
paarweise verschiedene Charaktere von $H$ in $L$. Zusätzlich und seien
Elemente $a_1, …, a_n ∈ L$ gegeben, sodass die Linearkombination
\begin{equation*}
ψ : H → L, \quad h ↦ \sum a_σ_i(h)
\end{equation*}
die Nullabbildung ist. Dann ist $a_1== a_n=0$.
\end{satz}
\begin{proof}
\video{17-2}
\end{proof}
\subsection{Beweis des Satzes von Emil Artin}
\label{ssec:16-3}
\begin{proof}[Beweis des Satzes von Artin, Satz~\ref{Theorem_von_E_Artin}]
\video{17-3}
\end{proof}
\section{Die Klassifikation endlicher Körper}
\label{sec:klassEK}
Bevor wir zum Hauptsatz der Galoistheorie kommen, kann ich es nicht lassen,
ihnen sofort eine Anwendung des Satzes von Emil Artin zu zeigen: die
Klassifikation der endlichen Körper. Wir kennen schon einige endliche Körper:
gegeben eine Primzahl $p ∈ $, dann haben wir den Körper $𝔽_p = /(p)$
betrachtet. Es gibt aber noch andere.
\begin{bsp}[Konstruktion endlicher Körper]\label{bsp:kek}
Gegeben sei eine Primzahl $p ∈ $. Weiter sei $q$ eine Potenz von $p$, also
eine Zahl der Form $q = p^m$ für ein geeignetes $m ∈ $. Es sei $𝔽_q$ der
Zerfällungskörper des Polynoms $f(x) = x^q-x ∈ 𝔽_p[x]$. Ich behaupte, dass
dieser Körper genau $q$ Elemente hat. Dazu stelle ich erst einmal fest, dass
$f'(x) = 1$ ist. Also hat $f$ keine mehrfachen Nullstellen; es folgt, dass $f$
genau $q$ unterschiedliche Nullstellen hat; dies zeigt schon einmal, dass
$𝔽_q$ mindestens $q$ Elemente hat. Wir sind fertig, wenn wir zeigen, dass
die Menge dieser Nullstellen ein Körper ist (der dann ja wohl der
Zerfällungskörper sein muss). Dazu verwende Satz~\ref{DefSatz_Fixkoerper} und
beachte, dass die Nullstellen von $f$ genau die Fixpunkte des iterierten
Frobeniusmorphismus $F^{m}$ sind.
\end{bsp}
Der folgende Satz zeigt, dass jeder endliche Körper auf diese Weise entsteht.
\begin{satz}[Klassifikation endlicher Körper]\label{Satz_Klassifikation_endlicher_Koerper}
Es sei $K$ ein endlicher Körper mit Primkörper $𝔽_p ⊆ K$. Weiter
sei $p$ die Charakteristik von $K$ und $q$ sei die Anzahl der Elemente. Dann
ist $q = p^{[K:𝔽_p]}$ und $K$ ist isomorph zum Körper $𝔽_q$ aus
Beispiel~\ref{bsp:kek}. Die Galoisgruppe $\Gal(K/𝔽_p)$ ist der Form
$/(m)$ und wird durch den Frobeniusmorphismus erzeugt.
\end{satz}
\begin{proof}
\video{17-4}
\end{proof}
\section{Der Hauptsatz der Galoistheorie}
\sideremark{Vorlesung 18}Jetzt kommen wir also zum Hauptsatz. Gegeben eine
Körpererweiterung $L/K$ und eine Untergruppe der Galoisgruppe, dann liefert uns
die Fixkörperkonstruktion einen Zwischenkörper. Falls $L/K$ Galois ist, dann
sagt der Hauptsatz, dass auf diese Weise eine Korrespondenz zwischen
Untergruppen und Zwischenkörpern entsteht. Die reduziert die Frage nach
Zwischenkörpern auf ein gruppentheoretisches Problem.
Die Formulierung des Hauptsatzes verwendet folgende Beobachtung, die ich
eigentlich schon im Abschnitt~\ref{sec:gruppen} hätte bringen sollen.
\begin{obs}[Index einer Untergruppe]\label{obs:Index}
Es sei $G$ eine endliche Gruppe und es sei $H ⊂ G$ eine Untergruppe. Dann ist
die Zahl $|H|$ ein Teiler von $|G|$. Zum Beweis definierte man eine
Äquivalenzrelation: zwei Elemente $a$ und $b$ aus $G$ seien äquivalent, wenn
es ein Element $h ∈ H$ gibt, sodass $a = h·b$ ist. Man rechne nach, dass
dies tatsächlich eine Äquivalenzrelation ist, und dass alle Äquivalenzklassen
die gleiche Größe haben, nämlich $|H|$. Also ist die Größe von $G$ gegeben
als $|G| = |H|·\#(\text{Äquivalenzklassen})$. Man schreibt
\[
[G:H] = \factor{|G|}{|H|}
\]
und nennt diese Zahl den \emph{Index}\index{Index} der Untergruppe $H ⊂ G$.
\end{obs}
\begin{satz}[Hauptsatz der Galoistheorie]\label{Satz_Hauptsatz_Galoistheorie}
Es sei $L/K$ eine Galoiserweiterung und es sei $G = \Gal(L/K)$ die
Galoisgruppe. Dann gilt Folgendes.
\begin{enumerate}
\item\label{Satz_Hauptsatz_Galoistheorie_Aussage_1} Für jeden Zwischenkörper
$Z$ von $L/K$ ist $\Gal(L/Z)$ eine Untergruppe von $G$. Für jede
Untergruppe $H⊂ G$ ist $\Fix{H} ⊂ L$ ein Zwischenkörper von $L/K$.
\item\label{Satz_Hauptsatz_Galoistheorie_Aussage_2} Die so definierten
Abbildungen
\[
\begin{aligned}
\begin{matrix}
\Gal\bigl(\factor{L}{}\bigr) &:& \{\text{Zwischenkörper}\} && \{\text{Untergruppen}\}, &\quad& Z && \Gal\bigl(\factor{L}{Z}\bigr) \\[2mm]
\Fix(•) &:& \{\text{Untergruppen}\} && \{\text{Zwischenkörper}\}, &\quad& H&& \Fix\bigl(H\bigr)
\end{matrix}
\end{aligned}
\]
sind zueinander inverse Bijektionen.
\item\label{Satz_Hauptsatz_Galoistheorie_Aussage_3} Die Abbildungen
$\Gal\bigl(\factor{L}{}\bigr)$ und $\Fix()$ sind inklusionsumkehrend und
indexerhaltend. Präzise: wenn $H_1$ und $H_2$ Untergruppen von $G$ und wenn
$Z_1$ und $Z_2$ Zwischenkörper sind, dann gilt Folgendes.
\begin{itemize}
\item Falls $Z_1 ⊆ Z_2$ ist, dann ist
\begin{align*}
\Gal\bigl(\factor{L}{Z_1}\bigr) &\Gal\bigl(\factor{L}{Z_2}\bigr) && \text{und} \\
[Z_2:Z_1] & = \left[\Gal\bigl(\factor{L}{Z_1}\bigr) : \Gal\bigl(\factor{L}{Z_2}\bigr)\right],
\end{align*}
\item Falls $H_1 ⊆ H_2$ ist, dann ist
\begin{align*}
\Fix{H_1} &\Fix{H_2} && \text{und} \\
[H_2:H_1] & = [\Fix{H_1} : \Fix{H_2}].
\end{align*}
\end{itemize}
\item\label{Satz_Hauptsatz_Galoistheorie_Aussage_4} Für jedes $σ ∈ G$ und
jeden Zwischenkörper $Z$ ist $σ(Z)$ ein Zwischenkörper und es ist
\begin{equation*}
\Gal\bigl(\factor{L}{σ(Z)}\bigr) = σ◦\Gal\bigl(\factor{L}{Z}\bigr)◦σ^{-1}
\end{equation*}
\item\label{Satz_Hauptsatz_Galoistheorie_Aussage_5} Für einen Zwischenkörper
$Z$ ist $Z/K$ genau dann Galoisch, wenn $\Gal(L/Z)$ eine normale Untergruppe
von $G = \Gal(L/K)$ ist, das heißt, wenn für alle $σ∈ G$
\begin{equation*}
σ◦\Gal\bigl(\factor{L}{Z}\bigr)◦σ^{-1} = \Gal\bigl(\factor{L}{Z}\bigr)
\end{equation*}
ist. Ist dies der Fall, dann ist
\begin{equation*}
\Gal\bigl(\factor{Z}{K}\bigr) ≅ \factor{\Gal\bigl(\factor{L}{K}\bigr)}{\Gal\bigl(\factor{L}{Z}\bigr)}.
\end{equation*}
\end{enumerate}
\end{satz}
\begin{proof}
Ich beweise die
Teilaussagen~\ref{Satz_Hauptsatz_Galoistheorie_Aussage_1}--\ref{Satz_Hauptsatz_Galoistheorie_Aussage_4}
im \video{18-1}. Für die letzte
Teilaussage~\ref{Satz_Hauptsatz_Galoistheorie_Aussage_5} gibt es ein eigenes
\video{18-2}.
\end{proof}
\begin{bemerkung}[Widerliche Rechthaberei]
Sehen Sie, warum ich in der ersten Woche der Vorlesungszeit so viel Aufhebens
um den Begriff der normalen Untergruppe gemacht habe?
\end{bemerkung}
\section{Ein Beispiel}
Um den Hauptsatz der Galoistheorie zu illustrieren, setzen wir das
Beispiel~\vref{bsp:x-2} fort. Sei also wieder $K = $ und sei $N$ der
Zerfällungskörper von $f(x) =-2[x]$. Wir haben bereits gezeigt, dass
$[N:K] = 6$ ist. Mit $ξ = e^{\frac{2π i}{3}}$ und
\[
a_1=\sqrt[3]{2}, \quad a_2 = ξ·\sqrt[3]{2} \quad\text{und}\quad a_3=ξ²·\sqrt[3]{2}
\]
gilt
\begin{equation*}
N = \bigl(a_1, a_2, a_3\bigr) = \bigl(\sqrt[3]{2}, \sqrt{3}·i\bigr).
\end{equation*}
Dann ist $\Gal(N/) ≅ S_3$ die volle Permutationsgruppe der Nullstellenmenge
$\{a_1, a_2, a_3\}$. Wir haben folgende Untergruppen von $S_3$:
\[
\begin{tikzcd}[column sep=tiny]
& & S_3 \\
\{\Id, (12) \} \ar[urr, hook] & \{\Id, (13) \} \ar[ur, hook] & & \{\Id, (23) \} \ar[ul, hook]&\{\Id, (123), (132)\} \ar[ull, hook]\\
& & \{\Id\} \ar[ull, hook] \ar[ul, hook] \ar[ur, hook] \ar[urr, hook]
\end{tikzcd}
\]
und folgende Zwischenkörper von $N/$,
\[
\begin{tikzcd}[column sep=tiny]
& & \ar[dll, hook] \ar[dl, hook] \ar[dr, hook] \ar[drr, hook] \\
(a_3) \ar[drr, hook] & (a_2) \ar[dr, hook] & & (a_1) \ar[dl, hook]& \bigl(\sqrt3·i\bigr) \ar[dll, hook]\\
& & N
\end{tikzcd}
\]
Diese Behauptung wirft die Frage auf, wieso der Fixkörper der Gruppe
$\{\Id, (123), (132)\}$ gleich $\bigl(\sqrt3·i\bigr)$ sein sollte. Sie haben
sich vermutlich schon in Beispiel~\ref{bsp:x-2} gefragt, wieso die komplexe Zahl
$\sqrt3·i$ überhaupt in $N$ liegt. Dann haben Sie nachgerechnet und konnten
$\sqrt3·i$ mithilfe der $a_1$, $a_2$ und $a_3$ ausdrücken. Schauen Sie sich
diesen Ausdruck einmal ganz scharf an. Wenn Sie nicht weiterkommen, sprechen
Sie uns an!
%%% Local Variables:
%%% mode: latex
%%% TeX-master: "AlgebraZahlentheorie"
%%% End:

758
17.tex Normal file
View File

@ -0,0 +1,758 @@
% spell checker language
\selectlanguage{german}
\chapter{Grundbegriffe}
\label{chap:17}
Ich hatte oben geschrieben ``[Der Hauptsatz der Galoistheorie] reduziert die
Frage nach Zwischenkörpern auf ein gruppentheoretisches Problem''. Also befasst
sich der laufende Teil der Vorlesung mit gruppentheoretischen Problemen. Um die
vorgesehene Stoffmenge in diesem verkürzten Semester unterzubringen, werde ich
mich oft kurzfassen und auch einige Beweise weglassen. Ich hoffe, Sie sehen
mir das nach.
\begin{defn}[Ordnung einer Gruppe]
Es sei $G$ eine Gruppe. Die Anzahl der Elemente von $G$ heißt \emph{Ordnung}
von $G$ und wird mit dem Symbol $|G|$ oder $\#G$ bezeichnet.
\end{defn}
\section{Gruppenwirkungen}
Ich beginne mit einem Kapitel über die wesentlichen Grundbegriffe, obwohl Sie
vieles von dem Stoff vermutlich schon kennen. Einige der folgenden Sätze haben
wir in der einen oder anderen Form im Laufe der Vorlesung auch schon verwendet.
\begin{defn}[Gruppenwirkung]\label{defn:gruppenwirkung}
Es sei $(G, ·)$ eine Gruppe und es sei $M$ eine Menge. Eine
\emph{Wirkung}\index{Wirkung}\index{Gruppenwirkung} oder
\emph{Operation}\index{Operation} von $G$ auf $M$ ist eine Abbildung
\[
α : G M → M,
\]
sodass Folgendes gilt.
\begin{enumerate}
\item\label{Def_Operation_Aussage_1} Es sei $e ∈ G$ das neutrale Element.
Dann gilt für alle $m ∈ M$ die Gleichung $α(e,m) = m$.
\item\label{Def_Operation_Aussage_2} Es seien $g$ und $h$ in $G$ zwei
Elemente. Dann gilt für alle $m ∈ M$ die Gleichung
$α \bigl(h, α(g,m)\bigr) = α(h· g,m)$.
\end{enumerate}
Gegeben ein Element $g ∈ G$, so wird die zugehörige Abbildung
\[
α_g : M → M, \quad m ↦ α(g,m)
\]
als \emph{Translationsabbildung}\index{Translationsabbildung!einer
Gruppenwirkung} des Elementes $g$ bezeichnet.
\end{defn}
\begin{notation}
Wenn klar ist, von welcher Gruppe, welcher Menge und welcher Wirkung die Rede
ist, schreibt man statt $α(g,m)$ häufig einprägsam $g·m$.
\end{notation}
\begin{beobachtung}[Gruppenwirkungen und Morphismen in die Permutationsgruppe]\label{beo:mup}
In der Situation aus Definition~\ref{defn:gruppenwirkung} erhalten wir eine
Abbildung von $G$ in die Permutationsgruppe von $M$, also die Gruppe der
bijektiven Abbildungen $M → M$
\[
φ_α : G → \text{Permutationen von } M, \quad g ↦ α_g.
\]
Mit dieser Notation ist Eigenschaft~\ref{Def_Operation_Aussage_1} äquivalent
zu der Aussage, dass $φ_α(e) = \Id_M$ ist.
Eigenschaft~\ref{Def_Operation_Aussage_1} ist äquivalent zu der Aussage, dass
für alle $g$ und $h$ aus $G$ die Gleichung $φ_α(h·g) = φ_α(h)◦ φ_α(g)$ ist.
Mit anderen Worten, $φ_α$ ist ein Gruppenmorphismus.
Umgekehrt kann ich zu jeden Gruppenmorphismus
\[
ψ : G → \text{Permutationen von } M
\]
mithilfe von
\[
β_ψ : G M → M, \quad (g,m) ↦ \bigl(ψ(g)\bigr)(m)
\]
eine Gruppenwirkung definieren. Rechnen Sie sofort nach, das $β_ψ$
tatsächlich eine Gruppenwirkung ist und beweisen Sie, dass ich auf diese Weise
eine Bijektion zwischen der Menge der Gruppenwirkungen und der Menge der
Gruppenmorphismen erhalte.
\end{beobachtung}
\begin{defn}[(In)effektivität, Treue]
Gegeben sei eine Gruppenwirkung $α : G M → M$ wie in
Definition~\ref{defn:gruppenwirkung} Der Kern des Gruppenmorphismus $φ_α$ aus
Beobachtung~\ref{beo:mup} heißt \emph{Ineffektivität} der Gruppenwirkung. Die
Gruppenwirkung heißt \emph{treu}\index{treue Gruppenwirkung} oder
\emph{effektiv}\index{effektive Gruppenwirkung}, wenn der Gruppenmorphismus
$φ$ aus Beobachtung~\ref{beo:mup} injektiv ist.
\end{defn}
\begin{bsp}[Matrix-Vektor-Multiplikation]
Es sei $K$ ein Körper und es sei $n ∈ $ eine Zahl. Die Gruppe $\GL_n(K)$
operiert mithilfe der Matrix-Vektor-Multiplikation treu auf dem Vektorraum
$K^n$.
\end{bsp}
\begin{bsp}[Wirkung der Galoisgruppe]
Es sei $K$ ein Körper und es sei $f ∈ K[x]$ ein Polynom. Dann operiert die
Galoisgruppe $G(f)$ auf dem Zerfällungskörper $L$ von $f$, aber auch auf der
Menge der Nullstellen oder der Menge der Zwischenkörper von $L/K$.
\end{bsp}
\begin{bsp}[Dynamische Systeme]
Es sei $\vec{v} : ℝ² → ℝ²$ ein $\cC^{}$-Vektorfeld. Wir fassen $\vec{v}$ als
Differenzialgleichung auf: gegeben ein Punkt $p ∈ ℝ²$, so suchen wir
Abbildungen $γ_p : → ℝ²$, so folgendes gilt:
\begin{itemize}
\item Es ist $γ_p(0) = p$ und
\item für alle $t ∈ $ ist $γ'_p(t) = \vec{v}(γ_p(t))$.
\end{itemize}
Der Einfachheit halber nehmen wir einmal an, dass Funktionen $γ_p$ mit der
gewünschten Eigenschaft existieren -- der Satz von
Picard\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Emile_Picard}{Charles
Émile Picard} (* 24. Juli 1856 in Paris; † 11. Dezember 1941 ebenda) war
ein französischer
Mathematiker.}-Lindelöf\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Leonard_Lindelöf}{Ernst
Leonard Lindelöf} (* 7. März 1870 in Helsingfors (Helsinki),
Großfürstentum Finnland; † 4. Juni 1946 in Helsinki) war ein finnischer
Mathematiker.} sagt ihnen unter anderem, dass die $γ_p$ dann auch eindeutig
sind. Dann erhalten wir durch die Vorschrift
\[
γ : ℝ² → ℝ², \quad (t, p) ↦ γ_p(t)
\]
eine Wirkung der Gruppe $(, +)$ auf $ℝ²$.
\end{bsp}
\subsection{Bahnen und Fixpunkte}
Gruppenwirkungen sind fundamental und treten in jedem Teilbereich der Mathematik
prominent auf. Deshalb gibt es auch unendliche viele Definitionen und
Begriffsbildungen rund um dieses Konzept. Ich beschränke mich hier auf die
Allerwesentlichsten.
\begin{defn}[Bahn und Fixpunkt]
Es sei $α : G M → M$ die Wirkung einer Gruppe $G$ auf einer Menge $M$.
Weiter sei ein Element $m ∈ M$ gegeben. Die Menge
$G· m := \{g· m\::\: g∈ G\}$ wird \emph{Bahn}\index{Bahn} oder
\emph{Orbit}\index{Orbit} von $G$ durch $m$ genannt. Falls $G·m = \{m\}$ ist,
dann nennt man $m$ einen \emph{Fixpunkt} der Gruppenwirkung.
\end{defn}
\begin{bsp}
Betrachte die Ebene $ℝ²$. Die Gruppe $G = (,+)/(2π·ℤ)$ wirkt durch Drehungen
um den Nullpunkt auf die Ebene. Der Nullpunkt ist ein Fixpunkt. Die Bahnen
dieser Wirkung sind der Nullpunkt und die Kreise um den Nullpunkt.
\end{bsp}
\begin{beobachtung}
Eine Gruppe $G$ wirke auf einer Menge $M$. Beweisen Sie als Hausaufgabe die
folgenden elementaren Aussagen: gegeben zwei Punkte $m_1, m_2∈ M$, dann sind
die Bahnen $G·m_1$ und $G·m_2$ entweder gleich oder disjunkt. Folgern Sie,
dass $M$ ist die disjunkte Vereinigung der Bahnen ist, und das die Relation
``hat dieselbe Bahn wie'' eine Äquivalenzrelation auf $M$ ist. Die Menge der
Bahnen (= der Quotient unter dieser Äquivalenzrelation) wird als
\emph{Bahnenraum}\index{Bahnenraum} bezeichnet. Wenn die Gruppenwirkung klar,
wird der Bahnenraum oft mit $M/G$ bezeichnet.
\end{beobachtung}
\begin{defn}[Transitive Wirkung]
Es sei $α : G M → M$ die Wirkung einer Gruppe $G$ auf einer Menge $M$. Man
nennt die Wirkung \emph{transitiv}\index{transitive Wirkung}, falls es nur
eine einzige Bahn gibt.
\end{defn}
\begin{beobachtung}
Eine Gruppenwirkung $α : G M → M$ ist genau dann transitiv, wenn für alle
Paare $a$, $b ∈ M$ ein Gruppenelement $g∈ G$ gibt, sodass die Gleichung
$a = g·b$ gilt.
\end{beobachtung}
\begin{bsp}
Die natürliche Wirkung der Gruppe $\GL_2()$ auf $ℝ²$ ist nicht transitiv.
Die Wirkung der Gruppe $\GL_2()$ auf $ℝ² \{ \vec{0} \}$ ist transitiv.
\end{bsp}
\subsection{Isotropie und Stabilisator}
Die Isotropiegruppe eines Punktes, die wir jetzt gleich definieren werden, ist
ein Maß dafür, wie sehr ein Punkt davon entfernt ist, ein Fixpunkt zu sein.
Statt nur einzelne Punkte zu betrachten, definiere ich die Isotropiegruppe
gleich für Untermengen statt für Punkte.
\begin{defn}[Isotropie und Stabilisator]\label{def:ius}
Es sei $α : GM → M$ die Wirkung einer Gruppe $G$ auf einer Menge $M$. Weiter
sei $N ⊆ M$ eine Teilmenge.
\begin{itemize}
\item Die Untergruppe
\[
\Iso(N) := \{ g ∈ G \::\: \forall n ∈ N: g·n = n \} ⊆ G
\]
als \emph{Isotropie}\index{Isotropie} der Menge $N$ bezeichnet.
\item Die Untergruppe
\[
\Stab(N) := \{ g ∈ G \::\: \forall n ∈ N: g·n ∈ N \} ⊆ G
\]
wird als \emph{Stabilisator}\index{Stabilisator} der Menge $N$ bezeichnet.
\end{itemize}
\end{defn}
\begin{notation}\label{not:17.1.5}
Im Fall, dass die Menge $N$ aus Definition~\ref{def:ius} nur aus einem Element
besteht, $N = \{m\}$, schreibt man statt $\Iso(\{m\})$ häufig kurz $\Iso(m)$.
\end{notation}
\begin{bemerkung}
In der Situation von Definition~\ref{def:ius} gilt für jedes Element
$g ∈ \Stab(N)$ per Definition die Inklusion $φ_g(N) ⊆ N$ --- dabei bezeichnet
$φ_g$ wieder die zu $g$ gehörende Translationsabbildung. Überlegen Sie sich,
dass tatsächlich die Gleichheit $φ_g(N) = N$ gilt.
\end{bemerkung}
\begin{bemerkung}
In der älteren deutschen Literatur findet man statt ``Isotropiegruppe'' oft
auch das Wort ``Standgruppe'', was heute als anzüglich empfunden wird.
\end{bemerkung}
\begin{bsp}
Es sei $L/K$ eine Galoiserweiterung mit Galoisgruppe $G$. Dann wirkt $G$ auf
der Menge $L$; die Wirkung ist gegeben durch
\[
G L → L, \quad (σ, z) ↦ σ(z).
\]
Mit dieser Wirkung gilt für jeden Zwischenkörper $Z$ die Gleichung
$\Gal(L/Z) = \Iso(Z)$.
\end{bsp}
\subsection{Linksmultiplikation, Rechtsmultiplikation, Konjugation}
Bei der Untersuchung von (endlichen) Gruppen interessiert man sich ganz
besonders für Wirkungen, bei denen eine gegebene Gruppe auf sich selbst wirkt.
Ich nenne drei besonders relevante Beispiele.
\begin{bsp}[Linksmultiplikation, Rechtsmultiplikation]
Es sei $G$ eine Gruppe. Dann werden durch die Vorschriften
\[
G G → G, \quad (g,h) ↦ g· h %
\quad \text{und} \quad %
G G → G, \quad (g,h) ↦ h· g^{-1}
\]
zwei treue Wirkungen von $G$ auf sich selbst definiert, die
\emph{Linksmultiplikation}\index{Linksmultiplikation} und
\emph{Rechtsmultiplikation}\index{Rechtsmultiplikation} genannt werden.
\end{bsp}
\begin{frage}
Warum schreibe ich bei der Definition der Rechtsmultiplikation statt
$h·g^{-1}$ nicht einfach $h·g$? Ist doch viel einfacher.
\end{frage}
\begin{bsp}[Konjugation von Elementen]\label{bsp:konju}
Es sei $G$ eine Gruppe, dann wird durch die Vorschrift
\[
G G → G, \quad (g,h) ↦ g· h·g^{-1}
\]
eine Wirkung von $G$ auf sich selbst definiert, die
\emph{Konjugationswirkung}\index{Konjugationswirkung} genannt wird. Die
Bahnen dieser Wirkung werden
\emph{Konjugationsklassen}\index{Konjugationsklassen} genannt.
\end{bsp}
\begin{bsp}
Finden Sie sofort ein Beispiel für eine Gruppe, bei der die
Konjugationswirkung auf $G$ treu ist! Finden Sie sofort ein Beispiel für eine
Gruppe, bei der diese Wirkung nicht treu ist, sondern trivial!
\end{bsp}
Die Konjugationswirkung ist natürlich besonders wichtig. Die relevanten
Isotropie- und Stabilisatorgruppen haben deshalb besondere Namen.
\begin{defn}[Zentralisator]
Es sei $G$ eine Gruppe. Wir betrachten die Konjugationswirkung von $G$ auf
sich selbst. Gegeben eine Teilmenge $M ⊂ G$, dann wird die Untergruppe
$\Iso(M) ⊆ G$ auch als \emph{Zentralisator}\index{Zentralisator} von $M$
bezeichnet. Die Untergruppe $\Iso(G) ⊆ G$ wird als \emph{Zentralisator von
$G$} oder \emph{Zentrum von $G$}\index{Zentrum} bezeichnet.
\end{defn}
\begin{beobachtung}
Ein Element $g ∈ G$ liegt genau dann im Zentralisator von $M$, wenn es mit
jedem Element aus $M$ kommutiert. In anderen Worten, wenn für jedes Element
$m ∈ M$ die Gleichung $g·m = m·g$ gilt. Ein Element $g ∈ G$ liegt genau dann
im Zentralisator von $G$, wenn es mit jedem Element kommutiert.
\end{beobachtung}
Neben der Konjugation von einzelnen Elementen betrachtet man in der
Gruppentheorie häufig auch noch die induzierte Konjugationswirkung auf der Menge
der Untergruppen. Die folgende Definition macht das präzise.
\begin{bsp}[Konjugation von Untergruppen]\label{bsp:konUG}
Es sei $G$ eine Gruppe, dann wird durch die Vorschrift
\[
G \bigl\{ \text{Untergruppen von }G \bigr\}\bigl\{ \text{Untergruppen
von }G \bigr\}, \quad (g,H) ↦ g· H·g^{-1}
\]
eine Wirkung von $G$ auf der Menge aller Untergruppen definiert. Diese wird
ebenfalls als \emph{Konjugationswirkung}\index{Konjugationswirkung}
bezeichnet. Eine Untergruppe $N ⊆ G$ ist genau dann normal, wenn
$N ∈ \{ \text{Untergruppen} \}$ ein Fixpunkt dieser Wirkung ist.
\end{bsp}
\begin{defn}[Normalisator einer Untergruppe]\label{defn:normalisator}
Es sei $G$ eine Gruppe und $U ⊆ G$ sei eine Untergruppe. Betrachte die
Konjugation von Untergruppen aus Beispiel~\ref{bsp:konUG}. Dann wird die
Untergruppe $\Iso(U)$ als \emph{Normalisator von $U$}\index{Normalisator}
bezeichnet. Die Bezeichnung $N(U)$ ist üblich.
\end{defn}
\begin{achtung}
In Definition~\ref{defn:normalisator} wirkt die Gruppe $G$ auf die Menge
\[
M := \bigl\{ \text{Untergruppen von } G \bigr\}
\]
Die Untergruppe $U$ ist hier ein \emph{Element} der Menge $M$. Also ist
$\Iso(U)$ gemäß Notation~\ref{not:17.1.5} zu verstehen!
\end{achtung}
\begin{bemerkung}
In der Situation aus Definition~\ref{defn:normalisator} ist $N(U)$ stets eine
Obergruppe von $U$; wir erhalten also eine Kette von Untergruppen
$U ⊆ N(U) ⊆ G$. Überlegen Sie sich, dass die Gruppe $U$ stets eine normale
Untergruppe von $N(U)$ ist. Überlegen Sie sich auch, dass die Untergruppe
$N(U)$ die eindeutige, maximale Zwischengruppe mit dieser Eigenschaft ist.
Was meine ich mit ``eindeutig, maximal'' eigentlich ganz genau?
\end{bemerkung}
\section{Die Bahnengleichung}
\sideremark{Vorlesung 19}Wenn eine Gruppe auf eine Menge wirkt, dann gibt es
natürlich einen Zusammenhang zwischen der Größe der Bahn und der Größe der
Isotropiegruppe. Der folgende Satz quantifiziert das.
\begin{satz}[Bahnengleichung]\label{Satz_Seite_156_und_157}
Sei $G$ eine endliche Gruppe, die auf einer Menge $M$ operiert. Weiter sei
$m ∈ M$. Dann gilt die folgende Gleichung,
\begin{equation*}
|G| = |\Iso(m)|·|G·m|.
\end{equation*}
\end{satz}
\begin{proof}
Betrachte die Abbildung
\[
φ : G → G·m, \quad g ↦ g·m.
\]
Jedes Element von $G$ liegt genau in einer Faser. Also ist
\[
|G| = \sum_{n ∈ G·m}^{-1}(n)|.
\]
Wir rechnen die Größe der Fasern einfach aus. Gegeben ein Element $h·m$ der
Bahn, dann gilt für jedes Gruppenelement $g ∈ G$:
\begin{align*}
g ∈ φ^{-1}(h·m) & ⇔ g·m = h· m \\
& ⇔ h^{-1}· g· m = m \\
& ⇔ (h^{-1} · g)∈ \Iso(m) \\
& ⇔ g∈ h· \Iso(m).
\end{align*}
Also ist $φ^{-1}(h·m) =\Iso(m)$. Diese Gruppe enthält aber genau so viele
Elemente wie $\Iso(m)$.
\end{proof}
Wir hatten in Beobachtung~\vref{obs:Index} schon den Begriff des ``Indexes einer
Untergruppe'' eingeführt. Ich wiederhole das noch einmal.
\begin{bsp}[Linksmultiplikation und Rechtsnebenklassen]
Sei $G$ eine Gruppe und $U⊂ G$ eine Untergruppe, dann operiert $U$ auf $G$
durch Linksmultiplikation. Die Bahn eines Elements $g ∈ G$ unter dieser
Operation, $U· g = \{u· g \::\: u∈ U\}$ heißt
\emph{Rechtsnebenklasse}\index{Rechtsnebenklasse} von $g$ modulo $U$. Die
Menge der Rechtsnebenklassen wird mit $\ifactor{U}{G}$ bezeichnet, die Anzahl
der Rechtsnebenklassen heißt \emph{Index}\index{Index der Untergruppe $U ⊆ G$}
und wird in der Literatur mit $[G:U]$ bezeichnet.
\end{bsp}
\begin{bemerkung}
In der Literatur wird der Index manchmal auch mit Rechtsmultiplikation und
Linksnebenklassen eingeführt. Diese Definition stimmen überein!
\end{bemerkung}
Für den Fall der Linksmultiplikation wird die Bahnengleichung auch als Satz von
Lagrange\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph-Louis_Lagrange}{Joseph-Louis
de Lagrange} (* 25. Januar 1736 in Turin als Giuseppe Lodovico Lagrangia; †
10. April 1813 in Paris) war ein italienischer Mathematiker und Astronom.}
bezeichnet.
\begin{satz}[Satz von Lagrange]\label{Satz_Kleiner_Fermatscher_Satz}
Es sei $G$ eine endliche Gruppe und es sei $U ⊂ G$ eine Untergruppe. Dann ist
$|G| = [G:U]·|U|$.
\end{satz}
\begin{proof}
Die Gruppe $G$ wirkt wie folgt auf der Menge $U\backslash G$ der
Rechtsnebenklassen,
\[
G \Bigl( \ifactor{U}{G} \Bigr) → \ifactor{U}{G}, \quad (g, U·h) ↦
U·hg^{-1}.
\]
Überlegen Sie sich, dass dies tatsächlich eine (wohldefinierte!)
Gruppenwirkung ist, dass diese Wirkung transitiv ist und dass $\Iso(U·e)=U$
ist. Der Satz von Lagrange folgt dann sofort aus der Bahnengleichung,
Satz~\vref{Satz_Seite_156_und_157}.
\end{proof}
\begin{bemerkung}
Interessant ist wieder die Operation der Gruppe $G$ auf sich selbst durch
Konjugation. Wenn $h ∈ G$ ist, dann gilt nach der Bahnengleichung die
Gleichheit
\begin{equation*}
|\{ ghg^{-1} \::\: g∈ G \}| = [G : \Zentralisator(h)].
\end{equation*}
Die Anzahl der Elemente in einer Konjugationsklasse ist stets ein Teiler der
Gruppenordnung $|G|$. Wenn jetzt $h_1, …, h_n∈ G$ ein vollständiges
Repräsentantsystem für die Konjugationsklassen in $G$ sind, dann ist $G$ die
disjunkte Vereinigung dieser Konjugationsklassen, und deshalb gilt die
\emph{Klassengleichung}\index{Klassengleichung}
\begin{equation}\label{eq_Klassengleichung_I}
|G| = \sum_{i=1}^{n} [G : \Zentralisator(h_i)]
\end{equation}
Manchmal schreibt man die Klassengleichung auch anders. Dazu beobachte man,
dass die Elemente des Zentrums $\Zentralisator(G)$ exakt diejenigen Elemente
sind, deren Konjugationsklassen nur aus einem Element bestehen. Also gilt
\begin{equation}\label{eq_Klassengleichung_II}
|G| = |\Zentralisator(G)| + \sum_{\genfrac{}{}{0pt}{1}{h_i \text{ mit}}{[G:\Zentralisator(h_i)]>1}} [G:\Zentralisator(h_i)]
\end{equation}
\end{bemerkung}
\section{Restklassengruppen}
``Restklassengruppen'' oder ``Gruppenquotienten'' kennen wir schon lange. Der
lieben Vollständigkeit halber zähle ich die wesentlichen Eigenschaften noch
einmal auf. Alle Beweise sollten Ihnen bekannt sein… Wie immer gilt es, eine
elegante universelle Eigenschaft formulieren.
\begin{defn}[Restklassengruppen]
Es sei $G$ eine Gruppe und $N ⊂ G$ sei eine normale Untergruppe. Eine
\emph{Restklassengruppe}\index{Restklassengruppe} oder
\emph{Gruppenquotient}\index{Gruppenquotient} ist eine Gruppe $Q$ zusammen mit
einem Gruppenmorphismus $q : G → Q$, sodass $\ker q = N$ ist und so, dass
folgende universelle Eigenschaft gilt. Wenn ein Gruppenmorphismus $α : G → H$
mit $N ⊂ \ker α$ gegeben ist, dann existiert genau ein Gruppenmorphismus
$β : Q → H$, sodass das folgende Diagramm kommutiert,
\[
\begin{tikzcd}
G \ar[r, "q"] \ar[d, equal] & Q \ar[d, "β"] \\
G \ar[r, "α"'] & H
\end{tikzcd}
\]
\end{defn}
Wie immer folgt aus der universellen Eigenschaft, dass Restklassengruppen
eindeutig sind bis auf kanonische Isomorphie, falls sie überhaupt existieren.
\begin{satzdef}[Existenz von Restklassengruppen]
Es sei $G$ eine Gruppe und des sei $N ⊂ G$ eine normale Untergruppe. Dann
lässt sich auf der Menge der Linksnebenklassen,
\[
\factor{G}{N} = \{g· N \::\: g∈ G\}
\]
auf genau eine Weise eine Gruppenstruktur erklären, sodass die
Quotientenabbildung
\begin{equation*}
q : G → \factor{G}{N}, \quad g ↦ g· N
\end{equation*}
ein Gruppenmorphismus ist. Dies ist dann automatisch ein Gruppenquotient.
\qed
\end{satzdef}
\begin{satz}[Homomorphiesatz für Gruppen]
Es sei $α : G → H$ ein surjektiver Gruppenmorphismus. Dann ist $\ker(α)$
normal und $H ≅ G/\ker α$. \qed
\end{satz}
\begin{satz}[Normale Untergruppen unten und oben]\label{Satz_Seite_160}
Es sei $α : G → H$ ein Gruppenmorphismus. Dann gilt Folgendes.
\begin{enumerate}
\item\label{Satz_Seite_160_Aussage_1} Das Bild einer Untergruppe von $G$ ist
eine Untergruppe von $H$ und das Urbild einer Untergruppe von $H$ ist eine
Untergruppe von $G$.
\item\label{Satz_Seite_160_Aussage_2} Das Urbild eines Normalteilers von $H$
ist ein Normalteiler von $G$ und das Bild eines Normalteilers von $G$ ist
ein Normalteiler in $H$, wenn $α$ surjektiv ist.
\end{enumerate}
\end{satz}
\begin{proof}
Sehr ähnlich zum analogen Satz für Ideale,
Satz~\vref{Satz_Ringmorphismus_Eigenschaften}. \qed
\end{proof}
\begin{beobachtung}\label{beo:xx}
Es sei $G$ eine Gruppe und es sei $N ⊂ G$ eine normale Untergruppe. Weiter
sei $U ⊂ G$ irgendeine Untergruppe. Dann ist
\[
U· N =\{u· n \::\: u∈ U, n∈ N\}
\]
wieder eine Untergruppe. Zum Beweis müssen wir lediglich zeigen, dass $U·N$
abgeschlossen unter der Gruppenoperation ist. Mit anderen Worten, wir müssen
zeigen, dass für alle $n_1$, $n_2 ∈ N$ für alle $u_1$, $u_2 ∈ U$ die Inklusion
\begin{equation*}
(u_1· n_1)· (u_2· n_2) ∈ U· N
\end{equation*}
gilt. Wir wissen, dass $N$ normal ist. Also ist
$\widetilde{n_1} := u_2^{-1} n_1u_2 ∈ N$ und es gilt
$n_1u_2=u_2\widetilde{n_1}$. Demnach ist
\begin{equation*}
u_1n_1u_2n_2=u_1u_\widetilde{n_1}n_2∈ U· N.
\end{equation*}
Fertig ist der Beweis. Man beachte: wenn $N$ nicht normal ist, ist diese
Beobachtung im Allgemeinen ganz falsch!
\end{beobachtung}
Dank Beobachtung~\ref{beo:xx} ergeben die folgenden Sätze Sinn.
\begin{satz}[Erster Noetherscher Isomorphiesatz]\label{Satz_Erster_Noetherscher_Isomorphiesatz}
Es sei $G$ eine Gruppe und es sei $N ⊂ G$ eine normale Untergruppe. Weiter
sei $U ⊂ G$ irgendeine Untergruppe. Dann induziert der die komponierte
Abbildung
\begin{equation*}
\begin{tikzcd}
U \ar[r, hook] & G \ar[r, "q"] & \factor{G}{N}
\end{tikzcd}
\end{equation*}
einen Isomorphismus $U/(U∩N)(U·N)/N$. \qed
\end{satz}
\begin{satz}[Zweiter Noetherscher Isomorphiesatz]\label{Satz_Zweiter_Noetherscher_Isomorphiesatz}
Es sei $G$ eine Gruppe und es seien $N_2 ⊂ N_1⊂ G$ zwei Normalteiler. Dann
ist $N_1/N_2$ normal in $G/N_2$ und
\begin{equation*}
\factor{ \factor{G}{N_2} }{ \factor{N_1}{N_2} }\factor{G}{N_1}. \eqno \qed
\end{equation*}
\end{satz}
\section{Zyklische Gruppen und die Ordnung von Elementen}
Die Diskussion in diesem Kapitel ist recht ähnlich zur Diskussion des
Primkörpers eines Körpers. Die vielleicht einfachste Gruppe ist $(,+)$. Die
Untergruppen von $$ sind leicht zu bestimmen. Wenn nämlich $U ⊂ $ eine
Untergruppe ist, dann ist für alle $n∈^+$ und für alle $u ∈ U$
\begin{equation*}
n·u=\underbrace{u+\dots+u}_{n}∈ U.
\end{equation*}
Analog für negative $n$. Also ist $U$ ein Ideal und deshalb von der Form
$U= (α)$.
\begin{beobachtung}\label{beob:lx}
Es sei $G$ eine Gruppe und es sei $g∈ G$ ein Element. Dann existiert genau
ein Gruppenmorphismus $ζ : → G$ mit $ζ(1) = g$. Für positive Zahlen $n$ ist
\begin{equation*}
ζ(n) = \underbrace{g ⋯ g}_{n},
\end{equation*}
für negative Zahlen analog.
\end{beobachtung}
\begin{defn}[Zyklische (Unter)gruppe, primitives Element]
Es sei $G$ eine Gruppe.
\begin{itemize}
\item Gegeben ein Element $g ∈ G$, sei $ζ$ die Abbildung aus
Beobachtung~\ref{beob:lx}. Das Bild von $ζ$ heißt die \emph{von $g$
erzeugte zyklische Untergruppe}\index{Zyklische Untergruppe}. Das Bild
von $ζ$ wird oft $(g)$ geschrieben.
\item Die Gruppe $G$ heißt \emph{zyklisch}\index{zyklische Gruppe}, wenn ein
$g∈ G$ existiert, sodass $G = (g)$ ist. Man nennt $g$ dann ein
\emph{primitives Element von $G$}\index{primitives Element einer zyklischen
Gruppe}.
\end{itemize}
\end{defn}
\begin{bemerkung}
Eine zyklische Gruppe ist also entweder isomorph zu $(,+)$ oder zu einer
endlichen Gruppe der Form $/(n)$.
\end{bemerkung}
\begin{defn}[Ordnung von Gruppenelementen]\label{def:orge}
Es sei $G$ eine Gruppe und $g∈ G$ sei ein Element. Die \emph{Ordnung von
$g$}\index{Ordnung!eines Gruppenelements} ist die Ordnung der Gruppe $(g)$.
\end{defn}
\begin{bemerkung}
In der Situation von Definition~\ref{def:orge} ist die Ordnung von $g$
entweder $$ oder $n ∈ $, wobei $n$ die kleinste Zahl mit $g^n=e$ ist.
\end{bemerkung}
\begin{satz}\label{Satz_Seite_163}
Es sei $G$ eine Gruppe und es sei $g ∈ G$ ein Element.
\begin{enumerate}
\item\label{Satz_Seite_163_Aussage_1} Gilt $g^m=e$ für ein $m ∈ $, dann ist
die Ordnung von $g$ ein Teiler von $m$.
\item\label{Satz_Seite_163_Aussage_2} Wenn die Ordnung von $g$ gleich $m$ ist
und $n ∈ $ irgendeine weitere Zahl, dann hat $g^n$ die Ordnung
$m/ \ggT(n,m)$. Insbesondere gilt Folgendes.
\begin{itemize}
\item Die Ordnung von $g^n$ ist gleich $m$, falls $\ggT(n,m)=1$ ist.
\item Die Ordnung von $g^n$ ist gleich $m/n$, falls $n$ ein Teiler von $m$
ist. \qed
\end{itemize}
\end{enumerate}
\end{satz}
\begin{beobachtung}\label{beo:pe}
Es sei $G$ zyklisch der Ordnung $m$ und es sei $g ∈ G$ ein primitives Element.
Dann folgt aus Satz~\ref{Satz_Seite_163}, dass die Menge der primitiven
Elemente sind exakt die folgende Menge ist,
\begin{equation*}
\{ g^a \::\: 1 ≤ a ≤ m: \ggT(a,m)=1\}.
\end{equation*}
\end{beobachtung}
Die Größe der Menge aus Beobachtung~\ref{beo:pe} ist eine Zahl, die später bei
der Beantwortung der Frage nach der Konstruierbarkeit des regulären $n$-Ecks
noch sehr wichtig wird. Die Abbildung, die jeder Zahl $n$ die Anzahl der
primitiven Elemente von $/(n)$ zuordnet, wird
Eulersche\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Leonhard_Euler}{Leonhard
Euler} (lateinisch Leonhardus Eulerus; * 15. April 1707 in Basel; † 7.
Septemberjul./ 18. September 1783greg. in Sankt Petersburg) war ein
Schweizer Mathematiker, Physiker, Astronom, Geograph, Logiker und Ingenieur.}
$φ$-Funktion genannt.
\begin{defn}[Eulersche $φ$-Funktion]
Man nennt die Funktion
\begin{equation*}
φ : , \quad m ↦ \# \{a∈ \::\: 1≤ a≤ m: \ggT(a,m) = 1\}
\end{equation*}
die \emph{Eulersche $φ$-Funktion}\index{Eulersche $φ$-Funktion}.
\end{defn}
\begin{bsp}
Jede Gruppe, deren Ordnung eine Primzahl ist, ist zyklisch. Abgesehen von dem
neutralen Element sind alle Elemente primitiv.
\end{bsp}
\begin{bsp}[Einheitswurzeln]\label{bsp:ehw}
Die Menge der $n$-ten Einheitswurzeln,
\[
\Bigl\{ e^{\frac{2π i}{n}· a} \::\: 0≤ a< n\Bigr\},
\]
also die Nullstellen von $x^n-1[n]$ bilden bezüglich der Multiplikation
eine zyklische Gruppe der Ordnung $n$. Die primitiven Erzeuger heißen
\emph{primitive Einheitswurzeln}\index{primitive Einheitswurzeln}. Die Gruppe
der $n$-ten Einheitswurzeln ist Gruppe der Drehungen des regulären $n$-Ecks.
Die vollständige Symmetriegruppe des $n$-Ecks enthält neben Drehungen noch
Spiegelungen. Man nennt diese Gruppe \emph{Diedergruppe}\index{Diedergruppe}.
Die Diedergruppe $D_n$ hat die Ordnung $2· n$ und ist nicht abelsch.
\end{bsp}
Der folgende Satz liefert weitere Beispiele.
\begin{satz}\label{Satz_Endliche_Mult_Gruppe_also_Zyklisch_S164}
Sei $R$ ein Integritätsring und $G ⊂ R^*$ sei eine endliche (multiplikative)
Gruppe. Dann ist $G$ zyklisch.
\end{satz}
Vor dem Beweis von Satz~\vref{Satz_Endliche_Mult_Gruppe_also_Zyklisch_S164}
zuerst zwei kleine Lemmas. Das erste können Sie selbst beweisen.
\begin{lemma}\label{Lemma_vor_Ordnung_teilen}
Es sei $G$ eine Gruppe und es seien $g,h∈ G$ zwei Elemente, die
kommutieren\footnote{das bedeutet: $g· h= h· g$}. Weiter sei
$\ggT(\ord g, \ord h) = 1$. Dann ist $\ord(g· h) = (\ord g)·(\ord h)$. \qed
\end{lemma}
\begin{lemma}\label{Lemma_Ordnung_teilen}
Es sei $G$ eine endliche abelsche Gruppe und es sei
$m := \max \{\ord g \::\: g∈ G\}$. Dann gilt für alle $g∈ G$ die Relation
$(\ord g)| m$.
\end{lemma}
\begin{proof}
Seien $\ord g = \prod_{\{p\}}p^{ν_p}$ und $m = \prod_{\{p\}}p^{μ_p}$ die
Primfaktorzerlegungen von $\ord g$ und von und $m$. Weiter sei $h∈ G$ ein
Element mit $\ord h =m$ und $g∈ G$ sei irgendein Element. Gegeben eine
Primzahl $p$, so schreiben wir
\begin{equation*}
\ord g = p^{ν_p}· n_p\quad\text{und}\quad \ord h = m = p^{μ_p}· m_p;
\end{equation*}
dabei gilt $p \nmid n_p$ und $p \nmid m_p$ gilt. Weil $p$ und $n_p$
beziehungsweise $m_p$ sogar teilerfremd sind, gilt
\begin{equation*}
\ord g^{n_p} = p^{ν_p} \quad\text{und}\quad \ord h^{p^{μ_p}} = m_p.
\end{equation*}
Also folgt aus Lemma~\vref{Lemma_vor_Ordnung_teilen}, dass
\begin{equation*}
\ord \bigl(g^{n_p}· h^{p^{μ_p}} \bigr) = p^{ν_p}· m_p≤ m = p^{μ_p}· m_p
\end{equation*}
ist, wobei die Ungleichung gilt, weil $m$ das Maximum war. Also folgt
$ν_p < μ_p$. Weil das für jede Primzahl gilt, folgt $(\ord g)|m$ gelten.
\end{proof}
Mit dieser Vorbereitung können wir jetzt den Satz über die Untergruppen von
$R^*$ beweisen.
\begin{proof}[Beweis von Satz~\vref{Satz_Endliche_Mult_Gruppe_also_Zyklisch_S164}]
Jeder Integritätsring ist in seinen Quotientenkörper eingebettet. Deshalb
können wir ohne Einschränkung annehmen, dass $R$ ein Körper ist. Nach
Lemma~\vref{Lemma_Ordnung_teilen} gilt dann mit
\[
m := \max \{ \ord g \::\: g∈ G \}
\]
für alle $g ∈ G$, dass $g^m=1$ ist. Die Elemente aus $G$ sind also alles
Nullstellen des Polynoms $x^m-1∈ R[x]$. Nun gibt es einerseits höchstens $m$
solche Nullstellen, andererseits ist für ein $h ∈ G$ mit $\ord h =m$ schon
\begin{equation*}
(h) = \{h^n \::\: n ∈ \}⊂ G
\end{equation*}
eine Menge mit $m$ Elementen. Also ist $G = (h)$.
\end{proof}
\begin{bemerkung}
Wenn $K$ ein endlicher Körper mit $q$ Elementen ist, dann ist $\# K^* = q-1$.
Wir haben gesehen, dass $K^*$ aus den Nullstellen des Polynoms
$x^{q-1}-1𝔽_p[x] ⊂ K[x]$ besteht, wobei $p$ die Charakteristik von $K$ ist.
Also hat $x(x^{q-1}-1)=x^q-x$ alle Elemente von $K$ als Nullstelle. Das gibt
einen einfachen Beweis für die Klassifikation endlicher Körper.
\end{bemerkung}
\section{Der kleine Satz von Fermat}
Der kleine Satz von
Fermat\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Pierre_de_Fermat}{Pierre de
Fermat} (* in der zweiten Hälfte des Jahres 1607 in Beaumont-de-Lomagne,
heute im Département Tarn-et-Garonne; † 12. Januar 1665 in Castres) war ein
französischer Mathematiker und Jurist.} ist eine zahlentheoretische Aussage,
die sich trivial aus dem Gesagten ergibt. Wir halten die Aussage für spätere
Anwendungen noch einmal fest.
\begin{satz}[Kleiner Satz von Fermat]\label{satz:kleinerFermat}
Es sei $p ∈ $ eine Primzahl und es sei $a ∈ $ irgendeine Zahl. Dann ist
$a^p \equiv a \:\:(\operatorname{mod} p)$.
\end{satz}
\begin{proof}
Falls $a$ ein Vielfaches von $p$ ist, ist die Sache klar. Ansonsten liefert
die Restklasse von $a$ ein nicht-verschwindendes Element
$\overline{a}/(p) = 𝔽_p$, also ein Element der multiplikativen Gruppe
$𝔽^*_p$, welche $p-1$ Elemente hat. Nach
Satz~\ref{Satz_Kleiner_Fermatscher_Satz} (``Satz von Lagrange'') ist die
Ordnung von $g$, also die Größe der von $g$ erzeugten Untergruppe, ein Teiler
von $|𝔽^*_p| = p-1$. Es gilt also $\overline{a}^{p-1} = 1𝔽^*_p$ oder
äquivalent $a^p \equiv a \:\:(\operatorname{mod} p)$.
\end{proof}
\begin{bemerkung}\label{bem:kleinerFermat}
Bei Anwendungen von Satz~\ref{satz:kleinerFermat} verwendet man häufig die
äquivalenten Formulierungen $a^{p-1} \equiv 1 \:\:(\operatorname{mod} p)$ oder
$p|(a^{p-1}-1)$.
\end{bemerkung}
%%% Local Variables:
%%% mode: latex
%%% TeX-master: "AlgebraZahlentheorie"
%%% End:

448
18.tex Normal file
View File

@ -0,0 +1,448 @@
% spell checker language
\selectlanguage{german}
\chapter{Die Sätze von Sylow}
\label{chap:18}
\sideremark{Vorlesung 20}Die Sätze von Sylow sind ganz wesentliche Aussagen zur
Struktur endlicher Gruppen. Im Kern geht es um folgenden Punkt: gegeben eine
endliche Gruppe $G$ und eine Untergruppe $H ⊂ G$. Dann ist wissen wir schon,
dass $|H|$ ein Teiler von $|G|$. Aber existiert auch zu jedem Teiler von $|G|$
auch tatsächlich eine Untergruppe? Für Primzahlpotenzteiler werden die Sätze
von
Sylow\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Ludwig_Mejdell_Sylow}{Peter
Ludwig Mejdell Sylow} (* 12. Dezember 1832 in Christiania, heute Oslo; † 7.
September 1918 ebenda) war ein norwegischer Mathematiker, der grundlegende
Arbeiten zur Gruppentheorie verfasste.} diese Frage ausführlich beantworten.
\begin{notation}
Im Folgenden sei $p$ stets eine Primzahl.
\end{notation}
\section{Das zentrale Schlüssellemma und der Satz von Cauchy}
Die zentrale Beobachtung, auf der der ganze Inhalt dieses Kapitels aufbaut, ist
die folgende.
\begin{lemma}[Zentrales Schlüssellemma]\label{lem:zsl}
Es sei $G$ eine Gruppe der Ordnung $p^m$, die auf einer endlichen Menge $M$
operiert. Weiter sei
\begin{equation*}
M_0 = \{ m ∈ M \::\: \forall g ∈ G: g· m = m \}
\end{equation*}
die Menge der Fixpunkte. Dann ist
$|M| \equiv |M_0| \:\:(\operatorname{mod} p)$.
\end{lemma}
\begin{proof}
Wir betrachten die $G$-Wirkung auf $M$ und interessieren uns für diejenigen
Bahnen, die mehr als ein Element haben. Wir bezeichnen diese Bahnen mit
$B_1, …, B_n$. Weil $M$ die disjunkte Vereinigung der Bahnen ist, gilt:
\begin{equation*}
|M| = |M_0| + |B_1|+ ⋯ +|B_n|,
\end{equation*}
Wir wissen aus der Bahnengleichung, Satz~\vref{Satz_Seite_156_und_157}, dass
die Zahlen $|B_i|$ stets Teiler von $|G| = p^m$ sind. Also ist $|B_i|$ ein
Vielfaches von $p$ und es gilt die gewünschte Gleichung
$|M| \equiv |M_0| \:\:(\operatorname{mod} p)$.
\end{proof}
Der Satz von
Cauchy\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Augustin-Louis_Cauchy}{Augustin-Louis
Cauchy} (* 21. August 1789 in Paris; † 23. Mai 1857 in Sceaux) war ein
französischer Mathematiker.} wendet das zentrale Schlüssellemma auf eine
endliche Gruppe an, um die Existenz von Gruppenelementen mit interessanter
Ordnung zu beweisen.
\begin{satz}[Satz von Cauchy]\label{Satz_von_Cauchy}
Wenn die Ordnung einer endlichen Gruppe durch $p$ teilbar ist, dann existiert
ein Element von Ordnung $p$.
\end{satz}
\begin{proof}
Sei $G$ die Gruppe. Betrachte die Menge
\begin{equation*}
M = \bigl\{ (a_1, …, a_p) ∈ G G \::\: a_1· a_2 ⋯ a_p = e \bigr\}.
\end{equation*}
Gegeben ein Tupel $(a_1, …, a_p) ∈ M$, dann stellen wir erst einmal fest, dass
der letzte Eintrag des Tupels durch die ersten Einträge eindeutig bestimmt
ist, $a_p = (a_1⋯ a_{p-1})^{-1}$. Wir erhalten die folgende Gleichung,
\begin{equation}\label{eq:x78}
|M| = |G^{p-1}| = |G|^{p-1}.
\end{equation}
Als Nächstes brauchen wir eine schicke Gruppenwirkung, denn wir wollen das
zentrale Schlüssellemma anwenden. Dazu lassen wir die zyklische Gruppe
$/(p)$ auf $M$ durch zyklisches Vertauschen wirken\footnote{Die zyklische
Vertauschung wirkt auf $M$, weil in jeder Gruppe aus $a· b = e$ auch
$b· a = e$ gilt. Damit ist nämlich klar, dass mit $(a_1, …, a_p) ∈ M$ auch
die zyklisch vertauschten Tupel $(a_2, …, a_p, a_1)$,
$(a_3, …, a_p, a_1, a_2)$, … auch wieder in $M$ liegen.}. Die Fixpunktmenge
dieser Wirkung ist
\[
M_0 = \{ (a, …, a) ∈ G^p \::\: a^p=e\}.
\]
Wegen $(e, …, e) ∈ M_0$ ist schon einmal klar, dass $M_0 ≠ ∅$ ist. Auf der
anderen Seite folgt aus dem zentralen Schlüssellemma, dass
\[
|M_0| \overset{\text{Satz~\ref{lem:zsl}}}{\equiv} |M|
\overset{\eqref{eq:x78}}{\equiv} |G|^{p-1} \equiv 0 \:\: (\operatorname{mod}
p)
\]
ist. Also existiert mindestens ein $a ≠ e$ mit $a^p=e$. Nach
Satz~\vref{Satz_Seite_163} hat $a$ dann automatisch die Ordnung $p$.
\end{proof}
\section{$p$-Gruppen und $p$-Sylowuntergruppen}
Wenn man den Satz von Cauchy ernst nimmt, dann scheinen diejenigen Gruppen
besonders einfach zu sein, deren Ordnung möglichst wenige Teiler besitzen. Die
folgende Definition beschreibt den Extremfall.
\begin{definition}[$p$-Gruppe]
Eine Gruppe $G$ heißt \emph{$p$-Gruppe}\index{p-Gruppe=$p$-Gruppe}, wenn die
Ordnung jedes Elements eine Potenz von $p$ ist.
\end{definition}
\begin{satz}[An der Gruppenordnung sollt ihr sie erkennen]
Eine endliche Gruppe ist genau dann eine $p$-Gruppe, wenn es eine Zahl $n ∈ $
gibt, sodass $|G|=p^n$ ist.
\end{satz}
\begin{proof}
Wenn $|G| = p^n$ ist, dann hat jedes Element $g ∈ G$ eine Ordnung, die $p^n$
teilt, also eine Potenz von $p$. Wenn $|G|$ keine Potenz von $p$ ist, dann
gibt es eine Primzahl $q ≠ p$, die Ordnung $|G|$ teilt. Nach
Satz~\ref{Satz_von_Cauchy} (``Satz von Cauchy'') gibt es dann aber auch ein
Element der Ordnung $q$, und $G$ kann keine $p$-Gruppe sein.
\end{proof}
\begin{satz}
Jede endliche $p$-Gruppe $G ≠ \{e\}$ hat ein nicht-triviales Zentrum.
\end{satz}
\begin{proof}
Wie in Beispiel~\vref{bsp:konju} betrachten wir die Wirkung von $G$ auf sich
selbst durch Konjugation. Die Fixpunkte dieser Wirkung bilden gerade das
Zentrum von $G$. Wir wissen aus dem zentralen Schlüssellemma~\ref{lem:zsl},
dass
\begin{equation*}
|\Zentralisator(G)| \equiv |G| \equiv 0 \:\:(\operatorname{mod} p).
\end{equation*}
Aus $e ∈ \Zentralisator(G)$ folgt dann wieder $|\Zentralisator(G)| ≥ p$.
\end{proof}
Wenn eine gegebene Gruppe $G$ keine $p$-Gruppe ist, dann ist das dumm. In
dieser Situation kann man immerhin noch nach den $p$-Gruppen fragen, die in $G$
enthalten sind. Dabei sind die maximal großen $p$-Untergruppen natürlich
besonders gut.
\begin{definition}[$p$-Sylowuntergruppe]\label{defn:pSUG}
Es sei $G$ eine endliche Gruppe. Eine \emph{$p$-Sylowunter\-gruppe von
$G$}\index{Sylowuntergruppe} ist eine maximale $p$-Untergruppe von $G$.
\end{definition}
\begin{bemerkung}
In Definition~\ref{defn:pSUG} bedeutet ``maximal'' natürlich ``maximal
bezüglich Inklusion''. Die Menge der $p$-Untergruppen ist nicht leer, weil
$\{e\}$ eine $p$-Untergruppe ist. Für \emph{endliche} Gruppen ist die
Existenz von $p$-Sylowuntergruppen klar.
\end{bemerkung}
\begin{lem}
Es sei $G$ eine endliche beliebige Gruppe, es sei $G_p$ eine
$p$-Sylowuntergruppe und es sei $g ∈ G$ ein Element. Dann ist die Untergruppe
$g·G_p·g^{-1} ⊆ G$ wieder eine $p$-Sylowuntergruppe. Insbesondere gilt: wenn
es in $G$ nur eine $p$-Sylowuntergruppe $G_p$ gibt, dann ist $G_p$ ein
Normalteiler von $G$.
\end{lem}
\begin{proof}
Die Gruppen $G_p$ und $g·G_p·g^{-1}$ haben gleich viele Elemente. Um zu
zeigen, dass $g·G_p·g^{-1}$ eine $p$-Sylowuntergruppe ist, müssen wir also nur
zeigen, dass $g·G_p·g^{-1}$ maximal ist. Sei also $H ⊆ G$ eine $p$-Gruppe,
die $g·G_p·g^{-1}$ enthält. Dann ist $G_p ⊆ g^{-1}·H·g ≅ H$. Also ist
$g^{-1}·H·g =G_p$ und $H = g·G_p·g^{-1}$.
\end{proof}
\begin{lemma}\label{Lemma_vor_Korrolar_Sylowsaetze}
Sei $U$ eine $p$-Untergruppe einer endlichen Gruppe $G$. Wie in
Definition~\ref{defn:normalisator} sei $N(U)$ der Normalisator von $U$. Dann
gilt
\begin{equation*}
[G:U] \equiv [N(U):U] \:\:(\operatorname{mod} p).
\end{equation*}
\end{lemma}
\begin{proof}
Die Gruppe $U$ wirkt durch Linksmultiplikation auf der Menge $M$ der
Linksnebenklassen,
\[
M := \{ g· U \::\: g ∈ G\}.
\]
Wie immer sei $M_0 ⊆ M$ die Menge der Fixpunkte dieser Wirkung. Wann ist eine
Nebenklasse $g·U$ ein Fixpunkt dieser Wirkung? Antwort: es ist
\begin{align*}
g·U ∈ M_0 &\forall u ∈ U: u·g·U = g·U \\
&\forall u ∈ U: g^{-1}·u·g ∈ U \\
& ⇔ g^{-1}·U·g = U \\
& ⇔ g ∈ N(U).
\end{align*}
Also ist
\begin{equation*}
[N(U):U] = |M_0| \overset{\text{Satz~\ref{lem:zsl}}}{\equiv} |M| = [G:U].\qedhere
\end{equation*}
\end{proof}
\begin{kor}
Mit den gleichen Voraussetzungen wie in
Satz~\ref{Lemma_vor_Korrolar_Sylowsaetze} gilt: wenn $p$ den Index $[G:U]$
teilt, dann ist $U ⊊ N(U)$.
\end{kor}
\begin{proof}
Es ist auf jeden Fall $e·U ∈ M_0$, also ist $|M_0| ≥ 1$. Wegen der
zusätzlichen Voraussetzung ist dann sogar $|M_0| ≥ p$.
\end{proof}
\section{Die Sätze von Sylow}
Die Sätze von Sylow\index{Sylow-Sätze} geben Auskunft über Existenz von
$p$-Sylowuntergruppen in gegebenen endlichen Gruppen. Sie geben auch Auskunft
darüber, wie die Gruppen ineinander enthalten sind.
\begin{satz}[Erster Sylow-Satz]\label{Satz_Sylow_Eins}
Es sei $G$ eine endliche Gruppe. Schreibe $|G| = p^n· m$, wobei $p \nmid m$
sei. Dann gelten folgende Aussagen.
\begin{enumerate}
\item\label{Satz_Sylow_erster_1} Für jede Zahl $i ∈ \{0, …, n\}$ existiert
eine $p$-Untergruppe von $G$ der Ordnung $pⁱ$.
\item\label{Satz_Sylow_erster_2} Für jede Zahl $i ∈ \{0, …, n-1\}$ gilt: Jede
Untergruppe der Ordnung $pⁱ$ ist Normalteiler einer Untergruppe der Ordnung
$p^{i+1}$.
\end{enumerate}
Insbesondere hat jede $p$-Sylowuntergruppe von $G$ die Ordnung $p^n$.
\end{satz}
\begin{proof}
\video{20-1}
\end{proof}
\begin{satz}[Zweiter Sylow-Satz]\label{Satz_Sylow_Zwei}
Es sei $G$ eine endliche Gruppe. Zu jeder $p$-Untergruppe $U ⊂ G$ und zu
jeder $p$-Sylowuntergruppe $P ⊆ G$ existiert ein $g ∈ G$, sodass
$g·U·g^{-1} ⊂ P$ ist. Insbesondere sind je zwei $p$-Sylowuntergruppen von $G$
zueinander konjugiert.
\end{satz}
\begin{proof}
\video{20-2}
\end{proof}
\begin{satz}[Dritter Sylow-Satz]\label{Satz_Sylow_Drei}
Sei $s_p$ die Anzahl der verschiedenen $p$-Sylowuntergruppen einer endlichen
Gruppe $G$. Dann ist $s_p$ ein Teiler von $|G|$. Weiterhin ist
$s_p \equiv 1 \:\: (\operatorname{mod} p)$.
\end{satz}
\begin{proof}
\video{20-3}
\end{proof}
\section{Die Symmetriegruppe des Tetraeders}
Um die bisherigen Ergebnisse zu illustrieren, diskutiere ich noch einmal
ausführlich die Gruppe $G = S_4$, die Gruppe der Permutationen der Menge
$\{1, 2, 3, 4 \}$. Um später die Galoisgruppe von Polynomen $4.$ Grades
auszurechnen, interessieren uns die besonders für die Untergruppen von $S_4$.
\subsection{Geometrische Interpretation}
Geometrisch lässt sich $S_4$ als Symmetriegruppe des Tetraeders interpretieren,
wie in Abbildung~\ref{fig:tetraeder} dargestellt. Schauen Sie aber auf jeden
Fall auch einmal in den
\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Tetraedergruppe}{Wikipedia-Eintrag zur
Tetraedergruppe}.
\begin{figure}
\centering
\begin{tikzpicture}[scale=.75]
\def \hoeheEins {0.25}
\def \hoeheZwei {2.0}
\def \weiteEins {0.5}
\def \weiteZwei {1.5}
\def \labelshift {.75}
\node [label = {180:$1$}] (1) at (-\weiteZwei,-\hoeheEins) {};
\node [label = {270:$2$}] (2) at ( \weiteEins,-\hoeheZwei) {};
\node [label = {000:$3$}] (3) at ( \weiteZwei-\weiteEins, \hoeheEins) {};
\node [label = {090:$4$}] (4) at (-\weiteEins, \hoeheZwei) {};
\foreach \X in {1,2,3,4}{
\fill (\X) circle (0.05);
}
\path (1)--(2)--(3)--(4)--(2)--(1)--(3);
\draw (4)--(1)--(2)--(3)--(4)--(2);
\draw[dashed] (1)--(3);
\end{tikzpicture}
\caption{Tetraeder}
\label{fig:tetraeder}
\end{figure}
\subsection{Die Konjugationsklassen der Permutationsgruppe}
Wir betrachten die Wirkung von $S_n$ auf sich selbst durch Konjugation. Ich
frage zuerst, wie viele Konjugationsklassen es gibt. Die Antwort kennen Sie
wahrscheinlich aus der Vorlesung ``Lineare Algebra II'', wo man diese Frage im
Zusammenhang mit der Konstruktion von
Jordan\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Camille_Jordan}{Marie
Ennemond Camille Jordan}, genannt Camille Jordan, (* 5. Januar 1838 in
Lyon; † 21. Januar 1922 in Paris) war ein französischer Mathematiker.}-Basen
diskutiert. Weil aber vielleicht nicht alle auf demselben Stand sind,
wiederhole ich die Sache noch einmal.
\begin{fakt}
Es sei $n ∈ $ eine Zahl. Dann gibt eine Bijektion zwischen der Menge der
Partitionen\footnote{Eine Partition von $n$ ist eine aufsteigende (endliche)
Folge von positiven, natürlichen Zahlen, deren Summe gleich $n$ ist.
Beispiel: $(1,2,3)$ und $(3,3)$ sind Partitionen von $6$.} von $n$ und den
Konjugationsklassen in der Permutationsgruppe $S_n$. \qed
\end{fakt}
Die Bijektion sieht so aus:
\begin{itemize}
\item Wenn eine Permutation $σ ∈ S_n$ gegeben ist, dann kann man $σ$ immer als
Produkt disjunkter Zykel schrieben, zum Beispiel so
\[
σ = (1)(56)(78)(234) ∈ S_8.
\]
Diese Zykel haben in unserem Beispiel die Längen 1, 2, 2 und 3. Ich erhalte
die Partition $(1,2,2,3)$ von $8$. In der Sprache dieser Vorlesung betrachten
wir die von $σ$ erzeugte zyklische Untergruppe $H = (σ)$. Diese Gruppe wirkt
auf der Menge $M_8 := \{ 1,2,3,4,5,6,7,8 \}$. Die Zykel sind dann die Bahnen
der $H$-Wirkung auf $M_8$.
\item Wenn zwei Permutationen $σ, τ ∈ S_n$ dieselbe Partition liefern, dann sind
die trivialerweise zueinander konjugiert. Statt großer Theorie erkläre ich
das an einem Beispiel. Gegeben seien
\[
σ = (1)(56)(78)(234) \quad\text{und}\quad τ = (4)(17)(58)(236).
\]
Dann betrachte die Permutation $g ∈ S_8$ gegeben durch
\begin{align*}
g(1) & = 4 & g(2) & = 2 & g(3) & = 3 & g(4) & = 6 \\
g(5) & = 1 & g(6) & = 7 & g(7) & = 5 & g(8) & = 8
\end{align*}
und stelle fest, dass $σ = g^{-1}·τ·g$ ist. Ich vermute, Sie durchschauen das
System. Ich hoffe, ich habe mich nicht vertippt oder verrechnet.
\item Jede Partition tritt auf. Wenn Sie mir zum Beispiel die Partition
$(2,3,3)$ der Zahl 8 geben, dann nehme ich die Permutation
$σ = (12)(345)(678)$.
\end{itemize}
Für die Permutationsgruppe $S_4$ ist die Situation in Tabelle~\ref{fig:ks4}
zusammengefasst.
\begin{table}
\centering
\begin{tabular}{*{2}{>{$}c<{$}|}l*{2}{|>{$}c<{$}}}%|>{$}r<{$}}
\text{Partition} & \text{Repräsentant} & \multicolumn{1}{>{\centering\arraybackslash}m{3.25cm}|}{Geometrische\linebreak Anschauung} & \text{Ordnung} & \multicolumn{1}{>{\centering\arraybackslash}m{3.75cm}}{Anzahl der Elemente\linebreak in der \linebreak Konjugationsklasse}\\
\hline
abcd & () & Identität & 1 & 1\\ [.5em]
aabc & (12) & \href{https://de.wikipedia.org/wiki/Tetraedergruppe#/media/Datei:Tetrahedron_with_reflection_plane_RK01.png}{Spiegelung} & 2 & \binom{4}{2}=6\\[.5em]
aabb & (12)(34) & \href{https://de.wikipedia.org/wiki/Tetraedergruppe#/media/Datei:Tetrahedron_with_2-fold_rotational_axes_RK01.png}{Drehung um Achse} & 2 & 6/2 = 3\\[.5em]
aaab & (123) & \href{https://de.wikipedia.org/wiki/Tetraedergruppe#/media/Datei:Tetrahedron_with_3-fold_rotational_axes_RK01.png}{Drehung um Ecke} & 3 & 4· 2 = 8\\[.5em]
aaaa & (1234) & \href{https://de.wikipedia.org/wiki/Tetraedergruppe#/media/Datei:Tetrahedron_with_4-fold_rotation-reflection_axis_RK01.png}{Drehspiegelung} & 4 & 3· 2 = 6
\end{tabular}
\caption{Konjugationsklassen in $S_4$}
\label{fig:ks4}
\end{table}
\subsection{Die Untergruppen von $S_4$}
Die Gruppe $S_4$ hat Ordnung $1· 2· 3· 4 = 2³ · 3=24$. Potenzielle Untergruppen
können also nur die folgenden Ordnungen haben.
\begin{description}
\item[Ordnung 24:] Dies muss die ganze Gruppe $S_4$ sein.
\item[Ordnung 12:] Die Menge $A_4$ der geraden Permutationen, also der Kern der
Signums-Abbildung, $\operatorname{sgn} : S_4/(2)$, ist eine Untergruppe
von Ordnung 12. Es ist im Moment unklar, ob weitere Untergruppen von Ordnung
12 existieren.
\item[Ordnung 8:] Dies müssen die 2-Sylowuntergruppen sein. Die Anzahl $s_2$
der 2-Sylowuntergruppen ist nach Satz~\ref{Satz_Sylow_Drei} (``Dritter
Sylow-Satz'') ein Teiler von 24 mit
$s_2 \equiv 1 \:\: (\operatorname{mod} 2)$, also $s_2=1$ oder $s_2=3$. Wir
wissen nach dem Satz~\ref{Satz_Sylow_Eins} (``Erster Sylow-Satz''), dass jedes
Element der Ordnung 1, 2 oder 4 in einer 2-Sylowuntergruppe enthalten
ist. Tabelle~\vref{fig:ks4} zeigt, dass es 16 solche Elemente gibt.
Allerdings hat eine 2-Sylowuntergruppe nur 8 Elemente. Also ist $s_2 = 3$.
\item[Ordnung 6:] Es ist im Moment unklar, ob eine solche Untergruppe existiert.
\item[Ordnung 4:] Jedes Element der Ordnung 4 liefert eine zyklische Untergruppe
der Ordnung 4. Es ist im Moment aber unklar, ob weitere solche Untergruppen
existieren.
\item[Ordnung 3:] Dies müssen die 3-Sylowuntergruppen von $S_4$ sein. Diese
Gruppen haben Ordnung 3 und alle nicht-trivialen Elemente müssen Ordnung 3
haben. Also sind die 3-Sylowuntergruppe zyklische Gruppen, die von Drehungen
um Ecken erzeugt werden. Es gibt 4 solcher Gruppen (denn es gibt $8$
Drehungen, eine Gruppe enthält immer genau 2 Drehungen, und zwei zyklische
Gruppen schneiden sich immer genau in der Einheit).
\item[Ordnung 2] Dies sind zyklische Gruppen, die von einem Element der Ordnung
zwei (=Spiegelung bzw. Drehung um eine Achse) erzeugt werden
\item[Ordnung 1] Dies muss die triviale Untergruppe $\{e\}$ sein.
\end{description}
Um die verbleibenden offenen Fragen zu klären, überlegt man sich am besten, wie
man sich die 2-Sylowuntergruppe vorstellt. Wenn man in
Abbildung~\vref{fig:tetraeder} nur den Umriss des Tetraeders betrachtet, sieht
man, dass $D_4$ die Symmetriegruppe des Quadrates, eine Untergruppe von $S_4$
ist. Wegen $|D_4| = 8$ ist das eine 2-Sylowuntergruppe. Am Tetraeder lässt
sich diese Untergruppe als Stabilisator-Untergruppe der Achse der Drehung
$(13)(24)$ interpretieren. Die Gruppen der Ordnung 4 findet man als
Untergruppen von $D_4$. Die Gruppen der Ordnung 6 und 12 findet man durch
Kombinationen der Elemente von Ordnung 3 und 2. Der Vollständigkeit halber sind
in Tabelle~\ref{fig:ugs4} alle Möglichkeiten der Konjugationsklassen von
Untergruppen von $S_4$ ohne Beweis aufgelistet. In der Summe sehen Sie 30
Untergruppen.
\begin{fazit}
Ein Zerfällungskörper eines Polynoms 4.\ Grades mit Galoisgruppe $S_4$ hat 30
Zwischenkörper. \qed
\end{fazit}
\begin{table}
\centering
\begin{tabular}{>{$}c<{$}|l|c|>{\centering\arraybackslash}m{4cm}}
\text{Gruppe} & \text{geometrisch} & Ordnung & Mächtigkeit der konjugierten Gruppen\\
\hline
S_4 & Symmetrie des Tetraeders & 24 & 1\\
A_4 & Drehsymmetrien & 12 & 1\\
D_4 & Stabilisatoren von Achsen & 8 & 3\\
S_3 & Isotropiegruppe von Ecken & 6 & 4\\
/(4) & Drehspiegelungen & 4 & 3\\
/(2)/(2) & Isotropie von Achsen & 4 & 3\\
/(2)/(2) & Drehungen um alle Achsen & 4 & 1\\
/(3) & Drehungen um Ecken & 3 & 4\\
/(2) & Drehung um eine Achse & 2 & 3\\
/(2) & Spiegelungen & 2 & 6\\
\{e\} & & 1 & 1\\
\end{tabular}
\caption{Untergruppen von $S_4$}
\label{fig:ugs4}
\end{table}
%%% Local Variables:
%%% mode: latex
%%% TeX-master: "AlgebraZahlentheorie"
%%% End:

176
19.tex Normal file
View File

@ -0,0 +1,176 @@
% spell checker language
\selectlanguage{german}
\chapter{Abelsche Gruppen}
\label{chap:19}
\sideremark{Vorlesung 21}Die allereinfachsten Gruppen sind Abelsch. Bevor wir
uns im nächsten Kapitel mit den etwas interessanteren, ``auflösbaren'' Gruppen
auseinandersetzen, diskutieren wir jetzt erst einmal diesen einfachen Fall. Im
Vergleich zur Stoff-Fülle der vorherigen Vorlesungen ist dieses Kapitel echt
dünn. Zeit zum Luftholen!
\begin{notation}
Wie allgemein üblich werden wir die Gruppenverknüpfung bei Abelschen Gruppen
(fast) immer additiv schreiben und das ``+''-Symbol verwenden. Das neutrale
Element wird dann logischerweise mit $0$ oder $0_G$ bezeichnet.
\end{notation}
\begin{notation}
Gegeben zwei Abelsche Gruppen $(G_1, +)$ und $(G_2, +)$, dann ist auch das
Produkt $G_1 G_2$ eine Abelsche Gruppe, wenn ich die Gruppenverknüpfung
komponentenweise definiere. Die so konstruierte Produktgruppe wird auch mit
$G_1 ⊕ G_2$ bezeichnet.
\end{notation}
\begin{konstruktion}
Es sei $(G, +)$ eine abelsche Gruppe und es sei $g ∈ G$ ein Element. Wir
hatten schon in Beobachtung~\ref{beob:lx} gesehen, dass dann genau ein
Gruppenmorphismus $ζ_g : → G$ mit $ζ_g(1) = g$ existiert. Wir definieren
dann eine Abbildung
\[
α : G → G, \quad (n,g) ↦ ζ_g(n).
\]
Das lässt sich natürlich auch ganz elementar so hinschreiben,
\[
(n,g) ↦
\left\{
\begin{matrix}
0_G & \text{falls $n = 0$} \\
\underbrace{g + ⋯ + g}_{n} & \text{falls $n > 0$} \\
\underbrace{(-g) + ⋯ + (-g)}_{n} & \text{falls $n < 0$.} \\
\end{matrix}
\right.
\]
Statt $α(n,g)$ schreiben wir auch kurz $n·g$. Die Abbildung $α$ sieht aus wie
die skalare Multiplikation, die wir von Vektorräumen kennen. Natürlich ist
$G$ kein Vektorraum, denn $$ ist kein Körper. Stattdessen nennt man $G$
einen \emph{$$-Modul}\index{$$-Modul}. Ein Modul ist wie ein Vektorraum
aber nicht über einem Körper, sondern über einem Ring (genaue Definition auf
\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Modul_(Mathematik)}{Wikipedia}). Die
$$-Wirkung definiert dabei die skalare Multiplikation. Die Annahme, dass $G$
abelsch ist, benötigen wir für das Distributivgesetz, mit anderen Worten:
\begin{equation*}
n(a+b)=n·a + n·b \qquad \forall n∈,\ a, b ∈ G.
\end{equation*}
Sagen Sie den folgenden Satz dreimal laut auf und beweisen Sie ihn dann als
Hausaufgabe: ``Abelsche Gruppen sind dasselbe wie $$-Moduln''.
\end{konstruktion}
Ein Vektorraum ist ``endlich-dimensional'', wenn es ein endliches
Erzeugendensystem gibt. Das geht genau so bei Gruppen.
\begin{definition}[Basics zu Abelschen Gruppen und $$-Moduln]
Eine abelsche Gruppe $G$ ist \emph{endlich erzeugt}\index{endlich erzeugte
abelsche Gruppe}, wenn es endlich viele Elemente $g_1, …, g_r∈ G$ gibt,
sodass sich jedes Element $g∈ G$ als $$-Linearkombination
\begin{equation*}
g=\sum n_i·g_i
\end{equation*}
darstellen lässt. Man nennt die Menge $M := \{g_1, …, g_r\}$ dann ein
\emph{Erzeugendensystem}\index{Erzeugendensystem für Abelsche Gruppe} von $G$.
Wenn die Menge $M$ zusätzlich $$-linear unabhängig ist, dann nennt man $M$
eine \emph{Basis}\index{Basis für Abelsche Gruppe}. Eine endlich erzeugte
abelsche Gruppe heißt \emph{frei}\index{freie Abelsche Gruppe}, wenn sie eine
Basis hat.
\end{definition}
Bevor Sie weiter lesen: finden Sie eine nicht-triviale Abelsche Gruppe ohne
Basis. Der folgende Satz, dessen Beweis ich mir hier spare, wird Sie vermutlich
nicht überraschen. Man muss beim Beweis natürlich aufpassen, weil man im
Gegensatz zu Fall von Vektorräumen (die ja über Körpern definiert sind) in $$
nicht immer dividieren kann.
\begin{satzdef}[Rang einer Abelschen Gruppe]
Es sei $G$ eine endlich erzeugte, freie Abelsche Gruppe. Dann sind alle Basen
endlich und je zwei Basen haben gleich viele Elemente. Die Anzahl der
Elemente in einer Basis wird \emph{Rang}\index{Rang einer freien Abelschen
Gruppe} genannt. \qed
\end{satzdef}
Wenn $K$ ein Körper ist, dann sind die einfachsten Vektorräume die Produkte
$K^n$ (wobei die Vektorraumaddition komponentenweise definiert ist). Das geht
mit Abelschen Gruppen ganz genau so.
\begin{bsp}
Die einfachste freie Abelsche Gruppe ist $^r$, wobei die Gruppenverknüpfung
komponentenweise definiert ist. Die Einheitsvektoren
$\vec{e}_1, …, \vec{e}_r$ bilden eine Basis.
\end{bsp}
Jeder endlich-dimensionale $K$-Vektorraum $V$ ist auf nicht-kanonische Weise
isomorph zu $K^{\dim V}$. Auch das geht mit Abelschen Gruppen genau so.
\begin{beobachtung}
Es sei $G$ eine endlich-erzeugte, freie abelsche Gruppe $G$ mit Basis
$\{g_1, …, g_r \}$. Dann ist die Abbildung
\begin{equation*}
^r → G, \quad (n_1, …, n_r) ↦ \sum n_i·g_i
\end{equation*}
ein Isomorphismus von Gruppen.
\end{beobachtung}
Aber Achtung! Nicht alles, was wir aus der linearen Algebra kennen, gilt auch
für Abelsche Gruppen. Es gibt Sätze, bei deren Beweis man dividieren muss.
\begin{warnung}
Im Gegensatz zur Theorie der Vektorräume kann man Basen von Abelschen Gruppen
nicht einfach dadurch erhalten, dass man ausreichend viele Elemente eines
Erzeugendensystems weg lässt.
\begin{enumerate}
\item In $/(n)$ ist das Element $1+(n)$ ein Erzeuger, aber keine Basis.
\item In $$ ist $\{2, 3\}$ ein Erzeugendensystem, aber weder 2 noch 3
erzeugen $$.
\end{enumerate}
\end{warnung}
Der folgende ``Hauptsatz über endlich erzeugte abelsche Gruppen'' klassifiziert
die Gruppen vollständig und klärt eigentlich jede Frage, die es zum Thema gibt.
Der Satz wird in dieser Vorlesung aus Zeitgründen leider nicht bewiesen.
Tatsächlich gilt aber sogar ein allgemeinerer Satz für endlich erzeugte Moduln
über Hauptidealringen. Die Tatsache, dass $$ ein Hauptidealring ist, spielt im
Beweis eine große Rolle.
\begin{satz}[Hauptsatz über endlich erzeugte abelsche Gruppen]\label{Satz_Hauptsatz_endlich_erzeugte_abelsche_Gruppen}
Es sei $G$ eine endlich erzeugte abelsche Gruppe. Dann gibt es eindeutig
bestimmte Zahlen $r$, $t$ aus $$ sowie eindeutig bestimmte Primzahlpotenzen
$1 < a_1 ≤ … ≤ a_t$, sodass $G$ isomorph zu folgender Gruppe ist,
\begin{equation*}
^r⊕ /(a_1) ⊕ ⋯ ⊕ /(a_t). \eqno \qed
\end{equation*}
\end{satz}
\begin{notation}
In der Situation von
Satz~\ref{Satz_Hauptsatz_endlich_erzeugte_abelsche_Gruppen} wird der Summand
$/(a_1) ⊕ ⋯ ⊕ /(a_n)$ als \emph{Torsionsanteil von $G$}\index{Torsionsanteil
einer Abelschen Gruppe} bezeichnet. Die Zahlen $a_$ heißen
\emph{Elementarteiler von $G$}\index{Elementarteiler einer Abelschen Gruppe}.
Der Summand $^r$ wird der \emph{freie Anteil von $G$}\index{freier Anteil
einer Abelschen Gruppe} genannt.
\end{notation}
\begin{beobachtung}
In der Situation von
Satz~\ref{Satz_Hauptsatz_endlich_erzeugte_abelsche_Gruppen} ist der
Torsionsanteil als Untergruppe von $G$ eindeutig bestimmt. Es ist nämlich
\begin{equation*}
\text{Torsionsanteil} = \{g ∈ G \::\: \ord g < ∞\}.
\end{equation*}
Der freie Anteil ist isomorph zur Quotientengruppe
$G / \text{Torsionsanteil}$.
\end{beobachtung}
\begin{warnung}
Im Gegensatz zum Torsionsanteil ist der freie Anteil einer Abelschen Gruppe
\emph{nicht} eindeutig bestimmt. Betrachten Sie die Gruppe $G = /(7)$
und finden Sie sofort zwei unterschiedliche Untergruppen von $G$, die beide
isomorph zu $$ sind!
\end{warnung}
%%% Local Variables:
%%% mode: latex
%%% TeX-master: "AlgebraZahlentheorie"
%%% End:

229
20.tex Normal file
View File

@ -0,0 +1,229 @@
% spell checker language
\selectlanguage{german}
\chapter{Auflösbare und einfache Gruppen}
\label{chap:20}
\section{Auflösbare Gruppen: teile und herrsche}
Abelsche Gruppen sind leicht zu verstehen, andere Gruppen eher nicht. Eine
mögliche Herangehensweise, um eine gegebene Gruppe $G$ zu verstehen, ist es,
einen Normalteiler $N ⊂ G$ zu finden, und die Sequenz
\begin{equation*}
N → G → \factor{G}{N}
\end{equation*}
zu betrachten. Damit ist das Problem nicht gelöst, aber immerhin in
Teilaufgaben unterteilt.
\begin{itemize}
\item Zuerst muss man die Gruppen $N$ und $G/N$ verstehen. Diese Gruppen sind
kleiner als $G$ und damit hoffentlich leichter zu untersuchen. Wenn man ganz
viel Glück hat, sind $N$ oder $G/N$ vielleicht sogar Abelsch.
\item Am Ende muss man verstehen, wie sich die Gruppe $G$ aus $N$ und $G/N$
zusammensetzt.
\end{itemize}
Falls die Gruppen $G$ und $G/N$ immer noch zu kompliziert sind, kann man
vielleicht denselben Trick anwenden, um auch diese Gruppen weiter zu
unterteilen.
\begin{bsp}
Es sei $G$ ist die Gruppe der affinen Transformationen der Ebene $ℂ²$. In der
linearen Algebra haben wir die Gruppe vermutlich schon untersucht und dabei
festgestellt, dass sich jede affine Transformation als Komposition einer
Translation und einer linearen Abbildung schreiben lässt. Eine genauere
Untersuchung zeigt: Die Gruppe der Translationen ist eine normale
Untergruppe\footnote{Können Sie das beweisen? Machen Sie mal! Zeigen Sie
mir, dass die linearen Abbildungen \emph{keine} normale Untergruppe bilden!}
$N ⊂ G$. Der Quotient ist $G/N ≅ \GL_2()$. Beide Anteile kann man gut
verstehen.
\end{bsp}
Wenn eine gegebene Gruppe $G$ nicht Abelsch ist, dann ist die nächstbeste
Möglichkeit vermutlich die, dass die Gruppe $G$ wie oben beschrieben aus
Abelschen Gruppen zusammengesetzt ist. Die folgende Definition sagt präzise,
was ich damit meine.
\begin{definition}[Auflösbare Gruppe]\label{def:solv}
Eine Gruppe $G$ heißt \emph{auflösbar}\index{auflösbare Gruppe}, wenn es eine
Zahl $$ und eine Kette von Untergruppen
\begin{equation*}
G=N_{}⊋ N_{-1}⊋ ⋯ ⊋ N_1 ⊋ N_0= \{e\}
\end{equation*}
gibt, sodass Folgendes gilt.
\begin{enumerate}
\item Für jeden Index $0 ≤ i < $ ist $N_i$ ein Normalteiler in $N_{i+1}$.
\item Für jeden Index $0 ≤ i < $ ist die Quotientengruppe $N_{i+1}/N_i$
Abelsch.
\end{enumerate}
\end{definition}
\begin{notation}
Eine Kette von Untergruppen wie in Definition~\ref{def:solv} wird
\emph{Auflösungskette}\index{Auflösungskette} genannt.
\end{notation}
Auflösbare Gruppen sind also (auf noch zu klärende Weise) aus Abelschen Gruppen
zusammengesetzt. Wir werden später noch sehen, dass die in Kapitel~\ref{sec:4}
gestellte Frage nach der Auflösbarkeit von Gleichungen durch Radikale eng mit
der Frage nach der Auflösbarkeit gewisser Galoisgruppen zusammenhängt. Der Name
``auflösbare Gruppe'' ist vermutlich aus diesem Kontext heraus entstanden.
\begin{bsp}
Die Permutationsgruppe $S_4$ ist auflösbar, denn es ist
$S_4 ⊃ A_4 ⊃ V_4\{e\}$. Dabei sind $A_4$ und $V_4$ die folgenden
Untergruppen.
\begin{itemize}
\item Die Gruppe $A_4$ ist der Kern der Signumsabbildung und wird
\emph{alternierende Gruppe}\index{alternierende Gruppe} genannt.
\item Die Gruppe $V_4$ heißt \emph{Kleinsche Vierergruppe}\index{Kleinsche
Vierergruppe} und ist gegeben als
\[
V_4 = \{\Id, (12)(34), (13)(24), (14)(23) \}.
\]
\end{itemize}
Weiterhin rechne man nach, was die Quotienten sind:
\[
\factor{S_4}{A_4}\factor{}{(2)}, \quad %
\factor{A_4}{V_4}\factor{}{(3)}, \quad \text{und} \quad %
V_4 = \factor{V_4}{\{e\}}\factor{}{(2)} \factor{}{(2)}.
\]
Damit ist klar, dass die Gruppe $S_4$ auflösbar ist. Interessehalber stellen
wir noch fest, dass
\begin{equation*}
A_4 ≠ \factor{}{(3)} \factor{}{(2)} \factor{}{(2)}
\end{equation*}
ist, sodass wir wirklich ein nicht-triviales Beispiel für eine auflösbare
Gruppe haben.
\end{bsp}
Die folgenden beiden Sätze liefern weitere Beispiele.
\begin{satz}[$p$-Gruppen sind auflösbar]
Es sei $p$ eine Primzahl. Dann ist jede endliche $p$-Gruppe auflösbar.
\end{satz}
\begin{proof}
\video{21-1}
\end{proof}
\begin{satz}[Untergruppen und Quotienten]
Es sei $G$ eine auflösbare Gruppe. Dann ist auch jede Untergruppe und jede
Restklassengruppe von $G$ auflösbar.
\end{satz}
\begin{proof}
\video{21-2}
\end{proof}
Auflösungsketten sind (wenn sie überhaupt existieren) in keiner Weise eindeutig.
Man kann sich also Mühe geben und versuchen, besonders gute Ketten zu finden.
Der folgende Satz gibt eine Idee, was möglich ist.
\begin{satz}[Gute Auflösungsketten]\label{Satz_Aufloesungskette}
Wenn $G$ eine endliche, auflösbare Gruppe ist und $N ⊂ G$ ein Normalteiler,
dann existiert eine Auflösungskette
\begin{equation*}
G = N_{} ⊋ N_{-1} ⊋ ⋯ ⊋ N_1⊋ \{e\},
\end{equation*}
sodass folgende Eigenschaften gelten.
\begin{enumerate}
\item\label{Satz_18_4_Aussage_1} Die Gruppe $N$ kommt in der Auflösungskette
vor. Mit anderen Worten: $N ∈ \{N_{}, …, N_0\}$.
\item\label{Satz_18_4_Aussage_2} Die Quotienten $N_{i+1}/N_i$ sind zyklisch
und von Primzahlordnung.
\end{enumerate}
\end{satz}
\begin{proof}
\video{21-3}
\end{proof}
\begin{bemerkung}
Wenn eine Auflösungskette wie in \vref{Satz_Aufloesungskette} gegeben ist,
dann kommt $/(p)$ als Quotient genau so oft vor, wie $p$ die Gruppenordnung
$|G|$ teilt. Über die Reihenfolge kann man aber nur wenig sagen.
\end{bemerkung}
\section{Einfache Gruppen: hier teilt und herrscht garantiert niemand}
\sideremark{Vorlesung 22}Es gibt natürlich Gruppen, bei denen die
Auflösungsstrategie völlig versagt. Das absolute Gegenteil einer ``auflösbaren
Gruppe'' ist eine Gruppe, die überhaupt keinen Normalteiler hat --- und damit
auch keinen interessanten Gruppenmorphismus in irgendeine andere Gruppe.
\begin{definition}[Einfache Gruppe]
Eine Gruppe $G$ heißt \emph{einfach}\index{einfache Gruppe}, wenn $\{e \}$ und
$G$ die einzigen Normalteiler sind.
\end{definition}
\begin{bsp}\label{bsp:abpe}
Wenn $p$ eine Primzahl ist, dann ist die Quotientengruppe $/(p)$ einfach.
\end{bsp}
Das Wort ``einfach'' ist historisch begründet. Es bedeutet nicht ``leicht zu
verstehen'', sondern ``mithilfe der Auflösungsstrategie nicht weiter zu
zerlegen''. Vielleicht hätte man statt dem missverständlichen Wort ``einfach''
besser von ``atomaren'' Gruppen sprechen sollen. Aber auf mich hört ja niemand.
\begin{rem}
Wenn man alle endlichen Gruppen klassifizieren oder durch Auflösung
beschreiben will, muss man zumindest alle einfachen Gruppen gut kennen ---
dies sind die Bausteine, aus denen alle anderen Gruppen zusammengesetzt sind.
\href{https://en.wikipedia.org/wiki/Classification_of_finite_simple_groups}{Tatsächlich
sind die einfachen, nicht-abelschen Gruppen inzwischen klassifiziert}. Dazu
berichtet
\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Endliche_einfache_Gruppe}{Wikipedia}
sinngemäß:
\begin{itemize}
\item Die Herleitung des Klassifikationssatzes war eines der umfangreichsten
Projekte der Mathematikgeschichte. Der Beweis verteilt sich auf über 500
Fachartikel mit zusammen fast 15.000 gedruckten Seiten. Es sind aber nicht
alle Beweise auch publiziert worden. Über 100 Mathematiker waren von Ende
der 1920er bis Anfang der 1980er Jahre daran beteiligt.
\item Nach der ``Fertigstellung'' des Beweises um 1980 ist von führenden
Mathematikern des Klassifikationsprogramms […] ein Programm aufgenommen
worden, den Beweis zu vereinfachen und lückenlos zu dokumentieren. Dabei
sind auch Lücken entdeckt worden, von denen die meisten ohne größere
Komplikationen geschlossen werden konnten. Eine Lücke erwies sich allerdings
als so hartnäckig, dass erst 2002 von Aschbacher und anderen ein Beweis
erbracht werden konnte, der immerhin 1200 Seiten lang war.
\item Ronald Solomon, Richard Lyons und Daniel Gorenstein begannen 1994 eine
auf 12 Bände angelegte Darstellung des Beweises (GLS Projekt), das bei der
American Mathematical Society erscheint und voraussichtlich 2023
abgeschlossen sein wird.
\end{itemize}
\end{rem}
Beispiele von einfachen Gruppen sind gar nicht so leicht zu finden. Für die
Anwendungen der Galoistheorie ist der folgende Satz von zentraler Bedeutung.
\begin{satz}[Alternierende Gruppe sind meistens einfach]\label{Satz_alternierende_Gruppe}
Die alternierende Gruppe $A_n$ ist einfach, wenn $n ≠ 4$ ist. Insbesondere
ist die Permutationsgruppe $S_n$ für $n ≥ 5$ \emph{nicht} auflösbar.
\end{satz}
Der Beweis von Satz~\ref{Satz_alternierende_Gruppe} verwendet folgendes Lemma.
\begin{lemma}\label{Hilfssatz_algernierende_Gruppe}
Es sei $n ≥ 5$. Wenn $N ⊆ A_n$ eine normale Untergruppe ist, die zusätzlich
noch einen 3-Zyklus enthält, dann ist $N = A_n$.
\end{lemma}
\begin{proof}[Beweis von Lemma~\ref{Hilfssatz_algernierende_Gruppe}]
\video{22-1}, verbessert am 09Feb21.
\end{proof}
\begin{proof}[Beweis von Satz~\ref{Satz_alternierende_Gruppe}]
Die Gruppe $A_2$ ist trivial, $A_n = \{e \}$. Die Gruppe $A_3$ ist isomorph
zu $/(3)$; zum Beweis schreibe man sich die Gruppe einfach hin. Wir hatten
schon in Beispiel~\ref{bsp:abpe} gesehen, dass die Gruppe $/(3)$ einfach ist.
Den Fall $n ≥ 5$ behandeln wir im \video{22-2}.
\end{proof}
%%% Local Variables:
%%% mode: latex
%%% TeX-master: "AlgebraZahlentheorie"
%%% End:

71
21.tex Normal file
View File

@ -0,0 +1,71 @@
% spell checker language
\selectlanguage{german}
\chapter{Der Satz vom primitiven Element}
\label{chap:21}
Für dieses Kapitel haben wir Ihnen Beispiele auf unserem
\href{https://sage.cplx.vm.uni-freiburg.de/share/}{Sage/CoCalc-Server}
bereitgestellt.
\bigskip
Ich erinnere noch einmal an Definition~\ref{def:einfach} vom Anfang der
Vorlesung: Eine Körpererweiterung $L/K$ heißt einfach, wenn es ein Element
$a ∈ L$ gibt, sodass $L = K(a)$ ist. Das sind die Körpererweiterungen, die uns
am wenigsten Angst machen --- dachten wir! Als erste Anwendung der
Galoistheorie möchte ich zeigen, dass viele Körpererweiterungen vor denen wir
schon immer Angst hatten, in Wirklichkeit einfach sind. Vielleicht haben wir
uns nicht genug gefürchtet?
\begin{satz}\label{Satz_Aequivalenz_einfach_algebraisch_und_endl_ZK}
Eine Körpererweiterung $L/K$ ist genau dann einfach und algebraisch, wenn es
nur endlich viele Zwischenkörper gibt.
\end{satz}
\begin{proof}
Die Implikation ``einfach und algebraisch $$ nur endliche viele
Zwischenkörper'' beweisen wir im \video{22-3}. Die Umkehrrichtung wird im
\video{22-4} gezeigt.
\end{proof}
\begin{satz}[Satz vom primitiven Element]\label{Satz_vom_primitiven_Element}
Jede endliche, separable Körpererweiterung ist einfach.
\end{satz}
\begin{proof}
Es sei $L/K$ eine endliche, separable Körpererweiterung und $N ⊂ \overline{K}$
die normale Hülle von $L$. Dann ist $N/K$ eine Galoiserweiterung und die
Zwischenkörper stehen in Bijektion mit den Untergruppen der Galoisgruppe
$\Gal(N/K)$. Insbesondere hat $L/K$ als Zwischenerweiterung von $N/K$ nur
endlich viele Zwischenkörper. Die Behauptung folgt dann aus
Satz~\vref{Satz_Aequivalenz_einfach_algebraisch_und_endl_ZK}.
\end{proof}
\begin{kor}\label{Korollar_Beweis_Fehlt_1}
Jeder endliche Oberkörper von $$ ist isomorph zu einem Körper der Form
$[x]/(f)$, wobei $f ∈ [x]$ irreduzibel ist.
\end{kor}
\begin{proof}
Es sei $L/$ endlich. Nach Satz~\ref{Satz_vom_primitiven_Element} ist die
Erweiterung $L/$ einfach, also gibt es ein primitives Element $a ∈ L$ und
$L = (a)$ ist isomorph zu $[x]/(f)$, wobei $f ∈ [x]$ das Minimalpolynom von
$a$ ist.
\end{proof}
Endliche Oberkörper von $$ sind in der Zahlentheorie natürlich schrecklich
wichtig und tragen daher einen eigenen Namen.
\begin{defn}[Zahlkörper]
Endliche Oberkörper von $$ werden als \emph{algebraische
Zahlkörper}\index{algebraischer Zahlkörper}\index{Zahlkörper} bezeichnet.
\end{defn}
\begin{bsp}
Der $(i,\sqrt2)$ ist ein algebraischer Zahlkörper. Die Erweiterung
$(i,\sqrt2)/$ ist einfach und hat $i+\sqrt2$ als ein primitives Element.
\end{bsp}
%%% Local Variables:
%%% mode: latex
%%% TeX-master: "AlgebraZahlentheorie"
%%% End:

376
22.tex Normal file
View File

@ -0,0 +1,376 @@
% spell checker language
\selectlanguage{german}
\chapter{Kreisteilungskörper und die Konstruierbarkeit des regulären $n$-Ecks}
\label{chap:22}
Jetzt, ganz am Ende des Semesters, haben wir alle Vorbereitungen zusammen um die
Frage nach der Konstruierbarkeit des regulären $n$-Ecks vollständig zu
beantworten. Der Beweis verwendet den Stoff des Semesters vollständig!
\section{Die Einheitswurzeln und die $φ$-Funktion}
Wir hatten gleich am Anfang die Frage nach der Konstruierbarkeit mit
Körpertheorie zusammengebracht. Der relevante Körper für das reguläre $n$-Eck
ist der Zerfällungskörper des Polynoms $x^n-1$.
\begin{definition}[Kreisteilungskörper, Einheitswurzeln]\label{def:ktk}
Es sei $n ∈ $ eine Zahl. Der Zerfällungskörper des Polynoms
$f_n(x) := x^n-1[x]$ wird als \emph{$n$-ter Kreisteilungskörper über
$$}\index{Kreisteilungskörper} bezeichnet. Die Schreibweise $L_n/$ ist
üblich.
\end{definition}
\begin{figure}
\centering
\begin{tikzpicture}[scale=1]
\def \n {8}
\def \radius {1.5}
\def \laenger {0.3}
\draw (-\radius-\laenger,0) -- ( \radius+\laenger,0);
\draw (0,-\radius-\laenger) -- (0, \radius+\laenger);
\draw[lightgray, dashed] (0,0) circle (\radius);
\foreach \s in {0,...,7} {
\coordinate (\s) at ({360/\n * (\s)}:\radius);
}
\foreach \s in {1,3,5,7} {
\fill[red] (\s) circle (.1);
}
\foreach \s in {0,...,7} {
\fill (\s) circle (.05);
}
\end{tikzpicture}
\quad
\begin{tikzpicture}[scale=1]
\def \n {6}
\def \radius {1.5}
\def \laenger {0.3}
\draw (-\radius-\laenger,0) -- ( \radius+\laenger,0);
\draw (0,-\radius-\laenger) -- (0, \radius+\laenger);
\draw[lightgray, dashed] (0,0) circle (\radius);
\foreach \s in {0,...,5}{
\coordinate (\s) at ({360/\n * (\s)}:\radius);
}
\foreach \s in {1,5}{
\fill[red] (\s) circle (.1);
}
\foreach \s in {0,...,5}{
\fill (\s) circle (.05);
}
\end{tikzpicture}
Die primitiven Einheitswurzeln sind rot markiert.
\caption{Achte und sechste Einheitswurzeln}
\label{fig:ehw}
\end{figure}
\sideremark{Vorlesung 23}Bevor es weitergeht, erinnere ich noch einmal an
Beispiel~\vref{bsp:ehw} und an die Notation, die dort eingeführt wurde: Die
$n$-ten Einheitswurzeln waren genau die Nullstellen von $f_n$ im Körper
$L_n ⊂ \overline{}$. Die $n$-ten Einheitswurzeln bilden mit der
Multiplikation als komplexe Zahlen eine zyklische Gruppe, die isomorph zu
$/(n)$ ist. Eine $n$-te Einheitswurzel heißt \emph{primitiv}, falls sie die
Gruppe erzeugt. Abbildung~\ref{fig:ehw} illustriert das am Beispiel der $6$.ten
und $8$.ten Einheitswurzeln. Wir hatten in Beobachtung~\vref{beo:pe} auch schon
diskutiert, wie viele primitive Einheitswurzeln es in der Gruppe der $n$.ten
Einheitswurzeln jeweils gibt: Die Anzahl wird durch die Eulersche $φ$-Funktion
gegeben. Um die Frage nach der Konstruierbarkeit des regulären $n$-Ecks
vollständig zu beantworten, müssen wir noch ein paar Dinge über diese Funktion
beweisen.
\begin{satz}[Mupltiplikative Eigenschaften der Eulerschen $φ$-Funktion]\label{Satz_Eigenschaften_Eulersche_Phi_Funktion}
Die Eulersche $φ$-Funktion hat folgende Eigenschaften.
\begin{enumerate}
\item\label{Satz_Eigenschaften_Eulersche_Phi_Funktion_Aussage_1} Für alle
$n,m ∈ $ mit $\ggT(n,m) = 1$ gilt $φ(n·m) = φ(n)·φ(m)$.
\item\label{Satz_Eigenschaften_Eulersche_Phi_Funktion_Aussage_2} Für alle
Primzahlen $p ∈ $ und alle $α$ gilt $φ(p^α)=p^{α-1}·(p-1)$.
\item\label{Satz_Eigenschaften_Eulersche_Phi_Funktion_Aussage_3} Für alle
Tupel $(p_1, …, p_r)^r$ von paarweise verschiedene Primzahlen und alle
Tupel $(α_1, …, α_r)^r$ gilt
\begin{equation*}
φ(p_1^{α_1} ⋯ p_r^{α_r}) = p_1^{α_1-1} ⋯ p_r^{α_r-1}·(p_1-1)⋯(p_r-1).
\end{equation*}
\end{enumerate}
\end{satz}
\begin{proof}
Wir beweisen zuerst \ref{Satz_Eigenschaften_Eulersche_Phi_Funktion_Aussage_1}:
seien Zahlen $n,m ∈ $ mit $\ggT(n,m)=1$ gegeben. Dann gilt nach dem
Chinesischen Restsatz, Satz~\vref{Satz_Chinesischer_Restsatz},
\begin{equation*}
\factor{}{(n·m)}\factor{}{(n)}\factor{}{(m)}.
\end{equation*}
Ein Paar $(a,b)/(n) /(m)$ ist genau dann eine Einheit, wenn $a ∈ /(n)$
und $b ∈ /(m)$ jeweils Einheiten sind. Also gilt
\begin{equation*}
\left|\left(\factor{}{(n· m)}\right)^*\right| = \left|\left(\factor{}{(n)}\right)^*\right\left|\left(\factor{}{(m)}\right)^*\right|.
\end{equation*}
Die Anzahl der Einheiten in der Gruppe $/(d)$ ist aber genau der Wert der
$φ$-Funktion an der Stelle $d$. Aussage
\ref{Satz_Eigenschaften_Eulersche_Phi_Funktion_Aussage_1} ist damit bewiesen.
Für Aussage~\ref{Satz_Eigenschaften_Eulersche_Phi_Funktion_Aussage_2}
beobachten wir, dass die Nicht-Einheiten in $/(p^α)$ exakt durch die
Vielfachen von $p$ repräsentiert sind, also durch die Elemente
$p, 2·p, 3·p, … , p^{α-1}·p = p^α$. Dies sind genau $p^{α-1}$ Elemente. Für
die Einheiten bleiben also
\begin{equation*}
p^α - p^{α-1} = p^{α-1}·(p-1)
\end{equation*}
Elemente übrig, fertig ist der Beweis von
\ref{Satz_Eigenschaften_Eulersche_Phi_Funktion_Aussage_2}.
Die letzte Aussage~\ref{Satz_Eigenschaften_Eulersche_Phi_Funktion_Aussage_3}
ist einfach eine Kombination von
\ref{Satz_Eigenschaften_Eulersche_Phi_Funktion_Aussage_1} und
\ref{Satz_Eigenschaften_Eulersche_Phi_Funktion_Aussage_2}.
\end{proof}
\section{Kreisteilungspolynome}
Die $n$-ten Einheitswurzeln sind natürlich Nullstellen des Polynoms
$x^n-1[x]$. Leider haben wir schon in Beispiel~\vref{bsp:7.2.7} gesehen,
dass diese Polynome im Allgemeinen nicht irreduzibel sind. Um die
Kreisteilungskörper besser zu verstehen, müssen wir also die irreduziblen
Faktoren diskutieren. Das kommt jetzt.
\begin{definition}[$n$-tes Kreisteilungspolynom]
Es sei $n ∈ $ eine Zahl. Bezeichne die primitiven $n$-ten Einheitswurzeln
mit $ξ_1, …, ξ_{φ(n)}$. Das Polynom
\begin{equation*}
Φ_n := \prod_{i=1}^{φ(n)} (x-ξ_i) ∈ [x]
\end{equation*}
heißt $n$-tes \emph{Kreisteilungspolynom}\index{Kreisteilungspolynom}. Es
gilt $\deg Φ_n = φ(n)$.
\end{definition}
Der folgende Satz fasst die wesentlichen Eigenschaften von
Kreisteilungspolynomen zusammen.
\begin{satz}[Wesentliche Eigenschaften von Kreisteilungspolynomen]\label{Satz_Wesentliche_Eigenschaften_Kreisteilungspolynom}
Es ist $Φ_1(x)= x-1$. Für jede Zahl $n ∈ $ gilt die Gleichung
\begin{equation}\label{eq:x2}
x^n-1=\prod_{d|n}Φ_d(x)
\end{equation}
\end{satz}
\begin{proof}
Die Aussage über $φ_1$ ist trivial. Wenn eine Zahl $n ∈ $ und eine beliebige
$n$-te Einheitswurzel $ξ$ ist, mit Ordnung $d := \ord ξ$, dann ist $ξ$ eine
primitive $d$-te Einheitswurzel. Also ist $ξ$ eine Nullstelle von $Φ_d$ --
und von keinem anderen Kreisteilungspolynom $φ_{d'}$! Wir erkennen, dass auf
der linken und der rechten Seite von \eqref{eq:x2} zwei komplexe Polynome
stehen, deren Nullstellenmenge jeweils exakt die Menge der $n$-ten
Einheitswurzeln ist. Außerdem haben sowohl die linke als auch rechte Seite
von Gleichung \eqref{eq:x2} nur einfache Nullstellen. Außerdem sind linke und
rechte Seite von Gleichung \eqref{eq:x2} normiert. Dann müssen die Seiten der
Gleichung wohl übereinstimmen.
\end{proof}
\begin{beobachtung}
Mit Satz~\ref{Satz_Wesentliche_Eigenschaften_Kreisteilungspolynom} kann man
alle Kreisteilungspolynome ausrechnen. Um ein gegebenes Polynom $φ_d$ zu
bestimmen, müssen wir nach
Satz~\ref{Satz_Wesentliche_Eigenschaften_Kreisteilungspolynom} nämlich nur die
$Φ_p$ zu kennen, wo $p$ ein Primteiler von $d$ ist. Für jede Primzahl $p$
gilt aber $x^p-1 = Φ_1(x)·Φ_p(x)$, und somit
\begin{equation*}
Φ_p(x) = \frac{x^p-1}{x-1} = x^{p-1} + x^{p-2} + ⋯ + x + 1.
\end{equation*}
\end{beobachtung}
\begin{bsp}\label{bsp:2222}
Betrachte den Fall $d = 6$. Es gilt $x⁶-1 = Φ_1(x)·Φ_2(x)·Φ_3(x)·Φ_6(x)$.
Damit erhalten wir
\begin{equation*}
Φ_6(x) = \frac{x⁶-1}{(x-1)·(x+1)·(x²+x+1)} = x²-x+1
\end{equation*}
\end{bsp}
Das Beispiel~\ref{bsp:2222} zeigt insbesondere, dass das komplexe Polynom $Φ_6$
in Wirklichkeit ganzzahlige Koeffizienten hat! Der folgende Satz sagt, dass
dies kein Zufall ist. Der (Induktions-)Beweis ist nicht schlimm kompliziert,
aber ein wenig langwierig. Ich lasse ihn daher weg.
\begin{fakt}
Die Kreisteilungspolynome sind ganzzahlig und normiert. Mit anderen Worten:
für alle $n ∈ $ ist $Φ_n(x)[x]$. \qed
\end{fakt}
Durch ``Reduktion modulo $p$'' zeigt man folgenden Fakt, den wir hier ebenfalls
nicht beweisen.
\begin{fakt}
Die Kreisteilungspolynome $Φ_n$ sind für alle $n ∈ $ irreduzibel. \qed
\end{fakt}
\section{Die Kreisteilungskörper}
Wir hatten in Definition~\ref{def:ktk} den Zerfällungskörper des Polynoms
$f_n(x) := x^n-1[x]$ als $n$-ten Kreisteilungskörper über $$ genannt und
mit $L_n/$ bezeichnet. Als Zerfällungskörper eines Polynoms ist $L_n/$
natürlich Galoisch, wir müssen jetzt die Galoisgruppe bestimmen. Wähle dazu
eine primitive $n$-te Einheitswurzel $ξ$ und beobachte, dass dann $L_n = (ξ)$
ist. Das Minimalpolynom von $ξ$ kennen wir schon, es ist das $n$-te
Kreisteilungspolynom $Φ_n$. Also ist
\begin{equation*}
[L_n : ] = \deg Φ_n = φ(n).
\end{equation*}
Die Galoisgruppe ist jetzt kein Geheimnis mehr.
\begin{satz}\label{satz:ktk}
Es sei $n ∈ $ eine Zahl. Die Galoisgruppe von $L_n/$ ist isomorph zur
(multiplikativen) Gruppe der Einheiten in $/(n)$, also
\[
\Gal\left( \factor{L_n}{} \right) ≅ \left( \factor{}{(n)} \right)^*.
\]
\end{satz}
\begin{proof}
\video{23-1}
\end{proof}
\section{Der Satz von Gauß über die Konstruierbarkeit des regulären $n$-Ecks}
Damit kommen wir zu einem der Ergebnisse, auf die wir das ganze Semester über
hin gearbeitet haben: die vollständige Antwort auf die Frage nach der
Konstruierbarkeit des regulären $n$-Ecks. Im Gegensatz zu allen anderen Sätzen,
die immer nur zeigten, was man \emph{nicht} konstruieren kann, ist der folgende
Satz unser erstes \emph{positives} Resultat.
\begin{satz}[Positives Resultat zur Konstruierbarkeit]\label{Satz_von_Seite_197}
Es sei $\{0,1 \} ⊂ M ⊂ $ eine Menge und es sei $z ∈ $ eine komplexe Zahl.
Betrachte den Körper $K := (M\overline{M})$ und bezeichne mit $L$ den
Zerfällungskörper $L$ des Minimalpolynoms von $z$ über $K$. Wenn $[L : K]$
eine Zweierpotenz ist, dann ist die Zahl $z$ aus $M$ mit Zirkel und Lineal
konstruierbar
\end{satz}
\begin{proof}
\video{23-2}
\end{proof}
\begin{bemerkung}\label{rem:svs197}
Satz~\ref{Satz_von_Seite_197} ist noch nicht optimal, denn es gilt in
Wirklichkeit mehr: wir werden in Bemerkung~\vref{bem:nedkp} sehen, dass die
Zahl $z$ \emph{genau dann} aus $M$ mit Zirkel und Lineal konstruierbar ist,
wenn $[L : K]$ eine Zweierpotenz ist.
\end{bemerkung}
\begin{satz}[Satz von Gauß]\label{Satz_von_Gauss}
Das reguläre $n$-Eck ist aus $\{0,1 \}$ genau dann mit Zirkel und Lineal
konstruierbar, wenn $n$ in folgender Form geschrieben werden kann,
\[
n = 2^α·p_1⋯p_r,
\]
wobei $α$ ist und die $p_{}$ paarweise verschiedene Primzahlen der Form
$p_= 2^{n_}+1$ sind.
\end{satz}
\begin{proof}
\video{23-3}
\end{proof}
\begin{bemerkung}
Damit $2^μ+1$ eine Primzahl ist, muss $μ$ selbst eine Potenz von $2$ sein.
Denn hätte $μ=m·l$ einen ungeraden Teiler $l$, so hätte man
\begin{equation*}
2^μ+1 = (2^m+1)·\left(2^{m·(l-1)}-2^{m·(l-2)} ± ⋯ -2^l+1\right).
\end{equation*}
\end{bemerkung}
\begin{bemerkung}[Fermatsche Primzahlen, aus \href{https://de.wikipedia.org/wiki/Fermat-Zahl}{Wikipedia}]
Primzahlen der Form $F_n := 2^{2^n}+1$ heißen \emph{Fermatsche
Primzahlen}\index{Fermatsche Primzahl}Im August 1640 vermutete Fermat, dass
alle Zahlen dieser Form (die später nach ihm benannt wurden) Primzahlen seien.
Dies wurde jedoch 1732 von Leonhard Euler widerlegt, der zeigte, dass die
sechste Fermatzahl $F_5$ durch 641 teilbar ist. Man kennt außer den ersten
fünf (3, 5, 17, 257, 65537) derzeit keine weitere Fermat-Zahl, die eine
Primzahl ist, und vermutet, dass es außer diesen Zahlen auch keine weitere
gibt.
\end{bemerkung}
\section{Ich hab' noch einen Koffer in … Göttingen}
Satz~\ref{Satz_von_Seite_197} ist \emph{viel} besser, als er aussieht. Schauen
Sie sich den Beweis genau an: Sie sehen, wie wir im Beweis aus einer
\emph{Auflösungskette} für geeignete Galoisgruppen eine
\emph{Konstruktionsvorschrift} für den Punkt $z$ machen. Der Beweis ist also
kein abstraktes Existenzresultat, sondern liefert (bei entsprechender Arbeit)
eine konkrete Vorschrift, wie man an den gegebenen Punkt $z$ kommt -- ob der so
erhaltene Konstruktionsweg dann immer besonders elegant oder praktisch gut
umsetzbar ist, steht natürlich noch auf einem anderen Blatt.
\begin{aufgabe}
Warten Sie das Ende der Pandemie ab. Wenn Sie überleben, kaufen Sie sich
weiße Zauberkünstlerhandschuhe und fahren Sie nach Göttingen. Ziehen Sie sich
gut an (sie müssen seriös wirken!) und begeben Sie sich in die Bunsenstraße
3--5.
\begin{enumerate}
\item Bewundern Sie das schlichte, lichtdurchflutete und funktionale Gebäude,
das 1929 von David Hilbert und Richard
Courant\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Richard_Courant}{Richard
Courant} (* 8. Januar 1888 in Lublinitz, Oberschlesien; † 27. Januar
1972 in New York) war ein deutsch-amerikanischer Mathematiker.} eröffnet
wurde, dessen Planung aber noch auf Felix
Klein\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Felix_Klein}{Felix
Christian Klein} (* 25. April 1849 in Düsseldorf; † 22. Juni 1925 in
Göttingen) war ein deutscher Mathematiker.} zurückgeht. Der Bau wurde
damals, vermutlich zu Ehren von Hilbert, von der amerikanischen
Rockefeller-Stiftung finanziert. Er gilt noch heute als Meilenstein der
Architektur.
\item\label{il:f45} Betreten Sie die Bibliothek und bitten Sie die
Bibliothekarin sehr höflich um ``den Koffer''. Zeigen Sie ihre weißen
Handschuhe. Lächeln Sie, um alle Umstehenden von ihren harmlosen Absichten
zu überzeugen.
\end{enumerate}
\end{aufgabe}
Wenn Sie im Schritt~\ref{il:f45} überzeugend aufgetreten sind, bringt Ihnen die
Bibliothekarin den Koffer. Dabei handelt es sich um eine über 100 Jahre alte
Holzkiste mit einem uralten Foliaten, in dem Johann Gustav Hermes auf über 200
großformatigen, fein beschriebenen Blättern das 65.537-Eck mit Zirkel und Lineal
konstruiert. Mit ihren Handschuhen können Sie umblättern, ohne das alte Papier
zu beschädigen.
\href{https://www.zeit.de/2012/34/Algebra-Koffer-Johann-Gustav-Hermes/komplettansicht}{Die
Zeit} schreibt über dieses etwas Zen-Buddhistisch angehauchte
Konstruktionsprojekt:
\begin{quotation}
Ein filigranes Geflecht von Punkten, Linien und Kreisen breitet sich über die
Seiten aus, verziert mit Anmerkungen und Erläuterungen in gut lesbarer
Kurrentschrift. Dazu kommt eine Flut von Tabellen, Rechnungen und
Koeffizientenschemata, die sich am Ende zu einem Zahlen- und Symbolmix
gewaltigen Ausmaßes fügen.
\end{quotation}
Im Gegensatz zur ``Zeit'' sahen die Göttinger Kollegen Hermes' Bemühungen damals
recht kritisch: ``Ich rechne ja auch nicht die binomische Formel für alle Werte
bis 10.000.000 nach''. Dennoch empfehle ich den Besuch. Bewundern Sie die
feinen Konstruktionen und die enorme handwerkliche Qualität. Suhlen Sie sich in
der Aura der Sinnlosigkeit. Beenden Sie Ihren Besuch, indem Sie sich die
historische Sammlung mathematischer Modelle anschauen.
\begin{aufgabe}
Finden Sie heraus, warum das weltberühmte \emph{Mathematical Sciences Research
Institute} in Berkeley, Kalifornien die Adresse ``17 Gauss Way'' hat, obwohl
das MSRI der einzige Gebäudekomplex der Straße ist. Fahren Sie hin und
schauen Sie sich die Tafel am Eingang an. Oder lesen Sie
\href{https://www.msri.org/people/staff/levy/files/17gon/poster1.pdf}{hier}.
\end{aufgabe}
%%% Local Variables:
%%% mode: latex
%%% TeX-master: "AlgebraZahlentheorie"
%%% End:

218
23.tex Normal file
View File

@ -0,0 +1,218 @@
% spell checker language
\selectlanguage{german}
\chapter{Auflösung von Gleichungen durch Radikale}
\label{chap:23}
\sideremark{Vorlesung 24}Ich möchte in dieser Vorlesung die Frage aus
Kapitel~\ref{sec:4} beantworten: gegeben ein Körper $K$ ein Körper und ein
Polynom $f ∈ K[x]$. Gibt es dann eine Möglichkeit, wenigstens eine der
Nullstellen von $f$ in der Form
\begin{equation*}
\sqrt[n_1]{\sqrt[n_2]{}+\sqrt[n_3]{}}+\sqrt[n_4]{}
\end{equation*}
schreiben? In der Sprache von Kapitel~\ref{sec:4}: ist die Gleichung $f(x)=0$
durch Radikale auflösbar? Gibt es eine Radikalerweiterung $L/K$, sodass $f$ in
$L$ eine Nullstelle hat? Die Antwort hängt natürlich mit der Galoisgruppe von
$f$ zusammen, der Zusammenhang soll in dieser Vorlesung beschrieben werden.
\begin{satz}\label{Theorem_Unterkapitel_Einundzwanzig_Eins}
Es sei $K$ ein Körper der Charakteristik 0 und es sei $f ∈ K[x]$ ein Polynom.
Dann sind die folgenden Aussagen äquivalent.
\begin{enumerate}
\item\label{Theorem_Unterkapitel_Einundzwanzig_Eins_1} Das Polynom $f$ ist
über $K$ durch Radikale lösbar.
\item\label{Theorem_Unterkapitel_Einundzwanzig_Eins_2} Die Galoisgruppe
$\Gal{f}$ ist auflösbar.
\end{enumerate}
\end{satz}
Wir werden Satz~\ref{Theorem_Unterkapitel_Einundzwanzig_Eins} am Ende dieses
Kapitels im Abschnitt~\ref{sec:almostlast} beweisen. Zuerst möchte ich aber
noch zwei Korollare vorstellen.
\begin{kor}
Es sei $K$ ein Körper der Charakteristik 0 und es sei $f ∈ K[x]$ vom Grad
$\deg f ≤ 4$. Dann ist $f$ durch Radikale lösbar.
\end{kor}
\begin{proof}
Jede Untergruppe von $S_4$ ist auflösbar.
\end{proof}
\begin{kor}[Korollar von Galois]
Das Polynom $f = x⁵-4·x+2[x]$ ist \emph{nicht} durch Radikale auflösbar.
Insbesondere gibt es keine Lösungsformel für Polynome vom Grad $5$.
\end{kor}
\begin{proof}
Das Polynom $f$ ist ein Eisenstein-Polynom, also irreduzibel. Analytische
Überlegungen zeigen, dass $f$ genau drei reelle Nullstellen $n_1$, $n_2$ und
$n_3$ sowie zwei komplexe Nullstellen $n_4$, $n_5$ hat. Wir fassen die
Galoisgruppe als Untergruppe der Permutationsgruppe
\[
S_5 = \text{Permutationen von } \{ n_1, …, n_5 \}
\]
auf. Folgendes können wir sofort sagen.
\begin{itemize}
\item Die Gruppenordnung ist ein Vielfaches der Zahl 5. Also existiert nach
dem Satz von Cauchy, Satz~\vref{Satz_von_Cauchy}, ein Element $σ_5$ von
Ordnung 5, also ein 5-Zykel.
\item Die komplexen Nullstellen sind zueinander konjugiert. Die komplexe
Konjugation liefert deshalb einen Automorphismus des Zerfällungskörpers, der
die drei reellen Nullstellen fixiert und die beiden komplexen Nullstellen
vertauscht. Dies ist ein Element $σ_2$ der Ordnung 2, also eine
Transposition.
\end{itemize}
Zeigen Sie jetzt als Hausaufgabe, dass die von $σ_5$ und $σ_2$ erzeugte
Untergruppe der Permutationsgruppe $S_5$ bereits ganz $S_5$ ist. Mit anderen
Worten: jede Permutation aus $S_5$ kann durch die Transposition $σ_2$ und den
Zykel $σ_5$ dargestellt werden. Also ist die $\Gal f = S_5$, aber diese
Gruppe ist nicht auflösbar.
\end{proof}
\section{Reine Polynome und zyklische Galoiserweiterungen}
Um die zentrale Idee zu illustrieren, erkläre ich den Zusammenhang zwischen den
Fragen: ``Ist $f$ durch Radikale auflösbar?'' und ``Wie sieht die Galoisgruppe
von $f$ aus?'' zuerst im besonders einfachen Fall von ``reinen'' Polynomen, bei
denen die Nullstellen ganz offenbar Wurzeln sind.
\begin{defn}[Reines Polynom]
Es sei $K$ ein Körper. Ein Polynom $f ∈ K[x]$ heißt \emph{rein}\index{reines
Polynom}\index{Polynom!reines}, wenn es $n ∈ $ und $a ∈ K$ gibt, sodass
$f(x) = x^n-a$ ist.
\end{defn}
\begin{bemerkung}[Separabilität von reinen Polynomen]
Es sei $K$ ein Körper und es sei $n ∈ ^{>0}$ eine Zahl. Wenn
$\operatorname{char}K = 0$ ist oder wenn $\operatorname{char}K \nmid n$ ist,
dann sind alle reinen Polynomen der Form $x^n-a$ separabel.
\end{bemerkung}
\begin{satz}[Reine Polynome und zyklische Galoiserweiterungen]\label{Satz_Aufloesen_von_Gleichungen_Eins}
Es sei $K$ ein Körper und es sei $n ∈ ^{>0}$ eine Zahl. Falls
$\operatorname{char} K = p > 0$ ist, nehmen wir noch an, dass $p\nmid n$ ist.
Wenn $K$ alle $n$-ten Einheitswurzeln enthält, dann gilt Folgendes.
\begin{enumerate}
\item\label{Satz_Aufloesen_von_Gleichungen_Eins_1} Für jedes $a ∈ K^*$ ist die
Galoisgruppe des reinen Polynoms $f=x^n-a∈ K[x]$ zyklisch.
\item\label{Satz_Aufloesen_von_Gleichungen_Eins_2} Wenn $L/K$ eine
Galoiserweiterung mit Galoisgruppe $\Gal(L/K)/(n)$ ist, dann gibt es ein
$a ∈ L$ mit $L = K(a)$ und $a^n ∈ K$.
\end{enumerate}
\end{satz}
\begin{proof}[Beweis von \vref{Satz_Aufloesen_von_Gleichungen_Eins_1}]
\video{24-1}. (Verbesserte Version vom 03Feb21).
\end{proof}
\begin{proof}[Beweis von \vref{Satz_Aufloesen_von_Gleichungen_Eins_2}]
\video{24-2}
\end{proof}
\section{Radikalerweiterungen von Galoiserweiterungen}
Unsere Debatte krankt noch an einer wesentlichen Stelle: in der Definition von
``Radikalerweiterung'', Definition~\vref{def:radikal}, fordern wir \emph{nicht},
dass Radikalerweiterungen Galoisch sind\footnote{ging auch gar nicht, weil
Galoiserweiterungen erst im Kapitel~\ref{chap:15} eingeführt wurden.}. Der
folgende Satz behebt diesen Mangel.
\begin{satz}\label{Satz_Subsection_Einundzwanzig_Zwei}\label{satz:23.2.1}
Sei $K$ ein Körper der Charakteristik 0 und $L/K$ eine Radikalerweiterung.
Dann existiert eine Körpererweiterung $L'/L$, sodass
\begin{enumerate}
\item $L'/K$ Galoisch ist.
\item $L'/K$ eine Radikalerweiterung ist,
\end{enumerate}
\end{satz}
\begin{proof}
\video{24-3}
\end{proof}
\begin{bemerkung}[Noch einmal: was bedeutet ``Auflösbarkeit durch Radikale'']
Es sei $K$ ein Körper der Charakteristik 0 und es sei $f ∈ K[x]$ ein
irreduzibles Polynom. Angenommen, $f$ sei durch Radikale auflösbar. Nach
Definition~\vref{def:gidra} bedeutet das, dass es eine Radikalerweiterung
$L/K$ gibt, in der $f$ \emph{eine} Nullstelle hat. Satz~\ref{satz:23.2.1}
sagt, dass es eine größere Radikalerweiterung $L'/K$, sodass $f$ über $L'$ in
Linearfaktoren zerfällt. Also gibt es eine Radikalerweiterung, die
\emph{alle} Nullstellen von $f$ enthält. Kurz gesagt: wenn $f$ irreduzible
ist und \emph{eine} Nullstelle als ``Wurzelausdruck'' geschrieben werden kann,
dann können \emph{alle} Nullstellen als Wurzelausdruck geschrieben werden.
\end{bemerkung}
\begin{bemerkung}[Noch einmal: das Konstruktionsproblem]\label{bem:nedkp}
Es sei $\{0,1 \} ⊂ M ⊂ $ eine Menge und es sei $z ∈ $ eine komplexe Zahl,
die aus $M$ mit Zirkel uns Lineal konstruierbar ist\footnote{Mit anderen
Worten: es sei $z ∈ \Kons(M)$.}. Betrachten Sie den Körper
$K := (M\overline{M})$ und erinnern Sie sich noch einmal an die Hausaufgabe,
die wir in Satz~\vref{Satz_von_Seite_69} zusammengefasst haben: Der Körper
$L := K(z)$ entsteht als Folge von quadratischen Erweiterungen,
\[
L = L_m ⊃ L_{m-1}⊃ ⋯ ⊃ L_1⊃ L_0 = K.
\]
Schauen Sie sich den Beweis von Satz~\ref{Satz_Subsection_Einundzwanzig_Zwei}
noch einmal scharf an und erkennen Sie, dass dann auch $L'/K$ eine Folge von
quadratischen Erweiterungen ist, denn
\begin{equation*}
g=\prod_{\varphi∈ G} \bigl(x²-\varphi(b²) \bigr)
\end{equation*}
ist ein Produkt von quadratischen Polynomen. Der Erweiterungsgrad $[L':K]$
ist also eine Zweierpotenz. Als Nächstes sei $N$ der Zerfällungskörper des
Minimalpolynoms von $z$ über $K$. Anders gesagt: $N$ sei die normale Hülle
der Körpererweiterung $L/K$. Dann ist $N$ ein Unterkörper von $L'$ und hat
deshalb nach der Gradformel, Satz~\vref{satz:3-6-1}, ebenfalls eine
Zweierpotenz als Grad. Erkennen Sie, dass wir damit
Bemerkung~\ref{rem:svs197} bewiesen haben: Das Kriterium für die
Konstruierbarkeit von Punkten aus Satz~\ref{Satz_von_Seite_197} ist notwendig
\emph{und} hinreichend!
\end{bemerkung}
\begin{proof}[Beweisidee]
Nach dem Hauptsatz der Galoistheorie (\vref{Satz_Hauptsatz_Galoistheorie})
entsprechen Ketten von Unterkörpern von $L/K$ (wobei $L$ der Zerfällungskörper
von $f$ ist) Ketten von Untergruppen von $\Gal(L/K) = \Gal f$. Zyklische
Gruppen entsprechen dabei der Adjunktion einer Wurzel $\sqrt[n]{a}$ --
zumindest dann, wenn es genügend viele Einheitswurzeln gibt.
\end{proof}
\section{Beweis von Satz~\ref*{Theorem_Unterkapitel_Einundzwanzig_Eins}}
\label{sec:almostlast}
Vor dem Beweis von Satz~\ref{Theorem_Unterkapitel_Einundzwanzig_Eins} noch zwei
Vorüberlegungen.
\begin{claim-de}\label{Vorueberlegung_1}
Wenn $L/K$ eine Galoiserweiterung ist und $ξ ∈ \overline{L}$ eine primitive
$n$-te Einheitswurzel, dann sind auch $L(ξ)/K$ und $L(ξ)/K(ξ)$ Galoisch. Denn
wenn wir $L$ als Zerfällungskörper eines Polynomes $g ∈ K[x]$ schreiben, dann
ist $L(ξ)$ der Zerfällungskörper des Polynomes $(x^n-1) ∈ K[x]$. Also ist
$L(ξ)/K$ Galoisch und die Zwischenerweiterung $L(ξ)/K(ξ)$ ebenfalls.
\end{claim-de}
\begin{claim-de}\label{Vorueberlegung_2}
Wenn $ξ$ eine primitive $n$-te Einheitswurzel über $K$ ist und $n=m·l$, dann
ist $ξ^l$ eine primitive $m$-te Einheitswurzel. Die Elemente $ξ^l$, $ξ^{2l}$,
…, $ξ^{m· l}$ sind paarweise verschieden.
\end{claim-de}
\begin{proof}[Beweis der Implikation $\ref{Theorem_Unterkapitel_Einundzwanzig_Eins_1}\ref{Theorem_Unterkapitel_Einundzwanzig_Eins_2}$]
\video{24-4}
\end{proof}
\begin{proof}[Beweis der Implikation $\ref{Theorem_Unterkapitel_Einundzwanzig_Eins_2}\ref{Theorem_Unterkapitel_Einundzwanzig_Eins_1}$]
\video{24-5}
\end{proof}
%%% Local Variables:
%%% mode: latex
%%% TeX-master: "AlgebraZahlentheorie"
%%% End:

343
24.tex Normal file
View File

@ -0,0 +1,343 @@
% spell checker language
\selectlanguage{german}
\chapter{Quadratische Reziprozität}
\label{chap:24}
\sideremark{Vorlesung 25}
In diesem Skript zur Vorlesung ``Algebra und Zahlentheorie'' hatten wir bislang
noch sehr wenig Zahlentheorie. Dass muss ich jetzt, auf dem letzten Meter, noch
ändern. Oberflächlich betrachtet geht es beim quadratischen Reziprozitätsgesetz
darum, zu entscheiden, ob eine Zahl ein quadratischer Rest einer anderen Zahl
ist.
\begin{definition}[Quadratischer Rest]
Es sei $p ∈ $ eine Primzahl, weiter sei $a ∈ $ teilerfremd zu $p$. Die Zahl
$a$ heißt \emph{quadratischer Rest modulo $p$}\index{quadratischer
Rest}\index{Rest!quadratischer}, wenn die Gleichung
\[
\equiv a \:\:(\operatorname{mod} p)
\]
in $$ lösbar ist. Andernfalls heißt \emph{quadratischer Nichtrest modulo
$p$}.
\end{definition}
Wikipedia schreibt sinngemäß ``Die Entdeckung des quadratischen
Reziprozitätsgesetzes durch Euler und der Beweis durch Gauß (erschienen 1801 in
den
\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Disquisitiones_Arithmeticae}{Disquisitiones
Arithmeticae}, er hatte aber bereits 1796 einen Beweis) waren die
Ausgangspunkte der Entwicklung der modernen Zahlentheorie.''. Tatsächlich
handelt es sich um einen sehr tiefen Satz der viele Mathematiker inspirierte,
von dem wir hier aber nur die Oberfläche ankratzen. Schauen Sie einmal in das
Buch der Beweise\footnote{Sie können das Buch im Uni-Netz
\href{https://doi.org/10.1007/978-3-662-57767-7}{kostenlos herunterladen}.}
\cite[Kapitel~5]{zbMATH06333926} für viele weitere Erklärungen, elementare
Beweise und historische Anmerkungen.
\begin{bemerkung}[Quadratische Reste in $𝔽_p$]\label{bem:qrmp}
Es sei $p ∈ $ eine Primzahl. Die Frage, ob eine Zahl $a ∈ $ ein
quadratischer Rest modulo $p$ ist, hängt natürlich nur von der Restklasse von
$a$ in $𝔽_p$ ab. Man nennt erweitert daher den Begriff von ``quadratischem
Rest'' häufig und nennt ein Element $b ∈ 𝔽_p$ einen quadratischen Rest, wenn
die Gleichung $= b$ in $𝔽_p$ lösbar ist. Die quadratischen Reste sind also
die Elemente von
\[
(𝔽^*_p)² := \img \Bigl( 𝔽^*_p → (𝔽^*_p)², \quad x ↦ x²
\Bigr) ⊂ 𝔽^*_p.
\]
\end{bemerkung}
Wie viele quadratische Reste gibt es überhaupt? Die Antwort ist einfach.
\begin{lem}\label{lem:24-0-3}
Es sei $p ∈ $ eine ungerade Primzahl. Dann gibt es in $𝔽_p$ genauso viele
quadratische Reste wie Nichtreste. Die (multiplikative) Untergruppe
$(𝔽^*_p)² ⊂ 𝔽^*_p$ hat den Index 2.
\end{lem}
\begin{proof}
Der surjektive Gruppenhomomorphismus
\[
𝔽^*_p → (𝔽^*_p)², \quad x ↦ x²
\]
hat den Kern $\{±1\}$. Weil $p$ ungerade ist, hat der Kern genau 2 Elemente.
\end{proof}
\section{Das Legendre-Symbol}
Um den Begriff ``quadratischer Rest'' etwas quantitativer zu erfassen, führen
wir das
Legendre\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Adrien-Marie_Legendre}{Adrien-Marie
Legendre} (* 18. September 1752 in Paris; † 9. Januar 1833 ebenda) war ein
französischer Mathematiker.}-Symbol ein.
\begin{definition}[Legendre-Symbol]
Es sei $p$ eine ungerade Primzahl und es sei $a ∈ $. Dann schreibe
\[
\left(\frac{a}{p}\right) :=
\begin{cases}
1 & \text{falls $a$ quadratischer Rest modulo $p$ ist} \\
-1 & \text{falls $a$ quadratischer Nichtrest modulo $p$ ist} \\
0 & \text{falls $a$ ein Vielfaches von $p$ ist}.
\end{cases}
\]
Der Ausdruck wird als \emph{Legendre-Symbol} bezeichnet. Analog zur
Bemerkung~\ref{bem:qrmp} verwendet man das Symbol nicht nur für Zahlen
$a ∈ $, sondern auch für Elemente $a ∈ 𝔽_p$.
\end{definition}
\begin{beobachtung}
Weil es nach Lemma~\ref{lem:24-0-3} genau so viele quadratische Reste wie
Nichtreste gibt, ist $\sum_{k=1}^{p-1} \left(\frac{k}{p}\right) = 0$ und
deshalb
\begin{equation}\label{eq:g4.2}
\sum_{k=1}^{p-2} \left(\frac{k}{p}\right) = -\left(\frac{p-1}{p}\right) = -\left(\frac{-1}{p}\right) ∈ F.
\end{equation}
\end{beobachtung}
Wir können noch etwas mehr über das Legendre-Symbol sagen.
\begin{lem}[Das Legendre-Symobl ist multiplikativ]\label{lem:lsim}
Es sei $p$ eine ungerade Primzahl. Die Abbildung
\[
𝔽^*_p → \{±1\}, \quad a ↦ \left(\frac{a}{p}\right)
\]
ist ein Gruppenhomomorphismus.
\end{lem}
\begin{proof}
Erinnern Sie sich an Satz~\vref{Satz_Endliche_Mult_Gruppe_also_Zyklisch_S164}:
die multiplikative Gruppe $𝔽^*_p$ ist zyklisch! Die Gruppe $𝔽^*_p$ hat genau
$p-1$ Elemente, ist also isomorph zur (additiven Gruppe) $/(p-1)$. Wir
beobachten, dass die quadratischen Reste unter diesem Isomorphismus genau mit
den geradzahligen Elementen von $/(p-1)$ identifiziert werden --- die Zahl
$(p-1)$ ist gerade, sodass der Begriff ``geradzahligen Elementen von
$/(p-1)$'' sinnvoll verwendet werden kann.
Als Nächstes setzen wir $n := \frac{p-1}{2}$ und betrachten den folgenden
Morphismus, den wir auf Repräsentantenniveau definieren\footnote{Vielleicht
wollen Sie kurz nachrechnen, dass dies tatsächlich wohldefiniert ist!},
\[
: \factor{}{(2n)}\factor{}{(2n)}, \quad a ↦ n·a.
\]
Die Gruppe $\factor{}{(2n)}$ hat genau zwei Elemente und kann deshalb mit
der Gruppe $\{\pm1\}$ identifiziert werden. Mit diesen Identifikationen
schickt der Gruppenmorphismus $$ ein Element $a ∈ 𝔽^*_p ≅ /(2n)$ genau dann
auf das neutrale Element $1\{\pm1\}$, wenn $a ∈ /(2n)$ gerade ist, oder
anders gesagt, wenn $a ∈ 𝔽^*_p$ ein quadratischer Rest modulo $p$ ist. Der
Gruppenmorphismus $$ \emph{ist} das Legendre-Symbol!
\end{proof}
\begin{lem}[Euler-Kriterium für das Legendre-Symobl]\label{lem:EK}
Es sei $p$ eine ungerade Primzahl und es sei $a ∈ $ teilerfremd zu $p$. Dann
gilt die Gleichung
\[
\left(\frac{a}{p}\right) \equiv a^{\frac{p-1}{2}} \:\:(\operatorname{mod}
p).
\]
\end{lem}
\begin{proof}
Noch einmal: die Gruppe $𝔽^*_p$ ist zyklisch von Ordnung $p-1$. Also gilt für
jede Zahl $b ∈ $, die teilerfremd zu $p$ ist stets die Gleichung
\[
b^{p-1} \equiv 1 \:\:(\operatorname{mod} p).
\]
Wenn die Zahl $a$ ein quadratischer Rest Modulo $p$ ist, also von der Form
$a \equiv\:\:(\operatorname{mod} p)$, dann gilt
\[
a^{\frac{p-1}{2}} \equiv b^{p-1} \equiv 1 \:\:(\operatorname{mod} p).
\]
Als Nächstes sehen wir, dass das Polynom $x^{\frac{p-1}{2}} -1𝔽_p[x]$
höchstens $\frac{p-1}{2}$ Nullstellen hat. Das sind wohl genau die
quadratischen Reste, von denen es nach Lemma~\ref{lem:24-0-3} ja genau
$\frac{p-1}{2}$ viele gibt. Wenn $a$ also ein quadratischer Nichtrest modulo
$p$ ist, dann ist
\[
a^{\frac{p-1}{2}} \not \equiv 1 \:\:(\operatorname{mod} p) \quad\text{und}\quad a^{p-1} \equiv (a^{\frac{p-1}{2}}\equiv 1 \:\:(\operatorname{mod} p).
\]
Also muss wohl $a^{\frac{p-1}{2}} \equiv -1 \:\:(\operatorname{mod} p)$ sein.
Damit ist das Euler-Kriterium in jedem Fall bewiesen.
\end{proof}
\section{Quadratische Reziprozität}
Mit diesen Vorbereitungen können wir das quadratische Reziprozitätsgesetz
formulieren.
\begin{satz}[Quadratisches Reziprozitätsgesetz]\label{satz:qrg}
Es seien $p$ und $q$ zwei unterschiedliche, ungerade Primzahlen. Dann gilt
die Gleichung
\[
\left(\frac{p}{q}\right\left(\frac{q}{p}\right) =
(-1)^{\frac{p-1}{2}·\frac{q-1}{2}}.
\]
\end{satz}
\begin{rem}
Das quadratische Reziprozitätsgesetz ist höchst erstaunlich, denn es ist
überhaupt nicht klar, was die beiden Ausdrücke $\left(\frac{p}{q}\right)$ und
$\left(\frac{q}{p}\right)$ miteinander zu tun haben! Es gibt in der
Zahlentheorie, Arithmetik und der arithmetischen Geometrie eine Reihe weiterer
``Reziprozitätsgesetze'', bei denen es sich typischerweise ebenfalls um sehr
tiefe, überraschende und gar nicht einsichtige Resultate handelt.
\end{rem}
Für die Zwecke von Übungsaufgaben und Klausuren halten wir fest, dass man mit
dem quadratischen Reziprozitätsgesetz Legendre-Symbole sehr einfach und
effizient ausrechnen kann. Statt großer Theorie mache ich einfach ein Beispiel.
\begin{bsp}[Effiziente Berechnung von Legendre-Symbolen]
Ist 7 ein quadratischer Rest modulo 17?
\begin{align*}
\left(\frac{7}{17}\right) & = \left(\frac{17}{7}\right)·(-1)^{8·3} = \left(\frac{3}{7}\right) && \text{quadratische Reziprozität und } 17 \equiv 3 \:\:(\operatorname{mod} 7) \\
& = \left(\frac{7}{3}\right)·(-1)^{3·1} = -\left(\frac{1}{3}\right) = -1 && \text{quadratische Reziprozität und } 7 \equiv 1 \:\:(\operatorname{mod} 3)
\end{align*}
Also ist die Antwort: ``nein!''
\end{bsp}
\subsection{Beweis des Reziprozitätsgesetzes}
Für das quadratische Reziprozitätsgesetz gibt es viele Beweise. Gauß selbst war
so begeistert, dass er acht unterschiedliche Beweise vorlegte, Eisenstein
lieferte fünf weitere. Das Buch \cite[Appendix~B]{MR1761696} nennt 196
unterschiedliche, publizierte Beweise; die Autorenliste ist ein Who-is-Who der
Mathematik seit Gauß und Euler. Das Buch der Beweise
\cite[Kapitel~5]{zbMATH06333926} stellt zwei der Schönsten vor, der hier
gezeigte Beweis ist im Wesentlichen aus dem Buch \cite{zbMATH06333926}
abgeschrieben. Wenn Sie den Beweis nicht mögen, finden Sie in den
hervorragenden Skripten des Bayreuther Kollegen
\href{http://www.mathe2.uni-bayreuth.de/stoll/}{Michael Stoll} einen
\href{http://www.mathe2.uni-bayreuth.de/stoll/teaching/EinfZAS-WS2014/Skript-EinfZAS-pub-screen.pdf}{anderen
Beweis}. Annette Huber bevorzugt in ihrem Skript einen
\href{http://home.mathematik.uni-freiburg.de/arithgeom/lehre/ws17/azt/algebra17.pdf}{Beweis
mithilfe der Galoisgruppe von Kreisteilungskörpern}.
\bigskip
Es sei $F$ der endliche Körper mit $q^{p-1}$ Elementen. Der Primkörper von $F$
is $𝔽_q$, insbesondere hat $F$ die Charakteristik $q$. Nach
Satz~\vref{Satz_Endliche_Mult_Gruppe_also_Zyklisch_S164} ist die multiplikative
Gruppe $F^*$ ist zyklisch, mit $q^{p-1}-1$ vielen Elementen. Nach dem kleinen
Satz von Fermat, Satz~\vref{satz:kleinerFermat} und
Bemerkung~\ref{bem:kleinerFermat} ist die Zahl $q^{p-1}-1$ ist ein Vielfaches
von $p$, und deshalb gibt es nach Satz~\vref{Satz_von_Cauchy} (``Satz von
Cauchy'') ein Element $ξ ∈ F^*$ der Ordnung $p$. Wir beobachten schon einmal,
dass sich das Körperelement $\sum_{i=1}^p ξⁱ ∈ F$ bei Multiplikation mit
$ξ ∈ F^*$ nicht ändert. Also ist $\sum_{i=1}ⁱ ξ^p = 0 ∈ F$, oder anders gesagt,
\begin{equation}\label{eq:g4.1}
\sum_{i=1}^{p-1} ξⁱ = -1 ∈ F.
\end{equation}
Als Nächstes betrachten wir die folgende ``Gaußsche'' Summe im Körper $F$:
\[
G := \sum_{i=1}^{p-1} \left(\frac{i}{p}\right)·ξⁱ ∈ F.
\]
\begin{behauptung}\label{beh:0}
Es sei $n ∈ $ kein Vielfaches von $p$. Dann gelten im Körper $F$ die
Gleichungen
\[
\sum_{i=1}^{p-1} ξⁱ = \sum_{i=1}^{p-1} ξ^{i·n}
\quad\text{und}\quad \sum_{i=1}^{p-1} \left(\frac{i}{p}\right)·ξⁱ =
\sum_{i=1}^{p-1} \left(\frac{i·n}{p}\right)·ξ^{i·n}
\]
\end{behauptung}
\begin{proof}[Beweis der Behauptung~\ref{beh:0}]
Die Annahme, dass $n ∈ $ kein Vielfaches von $p$ ist, bedeutet, dass die
Abbildung
\begin{equation}\label{eq:xcvx}
𝔽_p → 𝔽_p, \quad x → n·x
\end{equation}
bijektiv ist. Weil die Elemente $\left(\frac{in}{p}\right)$ und $ξ^{i·n}$
jeweils nur von der Restklasse von $i·n$ modulo $p$ abhängen zeigt
Bijektivität von \eqref{eq:xcvx} daher, dass sich die linken und die rechten
Seiten der Gleichungen nur um die Summationsreihenfolge unterscheiden.
\qedhere~\mbox{(Behauptung~\ref{beh:0})}
\end{proof}
\begin{behauptung}\label{beh:1}
Im Körper $F$ gilt die Gleichung $G^q = \left(\frac{q}{p}\right)·G$.
\end{behauptung}
\begin{proof}[Beweis der Behauptung~\ref{beh:1}]
Wir rechnen die Behauptung direkt nach.
\begin{align*}
G^q & = \left( \sum_{i=1}^{p-1} \left(\frac{i}{p}\right)·ξⁱ \right)^q = \sum_{i=1}^{p-1} \left(\frac{i}{p}\right)^q·ξ^{i·q} && \text{wir sind in Charakteristik $q$!} \\
& = \sum_{i=1}^{p-1} \left(\frac{i}{p}\right)·ξ^{i·q} && \text{$q$ ist ungerade} \\
& = \left(\frac{q}{p}\right\sum_{i=1}^{p-1} \left(\frac{iq}{p}\right)·ξ^{i·q} && \text{Lemma~\ref{lem:lsim}} \\
& = \left(\frac{q}{p}\right\sum_{i=1}^{p-1} \left(\frac{i}{p}\right)·ξⁱ = \left(\frac{q}{p}\right)·G && \text{Behauptung~\ref{beh:0}}
\end{align*}
Damit ist die Behauptung bewiesen. \qedhere~\mbox{(Behauptung~\ref{beh:1})}
\end{proof}
\begin{behauptung}\label{beh:2}
Im Körper $F$ gilt die Gleichung $= (-1)^{\frac{p-1}{2}}·p$. Insbesondere
ist $G ≠ 0$ in $F$.
\end{behauptung}
\begin{proof}[Beweis der Behauptung~\ref{beh:2}]
Der Beweis der Behauptung~\ref{beh:2} ist eine direkte, aber ziemlich lästige
Rechnung, die alle bisherigen Beobachtungen nutzt.
\begin{align*}
& = \left( \sum_{i=1}^{p-1} \left(\frac{i}{p}\right)·ξⁱ \right\left( \sum_{j=1}^{p-1} \left(\frac{j}{p}\right)·ξ^j \right) \\
& = \sum_{i=1}^{p-1} \left( \left(\frac{i}{p}\right)·ξⁱ·\left( \sum_{j=1}^{p-1} \left(\frac{j}{p}\right)·ξ^j \right) \right) \\
& = \sum_{i=1}^{p-1} \left( \left(\frac{i}{p}\right)·ξⁱ·\left( \sum_{j=1}^{p-1} \left(\frac{ji}{p}\right)·ξ^{ji} \right) \right) && \text{Behauptung~\ref{beh:0}}\\
& = \sum_{i=1}^{p-1} \left( \left(\frac{}{p}\right\left( \sum_{j=1}^{p-1} \left(\frac{j}{p}\right)·ξ^{(j+1)i} \right) \right) && \text{Lemma~\ref{lem:lsim}} \\
& = \sum_{i=1}^{p-1} \sum_{j=1}^{p-1} \left(\frac{j}{p}\right)·ξ^{(j+1)i} &&\text{ ist quadratischer Rest} \\
& = \sum_{j=1}^{p-1} \left(\frac{j}{p}\right\sum_{i=1}^{p-1}ξ^{(j+1)i} \\
& = \left(\frac{p-1}{p}\right)·(p-1) + \sum_{j=1}^{p-2} \left(\frac{j}{p}\right\sum_{i=1}^{p-1}ξ^{(j+1)i} \\
& = \left(\frac{p-1}{p}\right)·(p-1) - \sum_{j=1}^{p-2} \left(\frac{j}{p}\right) && \text{Gleichung~\eqref{eq:g4.1}} \\
& = \left(\frac{p-1}{p}\right)·p && \text{Gleichung~\eqref{eq:g4.2}} \\
& = (-1)^{\frac{p-1}{2}}·p && \text{Euler-Kriterium, Lemma~\ref{lem:EK}}
\end{align*}
Damit ist die Behauptung bewiesen. \qedhere~\mbox{(Behauptung~\ref{beh:2})}
\end{proof}
Alles, was wir nun noch machen müssen, ist, das Körperelement $G^q ∈ F$ mithilfe
der Behauptungen \ref{beh:1} und \ref{beh:2} auf zwei unterschiedliche Arten
auszudrücken, und die so entstandenen Formeln zu vergleichen.
\begin{align*}
\left( \frac{q}{p} \right)·G & = G^q && \text{Behauptung~\ref{beh:1}} \\
& = G·(G²)^{\frac{q-1}{2}} && \text{Die Zahl $q$ ist ungerade.}\\
& = G·(-1)^{\frac{q-1}{2}·\frac{p-1}{2}}·p^{\frac{q-1}{2}} && \text{Behauptung~\ref{beh:2}} \\
& = G·(-1)^{\frac{q-1}{2}·\frac{p-1}{2}}·\left( \frac{p}{q} \right) && \text{Euler-Kriterium, Lemma~\ref{lem:EK}}
\end{align*}
Weil wir in Behauptung~\ref{beh:2} gesehen haben, dass $G ≠ 0$ ist, dürfen wir
kürzen und erhalten die gewünschte Gleichung. \qed
\section{Die Ergänzungssätze}
Der Vollständigkeit halber erwähne ich noch zwei Sätze, die das Rechnen mit
Legendre-Symbolen und der quadratischen Reziprozität vereinfachen. Die Beweise
sind uninspirierend und werden deshalb weggelassen.
\begin{satz}[1.~Ergänzungssatz]
Für jede ungerade Primzahl $p ∈ $ gilt
\[
\left( \frac{-1}{p} \right) = (-1)^{\frac{p-1}{2}} =
\begin{cases}
1 & \text{falls } p \equiv 1 \:\:(\operatorname{mod} 4) \\
-1 & \text{sonst}
\end{cases} \eqno \qed
\]
\end{satz}
\begin{satz}[2.~Ergänzungssatz]
Für jede ungerade Primzahl $p ∈ $ gilt
\[
\left( \frac{2}{p} \right) = (-1)^{\frac{p²-1}{8}} =
\begin{cases}
1 & \text{falls } p \equiv \pm1 \:\:(\operatorname{mod} 8) \\
-1 & \text{sonst}
\end{cases} \eqno \qed
\]
\end{satz}
%%% Local Variables:
%%% mode: latex
%%% TeX-master: "AlgebraZahlentheorie"
%%% End:

256
25.tex Normal file
View File

@ -0,0 +1,256 @@
% spell checker language
\selectlanguage{german}
\chapter{Rückblick und Ausblick}
\label{chap:25}
\section{Was ist in dieser Vorlesung eigentlich passiert?}
Im 18.~Jahrhundert war Seefahrt gefährlich. Sehr gefährlich. Zwar pendelten um
1704 jährlich mehr als 300 Schiffe zwischen England und den ``West Indies'', es
kam aber durch Fehlnavigation regelmäßig zu verheerenden Katastrophen.
Unzählige Schiffe verirrten sich auf dem Meer und die Besatzung verhungerte,
verdurstete oder starb an qualvoll an Skorbut. Andere Schiffe fuhren auf
Felsriffe oder gerieten versehentlich in feindliches Territorium.
Das Problem: es ist zwar sehr einfach die geografische Breite eines Schiffes zu
bestimmen\footnote{Man messe die Höhe des Polarsterns über dem Horizont!}, aber
es gab keine Methode für die Messung der geografische Länge. Das
``Längenproblem'' war für mindestens vier Jahrhunderte das zentrale Problem der
europäischen Wissenschaft. Die größten Wissenschaftler der Zeit, darunter
Galilei, Cassini, Huygens, Newton und Halley, versuchten, das Problem mithilfe
von Astronomie zu lösen. Dabei fanden sie das Gravitationsgesetz, begründeten
die Analysis, bestimmten das Gewicht der Erde, berechneten den Abstand der Erde
zu einigen der näheren Fixsterne, entdeckten die Jupitermonde, erkannten die
Endlichkeit der Lichtgeschwindigkeit und maßen deren Wert. Das Längenproblem
lösten Sie nicht.
Es gab noch andere, teilweise recht verzweifelte Ansätze. Im Krieg hatte man
die Erfahrung gemacht, dass Wunden schneller heilen, wenn man die Waffe (nicht
die Wunde!) nach der Tat mit \emph{Waffenbalsam} bestreicht; die Heilung ist
aber sehr schmerzhaft. Also verwunde das englische Militär zahlreiche Hunde,
die dann auf Schiffe verteilt wurden. Die Waffen blieben in London, wo sie
genau zur Mittagszeit mit dem Balsam bestrichen wurden. Die aufjaulenden Hunde,
so die Hoffnung, zeigten den Schiffen an, wann die Mittagszeit in London war.
Der Navigator konnte dann aus dem Unterschied zur Lokalzeit die Länge bestimmen.
Die Idee schien damals weniger abwegig als heute, denn man kannte Magnete und
wusste deshalb, dass \emph{Fernwirkungen} existieren…. Wikipedia listet auf,
\href{https://en.wikipedia.org/wiki/History_of_longitude}{was man sonst noch
alles versucht hat}.
Also blieb nur Koppelnavigation. Dava Sobel schreibt in ihrem
\href{https://en.wikipedia.org/wiki/Longitude_(book)}{absolut lesenswerten
Bestseller}\footnote{Haben Sie bald Geburtstag? Vielleicht interessieren Sie
auch für die illustrierte Ausagabe \cite{SobelIll}.} \cite{Sobel}, aus dem ich
meine Weisheit beziehe:
\begin{quote}
Launched on a mix of bravery and greed, the sea captains of the fifteenth,
sixteenth and seventeenth centuries relied on ``dead reckoning'' to gauge
their distance east or west of home port. […] The captain would throw a log
overboard and observe how quickly the ship receded from this temporary
guidepost. […] He routinely missed his mark, of course […] Too often, the
technique of dead reckoning marked him for a dead man.
\end{quote}
Aber warum ist die geografische Länge so viel schwieriger zu messen als die
Breite? Dava Sobel:
\begin{quote}
Here lies the real, hard-core difference between latitude and longitude ---
beyond the superficial difference in line direction that any child can see:
The zero-degree parallel of latitude is fixed by the laws of nature, while the
zero-degree meridian of longitude shifts like the sands of time. This
difference makes finding latitude a child's play, and turns the determination
of longitude, especially at sea, into an adult dilemma --- one that stumped
the wisest minds of the world for the better part of human history.
\end{quote}
In unserer Sprache würden wir sagen: Die geografische Breite ist ``kanonisch''.
Die geografische Länge ist nicht kanonisch, sondern hängt von der Wahl des
Nullmeridians ab, der statt durch Greenwich auch durch jeden anderen Ort
verlaufen könnte.
\subsection{Der Unterschied zwischen ``kanonisch'' und ``nicht-kanonisch''}
Ich erzähle die etwas abschweifende Geschichte des Längenproblems, um auf den
Unterschied zwischen ``kanonisch'' und ``nicht kanonisch'' hinzuweisen. Ich
hoffe, dass Sie sich die Sache dann besser merken, denn dieser Punkt ist
fundamental für die gesamte Mathematik und \emph{der} zentrale Punkt der
gesamten Algebra-Ausbildung.
\begin{itemize}
\item Zwei Mengen der gleichen, endlichen Größe stehen zueinander in Bijektion.
Die Bijektion ist aber nicht kanonisch. Das Maß für die Abweichung von
``kanonisch'' ist die Menge der Bijektionen, also die Permutationsgruppe.
Diese spielt in fast jeder Vorlesung eine Rolle.
\item In der linearen Algebra haben wir gelernt, dass zwei Vektorräume der
gleichen, endlichen Dimension zueinander isomorph sind, aber nicht kanonisch
isomorph. Das Maß für die Abweichung von ``kanonisch'' ist die Menge der
Symmetrien, also die allgemeine lineare Gruppe. Ein großer Teil der Vorlesung
``Lineare Algebra II'' befasst sich mit diesem Thema: Jordan-Formen,
Basiswechsel, Determinanten, Invarianten, Eigenräume, …
\end{itemize}
In dieser Vorlesung haben wir dasselbe Problem: die universelle Eigenschaft des
algebraischen Abschlusses, Satz~\vref{Satz_K_Morphismus_Fortsetzung}, ist
schwach. Zwei algebraische Abschlüsse, genau wie zwei Zerfällungskörper ein und
desselben Polyoms, sind zueinander isomorph, aber nicht kanonisch isomorph. Das
Maß für die Abweichung von ``kanonisch'' ist die Menge der Symmetrien, die in
diesem Fall als Galoisgruppe bezeichnet wird. Die Erkenntnis, das die
Galoisgruppe das Versagen der universelle Eigenschaft mißt und das durch ihr
Studium wichtige Erkentnisse gewonnen werden können, ist der zentrale Punkt in
dieser Vorlesung. Alles andere ist Beiwerk.
\subsection{… und wie ging die Geschichte aus?}
Die Lösung des Längenproblems war von enormer militärischer und
volkswirtschaftlicher Bedeutung. Nach einem
\href{https://en.wikipedia.org/wiki/Scilly_naval_disaster_of_1707}{besonders
dramatischen Unfall}, bei dem die britische Krone vier Kriegsschiffe und über
1.500 Seeleute verlor, verabschiedete das englische Parlament 1714 den berühmten
\href{https://en.wikipedia.org/wiki/Longitude_Act}{Longitude Act}, in dem unter
anderem ein gigantisches Preisgeld für die Lösung des Längenproblems ausgelobt
wurde. Auch andere Staaten
\href{https://en.wikipedia.org/wiki/Longitude_rewards}{lobten Preise} aus,
gründeten Nationalakademien, investierten massiv in Militär und Wissenschaft und
bauten astronomische Observatorien, …. Genutzt hat es nichts, denn das
Längenproblem wurde letztlich nicht von Wissenschaftlern, sondern von einem
Schreiner aus der englischen Provinz gelöst. John Harrison war ein genialer
Techniker, dem es nach jahrzehntelanger Arbeit gegen Mitte des 18.~Jahrhunderts
gelang, \href{https://de.wikipedia.org/wiki/L\%C3\%A4ngenuhr}{Längenuhren} zu
bauen, also mechanische Uhren präzise genug für die Zwecke der Navigation waren,
und robust genug für den Einsatz auf hoher See.
Das Buch \cite{Sobel} erzählt die Geschichte von Harrison's Erfindung. Das Buch
erzählt auch von den größten Wissenschaftlern aus Harrison's Zeit, die sämtlich
am Längenproblem arbeiteten und trotz großer persönlicher Differenzen gemeinsam
sehr viel Zeit und Mühe investierten, um Harrison durch operettenhaftes
Intrigenspiel, Lügen und Verleumdungskampagnen zu runinieren und um sein
Preisgeld zu betrügen.
\section{Wie geht es weiter?}
Wenn Sie ein Lehrbuch zum Thema ``Gewöhnliche Differentialgleichungen'' in die
Hand nehmen, finden Sie ein wenig Theorie (Satz von Picard-Lindelöf,
Konsequenzen aus der Eindeutigkeit der Lösung, Lebensdauer von Lösungen, ) und
viele viele Rechenrezepte, mit denen man spezielle Differenzialgleichungen löst.
In der Anfängervorlesung haben Sie das vielleicht schon beim Verfahren
\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Variation_der_Konstanten}{Variation der
Konstanten} gesehen: gegeben ist die Differenzialgleichung
\begin{equation}\label{eq:ssa}
y'(x) = a(x)·y(x) + b(x).
\end{equation}
Dann macht der Professor den ``Ansatz'', dass die Lösung von folgender Gestalt
sein könnte
\[
y(x) = c(x)e^{A(x)}.
\]
Jetzt sind ``nur noch'' die Funktionen $c$ und $A$ zu bestimmen. Wie man an den
Ansatz kommt, wird nicht erklärt.
Die gewöhnlichen Differenzialgleichungen, die Sie in der kennen und kennenlernen
werden, sind fast alle vom Lie'schen
Typ\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Sophus_Lie}{Marius Sophus Lie}
(* 17. Dezember 1842 in Nordfjordeid; † 18. Februar 1899 in Kristiania,
heute Oslo) war ein norwegischer Mathematiker.}. Genau wie wir einem Polynom
die Galoisgruppe des Zerfällungskörpers zuordnen, hat Sophus Lie einer
Differenzialgleichung eine Gruppe zugeordnet, die man heute als
\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Lie-Gruppe}{Lie-Gruppe} bezeichnet; im Falle
der Differenzialgleichungen der Form \eqref{eq:ssa} ist das die Gruppe der
invertierbaren $2 2$ oberen Dreiecksmatrizen,
\[
A := \left\{
\begin{pmatrix}
a & b \\ 0 & d
\end{pmatrix}
\GL(2, )
\right\}.
\]
Diese Gruppe ist auflösbar, und genau wie in Satz~\vref{Satz_von_Seite_197}
(``Konstruierbarkeit mit Zirkel und Lineal'') gibt die Auflösungskette
\[
\left\{
\begin{pmatrix}
1 & 0 \\ 0 & 1
\end{pmatrix}
\right\}
\left\{
\begin{pmatrix}
1 & b \\ 0 & 1
\end{pmatrix}
\::\: b ∈
\right\}
A
\]
der Gruppe $A$ die Lösungsformel, die Sie als ``Variation der Konstanten''
kennen.
\begin{geheim}
Fast alle Differenzialgleichungen, die Sie in einer typischen Vorlesung
``Gewöhnliche Differenzialgleichungen'' kennenlernen, sind vom Lie'schen Typ.
Fast alle Lösungsmethoden, die Sie dort kennenlernen werden, ergeben sich aus
der Auflösbarkeit der zugehörigen Lie-Gruppen --- die
\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Laplace-Transformation}{Laplace-Transformation}\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Pierre-Simon_Laplace}{Pierre-Simon
(Marquis de) Laplace} (* 28. März 1749 in Beaumont-en-Auge in der
Normandie; † 5. März 1827 in Paris) war ein französischer Mathematiker,
Physiker und Astronom. Er beschäftigte sich unter anderem mit der
Wahrscheinlichkeitstheorie und mit Differenzialgleichungen.} ist eine
bemerkenswerte Ausnahme.
\end{geheim}
Ich finde Auswendiglernen von Lösungsformeln ausgesprochen langweilig und schaue
mir deshalb lieber die
\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Riccatische_Differentialgleichung}{Riccatischen
Differenzialgleichungen}\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Jacopo_Riccati}{Jacopo
Francesco Riccati} (* 28. Mai 1676 in Venedig; † 15. April 1754 in
Treviso) war ein italienischer Mathematiker. Er ist vor allem für seine
Untersuchungen von Differenzialgleichungen und die Methoden zur Reduzierung
der Ordnung von Gleichungen bekannt.} an; das sind Differenzialgleichungen der
Form
\[
y'(x)=f(x)y²(x)+g(x)y(x)+h(x)
\]
mit gegebenen Funktionen $f$, $g$ und $h$. Wenn diese Funktionen nicht zufällig
sehr speziell sind, ist die zugehörende Liesche Gruppe die spezielle lineare
Gruppe $\operatorname{SL}(2,)$, und diese Gruppe ist definitiv \emph{nicht}
auflösbar. Also \emph{kann} es keine Lösungsformel geben: Der Satz von
Picard-Lindelöf garantiert zwar die Existenz von Lösungen, diese sind aber nicht
in Termen der Funktionen $f$, $g$ und $h$ notierbar! Am Ende des Tages beweisen
wir vielleicht den Satz, dass nur eine verschwindend kleine Nullmenge an
Differenzialgleichungen überhaupt Lösungsformeln erlaubt…
Wenn Sie mehr wissen wollen, dann schauen Sie einmal in das fantastische Buch
\cite{MR947141}. Und googlen Sie nach ``Galois theory for differential
equations''.
\subsection{Reklame für weiterführende Veranstaltungen in Algebra}
Besuchen Sie im SS21 die Vorlesung ``Kommutative Algebra und Algebraische
Geometrie'' und kommen Sie in unser Seminar!
Es wird oft gesagt, Algebra und Geometrie seien zwei Seiten derselben Medaille.
In der Vorlesung machen wir diese Aussage konkret: es gibt eine \emph{Äquivalenz
von Kategorien} zwischen gewissen algebraischen Ringen und gewissen
geometrischen Räumen -- es gibt in diesem Sinne keinen Unterschied zwischen den
Gebieten, und jeder Satz der Algebra ist ein Satz der Geometrie und umgekehrt.
Der Witz bei dieser Äquivalenz ist, das Algebra gut zum Rechnen ist und
Geometrie gut für die Anschauung, durch das Zusammenspiel erhält das Gebiet
seinen Reiz. Dabei ist es natürlich \emph{nicht} immer so, dass ``einfache''
Begriffe der Algebra besonders ``anschaulichen'' Begriffen der Geometrie
entsprechen -- manchmal muss man ganz schön arbeiten um zu sehen, was passiert!
Auf meiner \href{https://cplx.vm.uni-freiburg.de/de/research-ag/}{Web-Seite}
finden noch ein wenig mehr Propadamaterial.
%%% Local Variables:
%%% mode: latex
%%% TeX-master: "AlgebraZahlentheorie"
%%% End:

275
AlgebraZahlentheorie.tex Normal file
View File

@ -0,0 +1,275 @@
\documentclass[a4paper, enabledeprecatedfontcommands, german]{scrreprt}
%
% Local font definitions -- need to come first
%
\usepackage{libertine}
%\usepackage[libertine]{newtxmath}
\usepackage[T1]{fontenc}
\usepackage{amsfonts, amsthm, amssymb}
\usepackage{graphicx}
\usepackage[mark]{gitinfo2}
\input{gfx/stdPreamble}
\input{gfx/paperVersion-working}
\usepackage{makeidx}
\usepackage{tikz-cd}
\makeindex
\author{Stefan Kebekus}
%
% TikZ
%
\usetikzlibrary{through}
\usetikzlibrary{quotes,babel,angles}
\usetikzlibrary{calc} % calculate for relative positioning
%
% Extra spacing in list of figures
%
\usepackage{tocloft}
\setlength{\cftfignumwidth}{3em}
\allowdisplaybreaks[1]
%
% Theorems
%
\theoremstyle{plain}
\newtheorem{aufgabe}[thm]{Aufgabe}
\newtheorem{satz}[thm]{Satz}
\newtheorem{situation}[thm]{Situation}
\newtheorem{lemma}[thm]{Lemma}
\newtheorem{kor}[thm]{Korollar}
\newtheorem{definition}[thm]{Definition}
\newtheorem{satzdef}[thm]{Satz und Definition}
\newtheorem{fakt}[thm]{Fakt}
\newtheorem{fazit}[thm]{Fazit}
\newtheorem{proposition}[thm]{Proposition}
\newtheorem{prov}[thm]{Provokation}
\newtheorem{warnung}[thm]{Warnung}
\newtheorem*{achtung}{Achtung}
\theoremstyle{remark}
\newtheorem{bemerkung}[thm]{Bemerkung}
\newtheorem{behauptung}[thm]{Behauptung}
\newtheorem{erkl}[thm]{Erklärung}
\newtheorem{beobachtung}[thm]{Beobachtung}
\newtheorem{konstruktion}[thm]{Konstruktion}
\newtheorem{bsp}[thm]{Beispiel}
\newtheorem{frage}[thm]{Frage}
\newtheorem{erinnerung}[thm]{Erinnerung}
\newtheorem{claim-de}[thm]{Vorüberlegung}
\newtheorem{geheim}[thm]{Geheiminformation}
%
% Math operators
%
\DeclareMathOperator{\Fix}{Fix}
\DeclareMathOperator{\Gal}{Gal}
\DeclareMathOperator{\GL}{GL}
\DeclareMathOperator{\ggT}{ggT}
\DeclareMathOperator{\Iso}{Iso}
\DeclareMathOperator{\kgV}{kgV}
\DeclareMathOperator{\Kons}{Kons}
\DeclareMathOperator{\ord}{ord}
\DeclareMathOperator{\sep}{sep}
\DeclareMathOperator{\Stab}{Stab}
\DeclareMathOperator{\Zentralisator}{Zentralisator}
\newcommand\video[1]{\href{https://nextcloud.cplx.vm.uni-freiburg.de/index.php/s/a5YSrH8E8LWHzsr/download?path=\%2FVideos&files=#1-Video.mp4}{Erklärvideo #1} \href{https://nextcloud.cplx.vm.uni-freiburg.de/index.php/s/a5YSrH8E8LWHzsr/download?path=\%2FVideos&files=#1-Skript.pdf}{(Skript)}}
\newcommand{\ifactor}[2]{\left. \raise -2pt\hbox{$#1$} \right\backslash \hskip -2pt\raise +2pt\hbox{$#2$}}
\title{Algebra und Zahlentheorie}
\date{\today}
\makeatletter
\hypersetup{
pdfauthor={Stefan Kebekus},
pdftitle={\@title},
pdfstartview={Fit},
pdfpagelayout={TwoColumnRight},
pdfpagemode={UseOutlines},
bookmarks,
colorlinks,
linkcolor=linkblue,
citecolor=linkred,
urlcolor=linkred}
\makeatother
\begin{document}
\maketitle
\tableofcontents
\bigskip
\bigskip
\bigskip
\section*{Vorbemerkung}
Dieses Skript zur Vorlesung ``Algebra und Zahlentheorie'' baut auf sehr
ausführlichen Vorlesungsmitschriften auf, die Kai Sickinger vor einigen Jahren in
meiner Vorlesung angefertigt hat. Das Skript wird im Laufe des Wintersemesters
2020/2021 ständig weiter geschrieben; sie finden die neueste Version stets auf
der
\href{https://nextcloud.cplx.vm.uni-freiburg.de/index.php/s/a5YSrH8E8LWHzsr}{Nextcloud}.
Um schnell zu erkennen, ob der Text seit ihrem letzten Besuch geändert wurde
finden Sie am Anfang eines jeden Kapitels die aktuelle Revisionsnummer und das
Datum der letzten Änderung.
Der Stoff ist in 25 Vorlesungen eingeteilt; sie finden das Datum für jede
Vorlesung auf unserem
\href{https://nextcloud.cplx.vm.uni-freiburg.de/index.php/apps/calendar/p/sffLLQLkTwbaDLeY}{Kalender}.
Die Übungsaufgaben werden sich an diesen Daten orientieren; sie selbst können
aber gern vorarbeiten, wenn Sie das möchten.
Beim Schreiben werden uns ganz bestimmt ein paar Fehler unterlaufen. Falls Sie
ein Problem entdecken oder sich nicht sicher sind, sprechen Sie einen
Mitarbeiter an oder melden Sie sich bitte direkt per E-Mail bei
\href{mailto:stefan.kebekus@math.uni-freiburg.de}{Stefan Kebekus} oder
\href{mailto:andreas.demleitner@math.uni-freiburg.de}{Andreas Demleitner}. Wir
korrigieren schnellstmöglich! Schließlich: es gibt im Internet eine große Zahl
von guten Quellen, Erklärvideos und Anderem. Wenn Sie eine gute Quelle finden,
melden Sie sich bitte. Wir fügen gerne einen Link in den Text ein!
\bigskip
\textbf{Wir wünschen Ihnen viel Erfolg -- und auch ein wenig Spaß}
\subsection*{Literatur}
\begin{itemize}
\item Das Springer-Lehrbuch ``Algebra'' von Siegfried Bosch,
\cite{zbMATH07238313}, ist der anerkannte Goldstandard aller
Algebra-Lehrbücher. Sie können das Buch aus dem Netz der Universität kostenlos
bei \href{https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-540-92812-6}{Springer
Link} herunterladen.
\item Das Buch ``Algebra'' von Serge Lang, \cite{MR1878556}, ein
englischsprachiger Klassiker mit exzellenter Stoffauswahl, ist ebenfalls bei
\href{https://link.springer.com/book/10.1007/978-1-4613-0041-0}{Springer Link}
verfügbar.
\item Viele Kollegen haben Skripte zur Algebra und Zahlentheorie geschrieben
(die sich natürlich alle sehr ähneln). Das Skript von
\href{http://home.mathematik.uni-freiburg.de/soergel/Skripten/XXAL.pdf}{Wolfgang
Soergel} ist sehr ausführlich, das Skript von
\href{http://home.mathematik.uni-freiburg.de/arithgeom/lehre/ws17/azt/algebra17.pdf}{Annette
Huber-Klawitter} ist konziser.
\end{itemize}
\subsection*{Computer-Programme}
Sie müssen nicht programmieren können, um an dieser Vorlesung teilzunehmen.
Computer können Ihnen aber oft helfen, komplizierte Rechnungen zu überprüfen,
ausserdem kann man schöne Bilder malen. Wir akzeptieren für Hausaufgaben
Rechnungen mit Computer-Algebra-Systemen, wenn diese nachvollziehbar und gut
dokumentiert sind. Das kann zum Beispiel beim Ausmultiplizieren und
vereinfachen von Polynomen hilfreich sein. Wenn Sie als Hausaufgabe nachrechnen
sollen, dass ein gegebenes Polynom $f$ irreduzibel ist, dann werden wir den
Output von ``\texttt{isIrreducible($f$)}'' aber nicht akzeptieren.
\subsubsection*{GeoGebra}
Mit GeoGebra können Sie geometrische Konstruktionen, die man sonst mit Zirkel
und Lineal auf Papier durchführt, einfach und exakt auf Ihrem Bildschirm machen.
Laden Sie sich das Programm von \url{https://www.geogebra.org} herunter und
spielen Sie damit ein wenig. Wir werden GeoGebra gelegentlich für Hausaufgaben
verwenden.
\subsubsection*{Sage}
Sage ist ein Computer-Algebra-System, mit dem man jede Art von Rechnungen
durchführen kann; auf \url{http://www.sagemath.org} können Sie das Programm
herunterladen; dort finden Sie auch unendlich viele Anleitungen, Beispiele, etc
etc. Sie können das Programm entweder auf Ihrem eigenen Computer installieren,
oder den Service CoCals verwenden.
\subsubsection*{CoCalc}
CoCalc, im Internet unter \url{https://cocalc.com} zu finden, ist eine Web-Seite
auf der Sie Rechnungen mit Sage durchführen können. Leider ist der kostenlose
Dienst manchmal etwas langsam.
Wir stellen Ihnen Beispielrechnung auf unserem
\href{https://sage.cplx.vm.uni-freiburg.de/share/}{Sage/CoCalc-Server} vor. Sie
können sich die Beispiele auf unserem Server ansehen, aber nicht selbst auf dem
Server rechnen.
\part{Einleitung}
\input{01}
\part{Körpererweiterungen}
\input{02}
\input{03}
\input{04}
\part{Ringe}
\input{05}
\input{06}
\input{07}
\input{08}
\input{09}
\input{10}
\part{Körpertheorie}
\input{11}
\input{12}
\input{13}
\input{14}
\input{15}
\input{16}
\part{Gruppentheorie}
\input{17}
\input{18}
\input{19}
\input{20}
\part{Anwendungen}
\input{21}
\input{22}
\input{23}
\input{24}
\part{Schlusswort}
\input{25}
\clearpage
\listoffigures
\listoftables
\printindex
\bibstyle{alpha}
\bibliographystyle{alpha}
\bibliography{bibliography/general}
\end{document}

15744
bibliography/general.bib Normal file

File diff suppressed because it is too large Load Diff

1452
bibliography/skalpha.bst Normal file

File diff suppressed because it is too large Load Diff

105
figures/01-fiveGon.tex Normal file
View File

@ -0,0 +1,105 @@
\begin{tikzpicture}[scale=3.5]
\def \geraden {1}
\def \laenger {0.2}
\def \markierungen {0.05}
\def \skala {5}
\def \groese{0.02}
\def \beschriftungD{1}
\def \eins {}%{(1)}
\def \zwei {}%{(2)}
\def \drei {}%{(3)}
\def \vier {}%{(4)}
\colorlet{farbe1}{lightgray}
\colorlet{farbe2}{farbe1}
\colorlet{farbe3}{farbe1}
\colorlet{farbe4}{farbe1}
\colorlet{farbe5}{black}
\colorlet{kleineins}{lightgray}
\colorlet{kleinzwei}{gray}
% \colorlet{farbe1}{green}
% \colorlet{farbe2}{orange}
% \colorlet{farbe3}{gray}
% \colorlet{farbe4}{red}
% \colorlet{farbe5}{blue}
\coordinate (X1) at (-\geraden-\laenger,0);
\coordinate (X2) at (+\geraden+\laenger,0);
\coordinate (Y1) at (0,-\geraden-\laenger);
\coordinate (Y2) at (0,+\geraden+\laenger);
% \node at(0,\geraden+0.5)[]{Regelmäßiges Fünfeck};
%% Geraden
\draw[farbe1] (X1)--(X2)node[right]{\eins};
\draw[farbe1] (Y1)--(Y2)node[above]{\eins};
%% großer Kreis
\coordinate (HilfeKreisGross) at (0, \geraden);
\node (KreisGross) [draw, circle through = (HilfeKreisGross)] at (intersection of X1--X2 and Y1--Y2){};
%% Kleiner Kreis mit Beschriftung des Zentrums
\coordinate (A) at (0,0.5*\geraden);
\coordinate (B) at (-0.25*\geraden,0);
\draw[farbe2] (-0.25*\geraden,-1*\markierungen)node[below]{$\frac{\geraden}{4}$} -- (-0.25*\geraden, \markierungen)node[above]{\zwei};
\draw[farbe2] (\markierungen,0.5*\geraden)node[right]{$\frac{\geraden}{2}$} -- (-1*\markierungen,0.5*\geraden)node[left]{\zwei};
\coordinate (HilfeKreisKlein) at (0,0.5*\geraden);
\node (KreisKlein) at (B) [draw, circle through = (HilfeKreisKlein),color = farbe3] {};
\node (BeschriftungKreisKlein) [farbe3, below right] at (intersection of Y2--Y1 and KreisKlein){\drei};
%% Hilfspunkte für Eckpunkte
\coordinate (1) at (KreisKlein.east);
\coordinate (2) at ([yshift = 1*\geraden cm]1);
\coordinate (3) at ([yshift = -1*\geraden cm]1);
\coordinate (4) at (KreisKlein.west);
\coordinate (5) at ([yshift = 1*\geraden cm]4);
\coordinate (6) at ([yshift = -1*\geraden cm]4);
%% rechte Hilfslinie
\draw[farbe4] (2)--(3);
%% linke Hilfslinie
\draw[farbe4] (5)--(6);
\coordinate (Ecke 1) at (KreisGross.east);
\coordinate (Ecke 5) at (intersection of 1--2 and KreisGross);
\coordinate (Ecke 2) at (intersection of 1--3 and KreisGross);
\coordinate (Ecke 4) at (intersection of 4--5 and KreisGross);
\coordinate (Ecke 3) at (intersection of 4--6 and KreisGross);
%% Beschriftung d
\draw[<->] ($(Ecke 5)+(\beschriftungD,0)$)--($(Ecke 2)+(\beschriftungD,0)$)node[midway, right]{$d$};
\foreach \Y in {Ecke 2,Ecke 5}{
\draw[dashed, opacity = 0.9, lightgray] (\Y)--($(\Y)+(\beschriftungD,0)$);
}
%% Beschriftung a
\coordinate (HilfeA) at ($(Ecke 2)!2*\laenger!90:(Ecke 3)$);
\coordinate (HilfeA2) at ($(Ecke 3)!2*\laenger!270:(Ecke 2)$);
\draw[<->] (HilfeA) -- (HilfeA2) node[midway, sloped, below]{$a$};
\draw[dashed, opacity = 0.9, lightgray] (Ecke 2) -- (HilfeA);
\draw[dashed, opacity = 0.9, lightgray] (Ecke 3) -- (HilfeA2);
%% Kleines 5-Eck
% Endpunkte der Verlängerungen der beiden Kanten
\coordinate (HHED) at ($(Ecke 3)!\geraden!180:(Ecke 2)$);
\coordinate (HHEV) at ($(Ecke 4)!\geraden!180:(Ecke 5)$);
% Zeichnen des Großen 5-Ecks
\foreach \X in {Ecke 1, Ecke 2, Ecke 3, Ecke 4, Ecke 5}{
\fill[farbe5] (\X) circle (\groese)node[above right]{\vier};
}
\draw[farbe5] (Ecke 1)--(Ecke 2)--(Ecke 3)--(Ecke 4)--(Ecke 5)--(Ecke 1);
\coordinate (HEF) at (Ecke 4);
\coordinate (HEZ) at (Ecke 3);
\coordinate (HEDUVO) at (-1.5,1);
\coordinate (HEDUVU) at (-1.5,-1);
\coordinate (HED) at (intersection of HEDUVO-- HEDUVU and HHED--Ecke 3);
\coordinate (HEV) at (intersection of HEDUVU-- HEDUVO and HHEV--Ecke 4);
\node[circle through = (HEV)] (HHEE) at (HEF){};
\coordinate (HEE) at (intersection of X1--X2 and HHEE);
\draw[kleinzwei] (HEE)--(HEZ)--(HED)--(HEV)--(HEF)--cycle;
\foreach \X in {HEE, HEZ, HED, HEV, HEF}{
\fill[kleinzwei] (\X) circle (0.8*\groese);
}
\end{tikzpicture}

Binary file not shown.

View File

@ -0,0 +1,207 @@
%!PS-Adobe-3.0 EPSF-3.0
%%Creator: cairo 1.16.0 (https://cairographics.org)
%%CreationDate: Tue Nov 3 09:41:58 2020
%%Pages: 1
%%DocumentData: Clean7Bit
%%LanguageLevel: 2
%%BoundingBox: 0 1 341 341
%%EndComments
%%BeginProlog
50 dict begin
/q { gsave } bind def
/Q { grestore } bind def
/cm { 6 array astore concat } bind def
/w { setlinewidth } bind def
/J { setlinecap } bind def
/j { setlinejoin } bind def
/M { setmiterlimit } bind def
/d { setdash } bind def
/m { moveto } bind def
/l { lineto } bind def
/c { curveto } bind def
/h { closepath } bind def
/re { exch dup neg 3 1 roll 5 3 roll moveto 0 rlineto
0 exch rlineto 0 rlineto closepath } bind def
/S { stroke } bind def
/f { fill } bind def
/f* { eofill } bind def
/n { newpath } bind def
/W { clip } bind def
/W* { eoclip } bind def
/BT { } bind def
/ET { } bind def
/BDC { mark 3 1 roll /BDC pdfmark } bind def
/EMC { mark /EMC pdfmark } bind def
/cairo_store_point { /cairo_point_y exch def /cairo_point_x exch def } def
/Tj { show currentpoint cairo_store_point } bind def
/TJ {
{
dup
type /stringtype eq
{ show } { -0.001 mul 0 cairo_font_matrix dtransform rmoveto } ifelse
} forall
currentpoint cairo_store_point
} bind def
/cairo_selectfont { cairo_font_matrix aload pop pop pop 0 0 6 array astore
cairo_font exch selectfont cairo_point_x cairo_point_y moveto } bind def
/Tf { pop /cairo_font exch def /cairo_font_matrix where
{ pop cairo_selectfont } if } bind def
/Td { matrix translate cairo_font_matrix matrix concatmatrix dup
/cairo_font_matrix exch def dup 4 get exch 5 get cairo_store_point
/cairo_font where { pop cairo_selectfont } if } bind def
/Tm { 2 copy 8 2 roll 6 array astore /cairo_font_matrix exch def
cairo_store_point /cairo_font where { pop cairo_selectfont } if } bind def
/g { setgray } bind def
/rg { setrgbcolor } bind def
/d1 { setcachedevice } bind def
/cairo_data_source {
CairoDataIndex CairoData length lt
{ CairoData CairoDataIndex get /CairoDataIndex CairoDataIndex 1 add def }
{ () } ifelse
} def
/cairo_flush_ascii85_file { cairo_ascii85_file status { cairo_ascii85_file flushfile } if } def
/cairo_image { image cairo_flush_ascii85_file } def
/cairo_imagemask { imagemask cairo_flush_ascii85_file } def
%%EndProlog
%%BeginSetup
%%BeginResource: font f-0-0
%!FontType1-1.1 f-0-0 1.0
11 dict begin
/FontName /f-0-0 def
/PaintType 0 def
/FontType 1 def
/FontMatrix [0.001 0 0 0.001 0 0] readonly def
/FontBBox {-27 -206 447 441 } readonly def
/Encoding 256 array
0 1 255 {1 index exch /.notdef put} for
dup 120 /x put
dup 121 /y put
readonly def
currentdict end
currentfile eexec
f983ef0097ece636fb4a96c74d26ab84185f6dfa4a16a7a1c27bbe3f1156aea698df336d20b467
b10e7f33846656653c5ac6962759d3056cbdb3190bac614b984bf5a132dc418192443014ba63de
800d392b6fea026574bb2535fd7bb5338f35bf15a88ea328fdaa49670c7852e3d060f3c5d6b07f
2ef6d0f22646c5d18e19a2ae3ee120390f6dd96f76dcf1e127de5e9299077a00c17c0d71e36e5b
9d5ec58fceda57739a6a4214d4b79d6c48d2784b60c320323c7acddddf34db833cac0cf109f799
69d114a330d372e5c978a66acc84e3fe5557f6240856a013ffaa0199444e5c5036f775eba4a5c5
8cde66cf604b9aca2178431127b8a1ff7ed633a65c04600af5f573483112251ca90bc9cf8825c7
41412dda705317b7cb229dd377ff3d18e94daa9e3775f4bac0137bfe9fba4d6b6ad09518d5273b
b4811f3b812889a8194a2eb640f2e213322a48758162f4f91561068ed83fd70d2a78ceda45f6be
902a10f940526386815a4ed19448af1cc1418e14d72ebd19e6b6c9aa22fcca823b0e9f240d0a52
4805abe5ad339c58175b544a41945683500bfd08dbc1143d5ea6cbfa4f28400b4d8c5332e08d56
8059c7e42650a62f7555c0181ae87f45ae71633b09e54649a5f5b266a4e4436a181a6d6265b639
fcd2cdbe5bc3193d96f1bf5d6662717e9802caa373f2ce7fe70e809e3228dcb812bd7ecdf388d0
e205c2a0cae464a0c5249ca624e6a1fab830f4896054fd986a6334c06c8609dc26c5d55336169f
f98f5f2f360ddfb20c991cebe39e140f9cda6d4647ad3191c560d9d030b6fedce2f02d65fbcf7d
c65879d2d4f5963c84f4928c943eddd0f98b251428c2de484f0d8ade8ae7e9585dd28dc31907cc
793255e12f07e80c59c9b0b82260940a8f86da5595f5268e9e3fd5c4770b683f184dad1e6b7cbf
5d14cc33c5db4a6a1b31a7306d9f0655ed18db8dfe9ba0a0cf033abbb7f3bf3a4aeaa3976bc827
abf966a8d7f70e2905f34f38609203781e44c7478a4b696e078c871650d296c31ef40eeb09c685
52e5365afdbd16ca7ae442871d41d77cbcc0f30de39ef1f1a1862bf490992bd7aed054eef1cb06
5b78050494d65b73071b0cd37f9a0d53b074d8651105dce22f0a0fc2a13a10f71591a636f01d50
4c4faa6ef66efdc54bafb345e3a755ab9638c40000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000
0000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000
0000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000
0000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000
0000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000
0000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000
0000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000
0000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000
cleartomark
%%EndResource
%%BeginResource: font f-1-0
%!FontType1-1.1 f-1-0 1.0
11 dict begin
/FontName /f-1-0 def
/PaintType 0 def
/FontType 1 def
/FontMatrix [0.001 0 0 0.001 0 0] readonly def
/FontBBox {0 -14 476 676 } readonly def
/Encoding 256 array
0 1 255 {1 index exch /.notdef put} for
dup 48 /zero put
dup 49 /one put
readonly def
currentdict end
currentfile eexec
f983ef0097ece636fb4a96c74d26ab84185f6dfa4a16a7a1c27bbe3f1156aea698df336d20b467
b10e7f33846656653c5ac6962759d3056cbdb3190bac614b984bf5a132dc418192443014ba63de
800d392b6fea026574bb2535fd7bb5338f35bf15a88ea328fdaa49670c7852e3d060f3c5d6b07f
2ef6d0f22646c5d18e19a2ae3ee120390f6dd96f76dcf1e127de5e9299077a00c17c0d71e36e5b
9d5ec58fceda57739a6a4214d4b79d6c48d2784b60c320323c7acddddf34db833cac0cf109f799
69d114a330d372e5c978a66acc84e3fe5557f6240856a013ffaa0199444e5c5036f775eba4a5c5
8cde66cf604b9aca2178431127b8a1ff7ed633a65c04600af5f573483112251ca90bc9cf8825c7
41412dda705317b7cb229dd377ff3d18e94daa9e3775f4bac0137bfe9fba4d6b6ad09518d5273b
b4811f2ce61aead47a9f3d4c2cb294e4439da6bbfca98792e095358e02df903bd7d82b8b11a139
9748881533579fb8f850fbf8dacce564b0cc00e3412c90ef048f3ce8f4f1056275968e0612fa00
c5a9dbbca25c342483844ebdcd84745212bf0daf78f6e525b31312835953be74a4b0241a291889
f184b7af965d0421255b6318f7402afbb07c95c53b8eaac9a72915affc4ed3e8f8426a136f9ad3
8e8b3c612f3b2a84a1263d05bb186c25981a246576dcfdaad06a740bab80269af3a0708c2b4da2
a99ee412b29c816e177fac026b4e613061de9994fcb33a2c6e10ef8582d297815d4a8fbba31a6a
999c63ce485dca154b0d10973b891145253c23f0b4c03e41e7ab20c7091c084713b8b3d4f367db
f8719f630026dc498a0dd6afffb5fa0fef6456c00b53f35d6c4eec2d861f1c29f2cdb6312409d7
5dfade5ffcff72221adb920000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000
0000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000
0000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000
0000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000
0000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000
0000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000
0000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000
0000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000
cleartomark
%%EndResource
%%EndSetup
%%Page: 1 1
%%BeginPageSetup
%%PageBoundingBox: 0 1 341 341
%%EndPageSetup
q 0 1 341 340 rectclip
1 0 0 -1 0 341 cm q
0 g
1.130091 w
0 J
0 j
[] 0.0 d
4 M q 1 0 0 1 0 0 cm
0 169.516 m 339.027 169.516 l S Q
q 1 0 0 1 0 0 cm
167.254 56.504 m 171.773 56.504 l S Q
q 1 0 0 1 0 0 cm
169.516 339.027 m 169.516 0 l S Q
q 1 0 0 1 0 0 cm
282.523 167.254 m 282.523 171.773 l S Q
339.027 169.516 m 327.727 166.125 l 327.727 172.902 l h
339.027 169.516 m f
q 1 0 0 1 0 0 cm
339.027 169.516 m 327.727 166.125 l 327.727 172.902 l h
339.027 169.516 m S Q
169.516 0 m 166.125 11.301 l 172.902 11.301 l h
169.516 0 m f
q 1 0 0 1 0 0 cm
169.516 0 m 166.125 11.301 l 172.902 11.301 l h
169.516 0 m S Q
1 0 0 rg
q 1 0 0 1 0 0 cm
287.961 0 m -20.648 554.668 -20.648 -215.641 287.961 339.027 c S Q
0 g
BT
15.821278 0 0 -15.821278 330.872675 186.465063 Tm
/f-0-0 1 Tf
(x)Tj
/f-1-0 1 Tf
[()3750(1)]TJ
-10.913143 7.857143 Td
(1)Tj
/f-0-0 1 Tf
-0.158286 3.214286 Td
(y)Tj
/f-1-0 1 Tf
0.229715 -11.428571 Td
(0)Tj
ET
Q Q
showpage
%%Trailer
end
%%EOF

View File

@ -0,0 +1,18 @@
<?xml version="1.0" standalone="no"?>
<!DOCTYPE svg PUBLIC "-//W3C//DTD SVG 1.1//EN"
"http://www.w3.org/Graphics/SVG/1.1/DTD/svg11.dtd">
<svg width="12.0cm" height="12.0cm" viewBox="0 0 301 301"
xmlns="http://www.w3.org/2000/svg" version="1.1">
<line x1="0.0" y1="150.0" x2="300.0" y2="150.0" stroke="black" stroke-width="1" />
<line x1="148.0" y1="50.0" x2="152.0" y2="50.0" stroke="black" stroke-width="1" />
<line x1="150.0" y1="300.0" x2="150.0" y2="0.0" stroke="black" stroke-width="1" />
<line x1="250.0" y1="148.0" x2="250.0" y2="152.0" stroke="black" stroke-width="1" />
<polygon fill="black" stroke="black" stroke-width="1" points="300.0,150.0 290.0,147.0 290.0,153.0" />
<polygon fill="black" stroke="black" stroke-width="1" points="150.0,0.0 147.0,10.0 153.0,10.0" />
<path stroke="red" fill="none" stroke-width="1" d="M 254.81249 0 C -18.2708301 490.816953 -18.2708301 -190.816953 254.81249 300" />
<text fill="black" text-anchor="end" x="299.0" y="165.0" font-style="italic" font-size="14" font-family="Times">x</text>
<text fill="black" text-anchor="middle" x="250.0" y="165.0" font-size="14" font-family="Times">1</text>
<text fill="black" text-anchor="end" x="147.0" y="55.0" font-size="14" font-family="Times">1</text>
<text fill="black" text-anchor="end" x="144.0" y="10.0" font-style="italic" font-size="14" font-family="Times">y</text>
<text fill="black" text-anchor="end" x="148.0" y="170.0" font-size="14" font-family="Times">0</text>
</svg>

After

Width:  |  Height:  |  Size: 1.4 KiB

BIN
gfx/Strategyforproof.pdf Normal file

Binary file not shown.

149
gfx/construction.eps Normal file
View File

@ -0,0 +1,149 @@
%!PS-Adobe-3.0 EPSF-3.0
%%Creator: cairo 1.8.10 (http://cairographics.org)
%%CreationDate: Fri Dec 17 11:10:16 2010
%%Pages: 1
%%BoundingBox: 0 0 598 526
%%DocumentData: Clean7Bit
%%LanguageLevel: 2
%%EndComments
%%BeginProlog
/cairo_eps_state save def
/dict_count countdictstack def
/op_count count 1 sub def
userdict begin
/q { gsave } bind def
/Q { grestore } bind def
/cm { 6 array astore concat } bind def
/w { setlinewidth } bind def
/J { setlinecap } bind def
/j { setlinejoin } bind def
/M { setmiterlimit } bind def
/d { setdash } bind def
/m { moveto } bind def
/l { lineto } bind def
/c { curveto } bind def
/h { closepath } bind def
/re { exch dup neg 3 1 roll 5 3 roll moveto 0 rlineto
0 exch rlineto 0 rlineto closepath } bind def
/S { stroke } bind def
/f { fill } bind def
/f* { eofill } bind def
/B { fill stroke } bind def
/B* { eofill stroke } bind def
/n { newpath } bind def
/W { clip } bind def
/W* { eoclip } bind def
/BT { } bind def
/ET { } bind def
/pdfmark where { pop globaldict /?pdfmark /exec load put }
{ globaldict begin /?pdfmark /pop load def /pdfmark
/cleartomark load def end } ifelse
/BDC { mark 3 1 roll /BDC pdfmark } bind def
/EMC { mark /EMC pdfmark } bind def
/cairo_store_point { /cairo_point_y exch def /cairo_point_x exch def } def
/Tj { show currentpoint cairo_store_point } bind def
/TJ {
{
dup
type /stringtype eq
{ show } { -0.001 mul 0 cairo_font_matrix dtransform rmoveto } ifelse
} forall
currentpoint cairo_store_point
} bind def
/cairo_selectfont { cairo_font_matrix aload pop pop pop 0 0 6 array astore
cairo_font exch selectfont cairo_point_x cairo_point_y moveto } bind def
/Tf { pop /cairo_font exch def /cairo_font_matrix where
{ pop cairo_selectfont } if } bind def
/Td { matrix translate cairo_font_matrix matrix concatmatrix dup
/cairo_font_matrix exch def dup 4 get exch 5 get cairo_store_point
/cairo_font where { pop cairo_selectfont } if } bind def
/Tm { 2 copy 8 2 roll 6 array astore /cairo_font_matrix exch def
cairo_store_point /cairo_font where { pop cairo_selectfont } if } bind def
/g { setgray } bind def
/rg { setrgbcolor } bind def
/d1 { setcachedevice } bind def
%%EndProlog
%%Page: 1 1
%%BeginPageSetup
%%PageBoundingBox: 0 0 598 526
%%EndPageSetup
q
1 g
323.688 508.731 m 586.176 55.083 l 609.027 18.563 600.195 -2.933
550.684 0.825 c 40.922 1.2 l 5.426 0.348 -10.18 19.84 8.09 48.958 c
8.785 50.09 274.465 508.739 274.465 508.739 c 285.996 530.094 312.582
529.872 323.688 508.731 c h
323.688 508.731 m f*
0 g
0.8 w
0 J
0 j
[] 0.0 d
4 M q 1 0 0 -1 0 525.070862 cm
323.688 16.34 m 586.176 469.988 l 609.027 506.508 600.195 528.004
550.684 524.246 c 40.922 523.871 l 5.426 524.723 -10.18 505.23 8.09
476.113 c 8.785 474.98 274.465 16.332 274.465 16.332 c 285.996 -5.023
312.582 -4.801 323.688 16.34 c h
323.688 16.34 m S Q
0.796078 0 0 rg
26.285 12.469 m 17.816 13.458 11.488 26.133 14.578 36.524 c 15.469
39.512 285 502.309 287.375 505.876 c 295.867 518.629 310.152 512.27
313.883 505.235 c 315.172 502.813 577.266 44.555 578.102 43.047 c
586.172 28.547 583.648 12.594 569.164 12.731 c 567.246 12.751 27.605
12.145 26.285 12.469 c h
299.715 425.739 m 299.258 425.727 91.789 65.645 91.812 65.618 c 91.84
65.594 507.754 64.407 507.77 64.43 c 507.785 64.458 300.133 425.747
299.715 425.739 c h
299.715 425.739 m f
0.00392157 g
182.84 106.79 m 182.469 107.622 231.875 198.669 232.484 199.063 c
233.754 199.883 261.914 185.411 264.73 182.489 c 284.84 151.809 l
287.625 81.95 l 277.203 81.95 273.414 86.215 269.406 92.461 c 265.699
143.149 l 265.699 143.149 243.223 175.926 242.855 175.34 c 238.477
168.325 198.633 95.969 191.152 84.465 c 190.918 84.102 182.84 85.583
182.84 106.79 c h
301.52 88.016 m 303.191 90.786 333.496 126.774 336.898 127.961 c
346.102 131.18 352.703 140.477 369.992 161.497 c 379.668 173.258
397.348 171.958 402.742 165.754 c 410.676 156.641 468.336 82.133
463.793 82.126 c 463.793 82.126 307.801 81.95 303.488 81.95 c 299.117
81.95 299.559 84.774 301.52 88.016 c h
300.281 166.938 m 299.051 166.946 298.633 159.727 294.816 159.536 c
291.719 159.383 285.719 166.915 284.535 169.723 c 283.938 171.137
283.039 175.106 283.809 179.364 c 283.945 180.102 269.312 186.325 273
193.829 c 276.586 201.122 282.633 194.071 284.559 192.586 c 286.293
191.247 285.152 220.774 283.984 219.524 c 283.793 219.317 266.98
188.348 266.609 188.348 c 265.328 188.348 235.887 204.247 235.602
205.09 c 235.445 205.559 262.68 257.438 261.781 258.008 c 260.5 258.821
245.871 259.012 243.871 258.247 c 242.398 257.68 232.25 237.993 232.25
235.704 c 232.25 234.856 242.652 225.536 242.652 225.094 c 242.652
224.024 239.539 217.95 238.992 217.95 c 238.758 217.95 227.246 227.547
227.043 227.547 c 226.84 227.547 221.551 217.95 221.211 217.95 c
212.723 225.934 l 212.84 239.95 l 234.59 275.547 l 234.59 275.547
291.617 275.477 295.051 273.864 c 299.723 271.669 302.707 268.176
304.551 262.743 c 306.031 258.387 301.293 179.047 301.555 178.368 c
301.816 177.688 348.25 138.169 348.25 137.622 c 348.25 136.102 344.742
133.141 343 133.192 c 342.148 133.219 300.816 166.934 300.281 166.938 c
h
300.281 166.938 m f
0 g
338.363 293.047 m 342.777 283.469 338.613 272.348 329.152 268.044 c
319.688 263.743 308.492 267.879 304.16 277.278 c 299.828 286.676
303.992 297.797 313.457 302.102 c 322.855 306.376 333.961 302.34
338.363 293.047 c h
338.363 293.047 m f*
0.950261 w
1 J
1 j
6.5 M q 1 0 0 -1 0 525.070862 cm
338.363 232.023 m 342.777 241.602 338.613 252.723 329.152 257.027 c
319.688 261.328 308.492 257.191 304.16 247.793 c 299.828 238.395
303.992 227.273 313.457 222.969 c 322.855 218.695 333.961 222.73
338.363 232.023 c h
338.363 232.023 m S Q
Q
showpage
%%Trailer
count op_count sub {pop} repeat
countdictstack dict_count sub {end} repeat
cairo_eps_state restore
%%EOF

BIN
gfx/construction.pdf Normal file

Binary file not shown.

67
gfx/construction.svg Normal file
View File

@ -0,0 +1,67 @@
<?xml version="1.0" encoding="UTF-8" standalone="no"?>
<!-- Created with Inkscape (http://www.inkscape.org/) -->
<svg
xmlns:dc="http://purl.org/dc/elements/1.1/"
xmlns:cc="http://web.resource.org/cc/"
xmlns:rdf="http://www.w3.org/1999/02/22-rdf-syntax-ns#"
xmlns:svg="http://www.w3.org/2000/svg"
xmlns="http://www.w3.org/2000/svg"
xmlns:sodipodi="http://inkscape.sourceforge.net/DTD/sodipodi-0.dtd"
xmlns:inkscape="http://www.inkscape.org/namespaces/inkscape"
id="svg1353"
sodipodi:version="0.32"
inkscape:version="0.43"
width="747"
height="656"
sodipodi:docbase="C:\Dokumente und Einstellungen\Gertis.VIVASOFT\Desktop"
sodipodi:docname="Zeichen_123.svg"
version="1.0">
<metadata
id="metadata1358">
<rdf:RDF>
<cc:Work
rdf:about="">
<dc:format>image/svg+xml</dc:format>
<dc:type
rdf:resource="http://purl.org/dc/dcmitype/StillImage" />
</cc:Work>
</rdf:RDF>
</metadata>
<defs
id="defs1356" />
<sodipodi:namedview
inkscape:window-height="968"
inkscape:window-width="1280"
inkscape:pageshadow="2"
inkscape:pageopacity="0.0"
borderopacity="1.0"
bordercolor="#666666"
pagecolor="#ffffff"
id="base"
inkscape:zoom="1.4142136"
inkscape:cx="355.06303"
inkscape:cy="216.20765"
inkscape:window-x="-4"
inkscape:window-y="-4"
inkscape:current-layer="svg1353" />
<path
style="fill:#ffffff;fill-opacity:1;fill-rule:evenodd;stroke:#000000;stroke-width:1px;stroke-linecap:butt;stroke-linejoin:miter;stroke-opacity:1"
d="M 404.60969,20.515451 L 732.72019,587.57645 C 761.28347,633.2243 750.24362,660.09579 688.35479,655.39873 L 51.153635,654.92678 C 6.782529,655.99457 -12.725281,631.62837 10.113145,595.23367 C 10.982015,593.81715 343.08069,20.505924 343.08069,20.505924 C 357.49579,-6.1887276 390.72849,-5.9122536 404.60969,20.515451 z "
id="path1390"
sodipodi:nodetypes="ccccccc" />
<path
id="path1366"
d="M 32.855836,640.84251 C 22.271545,639.60439 14.361858,623.76172 18.223636,610.77392 C 19.333908,607.03989 356.25097,28.54174 359.21984,24.082885 C 369.83401,8.1418022 387.6906,16.090944 392.35584,24.883232 C 393.96357,27.913222 721.58199,600.73663 722.62858,602.61719 C 732.71689,620.74447 729.55967,640.68753 711.45347,640.51357 C 709.05987,640.49057 34.505836,641.24621 32.855836,640.84251 z M 374.64336,124.25701 C 374.07237,124.26787 114.73662,574.3743 114.76804,574.40572 C 114.79921,574.43689 634.69204,575.91925 634.71052,575.89003 C 634.73255,575.85518 375.16517,124.24708 374.64336,124.25701 z "
style="fill:#cb0000"
sodipodi:nodetypes="cssssscczzz" />
<path
id="path1364"
d="M 228.55224,522.94252 C 228.08534,521.89986 289.84516,408.09161 290.60595,407.6007 C 292.19365,406.5762 327.39147,424.66725 330.91231,428.31745 L 356.04796,466.66624 L 359.53219,553.99327 C 346.50406,553.99327 341.76696,548.65944 336.75945,540.85008 L 332.12199,477.49327 C 332.12199,477.49327 304.02976,436.5206 303.57167,437.25428 C 298.09727,446.02215 248.28865,536.46687 238.94074,550.84855 C 238.64762,551.29951 228.55224,549.44802 228.55224,522.94252 z M 376.89781,546.40809 C 378.99138,542.94368 416.86783,497.96122 421.1223,496.47469 C 432.62756,492.45469 440.87907,480.83257 462.48877,454.55911 C 474.58255,439.85527 496.68218,441.48091 503.4288,449.23413 C 513.34313,460.62768 585.42032,553.76324 579.74217,553.76958 C 579.74217,553.76958 384.75066,553.99327 379.35971,553.99327 C 373.8944,553.99327 374.44916,550.4601 376.89781,546.40809 z M 375.35255,447.75664 C 373.81236,447.74447 373.2896,456.76948 368.52076,457.00692 C 364.64895,457.1997 357.1492,447.78294 355.67033,444.27539 C 354.92413,442.50555 353.79995,437.54597 354.76285,432.22365 C 354.92988,431.30041 336.63958,423.52035 341.25162,414.1429 C 345.73469,405.02768 353.29342,413.83984 355.69659,415.69519 C 357.86574,417.36987 356.44241,380.45852 354.9826,382.02223 C 354.74075,382.2813 333.72508,420.99327 333.26387,420.99327 C 331.65924,420.99327 294.85612,401.12084 294.50391,400.06421 C 294.30888,399.47912 328.3482,334.62839 327.22417,333.91684 C 325.62256,332.90296 307.33932,332.66243 304.83787,333.62233 C 303.00011,334.32755 290.3136,358.93948 290.3136,361.79955 C 290.3136,362.85691 303.3136,374.50666 303.3136,375.06244 C 303.3136,376.39892 299.42348,383.99327 298.73888,383.99327 C 298.44515,383.99327 284.05528,371.99327 283.80232,371.99327 C 283.54936,371.99327 276.93687,383.99327 276.51161,383.99327 L 265.9051,374.00984 L 266.05203,356.49327 L 293.23615,311.99327 C 293.23615,311.99327 364.52381,312.08183 368.81275,314.09787 C 374.65286,316.84305 378.38194,321.20757 380.68929,327.9982 C 382.53958,333.44367 376.61707,432.62052 376.94261,433.46887 C 377.26815,434.31721 435.3136,483.71851 435.3136,484.40198 C 435.3136,486.30212 430.92781,490.00031 428.74915,489.93725 C 427.6846,489.90645 376.0207,447.76192 375.35255,447.75664 z "
style="fill:#010101"
sodipodi:nodetypes="cssccscssccsssscscssszssssssssssscccssssss" />
<path
style="fill:#000000;fill-opacity:1;fill-rule:evenodd;stroke:#000000;stroke-width:1.1878264;stroke-linecap:round;stroke-linejoin:round;stroke-miterlimit:6.5;stroke-opacity:1"
d="M 422.95379,290.11796 C 428.47319,302.09076 423.26825,315.99247 411.43982,321.37162 C 399.61139,326.75075 385.61653,321.58038 380.20135,309.83062 C 374.78629,298.08085 379.99123,284.17913 391.81966,278.79998 C 403.569,273.45683 417.45174,278.50352 422.95379,290.11796 z "
id="path1387"
sodipodi:nodetypes="csssc" />
</svg>

After

Width:  |  Height:  |  Size: 5.4 KiB

7880
gfx/danger.eps Normal file

File diff suppressed because it is too large Load Diff

117
gfx/danger.svg Normal file
View File

@ -0,0 +1,117 @@
<?xml version="1.0" encoding="UTF-8" standalone="no"?>
<!-- Created with Inkscape (http://www.inkscape.org/) -->
<svg
xmlns:svg="http://www.w3.org/2000/svg"
xmlns="http://www.w3.org/2000/svg"
xmlns:xlink="http://www.w3.org/1999/xlink"
xmlns:inkscape="http://www.inkscape.org/namespaces/inkscape"
version="1.0"
width="559.39258"
height="593.8858"
id="svg2">
<defs
id="defs4">
<linearGradient
id="linearGradient13919">
<stop
style="stop-color:#ffffff;stop-opacity:1"
offset="0"
id="stop13921" />
<stop
style="stop-color:#959595;stop-opacity:1"
offset="1"
id="stop13923" />
</linearGradient>
<linearGradient
id="linearGradient12932">
<stop
style="stop-color:#000000;stop-opacity:1"
offset="0"
id="stop12934" />
<stop
style="stop-color:#3e3e3e;stop-opacity:1"
offset="1"
id="stop12936" />
</linearGradient>
<linearGradient
x1="113.11522"
y1="753.27679"
x2="113.11522"
y2="178.30824"
id="linearGradient12938"
xlink:href="#linearGradient12932"
gradientUnits="userSpaceOnUse" />
<linearGradient
x1="501.19025"
y1="313.8848"
x2="643.4162"
y2="431.43213"
id="linearGradient13925"
xlink:href="#linearGradient13919"
gradientUnits="userSpaceOnUse" />
<filter
id="filter14908">
<feGaussianBlur
id="feGaussianBlur14910"
stdDeviation="3.9481105"
inkscape:collect="always" />
</filter>
</defs>
<g
transform="translate(-103.93952,-170.14828)"
id="layer1">
<path
d="M 272.00589,182.8341 C 272.00589,182.8341 280.97552,178.64828 291.73906,178.64828 C 302.50261,178.64828 329.11249,181.93714 341.66996,223.49639 C 354.22743,265.05564 354.82541,336.81262 354.82541,336.81262 C 354.82541,336.81262 414.02492,337.4106 485.7819,333.52376 C 485.7819,333.52376 510.59785,348.47313 512.39178,417.24024 C 513.61713,464.21191 509.10292,470.46 492.95759,482.41949 C 492.95759,482.41949 426.2834,416.64226 356.91832,425.61189 C 356.91832,425.61189 364.39301,565.23901 436.14999,729.08412 C 436.14999,729.08412 360.21911,763.53407 297.21713,763.53407 C 234.21516,763.53407 171.00176,736.89565 158.3168,729.49609 C 158.3168,729.49609 192.35478,714.48555 206.73107,652.32924 C 221.10736,590.17292 224.49002,551.27237 224.49002,551.27237 C 224.49002,551.27237 188.97212,545.77556 161.91087,528.86227 C 134.84962,511.94899 112.43952,489.96172 112.43952,489.96172 C 112.43952,489.96172 179.66982,421.46293 189.39496,410.89213 C 199.12009,400.32133 220.89595,378.96831 242.46038,343.87324 C 242.46038,343.87324 224.06719,321.25173 224.06719,296.30464 C 224.06719,271.35755 244.36313,234.57116 247.74578,227.80584 C 251.12844,221.04053 266.35039,187.21397 272.00589,182.8341 z "
style="opacity:0.79148937;fill:#000000;fill-opacity:1;fill-rule:evenodd;stroke:#000000;stroke-width:1px;stroke-linecap:butt;stroke-linejoin:miter;stroke-opacity:1;filter:url(#filter14908)"
id="path13929" />
<path
d="M 493.65644,280.27083 C 493.65644,280.27083 504.65007,280.05941 515.64371,283.65349 C 526.63734,287.24756 560.67532,298.24119 573.5717,307.33208 C 586.46808,316.42297 592.59914,329.9536 592.59914,329.9536 L 616.27774,370.12264 L 638.89925,418.95975 L 652.85271,460.39729 L 653.06413,465.89411 C 653.06413,465.89411 642.49333,446.23241 639.5335,441.58126 C 636.57368,436.93011 603.38136,379.21353 590.06215,365.89432 C 576.74294,352.57511 572.09179,344.5413 572.09179,344.5413 C 572.09179,344.5413 538.89947,325.72528 530.02,325.72528 C 521.14052,325.72528 490.69661,325.51386 490.69661,325.51386 L 493.65644,280.27083 z "
style="opacity:1;color:#000000;fill:url(#linearGradient13925);fill-opacity:1;fill-rule:evenodd;stroke:#4549ff;stroke-width:1px;stroke-linecap:butt;stroke-linejoin:miter;marker:none;marker-start:none;marker-mid:none;marker-end:none;stroke-miterlimit:4;stroke-dasharray:none;stroke-dashoffset:0;stroke-opacity:1;visibility:visible;display:inline;overflow:visible;enable-background:accumulate"
id="path13917" />
<path
d="M 491.53125,277.28125 L 491.40625,279.28125 L 489.09375,326.25 L 488.96875,328.8125 L 491.4375,328.125 C 491.4375,328.125 530.3228,317.28519 567.59375,345 C 586.27407,358.89077 607.93711,390.90225 624.65625,419.34375 C 641.37539,447.78525 653.28125,472.6875 653.28125,472.6875 L 663.3321,494.0979 L 656.75,471.375 C 638.31403,405.87109 611.26268,352.83555 590.34375,323.0625 C 577.49592,304.77673 553.27503,293.57697 532.3125,286.75 C 511.34997,279.92303 493.5,277.53125 493.5,277.53125 L 491.53125,277.28125 z M 495.03125,281.5625 C 497.74523,281.95194 512.35719,284.12762 531.15625,290.25 C 551.77124,296.96379 575.3259,308.12749 587.3125,325.1875 C 605.72586,351.39448 634.06015,404.80452 650.67814,461.32018 C 645.68588,451.77527 635.56481,430.60331 627.84375,417.46875 C 611.03654,388.87741 589.55769,356.71385 569.8125,342.03125 C 534.59944,315.84669 499.17536,322.64304 492.90625,324.09375 L 495.03125,281.5625 z "
style="opacity:1;color:#000000;fill:#000000;fill-opacity:1;fill-rule:evenodd;stroke:none;stroke-width:3.70000005;stroke-linecap:butt;stroke-linejoin:miter;marker:none;stroke-miterlimit:4;stroke-dasharray:none;stroke-dashoffset:0;stroke-opacity:1;visibility:visible;display:inline;overflow:visible;enable-background:accumulate"
id="path8073" />
<path
d="M 264.00589,174.8341 C 264.00589,174.8341 272.97552,170.64828 283.73906,170.64828 C 294.50261,170.64828 321.11249,173.93714 333.66996,215.49639 C 346.22743,257.05564 346.82541,328.81262 346.82541,328.81262 C 346.82541,328.81262 406.02492,329.4106 477.7819,325.52376 C 477.7819,325.52376 502.59785,340.47313 504.39178,409.24024 C 505.61713,456.21191 501.10292,462.46 484.95759,474.41949 C 484.95759,474.41949 418.2834,408.64226 348.91832,417.61189 C 348.91832,417.61189 356.39301,557.23901 428.14999,721.08412 C 428.14999,721.08412 352.21911,755.53407 289.21713,755.53407 C 226.21516,755.53407 163.00176,728.89565 150.3168,721.49609 C 150.3168,721.49609 184.35478,706.48555 198.73107,644.32924 C 213.10736,582.17292 216.49002,543.27237 216.49002,543.27237 C 216.49002,543.27237 180.97212,537.77556 153.91087,520.86227 C 126.84962,503.94899 104.43952,481.96172 104.43952,481.96172 C 104.43952,481.96172 171.66982,413.46293 181.39496,402.89213 C 191.12009,392.32133 212.89595,370.96831 234.46038,335.87324 C 234.46038,335.87324 216.06719,313.25173 216.06719,288.30464 C 216.06719,263.35755 236.36313,226.57116 239.74578,219.80584 C 243.12844,213.04053 258.35039,179.21397 264.00589,174.8341 z "
style="fill:#000000;fill-opacity:1;fill-rule:evenodd;stroke:#000000;stroke-width:1px;stroke-linecap:butt;stroke-linejoin:miter;stroke-opacity:1"
id="path2221" />
<path
d="M 265.96137,184.60507 L 267.75841,190.63043 C 267.75841,190.63043 262.36146,198.45411 259.37159,205.6298 C 256.38171,212.8055 248.60804,230.44576 246.21614,235.67804 C 243.82424,240.91032 239.48892,254.21526 237.24652,259.59703 C 235.00411,264.97881 233.21019,275.44337 233.21019,279.92818 C 233.21019,284.41299 234.10715,292.63514 238.44247,299.96034 C 242.77779,307.28553 255.93324,322.83287 262.36147,327.16819 C 268.7897,331.50351 266.73026,330.5282 269.23818,331.50351 C 271.92906,332.54997 275.8159,334.0449 275.8159,334.0449 C 275.8159,334.0449 275.96539,331.05503 277.46033,329.70958 C 277.46033,329.70958 279.40375,327.61667 280.15121,326.27123 C 280.89868,324.92579 287.47641,313.86325 288.82185,312.21882 C 290.16729,310.57439 291.66223,307.8835 291.96122,305.94008 C 292.2602,303.99667 293.90464,300.8573 294.6521,299.81084 C 295.39957,298.76439 297.49248,293.23312 297.64198,290.54223 C 297.79147,287.85135 298.68843,276.9383 295.99755,264.08185 C 293.30666,251.22539 275.51691,189.63398 274.91893,187.84005 C 274.32096,186.04613 272.82602,182.45828 275.36742,180.96334 C 277.90881,179.4684 284.03805,177.37549 292.85818,180.21587 C 301.67831,183.05625 320.51452,194.26828 328.73667,225.66196 C 336.95882,257.05564 340.84566,280.07767 342.63959,334.49338 C 342.63959,334.49338 375.22921,338.67921 402.73606,338.67921 C 430.2429,338.67921 479.87481,330.90553 479.87481,330.90553 C 479.87481,330.90553 464.92544,347.05085 464.92544,373.66074 C 464.92544,400.27062 482.86469,467.54279 482.86469,467.54279 C 482.86469,467.54279 440.40847,410.1372 372.53833,410.1372 C 372.53833,410.1372 352.50617,409.53923 344.43351,413.72505 C 344.43351,413.72505 341.14465,476.21342 354.89807,527.63926 C 368.65149,579.06509 423.96416,721.08412 423.96416,721.08412 C 423.96416,721.08412 343.53655,752.77679 296.89451,752.77679 C 250.25247,752.77679 213.776,746.49805 156.07143,722.28007 C 156.07143,722.28007 185.97018,700.75297 200.91955,658.29676 C 215.86892,615.84055 221.98683,602.04603 226.63799,527.20476 C 231.28914,452.36348 231.71197,423.6109 231.71197,423.6109 L 217.33568,506.90882 C 217.33568,506.90882 192.84689,484.88406 165.34004,479.80127 C 137.8332,474.71848 113.61522,478.60532 113.61522,478.60532 C 113.61522,478.60532 172.21675,430.46835 191.35195,407.44631 C 210.48714,384.42428 240.68487,337.18427 240.68487,337.18427 C 240.68487,337.18427 226.93145,300.10983 226.93145,278.88172 C 226.93145,257.65362 254.13931,202.93892 265.96137,184.60507 z "
style="opacity:1;color:#000000;fill:url(#linearGradient12938);fill-opacity:1;fill-rule:evenodd;stroke:#000000;stroke-width:1px;stroke-linecap:butt;stroke-linejoin:miter;marker:none;marker-start:none;marker-mid:none;marker-end:none;stroke-miterlimit:4;stroke-dasharray:none;stroke-dashoffset:0;stroke-opacity:1;visibility:visible;display:inline;overflow:visible;enable-background:accumulate"
id="path3212" />
<path
d="M 281.34718,232.23969 C 281.34718,232.23969 278.02024,235.07862 274.65896,236.97768 C 271.93678,238.51566 269.1358,238.87615 269.83615,241.05981 C 270.65921,243.62609 272.65999,242.94357 274.17148,241.80728 C 277.51449,239.29411 281.34718,232.23969 281.34718,232.23969 z "
style="opacity:1;color:#000000;fill:#c60000;fill-opacity:1;fill-rule:evenodd;stroke:#c60000;stroke-width:1px;stroke-linecap:butt;stroke-linejoin:miter;marker:none;marker-start:none;marker-mid:none;marker-end:none;stroke-miterlimit:4;stroke-dasharray:none;stroke-dashoffset:0;stroke-opacity:1;visibility:visible;display:inline;overflow:visible;enable-background:accumulate"
id="path3214" />
<path
d="M 250.53686,232.11988 C 250.53686,232.11988 253.9208,234.89061 257.31998,236.72097 C 260.07286,238.20331 262.88058,238.50681 262.22475,240.70425 C 261.45401,243.28672 259.43978,242.64501 257.90551,241.53966 C 254.51212,239.09495 250.53686,232.11988 250.53686,232.11988 z "
style="opacity:1;color:#000000;fill:#c60000;fill-opacity:1;fill-rule:evenodd;stroke:#c60000;stroke-width:1px;stroke-linecap:butt;stroke-linejoin:miter;marker:none;marker-start:none;marker-mid:none;marker-end:none;stroke-miterlimit:4;stroke-dasharray:none;stroke-dashoffset:0;stroke-opacity:1;visibility:visible;display:inline;overflow:visible;enable-background:accumulate"
id="path3216" />
<path
d="M 476.95593,273.16936 C 476.95593,273.16936 479.47835,297.40258 482.13105,327.68738 C 482.62552,333.33244 484.39028,338.63665 484.84781,344.41454 C 486.46914,364.88982 486.06274,385.7771 486.45253,399.67264 C 487.73116,445.41366 485.14844,486.09034 478.42122,513.1487 C 473.11578,534.48838 469.15261,568.4407 469.15261,578.60628 C 469.15261,588.77185 467.91531,605.97396 463.72949,626.00612 C 459.54367,646.03828 440.90863,728.57948 440.90863,728.57948 C 440.90863,728.57948 442.245,733.75629 447.88316,735.7345 C 453.56946,737.7296 464.06982,730.81155 464.62645,728.5588 C 465.20468,726.21867 474.19405,665.47246 474.79203,654.11094 C 475.39,642.74941 483.76165,583.54991 484.35962,576.97218 C 484.9576,570.39446 494.22621,489.96684 494.22621,463.95494 C 494.22621,437.94303 497.51507,397.87872 496.31912,341.96807 C 496.31912,341.96807 496.31912,335.98832 493.62823,332.25098 C 490.93735,328.51363 491.38583,322.68338 491.38583,318.64705 C 491.38583,314.61072 493.32925,273.64944 494.22621,270.65957 C 495.12317,267.66969 477.10542,273.76733 476.95593,273.16936 z "
style="opacity:1;color:#000000;fill:#ff9c00;fill-opacity:1;fill-rule:evenodd;stroke:#000000;stroke-width:3.70000005;stroke-linecap:butt;stroke-linejoin:miter;marker:none;marker-start:none;marker-mid:none;marker-end:none;stroke-miterlimit:4;stroke-dasharray:none;stroke-dashoffset:0;stroke-opacity:1;visibility:visible;display:inline;overflow:visible;enable-background:accumulate"
id="path3218" />
<path
d="M 442.56664,727.74938 L 448.48032,718.15964 L 450.07861,730.14681 C 450.07861,730.14681 454.87348,724.39297 459.66835,703.45536 C 459.66835,703.45536 455.67263,726.95023 455.03331,728.70835 C 454.39399,730.46647 463.34442,725.99126 467.65981,703.93485 C 471.97519,681.87844 464.94271,728.38869 464.94271,728.38869 L 453.91451,734.4622 L 446.88203,735.26134 L 440.6487,728.86818 L 442.56664,727.74938 z "
style="opacity:1;color:#000000;fill:#000000;fill-opacity:1;fill-rule:evenodd;stroke:#000000;stroke-width:0.30000001;stroke-linecap:butt;stroke-linejoin:miter;marker:none;marker-start:none;marker-mid:none;marker-end:none;stroke-miterlimit:4;stroke-dasharray:none;stroke-dashoffset:0;stroke-opacity:1;visibility:visible;display:inline;overflow:visible;enable-background:accumulate"
id="path5160" />
<path
d="M 432.49742 258.41138 A 6.9525638 3.4363246 0 1 1 418.5923,258.41138 A 6.9525638 3.4363246 0 1 1 432.49742 258.41138 z"
transform="matrix(1.2764381,0,0,0.9546539,-57.860767,23.225633)"
style="fill:#503100;fill-opacity:1;stroke:#000000;stroke-width:3;stroke-miterlimit:4;stroke-dasharray:none;stroke-opacity:1"
id="path5162" />
<path
d="M 478.36835,273.83487 C 478.36835,273.83487 481.56493,275.91265 481.72476,278.9494 C 481.88459,281.98615 484.92134,285.0229 484.76151,287.26051 C 484.60169,289.49812 485.241,295.41179 485.241,295.41179 C 485.241,295.41179 485.08117,277.19128 486.67946,276.07248 C 488.27775,274.95367 488.27775,278.9494 488.59741,281.02718 C 488.91707,283.10496 488.91707,284.86308 488.91707,284.86308 C 488.91707,284.86308 492.11365,280.70752 492.75297,278.15026 C 493.39228,275.59299 493.55211,271.91692 493.55211,271.91692 L 479.00767,272.07675 L 478.36835,273.83487 z "
style="opacity:1;color:#000000;fill:#000000;fill-opacity:1;fill-rule:evenodd;stroke:#000000;stroke-width:0.30000001;stroke-linecap:butt;stroke-linejoin:miter;marker:none;marker-start:none;marker-mid:none;marker-end:none;stroke-miterlimit:4;stroke-dasharray:none;stroke-dashoffset:0;stroke-opacity:1;visibility:visible;display:inline;overflow:visible;enable-background:accumulate"
id="path6133" />
<path
d="M 491.87292,321.61856 C 492.65157,321.6926 498.46184,322.37618 499.70601,321.7541 C 501.53374,320.84023 502.40246,319.65781 503.69568,319.0112 C 504.98613,318.36597 507.2177,318.54355 508.18405,319.50991 C 509.53301,320.85886 509.44463,321.00603 511.42566,321.00603 C 511.93392,321.00603 514.66056,318.88987 515.41533,318.51249 C 516.30345,318.06843 518.86267,318.51249 519.90371,318.51249 C 521.62603,318.51249 522.44481,319.55747 523.64402,320.75668 C 524.96521,322.07787 526.82979,322.62944 528.38175,323.25022 C 529.75709,323.80036 532.46452,323.77636 533.86755,323.25022 C 535.86238,322.50216 537.4682,322.6412 539.10399,323.25022 C 541.11323,323.99828 541.4435,323.84425 542.8443,325.24506 C 543.7642,326.16495 545.09025,326.9923 545.83655,327.7386 C 546.62786,328.52991 548.17898,329.23472 549.70154,329.23472 C 551.05133,329.23472 552.60724,329.93951 553.69121,330.48149 C 555.26613,331.26896 556.55911,331.3544 558.05491,332.1023 C 559.61974,332.88472 560.36173,334.47175 561.04716,335.84262 C 561.56483,336.87795 564.18987,337.38924 565.28619,338.21148 C 565.91756,338.68501 568.44936,338.5659 569.0265,338.71019 C 570.17908,338.99833 571.31533,339.35589 572.51746,339.95696 C 574.03516,340.71581 574.60442,342.93652 575.50971,344.44534 C 576.5034,346.10148 577.53188,347.83212 579.00067,348.93372 C 580.15266,349.79771 580.00683,351.08658 581.36954,351.42726 C 582.7205,351.765 583.83604,352.35558 585.10985,352.67403 C 586.23577,352.95551 587.84238,354.66109 588.85017,355.41693 C 590.12238,356.37109 590.99046,359.48974 591.34371,360.90272 C 591.82288,362.81942 592.6361,364.6324 593.33854,366.38852 C 593.97914,367.99 596.56069,368.73792 597.70225,369.87948 C 598.79508,370.97231 599.27958,371.85258 600.56982,372.4977 C 601.63174,373.02866 602.76991,374.51685 603.31272,375.2406 C 604.02141,376.18552 604.03827,378.1428 604.31014,379.23026 C 604.71562,380.85219 605.99516,382.39127 606.80368,383.46929 C 607.88041,384.90493 608.65853,386.0722 609.79593,387.2096 C 610.35715,387.77082 612.12797,388.37562 612.78818,388.70573 C 613.71947,389.17137 614.10309,391.58489 614.53366,392.44604 C 614.96675,393.31222 615.34972,395.21156 615.53108,395.937 C 615.90599,397.43666 617.45791,398.16985 617.89994,399.05393 C 618.45204,400.15813 619.36994,401.02263 620.14413,401.79683 C 621.05271,402.7054 621.78531,404.08176 622.38832,405.28779 C 623.1166,406.74433 623.32459,407.47558 623.63509,409.0281 C 623.8692,410.19865 624.56215,411.13157 625.13122,412.26971 C 625.68634,413.37996 626.65957,414.31825 627.37541,415.51131 C 628.13186,416.77207 628.52666,417.37878 629.37024,418.50356 C 630.17118,419.57148 630.53347,420.83002 631.11572,421.99452 C 631.68999,423.14306 631.91187,424.58423 632.36249,425.48548 C 632.43684,425.63417 632.23781,427.31409 632.23781,427.48032 L 632.11314,427.35564 C 632.11314,427.35564 616.40382,399.67731 593.71258,368.6327 C 571.02134,337.58809 544.96381,330.4815 529.12982,325.99312 C 513.29582,321.50474 496.09037,324.9957 496.09037,324.9957 L 491.87292,321.61856 z "
style="fill:#000000;fill-opacity:1;fill-rule:evenodd;stroke:#000000;stroke-width:0.2;stroke-linecap:butt;stroke-linejoin:miter;stroke-miterlimit:4;stroke-dasharray:none;stroke-opacity:1"
id="path8075" />
<path
d="M 478.75158,286.61331 C 478.66408,285.29668 477.99738,283.95281 477.16598,282.91353 C 476.46958,282.04306 475.73478,281.58803 474.94608,280.79937 C 474.19058,280.04384 473.88908,278.79672 473.88908,277.73384 C 473.88908,277.59289 473.88908,277.45195 473.88908,277.311 C 473.88908,274.63447 476.49728,279.67343 476.84888,280.37654 C 477.12208,280.92289 477.44578,281.38389 477.80028,281.85645"
style="fill:#000000;fill-opacity:1;fill-rule:evenodd;stroke:#000000;stroke-width:1px;stroke-linecap:butt;stroke-linejoin:miter;stroke-opacity:1"
id="path13927" />
</g>
</svg>

After

Width:  |  Height:  |  Size: 18 KiB

168
gfx/disaster.eps Normal file
View File

@ -0,0 +1,168 @@
%!PS-Adobe-3.0 EPSF-3.0
%%Creator: cairo 1.12.2 (http://cairographics.org)
%%CreationDate: Mon Mar 11 16:37:35 2013
%%Pages: 1
%%DocumentData: Clean7Bit
%%LanguageLevel: 2
%%BoundingBox: 0 -1 433 383
%%EndComments
%%BeginProlog
save
50 dict begin
/q { gsave } bind def
/Q { grestore } bind def
/cm { 6 array astore concat } bind def
/w { setlinewidth } bind def
/J { setlinecap } bind def
/j { setlinejoin } bind def
/M { setmiterlimit } bind def
/d { setdash } bind def
/m { moveto } bind def
/l { lineto } bind def
/c { curveto } bind def
/h { closepath } bind def
/re { exch dup neg 3 1 roll 5 3 roll moveto 0 rlineto
0 exch rlineto 0 rlineto closepath } bind def
/S { stroke } bind def
/f { fill } bind def
/f* { eofill } bind def
/n { newpath } bind def
/W { clip } bind def
/W* { eoclip } bind def
/BT { } bind def
/ET { } bind def
/pdfmark where { pop globaldict /?pdfmark /exec load put }
{ globaldict begin /?pdfmark /pop load def /pdfmark
/cleartomark load def end } ifelse
/BDC { mark 3 1 roll /BDC pdfmark } bind def
/EMC { mark /EMC pdfmark } bind def
/cairo_store_point { /cairo_point_y exch def /cairo_point_x exch def } def
/Tj { show currentpoint cairo_store_point } bind def
/TJ {
{
dup
type /stringtype eq
{ show } { -0.001 mul 0 cairo_font_matrix dtransform rmoveto } ifelse
} forall
currentpoint cairo_store_point
} bind def
/cairo_selectfont { cairo_font_matrix aload pop pop pop 0 0 6 array astore
cairo_font exch selectfont cairo_point_x cairo_point_y moveto } bind def
/Tf { pop /cairo_font exch def /cairo_font_matrix where
{ pop cairo_selectfont } if } bind def
/Td { matrix translate cairo_font_matrix matrix concatmatrix dup
/cairo_font_matrix exch def dup 4 get exch 5 get cairo_store_point
/cairo_font where { pop cairo_selectfont } if } bind def
/Tm { 2 copy 8 2 roll 6 array astore /cairo_font_matrix exch def
cairo_store_point /cairo_font where { pop cairo_selectfont } if } bind def
/g { setgray } bind def
/rg { setrgbcolor } bind def
/d1 { setcachedevice } bind def
%%EndProlog
%%Page: 1 1
%%BeginPageSetup
%%PageBoundingBox: 0 -1 433 383
%%EndPageSetup
q 0 -1 433 384 rectclip q
Q q
0 382.081 432.77 -382.082 re W n
q
0 382.081 433 -383 re W n
[ 1 0 0 1 -0.000000000000000433 -0.919189 ] concat
q
1 g
98.395 22.645 m 19.328 22.645 l 215.699 366.02 l 412.176 22.645 l 98.395
22.645 l f*
Q
Q
q
0 382.081 433 -383 re W n
[ 1 0 0 1 -0.000000000000000433 -0.919189 ] concat
q
0.858824 0 0 rg
404.199 0.918 m 414.375 1.051 423.844 6.504 428.922 15.348 c 434.02 24.223
434.02 35.125 428.922 43.996 c 241.082 368.73 l 235.945 377.551 226.52
383 216.305 383 c 206.09 383 196.648 377.551 191.539 368.73 c 3.91 43.996
l -1.305 35.125 -1.305 24.223 3.91 15.348 c 9.004 6.5 18.473 1.051 28.66
1.051 c 404.199 0.918 l 45.262 39.258 m 387.438 39.258 l 216.41 335.344
l h
f*
Q
Q
1 g
260.914 138.405 m 255.727 135.956 252.324 132.753 246.258 131.94 c 238.434
130.882 230.285 138.37 227.297 143.577 c 221.793 153.151 232.133 153.714
239.363 157.366 c 245.207 160.323 255.363 156.081 260.914 154.784 c 260.766
149.475 261.855 143.604 260.914 138.405 c h
f
0 g
231.172 57.37 m 222.711 53.753 217.293 49.542 207.035 53.917 c 200.984
56.503 192.719 61.132 187.203 65.991 c 184.824 68.085 179.41 74.182 179.02
76.768 c 178.715 78.753 179.867 79.19 180.309 81.077 c 181.871 87.698 178.75
94.839 178.156 102.194 c 179.02 102.194 l 187.199 100.319 182.77 85.835
188.066 81.077 c 189.965 83.139 187.621 84.389 188.066 87.971 c 189.641
88.104 190.871 87.905 191.949 87.542 c 192.594 85.026 190.375 79.647 193.672
79.78 c 195.965 79.792 194.504 83.546 195.398 84.956 c 196.41 85.093 197.012
85.635 198.414 85.389 c 199.977 83.932 200.465 81.409 201.863 79.78 c 203.008
81.874 203.961 83.112 207.035 82.37 c 208.816 81.132 208.582 77.878 210.484
76.768 c 211.258 76.714 211.391 77.296 212.211 77.194 c 213.93 77.346 212.406
80.733 213.5 81.507 c 217.535 81.089 219.254 78.35 221.258 75.905 c 223.805
76.663 223.523 80.249 225.141 81.936 c 226.719 81.221 229.461 81.667 229.879
79.78 c 232.281 80.253 231.969 83.444 235.055 83.233 c 236.031 80.885 235.898
80.077 237.207 78.057 c 241.594 78.561 238.43 82.225 238.93 85.815 c 248.543
85.405 244.879 100.561 252.293 100.901 c 254.84 98.686 252.25 95.26 251.859
92.71 c 251.301 89.026 250.836 84.229 251.004 80.643 c 251.105 78.35 252.52
75.839 252.293 73.749 c 251.453 65.968 237.242 59.96 231.172 57.37 c h
f
1 g
217.812 141.85 m 222.059 136.87 226.266 129.663 229.879 125.471 c 230.062
122.128 229.664 119.362 228.152 117.714 c 221.789 117.237 220.367 121.706
219.531 126.764 c 215.266 125.718 218.402 117.264 213.93 116.417 c 211.043
116.69 209.066 117.874 207.035 119.007 c 207.414 130.303 213.035 133.71
216.52 141.85 c h
f
0 g
229.879 125.471 m 226.266 129.663 222.059 136.87 217.812 141.85 c 216.52
141.85 l 213.035 133.71 207.414 130.307 207.035 119.007 c 209.066 117.874
211.043 116.69 213.93 116.417 c 218.402 117.264 215.266 125.721 219.531
126.764 c 220.367 121.706 221.789 117.237 228.152 117.714 c 229.664 119.362
230.062 122.128 229.879 125.471 c h
246.258 131.94 m 252.324 132.753 255.727 135.956 260.914 138.405 c 261.855
143.604 260.766 149.475 260.914 154.784 c 255.363 156.081 245.207 160.323
239.363 157.366 c 232.133 153.714 221.793 153.147 227.297 143.577 c 230.285
138.37 238.434 130.882 246.258 131.94 c h
210.91 90.553 m 208.223 90.803 207.965 88.624 205.742 88.401 c 200.176
88.889 204.066 96.8 201.863 100.038 c 200.855 97.62 201.176 93.878 198.414
92.284 c 195.105 91.53 193.215 94.073 192.379 97.022 c 191.438 98.389 190.383
94.811 188.934 96.593 c 187.289 100.776 188.07 104.327 185.914 106.94 c
184.199 109.018 180.016 111.405 176.43 111.249 c 174.715 111.175 172.801
109.018 170.828 109.096 c 167.969 109.202 166.039 112.319 164.363 113.405
c 163.48 122.639 166.418 126.62 163.5 134.093 c 157.477 149.522 148.754
158.296 150.137 180.643 c 150.77 190.87 158.664 209.893 166.09 214.264
c 167.297 214.979 181.465 231.077 218.676 231.077 c 256.785 231.077 270.207
206.815 272.984 202.198 c 277.828 194.147 279.852 188.159 280.742 175.905
c 281.07 171.382 281.785 165.932 281.176 160.819 c 279.641 147.968 268.242
140.737 270.398 124.612 c 270.746 122.003 272.246 120.835 272.121 117.718
c 271.969 113.944 269.484 110.268 267.809 109.096 c 262.891 105.643 253.035
108.882 247.984 105.643 c 246.074 104.428 245.973 102.069 244.102 100.042
c 237.656 98.925 236.031 95.624 235.914 88.401 c 232.363 87.62 232.297
92.409 229.449 93.577 c 225.672 93.194 228.074 88.522 227.297 85.819 c 225.395
85.71 223.957 85.132 221.688 85.389 c 221.109 86.534 221.551 88.698 220.395
89.264 c 217.738 89.624 218.66 86.409 217.379 85.389 c 212.273 85.057 212.832
88.28 210.91 90.553 c h
195.668 157.366 m 189.824 160.323 179.668 156.081 174.113 154.784 c 174.266
149.475 173.176 143.604 174.113 138.405 c 179.305 135.956 182.707 132.753
188.773 131.94 c 196.598 130.882 204.742 138.37 207.734 143.577 c 213.238
153.147 202.895 153.714 195.668 157.366 c h
f
1 g
174.113 154.78 m 179.668 156.077 189.824 160.323 195.668 157.366 c 202.895
153.714 213.238 153.147 207.734 143.577 c 204.742 138.37 196.598 130.882
188.773 131.936 c 182.707 132.753 179.305 135.956 174.113 138.405 c 173.176
143.604 174.262 149.475 174.113 154.78 c h
f
Q Q
showpage
%%Trailer
end restore
%%EOF

BIN
gfx/disaster.pdf Normal file

Binary file not shown.

124
gfx/disaster.svg Normal file
View File

@ -0,0 +1,124 @@
<?xml version="1.0" encoding="UTF-8" standalone="no"?>
<!-- Generator: Adobe Illustrator 15.0.0, SVG Export Plug-In . SVG Version: 6.00 Build 0) -->
<svg
xmlns:dc="http://purl.org/dc/elements/1.1/"
xmlns:cc="http://creativecommons.org/ns#"
xmlns:rdf="http://www.w3.org/1999/02/22-rdf-syntax-ns#"
xmlns:svg="http://www.w3.org/2000/svg"
xmlns="http://www.w3.org/2000/svg"
xmlns:xlink="http://www.w3.org/1999/xlink"
xmlns:sodipodi="http://sodipodi.sourceforge.net/DTD/sodipodi-0.dtd"
xmlns:inkscape="http://www.inkscape.org/namespaces/inkscape"
version="1.1"
id="Layer_1"
x="0px"
y="0px"
width="540.93073"
height="477.60098"
viewBox="0 0 540.93073 477.60097"
enable-background="new 0 0 566.93 481.89"
xml:space="preserve"
inkscape:version="0.48.1 "
sodipodi:docname="ZZ1.svg"><metadata
id="metadata34"><rdf:RDF><cc:Work
rdf:about=""><dc:format>image/svg+xml</dc:format><dc:type
rdf:resource="http://purl.org/dc/dcmitype/StillImage" /></cc:Work></rdf:RDF></metadata><defs
id="defs32" /><sodipodi:namedview
pagecolor="#ffffff"
bordercolor="#666666"
borderopacity="1"
objecttolerance="10"
gridtolerance="10"
guidetolerance="10"
inkscape:pageopacity="0"
inkscape:pageshadow="2"
inkscape:window-width="1280"
inkscape:window-height="1004"
id="namedview30"
showgrid="false"
fit-margin-top="0"
fit-margin-left="0"
fit-margin-right="0"
fit-margin-bottom="0"
inkscape:zoom="0.54161737"
inkscape:cx="737.78073"
inkscape:cy="238.801"
inkscape:window-x="-8"
inkscape:window-y="-8"
inkscape:window-maximized="1"
inkscape:current-layer="g3" />
<g
id="g3"
transform="translate(-18.809,-2.1450104)">
<defs
id="defs5">
<polyline
id="SVGID_1_"
points="18.809,2.145 18.809,479.746 559.77,479.746 559.77,2.145 " />
</defs>
<clipPath
id="SVGID_2_">
<use
xlink:href="#SVGID_1_"
overflow="visible"
id="use9"
style="overflow:visible"
x="0"
y="0"
width="566.92999"
height="481.89001" />
</clipPath>
<polyline
clip-path="url(#SVGID_2_)"
clip-rule="evenodd"
points="141.802,452.59 42.968,452.59 288.433,23.373 534.028,452.59 141.802,452.59 "
id="polyline11"
style="fill:#ffffff;fill-rule:evenodd;stroke:none" />
<path
clip-path="url(#SVGID_2_)"
clip-rule="evenodd"
d="m 524.056,479.746 c 12.722,-0.164 24.556,-6.979 30.907,-18.037 6.369,-11.09 6.369,-24.719 0,-35.811 L 320.16,19.981 C 313.74,8.956 301.96,2.145 289.189,2.145 c -12.769,0 -24.571,6.811 -30.956,17.836 L 23.699,425.898 c -6.523,11.092 -6.523,24.721 0,35.811 6.367,11.059 18.199,17.873 30.935,17.873 l 469.422,0.164 M 75.387,431.822 H 503.105 L 289.322,61.715 75.387,431.822 z"
id="path13"
style="fill:#db0000;fill-opacity:1;fill-rule:evenodd;stroke:none"
inkscape:connector-curvature="0" />
</g>
<g
id="XMLID_2_"
style="stroke:none"
transform="translate(-18.809,-2.1450104)">
<g
id="g16"
style="stroke:none">
<path
d="m 344.953,306.741 c -6.487,3.059 -10.741,7.065 -18.321,8.082 -9.779,1.32 -19.965,-8.04 -23.703,-14.549 -6.879,-11.965 6.048,-12.672 15.085,-17.235 7.306,-3.697 19.999,1.608 26.939,3.229 -0.185,6.632 1.176,13.972 0,20.473 z"
id="path18"
style="fill:#ffffff;stroke:none"
inkscape:connector-curvature="0" />
<path
d="m 307.773,408.033 c -10.576,4.522 -17.346,9.786 -30.169,4.316 -7.566,-3.23 -17.896,-9.017 -24.789,-15.092 -2.976,-2.619 -9.745,-10.24 -10.233,-13.47 -0.378,-2.481 1.059,-3.031 1.615,-5.389 1.952,-8.274 -1.952,-17.201 -2.694,-26.396 0.357,0 0.721,0 1.079,0 10.226,2.344 4.687,20.452 11.312,26.396 2.371,-2.577 -0.557,-4.137 0,-8.617 1.965,-0.165 3.505,0.082 4.852,0.536 0.804,3.147 -1.966,9.868 2.151,9.703 2.866,-0.014 1.044,-4.707 2.158,-6.467 1.265,-0.172 2.021,-0.853 3.773,-0.543 1.952,1.821 2.563,4.976 4.309,7.01 1.43,-2.618 2.625,-4.164 6.467,-3.236 2.227,1.546 1.931,5.614 4.309,7.003 0.969,0.068 1.134,-0.66 2.158,-0.536 2.15,-0.186 0.247,-4.419 1.615,-5.389 5.044,0.522 7.188,3.945 9.696,7.003 3.182,-0.948 2.832,-5.429 4.853,-7.538 1.972,0.893 5.401,0.336 5.924,2.693 3.003,-0.591 2.611,-4.577 6.467,-4.315 1.223,2.935 1.058,3.944 2.693,6.467 5.484,-0.626 1.526,-5.209 2.151,-9.697 12.02,0.516 7.436,-18.432 16.707,-18.857 3.182,2.77 -0.056,7.051 -0.543,10.239 -0.701,4.604 -1.278,10.604 -1.072,15.085 0.131,2.866 1.896,6.007 1.615,8.618 -1.051,9.725 -18.816,17.237 -26.404,20.473 z"
id="path20"
style="fill:#000000;stroke:none"
inkscape:connector-curvature="0" />
<path
d="m 291.074,302.433 c 5.306,6.227 10.569,15.236 15.085,20.473 0.227,4.179 -0.269,7.636 -2.158,9.697 -7.958,0.598 -9.731,-4.989 -10.776,-11.313 -5.332,1.307 -1.415,11.876 -7.003,12.935 -3.607,-0.344 -6.082,-1.821 -8.618,-3.237 0.475,-14.123 7.498,-18.377 11.855,-28.555 0.536,0 1.072,0 1.615,0 z"
id="path22"
style="fill:#ffffff;stroke:none"
inkscape:connector-curvature="0" />
<path
d="m 306.159,322.905 c -4.516,-5.236 -9.779,-14.246 -15.085,-20.473 -0.543,0 -1.079,0 -1.615,0 -4.357,10.178 -11.38,14.432 -11.855,28.555 2.536,1.416 5.01,2.894 8.618,3.237 5.588,-1.059 1.671,-11.628 7.003,-12.935 1.045,6.323 2.818,11.91 10.776,11.313 1.89,-2.061 2.385,-5.518 2.158,-9.697 z m 20.473,-8.082 c 7.58,-1.017 11.834,-5.023 18.321,-8.082 1.176,-6.501 -0.186,-13.841 0,-20.473 -6.94,-1.621 -19.634,-6.927 -26.939,-3.229 -9.037,4.563 -21.964,5.271 -15.085,17.235 3.738,6.509 13.924,15.87 23.703,14.549 z m -44.183,51.729 c -3.36,-0.31 -3.684,2.412 -6.46,2.694 -6.962,-0.612 -2.096,-10.501 -4.852,-14.549 -1.257,3.023 -0.859,7.704 -4.309,9.696 -4.137,0.941 -6.501,-2.24 -7.545,-5.924 -1.175,-1.711 -2.495,2.763 -4.309,0.536 -2.055,-5.229 -1.079,-9.669 -3.773,-12.934 -2.144,-2.598 -7.374,-5.58 -11.855,-5.388 -2.144,0.096 -4.536,2.79 -7.003,2.693 -3.574,-0.13 -5.986,-4.027 -8.082,-5.388 -1.1,-11.539 2.57,-16.515 -1.079,-25.86 -7.525,-19.284 -18.432,-30.252 -16.7,-58.188 0.791,-12.783 10.659,-36.561 19.937,-42.024 1.512,-0.894 19.222,-21.016 65.734,-21.016 47.639,0 64.414,30.328 67.885,36.1 6.055,10.062 8.584,17.545 9.697,32.864 0.412,5.656 1.306,12.467 0.543,18.857 -1.918,16.068 -16.164,25.105 -13.47,45.262 0.433,3.258 2.309,4.722 2.15,8.618 -0.186,4.714 -3.292,9.312 -5.388,10.775 -6.15,4.316 -18.466,0.269 -24.782,4.316 -2.384,1.519 -2.515,4.467 -4.852,7.003 -8.055,1.395 -10.089,5.519 -10.232,14.549 -4.439,0.976 -4.522,-5.01 -8.082,-6.467 -4.722,0.474 -1.719,6.315 -2.694,9.696 -2.378,0.138 -4.172,0.859 -7.01,0.536 -0.722,-1.43 -0.172,-4.137 -1.615,-4.845 -3.319,-0.447 -2.171,3.573 -3.772,4.845 -6.378,0.415 -5.683,-3.612 -8.082,-6.457 z m -19.057,-83.513 c -7.305,-3.697 -19.999,1.608 -26.939,3.229 0.186,6.632 -1.175,13.972 0,20.473 6.487,3.059 10.741,7.065 18.322,8.082 9.779,1.32 19.964,-8.04 23.703,-14.549 6.878,-11.964 -6.049,-12.671 -15.086,-17.235 z"
id="path24"
style="fill:#000000;stroke:none"
inkscape:connector-curvature="0" />
<path
d="m 236.453,286.269 c 6.941,-1.621 19.634,-6.927 26.939,-3.229 9.037,4.563 21.964,5.271 15.085,17.235 -3.739,6.509 -13.923,15.869 -23.703,14.549 -7.581,-1.017 -11.834,-5.023 -18.322,-8.082 -1.175,-6.502 0.186,-13.842 0.001,-20.473 z"
id="path26"
style="fill:#ffffff;stroke:none"
inkscape:connector-curvature="0" />
</g>
<g
id="g28"
style="stroke:none">
</g>
</g>
</svg>

After

Width:  |  Height:  |  Size: 7.1 KiB

View File

@ -0,0 +1,13 @@
%
% Macros to produce different text for different versions of the paper.
%
\newcommand{\Preprint}[1]{#1}
\newcommand{\Publication}[1]{}
%
% No subversion info and no approval boxes anymore
%
\newcommand{\subversionInfo}{}
\newcommand{\svnid}[1]{}
\newcommand{\approvals}[2][Approval]{}

View File

@ -0,0 +1,18 @@
%
% Macros to produce different text for different versions of the paper.
%
\newcommand{\Preprint}[1]{}
\newcommand{\Publication}[1]{#1}
%
% No subversion info and no approval boxes anymore
%
\newcommand{\subversionInfo}{}
\newcommand{\svnid}[1]{}
\newcommand{\approvals}[2][Approval]{}
%
% Define a dummy command for low-level TeX programming
%
\newcommand{\isPublication}{}

View File

@ -0,0 +1,14 @@
%
% Dummy macros for the publicationPreview. Macros that are no longer allowed in
% a publication are temporarily set to empty.
%
\newcommand\sideremark[1]{}
\newcommand\questionSign[1]{}
\newcommand\disaster[1]{}
\newcommand\watchOut[1]{}
\newcommand\constructionWarning[1]{}
%
% Go on with regular publication macros
%
\input{gfx/paperVersion-publication}

View File

@ -0,0 +1,94 @@
%
% DEBUGGING MACROS
%
% sideremark
\newcommand\sideremark[1]{\marginpar{\tiny \textsf #1}}
% questionSign
\newcommand\questionSign[1]{\marginpar
[
\hskip .45in
\begin{minipage}{1.25in}
\protect{\includegraphics[width=1cm]{gfx/question}}
\tiny \sf #1
\end{minipage}
]
{
\hskip -.075in
\begin{minipage}{1.25in}
\protect{\includegraphics[width=1cm]{gfx/question}}
\tiny \sf #1
\end{minipage}
}}
% disaster
\newcommand\disaster[1]{\marginpar
[
\hskip .45in
\begin{minipage}{1.25in}
\protect{\includegraphics[width=1cm]{gfx/disaster}}
\tiny \sf #1
\end{minipage}
]
{
\hskip -.075in
\begin{minipage}{1.25in}
\protect{\includegraphics[width=1cm]{gfx/disaster}}
\tiny \sf #1
\end{minipage}
}}
% watchOut
\newcommand\watchOut[1]{\marginpar
[
\hskip .45in
\begin{minipage}{1.25in}
\protect{\includegraphics[width=1cm]{gfx/warning}}
\tiny \sf #1
\end{minipage}
]
{
\hskip -.075in
\begin{minipage}{1.25in}
\protect{\includegraphics[width=1cm]{gfx/warning}}
\tiny \sf #1
\end{minipage}
}}
% construction
\newcommand\constructionWarning[1]{\marginpar
[
\hskip .45in
\begin{minipage}{1.25in}
\protect{\includegraphics[width=1cm]{gfx/construction}}
\tiny \sf #1
\end{minipage}
]
{
\hskip -.075in
\begin{minipage}{1.25in}
\protect{\includegraphics[width=1cm]{gfx/construction}}
\tiny \sf #1
\end{minipage}
}}
% approval
\definecolor{approvalBlue}{rgb}{0.95,0.95,1.0}
\newcommand{\approvals}[2][Approval]{%
\marginpar{\tiny \sf
\colorbox{approvalBlue}{\begin{tabular}{ll}
\multicolumn{2}{l}{\vphantom{\large S}#1}\\
#2
\end{tabular}}
}
}
% todo
\newcommand\todo[1]{{\sf \color{red}#1}}
%
% Macros to produce different text for different versions of the paper.
%
\newcommand{\Preprint}[1]{\marginpar{\color{blue}\tiny\textsf Preprint only}\begin{color}{blue}#1\end{color}}
\newcommand{\Publication}[1]{\marginpar{\color{teal}\tiny\textsf Publication only}\begin{color}{teal}#1\end{color}}

184
gfx/question.eps Normal file
View File

@ -0,0 +1,184 @@
%!PS-Adobe-3.0 EPSF-3.0
%%Creator: cairo 1.12.2 (http://cairographics.org)
%%CreationDate: Thu Mar 14 14:43:13 2013
%%Pages: 1
%%DocumentData: Clean7Bit
%%LanguageLevel: 3
%%BoundingBox: 0 -1 34 35
%%EndComments
%%BeginProlog
save
50 dict begin
/q { gsave } bind def
/Q { grestore } bind def
/cm { 6 array astore concat } bind def
/w { setlinewidth } bind def
/J { setlinecap } bind def
/j { setlinejoin } bind def
/M { setmiterlimit } bind def
/d { setdash } bind def
/m { moveto } bind def
/l { lineto } bind def
/c { curveto } bind def
/h { closepath } bind def
/re { exch dup neg 3 1 roll 5 3 roll moveto 0 rlineto
0 exch rlineto 0 rlineto closepath } bind def
/S { stroke } bind def
/f { fill } bind def
/f* { eofill } bind def
/n { newpath } bind def
/W { clip } bind def
/W* { eoclip } bind def
/BT { } bind def
/ET { } bind def
/pdfmark where { pop globaldict /?pdfmark /exec load put }
{ globaldict begin /?pdfmark /pop load def /pdfmark
/cleartomark load def end } ifelse
/BDC { mark 3 1 roll /BDC pdfmark } bind def
/EMC { mark /EMC pdfmark } bind def
/cairo_store_point { /cairo_point_y exch def /cairo_point_x exch def } def
/Tj { show currentpoint cairo_store_point } bind def
/TJ {
{
dup
type /stringtype eq
{ show } { -0.001 mul 0 cairo_font_matrix dtransform rmoveto } ifelse
} forall
currentpoint cairo_store_point
} bind def
/cairo_selectfont { cairo_font_matrix aload pop pop pop 0 0 6 array astore
cairo_font exch selectfont cairo_point_x cairo_point_y moveto } bind def
/Tf { pop /cairo_font exch def /cairo_font_matrix where
{ pop cairo_selectfont } if } bind def
/Td { matrix translate cairo_font_matrix matrix concatmatrix dup
/cairo_font_matrix exch def dup 4 get exch 5 get cairo_store_point
/cairo_font where { pop cairo_selectfont } if } bind def
/Tm { 2 copy 8 2 roll 6 array astore /cairo_font_matrix exch def
cairo_store_point /cairo_font where { pop cairo_selectfont } if } bind def
/g { setgray } bind def
/rg { setrgbcolor } bind def
/d1 { setcachedevice } bind def
%%EndProlog
%%Page: 1 1
%%BeginPageSetup
%%PageBoundingBox: 0 -1 34 35
%%EndPageSetup
q 0 -1 34 36 rectclip q
q
0 34.456 34 -35 re W n
% Fallback Image: x=0 y=0 w=34 h=35 res=300ppi size=62196
[ 0.24 0 0 0.24 0 -0.584407 ] concat
/DeviceRGB setcolorspace
8 dict dup begin
/ImageType 1 def
/Width 142 def
/Height 146 def
/Interpolate false def
/BitsPerComponent 8 def
/Decode [ 0 1 0 1 0 1 ] def
/DataSource currentfile /ASCII85Decode filter /FlateDecode filter def
/Interpolate false def
/ImageMatrix [ 1 0 0 -1 0 146 ] def
end
image
Gb"0Wq0*M(fa%"rW_!km("1P%p89fCS$YcDUa0RH!]9:9:ReYC1aE2Xd"DC2nHKgD0\Bc;Q?
QQ=,YPSN-1>NPA\;DeA)j+DRVQ29h3g@9,L'oA=O28QO,kM7RecHDHfr[VIeIU&Qg`mD?F`
-\ZgtU*\@#alhM*'Hn4ic$b5;TB@!G<4GF,C-%?4*^qa/2Y.Ch\?1e4iYgmWTRZ=S9.7dkQ
4Y,fFuI<F-VQ4_egVHn!++4^8eY1(NP\KNWYin&Mb:Z#o0FH?%u-[Q%FD4SS42dDjH?H3TO
jdq(l^pr7iHJMSE=U-9uBj4ne\S#eg8c1:;@8=Ark@%3&lLH=-&m$@-VMp+MDj6g]lkt(cp
Jpk\[k[sL;.ADF3j5m!>;=Uh]nQHJBqAu1"Xc7+?UN.c,P>eUhh]kPF.HBK9W4+V#qM2'Xc
2TE%i(]b\UEN50F1d_]h'dJMk=]mAq"c4Jb<A5rZmea`QqNP*nbbbp"AGmVX?1i@n<]QG:0
Xp/,lfqe2"DoJeRh6$dRH9-36,=_7?nIo:\)2I2u=(9KZGUO]ZeQO>^=I/h.nh0!(`lQ3p&
8q*ps[*m%lK!R$eI;HRZg.E-UEB+dj'WQPtX<g,VDc'CLoV$0d19D-_n.>am1C!@=oQF.ro
79<rcGd0#)Y^Wi%5D_g0,+2oUZEt-WZe]Du'$m?fCW#kYR[/I^>JFcB0.&laW?`6/I@1AB@
FkIF`-N<*>jE!F#Y]VJPNs+03)#iES'hZu<jg,Sc!E,0)3$'LX=EE)O(D"^N3$XT4^$#e8M
$PZR.f>i!Y[?+XU(uUl-j6/l!/sPU4@3\T5W"7n#0s`_KoqNF,4BI-5M]i%b/Y*R\(ZQ,;@
5m#Qs$\46K.!kG[O_1-;'4/DZ_=6A0p2(9j2#/<O$fDU#k-mFPnC-)u&t;Au:N[R6r"?`WY
e@bk=r=F)^@*$SpXMYc[3Vk'*n>$Z"Q@9NFafp,a,/kkejLbqH3>PK\/[4-O+@O7C5h%4"f
;#b2rSbf*5g0nq8X/*!rS,K@--'Cip&<TG\G6qWWSg1>T0PM,n<%/r#[*iT']?f-0g6d'd;
HUmB`_$50,""a:m5i]!]i4^KO*.@o=.;>n=)#gQ=,9DBQ2[Ikf+/4mDAs!W4!rcN6lMcU+a
gEQ`(D`qQ530l+bH>9o99'7\Z`q+B^Zi)*16AX9FjqCN_[k05+:^B::5?h>J!@C=oG6k\j"
GSM'59_OjMZ"hck;RDiK@6;6YpXY<S?<9KXKPPLZ1KV\<`+JVi'*M3"?lWNjRuReDMD(Uf5
gA<R>I$BSYKRigsMPaq&>?&IL:\tpSa:Pe^MFIk)QZ#l!iH-6%B?N,!B-UM.p+ej:pd-sb@
/+_=d$EHE>/@Cl?%s6VnPs88bBmI8=3OnsfNAEs>BVk`EJ_op(MjYZfZ;]RRLg!"Y`QJt5F
KTgYPL"aEn3,&VB3/Id!286roQGM]TPdkO1;uB;ejp.JbrZE'iX?D'>3XM0hL7LXZJGpAj9
!miF!@htAr?2M#[0;=W58`lIu$W?kcLa%TspS11_*Q&9Q:n<S.kRq4\h+s\$5N!9?mAX,)p
P[44S"^iPiBCp1Ufb8t"ZL&TuO%W>&=:I6^Yc<r5jp;hX#-"RA[6qH/WBe-ZeqYRjfLG()1
@BVoiY!m\+RA(+(DbDN_?::6mWfHDGuKPl=sHEogXCX\m*#tDY/=Re)a'-_16:/VGEXmA2\
fp-uXB03)6U:j]iJi`AEg`lcaIZ`ek)C!TXj^c9,6Gk_s$-.pk.K0lUX)jM)pY]SJWAb9Y%
8!2$>5slN)LjN_\Zt>?\ml"Cb/mX.gaSX#'eXATPFM.aZ76&*'gkBkcLhH@E("d>N#aNaMn
ZD,SoUGOinY,()h"uF.&&LbrCLW"Vj[2m0';UYP$$'ImbV$FK1dYWl62mf\3\8%3dnZ^/KZ
1YF/"4?Y0Uo8D'"Wr6l:_rH*"_f,Z[Jf=GiJ&$5'[nHLd($Ia5][8kuq!SQm8Q%>,%&UbkL
!hK#@iP8!U9DQKr!2D(=R]hZLNig()eF\ZK3jSBG&@Tsu#&7H]UlTR=+(Bl<6(9C%Rq-TWu
EZ%H'8B+3k3`2t/W+`oiq,+)9<IOCm#Qs&bbON.qa.m%UQ*L25mcQU7@ULs'LraY3J*+8,q
+e'+^!WuTLbKCnMQkC^Oi,<lGN23mC@?<&E"jWDLPS&?Wajpm:=f?[da%;5C5#3YCUY:e/U
%]G@/Z6jF_<9be[,JKh_C7+.X)%r&!?4C>665L$>T?hkgUU`k>I#?G>-g(@3FcpO0/%]Nq$
Sl\2CbS5+TOJfTXq)+/6A%rEA+*,jV;l3el)m+!Q)-oL5?eEb:mRlIgA?gJnarBs`b?]XF8
W=hiEMraoot,4-<A=+:-o^)m6N%6O,A"-6S<&l+Xa6\Nci'f!8q*bc<4Z9S0qFj7tae]9$%
re%JB\*"os6^KA!kPjEhr'tD*:!DoM6CNiS,2E(e?&tk-(Qk<7/Ui/J=h>6-7^tZH<`@Pg>
])T(I/dj<hkV1uT=/C!Y5CSLc$KgEs5FGrOu+pnLi=HLd69^oi3&I=AR/JpM!Y.3I5LSE($
"<6bj5D&$KB6hgV,705KURc,5EcLkU?uRa8M"_L'TF`ADVJ_/1S0;m&*<k@R<I$KtI2VUX`
r#d[qJ"r43QPUh<`&TD[SZ2pb>=4!]Qk#5:ZWiBr87(/>Zm(6r-j.^o._$;m?<TT<cZO:h,
?d,0SlWOX[ikM(X1jgY9"KmnUYYF`Q:lG68.(\VB"$m$V*WpnihNd8Xl>I&"uLH\FWLfT$/
,MXtqT9uK'5<T+0OiqOPY+VE&R)P5WR$i`OSrlBnql><LefZJGV9K+*7L9>4eK90C%?Gui\
qgP1aQ8\X.oQ0+BD"fcbJPH6fF[#l\UEXXr0IeXQ_3A@pZWV@";L->WhAf@,_df=d1=PO:)
(8b2pL,='_@mhg4b>fS[3P3ra!pJV<&dk3ctrF2Yup4Wlc+A`PA8#RZU6HVA]=8cdI<VYE3
lora!R;TgD/MT^L-EiLE8#RP(&?N=[;h0VsnZX0_DUS+dXqZZPc^2ntN$Qht(/J8mnDG#^'
]hflTZjOZO_\DLpT604>V`+Qe\LFug#Wh?\RGpKA&#ppueMQZ'#:<rDaoaOX3'LMO*]e;3i
@qH_QTNjXTpb1BNS_$:/-ZXoaoA7?8;<D-h-&r#^6U\*&V>Y)h@=n?L`1q[8E#1Gfe'q/uW
-U8,6;(OE=$8I<(W\/*Rp(F?L59)1pfEK>;_%I!<Q>ZQoT?-aNl\&r/+=BtLoVTFX175U`/
PY^Y]L3aeH`9KYCKKXYdh&o*MTbMGDK]`HN-Ot#=g7(R@rY[>ea.lrBeZL,<#X(:_$-b&5e
?ML\RZQ.]$4&O:c51VX`1nV<%VTgDtF3I]DYPLV\u7Z<47qX[7,mpH$^Q;[n5kBSZTA"j+3
$Q5/]"T"!qs,3V6!/^G-BHDlos.9<up0YnnfcGG1?d1P(\`:S2KR=283bY0Nh[1QNSK<eSc
$rKtKI7GIo.+DU>bCo.mD%D2?X]MlY94DTT,-A$0O[^gT#_5`!J-jc.3aO?N_FfP2D"K+6X
4bJ)=[GP(8M'Cs&J?T3,%MrQR1m\qWeeH:;\lDrKU'mqV4FmXcZPu]GGq"1rW5-Yq/9EE"G
B<Z1UJc.MQr\(M%!7!-.bX"Fnita%M:H'1&XU$-<-g9&+G`D0:#3ROu^nNR!X)74@j0)U6Y
^R'IJn79W.sWkM00r)2T%uBbhlm64HU'm/&@J`e:@N)lq1CTZqat`)K$bPSPE/rLWN/3)$8
!XR6*L/?Pgkg"]J/KErG5P6k7"NP]/]b$NX]TPfRa.6"GpG?jePiVq;-'llu3h3_"f_U@kB
.,2tRiCHS[&;Bt]$>>&JTdmNu1"O@O!ZA(;)CtLm;<L@#'jTMMmN#@`7*#YAam`!&9Qi)'Z
',8_rIkCY;C[A+ot,!s$'bQC7j.dB;<L?6\YW73dC\@tb4J0'Z'\?f3**:lbj&[;XrPH=F*
6ogn9eH.<.#iml,+8)*L:2U)jL_pg#:u3;Xmq^!ibr]KT+JC'<9d;^kV7S=>>Pdl;P1Hqh?
Gc*F*<GT#DbFY`[9ZPEYfTZI]3m.XnIGNe$D=Q)HbW706KenZXG\e"a=fKW;1t+9K_Nc?eP
7HQ`1`NERqcn:V't:d8SdcU)j?0@s(Co!=Nk%i@;p&PS/@nU)Zm\l$qabk[Y^3n:N491qp9
Mi4tprXCs[0ik27Q6AW&dU/I"rR+Xt_rQeb.]i&kc%hj?p4bJP3qbm*a9ZNh@:=V6^;f8o`
*sbln(Il#%+0DA+[SYsAXM3Ja'K/2cOW_$X$!WFYk_rsTRC8\0@FN"W-P*!k2p8gB<.R60\
.1W=(SZ7`X*7L+,!\5<)Dh69nj*IH[tb:2dbXN%d+*:5s9YmFCo-^W`]?<B8HPgAVg>ib#H
[4FNrSA)[i-o[bWoL<0SYfTVeWbT0.C.[eK<$g&1]$.,<qT9W``<,h!LWIFq6G=L?U0Y65p
U-)3:EPh67VC2.L(Emedmr<49DM9W5*L]AjQLW]XA8-)Y<GoLQBCaRkBjRlJ#KS@&O*%mB\
O%NB9VM.?+LhU=-ipl'LVP\5nFcVQZ-q)I[gbdAdM%Ci*G7K>@nh]Bm[DJfW"sPVZL%^$V>
\K0E!))I1L].U:UGO,.Cs0=b->OESjmgH$,r.m081@JTBa`WIKS@*AiM)?c)IZKWP$t)ZKU
<ee2)[?nAab(jBD=0J$<WAA=MD_,kae*.ZL9h_F3o(J#:k8#0qh',7n6$<bY=Y@=A:u]6PL
KgjcX6.&D.u0>o66*81;L+mP)^#Rq*"T'[s!WY][k$_[dhQXK["1Z&5#ug4^r,ahdliBe^9
;!c1D,/1OfPQpjb(<+I0T7EtJG.0MLd;/&?j:d[T;-Au(/Q3JL!rVM4Ymi3n=B=`?.%W<D*
"Ug5L$rR`IC,W$Me=ABlL^=<D*1JVqP(G7p#(qP\K-@=%=#dJ7%1t@QcI>KC_:s]'O0HtH@
4Z0;6@4@b(`5IN2*s_@Pl,M30d3NIJUt+]FqVtMK4X_T'dDFjQnI1&_&GjA,SlQ[=H^]iEN
E-3>"B_2W3[lA6itV=jT@@_<$2`#X1oa-jd![Q`ZLr-R'MU<i2raJ/0?B_hTe,bWH&!'>`O
V$jc_h!i=QDi"bcIDrIFPJ0kNkjMBbNiIA![#c.!BJFT.R@hB[EVPS>uYM%>-r8YGKL;$SN
f.A+pf<o6AA0KRigGHBYGN8?akQjMW@VGaE&<A>ToGbbldP4Eq4V0/mIY`o6`<lB+JV?Pfn
QJsq$l'SHK1Q&,D;BnM*itRLgP!W7XP%F/521#-bl0f.I.S/#_.q0^!,\Ih@3#2+f8j#sPj
nr1lFb3jV=*-4:MA9)Zj8Co[?VuIk%4Ga$)j>ZBjA2bnZZKsMVsZ,7)1/;['J!pmc5NfcYu
4Z-?Jg1=irKhZ[cN'fLiBE<UhGXWJ4#qG/*b6[r*5eH,sDa+/JQc<<%N$F<dT>/#<`idr;8
ZcVnJ=Zb\/:Y$"P>TEm,`@.]r+9=OKG>8q4<W),o+g-IN0\9rrsgMb3oXVtG)A\l^`H_Htb
eDC&Bs5cEe4>Wj=8m@p"N7ZrruV+fS`pV^/r(Zja3;,KhMC5Iei(LZ2d`l*L`NIJA:hV7qr
aYUWAP?9@cZ:PskUEhiIB-$VH9WB3/W00plcXgHu6:cB!X+H//f'X]dg=]RsN=V*_@Oec9@
%tXcaW,:iM<>dd!cEGF\LU8B<XP-/FZ^A%6.ItVaZjhnEt?:8qS%.`L1Yb)`d3TapZP?2Y1
JT@m8S\Y&5bfXfSK,G$=3'r@bpc&%TcU_CAa5?6Y[(UmYtpc=;0/);brg2b)KlAFN8rT`'D
hZJ_s#U)j@4`]R*]MQ9U\%QqTsYWmSeD`@A>UK'@;q1Oa=8*ALA!7_7CA7hs?eZrFc<a^J.
(XG5X]/=DEWiY"%U)Q^gY7#a^$OeHZcV+Sac3Z^m_N$>%H82rRi_2)H.F)O`VRC^/ElO(iF
Ghs]'Kn'Ii$r$/B'Fgl`#,4F0R3MePOX9^q`\/*qUma8YnF%G''UVEUGjqB-Y3#?4iSPhN]
B8H$Q@EhgZn_K0"#$J2S@h`-0*3d10*l89BA/_BXMY+66:;j[$tViWZIEgVE0=(5(_0,'$K
0.8^V@Oq]DHKR"(T$O/aq]4Ni-rVi]$Jil26sD<rDJ7^iUd()P.El!`JN>n?VQC,RpRp%jW
#:*QOol$:g%D-DMoBK7EL^Nuqp?G&gASO5'%S2V[`$47o`M>X*PbdEiqf_$eQ!.NH0TQS%8
gqM1GYX5Jj(F>?eai\E?R3\is9aG;<;13k_cL[F"A4:EMi6US-Dlg'1.FEDVhe^ugWX^]C/
$uIpq/asGg.!Q>K.<n,m-qP<pS`^;M>U5`5RMZOh;-7M=Jpm(WGj;B5oOB3BP?5^4;;-)m"
<IaXL8Wrd_+VTP_Qf+nNL315kP54C/4h]--YWg4')!dpWR)n%GsOK;H[EB9\uI>6a)\2gHs
-*2^D=Jp/beAoH19(E_aVW;WbX.;n,R\M(^0sA4QV3^Jes*,A[u3;oqis4'V(s>'^SNgpC@
?5bg7IB0H!.IG1ciYW`Hl2I6sXrd?Q&cV?[Wd;$ig":PTa;Q\$#!?XN/_Ukr9uiED*iA;A6
6k_DtW2<l)+FhJ=M^k:Sp#Y6Lu;3EQ3e8f*9hM-XtN%EHs5..6s%tKGOK;kd7]f!o(<jImR
/?\gk<<b)(~>
Q
Q Q
showpage
%%Trailer
end restore
%%EOF

BIN
gfx/question.pdf Normal file

Binary file not shown.

325
gfx/question.svg Normal file
View File

@ -0,0 +1,325 @@
<?xml version="1.0" encoding="UTF-8" standalone="no"?>
<!-- Created with Inkscape (http://www.inkscape.org/) -->
<svg
xmlns:dc="http://purl.org/dc/elements/1.1/"
xmlns:cc="http://web.resource.org/cc/"
xmlns:rdf="http://www.w3.org/1999/02/22-rdf-syntax-ns#"
xmlns:svg="http://www.w3.org/2000/svg"
xmlns="http://www.w3.org/2000/svg"
xmlns:xlink="http://www.w3.org/1999/xlink"
xmlns:sodipodi="http://sodipodi.sourceforge.net/DTD/sodipodi-0.dtd"
xmlns:inkscape="http://www.inkscape.org/namespaces/inkscape"
width="48"
height="48"
id="svg2"
sodipodi:version="0.32"
inkscape:version="0.45"
version="1.0"
sodipodi:docbase="/home/dobey/Projects/gnome-icon-theme/scalable/status"
sodipodi:docname="dialog-question.svg"
inkscape:output_extension="org.inkscape.output.svg.inkscape">
<defs
id="defs4">
<linearGradient
inkscape:collect="always"
id="linearGradient6565">
<stop
style="stop-color:#000000;stop-opacity:1;"
offset="0"
id="stop6567" />
<stop
style="stop-color:#000000;stop-opacity:0;"
offset="1"
id="stop6569" />
</linearGradient>
<linearGradient
inkscape:collect="always"
id="linearGradient6548">
<stop
style="stop-color:#729fcf;stop-opacity:1;"
offset="0"
id="stop6550" />
<stop
style="stop-color:#3465a4;stop-opacity:1"
offset="1"
id="stop6552" />
</linearGradient>
<linearGradient
id="linearGradient6516"
inkscape:collect="always">
<stop
id="stop6518"
offset="0"
style="stop-color:#cc0000;stop-opacity:1" />
<stop
id="stop6520"
offset="1"
style="stop-color:#ef2929;stop-opacity:1" />
</linearGradient>
<linearGradient
inkscape:collect="always"
xlink:href="#linearGradient6516"
id="linearGradient6690"
gradientUnits="userSpaceOnUse"
gradientTransform="matrix(2.1466396,0,0,2.0983681,-62.708523,-14.532865)"
x1="8.3140812"
y1="12.284181"
x2="8.3140812"
y2="-8.0501661" />
<linearGradient
inkscape:collect="always"
xlink:href="#linearGradient6516"
id="linearGradient6707"
gradientUnits="userSpaceOnUse"
gradientTransform="matrix(2.1466396,0,0,2.0983681,-62.708523,-14.532865)"
x1="8.3140812"
y1="12.284181"
x2="8.3140812"
y2="-8.0501661" />
<linearGradient
inkscape:collect="always"
xlink:href="#linearGradient6516"
id="linearGradient6716"
gradientUnits="userSpaceOnUse"
gradientTransform="matrix(2.1466396,0,0,-2.0983681,-172.70852,46.532865)"
x1="8.3140812"
y1="12.284181"
x2="8.3140812"
y2="-8.0501661" />
<linearGradient
inkscape:collect="always"
xlink:href="#linearGradient6516"
id="linearGradient6999"
gradientUnits="userSpaceOnUse"
gradientTransform="matrix(1.53347,0,0,1.5010009,-3.0898627,2.4172e-2)"
x1="8.3140812"
y1="12.284181"
x2="8.3140812"
y2="-8.0501661" />
<linearGradient
inkscape:collect="always"
xlink:href="#linearGradient6516"
id="linearGradient7001"
gradientUnits="userSpaceOnUse"
gradientTransform="matrix(1.53347,0,0,-1.5010009,-283.08986,31.975828)"
x1="8.3140812"
y1="12.284181"
x2="8.3140812"
y2="-8.0501661" />
<radialGradient
inkscape:collect="always"
xlink:href="#linearGradient6565"
id="radialGradient6748"
gradientUnits="userSpaceOnUse"
gradientTransform="matrix(1,0,0,0.3381924,0,11.54027)"
cx="10.84375"
cy="17.4375"
fx="10.84375"
fy="17.4375"
r="10.71875" />
<radialGradient
inkscape:collect="always"
xlink:href="#linearGradient6565"
id="radialGradient6750"
gradientUnits="userSpaceOnUse"
gradientTransform="matrix(1,0,0,0.3381924,0,11.54027)"
cx="10.84375"
cy="17.4375"
fx="10.84375"
fy="17.4375"
r="10.71875" />
<linearGradient
inkscape:collect="always"
xlink:href="#linearGradient6548"
id="linearGradient6752"
gradientUnits="userSpaceOnUse"
x1="-3.8747485"
y1="20.506098"
x2="-23.864857"
y2="67.351921" />
</defs>
<sodipodi:namedview
id="base"
pagecolor="#ffffff"
bordercolor="#666666"
borderopacity="1.0"
inkscape:pageopacity="0.0"
inkscape:pageshadow="2"
inkscape:zoom="1"
inkscape:cx="65.546934"
inkscape:cy="-7.0602509"
inkscape:document-units="px"
inkscape:current-layer="layer1"
width="48px"
height="48px"
inkscape:showpageshadow="false"
gridspacingx="0.5px"
gridspacingy="0.5px"
gridempspacing="2"
showgrid="false"
inkscape:window-width="1072"
inkscape:window-height="783"
inkscape:window-x="10"
inkscape:window-y="65"
showborder="false"
showguides="false"
inkscape:guide-bbox="true"
inkscape:grid-bbox="false"
inkscape:grid-points="false"
inkscape:object-points="false"
inkscape:object-paths="false"
borderlayer="false">
<sodipodi:guide
orientation="horizontal"
position="22.5"
id="guide6694" />
</sodipodi:namedview>
<metadata
id="metadata7">
<rdf:RDF>
<cc:Work
rdf:about="">
<dc:format>image/svg+xml</dc:format>
<dc:type
rdf:resource="http://purl.org/dc/dcmitype/StillImage" />
<cc:license
rdf:resource="http://creativecommons.org/licenses/GPL/2.0/" />
<dc:creator>
<cc:Agent>
<dc:title>Lapo Calamandrei</dc:title>
</cc:Agent>
</dc:creator>
<dc:title>Question</dc:title>
<dc:subject>
<rdf:Bag>
<rdf:li>question mark</rdf:li>
<rdf:li>question</rdf:li>
<rdf:li>sign</rdf:li>
</rdf:Bag>
</dc:subject>
</cc:Work>
<cc:License
rdf:about="http://creativecommons.org/licenses/GPL/2.0/">
<cc:permits
rdf:resource="http://web.resource.org/cc/Reproduction" />
<cc:permits
rdf:resource="http://web.resource.org/cc/Distribution" />
<cc:requires
rdf:resource="http://web.resource.org/cc/Notice" />
<cc:permits
rdf:resource="http://web.resource.org/cc/DerivativeWorks" />
<cc:requires
rdf:resource="http://web.resource.org/cc/ShareAlike" />
<cc:requires
rdf:resource="http://web.resource.org/cc/SourceCode" />
</cc:License>
</rdf:RDF>
</metadata>
<g
inkscape:label="Livello 1"
inkscape:groupmode="layer"
id="layer1"
style="display:inline">
<g
id="g6649">
<path
transform="matrix(1.7259475,0,0,1.9999999,5.2842566,2.8750011)"
d="M 21.5625 17.4375 A 10.71875 3.625 0 1 1 0.125,17.4375 A 10.71875 3.625 0 1 1 21.5625 17.4375 z"
sodipodi:ry="3.625"
sodipodi:rx="10.71875"
sodipodi:cy="17.4375"
sodipodi:cx="10.84375"
id="path6607"
style="opacity:0.2;fill:url(#radialGradient6748);fill-opacity:1;stroke:none;stroke-width:1;stroke-linecap:round;stroke-linejoin:miter;stroke-miterlimit:4;stroke-dasharray:none;stroke-dashoffset:0.7;stroke-opacity:1;display:inline"
sodipodi:type="arc" />
<path
transform="matrix(0.4664723,0,0,0.5715648,18.941691,33.03334)"
d="M 21.5625 17.4375 A 10.71875 3.625 0 1 1 0.125,17.4375 A 10.71875 3.625 0 1 1 21.5625 17.4375 z"
sodipodi:ry="3.625"
sodipodi:rx="10.71875"
sodipodi:cy="17.4375"
sodipodi:cx="10.84375"
id="path6611"
style="opacity:0.25;fill:url(#radialGradient6750);fill-opacity:1;stroke:none;stroke-width:1;stroke-linecap:round;stroke-linejoin:miter;stroke-miterlimit:4;stroke-dasharray:none;stroke-dashoffset:0.7;stroke-opacity:1;display:inline"
sodipodi:type="arc" />
<rect
transform="matrix(0.7071068,-0.7071068,0.7071068,0.7071068,0,0)"
ry="3.0791118"
rx="3.0791118"
y="17.838459"
x="-14.688457"
height="30.791121"
width="30.791121"
id="rect6591"
style="opacity:1;fill:url(#linearGradient6752);fill-opacity:1;stroke:#3465a4;stroke-width:1.00000036;stroke-linecap:round;stroke-linejoin:miter;stroke-miterlimit:4;stroke-dasharray:none;stroke-dashoffset:0.7;stroke-opacity:1;display:inline" />
<path
transform="matrix(0.7071068,-0.7071068,0.7071068,0.7071068,0,0)"
d="M -11.59375,19.3125 C -12.527424,19.3125 -13.21875,19.990363 -13.21875,20.90625 L -13.21875,45.5625 C -13.21875,46.478389 -12.527423,47.156251 -11.59375,47.15625 L 13.03125,47.15625 C 13.964924,47.15625 14.624999,46.496175 14.625,45.5625 L 14.625,20.90625 C 14.625,19.972575 13.964925,19.3125 13.03125,19.3125 L -11.59375,19.3125 z "
id="path6599"
style="opacity:1;fill:none;fill-opacity:1;stroke:#ffffff;stroke-width:2;stroke-linecap:round;stroke-linejoin:miter;stroke-miterlimit:4;stroke-dasharray:none;stroke-dashoffset:0.7;stroke-opacity:1;display:inline"
inkscape:original="M -11.59375 17.84375 C -13.299578 17.84375 -14.6875 19.200423 -14.6875 20.90625 L -14.6875 45.5625 C -14.6875 47.268328 -13.299578 48.625002 -11.59375 48.625 L 13.03125 48.625 C 14.737078 48.625 16.093749 47.268327 16.09375 45.5625 L 16.09375 20.90625 C 16.09375 19.200422 14.737078 17.84375 13.03125 17.84375 L -11.59375 17.84375 z "
inkscape:radius="-1.456314"
sodipodi:type="inkscape:offset" />
<path
sodipodi:nodetypes="cccsccsssssccsssssccsccccccc"
id="text6603"
d="M 26.089442,26.048277 L 22.13977,26.048277 L 22.13977,25.512172 C 22.139767,24.914075 22.260117,24.385265 22.500821,23.925739 C 22.741517,23.458934 23.248445,22.868125 24.021608,22.15331 L 24.721827,21.518737 C 25.137575,21.139462 25.440274,20.782059 25.629923,20.446527 C 25.826853,20.111017 25.925321,19.775495 25.925328,19.439962 C 25.925321,18.929399 25.750266,18.531879 25.400164,18.247402 C 25.050048,17.955658 24.561354,17.809779 23.934081,17.809765 C 23.343266,17.809779 22.705047,17.933776 22.01942,18.181756 C 21.333786,18.42247 20.61898,18.78352 19.875,19.264907 L 19.875,15.829459 C 20.757565,15.523129 21.563545,15.297017 22.292943,15.151122 C 23.022333,15.00526 23.726198,14.93232 24.404541,14.932304 C 26.184256,14.93232 27.540928,15.297017 28.474562,16.026395 C 29.408176,16.748511 29.874988,17.806132 29.875,19.199262 C 29.874988,19.91408 29.732757,20.555947 29.448304,21.124864 C 29.163829,21.686507 28.678782,22.291904 27.993162,22.941056 L 27.292943,23.564688 C 26.796946,24.016921 26.472366,24.381618 26.319201,24.65878 C 26.166021,24.928663 26.089434,25.227714 26.089442,25.555936 L 26.089442,26.048277 M 22.07727,28.042533 L 26.026942,28.042533 L 26.026942,31.9375 L 22.07727,31.9375 L 22.07727,28.042533"
style="font-size:22.4070015px;font-style:normal;font-weight:bold;fill:#ffffff;fill-opacity:1;stroke:none;stroke-width:1px;stroke-linecap:butt;stroke-linejoin:miter;stroke-opacity:1;font-family:Bitstream Vera Sans" />
</g>
</g>
<g
inkscape:groupmode="layer"
id="layer2"
inkscape:label="troiai"
style="display:none">
<path
sodipodi:type="inkscape:offset"
inkscape:radius="1.9887378"
inkscape:original="M -40.3125 4.5 L -50.46875 28.25 L -52.28125 42.5 L -30.71875 42.5 L -20.5625 18.75 L -18.78125 4.5 L -40.3125 4.5 z "
style="fill:url(#linearGradient6690);fill-opacity:1;stroke:#a40000;stroke-width:0.99999988;stroke-linecap:round;stroke-linejoin:round;stroke-miterlimit:4;stroke-dashoffset:0.7;stroke-opacity:1"
id="path6688"
d="M -40.3125,2.5 C -41.117011,2.495964 -41.844721,2.9769928 -42.15625,3.71875 L -52.3125,27.46875 C -52.37838,27.639248 -52.420442,27.818014 -52.4375,28 L -54.25,42.25 C -54.325145,42.817543 -54.15209,43.389943 -53.775099,43.82079 C -53.398108,44.251636 -52.853745,44.499143 -52.28125,44.5 L -30.71875,44.5 C -29.914239,44.504036 -29.186529,44.023007 -28.875,43.28125 L -18.71875,19.53125 C -18.65287,19.360752 -18.610808,19.181986 -18.59375,19 L -16.8125,4.75 C -16.737355,4.1824575 -16.91041,3.6100574 -17.287401,3.1792105 C -17.664392,2.7483636 -18.208755,2.5008574 -18.78125,2.5 L -40.3125,2.5 z "
transform="translate(-50,0)" />
<path
sodipodi:type="inkscape:offset"
inkscape:radius="1.9887378"
inkscape:original="M -40.3125 4.5 L -50.46875 28.25 L -52.28125 42.5 L -30.71875 42.5 L -20.5625 18.75 L -18.78125 4.5 L -40.3125 4.5 z "
style="opacity:0.46982757;fill:url(#linearGradient6707);fill-opacity:1;stroke:#280b0b;stroke-width:0.99999988;stroke-linecap:round;stroke-linejoin:round;stroke-miterlimit:4;stroke-dashoffset:0.7;stroke-opacity:1"
id="path6700"
d="M -40.3125,2.5 C -41.117011,2.495964 -41.844721,2.9769928 -42.15625,3.71875 L -52.3125,27.46875 C -52.37838,27.639248 -52.420442,27.818014 -52.4375,28 L -54.25,42.25 C -54.325145,42.817543 -54.15209,43.389943 -53.775099,43.82079 C -53.398108,44.251636 -52.853745,44.499143 -52.28125,44.5 L -30.71875,44.5 C -29.914239,44.504036 -29.186529,44.023007 -28.875,43.28125 L -18.71875,19.53125 C -18.65287,19.360752 -18.610808,19.181986 -18.59375,19 L -16.8125,4.75 C -16.737355,4.1824575 -16.91041,3.6100574 -17.287401,3.1792105 C -17.664392,2.7483636 -18.208755,2.5008574 -18.78125,2.5 L -40.3125,2.5 z "
transform="translate(-105.15625,12)" />
<path
style="fill:url(#linearGradient6716);fill-opacity:1;stroke:#a40000;stroke-width:0.99999988;stroke-linecap:round;stroke-linejoin:round;stroke-miterlimit:4;stroke-dashoffset:0.7;stroke-opacity:1"
d="M -128.78125,2.5 C -128.495,2.500429 -128.22506,2.569588 -127.96875,2.6875 C -128.22353,2.57166 -128.495,2.500429 -128.78125,2.5 z M -155.46875,14.5 C -156.20251,14.496319 -156.87043,14.897931 -157.21875,15.53125 L -157.25,15.59375 L -162.3125,27.46875 C -162.37838,27.639248 -162.42044,27.818014 -162.4375,28 L -164.25,42.25 C -164.32515,42.817543 -164.15824,43.381653 -163.78125,43.8125 C -163.40426,44.243347 -162.85375,44.499143 -162.28125,44.5 L -140.71875,44.5 C -139.91424,44.504036 -139.18653,44.023007 -138.875,43.28125 L -128.71875,19.53125 L -133.875,31.53125 C -133.80912,31.360752 -133.76706,31.181986 -133.75,31 L -131.96875,16.75 C -131.8936,16.182457 -132.06051,15.618347 -132.4375,15.1875 C -132.81449,14.756653 -133.365,14.500857 -133.9375,14.5 L -155.46875,14.5 z "
id="path6709" />
<path
style="fill:#3465a4;fill-opacity:1;stroke:#204a87;stroke-width:0.99999988;stroke-linecap:round;stroke-linejoin:round;stroke-miterlimit:4;stroke-dashoffset:0.7;stroke-opacity:1"
d="M -90.3125,2.5 C -91.11701,2.495964 -91.84472,2.976993 -92.15625,3.71875 L -97.25,15.59375 C -96.91175,14.925428 -96.2258,14.496202 -95.46875,14.5 L -73.9375,14.5 C -73.365,14.500857 -72.81449,14.756653 -72.4375,15.1875 C -72.06051,15.618347 -71.8936,16.182457 -71.96875,16.75 L -73.75,31 C -73.76706,31.181986 -73.80912,31.360752 -73.875,31.53125 L -68.71875,19.53125 C -68.65287,19.360752 -68.61081,19.181986 -68.59375,19 L -66.8125,4.75 C -66.73735,4.182457 -66.90426,3.618347 -67.28125,3.1875 C -67.65824,2.756653 -68.20875,2.500857 -68.78125,2.5 L -90.3125,2.5 z "
id="path6702"
sodipodi:nodetypes="cccccsccccccscc" />
<path
sodipodi:type="inkscape:offset"
inkscape:radius="-0.46875"
inkscape:original="M -40.3125 2.5 C -41.117011 2.495964 -41.844721 2.9769928 -42.15625 3.71875 L -52.3125 27.46875 C -52.37838 27.639248 -52.420442 27.818014 -52.4375 28 L -54.25 42.25 C -54.325145 42.817543 -54.158241 43.381653 -53.78125 43.8125 C -53.404261 44.243347 -52.853745 44.499143 -52.28125 44.5 L -30.71875 44.5 C -29.914239 44.504036 -29.186529 44.023007 -28.875 43.28125 L -18.71875 19.53125 C -18.65287 19.360752 -18.610808 19.181986 -18.59375 19 L -16.8125 4.75 C -16.737355 4.1824575 -16.904259 3.6183469 -17.28125 3.1875 C -17.658241 2.7566532 -18.208755 2.5008574 -18.78125 2.5 L -40.3125 2.5 z "
style="fill:#fce94f;fill-opacity:1;stroke:none;stroke-width:0.99999988;stroke-linecap:round;stroke-linejoin:round;stroke-miterlimit:4;stroke-dashoffset:0.7;stroke-opacity:1"
id="path6748"
d="M -40.3125,2.96875 C -40.928752,2.9656584 -41.48012,3.3380673 -41.71875,3.90625 L -51.875,27.65625 C -51.925353,27.786565 -51.955712,27.892152 -51.96875,28.03125 C -51.968403,28.041664 -51.968403,28.052086 -51.96875,28.0625 L -53.78125,42.3125 C -53.839235,42.750439 -53.726117,43.170152 -53.4375,43.5 C -53.148886,43.829846 -52.714567,44.030601 -52.28125,44.03125 L -30.71875,44.03125 C -30.102498,44.034342 -29.55113,43.661933 -29.3125,43.09375 L -19.15625,19.34375 C -19.105897,19.213435 -19.075538,19.107848 -19.0625,18.96875 C -19.062847,18.958336 -19.062847,18.947914 -19.0625,18.9375 L -17.28125,4.6875 C -17.223265,4.2495612 -17.336383,3.8298475 -17.625,3.5 C -17.913617,3.1701526 -18.347932,2.969399 -18.78125,2.96875 L -40.3125,2.96875 z "
transform="translate(-150,-90)" />
<path
sodipodi:type="inkscape:offset"
inkscape:radius="1.5"
inkscape:original="M 13.03125 2 L 5.78125 18.96875 L 4.5 29 L 19.65625 29 L 26.875 12.0625 L 28.15625 2 L 13.03125 2 z "
style="fill:url(#linearGradient6999);fill-opacity:1;stroke:#a40000;stroke-width:0.99999982;stroke-linecap:round;stroke-linejoin:round;stroke-miterlimit:4;stroke-dashoffset:0.7;stroke-opacity:1;display:inline"
id="path6892"
d="M 12.875,0.5 C 12.334549,0.55892959 11.868276,0.9056458 11.65625,1.40625 L 4.40625,18.375 C 4.3455131,18.503798 4.3034241,18.640587 4.28125,18.78125 L 3,28.8125 C 2.9459675,29.241658 3.0798058,29.673252 3.3671735,29.99654 C 3.6545411,30.319829 4.0674674,30.503345 4.5,30.5 L 19.65625,30.5 C 20.254243,30.49897 20.794509,30.142886 21.03125,29.59375 L 28.25,12.65625 C 28.310737,12.527452 28.352826,12.390663 28.375,12.25 L 29.65625,2.1875 C 29.710282,1.7583425 29.576444,1.3267483 29.289077,1.0034597 C 29.001709,0.68017114 28.588783,0.49665518 28.15625,0.5 L 13.03125,0.5 C 12.979202,0.49728576 12.927048,0.49728576 12.875,0.5 L 12.875,0.5 z "
transform="translate(-210,0)" />
<path
style="fill:url(#linearGradient7001);fill-opacity:1;stroke:#a40000;stroke-width:0.99999982;stroke-linecap:round;stroke-linejoin:round;stroke-miterlimit:4;stroke-dashoffset:0.7;stroke-opacity:1;display:inline"
d="M -270.96875,9.5 C -271.5092,9.55893 -271.97547,9.905646 -272.1875,10.40625 L -275.59375,18.375 C -275.65449,18.503798 -275.69658,18.640587 -275.71875,18.78125 L -277,28.8125 C -277.05403,29.241658 -276.91237,29.676711 -276.625,30 C -276.33763,30.323289 -275.93253,30.503345 -275.5,30.5 L -260.34375,30.5 C -259.74576,30.49897 -259.20549,30.142886 -258.96875,29.59375 L -255.59375,21.65625 C -255.53301,21.527452 -255.49092,21.390663 -255.46875,21.25 L -254.1875,11.1875 C -254.13347,10.758342 -254.27513,10.323289 -254.5625,10 C -254.84987,9.676711 -255.25497,9.496655 -255.6875,9.5 L -270.8125,9.5 C -270.86455,9.497286 -270.9167,9.497286 -270.96875,9.5 z "
id="path6905" />
<path
style="fill:#3465a4;fill-opacity:1;stroke:#204a87;stroke-width:0.99999982;stroke-linecap:round;stroke-linejoin:round;stroke-miterlimit:4;stroke-dashoffset:0.7;stroke-opacity:1;display:inline"
d="M -267.125,0.5 C -267.66545,0.55893 -268.13172,0.905646 -268.34375,1.40625 L -272.1875,10.40625 C -271.97547,9.905646 -271.5092,9.55893 -270.96875,9.5 C -270.9167,9.497286 -270.86455,9.497286 -270.8125,9.5 L -255.6875,9.5 C -255.25497,9.496655 -254.84987,9.676711 -254.5625,10 C -254.27513,10.323289 -254.13347,10.758342 -254.1875,11.1875 L -255.46875,21.25 C -255.49092,21.390663 -255.53301,21.527452 -255.59375,21.65625 L -251.75,12.65625 C -251.68926,12.527452 -251.64717,12.390663 -251.625,12.25 L -250.34375,2.1875 C -250.28972,1.758342 -250.43138,1.323289 -250.71875,1 C -251.00612,0.676711 -251.41122,0.496655 -251.84375,0.5 L -266.96875,0.5 C -267.0208,0.497286 -267.07295,0.497286 -267.125,0.5 z "
id="path6900" />
</g>
</svg>

After

Width:  |  Height:  |  Size: 20 KiB

2
gfx/set-externals.sh Executable file
View File

@ -0,0 +1,2 @@
STR=$'gfx svn://vcs.mathematik.uni-freiburg.de/kebekus/gfx\nbibliography svn://vcs.mathematik.uni-freiburg.de/kebekus/bibliography'
svn propset svn:externals "$STR" .

20
gfx/setupProject.py Executable file
View File

@ -0,0 +1,20 @@
#!/usr/bin/python3
import os
import subprocess
projectName = os.getcwd().split("/")[-1]
print("Working on project "+projectName)
print("Setup directory structure")
subprocess.call("svn rm branches tags trunk", shell=True)
subprocess.call("svn propset svn:externals 'gfx svn://vcs.mathematik.uni-freiburg.de/kebekus/gfx\nbibliography svn://vcs.mathematik.uni-freiburg.de/kebekus/bibliography' .", shell=True)
subprocess.call("svn up", shell=True)
print("Setup templates")
subprocess.call("cp gfx/templates/*.tex .", shell=True)
subprocess.call("mv example.tex "+projectName+".tex", shell=True)
subprocess.call("sed 's/example/"+projectName+"/g' <01.tex >01new.tex", shell=True)
subprocess.call("mv 01new.tex 01.tex", shell=True)
subprocess.call("svn add *.tex", shell=True)
subprocess.call("bash gfx/svn-propset.sh", shell=True)

377
gfx/stdPreamble.tex Normal file
View File

@ -0,0 +1,377 @@
%
% PACKAGES
%
% Standard Packages
\usepackage{babel}
\usepackage{enumitem}
\usepackage{hyperref}
\usepackage[utf8]{inputenc}
\usepackage{newunicodechar}
\usepackage{mathtools}
\usepackage{varioref}
\usepackage[arrow,curve,matrix]{xy}
% Graphics Packages
\usepackage{colortbl}
\usepackage{graphicx}
\usepackage{tikz}
% Font packages
\usepackage{mathrsfs}
%
% GENERAL TYPESETTING
%
% Colours for hyperlinks
\definecolor{linkred}{rgb}{0.7,0.2,0.2}
\definecolor{linkblue}{rgb}{0,0.2,0.6}
% Limit table of contents to section titles
\setcounter{tocdepth}{1}
% Numbering of figures (see below for numbering of equations)
\numberwithin{figure}{section}
% Add an uparrow to the bibliography entries, just before the back-list of references
\usepackage[hyperpageref]{backref}
\renewcommand{\backref}[1]{$\uparrow$~#1}
% Numbering of parts in roman numbers
\renewcommand\thepart{\rm \Roman{part}}
% Sloppy formatting -- often looks better
\sloppy
% Changes the layout of descriptions and itemized lists. The indent specified in
% the original amsart style is too much for my taste.
\setdescription{labelindent=\parindent, leftmargin=2\parindent}
\setitemize[1]{labelindent=\parindent, leftmargin=2\parindent}
\setenumerate[1]{labelindent=0cm, leftmargin=*, widest=iiii}
%
% Input characters
%
\newunicodechar{א}{\ensuremath{\aleph}}
\newunicodechar{α}{\ensuremath{\alpha}}
\newunicodechar{β}{\ensuremath{\beta}}
\newunicodechar{χ}{\ensuremath{\chi}}
\newunicodechar{δ}{\ensuremath{\delta}}
\newunicodechar{ε}{\ensuremath{\varepsilon}}
\newunicodechar{Δ}{\ensuremath{\Delta}}
\newunicodechar{η}{\ensuremath{\eta}}
\newunicodechar{γ}{\ensuremath{\gamma}}
\newunicodechar{Γ}{\ensuremath{\Gamma}}
\newunicodechar{ι}{\ensuremath{\iota}}
\newunicodechar{κ}{\ensuremath{\kappa}}
\newunicodechar{λ}{\ensuremath{\lambda}}
\newunicodechar{Λ}{\ensuremath{\Lambda}}
\newunicodechar{ν}{\ensuremath{\nu}}
\newunicodechar{μ}{\ensuremath{\mu}}
\newunicodechar{ω}{\ensuremath{\omega}}
\newunicodechar{Ω}{\ensuremath{\Omega}}
\newunicodechar{π}{\ensuremath{\pi}}
\newunicodechar{Π}{\ensuremath{\Pi}}
\newunicodechar{φ}{\ensuremath{\phi}}
\newunicodechar{Φ}{\ensuremath{\Phi}}
\newunicodechar{ψ}{\ensuremath{\psi}}
\newunicodechar{Ψ}{\ensuremath{\Psi}}
\newunicodechar{ρ}{\ensuremath{\rho}}
\newunicodechar{σ}{\ensuremath{\sigma}}
\newunicodechar{Σ}{\ensuremath{\Sigma}}
\newunicodechar{τ}{\ensuremath{\tau}}
\newunicodechar{θ}{\ensuremath{\theta}}
\newunicodechar{Θ}{\ensuremath{\Theta}}
\newunicodechar{ξ}{\ensuremath{\xi}}
\newunicodechar{Ξ}{\ensuremath{\Xi}}
\newunicodechar{ζ}{\ensuremath{\zeta}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\ell}}
\newunicodechar{ï}{\"{\i}}
\newunicodechar{𝔸}{\ensuremath{\bA}}
\newunicodechar{𝔹}{\ensuremath{\bB}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\bC}}
\newunicodechar{𝔻}{\ensuremath{\bD}}
\newunicodechar{𝔼}{\ensuremath{\bE}}
\newunicodechar{𝔽}{\ensuremath{\bF}}
\newunicodechar{𝔾}{\ensuremath{\bG}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\bN}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\bP}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\bQ}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\bR}}
\newunicodechar{𝕏}{\ensuremath{\bX}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\bZ}}
\newunicodechar{𝒜}{\ensuremath{\sA}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\sB}}
\newunicodechar{𝒞}{\ensuremath{\sC}}
\newunicodechar{𝒟}{\ensuremath{\sD}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\sE}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\sF}}
\newunicodechar{𝒢}{\ensuremath{\sG}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\sH}}
\newunicodechar{𝒥}{\ensuremath{\sJ}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\sL}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\sM}}
\newunicodechar{𝒪}{\ensuremath{\sO}}
\newunicodechar{𝒬}{\ensuremath{\sQ}}
\newunicodechar{𝒮}{\ensuremath{\sS}}
\newunicodechar{𝒯}{\ensuremath{\sT}}
\newunicodechar{𝒲}{\ensuremath{\sW}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\partial}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\nabla}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\circlearrowleft}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\infty}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\oplus}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\otimes}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\bullet}}
\newunicodechar{Λ}{\ensuremath{\wedge}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\into}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\to}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\mapsto}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\times}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\cup}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\cap}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\supsetneq}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\supseteq}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\supset}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\subsetneq}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\subseteq}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\subset}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\not \subset}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\geq}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\neq}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\gg}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\ll}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\leq}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\in}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\not \in}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\setminus}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\circ}}
\newunicodechar{°}{\ensuremath{^\circ}}
\newunicodechar{}{\ifmmode\mathellipsis\else\textellipsis\fi}
\newunicodechar{·}{\ensuremath{\cdot}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\cdots}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\emptyset}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\Rightarrow}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{^0}}
\newunicodechar{¹}{\ensuremath{^1}}
\newunicodechar{²}{\ensuremath{^2}}
\newunicodechar{³}{\ensuremath{^3}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{^4}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{^5}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{^6}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{^7}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{^8}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{^9}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{^i}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\lceil}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\rceil}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\lfloor}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\rfloor}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\cong}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\Leftrightarrow}}
\newunicodechar{}{\ensuremath{\exists}}
\newunicodechar{±}{\ensuremath{\pm}}
%
% FONT DEFINTIONS
%
% Script Font used for sheaves
\DeclareFontFamily{OMS}{rsfs}{\skewchar\font'60}
\DeclareFontShape{OMS}{rsfs}{m}{n}{<-5>rsfs5 <5-7>rsfs7 <7->rsfs10 }{}
\DeclareSymbolFont{rsfs}{OMS}{rsfs}{m}{n}
\DeclareSymbolFontAlphabet{\scr}{rsfs}
\DeclareSymbolFontAlphabet{\scr}{rsfs}
% Code from mathabx.sty and mathabx.dcl, define macro \wcheck
\DeclareFontFamily{U}{mathx}{\hyphenchar\font45}
\DeclareFontShape{U}{mathx}{m}{n}{
<5> <6> <7> <8> <9> <10>
<10.95> <12> <14.4> <17.28> <20.74> <24.88>
mathx10
}{}
\DeclareSymbolFont{mathx}{U}{mathx}{m}{n}
\DeclareFontSubstitution{U}{mathx}{m}{n}
\DeclareMathAccent{\wcheck}{0}{mathx}{"71}
%
% MATHEMATICS DEFINITIONS
%
% Operators
\DeclareMathOperator{\Aut}{Aut}
\DeclareMathOperator{\codim}{codim}
\DeclareMathOperator{\coker}{coker}
\DeclareMathOperator{\const}{const}
\DeclareMathOperator{\Ext}{Ext}
\DeclareMathOperator{\Hom}{Hom}
\DeclareMathOperator{\Id}{Id}
\DeclareMathOperator{\Image}{Image}
\DeclareMathOperator{\img}{img}
\DeclareMathOperator{\Pic}{Pic}
\DeclareMathOperator{\rank}{rank}
\DeclareMathOperator{\Ramification}{Ramification}
\DeclareMathOperator{\red}{red}
\DeclareMathOperator{\reg}{reg}
\DeclareMathOperator{\sat}{sat}
\DeclareMathOperator{\sEnd}{\sE\negthinspace \mathit{nd}}
\DeclareMathOperator{\sing}{sing}
\DeclareMathOperator{\Spec}{Spec}
\DeclareMathOperator{\Sym}{Sym}
\DeclareMathOperator{\supp}{supp}
\DeclareMathOperator{\tor}{tor}
\DeclareMathOperator{\Tor}{Tor}
\DeclareMathOperator{\Frob}{Frob}
% Sheaves
\newcommand{\sA}{\scr{A}}
\newcommand{\sB}{\scr{B}}
\newcommand{\sC}{\scr{C}}
\newcommand{\sD}{\scr{D}}
\newcommand{\sE}{\scr{E}}
\newcommand{\sF}{\scr{F}}
\newcommand{\sG}{\scr{G}}
\newcommand{\sH}{\scr{H}}
\newcommand{\sHom}{\scr{H}\negthinspace om}
\newcommand{\sI}{\scr{I}}
\newcommand{\sJ}{\scr{J}}
\newcommand{\sK}{\scr{K}}
\newcommand{\sL}{\scr{L}}
\newcommand{\sM}{\scr{M}}
\newcommand{\sN}{\scr{N}}
\newcommand{\sO}{\scr{O}}
\newcommand{\sP}{\scr{P}}
\newcommand{\sQ}{\scr{Q}}
\newcommand{\sR}{\scr{R}}
\newcommand{\sS}{\scr{S}}
\newcommand{\sT}{\scr{T}}
\newcommand{\sU}{\scr{U}}
\newcommand{\sV}{\scr{V}}
\newcommand{\sW}{\scr{W}}
\newcommand{\sX}{\scr{X}}
\newcommand{\sY}{\scr{Y}}
\newcommand{\sZ}{\scr{Z}}
% C-infty sheaves
\newcommand{\cA}{\mathcal A}
\newcommand{\cC}{\mathcal C}
\newcommand{\cD}{\mathcal D}
\newcommand{\cE}{\mathcal E}
\newcommand{\cM}{\mathcal M}
\newcommand{\cN}{\mathcal N}
\newcommand{\cV}{\mathcal V}
% Blackboard Bold Symbols
\newcommand{\bA}{\mathbb{A}}
\newcommand{\bB}{\mathbb{B}}
\newcommand{\bC}{\mathbb{C}}
\newcommand{\bD}{\mathbb{D}}
\newcommand{\bE}{\mathbb{E}}
\newcommand{\bF}{\mathbb{F}}
\newcommand{\bG}{\mathbb{G}}
\newcommand{\bH}{\mathbb{H}}
\newcommand{\bI}{\mathbb{I}}
\newcommand{\bJ}{\mathbb{J}}
\newcommand{\bK}{\mathbb{K}}
\newcommand{\bL}{\mathbb{L}}
\newcommand{\bM}{\mathbb{M}}
\newcommand{\bN}{\mathbb{N}}
\newcommand{\bO}{\mathbb{O}}
\newcommand{\bP}{\mathbb{P}}
\newcommand{\bQ}{\mathbb{Q}}
\newcommand{\bR}{\mathbb{R}}
\newcommand{\bS}{\mathbb{S}}
\newcommand{\bT}{\mathbb{T}}
\newcommand{\bU}{\mathbb{U}}
\newcommand{\bV}{\mathbb{V}}
\newcommand{\bW}{\mathbb{W}}
\newcommand{\bX}{\mathbb{X}}
\newcommand{\bY}{\mathbb{Y}}
\newcommand{\bZ}{\mathbb{Z}}
% Sans serif symbols
\newcommand{\aB}{{\sf B}}
\newcommand{\aD}{{\sf D}}
\newcommand{\aE}{{\sf E}}
\newcommand{\aF}{{\sf F}}
% Theorem type environments
\theoremstyle{plain}
\newtheorem{thm}{Theorem}[section]
\newtheorem{aassumption}[thm]{Additional Assumption}
\newtheorem{conjecture}[thm]{Conjecture}
\newtheorem{cor}[thm]{Corollary}
\newtheorem{defn}[thm]{Definition}
\newtheorem{fact}[thm]{Fact}
\newtheorem{lem}[thm]{Lemma}
\newtheorem{lemDef}[thm]{Lemma and Definition}
\newtheorem{lemNot}[thm]{Lemma and Notation}
\newtheorem{problem}[thm]{Problem}
\newtheorem{prop}[thm]{Proposition}
\newtheorem{setup}[thm]{Setup}
\newtheorem{subthm}[thm]{Sub-Theorem}
\newtheorem{summary}[thm]{Summary}
\theoremstyle{remark}
\newtheorem{assumption}[thm]{Assumption}
\newtheorem{asswlog}[thm]{Assumption w.l.o.g.}
\newtheorem{claim}[thm]{Claim}
\newtheorem{c-n-d}[thm]{Claim and Definition}
\newtheorem{consequence}[thm]{Consequence}
\newtheorem{construction}[thm]{Construction}
\newtheorem{computation}[thm]{Computation}
\newtheorem{example}[thm]{Example}
\newtheorem{explanation}[thm]{Explanation}
\newtheorem{notation}[thm]{Notation}
\newtheorem{obs}[thm]{Observation}
\newtheorem{rem}[thm]{Remark}
\newtheorem{question}[thm]{Question}
\newtheorem*{rem-nonumber}{Remark}
\newtheorem{setting}[thm]{Setting}
\newtheorem{warning}[thm]{Warning}
% Numbering of equations. Number equation subordniate to theorems.
\numberwithin{equation}{thm}
% Style for enumerated lists. The following makes sure that enumerated lists are
% numbered in the same way as equations are.
\setlist[enumerate]{label=(\thethm.\arabic*), before={\setcounter{enumi}{\value{equation}}}, after={\setcounter{equation}{\value{enumi}}}}
% Shorthand notations
\newcommand{\into}{\hookrightarrow}
\newcommand{\onto}{\twoheadrightarrow}
\newcommand{\wtilde}{\widetilde}
\newcommand{\what}{\widehat}
%
% HYPENTATION
%
\hyphenation{com-po-nents}
\hyphenation{pos-i-tive}
\hyphenation{Theo-rem}
\hyphenation{Vojta}
%
% SPECIALIZED MACROS
%
% CounterStep - increases equation counter
\newcommand\CounterStep{\addtocounter{thm}{1}\setcounter{equation}{0}}
% factor - quotient groups
\newcommand{\factor}[2]{\left. \raise 2pt\hbox{$#1$} \right/\hskip -2pt\raise -2pt\hbox{$#2$}}

2
gfx/svn-propset.sh Normal file
View File

@ -0,0 +1,2 @@
#!/bin/bash
svn propset svn:keywords "Id" *.tex

23
gfx/templates/01.tex Normal file
View File

@ -0,0 +1,23 @@
%
% Do not edit the following line. The text is automatically updated by
% subversion.
%
\svnid{$Id: 01-intro.tex 64 2013-12-04 07:33:02Z kebekus $}
\section{Example section}
\subversionInfo
Lorem ipsum dolor sit amet, consectetur adipisicing elit, sed do eiusmod tempor
incididunt ut labore et dolore magna aliqua. Ut enim ad minim veniam, quis
nostrud exercitation ullamco laboris nisi ut aliquip ex ea commodo
consequat. Duis aute irure dolor in reprehenderit in voluptate velit esse cillum
dolore eu fugiat nulla pariatur. Excepteur sint occaecat cupidatat non proident,
sunt in culpa qui officia deserunt mollit anim id est laborum. \cite{Grauert62}
%%% Local Variables:
%%% mode: latex
%%% TeX-master: "example"
%%% End:

51
gfx/templates/example.tex Normal file
View File

@ -0,0 +1,51 @@
\documentclass[a4paper, british]{amsart}
\input{gfx/stdPreamble}
\input{gfx/paperVersion-working}
\author{Stefan Kebekus}
\address{Stefan Kebekus, Mathematisches Institut, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Eckerstraße 1, 79104 Freiburg im Breisgau, Germany and University of Strasbourg Institute for Advanced Study (USIAS), Strasbourg, France}
\email{\href{mailto:stefan.kebekus@math.uni-freiburg.de}{stefan.kebekus@math.uni-freiburg.de}}
\urladdr{\href{http://home.mathematik.uni-freiburg.de/kebekus}{http://home.mathematik.uni-freiburg.de/kebekus}}
\thanks{Stefan Kebekus was supported in part by the DFG-Forschergruppe 790
``Classification of Algebraic Surfaces and Compact Complex Manifolds''. He
gratefully acknowledges the support through a joint fellowship of the Freiburg
Institute of Advanced Studies (FRIAS) and the University of Strasbourg
Institute for Advanced Study (USIAS).}
\keywords{Example Keywords}
\subjclass[2010]{Example Class}
\title{Example Paper}
\date{\today}
\makeatletter
\hypersetup{
pdfauthor={\authors},
pdftitle={\@title},
pdfsubject={\@subjclass},
pdfkeywords={\@keywords},
pdfstartview={Fit},
pdfpagelayout={TwoColumnRight},
pdfpagemode={UseOutlines},
bookmarks,
colorlinks}
\makeatother
\begin{document}
\maketitle
\tableofcontents
\input{01}
\bibstyle{alpha}
\bibliographystyle{alpha}
\bibliography{bibliography/general}
\end{document}

1
gfx/varphi.tex Normal file
View File

@ -0,0 +1 @@
\renewcommand{\phi}{\varphi}

15780
gfx/warning.eps Normal file

File diff suppressed because it is too large Load Diff

BIN
gfx/warning.pdf Normal file

Binary file not shown.

35
gfx/warning.svg Normal file
View File

@ -0,0 +1,35 @@
<?xml version="1.0" encoding="UTF-8" standalone="no"?>
<!DOCTYPE svg PUBLIC "-//W3C//DTD SVG 1.0//EN" "http://www.w3.org/TR/2001/REC-SVG-20010904/DTD/svg10.dtd">
<svg version="1.0" width="600" height="500" xmlns="http://www.w3.org/2000/svg" xmlns:xlink="http://www.w3.org/1999/xlink">
<defs>
<linearGradient id="g1" x1="41.1948738" y1="616.477173" x2="118.931351" y2="527.555115" gradientUnits="userSpaceOnUse" gradientTransform="matrix(4.556763,0,0,-4.315033,37.49756,2758.519)">
<stop offset="0" stop-color="#b00"/>
<stop offset="1" stop-color="#5f0000"/>
</linearGradient>
<linearGradient id="g2" x1="530.809509" y1="486.631012" x2="174.805481" y2="211.22995" gradientUnits="userSpaceOnUse" gradientTransform="matrix(0.960006,0,0,0.960006,11.68071,9.787565)">
<stop offset="0" stop-color="#9a0000"/>
<stop offset="1" stop-color="#f22803"/>
</linearGradient>
<linearGradient id="g3" x1="187.873566" y1="224.598923" x2="581.837463" y2="483.100006" gradientUnits="userSpaceOnUse" gradientTransform="matrix(0.960006,0,0,0.960006,11.68071,9.787558)">
<stop offset="0" stop-color="#ec6c60"/>
<stop offset="1" stop-color="#d11412"/>
</linearGradient>
<linearGradient id="g4" x1="250.398453" y1="101.536331" x2="412.094299" y2="264.54187" gradientUnits="userSpaceOnUse" gradientTransform="matrix(0.960006,0,0,0.960006,11.68071,9.787565)">
<stop offset="0" stop-color="#ffd9d9"/>
<stop offset="1" stop-color="#ff2727"/>
</linearGradient>
<radialGradient id="g5"
cx="295.471252" cy="186.096344" r="179.550003" gradientUnits="userSpaceOnUse" gradientTransform="matrix(1.14292e-8,1.531256,-0.876504,-2.165967e-5,462.7486,-245.0023)">
<stop offset="0" stop-color="#fff"/>
<stop offset="0.5" stop-color="#fff"/>
<stop offset="1" stop-color="#d5d5d5"/>
</radialGradient>
</defs>
<path d="M 287.0439 30.68461 C 287.0439 30.68461 26.88238 457.8871 26.88238 457.8871 C 21.89034 466.0472 21.89034 476.1272 26.88238 484.2873 C 31.77841 492.3513 40.99446 497.4394 50.97852 497.4394 L 571.3016 497.4394 C 581.1896 497.4394 590.4057 492.3513 595.3977 484.2873 C 600.2937 476.1272 600.2937 466.0472 595.3977 457.8871 L 335.2362 30.68461 C 330.2442 22.52457 321.0281 17.43654 311.14 17.43654 C 301.252 17.43654 292.0359 22.52457 287.0439 30.68461z" style="fill-opacity:0.178571"/>
<path d="M 275.5863 23.03565 C 275.5863 23.03565 15.42473 450.2381 15.42473 450.2381 C 10.4327 458.3982 10.4327 468.4783 15.42473 476.6383 C 20.32076 484.7024 29.53681 489.7904 39.52087 489.7904 L 559.8439 489.7904 C 569.732 489.7904 578.948 484.7024 583.9401 476.6383 C 588.8361 468.4783 588.8361 458.3982 583.9401 450.2381 L 323.7785 23.03565 C 318.7865 14.8756 309.5705 9.787568 299.6824 9.787568 C 289.7943 9.787568 280.5783 14.8756 275.5863 23.03565z" style="fill:url(#g1)"/>
<path d="M 299.6824 31.7717 C 298.0504 31.7717 296.5144 32.6357 295.6504 33.97971 L 165.5696 247.581 L 35.48885 461.1822 C 34.62484 462.5262 34.62484 464.2542 35.48885 465.5982 C 36.35285 466.9422 37.88886 467.8062 39.52087 467.8062 L 559.8439 467.8062 C 561.4759 467.8062 563.0119 466.9422 563.876 465.5982 C 564.74 464.2542 564.74 462.5262 563.876 461.1822 L 303.7144 33.97971 C 302.8504 32.6357 301.3144 31.7717 299.6824 31.7717z" style="fill:url(#g2)"/>
<path d="M 299.6464 31.7717 C 298.0144 31.7717 296.4783 32.6357 295.6143 33.97971 L 165.5336 247.581 L 35.45283 461.1822 C 34.58882 462.5262 34.58882 464.2542 35.45283 465.5982 C 36.31683 466.9422 37.85284 467.8062 39.48485 467.8062 L 559.8079 467.8062 C 561.4399 467.8062 562.9759 466.9422 563.8399 465.5982 C 564.7039 464.2542 564.7039 462.5262 563.8399 461.1822 L 303.6784 33.97971 C 302.8144 32.6357 301.2784 31.7717 299.6464 31.7717z" style="fill:none;stroke:url(#g3);stroke-width:11.52;stroke-linejoin:round"/>
<path d="M 299.7514 39.46512 C 298.2057 39.54152 296.7649 40.40413 295.9414 41.68514 L 165.8606 255.2864 L 147.7405 285.0466 C 191.8747 311.5396 243.5133 326.8068 298.7014 326.8068 C 354.6732 326.8068 407.0086 311.1293 451.5523 283.9366 L 304.0114 41.68514 C 303.1474 40.34112 301.6234 39.46512 299.9914 39.46512 C 299.9149 39.46512 299.8274 39.46136 299.7514 39.46512z" style="fill:url(#g4);stroke-width:10;stroke-linejoin:round"/>
<path d="M 286.4344 145.7244 L 129.2814 403.678 C 126.5934 408.1901 126.5934 413.7581 129.2814 418.1741 C 131.9695 422.6861 137.0575 425.4702 142.5295 425.4702 L 456.7395 425.4702 C 462.2115 425.4702 467.2996 422.6861 469.9876 418.1741 C 472.6756 413.6621 472.6756 408.1901 469.9876 403.678 L 312.9306 145.7244 C 310.2426 141.2124 305.1545 138.4284 299.6825 138.4284 C 294.2105 138.4284 289.1224 141.2124 286.4344 145.7244z" style="fill:url(#g5)"/>
<path d="M 291.3968 416.3174 C 282.3931 412.0051 275.5362 401.6362 275.5362 392.3333 C 275.5362 375.0116 293.6366 361.9634 310.762 366.9398 C 322.3151 370.2971 330.1674 380.7229 330.0712 392.5774 C 329.9891 402.6474 325.6306 410.0656 316.7341 415.2773 C 309.9242 419.2665 298.5306 419.7341 291.3968 416.3174 z M 293.4432 347.9194 C 292.3177 347.3009 289.6669 345.1473 287.5529 343.1337 C 280.1664 336.0983 280.1756 336.1602 275.3607 260.8815 C 271.0805 193.9641 271.0451 192.9243 272.8817 188.1175 C 277.0134 177.3028 286.2196 172.5672 301.5485 173.3714 C 311.2922 173.8827 318.7963 177.3045 323.674 183.4607 C 327.8404 188.719 328.7462 191.6916 328.7424 200.0923 C 328.7383 209.2211 322.9068 321.1701 322.0779 328.0305 C 320.9926 337.0156 315.7466 344.3072 308.0575 347.5177 C 303.6637 349.3525 296.4136 349.5518 293.4432 347.9194z"/>
</svg>

After

Width:  |  Height:  |  Size: 5.4 KiB