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\selectlanguage{german}
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\chapter{Konstruktionen mit Zirkel und Lineal}
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\begin{quote}
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Bei der Darstellung des Materials versuchte der Autor, den
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axiomatisch-deduktiven Stil zu vermeiden, dessen charakteristisches
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Kennzeichen unmotivierte Definitionen sind, die die fundamentalen Ideen und
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Methoden verschleiern und die, Gleichnissen ähnlich, den Schülern nur unter
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vier Augen erlautert werden.
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--- Vladimir Arnol'd, Einleitung zu ``Geometrische Methoden in der Theorie der
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gewöhnlichen Differenzalgleichungen''
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\end{quote}
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\bigskip
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\sideremark{Vorlesung 1}Es gibt mehrere Arten, sich dem Stoff der Vorlesung
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``Algebra'' zu nähern. Viele Bücher und Vorlesungen führen der Reihe nach die
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Begriffe
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\begin{quote}
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Gruppe -- Ringe -- Körper -- Körpererweiterungen
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\end{quote}
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ein, beweisen ganz viele komplizierte Sätze und überraschen dann gegen Ende mit
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einigen unerwarteten Anwendungen. Mögen Sie solche Vorlesungen? Ich nicht.
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Ich habe langwierigen Lernstoff nie gemocht und konnte mich als Student nur
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schwer motivieren, Definitionen auswendig zu lernen die nicht gut motiviert
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waren. Das ist doch langweilig!
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Ich möchte deshalb anders herum anfangen und gleich mit einem klassischem
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Problem beginnen: Welche geometrischen Figuren kann ich mit Zirkel und Lineal
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konstruieren? Und bei welchen geht das nicht? Und wenn es nicht geht, woran
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liegt das? Wir werden sofort sehen, dass dieses Problem mit der Frage nach
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Körpern und Körpererweiterungen zu tun hat, und dann Kapitel für Kapitel die
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notwendige Theorie entwickeln, um diese Fragen zu beantworten. Wir springen also
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gleich ins tiefe Wasser. Besorgen Sie sich noch ein paar Bücher und Skripte,
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die Ihnen beim Lernen helfen … und auf geht's!
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\section{Das Konstruktionsproblem}
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Wir befinden uns am Beginn der hellenistischen Antike. Alexander der Große hat
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ein Weltreich errichtet. Wissenschaft und Technik erreichen ein Niveau, das in
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den darauf folgenden Jahrhunderten in nie wieder erreicht werden
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wird\footnote{Schauen Sie mal in das Buch \cite{Russo05}. Kennen Sie den
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\href{https://www.dpma.de/dpma/veroeffentlichungen/meilensteine/antikytera-mechanismus/index.html}{Mechanismus
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von Antikythera}?}. In der hellenistischen Technik nimmt die darstellende
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Geometrie einen wichtigen Platz ein. Trigonometrische Rechnung war zwar
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bekannt, für technische Anwendungen aber nicht immer brauchbar\footnote{Gehen
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Sie in die Werkstatt und versuchen Sie, ein brauchbares Rad zu bauen, indem
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Sie die Koordinaten von ausreichend vielen Stützpunkten mit $\sin$ und $\cos$
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näherungsweise von Hand ausrechnen und dann sorgfältig auf ihr Werkstück
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übertragen. Aber Achtung: noch vor wenigen Jahren gab für solchen Unsinn
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Maulschellen vom Lehrherrn.}. Tatsächlich kann ein geübter Techniker mit
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Zirkel und Lineal erstaunlich genau arbeiten und Dinge konstruieren, die sich
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nur schwer berechnen lassen\footnote{Beispiele finden Sie in den absolut
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sehenswerten Büchern \cite{Moon07} und \cite{MR2377148}}.
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\begin{warnung}
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In der hellenistischen Antike hatten Lineale keine cm-Einteilung. Bei
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Konstruktionen mit ``Zirkel und Lineal'' kann man keine Lösungen messen oder
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vorgeben. Albrecht
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Dürer\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Albrecht_Duerer}{Albrecht
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Dürer der Jüngere} (auch Duerer; * 21. Mai 1471 in Nürnberg; † 6. April
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1528 ebenda) war ein deutscher Maler, Grafiker, Mathematiker und
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Kunsttheoretiker.}, der sich natürlich viele Gedanken zum Thema gemacht hat,
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schreibt im Titel seines berühmten Buches \cite{Dur25} vielleicht auch deshalb
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lieber vom ``Richtscheit''.
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\end{warnung}
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\subsection{Konstruktion des regelmäßigen 5-Eck}
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\index{Konstruktion!des regelmäßigen 5-Eck}
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\begin{figure}
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\centering
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\input{figures/01-fiveGon}
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\caption{Das regelmäßige 5-Eck}
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\label{fig:fiveGon}
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\end{figure}
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Als Beispiel konstruieren wir uns ein Fünfeck in vier einfachen Schritten.
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Abbildung~\vref{fig:fiveGon} erläutert die Konstruktion. Auf der
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\href{https://nextcloud.cplx.vm.uni-freiburg.de/index.php/s/a5YSrH8E8LWHzsr}{Nextcloud}
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finden Sie die Konstruktion auch als GeoGebra-Arbeitsblatt.
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\begin{itemize}
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\item Man konstruiere zwei zueinander senkrecht stehenden Achsen, die sich im
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Mittelpunkt eines Kreises schneiden.
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\item Man halbiere die eine und viertele die andere Achse.
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\item Man schlage einen Kreis mit Vierteilungspunkt als Mittelpunkt und Strecke
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Vierteilungspunkt- Halbierungspunkt als Radius.
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\item Die Schnittpunkte des Kreises mit der geviertelten Achse sind orthogonale
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Projektionen der Eckpunkte des in dem ursprünglichen Kreis eingeschriebenen
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5-Eck auf die geviertelte Achse.
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\end{itemize}
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Der folgende Satz schafft den Bogen zur Zahlentheorie. Ich nenne ihn hier, um
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zu illustrieren, dass das 5-Eck auf jeden Fall schwer zu berechnen ist!
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\begin{satz}
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Betrachte das regelmäßig 5-Eck aus Abbildung~\ref{fig:fiveGon}. Dann gilt:
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Die Kantenlänge $a$ und die Länge der Sekante $d$ im regelmäßigen $5$-Eck sind
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\emph{inkommensurabel}. Mit anderen Worten: der Quotient $d/a$ ist keine
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rationale Zahl.
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\end{satz}
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\begin{proof}
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Wir betrachten weiterhin Abbildung~\ref{fig:fiveGon} und beginnen mit einer
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Vorüberlegung. Elementare Schulgeometrie (Satz vom Z-Winkel, etc) zeigt, dass
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das kleine $5$-Eck die Sekantenlänge $a$ und Kantenlänge $d-a$ hat. Der
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Beweis involviert einige Zeichnungen, die ich auf der
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\href{https://nextcloud.cplx.vm.uni-freiburg.de/index.php/s/a5YSrH8E8LWHzsr}{Nextcloud}
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für Sie als Scan hinterlegt habe.
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Zurück zur eigentlichen Aussage: wir führen einen Beweis mit Widerspruch und
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nehmen an, dass $\frac{d}{a}$ in $ℚ$ sei. Dann gibt es eine Strecke der
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Länge $s$ mit $d = n·s$ und $a = m·s$, wobei $n$ und $m$ natürliche Zahlen
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sind. Die Vorüberlegung zeigt aber, dass
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\begin{equation*}
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d-a=\underbrace{(n-m)}_{∈ ℕ^+}·s
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\end{equation*}
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die Kantenlänge eines kleineren $5$-Eck ist, das eine Sekante der Länge $a$
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hat. Wir haben also, dass auch $a-(d-a)=2a-d$ ein Vielfaches von $s$ ist. Weil
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aber $a-(d-a)$ sehr klein ist (genauer, weil es $θ < 1$ gibt mit
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$a-(d-a) < θ·a$), und weil wir den Prozess beliebig oft wiederholen
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können, ist
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\begin{equation*}
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s< θ^k·a
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\end{equation*}
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für alle $k>0$, ein klarer Widerspruch.
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\end{proof}
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\begin{prov}
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Kennen wir die irrationale Zahl $d/a$ irgendwoher?
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\end{prov}
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\subsection{Andere klassische Konstruktionsaufgaben}
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\label{sec:1-1-2}
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Es gibt natürlich noch andere klassische Konstruktionsaufgaben. Ich nenne
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einige der berühmtesten Beispiele.
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\begin{itemize}
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\item Die Konstruktion eines regelmäßigen $n$-Ecks für alle natürlichen Zahlen
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$n$.\index{Konstruktion!des regelmäßigen $n$-Eck}
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\item Die Dreiteilung eines gegebenen Winkels.\index{Konstruktion!Dreiteilung
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des Winkels}
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\item Die Verdopplung eines Würfels. Dabei bedeutet Verdoppelung: Das Volumen
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soll sich verdoppeln.\index{Konstruktion!Verdoppelung des Würfels}
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\item Die Quadratur des Kreises. Dabei geht es darum, zu einem gegebenen Kreis
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ein Quadrat zu konstruieren, das denselben Flächeninhalt hat wie der
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Kreis.\index{Konstruktion!Quadratur des Kreises}
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\end{itemize}
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\section{Enter: Algebra}
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Die Frage, welche dieser Konstruktionsaufgaben lösbar sind, war viele
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Jahrhunderte offen. Fortschritte gab es erst, nachdem die Probleme in Algebra
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übersetzt werden konnten. Dazu interpretiert die Ebene als die Menge $ℂ$ der
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komplexen Zahlen. Außerdem müssen wir ein für allemal festlegen, welche
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Konstruktionen mit Zirkel und Lineal möglich sind.
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\begin{notation}
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Für Punkte $p,q ∈ ℂ$ mit $p ≠ q$ sei $\overline{p, q}$ die Gerade durch
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$p$ und $q$.
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\end{notation}
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\begin{notation}
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Für Punkte $p,q ∈ ℂ$ sei $K(p, \|p-q\|)$ der Kreis durch $q$ mit
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Mittelpunkt $p$.
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\end{notation}
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\begin{defn}[Elementare Konstruktionsschritte]
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Gegeben sei eine nicht-leere Menge $M ⊂ ℂ$. Mit Zirkel und Lineal sind exakt
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die folgenden Konstruktionen möglich, um neue Punkte zu
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konstruieren.\index{Konstruktion!elementarer Schritt}
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\begin{itemize}
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\item Seien $p_1, q_1, p_2$ und $q_2∈ M$ mit $p_1≠ q_1$ und
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$p_2≠ q_2$. Seien außerdem die Geraden $\overline{p_1, q_1}$ und $\overline{p_2, q_2}$ verschieden. Dann sind die Punkte von
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$\overline{p_1, q_1} ∩ \overline{p_2, q_2}$ durch den elementaren
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Konstruktionsschritt ``Schneiden von zwei Geraden'' mit Zirkel und Lineal
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aus der Menge $M$ konstruierbar.
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\item Seien $p_1,q_1,p_2,q_2∈ M$ mit $p_1 ≠ q_1$. Dann sind die Punkte
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von $\overline{p_1, q_1} ∩ K(p_2, \|p_2-q_2\|)$ durch den elementaren
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Konstruktionsschritt ``Gerade mit Kreis schneiden'' mit Zirkel und Lineal
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aus der Menge $M$ konstruierbar.
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\item Seien $p_1,q_1,p_2,q_2∈ M$ mit $p_1≠ p_2$. Dann sind die Punkte
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von $K(p_1, \|p_1-q_1\|) ∩ K(p_2, \|p_2-q_2\|)$ durch den elementaren
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Konstruktionsschritt ``Schneiden von zwei Kreisen'' mit Zirkel und Lineal
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aus der Menge $M$ konstruierbar.
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\end{itemize}
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\end{defn}
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\begin{beobachtung}
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In jedem elementaren Konstruktionsschritt werden höchstens zwei Punkte neue
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Punkte konstruiert.
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\end{beobachtung}
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\begin{beobachtung}
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Durch Zusammensetzen von mehreren elementaren Konstruktionsschritten kann man
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komplizierte Konstruktionen durchführen. In der Schule haben wir unter
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anderem folgende Konstruktionen gelernt.
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\begin{itemize}
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\item Lot von einem Punkt auf eine Gerade fällen.
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\item Mittelsenkrechte zwischen zwei Punkten konstruieren. Damit lassen sich
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Strecken halbieren und vierteln.
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\item Gerade durch einen Punkt konstruieren, die zu einer gegebenen Gerade
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parallel ist.
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\end{itemize}
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\end{beobachtung}
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\begin{definition}[Konstruierbare Punkte]
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Es sei eine beliebige Teilmenge $M ⊂ ℂ$ gegeben. Wir definieren die Menge
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\emph{$\Kons(M)$ der mit Zirkel und Lineal aus $M$ konstruierbaren
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Punkte}\index{konstruierbare Punkte} wie folgt: Ein Punkt $z ∈ ℂ$ ist genau
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dann in $\Kons(M)$ enthalten, wenn es eine endliche Kette von Mengen
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\[
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M = M_0 ⊂ M_1⊂ ⋯ ⊂ M_n
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\]
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gibt, sodass folgendes gilt.
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\begin{itemize}
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\item Es ist $z ∈ M_n$.
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\item Für jeden Index $i < n$ und jeden Punkt $p ∈ M_{i+1}$ gilt: $p$
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entsteht durch einen elementaren Konstruktionsschritt aus den Punkten von
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$M_i$.
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\end{itemize}
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\end{definition}
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\begin{bemerkung}[Menge $M$ sollte mindestens zwei Punkte enthalten]
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Wenn $M$ leer ist, oder nur einen Punkt enthält, ist $\Kons(M) = M$, das ist
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sehr langweilig. Also betrachten wir im Folgenden immer den Fall, dass $M$
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mindestens die Punkte $0,1 ∈ ℂ$ enthält.
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\end{bemerkung}
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\begin{bsp}[Klassische Konstruktionsaufgaben]
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Die im Abschnitt~\ref{sec:1-1-2} angesprochenen klassischen
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Konstruktionsaufgaben lassen sich in dieser Sprache wie folgt formulieren.
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\begin{itemize}
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\item Die Konstruktion eines regelmäßigen $n$-Ecks: Gegeben $n ∈ ℕ$, ist dann
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auch die komplexe Zahl $e^{(2π i)/n}$ in $\Kons(\{0,1\})$?
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\item Die Dreiteilung eines gegebenen Winkels: gegeben eine reelle Zahl
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$\varphi ∈ (0,2π)$, ist dann auch die komplexe Zahl $e^{(\varphi i)/3}$ in
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$\Kons(\{0,1, e^{\varphi i}\})$?
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\item Die Verdopplung des Würfels: ist $\sqrt[3]{2}$ in $\Kons(\{0,1\})$?
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\item Die Quadratur des Kreises: ist $\sqrt{π}$ in $\Kons(\{0,1\})$?
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\end{itemize}
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\end{bsp}
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Der folgende Satz ist der wesentliche Knackpunkt in der gesamten Vorlesung, der
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die Verbindung zwischen der Frage nach der Konstruierbarkeit und der Algebra
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herstellt: Die Frage nach der Konstruierbarkeit wird auf die Frage
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zurückgeführt, wie die Unterkörper von $ℂ$ aussehen, und wie Unterkörper
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ineinander enthalten sein können.
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\begin{satz}[Mengen von konstruierbaren Punkten sind Unterkörper]\label{satz:1-2-9}
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Es sei $M ⊂ ℂ$ eine Teilmenge, die die Zahlen $0$ und $1$ enthält.
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Dann ist $\Kons(M)$ ein Unterkörper von $ℂ$.
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\end{satz}
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\begin{proof}[Beweis durch Übungsaufgabe]
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Wir müssen zeigen, dass für alle Zahlen $x$, $y ∈ \Kons(M)$ auch die Zahlen
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\[
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x+y,\quad x-y,\quad x·y
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\]
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und im Falle $x \ne 0$ auch die Zahl $1/x$ mit Zirkel und Lineal aus $M$
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konstruierbar ist. Dies lassen wir als Übungsaufgabe für die Leserin oder den
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Leser. Das gilt insbesondere, wenn sie oder er auf Lehramt studiert!
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\end{proof}
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%%% Local Variables:
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%%% mode: latex
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%%% TeX-master: "AlgebraZahlentheorie"
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%%% End:
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% spell checker language
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\selectlanguage{german}
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\chapter{Ultrakurzwiederholung: wichtige Begriffe}
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Bevor es mit dem eigentlichen Inhalt der Vorlesung losgeht, möchte ich
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sicherzustellen, dass alle Teilnehmer auf dem gleichen Stand sind und dieselbe
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Sprache sprechen (leider sind die Definitionen in der Literatur nicht immer
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einheitlich). Ich füge deshalb diesen extrem langweiligen Abschnitt ein, in dem
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ich die wesentlichen Grundbegriffe extrem knapp wiederhole. Das allermeiste
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dürfte Ihnen aus den Anfängervorlesungen bekannt sein, sodass sich der
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Arbeitsaufwand in Grenzen halten wird.
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\section{Gruppen}
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\label{sec:gruppen}
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\begin{defn}[Gruppe]\label{def:2-1-1}
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Eine \emph{Gruppe}\index{Gruppe} ist eine nicht-leere Menge $G$ mit einer
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Abbildung
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\[
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m : G⨯ G → G,
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\]
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sodass folgende Eigenschaften gelten.
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\begin{description}
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\item[Assoziativität] Für alle Elemente $a$, $b$ und $c$ aus $G$ gilt:
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$m(m(a,b),c) = m(a,m(b,c))$.
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||||||
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|
||||||
|
\item[Neutrales Element] Es gibt genau ein Element $e$ aus $G$, sodass für
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||||||
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alle $a$ aus $G$ gilt: $m(e,a) = m(a,e) = a$.
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||||||
|
\item[Inverse Elemente] Für alle $a$ aus $G$ gibt es genau ein Element $b$ aus
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||||||
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$G$, sodass $m(a,b) = m(b,a) = e$ ist.
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||||||
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\end{description}
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\end{defn}
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\begin{defn}[Abelsche Gruppe]
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Es sei $(G,m)$ eine Gruppe. Die Gruppe heißt
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\emph{Abelsch}\index{Gruppe!Abelsch} oder
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\emph{kommutativ}\index{Gruppe!kommutativ}, falls für alle $a$ und $b$ aus $G$
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|
die Gleichung $m(a,b)=m(b,a)$ gilt.
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||||||
|
\end{defn}
|
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||||||
|
\begin{notation}[Gruppenverknüpfung, Inverses]
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||||||
|
Es sei $(G,m)$ eine Gruppe. Dann wird die Abbildung $m$ häufig
|
||||||
|
\emph{Gruppenverknüpfung}\index{Gruppenverknüpfung} genannt. Häufig wird
|
||||||
|
statt dem Buchstaben $m$ das Symbol $·$ verwendet und statt $m(a, b)$ kurz
|
||||||
|
$a·b$. Bei Abelschen Gruppen ist statt $·$ auch das Symbol $+$ üblich. Das
|
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|
inverse Element von $a$ wird auch mit $a^{-1}$ bezeichnet.
|
||||||
|
\end{notation}
|
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|
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||||||
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\begin{bsp}[Beispiele aus der linearen Algebra]
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Es sei $G = ℤ$, $ℚ$, $ℝ$, $ℂ$ oder irgend ein Vektorraum über irgendeinem
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|
(z.~B.\ der $ℝ$-Vektorraum der stetigen Funktionen über $ℝ → ℝ$, oder
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der komplexe Vektorraum $ℂ[x]$ der Polynome in einer Variablen) und des sei
|
||||||
|
\begin{equation*}
|
||||||
|
m(a,b) := a+b
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\end{equation*}
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die Addition bzw.\ die Vektoraddition. Dann ist $(G,+)$ eine abelsche Gruppe.
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\end{bsp}
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\begin{bsp}[Invertierbare Matrizen]
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Es sei $k$ ein Körper, es sei $n ∈ ℕ$ und es sei $G$ die Menge der
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invertierbaren $(n⨯ n)$-Matrizen, die invertierbar sind. Weiter sei
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\begin{equation*}
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m(a,b) := a·b
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\end{equation*}
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die Matrixmultiplikation. Dann ist $(G,·)$ eine Gruppe, aber im Allgemeinen
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nicht Abelsch.
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\end{bsp}
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\begin{bsp}[Bijektive Abbildungen]
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Es sei $M$ eine nicht-leere Menge und es sei $G$ die Menge der bijektiven
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Abbildungen $M → M$. Weiter sei $◦$ wobei $◦$ die
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Hintereinanderausführung (=''Komposition'') von Abbildungen. Dann ist
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$(G, ◦)$ eine Gruppe, aber im Allgemeinen nicht Abelsch. Wozu brauche ich
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``Bijektivität''? Haben Sie ein Beispiel, wo $(G,◦)$ Abelsch/nicht Abelsch
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ist?
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\end{bsp}
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\begin{bsp}[Vektorprodukt]
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Es sei $G := ℝ³$ und es sei $⨯$ das Vektorprodukt. Dann ist
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$(G, ⨯)$ keine Gruppe. Warum?
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\end{bsp}
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\begin{bsp}[Körper mit Multiplikation]
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Es sei $G := ℝ$ oder $ℤ$ oder $ℂ$ und es sei $·$ die
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Multiplikation. Dann ist $(G, ·)$ keine Gruppe. Warum?
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\end{bsp}
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\begin{defn}[Untergruppe]\label{def:2-1-9}
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Es sei $(G, m)$ eine Gruppe und es sei $U ⊆ G$ eine nicht-leere Teilmenge.
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Nenne $U$ eine \emph{Untergruppe}\index{Untergruppe} von $(G,m)$, falls
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Folgendes gilt.
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\begin{description}
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\item[Abgeschlossenheit unter der Gruppenverknüpfung] Für alle Elemente $a$,
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$b$ aus $U$ ist auch $m(a,b)$ aus $U$.
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\item[Abgeschlossenheit unter Inversenbildung] Für alle Elemente $a$ aus $U$
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ist auch $a^{-1}$ in $U$.
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\end{description}
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\end{defn}
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\begin{bemerkung}
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Wenn $(G,m)$ eine Gruppe ist und $U ⊆ G$ eine Untergruppe, dann
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schränkt sich die Gruppenverknüpfung ein zu einer Abbildung
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\[
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m|_{U⨯ U} : U ⨯ U → U
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\]
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und $(U, m|_{U⨯ U})$ ist wieder eine Gruppe. Es ist üblich, diese Gruppe
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einfach kurz mit $(U, m)$ zu bezeichnen.
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\end{bemerkung}
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\subsection{Normale Untergruppen}
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Kennen Sie den Begriff der ``normalen Untergruppe''? Falls Sie diesen Begriff
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in den Anfängervorlesungen nicht hatten (oder schon wieder vergessen hatten,
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hüstel) müssen Sie das jetzt \emph{sofort} lernen. Ich empfehle Kapitel 9 von
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Beutelspacher's Buch über lineare Algebra, \cite{BeutelpacherLA}, das Sie sich
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im Universitätsnetz kostenlos herunterladen können.
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Was normale Untergruppen sind und warum man solche Untergruppen überhaupt
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betrachten möchte habe ich in einem kleinen Erlärvideo
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zusammengefasst. \video{1-1}
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\section{Ringe}
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\begin{defn}[Ring]\label{def:ring}
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Ein \emph{Ring}\index{Ring} ist eine nicht-leere Menge $R$ mit zwei
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Abbildungen,
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\[
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+ : R⨯ R → R \quad\text{und}\quad · : R⨯ R → R,
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\]
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sodass folgende Eigenschaften gelten.
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\begin{description}
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\item[Gruppenstruktur von $(R, +)$] Es ist $(R, +)$ eine Abelsche Gruppe.
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\item[Distributivgesetz] Für alle $a$, $b$ und $c$ aus $R$ gelten die
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Gleichungen $(a+b)·c = a·c + b·c$ und $a·(b+c) = a·b + a·c$.
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\item[Assoziativität der Multiplikation] Für alle Elemente $a$, $b$ und $c$
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aus $R$ gilt: $(a·b)·c = a·(b·c)$.
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\item[Neutrales Element der Multiplikation] Es gibt genau ein Element $e$ aus
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$R$, sodass für alle $a$ aus $R$ gilt: $e·a = a·e = a$.
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\end{description}
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\end{defn}
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\begin{notation}
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Gegeben ein Ring $(R, +, ·)$, dann wird die Verknüpfung ``$+$'' meist als
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Addition und die Verknüpfung ``$·$'' meist als Multiplikation bezeichnet. Das
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neutrale Element der Addition wird oft mit $0$ oder $0_R$ bezeichnet, das
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neutrale Element der Multiplikation oft mit $1$ oder $1_R$.
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\end{notation}
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\begin{warnung}[Neutrales Element der Multiplikation]
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Die Definitionen sind in der Literatur nicht ganz einheitlich. Manche Autoren
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verzichten bei der Definition von Ringen auf die Forderung, dass ein neutrales
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Element der Multiplikation existiert. Ein Ring wie in
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Definition~\ref{def:ring} wird von diesen Autoren ein ``Ring mit Eins''
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genannt.
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\end{warnung}
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\begin{defn}[Abelsche Ringe]
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Ein Ring $(R, +, ·)$ heißt \emph{Abelsch}\index{Ring!Abelsch} oder
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\emph{kommutativ}\index{Ring!kommutativ}, wenn für alle Elemente $a$ und $b$
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aus $R$ gilt, dass $a·b = b·a$ ist.
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\end{defn}
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\begin{bsp}[Vektorprodukt]
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Das Tripel $(ℝ³, +, ⨯)$ definiert keinen Ring, wenn $+$ die
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Vektoraddition und $⨯$ das Vektorprodukt bezeichnet. Warum?
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\end{bsp}
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\begin{bsp}[Quadratische Matrizrn]
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Es sei $k$ ein Körper, es sei $n ∈ ℕ$ eine Zahl und es sei $R$ die Menge
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der $(n⨯ n)$-Matrizen. Dann bildet $R$ zusammen mit der Matrixaddition
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und Matrixmuliplikation einen Ring. Dieser ist im Allgemeinen nicht
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kommutativ.
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\end{bsp}
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\begin{bsp}[Ganze Zahlen]
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Die Menge $ℤ$ bildet mit der üblichen Addition und Multiplikation einen
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kommutativen Ring.
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\end{bsp}
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\begin{beobachtung}
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Mit Elementen aus Ringen kann man rechnen wie mit Zahlen. Man rechnet sofort
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mithilfe der Definition nach, dass in jedem Ring $(R, +, ·)$ für alle Elemente
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$a$ und $b$ die Identitäten
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\[
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a·0 = 0·a = 0 \quad\text{und}\quad (-a)·b = -(a·b) = a·(-b)
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\]
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|
gelten. Aber Achtung!
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\begin{itemize}
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\item Aus $a·b = 0$ und $a ≠ 0$ kann man im Allgemeinen nicht folgern, dass
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$b=0$ ist.
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\item Aus $a·(b-c) = 0$ oder $a·b = a·c$ kann man nicht folgern, dass
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|
$b=c$ ist.
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||||||
|
\end{itemize}
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||||||
|
Der Grund ist, dass das Element $a$ ein \emph{Nullteiler} sein kann!
|
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\end{beobachtung}
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\begin{defn}[Nullteiler]
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Es sei $(R, +, ·)$ ein kommutativer Ring. Ein Element $a$ aus $R$ heißt
|
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|
\emph{Nullteiler}\index{Nullteiler}, wenn es ein Element $b ∈ R ∖ \{0\}$ gibt,
|
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|
sodass $a·b = 0$ ist. Der Ring $R$ heißt
|
||||||
|
\emph{nullteilerfrei}\index{Ring!nullteilerfrei} oder
|
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|
\emph{Integritätsring}\index{Integritätsring}, wenn die $0$ der einzige
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Nullteiler ist und wenn $R$ nicht nur aus dem Nullelement besteht.
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\end{defn}
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Wir merken uns: Nullteiler machen Probleme. Gute Ringe haben keine Nullteiler.
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\begin{figure}
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\centering
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\begin{minipage}{0.4\linewidth}
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\begin{center}
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\begin{tikzpicture}[scale=1]
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|
\draw[->, lightgray] (0,-0.5)--(0,1.2);
|
||||||
|
\draw[->, lightgray] (-2.2,0)--(2.2,0);
|
||||||
|
\draw (-2,1)node[above right]{$f$}--(-1,0)--(2,0);
|
||||||
|
\end{tikzpicture}
|
||||||
|
\end{center}
|
||||||
|
\end{minipage}
|
||||||
|
\begin{minipage}{0.4\linewidth}
|
||||||
|
\begin{center}
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||||||
|
\begin{tikzpicture}[scale=1]
|
||||||
|
\draw[->, lightgray] (0,-0.5)--(0,1.2);
|
||||||
|
\draw[->, lightgray] (-2.2,0)--(2.2,0);
|
||||||
|
\draw (-2,0)--(1,0)--(2,1)node[above left]{$g$};
|
||||||
|
\end{tikzpicture}
|
||||||
|
\end{center}
|
||||||
|
\end{minipage}
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|
\caption{Nullteiler im Ring $\cC⁰(ℝ)$}
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\label{fig:nt}
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\end{figure}
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\begin{bsp}[Stetige Funktionen]\label{bsp:stetig}
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Es sei $\cC⁰(ℝ)$ die Menge der stetigen Funktionen auf $ℝ$. Zusammen mit
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der üblichen Addition und Multiplikation von Funktionen bildet dies einen
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kommutativen Ring. Betrachte die Funktionen $f$ und $g$ aus
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|
Abbildung~\vref{fig:nt}. Dann ist weder $f$ noch $g$ die Nullfunktion, aber
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|
$f·g$ ist die Nullfunktion. Also sind sowohl $f$ als auch $g$ Nullteiler des
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|
Ringes $\cC⁰(ℝ)$.
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\end{bsp}
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\begin{bsp}[Polynome]
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Es sei $ℝ[x_1, …, x_n]$ die Menge der Polynome mit reellen Koeffizienten in
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$n$ Veränderlichen. Die definiert mit der üblichen Addition und
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|
Multiplikation von Polynomen einen nullteilerfreien, kommutativen Ring.
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\end{bsp}
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\begin{bsp}[Rechnen modulo $p$]
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|
Aus der linearen Algebra kennen Sie den Ring $ℤ/(6)$. Dies ist kein
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Integritätsring, denn $[2] \ne [0]$ und $[3] \ne [0]$ aber
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|
$[2]·[3] = [6] = [0]$. Fall $p$ eine Primzahl ist, ist $𝔽_p = ℤ/(p)$ ein
|
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|
Integritätsring, sogar ein Körper.
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\end{bsp}
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Das Gegenteil eines Nullteilers ist ein Element, das ein multiplikatives
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Inverses besitzt. Solche Elemente heißen Einheiten.
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\begin{defn}[Einheiten eines Ringes]
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Sei $(R, +, ·)$ ein Ring und es sei $a ∈ R$ ein Element. Nenne $a$
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\emph{multiplikativ invertierbar}\index{invertierbare Elemente eines Ringes}
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||||||
|
oder \emph{Einheit}\index{Einheit}, falls ein $b ∈ R$ existiert, sodass
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$a·b = b·a = 1$ ist. Die Menge der Einheiten wird mit $R^*$ bezeichnet.
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|
\end{defn}
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\begin{bsp}[Ganze Zahlen]
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Es ist $ℤ^* = \{ 1, -1\}$.
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\end{bsp}
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\begin{bsp}[Stetige Funktionen]
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|
In Beispiel~\ref{bsp:stetig} sind die Einheiten genau die stetigen Funktionen
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ohne Nullstelle.
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\end{bsp}
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\begin{beobachtung}
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Es sei $(R, +, ·)$ ein Ring. Dann sind Produkte und Inverse von Einheiten
|
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wieder Einheiten, und die Menge der Einheiten bildet zusammen mit der
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|
Multiplikation eine Gruppe.
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\end{beobachtung}
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|
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||||||
|
Den Begriff \emph{Unterring}\index{Unterring} definiert man ganz analog zur
|
||||||
|
Untergruppe; ich werde das hier nicht wiederholen.
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\begin{bsp}[Unterringe]
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|
Die Menge $ℤ[x]$ der Polynome mit Koeffizienten in $ℤ$ ist ein Unterring
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der Menge $ℝ[x]$ der Polynome mit Koeffizienten in $ℝ$.
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\end{bsp}
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\section{Körper}
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\sideremark{Vorlesung 2}
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\begin{defn}[Schiefkörper, Körper]
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Ein Ring $(R, +, ·)$ heißt \emph{Schiefkörper}\index{Schiefkörper}, wenn $R$ nicht der Nullring ist und alle
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Elemente außer der $0$ invertierbar sind, wenn also $R^* = R∖ \{0\}$ gilt.
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||||||
|
Ein Schiefkörper heißt \emph{Körper}\index{Körper}, wenn $R$ zusätzlich noch
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||||||
|
kommutativ ist.
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||||||
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\end{defn}
|
||||||
|
|
||||||
|
Den Begriff \emph{Unterkörper}\index{Unterkörper} definiert man ganz analog zur
|
||||||
|
Untergruppe; ich werde das hier nicht wiederholen.
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{bsp}[Bekannte Körper]
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Die bekanntesten Körper sind $ℚ$, $ℝ$, $ℂ$ und die endlichen Körper. Die
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reellen Zahlen sind ein Unterkörper von $ℝ$ und $ℂ$.
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\end{bsp}
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\begin{bsp}[Gebrochen-rationale Funktionen]\label{bsp:2-3-3}
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In der Schule haben Sie gebrochen-rationale Funktionen diskutiert, wie etwa
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\[
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f(x) := \frac{x²-7}{x³+4·x}.
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\]
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Die Menge der gebrochen-rationalen Funktionen\index{gebrochen-rationale
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Funktionen} bildet mit der üblichen Addition und Multiplikation einen
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|
Körper, der mit $ℝ(x)$ bezeichnet wird. Die Menge der konstanten Funktionen
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ist ein Unterkörper von $ℝ(x)$. Die Menge $ℝ[x]$ ist ein Unterring, aber
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kein Unterkörper von $ℝ(x)$.
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\end{bsp}
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||||||
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\begin{notation}[Körpererweiterung]
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|
Gegeben einen Körper $L$ und einen Unterkörper $K$, spricht man auch von einer
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\emph{Körpererweiterung ``$L$ über $K$''}\index{Körpererweiterung}. Man
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||||||
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schreibt oft $L/K$.
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\end{notation}
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Interessante Körpererweiterungen konkret zu konstruieren ist erst einmal nicht
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ganz einfach. Hier ist eine nicht-triviale Methode, die wir später nutzen
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werden, um an neue Beispiele zu kommen.
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\begin{bsp}[Schnitte von Zwischenkörpern]\label{bsp:3-1-2a}
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Wir beginnen mit einer gegebenen Körpererweiterung $L/K$, und irgendeiner
|
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Menge $(M_i)_{i ∈ I}$ von Zwischenkörpern, also Unterkörpern $M_i ⊆ L$, die
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||||||
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den kleineren Körper $K$ enthalten. Man rechne direkt mithilfe der Definition
|
||||||
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nach, dass die Schnittmenge
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\[
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||||||
|
S := \bigcap_{i ∈ I} M_i ⊆ L
|
||||||
|
\]
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||||||
|
wieder ein Unterköper von $L$ ist. Per Konstruktion enthält dieser
|
||||||
|
Unterkörper die Menge $K$.
|
||||||
|
\end{bsp}
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||||||
|
|
||||||
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\begin{bsp}[Adjunktion]\label{bsp:3-1-2b}
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||||||
|
Dies ist eine Variante von Beispiel~\ref{bsp:3-1-2b}. Wir beginnen mit einer
|
||||||
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gegebenen Körpererweiterung $L/K$, irgendeiner Menge $A ⊂ L$ und betrachten
|
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|
alle Unterkörper $M ⊂ L$, die $K ∪ A$ enthalten. Man beobachte, dass es
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||||||
|
mindestens einen solchen Unterkörper gibt, nämlich $M$. Man rechne direkt
|
||||||
|
mithilfe der Definition nach, dass die Schnittmenge aller solcher $M$,
|
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\[
|
||||||
|
\bigcap_{\txt{\scriptsize $M ⊆ L$ Unterkörper\\\scriptsize
|
||||||
|
$K ∪ A ⊆ M$}} M ⊆ L
|
||||||
|
\]
|
||||||
|
wieder ein Unterköper von $L$ ist. Per Konstruktion enthält dieser
|
||||||
|
Unterkörper die Menge $K ∪ A$ und ist der kleinste Unterkörper von $L$, der
|
||||||
|
die Menge $K ∪ A$ enthält.
|
||||||
|
\end{bsp}
|
||||||
|
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||||||
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\begin{defn}[Adjunktion von Mengen und Elementen]
|
||||||
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Der in Beispiel~\ref{bsp:3-1-2b} konstruierte Unterkörper wird mit $K(A)$
|
||||||
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bezeichnet. Man sagt, $K(A)$ entsteht aus $K$ durch \emph{Adjunktion der
|
||||||
|
Menge $A$}\index{Adjunktion!einer Menge}.
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\end{defn}
|
||||||
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\begin{notation}[Adjunktion von endlichen Mengen]
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Falls die Menge $A$ aus Beispiel~\ref{bsp:3-1-2b} nur ein Element enthält,
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|
$A = \{a\}$, so schreibt man statt $K(A)$ auch $K(a)$ und sagt, der Körper
|
||||||
|
entsteht durch \emph{Adjunktion des Elementes $a$}\index{Adjunktion!eines
|
||||||
|
Elementes}. Falls die Menge $A$ endlich ist, $A = \{ a_1, …, a_n\}$, so
|
||||||
|
schreibt man statt $K(A)$ auch $K(a_1, …, a_n)$.
|
||||||
|
\end{notation}
|
||||||
|
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|
\begin{defn}[Einfache Körpererweiterungen]\label{def:einfach}
|
||||||
|
Eine Körpererweiterung $L/K$ heißt
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|
\emph{einfach}\index{Körpererweiterung!einfach}\index{einfache
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|
Körpererweiterung}, wenn es ein Element $a ∈ L$ gibt, sodass $L = K(a)$ ist.
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||||||
|
In diesem Zusammenhang nennt man $a$ ein \emph{primitives Element der
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|
Erweiterung $L/K$}\index{primitives Element einer Körpererweiterung}.
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||||||
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\end{defn}
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Weiter unten werden wir einfache Körpererweiterung noch sehr ausführlich
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besprechen.
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%%% Local Variables:
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%%% mode: latex
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%%% TeX-master: "AlgebraZahlentheorie"
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%%% End:
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||||||
|
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426
03.tex
Normal file
426
03.tex
Normal file
@ -0,0 +1,426 @@
|
|||||||
|
% spell checker language
|
||||||
|
\selectlanguage{german}
|
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|
\chapter{Algebraische und transzendente Elemente}
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Für dieses Kapitel haben wir Ihnen Beispiele auf unserem
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\href{https://sage.cplx.vm.uni-freiburg.de/share/}{Sage/CoCalc-Server}
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bereitgestellt.
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\section{Körpererweiterungen}
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Jetzt beginnt die Vorlesung richtig: wir interessieren uns für
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Körpererweiterungen, also für Situation, in denen wir einen (großen) Körper $L$
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haben und darin enthalten einen kleineren Körper $K$, zum Beispiel $ℚ ⊂ ℝ$. Die
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erste und zentrale Beobachtung beim Studium von Körpererweiterungen ist, dass
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nicht alle Elemente des größeren Körpers gleich sind.
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\begin{beobachtung}
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In $ℝ$ gibt es verschiedene Sorten von nicht-rationalen Zahlen:
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\begin{itemize}
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\item Zahlen wie $\sqrt{2}$ oder $\sqrt[3]{5}+\sqrt{2}$, die irgendwie
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\emph{algebraisch} sind, weil sie mit Polynomen zu tun haben deren
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Koeffizienten rationale Zahlen sind --- diese Zahlen heißen ``algebraisch''.
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\item Zahlen wie $e$ oder $π$, die von Potenzreihen, und nicht von
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Polynomen kommen --- diese Zahlen heißen ``transzendent''.
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\end{itemize}
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\end{beobachtung}
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Um diese Beobachtung für beliebige Körper zu formulieren, ist leider wieder erst
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einmal ein wenig Sprache fällig.
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\begin{definition}[Polynomring]\label{def:3-0-2}
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Es sei $K$ ein Körper. Dann bezeichne $K[x]$ den Ring der Polynome mit
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Variable $x$ und Koeffizienten aus $K$.\index{Polynomring}
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\end{definition}
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\begin{warnung}[Polynome und Funktionen]
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In der Situation von Definition~\ref{def:3-0-2} kann ich jedem Polynom eine
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Funktion $K → K$ zuweisen, Polynome sind aber etwas anderes als Funktionen!
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Im Falle wo $K = 𝔽_p$ ein endlicher Körper ist, gibt es zwar unendlich viele
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Polynome (zum Beispiel $x$, $x²$, $x³$, …) aber nur endlich viele
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Abbildungen von $K$ nach $K$!
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\end{warnung}
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\begin{bsp}[Polynomring]
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Das Polynom $\frac{2}{7}· x²+8$ liegt in $ℚ[x]$. Das Polynom
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$π·x + e$ liegt in $ℝ[x]$.
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\end{bsp}
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\begin{bsp}[Polynomring]
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Es sei $K = ℝ(z)$, der Körper der gebrochen-rationalen Funktionen aus
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Beispiel~\ref{bsp:2-3-3}. Dann ist
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\[
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\frac{2z+z²}{1+z³}·x²+\frac{1}{2}·x+z
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\]
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ein typisches Polynom aus $K[x]$.
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\end{bsp}
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Die korrekte Definition von ``algebraisch'' und ``transzendent'' ist jetzt die
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Folgende.
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\begin{defn}[Algebraische und transzendente Elemente]
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Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung. Ein Element $a ∈ L$ heißt
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\emph{algebraisch über $K$}\index{algebraisch!Element einer
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Körpererweiterung}, wenn es ein Polynom $f ∈ K[x]$ gibt, sodass Folgendes
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gilt.
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\begin{itemize}
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\item Das Polynom $f$ ist nicht das Nullpolynom.
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\item Das Element $a$ ist eine Nullstelle von $f$. Genauer: fasse das Polynom
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$f$ als Element von $L[x]$ auf. Dann ist die Bedingung, dass die zu $f$
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gehörende Abbildung $L → L$ das Element $a$ auf $0$ abbildet.
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\end{itemize}
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Ist $a$ nicht algebraisch, so nennt man $a$
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|
\emph{transzendent}\index{transzendent!Element einer Körpererweiterung}.
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\end{defn}
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\begin{bsp}
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Betrachte die Körpererweiterung $ℝ/ℚ$. Die Zahl $\sqrt[3]{2}$ ist
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algebraisch, weil sie Nullstelle des Polynoms $x³-2 ∈ ℚ[x]$ ist. Der
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Freiburger Mathematiker Ferdinand
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Lindemann\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Ferdinand_von_Lindemann}{Carl
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Louis Ferdinand Lindemann}, ab 1918 Ritter von Lindemann (* 12. April
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1852 in Hannover; † 6. März 1939 in München) war ein deutscher
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Mathematiker. Lindemann hatte die Idee für den Transzendenzbeweis bei einem
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Spaziergang auf dem Lorettoberg.} bewies im Jahr 1882 in der berühmten
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Arbeit \cite{MR1510165}, dass die Zahl $π$ transzendent ist.
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\end{bsp}
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\section{Algebraische und transzendente Zahlen}
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Der Zahlentheoretiker interessiert sich natürlich besonders für die
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Körpererweiterung $ℂ/ℚ$. Hier hat sich eine eigene Sprache etabliert.
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\begin{defn}[Algebraische und transzendente Zahlen]
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Elemente $z ∈ ℂ$, die algebraisch über $ℚ$ sind, nennt man
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\emph{algebraische Zahlen}\index{algebraisch!Zahlen}. Die anderen Elemente
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heißen \emph{transzendente Zahlen}\index{transzendent!Zahlen}.
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\end{defn}
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Leider gibt es fast keine algebraischen Zahlen. Der folgende Satz zeigt, dass
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jedes nicht-leere, offene Intervall in $ℝ$ jede Menge transzendente Zahlen
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enthält.
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\begin{satz}\label{satz:3-2-2}
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Die Menge der algebraischen Zahlen ist abzählbar.
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\end{satz}
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\begin{proof}
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Bekanntlich ist $ℚ$ abzählbar, also ist der Ring $ℚ[x]$ der Polynome mit
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Koeffizienten in $ℚ$ ebenfalls abzählbar. Jedes Polynom hat aber nur
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endlich viele Nullstellen.
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\end{proof}
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\section{Algebraische und transzendente Körpererweiterungen}
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\begin{defn}[Algebraische und transzendente Körpererweiterungen]
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Man nennt eine Körpererweiterung $L/K$
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\emph{algebraisch}\index{algebraisch!Körpererweiterung}\index{Körpererweiterung!algebraisch},
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wenn jedes Element $a ∈ L$ algebraisch über $K$ ist. Wenn $L/K$ nicht
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algebraisch ist, nennt man die Erweiterung
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\emph{transzendent}\index{transzendent!Körpererweiterung}\index{Körpererweiterung!transzendent}.
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\end{defn}
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\begin{bsp}
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Die Körpererweiterung $ℂ/ℝ$ ist algebraisch. Denn wenn irgendeine komplexe
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Zahl $z$ gegeben ist, dann ist $z$ eine Nullstelle des Polynoms
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\[
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f(x) := (x-z)·(x-\overline{z}) = x²- \underbrace{(z+\overline{z})}_{∈
|
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|
ℝ}·x-\underbrace{z·\overline{z}}_{∈ ℝ}.
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|
\]
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||||||
|
Dies ist aber ein reelles Polynom, also in $ℝ[x]$.
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|
\end{bsp}
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\begin{bsp}
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|
Satz~\ref{satz:3-2-2} (oder alternativ auch der Satz von Lindemann) sagt, dass
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$ℝ/ℚ$ transzendent ist.
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\end{bsp}
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\section{Das Minimalpolynom}
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Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung und es sei $a ∈ L$ algebraisch über $K$.
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Per Definition gibt es dann ein Polynom $f ∈ K[x]$ welches $a$ als Nullstelle
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hat. Natürlich ist $f$ kein bisschen eindeutig -- man multipliziere $f$ mit
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irgendeinem anderen Polynom und erhalte ein neues Polynom (größeren Grades), das
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ebenfalls $a$ als Nullstelle hat. Man kann aber unter allen Polynomen, die $a$
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als Nullstelle haben, ein eindeutiges Element finden, wenn man ein paar
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|
Zusatzbedingungen stellt.
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\begin{description}
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\item[Minimaler Grad] Zuerst betrachten wir nur solche Polynome, deren Grad
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minimal ist unter allen nicht-konstanten Polynomen, die $a$ als Nullstelle
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haben.
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\item[Normiertheit] Solche Polynome gibt es immer noch viele, aber wenn
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\begin{equation*}
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f = a_n·x^n+a_{n-1}·x^{n-1}+ ⋯ + a_0∈ K[x]
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\end{equation*}
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ein solches Polynom ist, dann hat das normierte Polynom\footnote{Erinnerung:
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``normiert'' bedeutet, dass der Leitkoeffizient gleich 1 ist.}
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\begin{equation*}
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\frac{1}{a_n}f = x^n+\frac{a_{n-1}}{a_n}·x^{n-1} + ⋯ + \frac{a_0}{a_n}∈ K[x]
|
||||||
|
\end{equation*}
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|
ebenfalls das Element $a$ als Nullstelle.
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\end{description}
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Die zentrale Beobachtung ist jetzt, dass es nur ein einziges normiertes Polynom
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minimalen Grades gibt, das $a$ als Nullstelle hat. Denn wenn $f_1$ und $f_2$
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zwei unterschiedliche solche Polynome wären, dann hätte auch $f_1 - f_2$ das
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Element $a$ als Nullstelle. Aber der Grad von $f_1 - f_2$ ist kleiner als der
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Grad von $f_1$!
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\begin{defn}[Minimalpolynom]
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Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung und es sei $a ∈ L$ algebraisch über $K$.
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Das (wie oben gesehen: eindeutig bestimmte!) normierte Polynom kleinsten
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Grades in $K[x]$ welches $a$ als Nullstelle hat, wird als
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\emph{Minimalpolynom}\index{Minimalpolynom} von $a$ über $K$ bezeichnet.
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\end{defn}
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\begin{defn}[Grad von Elementen in einer Körpererweiterung]
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Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung und es sei $a ∈ L$. Dann definiert man
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den \emph{Grad von $a$ über $K$}\index{Grad!eines Elementes} wie folgt.
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\begin{itemize}
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\item Falls $a$ algebraisch über $K$ ist, dann ist der Grad von $a$ über $K$
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der Grad des Minimalpolynoms.
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\item Falls $a$ transzendent über $K$ ist, dann ist der Grad von $a$ über $K$
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unendlich.
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\end{itemize}
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|
Die Schreibweise $[a:K]$ ist üblich.
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\end{defn}
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\begin{bsp}
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Betrachte die Erweiterung $ℂ/ℚ$ und $a = \sqrt[3]{2}$. Dann ist
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$[a:ℚ] ≤ 3$, denn $a$ ist Nullstelle des Polynoms
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|
$f(x) = x³-2 ∈ ℚ[x]$. Aber ist $f$ auch das Minimalpolynom?
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\end{bsp}
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\begin{bsp}
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|
Der Satz von Lindemann sagt, dass $[π:ℚ] = ∞$ ist.
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\end{bsp}
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\begin{beobachtung}
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Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung und es sei $a ∈ L$ algebraisch über $K$.
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Dann ist $[a:K] = 1$ gleichbedeutend dazu, dass $a$ in $K$ liegt.
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\end{beobachtung}
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\begin{bsp}[Adjunktion einer Quadratwurzel]
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Es sei $L = ℂ$ und es sei $K$ ein Unterkörper (zum Beispiel $ℚ$). Weiter
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sei $b ∈ K$ und $a$ sei eine Quadratwurzel von $b$ (also: es gilt die
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Gleichung $a² = b$). Dann gilt
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\[
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[a:K] =
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\left\{
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\begin{matrix}
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1 & \text{falls } a ∈ K \\
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|
2 & \text{sonst}
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\end{matrix}
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\right.
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|
\]
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||||||
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\end{bsp}
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|
Die Umkehrung gilt ebenfalls, wie wir in Korollar~\vref{kor:ajQ} sehen
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werden.
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\section{Der Grad einer Körpererweiterung}
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Wenn $L/K$ eine Körpererweiterung ist, dann lässt sich $L$ auch als
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$K$-Vektorraum auffassen. Dabei ist die Vektoraddition einfach die Addition in
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$L$ und die skalare Multiplikation (= Multiplikation von Elementen aus $L$ mit
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Elementen aus $K$) ist die Multiplikation des Körpers $L$. Das erlaubt folgende
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Definition.
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\begin{defn}[Grad einer Körpererweiterung]
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Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung. Die Dimension von $L$ als Vektorraum
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über $K$ heißt \emph{Grad der Körpererweiterung}\index{Grad!einer
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Körpererweiterung}. Die Schreibweise $[L:K]$ ist üblich.
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\end{defn}
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\begin{defn}[Endliche Körpererweiterung]
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|
Eine Körpererweiterung $L/K$ heißt \emph{endlich}\index{endliche
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Körpererweiterung}\index{Körpererweiterung!endlich}, wenn $[L:K] < ∞$ ist.
|
||||||
|
\end{defn}
|
||||||
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\begin{bsp}
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Es ist $[ℂ:ℝ] = 2$ und $[ℝ:ℚ] = ∞$, denn jeder
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endlich-dimensionale $ℚ$-Vektorraum wäre abzählbar.
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\end{bsp}
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\begin{satz}[Grad von Körpererweiterungen und Grad von Elementen]\label{satz:3-5-4}
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Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung und es sei $a∈ L$. Dann gilt die
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Gleichheit $[a: K] = [K(a):K]$.\sideremark{Vorlesung 3}
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\end{satz}
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\begin{proof}
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\video{3-1} und \video{3-2}.
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\end{proof}
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Die folgenden beiden Korollare sind total nützlich. Beide folgen direkt aus dem
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Beweis von Satz~\ref{satz:3-5-4}; wir wiederholen die Argumentation deshalb an
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dieser Stelle nicht.
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\begin{kor}
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Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung und es sei $a∈ L$. Falls $[a:K] < ∞$
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ist, dann ist $K(a)$ algebraisch über $K$. \qed
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\end{kor}
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\begin{kor}\label{kro:eord}
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Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung und es sei $a∈L$ algebraisch über $K$, vom
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Grad $n$. Dann kann jedes Element $b ∈ K(a)$ geschrieben werden als
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\[
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b = c_0 + c_1·a + c_2·a² + ⋯ + c_{n-1}·a^{n-1},
|
||||||
|
\]
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|
wobei $c_0, …, c_{n-1} ∈ K$ geeignete Elemente sind. \qed
|
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\end{kor}
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|
Korollar~\ref{kro:eord} ist Ihnen im Spezialfall der Körpererweiterung $ℂ/ℝ$
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schon bekannt: Jede komplexe Zahl $b$ kann geschrieben werden als
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$b = c_0 + c_1·i$, wobei $c_0$ und $c_1$ reelle Zahlen sind. Das ist ziemlich
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|
nützlich! Korollar~\ref{kro:eord} erlaubt eine ganz ähnliche Beschreibung für
|
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beliebige einfache Körpererweiterungen.
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\section{Ketten von Körpererweiterungen}
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Wir werden uns häufig einer Situation gegenübersehen, wo wir einen Körper $K$
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haben, und dann nach und nach einige Elemente eines Oberkörpers
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|
hinzuadjungieren. Wir erhalten so eine Kette von immer größer werdenden
|
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|
Oberkörpern. Die Frage ist, wie sich die Erweiterungsgrade verhalten.
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|
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|
\begin{satz}[Gradformel]\label{satz:3-6-1}
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\index{Gradformel für Körpererweiterungen}Es sei $K ⊆ L ⊆ M$ eine Kette von
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|
Körpererweiterungen. Dann gilt\footnote{Wir verwenden die Konvention
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$∞·∞ = ∞$ und $∞ ·n = ∞$ falls $n$ eine positive ganze Zahl ist.} die
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|
Gleichung
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\[
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||||||
|
[M:K] = [M:L]·[L:K].
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||||||
|
\]
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||||||
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\end{satz}
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\begin{proof}
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\video{3-3}
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\end{proof}
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\begin{kor}
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||||||
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Es sei $K ⊆ L ⊆ M$ eine Kette von Körpererweiterungen. Wenn
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$[M:K]$ endlich ist, dann ist $[L:K]$ endlich, und sogar ein Teiler von
|
||||||
|
$[M:K]$. Insbesondere gilt für jedes Element $a∈ L$, dass $[a:K]$ ein
|
||||||
|
Teiler von $[M:K]$ ist. \qed
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\end{kor}
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\begin{kor}
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|
Es sei $L/K$ eine algebraische Körpererweiterung, sodass $[L:K]$ eine Primzahl
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ist. Dann existiert ein Element $a ∈ L$, sodass $L = K(a)$ ist. \qed
|
||||||
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\end{kor}
|
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\begin{kor}[Adjunktion von Quadratwurzeln]\label{kor:ajQ}
|
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Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung von Grad zwei. Dann entsteht $L$ aus $K$
|
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|
durch Adjunktion einer Quadratwurzel. Genauer: es gibt Elemente $a ∈ L$ und
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|
$b ∈ K$, sodass Folgendes gilt.
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\begin{itemize}
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|
\item Es gilt die Gleichung $a² = b$.
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\item Es ist $L=K(a)$.
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\end{itemize}
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|
\end{kor}
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\begin{proof}
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\video{3-4} -- beachten Sie die mit einer PDF-Annotation angebrachte Verbesserung im Skript des Beweises.
|
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\end{proof}
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Der folgende Satz fasst unsere Ergebnisse zusammen.
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\begin{satz}\label{Satz_aequivalenzen_Koerpererweiterungen}
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Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung. Dann sind folgende Aussagen äquivalent.
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\begin{enumerate}
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\item\label{Satz_1_1_19_1} Es ist $[L:K] < ∞$.
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\item\label{Satz_1_1_19_2} Die Körpererweiterung $L$ ist algebraisch über $K$
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und es gibt endlich viele Elemente $a_1, …, a_n∈ L$, sodass
|
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|
$L = K(a_1, …, a_n)$ ist.
|
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|
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|
\item\label{Satz_1_1_19_3} Es gibt endlich viele Elemente $a_1, …, a_n ∈ L$,
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||||||
|
die algebraisch über $K$ sind und die Körpererweiterung $L$ erzeugen:
|
||||||
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$L = K(a_1, …, a_n)$.
|
||||||
|
\end{enumerate}
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||||||
|
\end{satz}
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|
\begin{proof}[Beweis Richtung \ref{Satz_1_1_19_1}$⇒$\ref{Satz_1_1_19_2}]
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Aus $[L:K] < ∞$ folgt für alle $a ∈ L$ sofort $[a:K] < ∞$, also
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sind alle diese Elemente algebraisch. Um $a_1, …, a_n$ zu finden, kann man
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zum Beispiel einfach eine Basis von $L$ als $K$-Vektorraum wählen.
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\end{proof}
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\begin{proof}[Beweis Richtung \ref{Satz_1_1_19_2}$⇒$\ref{Satz_1_1_19_3}]
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Hier ist nichts zu zeigen.
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\end{proof}
|
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|
\begin{proof}[Beweis Richtung \ref{Satz_1_1_19_3}$⇒$\ref{Satz_1_1_19_1}]
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Sei $L = K(a_1, …, a_n)$. Betrachte die Körper $K_i := K(a_1, …, a_i)$ und die
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Kette von Erweiterungen
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\[
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K = K_0 ⊆ K_1 ⊆ ⋯ ⊆ K_n = L.
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\]
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||||||
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Dann gilt für jeden Index $i < n$ die Gleichung $K_{i+1} = K_i(a_{i+1})$;
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||||||
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insbesondere ist per Annahme (``$a_{i+1}$ ist algebraisch über $K$'') und
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||||||
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Satz~\ref{satz:3-5-4} die Erweiterung $K_{i+1}/K_i$ stets endlich. Wiederholte
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Anwendung von Satz~\ref{satz:3-6-1} liefert dann
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\[
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||||||
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[L:K] = \prod_{i=0}^{n-1} [K_{i+1}:K_i],
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||||||
|
\]
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||||||
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und diese Zahl ist endlich, weil jeder Faktor endlich ist.
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\end{proof}
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\section{Die Transitivität der Algebraizität}
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Wir nennen zwei unmittelbare Folgerungen aus
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Satz~\ref{Satz_aequivalenzen_Koerpererweiterungen}, die so fundamental wichtig
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sind, dass sie einen eigenen Abschnitt verdienen. Der erste ist der Satz über
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die ``Transitivität der Algebraizität''.
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\begin{kor}[Transitivität der Algebraizität]\label{kor:TdA}
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Es seien $L/K$ und $M/L$ zwei algebraische Körpererweiterungen. Dann ist auch
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$M/K$ algebraisch.
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\end{kor}
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\begin{proof}
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\video{3-5}
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\end{proof}
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\begin{warnung}[Prüfungsfalle]
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Der Satz über die Transitivität der Algebraizität wird in Prüfungen sehr gern
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gefragt. Beachten Sie, dass der Beweis ziemlich indirekt ist. In Prüfungen
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sehen wir oft, dass Kandidatinnen und Kandidaten für ein gegebenes $a ∈ M$
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direkt ein Minimalpolynom konstruieren wollen. Das hat in der Geschichte der
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Mathematik noch in keiner Prüfung funktioniert. Lassen Sie das!
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\end{warnung}
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\begin{satzdef}[Algebraischer Abschluss in einem Oberkörper]\label{satzdef:aaieO}
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Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung. Dann bildet die Menge
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\[
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\overline{K} := \{ a ∈ L \::\: a \text{ ist algebraisch über } K \}
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\]
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einen Unterkörper von $L$, genannt der \emph{algebraische Abschluss von $K$ im
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||||||
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Oberkörper $L$}\index{algebraischer Abschluss!in Oberkörper}
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\end{satzdef}
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\begin{proof}
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\video{3-6}
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||||||
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\end{proof}
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\begin{kor}
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Die Menge $\overline{ℚ}$ der algebraischen Zahlen bildet einen Unterkörper
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von $ℂ$. \qed
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\end{kor}
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\begin{warnung}[``Algebraischer Abschluss'' und ``Algebraischer Abschluss in Oberkörper'']\label{war:ababio}
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Gegeben einen Körper $K$, werden wir später noch einen weiteren Begriff von
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``algebraischem Abschluss'' diskutieren, der nicht von der Wahl eines
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Oberkörpers abhängt. Ganz wichtig: diese Begriffe bitte nicht verwechseln!
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\end{warnung}
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% spell checker language
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\selectlanguage{german}
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\chapter{Auflösungen von Gleichungen durch Radikale}
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\label{sec:4}
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\sideremark{Vorlesung 4}Nach der Konstruktion mit Zirkel und Lineal möchte ich
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noch ein klassisches Problem formulieren. Für eine quadratische Gleichung
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$x²+px+q=0$ gibt es die Lösungsformel
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\begin{equation*}
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x_{1,2} = -\frac{p}{2}±\sqrt{ \left(\frac{p}{2}\right)²-q}.
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|
\end{equation*}
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Für Gleichungen 3.\ und 4.\ Grades haben italienische Mathematiker der
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Renaissance komplizierte Formeln gefunden. In der westlichen Welt wurden diese
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Formeln erstmals 1545 von Gerolamo
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Cardano\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Gerolamo_Cardano}{Gerolamo
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Cardano}, auch Geronimo oder Girolamo Cardano (von Mailand) sowie Cardan,
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lateinisch Hieronymus Cardanus (Mediolanensis) (* 24. September 1501 in Pavia;
|
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† 21. September 1576 in Rom), war ein italienischer Arzt, Philosoph und
|
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|
Mathematiker und zählt zu den Renaissance-Humanisten.} in seinem Buch
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\cite{Cardano45} veröffentlicht. Die Lösungsformeln für reduzierte kubischen
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Gleichungen wurden wohl von Nicolo
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Tartaglia\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Niccolo_Tartaglia}{Niccolò
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Tartaglia} (* 1499 oder 1500 in Brescia, Italien; † 13. Dezember 1557 in
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Venedig) war ein venezianischer Mathematiker der Renaissance, der für seine
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|
Beiträge zur Lösung der kubischen Gleichung bekannt ist. } entdeckt; laut
|
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Cardano sogar noch früher durch Scipione del
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Ferro\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Scipione_del_Ferro}{Scipione
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del Ferro} (* 6. Februar 1465 in Bologna; † 5. November 1526 ebenda) war ein
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italienischer Mathematiker. Seit 1496 war er Professor für Arithmetik und
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|
Geometrie an der Universität von Bologna. }.
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\begin{bsp}
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Es seien $a$, $b$ und $c$ komplexe Zahlen. Gesucht sind komplexe Lösungen der
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Gleichung
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\begin{equation}\label{eq_loesung_3_Grades}
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|
x³+ax²+bx+c=0.
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\end{equation}
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|
Diese Gleichung lässt sich wie folgt lösen. Man setze
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\begin{align*}
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h& := -\frac{1}{2}c+\frac{1}{6}a· b-\frac{1}{27}a³\\
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|
w_1& := \sqrt{-3(a²b²-4a³c-4b³+18abc-27c²)}\\
|
||||||
|
w_2& := \sqrt[3]{h+\frac{1}{18}w_1}\\
|
||||||
|
w_3& := \sqrt[3]{h-\frac{1}{18}w_1},
|
||||||
|
\end{align*}
|
||||||
|
wobei die Wurzeln so zu wählen sind, dass
|
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|
\[
|
||||||
|
w_2·w_3 = \frac{1}{8}·a²·\frac{1}{3}·b
|
||||||
|
\]
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||||||
|
ist. Dann ist $x = \frac{1}{3}·a+w_2-w_3$ eine Lösung von
|
||||||
|
\eqref{eq_loesung_3_Grades}.
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||||||
|
\end{bsp}
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||||||
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|
Für Polynome vom Grad 5 wurde keine solche Formel gefunden. Das wirft Fragen
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auf. Waren die italienischen Mathematiker der Renaissance zu dumm? Gibt es eine
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|
solche Formel überhaupt? Die Frage war etliche Jahrhunderte offen. Tatsächlich
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ist die Frage ein wenig mit dem Konstruktionsproblem verwandt und durch die
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|
Theorie der Körpererweiterungen beantwortbar. Wir präzisieren die Fragestellung
|
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hier nur.
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|
\begin{defn}[Radikalerweiterung]\label{def:radikal}
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||||||
|
Eine Körpererweiterung $L/K$ heißt
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|
Radikalerweiterung\index{Radikalerweiterung} von $K$, wenn es Elemente
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||||||
|
$a_1, …, a_n∈ L$ und $r_1, …, r_n ∈ ℕ$ gibt, sodass Folgendes gilt.
|
||||||
|
\begin{itemize}
|
||||||
|
\item Es ist $L = K(a_1, …, a_n)$.
|
||||||
|
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||||||
|
\item Es ist $a_1^{r_1} ∈ K$, und für alle Indizes $1 < i ≤ n$ ist
|
||||||
|
$a_i^{r_i} ∈ K(a_1, …, a_{i-1})$.
|
||||||
|
\end{itemize}
|
||||||
|
\end{defn}
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||||||
|
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||||||
|
Erklärung: die Definition der Radikalerweiterung sagt also, dass $a_1$ die
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$r_1$-te Wurzel eines Elements aus $K$, dass $a_2$ die $r_2$-te Wurzel eines
|
||||||
|
Elements aus $K(a_1)$, etc. Nach Korollar~\ref{kro:eord} können wir
|
||||||
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schreiben
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||||||
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\begin{align*}
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||||||
|
K(a_1) & = K+ K· a_1+K· a_1²+\dots+ K· a_1^{r_1-1}\\
|
||||||
|
K(a_1, a_2)&= K(a_1)+K(a_1)· a_2+ \dots + K(a_1)· a_2^{r_2-1}\\
|
||||||
|
&\:\:\: \vdots \\
|
||||||
|
K(a_1, …, a_n)&= K(a_1, …, a_{n-1})+K(a_1, …, a_{n-1})· a_n + \dots + K(a_1, …, a_{n-1})· a_n^{r_n-1}.
|
||||||
|
\end{align*}
|
||||||
|
Jedes Element von $L$ lässt sich also durch einen Ausdruck darstellen, in dem nur
|
||||||
|
(höhere) Wurzeln und Elemente aus $K$ vorkommen.
|
||||||
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||||||
|
\begin{defn}[Gleichung ist durch Radikale auflösbar]\label{def:gidra}
|
||||||
|
Gegeben sei ein Körper $K$ und ein Polynom $f∈ K[x]$. Man sagt, die
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||||||
|
Gleichung $f(x) = 0$ ist \emph{durch Radikale Auflösbar}\index{Auflösbarkeit
|
||||||
|
durch Radikale}, wenn es eine Radikalerweiterung $L/K$ gibt, in der $f$ eine
|
||||||
|
Nullstelle hat\footnote{Genauer: …, wenn es eine Radikalerweiterung $L/K$ gibt
|
||||||
|
und ein Element $a ∈ L$, sodass $f(a)=0$ ist.}.
|
||||||
|
\end{defn}
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|
Bei der klassischen Frage nach den Lösungen von Polynomen interessiert uns unter
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anderem ob ein Polynom
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\begin{equation*}
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||||||
|
f(x) = x^n+b_1·x^{n-1} + \dots + b_{n-1}·x + b_n ∈ ℂ[x]
|
||||||
|
\end{equation*}
|
||||||
|
über dem Körper $ℚ(b_1, …, b_n) ⊂ ℂ$ eine Lösung durch Radikale hat,
|
||||||
|
das heißt, ob sich zumindest eine Nullstelle von $f$ durch Kombinationen von
|
||||||
|
rationalen Zahlen, den Koeffizienten $b_i$ und (höheren) Wurzeln ausdrücken
|
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|
lässt -- falls nicht, braucht man auf eine Lösungsformel gar nicht zu hoffen.
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%%% TeX-master: "AlgebraZahlentheorie"
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% spell checker language
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\selectlanguage{german}
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\chapter{Teilbarkeit}
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Für dieses Kapitel haben wir Ihnen Beispiele auf unserem
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\href{https://sage.cplx.vm.uni-freiburg.de/share/}{Sage/CoCalc-Server}
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bereitgestellt.
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\section{Wohin geht die Reise…?}
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In den letzten Vorlesungen ist hoffentlich klar geworden, dass der Begriff
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``Minimalpolynom'' schrecklich wichtig ist. Wir haben aber noch nie darüber
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gesprochen, wie man ein Minimalpolynom überhaupt findet.
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\begin{problem}
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Gegeben eine Körpererweiterung $L/K$, ein Element $a ∈ L$ und ein normiertes
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Polynom $f∈ K[x]$ mit $f(a)=0$. Wie kann ich entscheiden, ob $f$ das
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Minimalpolynom ist oder nicht.
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\end{problem}
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Um solche Probleme anzugehen, untersuchen wir Polynomdivision und
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Teilbarkeitsfragen in (Polynom-)Ringen. Hier kommt ein erster Hinweis, in
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welche Richtung die Argumentation geht.
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\begin{beobachtung}
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Sei $L/K$ eine Körpererweiterung, sei $a ∈ L$ ein Element, das algebraisch
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über $K$ ist und sei $f∈ K[x]$ das Minimalpolynom von $a$. Wenn jetzt
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$g(x) ∈ K[x]$ irgend ein anderes Polynom ist, dann haben wir in der Schule
|
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gelernt, dass wir das Polynom $g$ mit Rest durch $f$ teilen können. Am Ende
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|
schreibt man
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\begin{equation*}
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||||||
|
g(x) = q(x)·f(x)+ r(x)
|
||||||
|
\end{equation*}
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||||||
|
wobei $q, r ∈ K[x]$ sind und $\deg r < \deg f$ ist. Angenommen $g$ hat $a$ als
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|
Nullstelle. Dann gilt:
|
||||||
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\begin{equation*}
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||||||
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0 = \underbrace{g(a)}_{=0}=\underbrace{q(a)· f(a)}_{=0}-r(a).
|
||||||
|
\end{equation*}
|
||||||
|
Also hat $r$ auch $a$ als Nullstelle. Weil $f$ aber das Minimalpolynom ist,
|
||||||
|
und $\deg r < \deg f$, ist muss wohl $r\equiv 0$ gelten. Als Konsequenz
|
||||||
|
lernen wir: Jedes Polynom, das $a$ als Nullstelle hat, ist ein Vielfaches des
|
||||||
|
Minimalpolynoms. Umgekehrt gilt auch: wenn ein Polynom $g$ gegeben ist, das
|
||||||
|
$a$ als Nullstelle hat, dann finden wir das Minimalpolynom unter den Teilern
|
||||||
|
von $g$.
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||||||
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\end{beobachtung}
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|
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\section{Polynome mit Koeffizienten in Ringen}
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Wieder müssen wir erst etwas Sprache einführen, bevor wir echte Mathematik
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||||||
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machen können. Wir hatten in Definition~\vref{def:3-0-2} den ``Ring $K[x]$ der
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Polynome mit Koeffizienten im Körper $K$'' eingeführt. Das geht auch mit Ringen
|
||||||
|
statt Körpern.
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||||||
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||||||
|
\begin{definition}[Polynomring]\label{def:3-0-2r}
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||||||
|
Es sei $R$ ein kommutativer Ring. Dann bezeichne mit $R[x]$ den Ring der
|
||||||
|
Polynome mit Variable $x$ und Koeffizienten aus $R$.\index{Polynomring!mit
|
||||||
|
Koeffizienten aus Ring} Ebenso bezeichnen wir mit $R[x_1, …, x_n]$ den Ring
|
||||||
|
der Polynome mit Variablen $x_1, …, x_n$ und Koeffizienten aus $R$.
|
||||||
|
\end{definition}
|
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\begin{bsp}
|
||||||
|
Betrachte den Ring $R = ℤ$. Dann ist $3·x²-5·x+17 ∈ ℤ[x]$ und
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|
$4x²+3xy+y⁷ ∈ ℤ[x,y]$.
|
||||||
|
\end{bsp}
|
||||||
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||||||
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\begin{beobachtung}
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||||||
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Es gelten einige offensichtliche Gleichheiten wie
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||||||
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\begin{align*}
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||||||
|
R[x,y] &= R[y,x] \\
|
||||||
|
R[x,y] &= \bigl(R[x] \bigr)[y],
|
||||||
|
\end{align*}
|
||||||
|
die wir nicht formal beweisen werden.
|
||||||
|
\end{beobachtung}
|
||||||
|
|
||||||
|
Der Grad von Polynomen ist definiert wie üblich: Das Polynom
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||||||
|
$3xy+y+4x ∈ ℤ[x,y] $ hat beispielsweise den Grad $2$. In Integritätsringen
|
||||||
|
verhält sich der Grad gut.
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{satz}\label{Satz_Polynom_Grad}
|
||||||
|
Sei $R$ ein kommutativer Integritätsring. Dann gilt für alle
|
||||||
|
Polynome\footnote{Das Nullpolynom hat per Definition den Grad $-∞$. Wir
|
||||||
|
verwenden die Konvention $- ∞ + (- ∞) = -∞$ und $-∞ + n = - ∞$ für alle
|
||||||
|
$n ≥ 0$.} $p$ und $q ∈ R[x]$:
|
||||||
|
\begin{equation*}
|
||||||
|
\deg (p·q) = (\deg p)+(\deg q).
|
||||||
|
\end{equation*}
|
||||||
|
Insbesondere ist $R[x]$ wieder ein Integritätsring.
|
||||||
|
\end{satz}
|
||||||
|
\begin{proof}
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||||||
|
Wir können ohne Beschränkung der Allgemeinheit annehmen, dass $p,q ≠ 0$. Sei
|
||||||
|
$n := \deg p$ und $m := \deg q$. Dann finden wir Elemente $r_•$ und $s_•$ aus
|
||||||
|
$R$ mit $r_n ≠ 0$ und $s_m≠ 0$, so dass wir schreiben können:
|
||||||
|
\begin{align*}
|
||||||
|
p(x) & = r_0 + r_1·x + \dots + r_n·x^n \\
|
||||||
|
q(x) & = s_0+ s_1· x + \dots + s_m· x^m
|
||||||
|
\end{align*}
|
||||||
|
Dann ist weiter
|
||||||
|
\begin{equation*}
|
||||||
|
p(x)·q(x) = r_0·s_0 + (r_1·s_0 + r_0·s_1)·x + \dots + r_ns_m·x^{n+m}.
|
||||||
|
\end{equation*}
|
||||||
|
Weil $R$ ein Integritätsring ist, ist $r_n·s_m ≠ 0$, und also ist
|
||||||
|
$\deg (p·q) =n+m$.
|
||||||
|
\end{proof}
|
||||||
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|
||||||
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\begin{kor}
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||||||
|
Ist $R$ ein kommutativer Integritätsring und ist $n ∈ ℕ$, dann ist auch
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||||||
|
$R[x_1, …, x_n]$ ein kommutativer Integritätsring. Für die Gruppe der
|
||||||
|
Einheiten gilt
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||||||
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\begin{equation*}
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||||||
|
R[x_1, …, x_n]^* = R^*,
|
||||||
|
\end{equation*}
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||||||
|
wobei wir die Ringelemente aus $R^* ⊆ R$ als konstante Polynome
|
||||||
|
auffassen.
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||||||
|
\end{kor}
|
||||||
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\begin{proof}
|
||||||
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Die erste Aussage folgt mit Induktion aus Satz~\vref{Satz_Polynom_Grad}. Die
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||||||
|
zweite Aussage folgt ebenfalls mit Induktion, sobald wir zeigen, dass
|
||||||
|
$R[x]^* = R^*$ ist. Sei also $p ∈ R[x]^*$. Das bedeutet per Definition: es
|
||||||
|
existiert ein Polynom $q$ mit $p·q = 1$. Dann folgt aber
|
||||||
|
\[
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||||||
|
\deg p ≤ \deg p + \deg q = \deg (p·q) = \deg 1 = 0.
|
||||||
|
\]
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||||||
|
Also ist $\deg p = 0$ und somit ist $p$ konstant.
|
||||||
|
\end{proof}
|
||||||
|
|
||||||
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\begin{bsp}
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||||||
|
Es ist $ℤ[x_1, x_2]^* = ± 1$.
|
||||||
|
\end{bsp}
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{bsp}
|
||||||
|
Sei $K$ ein Körper. Dann ist $K[x_1, …, x_n]^* = K^* = K∖\{0\}$.
|
||||||
|
\end{bsp}
|
||||||
|
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||||||
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|
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\section{Teilbarkeit in Ringen}
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In der (Grund-)schule haben wir den Begriff ``Teiler'' kennen gelernt. In
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allgemeinen Ringen geht das nicht anders.
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\begin{defn}[Teiler]
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Es sei $R$ ein kommutativer Ring und es sei $r$, $s ∈ R$. Man nennt $r$ einen
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||||||
|
\emph{Teiler von $s$}\index{Teiler}, wenn es $q ∈ R$ gibt, so dass $r·q = s$
|
||||||
|
ist. Wir schreiben dann $r|s$.
|
||||||
|
\end{defn}
|
||||||
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|
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|
\begin{bsp}
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||||||
|
Es gilt $2|16$ in $ℤ$. Es gilt $(x-1)|(x²-1)$ in $ℝ[x]$.
|
||||||
|
\end{bsp}
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||||||
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||||||
|
\begin{prop}[Offensichtliche Rechenregeln für Teiler]\label{Satz_Rechenregeln_Teiler}
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||||||
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Es sei $R$ ein kommutativer Ring und $r$, $s$, $t$, $s_1$, $s_2$, $u$ und $v$
|
||||||
|
seien Elemente. Dann gilt Folgendes.
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||||||
|
\begin{itemize}
|
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\item Es gilt $r|r$.
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\item Aus $r|s$ und $s|t$ folgt $r|t$.
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\item Aus $r|s_1$ und $r|s_2$ folgt $r|(s_1+s_2)$.
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\item Aus $r|s_1$ und $r|(s_1+s_2)$ folgt $r|s_2$.
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\item Aus $r|s$ und $u|v$ folgt $(r·u)|(s·v)$.
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\end{itemize}
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\end{prop}
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\begin{proof}
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Keine Lust. Folgt alles direkt aus der Definition.
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\end{proof}
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Wenn wir in der Schule Teilbarkeitsüberlegungen in $ℤ$ angestellt hatten, war
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das Vorzeichnen meist nicht wichtig. Die folgende Definition formalisiert in
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bombastischer Sprache die Phrase ``unterscheidet sich nur um ein Vorzeichnen''.
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\begin{satzdef}[Zueinander assoziierte Elemente]
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Es sei $R$ ein kommutativer Integritätsring und es seien $r$, $s$ zwei
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Elemente von $R$. Dann sind folgende Aussagen äquivalent.
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\begin{enumerate}
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\item\label{Satz_assoziiert_1} Es gilt gleichzeitig $r|s$ und $s|r$.
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\item\label{Satz_assoziiert_2} Es existiert ein Element $ε ∈ R^*$, so dass
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$ε·r=s$ ist.
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\end{enumerate}
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Sind die Bedingungen erfüllt, nennt man $r$ und $s$ \emph{zueinander
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assoziiert}\index{assoziierte Ringelemente} und schreibt $r \sim s$.
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\end{satzdef}
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\begin{proof}
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Wir beweisen die Richtung
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\ref{Satz_assoziiert_2}$⇒$\ref{Satz_assoziiert_1}. Wegen
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$ε· r = s$ gilt $r|s$. Multiplikation mit $ε^{-1}$
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liefert $r = ε^{-1}·s$, also gilt $s|r$. Wir beweisen als nächstes
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die Richtung \ref{Satz_assoziiert_1}$⇒$\ref{Satz_assoziiert_2}.
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Nach Annahme existieren $u,v∈ R$ mit
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\begin{equation*}
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u· r=s \quad\text{und}\quad v· s=r.
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\end{equation*}
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Also ist
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\begin{equation*}
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v·(u· r) = v·s \:⇒\: v· u· r= r \:⇒\: (v· u-1)·r = 0,
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\end{equation*}
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und weil $R$ ein Integritätsring ist, folgt $v· u =1$, also sind $v$ und
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$u$ Einheiten in $R$.
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\end{proof}
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Wie in $ℤ$ gibt es in beliebigen Integritätsringen echte und nicht-echte
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Teiler.
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\begin{definition}[Echte Teiler, irreduzible Elemente]
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Es sei $R$ ein kommutativer Integritätsring und $r$, $s ∈ R$ seien zwei
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Elemente. Dann ist $r$ ein \emph{echter Teiler von $s$}\index{echter
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Teiler}\index{Teiler!echter}, wenn alle der folgenden Bedingungen gelten
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\begin{itemize}
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\item Es gilt $r|s$.
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\item Das Element $r$ ist keine Einheit im Ring $R$.
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\item Die Elemente $r$ und $s$ sind nicht zueinander assoziiert.
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\end{itemize}
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Ein Element $r$ aus einem Integritätsring heißt
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\emph{irreduzibel}\index{irreduzible Ringelemente}, wenn $r$ nicht Null ist,
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keine Einheit ist und keine echten Teiler hat.
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\end{definition}
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\begin{notation}
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Wenn $r$ ein echter Teiler von $s$ ist, schreibt man $r||s$.
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\end{notation}
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\begin{bsp}[Irreduzible Elemente von $ℤ$]\label{bsp:iZ}
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Die irreduziblen Elemente von $ℤ$ sind die Elemente der Form $± p$, wobei
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$p$ eine Primzahl ist.
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\end{bsp}
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\begin{warnung}
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Beispiel~\ref{bsp:iZ} ist ein bisschen gefährlich. Wir werden später für
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beliebige Ringe Ringe auch noch einen Begriff von ``Primelement'' definieren.
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\end{warnung}
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\section{Zerlegbarkeit von Elementen}
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In der Schule wurde die Primfaktorzerlegung von ganzen Zahlen hoffentlich
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ausführlich diskutiert: jede ganze Zahl $m ∈ ℤ$ lässt sich als Produkt von
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irreduziblen Elementen (=so genannte ``Primzahlen'') schreiben,
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\begin{equation*}
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m= (± p_1)·(± p_2)⋯(± p_n),
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\end{equation*}
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wobei das Produkt bis auf die Reihenfolge der Faktoren und die Vorzeichen
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eindeutig festgelegt ist. So etwas hätten wir gern auch für beliebige Ringe!
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\begin{warning}\label{war:nufd}
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Zu früh gefreut. Geht nicht. Ich behaupte, dass die folgende Menge von
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komplexen Zahlen,
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\[
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R := \{ a+b·\sqrt{5}i ∈ ℂ \:|\: a,b ∈ ℤ\}.
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\]
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einen Unterring des Körpers $ℂ$ bildet; dieser wird in der Literatur oft mit
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$ℤ[\sqrt{-5}]$ bezeichnet. Ich behaupte auch, dass die Elemente
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\[
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3, \quad 2+\sqrt{5}i \quad\text{und}\quad 2-\sqrt{5}i
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\]
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irreduzibel und paarweise nicht zueinander assoziiert sind. Es gilt aber
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schrecklicherweise
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\[
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3· 3 = 9 = (2+\sqrt{5}i)·(2-\sqrt{5}i).
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|
\]
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Das Element 9 aus $R$ hat also zwei sehr unterschiedliche Darstellungen als
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Produkt von irreduziblen Elementen.
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\end{warning}
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\subsection{Existenz von Zerlegungen}
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\sideremark{Vorlesung 5}Wir kümmern uns zuerst um die Frage, wann es überhaupt
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eine Zerlegung in irreduzible Elemente gibt. Dazu sind folgende Definitionen
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relevant.
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\begin{defn}[Teilerkette für Elemente]\label{def:TK}
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Es sei $R$ ein kommutativer Ring. Eine \emph{Teilerkette}\index{Teilerkette}
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in $R$ ist eine Folge von Elementen $(r_n)_{n∈ℕ}$ aus $R$, so dass für alle
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$n ∈ ℕ$ gilt: $r_{n+1}|r_n$.
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\end{defn}
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\begin{defn}[Teilerkettensatz für Elemente]\label{def:TKSE}
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Es sei $R$ ein kommutativer Ring. Man sagt \emph{in $R$ gilt der
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Teilerkettensatz für Elemente}\index{Teilerkettensatz!für Elemente}, wenn
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für jede Teilerkette $(r_n)_{n ∈ ℕ}$ ein $n_0∈ℕ$ existiert, so dass für alle
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$k ≥ n_0$ gilt: die Elemente $r_{k+1}$ und $r_k$ sind assoziiert.
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\end{defn}
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\begin{rem}
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Die Forderung ``für alle $k ≥ n_0$ gilt $r_{k+1} \sim r_k$ sind
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assoziiert'' lässt sich auch so ausdrücken: es gibt nur endlich viele
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$n ∈ ℕ$, so dass $r_{n+1}$ ein echter Teiler von $r_n$ ist.
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\end{rem}
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\begin{bsp}
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In $ℤ$ gilt der Teilerkettensatz, denn wenn $r_n$ eine Teilerkette ist, dann
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gilt $|r_1| ≥ |r_2| ≥ ⋯$ und wenn $r_{n+1}$ ein echter Teiler von
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$r_{n}$ ist, dann ist $|r_n| > |r_{n+1}|$.
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\end{bsp}
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\begin{bsp}
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Analog zur Situation in $ℤ$ kann man im Polynomring $K[x]$ über einem Körper
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$K$ schließen, dass der Teilerkettensatz gilt. Dazu betrachte man den Grad von
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Polynomen anstelle des Betrages.
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\end{bsp}
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\begin{warnung}
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In der Hausaufgabe werden wir sehen: es gibt Integritätsringe, in denen der
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Teilerkettensatz nicht gilt.
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\end{warnung}
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Der folgende Satz ist wirklich klassisch, er geht auf
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Euklid\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Euklid}{Euklid von
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Alexandria} war ein griechischer Mathematiker, der wahrscheinlich im 3.\
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Jahrhundert v.\ Chr.\ in Alexandria gelebt hat.} zurück. Der Beweis, den wir
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hier vorstellen, ist genial-elegant-modern und von Emmy
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Noether\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Emmy_Noether}{Amalie Emmy
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Noether} (Emmy war der Rufname; geb. am 23. März 1882 in Erlangen; gest. am
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14. April 1935 in Bryn Mawr, Pennsylvania) war eine deutsche Mathematikerin,
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die grundlegende Beiträge zur abstrakten Algebra und zur theoretischen Physik
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lieferte. Insbesondere hat Noether die Theorie der Ringe, Körper und Algebren
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revolutioniert. Das nach ihr benannte Noether-Theorem gibt die Verbindung
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zwischen Symmetrien von physikalischen Naturgesetzen und Erhaltungsgrößen
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an.}. Die Beweismethode ist heute als ``Noethersche Induktion'' bekannt.
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\begin{satz}\label{satz:tksgz}
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Es sei $R$ ein kommutativer Ring in dem der Teilerkettensatz für Elemente
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gilt. Weiter sei $r ∈ R$ ein Element, welches weder 0 noch eine Einheit ist.
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Dann kann man $r$ als Produkt von endlich vielen irreduziblen Elementen
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$p_i ∈ R$ schreiben.
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\end{satz}
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\begin{proof}
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\video{5-1}
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\end{proof}
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\subsection{Eindeutigkeit von Zerlegungen}
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Nach dem Kriterium für die Existenz einer Zerlegung kommen wir jetzt zur Frage
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der Eindeutigkeit. Die Primfaktorzerlegung von ganzen Zahlen ist eindeutig bis
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auf Vorzeichen (=Multiplikation mit Einheiten) und Reihenfolge. Zwei
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Darstellungen, die sich nur in Reihenfolge und Einheiten unterscheiden, nenne
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wir ``äquivalent''.
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\begin{defn}[Äquivalente Zerlegungen]
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Es sei $R$ ein kommutativer Integritätsring, es sei $r ∈ R$ ein Element und es
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seien
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\[
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r = p_1 ⋯ p_n = q_1 ⋯ q_m
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\]
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zwei Darstellungen von $r$ als Produkt von irreduziblen Elementen. Die
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Darstellungen heißen \emph{äquivalent}\index{äquivalente Darstellungen}, wenn
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gilt $n = m$ und wenn es eine Permutation $σ ∈ S_n$ gibt, so dass für alle
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Indizes gilt $p_i \sim q_{σ(i)}$.
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\end{defn}
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\begin{bsp}
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Betrachte $R = ℤ$. Dann sind $6 = 2·3 = (-3)·(-2)$ zwei äquivalente
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Darstellungen der Zahl $6$.
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\end{bsp}
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Wir wollen natürlich ein Kriterium dafür finden, dass für alle Elemente eines
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Ringes je zwei Darstellungen äquivalent sind. Die folgende Definition ist dabei
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wichtig.
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\begin{definition}[Primelemente eines Ringes]
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Es sei $R$ ein kommutativer Integritätsring. Ein Element $p ∈ R$ heißt
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\emph{prim}\index{Primelement eines Ringes}, wenn $p$ keine Einheit ist,
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$p \neq 0$ gilt und wenn für alle $a,b ∈ R$ mit $p|(a·b)$ schon folgt, dass
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$p|a$ oder $p|b$ gilt.
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\end{definition}
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\begin{satz}[Regeln im Umgang mit Primelementen]
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Es sei $R$ ein kommutativer Integritätsring und es sei $p ∈ R$. Dann gilt
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Folgendes.
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\begin{enumerate}
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\item\label{Satz_Prim_1} $p$ ist prim $⇒$ $p$ ist irreduzibel.
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\item\label{Satz_Prim_2} $p$ ist prim und $p \sim s$ $⇒$ $s$ ist prim.
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\item\label{Satz_Prim_3} $p$ und $q$ sind prim und $p|q$ $⇒$
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$p \sim q$.
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\item\label{Satz_Prim_4} $p$ ist prim und $p|(a_1 ⋯ a_n)$
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$⇒$ Es existiert ein $i$ mit $p|a_i$.
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\end{enumerate}
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\end{satz}
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\begin{proof}
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Die meisten Punkte sind klar, es ist nur \ref{Satz_Prim_1} zu zeigen. Sei $p$
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also prim. Aus $p = a· b$ folgt dann $p|a$ oder $p|b$, also $p \sim a$
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oder $p \sim b$, das heißt $p$ ist irreduzibel.
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\end{proof}
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\begin{bsp}[Primzahlen]\label{satz:Zpirr}
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In $ℤ$ ist ein Element genau dann prim, wenn es irreduzibel ist. Also: die
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Menge der Primelemente sind genau die Primzahlen. Der Beweis ist erstaunlich
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kompliziert. Wir argumentieren mit Widerspruch und nehmen an, nicht jedes
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irreduzible Element in $ℤ$ sei prim. Die irreduziblen Elemente in $ℤ$ sind
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aber gerade $±$ Primzahl. Also nehmen wir an, dass es eine kleinste
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(positive) Primzahl $p ∈ ℤ$ mit der Eigenschaft gibt, dass es zwei Zahlen
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$a,b ∈ ℤ$ gibt mit $p|(a· b)$ und $p \nmid a$ und $p \nmid
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b$. Division mit Rest liefert:
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\begin{align*}
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a &= q_1· p+a_1, & 1&<a_1<p,\\
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b &= q_2· p+b_1, & 1&<b_1<p.
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||||||
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\end{align*}
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Dann gilt $p \nmid a_1$ und $p \nmid b_1$, aber
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\begin{equation*}
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a· b = p(q_1· q_2· p+ q_1· b_1+ q_2· a_1)+a_1· b_1,
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||||||
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\end{equation*}
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also $p|(a_1· b_1)$. Betrachte jetzt die kleinste natürliche Zahl, die als
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Produkt $a· b$ geschrieben werden kann mit $p|(a· b)$ aber $p \nmid a$
|
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und $p \nmid b$. Nach der Untersuchung oben gilt: $1<a<p$ und $1<b<p$ also
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$1 < a· b < p²$. Sei $h=\frac{a· b}{p}∈ℤ$, also
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$p· h = a· b$. Dann gilt $1<h$, weil $p$ irreduzibel ist und $h<p$,
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weil $a· b <p²$. Sei nun $p^\prime$ ein positiver irreduzibler Faktor von
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||||||
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$h$ (möglicherweise sogar $h$ selbst, wenn $h$ irreduzibel ist). Dann gilt
|
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natürlich auch $p^\prime< p$. Nach Wahl von $p$ (kleinste Zahl, die
|
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irreduzibel ist und nicht prim) ist $p^\prime$ prim. Da $p^\prime|h$,
|
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$h|(a· b)$ folgt $p^\prime|(a· b)$ und daraus folgt $p^\prime|a$ oder
|
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$p^\prime|b$.
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Ohne Einschränkung nehmen wir an, dass $p^\prime|a$ gilt. Dann ist
|
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$a=p^\prime· a^\prime$ und $h=p^\prime· h^\prime$ und somit
|
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\begin{equation*}
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p^\prime· h^\prime· p=p^\prime· a^\prime· b\quad⇒\quad h^\prime· p= a^\prime· b
|
||||||
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\end{equation*}
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Weil $a^\prime· b< a· b$ ist, folgt $p|a^\prime$ oder $p|b$ nach Wahl
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von $a· b$. Es folgt $p|a$ oder $p|b$, Widerspruch!
|
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\end{bsp}
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\begin{bsp}
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In dem Ring $R = ℤ[\sqrt{-5}] ⊂ ℂ$ ist nicht jedes irreduzible
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Element prim. Das Element $2+\sqrt{-5}$ ist irreduzibel, teilt $3· 3$,
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aber nicht $3$. Also ist $2+\sqrt{-5}$ nicht prim. Wir werden später sehen,
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dass dies exakt der Grund ist, warum die Zerlegung in irreduzible Elemente
|
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nicht eindeutig ist
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\end{bsp}
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\begin{satz}[Zentraler Satz über die (eindeutige) Existenz von Zerlegungen]\label{Satz_Zerlegung}
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Sei $R$ ein kommutativer Integritätsring. Dann sind die folgenden Aussagen
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äquivalent.
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\begin{enumerate}
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\item\label{Satz_Zerlegungen_1} Jedes Element $r∈ R$ mit $r≠ 0$ und
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$r\not ∈ R^*$ hat eine Darstellung als Produkt von endlich vielen
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irreduziblen Elementen von $R$ \emph{und} je zwei Darstellungen von $r$ sind
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äquivalent.
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\item\label{Satz_Zerlegungen_2} In $R$ gilt der Teilerkettensatz für Elemente
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und jedes irreduzible Element von $R$ ist prim.
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||||||
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\end{enumerate}
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\end{satz}
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||||||
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\begin{proof}
|
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---
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\begin{itemize}
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\item Richtung \ref{Satz_Zerlegungen_1}$⇒$\ref{Satz_Zerlegungen_2}:
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\video{5-2}
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|
\item Richtung \ref{Satz_Zerlegungen_2}$⇒$\ref{Satz_Zerlegungen_1}:
|
||||||
|
\video{5-3} \qedhere
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||||||
|
\end{itemize}
|
||||||
|
\end{proof}
|
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|
\begin{definition}[Faktorieller Ring]
|
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|
Ein kommutativer Integritätsring heißt \emph{faktoriell}\index{faktoriell},
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||||||
|
wenn er die Bedingungen von Satz~\ref{Satz_Zerlegung} erfüllt.
|
||||||
|
\end{definition}
|
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|
\begin{rem}
|
||||||
|
In der Literatur findet man statt ``faktoriell'' manchmal auch die Adjektive
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\emph{ZPE}\index{ZPE} (= \textbf{Z}erlegung in \textbf{P}rimelemente ist
|
||||||
|
\textbf{E}indeutig) oder \emph{UFD}\index{UFD} (= \textbf{U}nique
|
||||||
|
\textbf{F}actorization \textbf{D}omain).
|
||||||
|
\end{rem}
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{bsp}
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||||||
|
Der Ring $ℤ$ ist faktoriell, denn wir haben gezeigt, dass jedes irreduzible
|
||||||
|
Element prim ist.
|
||||||
|
\end{bsp}
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{bsp}
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|
Körper sind trivialerweise faktoriell, denn $K ∖ \{0\} = K^*$.
|
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|
\end{bsp}
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||||||
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||||||
|
Weitere Beispiele lassen sich mit dem folgenden Satz finden.
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\begin{satz}[Satz von Gauß\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Friedrich_Gauss}{Johann Carl Friedrich Gauß} (* 30. April 1777 in Braunschweig; † 23. Februar 1855 in Göttingen) war ein deutscher Mathematiker, Statistiker, Astronom, Geodät und Physiker.}]\label{Satz_Satz_von_Gauss}
|
||||||
|
Es sei $R$ ein faktorieller Ring. Dann ist auch der Polynomring
|
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|
$R[x_1, …, x_n]$ faktoriell.
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\end{satz}
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\begin{bsp}
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Die Ringe $ℤ[x_1, …, x_n]$ oder $ℚ[x_1, …, x_n]$ sind faktoriell.
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\end{bsp}
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Der Beweis des Satzes von Gauß verwendet folgendes Lemma.\sideremark{Vorlesung
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6}
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\begin{lem}\label{Lemma_Hilfslemma}
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Es sei $R$ ein kommutativer Integritätsring. Ist $p ∈ R$ ein Primelement,
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dann ist $p$ auch im Polynomring $R[x]$ prim.
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\end{lem}
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\begin{proof}
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\video{6-1}
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\end{proof}
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\begin{proof}[Beweis von Satz~\ref{Satz_Satz_von_Gauss}]
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\video{6-2}
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\end{proof}
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\section{Primfaktorzerlegung}
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Wenn $R$ ein faktorieller Ring ist, dann haben wir schon gesehen, dass ich jedes
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Element auf ``nahezu eindeutige Weise'' als Produkt von Primelementen schreiben
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kann. So ist die Zahl $6 ∈ ℤ$ als $6 = 3·2$ oder $6 = (-3)·(-2)$
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darstellbar. Natürlich würde aber niemand freiwillig negative Zahlen verwenden,
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denn wir finden positive Zahlen wesentlich angenehmer als negative. Eine
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derartige Konvention kann man auch in beliebigen Ringen verwenden.
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Gegeben ein Ring $R$, dann ist die Relation ``äquivalent'' eine
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Äquivalenzrelation auf der Menge der Primelemente und zerlegt diese Menge
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deshalb in Äquivalenzklassen. Um die Produktdarstellung noch etwas einfacher zu
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machen, müssen wir aus jeder Äquivalenzklasse einen Vertreter auswählen. Dann
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sind wir in der folgenden Situation.
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\begin{situation}\label{sit:5-5-1}
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Es sei $R$ ein faktorieller Ring und $(p_i)_{i ∈ I}$ sei ein
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Repräsentantensystem von zueinander assoziierten Primelementen (das bedeutet:
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für jedes Primelement $p ∈ R$ gibt es genau einen Index $i$, so dass
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$p \sim p_i$ ist).
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\end{situation}
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Ein ``Repräsentantensystem von zueinander assoziierten Primelementen'' existiert
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wegen des Auswahlaxioms natürlich immer, aber manchmal gibt es besonders
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einleuchtende Wahlen.
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\begin{bsp}
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Es sei $R = ℤ$ und $(p_i)_{i ∈ ℕ}$ die Menge der \emph{positiven} Primzahlen.
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\end{bsp}
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\begin{bsp}
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Es sei $K$ ein Körper, es sei $R = K[x]$ und es seien $(p_i)_{i ∈ I}$ die
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Menge der \emph{normierten} irreduziblen Polynome.
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\end{bsp}
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\begin{satzdef}[Primfaktorzerlegung]\label{Satz_Primfaktorzerlegung}
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In Situation~\ref{sit:5-5-1} besitzt jedes Element $r∈ R∖ \{0\}$ eine (bis auf
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Reihenfolge) eindeutige Faktorisierung
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\begin{equation*}
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r = ε·\prod_{i∈I} (p_i)^{ν_i}
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\end{equation*}
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wobei $ε ∈ R^*$ und $ν_i ∈ ℕ$ sind; außerdem sind alle bis auf endlich viele
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Exponenten gleich $0$. Dies Darstellung heißt \emph{normierte
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Primfaktorzerlegung}\index{normierte
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Primfaktorzerlegung}\index{Primfaktorzerlegung!normiert} von $r$ zum
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Repräsentantensystem $(p_i)_{i ∈ I}$.
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\end{satzdef}
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\begin{proof}
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Hier ist nicht viel zu beweisen. Ist $r ∈ R^*$, so wähle $ε = r$ und setzt
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$ν_i = 0$ für alle $i$. Ansonsten zerlege $r$ in irreduzible Faktoren,
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$r = p'_{i_1}⋯p'_{i_n}$. Jeder Faktor $p'_{i_j}$ ist zu einem der $p_{i_j}$
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assoziiert, also gib es $ε_j ∈ R^*$, so dass $p'_{i_j} = ε_j·p_{i_j}$ ist.
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Setze $ε = \prod_{j=1}^n ε_j$ und fasse die Faktoren $p_•$, die mehrfach
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auftauchen, zusammen. Die Eindeutigkeit ist klar.
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\end{proof}
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An einer normierten Primfaktorzerlegung kann man Teilbarkeitseigenschaften
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sofort ablesen.
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\begin{beobachtung}
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||||||
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In Situation~\ref{sit:5-5-1} seien
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\[
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||||||
|
r = ε_r·\prod (p_i)^{ν_i} \quad\text{und}\quad
|
||||||
|
s = ε_s·\prod (p_i)^{μ_i}
|
||||||
|
\]
|
||||||
|
zwei Elemente zusammen mit ihren normierten Darstellungen. Dann gilt
|
||||||
|
Folgendes.
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\begin{itemize}
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||||||
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\item Es ist $r|s$ genau dann, wenn für alle $i∈I$ die Ungleichung $ν_i ≤ μ_i$
|
||||||
|
gilt.
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||||||
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||||||
|
\item Es ist $r || s$ genau dann, wenn für alle $i∈I$ die Ungleichung
|
||||||
|
$ν_i ≤ μ_i$ gilt und wenn zusätzlich ein $j∈I$ existiert, so dass
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||||||
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$ν_j < μ_j$ ist.
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||||||
|
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||||||
|
\item Es ist $r \sim s$ genau dann, wenn für alle $i∈I$ gilt, dass $ν_i = μ_i$
|
||||||
|
ist.
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||||||
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\end{itemize}
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\end{beobachtung}
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\section{ggT und kgV}
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Je nach Geburtsjahrgang haben Sie in Kindergarten, Vorschule, Grundschule,
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Gymnasium oder Studium den Begriff ``größter gemeinsamer Teiler'' und
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``kleinstes gemeinsames Vielfaches'' kennen gelernt. Auch diese Begriffe
|
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übertragen sich ohne weiteres auf Ringe.
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\begin{defn}[Größter gemeinsamer Teiler]
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|
Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit 1 und es seien $r,s∈ R$ zwei Elemente.
|
||||||
|
Ein Element $g ∈ R$ heißt \emph{größter gemeinsamer Teiler\index{größter
|
||||||
|
gemeinsamer Teiler} von $r$ und $s$} wenn Folgendes gilt.
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||||||
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\begin{itemize}
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||||||
|
\item Es ist $g|r$ und $g|s$.
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||||||
|
|
||||||
|
\item Für alle $t ∈ R$ gilt: $t|r$ und $t|s$ impliziert $t|g$.
|
||||||
|
\end{itemize}
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||||||
|
Man schreibt in dieser Situation oft $g = \ggT(r,s)$\index{ggT}.
|
||||||
|
\end{defn}
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||||||
|
\begin{defn}[Kleinstes gemeinsames Vielfaches]
|
||||||
|
Sei $R$ ein kommutativer Ring mit 1 und es seien $r,s∈ R$ zwei Elemente. Ein
|
||||||
|
Element $v ∈ R$ heißt \emph{kleines gemeinsames Vielfaches}\index{kleinstes
|
||||||
|
gemeinsames Vielfaches} von $r$ und $s$ wenn Folgendes gilt.
|
||||||
|
\begin{itemize}
|
||||||
|
\item Es ist $r|v$ und $s|v$.
|
||||||
|
|
||||||
|
\item Für alle $t ∈ R$ gilt:, $r|t$ und $s|t$ impliziert $v|t$.
|
||||||
|
\end{itemize}
|
||||||
|
Man schreibt in dieser Situation oft $v = \kgV(r,s)$\index{kgV}.
|
||||||
|
\end{defn}
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{definition}[Teilerfremde Elemente]
|
||||||
|
Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit 1. Zwei Elemente $r,s ∈ R$ heißen
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||||||
|
\emph{teilerfremd}\index{teilerfremd}, wenn der $1 = \ggT(r, s))$ ist.
|
||||||
|
\end{definition}
|
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||||||
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\begin{warnung}
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Obwohl man oft von ``dem größten gemeinsamen Teiler'' spricht, ist der größte
|
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gemeinsame Teiler nicht eindeutig! Wenn $g$ ein größter gemeinsame Teiler ist
|
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und $ε ∈ R^*$, dann ist auch $ε·g$ ein größter
|
||||||
|
gemeinsame Teiler! Mit unserer Definition ist sowohl $3 = \ggT(6,9)$ als auch
|
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|
$-3 = \ggT(6,9)$. Dito für $\kgV$.
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||||||
|
\end{warnung}
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||||||
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||||||
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\begin{warnung}
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|
In den Übungen werden wir sehen, dass größte gemeinsame Teiler in beliebigen
|
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|
Ringen im Allgemeinen nicht existieren!
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\end{warnung}
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||||||
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In faktoriellen Ringen müssen wir uns über die Existenz von $\ggT$ und $\kgV$
|
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keine Gedanken machen.
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||||||
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\begin{satz}
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Ist $R$ ein faktorieller Ring, dann existiert zu jedem Paar
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$r,s ∈ R ∖ \{0\}$ ein größter gemeinsamer Teiler und ein kleinstes
|
||||||
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gemeinsames Vielfaches.
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||||||
|
\end{satz}
|
||||||
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\begin{proof}
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||||||
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Wähle ein Repräsentantensystem $(p_i)_{i ∈ I}$ von zueinander assoziierten
|
||||||
|
Primelementen wie in Situation~\ref{sit:5-5-1}. Schreibe
|
||||||
|
\[
|
||||||
|
r = ε_r·\prod (p_i)^{ν_i} \quad\text{und}\quad s = ε_s·\prod (p_i)^{μ_i}.
|
||||||
|
\]
|
||||||
|
Dann ist
|
||||||
|
\begin{equation*}
|
||||||
|
\ggT(r,s) = \prod (p_i)^{\min(ν_i,μ_i)} \quad\text{und}\quad
|
||||||
|
\kgV(r,s) = \prod (p_i)^{\max(ν_i,μ_i)}. \qedhere
|
||||||
|
\end{equation*}
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||||||
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\end{proof}
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\subsection{Der Euklidische Algorithmus}
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Die Primfaktorzerlegung eines Elementes in einem faktoriellen Ring zu bestimmen,
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ist fast immer sehr schwer. In manchen Ringen kann man aber das kgV bestimmen
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ohne die Primfaktorzerlegung explizit zu kennen.
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\begin{bsp}\label{bsp:5-6-7}
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Sei $K$ ein Körper. Dann kann man im Ring $K[x]$ den \emph{Euklidischen
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||||||
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Algorithmus\index{Euklidischer Algorithmus}} verwenden. Seien also
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$f,g∈ K[x]$ gegeben. Dann betrachte die Kette von Gleichungen, die man durch
|
||||||
|
Division mit Rest bekommt
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\begin{align}
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||||||
|
f(x)&= q_1(x)· g(x)+r_1(x)&&\text{mit }\deg r_1 < \deg g\label{eq:Euklid_1}\\
|
||||||
|
g(x)&= q_2(x)· r_1(x)+r_2(x)&&\text{mit }\deg r_2 < \deg r_1\label{eq:Euklid_2}\\
|
||||||
|
&\qquad\vdots&&\qquad\vdots\nonumber\\
|
||||||
|
r_{n-2}(x)&=q_n(x)· r_{n-1}(x)+r_n(x)&&\text{mit } \deg r_{n} < \deg r_{n-1}\label{eq:Euklid_3}\\
|
||||||
|
\intertext{und zuletzt}
|
||||||
|
r_{n-1}(x)&= q_{n+1}(x)· r_n(x)\label{eq:Euklid_4}
|
||||||
|
\end{align}
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||||||
|
denn da die Grade immer kleiner werden, muss die Division irgendwann aufgehen.
|
||||||
|
\end{bsp}
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{satz}
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In Beispiel~\ref{bsp:5-6-7} ist $r_n = \ggT(f, g)$.
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\end{satz}
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\begin{proof}
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Sei $t(x)∈ K[x]$ ein Teiler von $f(x)$ und $g(x)$. Dann folgt aus
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\eqref{eq:Euklid_1}: $t|r_1$. Aus \eqref{eq:Euklid_2} folgt $t|r_2$ und so
|
||||||
|
weiter bis schließlich $t|r_n$. Umgekehrt folgt aus \eqref{eq:Euklid_4}
|
||||||
|
$r_n|r_{n-1}$. Aus \eqref{eq:Euklid_3} folgt $r_n|r_{n-2}$ und so weiter.
|
||||||
|
Schließlich folgt $r_n|g$ und $r_n|f$.
|
||||||
|
\end{proof}
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||||||
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|
Ein analoges Verfahren kennen Sie aus der Schule für $ℤ$. Für $R = ℤ[x]$
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lässt sich so ein Verfahren aber beispielsweise nicht anwenden!
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%%% Local Variables:
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%%% mode: latex
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%%% TeX-master: "AlgebraZahlentheorie"
|
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|
%%% End:
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|
184
06.tex
Normal file
184
06.tex
Normal file
@ -0,0 +1,184 @@
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% spell checker language
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|
\selectlanguage{german}
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|
\chapter{Der Quotientenkörper eines Integritätsringes}
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\section{Worum geht es?}
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\sideremark{Vorlesung 7}Das Ziel ist immer noch, Körpererweiterungen zu
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verstehen. Wir haben gesehen, dass algebraische Elemente und Minimalpolynome
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dabei eine wichtige Rolle spielen, können aber immer noch nicht entscheiden, ob
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|
ein gegebenes Polynom nun tatsächlich ein Minimalpolynom ist oder nicht! Wir
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wissen, dass Minimalpolynome irreduzibel sein müssen (sonst wäre einer echten
|
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Teiler ja ein Polynom von kleinerem Grad mit der gesuchten Nullstelle), aber wir
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wissen auch nicht, wie man entscheiden kann, ob ein Polynom irreduzibel ist.
|
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|
Wie wir später noch genauer sehen werden, kann man Irreduzibilität im Ring
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$ℤ[x]$ recht gut entscheiden --- wir sind aber meistens am Ring $ℚ[x]$
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interessiert, nicht an $ℤ[x]$. Die beiden Ringe hängen aber eng zusammen! In
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|
diesem vorbereitenden Kapitel klären wir erst einmal den Zusammenhang zwischen
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$ℤ$ und $ℚ$, oder allgemeiner, zwischen einem Integritätsring und seinem
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Quotientenkörper.
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\begin{frage}
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Es sei $R$ ein Ring. Können wir einen Körper $K$ konstruieren, der $R$ als
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Unterring enthält? Am besten so, dass $K$ möglichst klein ist.
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||||||
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\end{frage}
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\begin{obs}
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$R$ muss ein Integritätsring sein, sonst habe ich überhaupt keine Chance -- in
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Körpern gibt es ja keine Nullteiler! Also fangen wir am besten mit einem
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Integritätsring an.
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\end{obs}
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Die folgende Definition klärt ganz präzise, was wir mit einem ``möglichst
|
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kleinen Körper, der $R$ enthält'' eigentlich genau meinen. Wenn Sie bei mir die
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|
Vorlesung ``Lineare Algebra'' gehört haben, dann wird Ihnen die folgende
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Definition sehr vertraut vorkommen. Falls nicht, ist jetzt die perfekte
|
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Gelegenheit, alles über ``universelle Eigenschaften'' zu lernen.
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\begin{definition}[Quotientenkörper]
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Sei $R$ ein Integritätsring. Ein \emph{Quotientenkörper von
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|
$R$}\index{Quotientenkörper} ist ein Körper $K$ zusammen mit einem
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||||||
|
injektiven Ringhomomorphismus $ι : R → K$, sodass folgende universelle
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Eigenschaft gilt: Ist $j : R → L$ ein weiterer injektiver Ringhomomorphismus
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von $R$ in einem Körper $L$, dann existiert genau ein Ringhomomorphismus
|
||||||
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$h:K→ L$, sodass $j=h◦ i$ ist. Mit anderen Worten, es existiert genau ein
|
||||||
|
Ringhomomorphismus, sodass das folgende Diagramm kommutiert,
|
||||||
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\[
|
||||||
|
\begin{tikzcd}
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||||||
|
R \ar[r, hook, "ι"] \ar[d, equals] & K \ar[d, "∃ ! h"] \\
|
||||||
|
R \ar[r, hook, "j"'] & L.
|
||||||
|
\end{tikzcd}
|
||||||
|
\]
|
||||||
|
\end{definition}
|
||||||
|
|
||||||
|
Wir merken gleich an, dass die Abbildung $h$ immer injektiv sein wird.
|
||||||
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|
||||||
|
\begin{lem}\label{lem:inj}
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||||||
|
Ein Homomorphismus $\varphi : K → S$ von einem Körper in einen Ring ist immer
|
||||||
|
Injektiv, oder die Nullabbildung.
|
||||||
|
\end{lem}
|
||||||
|
\begin{proof}
|
||||||
|
Angenommen $\varphi$ ist nicht injektiv, dann existiert ein $x∈ K∖ \{0\}$ mit
|
||||||
|
$\varphi(x) =0$. Dann ist
|
||||||
|
\begin{equation*}
|
||||||
|
\varphi(1) = \varphi(x· x^{-1}) = \varphi(x)·\varphi(x^{-1}) = 0.
|
||||||
|
\end{equation*}
|
||||||
|
Also gilt für alle $y∈ K$, dass
|
||||||
|
\begin{equation*}
|
||||||
|
\varphi(y)= \varphi(1· y) = \varphi(1)·\varphi(y) = 0
|
||||||
|
\end{equation*}
|
||||||
|
und $\varphi$ ist die Nullabbildung.
|
||||||
|
\end{proof}
|
||||||
|
|
||||||
|
|
||||||
|
\section{Eindeutigkeit und Existenz}
|
||||||
|
|
||||||
|
Aus der universellen Eigenschaft folgt sofort die Eindeutigkeit des
|
||||||
|
Quotientenkörpers. Den folgenden Beweis sollten Sie genau verstehen!
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{satz}[Eindeutigkeit von Quotientenkörpern]\label{satz:edvq}
|
||||||
|
Es sei $R$ ein Integritätsring und es seien $ι_1 : R → K_1$, $ι_2 : R → K_2$
|
||||||
|
zwei Quotientenkörper. Dann gibt es genau einen Isomorphismus $h: K_1 → K_2$,
|
||||||
|
sodass das folgende Diagramm kommutiert,
|
||||||
|
\[
|
||||||
|
\begin{tikzcd}
|
||||||
|
R \ar[r, hook, "ι_1"] \ar[d, equals] & K_1 \ar[d, "∃ ! h\text{, isomorph}"] \\
|
||||||
|
R \ar[r, hook, "ι_2"'] & K_2.
|
||||||
|
\end{tikzcd}
|
||||||
|
\]
|
||||||
|
\end{satz}
|
||||||
|
\begin{proof}
|
||||||
|
\video{7-1}
|
||||||
|
\end{proof}
|
||||||
|
|
||||||
|
Der Witz ist, dass die Abbildung $h$ aus Satz~\ref{satz:edvq} eindeutig gegeben
|
||||||
|
ist. Die Aussage ``es existiert eine eindeutiger Morphismus'' ist eine viel
|
||||||
|
bessere Aussage als ``es existiert irgendein Morphismus (dessen Konstruktion
|
||||||
|
vielleicht von irgendwelchen Wahlen abhängt, die ich treffen muss)''. Das ist
|
||||||
|
super-wichtig! Man sagt, ``Quotientenkörper sind eindeutig bis auf kanonische
|
||||||
|
Isomorphie''.
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{notation}
|
||||||
|
Obwohl Quotientenkörper nur bis auf kanonische Isomorphie eindeutig sind,
|
||||||
|
spricht man oft von ``dem'' Quotientenkörper. Die Notation $Q(R)$ ist üblich.
|
||||||
|
\end{notation}
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{satz}[Existenz von Quotientenkörpern]
|
||||||
|
Es sei $R$ ein Integritätsring $R$. Dann existiert ein Quotientenkörper.
|
||||||
|
\end{satz}
|
||||||
|
\begin{proof}
|
||||||
|
\video{7-2}
|
||||||
|
\end{proof}
|
||||||
|
|
||||||
|
Wir hatten in der Einleitung davon gesprochen, dass der Quotientenkörper eines
|
||||||
|
Ringes $R$ der kleinste Körper sein soll, der $R$ enthält. Die folgende
|
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|
Proposition macht diese Bemerkung präzise.
|
||||||
|
|
||||||
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\begin{prop}
|
||||||
|
Sei $R$ ein Integritätsring. Dann ist $Q(R)$ in folgendem Sinne der kleinste
|
||||||
|
Körper, der $R$ enthält: Sei $L$ ein weiterer Körper, der $R$ enthält. Dann
|
||||||
|
existiert eine injektive Abbildung $Q(R)$ nach $L$, deren Einschränkung auf
|
||||||
|
$R$ die Identität ist.
|
||||||
|
\end{prop}
|
||||||
|
\begin{proof}
|
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Universelle Eigenschaft und Lemma~\ref{lem:inj}.
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\end{proof}
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\section{Beispiele}
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Sie kennen schon viele Beispiele für Quotientenkörper! Ich nenne hier nur
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einige Beispiele und verzichte auf detaillierte Beweise; alle Behauptungen
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folgen direkt aus der Definition.
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\begin{bsp}
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Ist $R = ℤ$, dann ist $Q(R) = ℚ$.
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\end{bsp}
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\begin{bsp}
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Ist $K$ ein Körper, so ist $Q(K) = K$.
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\end{bsp}
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\begin{bsp}
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Betrachte den Ring aus Warnung~\vref{war:nufd},
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\[
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R := ℤ[\sqrt{-5}] = \{ a+b· \sqrt{-5} \::\: a,b ∈ ℤ \} ⊂ ℂ.
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\]
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Dann ist $Q(R)=ℚ(\sqrt{-5})$. Denn weil $R ⊂ ℂ$ ist, gibt es aufgrund der
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universellen Eigenschaft eine Injektion $Q(R) → ℂ$. Der Körper
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$ℚ(\sqrt{-5}) ⊆ ℂ$ ist aber der kleinste Unterkörper von $ℂ$, der sowohl $ℤ$
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als auch $\sqrt{-5}$ enthält.
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\end{bsp}
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\begin{bsp}
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Es sei $K$ ein Körper, es sei $n ∈ ℕ$ eine Zahl und $R := K[x_1, …, x_n]$ sei
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der Polynomring in $n$ Variablen. Dann ist $Q(R)$ der Körper der rationalen
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Funktionen in $n$ Variablen. Die Elemente sind Brüche der Form
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\[
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\frac{f(x_1, …, x_n)}{g(x_1, …, x_n)}
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\]
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wobei $f,g ∈ K[x_1, …, x_n]$ und $g ≠ 0$ ist. Die Schreibweise
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\[
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K(x_1, …, x_n) := Q(R)
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\]
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ist üblich.
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\end{bsp}
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\begin{bsp}
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Es sei $R$ ein faktorieller Ring und $(p_i)_{i ∈ I}$ ein vollständiges
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Repräsentantensystem für die Klassen assoziierter Primelemente, wie in
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Situation~\vref{sit:5-5-1}. Jedes Element $v∈ Q(R)$ lässt sich dann auf
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eindeutige Weise schrieben als
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\[
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v = ε \prod_{i ∈ I}p_i^{ν_i}
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\]
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wobei $ε ∈ R^*$, $ν_i ∈ ℤ$ und fast alle der $ν_i = 0$ sind.
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\end{bsp}
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%%% Local Variables:
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%%% mode: latex
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%%% TeX-master: "AlgebraZahlentheorie"
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%%% End:
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\selectlanguage{german}
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\chapter{Irreduzibilitätskriterien}
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\sideremark{Vorlesung 8}Nach allen Vorbereitungen wollen wir jetzt die Frage
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angehen, wie man entscheidet, ob ein gegebenes Polynom $f ∈ K[x]$ irreduzibel
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ist.
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\section{Das Irreduzibilitätskriterium von Gauß}
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Für Polynome $f ∈ ℚ[x]$ werden wir die Frage nach der Irreduzibilität
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vollständig beantworten. Wir erinnern uns daran, wie die Frage nach der
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Konstruierbarkeit der ``Verdoppelung des Würfels'' mit der Frage zusammenhing,
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ob das Polynom $x³-2 ∈ ℚ[x]$ irreduzibel ist.
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\begin{beobachtung}
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Im Ring $ℤ[x]$ sind Teilbarkeitsfragen oft durch Teilbarkeitsbetrachtungen der
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Koeffizienten entscheidbar. Das geht zum Beispiel so: seien
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\begin{equation*}
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f = r_0 + r_1·x + ⋯ + r_n·x^n
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\quad\text{und}\quad
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g = s_0 + s_1·x + ⋯ + s_m·x^m
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\end{equation*}
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Polynome aus $ℤ[x]$. Dann folgt aus $g|f$ zumindest, dass $s_0|r_0$ und
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$s_m|r_n$ gilt. Wenn $r_0$ und $r_n$ wenige Teiler haben, grenzt dies die
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Möglichkeiten für potenzielle Teilerpolynome $g$ schon einmal ein.
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\end{beobachtung}
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\begin{bsp}
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Im Spezialfall, wo $f$ ein kubisches Polynom ist, und $g = s_0 + s_1·x$ ein
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Linearfaktor sein soll, dann muss $s_0|r_0$ und $s_1|r_3$ gelten. Sei jetzt
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noch spezieller $f = x³-2 ∈ ℤ[x]$. Dann müsste jeder Linearfaktor aussehen
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wie $±x±1$ oder $±x±2$. Tatsächlich ist aber keines dieser Polynome ein
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Teiler von $f$, weil $±1$ oder $±2$ keine Nullstellen von $f$ sind. Also ist
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$f = x³-2$ irreduzibel in $ℤ[x]$.
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\end{bsp}
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Das folgende Irreduzibilitätskriterium von Gauß\index{Irreduzibilitätskriterium
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von Gauß} zeigt, dass $x³-2$ dann auch irreduzibel in $ℚ[x]$ ist!
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\begin{satz}[Irreduzibilitätskriterium von Gauß]\label{satz:Irreduzibilitaetssatz_Gaus}
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Es sei $R$ ein faktorieller Ring, es sei $K=Q(R)$ sein Quotientenkörper und es
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sei ein Polynom $f ∈ R[x]$ von positivem Grad gegeben. Wenn $f$ in $R[x]$
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irreduzibel ist, dann ist $f$ auch in $K[x]$ irreduzibel.
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\end{satz}
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Als Vorbereitung zum Beweis zeigen wir erst einmal das folgende Lemma. Das
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Lemma zeigt auch, wie natürlich das Kriterium von Gauß ist.
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\begin{lemma}\label{Lemma_zu_Irreduzibilitaetssatz}
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Sei $R$ ein faktorieller Ring, es sei $K = Q(R)$ der Quotientenkörper und
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$g ∈ K[x] ∖ \{0\}$ sei ein Polynom. Dann existiert ein $a∈ K∖ \{0\}$, sodass
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$a· g$ in $R[x]$ ist und sodass der $\ggT$ der Koeffizienten von $a· g$ gleich
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$1$ ist.
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\end{lemma}
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\begin{bemerkung}
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Wir hatten nur den $\ggT$ für zwei Elemente definiert, die Definition geht
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genau so für mehr als zwei Elemente. Für Polynome
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$a_0 + a_1·x + ⋯ + a_m·x^m ∈ R[x]$ ist die Bedingung $\ggT(a_0, …, a_m) = 1$
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notwendig, aber nicht hinreichend für die Irreduzibilität.
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\end{bemerkung}
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\begin{proof}[Beweis von Lemma~\ref{Lemma_zu_Irreduzibilitaetssatz}]
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\video{8-1}
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\end{proof}
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\begin{proof}[Beweis von Satz~\ref{satz:Irreduzibilitaetssatz_Gaus}]
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\video{8-2}
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\end{proof}
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\subsection{Anwendung des Gauß-Kriteriums}
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Das Kriterium von Gauß führt die Frage, ob ein gegebenes Polynom $f ∈ ℚ[x]$
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irreduzibel ist, auf die Frage zurück, ob $a· f ∈ ℤ[x]$ irreduzibel ist, für
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geeignetes $a ∈ ℚ ∖ \{0\}$. Die Irreduzibilität von $a· f ∈ ℤ[x]$ kann man aber
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in endlich vielen Rechenschritten entscheiden ($→$Klausur). Ein Verfahren soll
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jetzt ganz kurz skizziert werden. Den folgenden Satz kennen Sie vielleicht aus
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den Anfängervorlesungen.
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\begin{erinnerung}[Lagrangesche Interpolationsformel\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph-Louis_Lagrange}{Joseph-Louis de Lagrange} (* 25. Januar 1736 in Turin als Giuseppe Lodovico Lagrangia; † 10. April 1813 in Paris) war ein italienischer Mathematiker und Astronom.}\index{Lagrangesche Interpolationsformel}]
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Es sei $K$ ein Körper\footnote{Wir denken an $K = ℚ$.}, es sei $f(x) ∈ K[x]$
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ein Polynom vom Grad $≤ n$ und es seien $a_1, …, a_{n+1}∈ K$ paarweise
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verschiedene Elemente. Dann ist $f$ durch seine Werte $f(a_1), …, f(a_{n+1})$
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eindeutig festgelegt. Genauer gilt:
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\begin{equation*}
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||||||
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f(x) = \sum_{i=1}^{n+1}f(a_i)\prod_{\genfrac{}{}{0pt}{}{j=0}{j≠ i}}\frac{x-a_j}{a_i-a_j}.
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||||||
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\end{equation*}
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\end{erinnerung}
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\begin{proof}
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Die rechte Seite der Gleichung ist ein Polynom $R(x)$ vom Grad $≤ n$, für das
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gilt
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\[
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R(a_i) = f(a_i)·\prod_{\genfrac{}{}{0pt}{}{j=0}{j≠
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i}}\frac{a_i-a_j}{a_i-a_j}=f(a_i).
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\]
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Dann ist $f-R$ ein Polynom vom Grad $≤ n$, das $n+1$ Nullstellen hat, also das
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Nullpolynom.
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\end{proof}
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Sei jetzt also $f ∈ ℤ[x]$ ein Polynom vom Grad $n$. Wähle paarweise
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verschiedene Zahlen $a_1, …, a_{n+1} ∈ ℤ$ und betrachte die Werte $f(a_i) ∈ ℤ$.
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Falls es Polynom $g(x) ∈ ℤ[x]$ gibt, welches $f$ teilt, dann gilt für jeden
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Index $i$ die Relation $g(a_i) | f(a_i)$. Weil das Polynom $g$ aber durch die
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Werte $g(a_1), …, g(a_{n+1})$ aber eindeutig bestimmt ist, und jede der Zahlen
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$f(a_i)$ endlich viele Teiler hat, gibt es insgesamt nur endlich viele Polynome,
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die als Teiler infrage kommen. Es genügt also, zu überprüfen, ob es unter den
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endlich vielen Kombinationen von Teilern $t_i$ von $f(a_i)$ solche gibt, für die
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gilt:
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\begin{enumerate}
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\item Das Polynom
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\[
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g(x) = \sum_{i=1}^{n+1} t_i·\prod_{\genfrac{}{}{0pt}{}{j=0}{j≠ i}} \frac{x-a_j}{a_i-a_j}
|
||||||
|
\]
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hat ganzzahlige Koeffizienten.
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\item Es gilt $g|f ∈ ℚ[x]$.
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\item Das Polynom $g$ ist ein echter Teiler, also $g ≠ ±1$ und $g ≠ ±f$.
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\end{enumerate}
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\begin{bemerkung}
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Es ist zweckmäßig die Zahlen $a_i$ so zu wählen, dass $f(a_i)$ möglichst
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wenige Teiler hat. Wenn man nur noch Teilern vom Grad $≤ m<n$ sucht, dann
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braucht man die Formel lediglich auf $m+1$ Punkte anzuwenden. Das hilft oft
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sehr.
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\end{bemerkung}
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\section{Das Eisenstein-Kriterium}
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\sideremark{Vorlesung 9}Mit der Langrangeschen Interpolationsformel kann ich die
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Frage nach der Irreduzibilität zwar beantworten, allerdings sind die nötigen
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Rechnungen ziemlich aufwändig (besonders bei Zeitdruck in einer Klausur!). Das
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folgende Kriterium von Theodor
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Schönemann\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Sch\%C3\%B6nemann}{Theodor
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Schönemann} (* 4. April 1812 in Driesen, Friedebergischer Kreis; †
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16. Januar 1868 in Brandenburg an der Havel) war ein deutscher Mathematiker.},
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das in der Literatur durchgehend falsch mit ``Eisenstein-Kriterium''
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bezeichnet\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Gotthold_Eisenstein}{Ferdinand
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Gotthold Max Eisenstein} (* 16. April 1823 in Berlin; † 11. Oktober 1852
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ebenda) war ein deutscher Mathematiker, der hauptsächlich in der Zahlentheorie
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und über elliptische Funktionen arbeitete.} wird, ist oft viel schneller. Es
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ist so wichtig, dass es dazu sogar
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\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Eisensteinkriterium}{eine eigene Seite auf
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Wikipedia} gibt\index{Eisenstein-Kriterium}.
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\begin{satz}[Eisenstein Kriterium]\label{Satz_Eisenstein_Kriterium}
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Es sei $R$ ein faktorieller Ring und es sei
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\begin{equation*}
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f = a_0+a_1· x + \dots +a_n· x^n∈ R[x]
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\end{equation*}
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ein Polynom vom Grad $n>0$. Weiter sei $\ggT(a_0, …, a_n)=1$. Wenn es ein
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Primelement $p ∈ R$ gibt mit $p|a_0$, $p|a_1$, …, $p|a_{n-1}$ und
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$p² \nmid a_0$, dann ist $f$ irreduzibel in $R[x]$.
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\end{satz}
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\begin{proof}
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\video{9-1}
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\end{proof}
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\begin{notation}
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Ein Polynom, das die Bedingung von Satz~\ref{Satz_Eisenstein_Kriterium}
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erfüllt, nennt man \emph{Eisenstein-Polynom}\index{Eisenstein-Polynom}.
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\end{notation}
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\begin{bsp}
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Das Polynom $x^n-r ∈ ℤ[x]$ ist irreduzibel, wenn $r$ durch eine Primzahl
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$p$, aber nicht durch $p²$ teilbar ist.
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\end{bsp}
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\begin{bsp}
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Das Polynom $x^n-p ∈ ℤ[x]$ ist für jede Primzahl $p$ irreduzibel, und
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deshalb Minimalpolynom von $\sqrt[n]{p}$ als Element der Körpererweiterung
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$ℂ/ℚ$.
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\end{bsp}
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\begin{bsp}
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Ein Polynom in mehreren Variablen der Gestalt
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\begin{equation*}
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x_1^m+g(x_2, …, x_n) ∈ R[x_1, …, x_n]
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||||||
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\end{equation*}
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über einem faktoriellen Ring $R$ ist sicher dann irreduzibel, wenn $g(x_2, …, x_n) ∈ R[x_2, …, x_n]$
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irreduzibel ist.
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\end{bsp}
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\subsection{Hilfe bei der Anwendung des Eisenstein-Kriteriums}
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Das Eisenstein-Kriterium lässt manchmal auch in solchen Situationen anwenden, in
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denen kein Eisenstein-Polynom vorliegt. Hin und wieder ist es nämlich möglich,
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einen Ringmorphismus zu betrachten und folgendes Lemma anzuwenden.
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\begin{lem}
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Es sei $R$ ein faktorieller Ring, es sei $S$ ein Integritätsring und es sei
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$\varphi : R[x] → S$ ein Ringmorphismus, der kein Polynom positiven Grades auf
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eine Einheit in $S$ abbildet. Weiter sei $f∈ R[x]$ ein Polynom vom Grad $>0$,
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sodass der größte gemeinsame Teiler der Koeffizienten gleich $1$ ist. Wenn
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jetzt $\varphi(f) ∈ S$ irreduzibel ist, dann ist auch $f∈ R[x]$ irreduzibel.
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\end{lem}
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\begin{proof}
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Angenommen, $f$ wäre reduzibel. Dann können wir schreiben $f = g·h$, wobei $g$
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und $h$ jeweils keine Einheiten in $R[x]$ sind. Weil der größte gemeinsame
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Teiler der Koeffizienten gleich $1$ ist, müssen $g$ und $h$ jeweils positiven
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Grad haben. Die Gleichung
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\begin{equation*}
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\varphi(f) = \varphi(g)·\varphi(h)
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\end{equation*}
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zeigt dann, dass $\varphi(f)$ echte Teiler hat, also nicht irreduzibel ist.
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\end{proof}
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Ringmorphismen, die man in der Praxis brauchen kann, entstehen oft auf die
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folgenden Weisen.
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\begin{description}
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\item[Anwenden eines Ringhomomorphismus auf die Koeffizienten:] Ist
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$\varphi : R → S$ ein Ringhomomorphismus, dann ist auch
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\begin{equation*}
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Φ: R[x] → S[x], \quad \sum a_{ν} x^ν ↦ \sum\varphi(a_{ν})x^ν
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\end{equation*}
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ein Ringmorphismus.
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\item[Einsetzungskomposition:]\index{Einsetzungskomposition} Es sei eine
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Abbildung $\varphi : R → S$ und es sei ein Element $t ∈ S$ gegeben. Setze
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\begin{equation*}
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Φ : R[x] → S, \quad \sum a_{ν} x^ν ↦ \sum\varphi(a_{ν})t^ν
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\end{equation*}
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\item[Substitutionsmorphismus:]\index{Substitutionsmorphismus} Es sei ein
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Element $a∈ R$ gegeben. Dann betrachte die Abbildung
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\begin{equation*}
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Φ : R[x] → R[x], \quad \sum a_{ν} x^ν ↦ \sum a_{ν}(x-a)^ν.
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\end{equation*}
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Diese Abbildung ist sogar ein Isomorphismus, weil sie durch $x ↦ x+a$
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umgekehrt wird.
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\end{description}
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\begin{bsp}\label{bsp:7.2.7}
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Es sei $p ∈ ℤ$ eine Primzahl und es sei
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\begin{equation}\label{eq:Rechnungen_S68}
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f = x^{p-1}+x^{p-2}+ ⋯ + x+1 ∈ ℤ[x].
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\end{equation}
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Auf $f$ kann man das Eisenstein-Kriterium nicht direkt anwenden. Aber es gilt:
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\begin{equation*}
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(x-1)· f=x^p-1.
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\end{equation*}
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Wenn wir den Substitutionsmorphismus $x→ x+1$ anwenden, erhalten wir
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\begin{equation*}
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\varphi((x-1)· f) = x· \varphi(f) = (x+1)^p-1 = \sum_{ν = 0}^{p}\binom{p}{ν}x^ν -1.
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||||||
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\end{equation*}
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Also ist
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\begin{equation*}
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\varphi(f) = \sum_{ν=1}^{p}\binom{p}{ν}x^{ν-1}.
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||||||
|
\end{equation*}
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||||||
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Das ist ein Eisenstein-Polynom, denn $p|\binom{p}{ν}$ für alle $ν$ mit
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$1 ≤ ν < p$. Zusätzlich gilt $p² \nmid \binom{p}{1}=p$ und
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$\binom{p}{p}=1$. Also sind $\varphi(f)$ und $f$ in $ℚ[x]$ jeweils
|
||||||
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irreduzibel.
|
||||||
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\end{bsp}
|
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%%% Local Variables:
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%%% mode: latex
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%%% TeX-master: "AlgebraZahlentheorie"
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%%% End:
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\selectlanguage{german}
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\chapter{Anwendung: Konstruktion mit Zirkel und Lineal}
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\section{Erinnerung}
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Die Ergebnisse, die wir bislang gewonnen haben, können wir direkt auf
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Konstruierbarkeitsfragen anwenden. Ich erinnere noch einmal, was der Stand der
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Debatte war.
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\begin{satz}[Hausaufgabe Blatt 1, Aufgabe 1.b]
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Es sei $M ⊂ ℂ$ eine Menge, die die Elemente $0$ und $1$ enthält. Dann
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ist die Menge $\Kons(M)$ der mit Zirkel und Lineal aus $M$ konstruierbaren Punkte
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ein Unterkörper von $ℂ$. \qed
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\end{satz}
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Der nächste Satz stellt die Verbindung zwischen Körpertheorie und
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Konstruierbarkeit her. Die Formulierung des Satzes verwendet den Begriff
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``konjugierte Menge''. Dabei ist ``konjugiert'' wie immer nur eine bombastische
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Formulierung für ``an der reellen Achse gespiegelt''.
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\begin{notation}[Konjungierte Menge]
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Es sei $M ⊂ ℂ$ eine Menge. Dann betrachte die Menge
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$\overline{M} := \{ \overline{m} \::\: m∈ M\}$. Man nennt $\overline{M}$
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die \emph{zu $M$ konjungierte Menge}\index{konjugierte Menge}.
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\end{notation}
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\begin{rem}
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Im Fall, wo die Menge $M$ die Elemente $0$ und $1$ enthält, kann man die
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Spiegelung an der reellen Achse mit Zirkel und Lineal konstruieren. Damit ist
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klar, dass $\overline{M} ⊂ \Kons(M)$ ist. Es ist in diesem Fall auch
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klar, dass $i ∈ \Kons(M)$ ist.
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\end{rem}
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\begin{satz}[Hausaufgabe Blatt 2, Aufgabe 3]\label{Satz_von_Seite_69}
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Es sei $\{0,1 \} ⊂ M ⊂ ℂ$ und es sei $z ∈ \Kons(M)$. Sei weiter
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$K = ℚ(M ∪ \overline{M})$. Dann existiert eine Zahl $k ∈ ℕ$, sodass die
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Gleichheit
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\begin{equation*}
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[K(z) : K] = 2^k
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\end{equation*}
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gilt. Insbesondere ist jede aus $\{ 0, 1 \}$ konstruierbare Zahl algebraisch
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über $ℚ$. \qed
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\end{satz}
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\section{Verdopplung des Würfels}
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Das klassische Konstruktionsproblem ``Verdopplung des Würfels'' ist mit Zirkel
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und Lineal nicht möglich, denn mit $M := \{0,1\}$ ist
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$ℚ = ℚ(M ∪ \overline{M})$ und
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\[
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[ℚ(\sqrt[3]{2}): ℚ ] = 3,
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\]
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da wir mit unseren Methoden jetzt wissen, dass $x³-2$ das Minimalpolynom von
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$\sqrt[3]{2}$ ist.
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\section{Dreiteilung des Winkels}
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Bevor wir die Frage nach der Dreiteilung des Winkel abschließend beantworten,
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beweise ich zuerst ein Satz, der auch später noch von Interesse sein wird.
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\begin{satz}\label{Satz_Vor_Dreiteilung_Zirkel_Lineal}
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Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung und es sei $a ∈ L$ ein über $K$
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transzendentes Element. Dann ist $K(a)$ isomorph zum Körper der
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gebrochen-rationalen Funktionen\footnote{Siehe Beispiel~\ref{bsp:2-3-3} im
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Falle $K = ℝ$.} über $K$ in einer Variablen. Mit anderen Worten:
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\begin{equation*}
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K(a) ≅ K(x) = Q(K[x])
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\end{equation*}
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\end{satz}
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\begin{proof}
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\video{9-2}
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\end{proof}
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Damit lässt sich die Konstruierbarkeitsfrage ganz gut beantworten.
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\begin{satz}\label{Satz_Dreiteilung_Zirkel_Lineal}
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Gegeben sei eine reelle Zahl $\varphi ∈ (0, 2·π)$. Falls $e^{i\varphi}$
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transzendent ist, dann ist
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$e^{(\varphi i)/3} \not ∈ \Kons(\{0,1, e^{\varphi i}\})$. Die Dreiteilung des
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Winkels $\varphi$ ist also mit Zirkel und Lineal nicht möglich.
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\end{satz}
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\begin{proof}
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\video{9-3}
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\end{proof}
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\begin{bemerkung}
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Die Menge $\{ \varphi ∈ (0, 2π) \::\: e^{i\varphi} \text{ ist transzendent}\}$
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ist dicht in $(0, 2π)$. Insbesondere gibt es kein allgemeines
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Konstruktionsverfahren für die Dreiteilung des Winkels.
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\end{bemerkung}
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\begin{proof}
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Wenn $z=e^{i\varphi}$ algebraisch über $ℚ$ ist, dann ist auch
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$\overline{z} = e^{-i\varphi}$ algebraisch über $ℚ$, denn $z$ und
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$\overline{z}$ haben beide dasselbe Minimalpolynom. Also ist auch der Realteil
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\begin{equation*}
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\operatorname{Re}(z) =\frac12(z+\overline{z})
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\end{equation*}
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algebraisch über $ℚ$. Das zeigt, dass die Menge $\varphi∈ (0,2π)$, für
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die $e^{i\varphi}$ transzendent ist, in $(0,2π)$ dicht ist.
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\end{proof}
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\section{Konstruierbarkeit des regelmäßigen $n$-Ecks}
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Auf die Frage, ob das regelmäßige $n$-Eck konstruierbar ist, können wir nur eine
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unvollständige Antwort geben.
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\begin{satz}
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Es sei $p$ eine Primzahl. Wenn das regelmäßige $p$-Eck konstruierbar ist,
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dann gibt eine Zahl $k ∈ ℕ$, sodass $p-1=2^k$ ist.
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\end{satz}
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\begin{proof}
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\video{9-4}
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\end{proof}
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Der Satz zeigt insbesondere, dass das regelmäßige $7$-Eck, das $11$-Eck, das
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$13$-Eck und das $19$-Eck jeweils nicht konstruierbar ist. Um die Frage nach
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der Konstruierbarkeit des $n$-Ecks vollständig zu beantworten, müssen wir unsere
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Methoden noch deutlich verbessern: Es genügt nicht nur, den Grad der
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Körpererweiterung zu betrachten; wir müssen auch die Symmetrien verstehen. Dazu
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ist wieder einmal Vorarbeit vonnöten.
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%%% Local Variables:
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%%% mode: latex
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%%% TeX-master: "AlgebraZahlentheorie"
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%%% End:
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\selectlanguage{german}
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\chapter{Ideale}
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\label{chapt:09}
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Für dieses Kapitel haben wir Ihnen Beispiele auf unserem
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\href{https://sage.cplx.vm.uni-freiburg.de/share/}{Sage/CoCalc-Server}
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bereitgestellt.
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\section{Wohin geht die Reise}
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Ich hatte schon am Ende des letzten Abschnittes geschrieben: um die Frage nach
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der Konstruierbarkeit des regelmäßigen $n$-Ecks vollständig entscheiden zu
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können, müssen wir die Symmetrien von Körpererweiterungen verstehen … und
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vielleicht irgendwann auch definieren, was mit ``Symmetrie einer
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Körpererweiterung'' gemeint sein soll. All das wird voraussetzen, dass wir
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Körpererweiterungen besser beschreiben. Die Idee ist die: gegeben eine
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einfache, algebraische Erweiterung $K(α)/K$ vom Grad $n$, dann wissen wir schon,
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dass wir alle Elemente des Oberkörpers $K(α)$ als Linearkombinationen der Form
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\[
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k_0 + k_1·α + k_2·α² + ⋯ k_{n-1}·α^{n-1}
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\]
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schreiben könne, wobei die $k_{•}$ geeignete Elemente des kleineren Körpers $K$
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sind. Diese Einsicht ist natürlich extrem hilfreich --- wir kennen das von den
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komplexen Zahlen, die sich alle in der Form $k_0 + k_1·\sqrt{-1}$ schreiben
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lassen. Der Sachverhalt lässt sich auch anders formulieren: Der
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Substitutionsmorphismus
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\[
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φ : K[x] → K(α), \quad f ↦ f(α)
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\]
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ist ein \emph{surjektiver} Ringmorphismus! Wie bei Vektorräumen, Gruppen, …
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liegt es dann nahe, den Körper $K(α)$ als Quotient zu beschreiben,
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\begin{equation}\label{eq:xx}
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K(α) = \factor{K[x]}{\ker φ}.
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\end{equation}
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Diese Beschreibung\footnote{\label{foot:sage}Hatten Sie sich gewundert, warum
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SAGE eckige Klammern verwendet und den Körper ``$ℚ$ adjungiert $\sqrt{5}$''
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mit \texttt{QQ[sqrt(5)]} bezeichnet? Der Grund ist, das runde Klammern in der
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Programmiersprache Python schon eine andere Bedeutung haben.
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Gleichung~\eqref{eq:xx} zeigt aber, dass eckige Klammer in dieser Situation
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ganz sinnvoll sind.} wird sehr hilfreich sein, denn wir kommen mit dem
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vertrauten Polynomring $K[X]$ besser klar als mit dem etwas unheimlichen Körper
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$K(α)$. Um alles korrekt zu definieren, müssen wir uns aber erst noch einmal
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überlegen, was für eine Art von Objekt $\ker φ$ nun tatsächlich ist, und was
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``Quotient'' genau bedeuten soll. Ich nehme die Antwort gleich vorweg: Die
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Menge $\ker φ$ ist das typische Beispiel eines ``Ideals im Ring $K[x]$''.
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\section{Elementare Definitionen}
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Die technisch korrekte Definition eines Ideals ist jetzt die folgende.
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\begin{defn}[Ideal]\label{def:ideal}
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Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins. Eine nicht-leere Teilmenge
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$I ⊆ R$ heißt \emph{Ideal}\index{Ideal}, wenn folgendes gilt.
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\begin{enumerate}[ref = Bedingung (\roman*{})]
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\item Für alle Elemente $a,b ∈ I$ ist $a+b ∈ I$.
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\item Für alle Elemente $r ∈ R$ und $a∈ I$ ist $r· a∈ I$.
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\end{enumerate}
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\end{defn}
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\begin{bemerkung}
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Man kann Ideale auch in nicht-kommutativen Ringen definieren. Dann muss man
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aber zwischen Links- und Rechtsmultiplikation unterscheiden: je nachdem, ob
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man in der Definition $r·a$ oder $a·r$ schreibt, definiert man ein Links- oder
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Rechtsideal\index{Linksideal}\index{Rechtsideal}. Ideale, die sowohl Links-
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als auch Rechtsideale sind, heißen beidseitige Ideale\index{beidseitiges
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Ideal}. In kommutativen Ringen, für die wir uns hier interessieren, fallen
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diese Begriffe zusammen.
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\end{bemerkung}
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\begin{bemerkung}
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Der Name \emph{Ideal} geht auf
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Kummer\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Eduard_Kummer}{Ernst
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Eduard Kummer} (* 29. Januar 1810 in Sorau, Niederlausitz; † 14. Mai 1893
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in Berlin) war ein deutscher Mathematiker und Hochschullehrer, der sich vor
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allem mit Zahlentheorie, Analysis und Geometrie befasste.} und
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Dedekind\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Richard_Dedekind}{Julius
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Wilhelm Richard Dedekind} (* 6. Oktober 1831 in Braunschweig; †
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12. Februar 1916 ebenda) war ein deutscher Mathematiker.} zurück. Kummer
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hatte bei der Untersuchung der Teilbarkeit in gewissen nicht-faktoriellen
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Ringen wie $ℤ[\sqrt{-5}]$ gewisse \emph{ideale Zahlen} eingeführt. Dedekind
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hat dann den Idealbegriff geprägt.
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\end{bemerkung}
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\begin{bsp}[Triviale Ideale]
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In jedem kommutativen Ring $R$ sind $I= \{0\}$ und $I=R$ trivialerweise
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Ideale. Wenn $R$ ein Körper ist, dann sind das auch die einzigen Ideale.
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Grund: wenn $R$ ein Körper und $I ⊂ R$ ein Ideal ist und $a ∈ I∖ \{0\}$, dann
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ist auch jedes andere Körperelement in $I$. Sei nämlich irgendein Element
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$r ∈ R$ gegeben. Nach Definition~\ref{def:ideal} ist
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\[
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r = (r·a^{-1})·a ∈ I.
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\]
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Also ist $I=R$.
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\end{bsp}
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\begin{bsp}[Ideale in $ℤ$]
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Die Menge der geraden Zahlen bildet ein Ideal in $ℤ$. Die Menge der
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Primzahlen ist so ungefähr das Gegenteil von einem Ideal.
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\end{bsp}
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\begin{bsp}[Kern eines Ringmorphismus]
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Der Kern eines Ringmorphismus ist immer ein Ideal.
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\end{bsp}
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\begin{figure}
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\centering
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\includegraphics[width=6cm]{figures/Cubic_with_double_point}
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Nullstelle des Polynoms $y²-x²(x+1) ∈ ℝ[x,y]$.
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\bigskip
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Auf \href{https://cplx.vm.uni-freiburg.de/de/ecp-de/}{meiner Homepage} finden
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Sie ein Programm, um mit diesen Kurven zu spielen. Sie können das Programm
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auch
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\href{https://cplx.vm.uni-freiburg.de/storage/software/ellipticcurve/wasm/ellipticcurve.html}{direkt
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im Browser laufen lassen}. Abbildung Public Domain aus
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\href{https://en.wikipedia.org/wiki/Crunode#/media/File:Cubic_with_double_point.svg}{Wikipedia}.
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\caption{Knotenkurve}
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\label{fig:node}
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\end{figure}
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\begin{bemerkung}[Durchschnitte]
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Es sei $R$ ein Ring und $(I_i)_{i ∈ I}$ seien Ideale von $R$. Dann ist auch
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der Durchschnitt
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\begin{equation*}
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\bigcap_{i ∈ I} I_i
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\end{equation*}
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ein Ideal. Beachte dazu, dass jedes Ideal das Nullelement enthält; damit ist
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klar, dass der Durchschnitt nicht leer ist.
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\end{bemerkung}
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\begin{bemerkung}[Summen]\label{bsp:9-2-8}
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Es sei $R$ ein Ring und $I_1, …, I_n$ seien Ideale von $R$. Dann ist auch die
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Summe\index{Summe von Idealen}
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\begin{equation*}
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I_1 + ⋯ + I_n := \{a_1+ ⋯ + a_n \::\: a_k∈ I_k \}
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\end{equation*}
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ein Ideal.
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\end{bemerkung}
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\begin{bsp}[Algebraische Varietäten]
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Es sei $K$ ein Körper (zum Beispiel $K = ℂ$) und $V ⊂ K^n$ sei die
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Lösungsmenge eines Systems von polynomialen Gleichungen,
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\[
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V= \{ \vec{x} ∈ K^n \::\: f_1(\vec{x}) = ⋯ = f_n(\vec{x})=0 \}
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\]
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wobei $f_i ∈ K[x_1, …, x_n]$ irgendwelche Polynome sind. Man nennt ein
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solches $V$ manchmal \emph{algebraische Varietät}\index{algebraische Varietät}.
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Abbildung~\ref{fig:node} zeigt ein Beispiel. Im Internet finden Sie
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\href{https://imaginary.org/gallery/surfer-gallery-by-bianca-violet}{hier} und
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\href{https://imaginary.org/gallery/oliver-labs}{hier} noch weitere schöne
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Beispiele.
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Definiere dann das Ideal
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\[
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I(V) = \{ g ∈ K[x_1, …, x_n] \:|\: \forall \vec{x} ∈ V:g(\vec{x}) = 0\};
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\]
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dies ist also die Menge derjenigen Polynome, deren Nullstellenmenge $V$
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enthält. Offenbar ist $(f_1, …, f_n) ⊂ I_V$.
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\end{bsp}
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In der \emph{Algebraischen Geometrie}, dem Gebiet auf dem ich und meine
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Mitarbeiter arbeiten, geht es darum, geometrische Räume mithilfe von
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algebraischen Objekten wie etwa Idealen zu beschreiben. Tatsächlich lässt sich
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ein fast vollständiges Wörterbuch ``Algebra $\leftrightarrow$ Geometrie''
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aufstellen.
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\section{Noethersche Ringe und Hauptidealringe}
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\sideremark{Vorlesung 10}Es gibt noch eine andere, ganz wichtige Klasse von
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Beispielen, die wir in ähnlicher Form schon aus der linearen Algebra kennen.
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Gegeben einen $K$-Vektorraum $V$ und eine beliebige Teilmenge $M ⊂ V$, so
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betrachteten wir in der linearen Algebra den ``von $M$ erzeugten
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Untervektorraum'' und bezeichneten diesen Raum mit $\langle M \rangle_K$ oder
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$\operatorname{Span}(M)$. Per Definition gilt: Ein Vektor $\vec{v} ∈ V$ liegt
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genau dann in $\langle M \rangle_K$, wenn $\vec{v}$ sich als Linearkombination
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der Elemente von $M$ schreiben lässt. Wenn die Menge $M$ unendlich ist, was
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dabei zu beachten, dass Linearkombinationen immer \emph{endliche} Summen sind.
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Das geht mit Idealen in Ringen ganz genau so.
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\begin{bsp}[Erzeugte Ideale]\label{bsp:9-0-5}
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Gegeben sei ein kommutativer Ring $R$ mit Eins, sowie eine Familie
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$(a_{λ})_{λ∈Λ}$ von Elementen aus $R$. Weiter sei $I$ die Menge der Elemente
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$r ∈ R$, die sich als endliche Linearkombination der $(a_{λ})_{λ∈Λ}$ schreiben
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lassen,
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\begin{equation*}
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I := \{ r ∈ R \:|\: ∃ n ∈ ℕ: ∃ r_1, …, r_n ∈ R:, ∃ λ_1, …, λ_n ∈ Λ: r = r_1·a_{λ_1} + ⋯ + r_n·a_{λ_n} \}.
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\end{equation*}
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Dies ist ein Ideal, das als \emph{das von $(a_{λ})_{λ∈Λ}$ erzeugte Ideal}
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bezeichnet wird. Man schreibt dann $I = ((a_{λ})_{λ∈Λ})$. Im Fall, wo die
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Familie endlich ist, schreibt man oft auch $I = (a_1, …, a_n)$.
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\end{bsp}
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Ein Ideal $I ⊂ R$ ist natürlich immer dann einfach zu beschreiben, wenn es durch
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eine endliche Menge erzeugt wird, $I = (a_1, …, a_n)$. Tatsächlich können
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Computer-Algebra-Systeme überhaupt nur mit solchen Idealen arbeiten -- und
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stellen diese Ideale als endliche Liste von Erzeugern dar. Die allereinfachsten
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Ideale sind die, die mithilfe eines einzigen Erzeugers definiert werden können.
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\begin{warnung}[Das Ideal-Membership-Problem ist nicht einfach]
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Gegeben ein endlich erzeugtes Ideal $I = (a_1, …, a_n) ⊂ R$ und ein
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Element $b ∈ R$, dann ist es im Allgemeinen \emph{nicht} einfach, zu
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entscheiden ob $b ∈ I$ ist. In Polynomringen gibt es aber Algorithmen, die
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auch in allen relevanten Computer-Algebra-Systemen implementiert sind.
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\end{warnung}
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\begin{defn}[Endlich erzeugtes Ideal, Hauptideal]
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Gegeben sei ein kommutativer Ring $R$ mit Eins. Ein Ideal $I ⊂ R$ heißt
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\emph{endlich erzeugt}\index{Ideal!endlich erzeugt}, wenn es endlich viele
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Elemente $a_1, …, a_n ∈ R$ gibt, sodass $I= (a_1, …, a_n)$ ist. Ein Ideal
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$I ⊂ R$ heißt \emph{Hauptideal}\index{Hauptideal}, wenn es ein Element $a ∈ R$
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gibt, sodass $I= (a)$ ist.
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\end{defn}
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\begin{beobachtung}[Hauptideale und Teilbarkeit]
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Gegeben sei ein kommutativer Ring $R$ mit Eins. Weiter seien $a_1, a_2 ∈ R$.
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Dann gilt offensichtlich
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\begin{align*}
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(a_1) ⊂ (a_2) & ⇔ a_2| a_1 \\
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(a_1) = (a_2)& ⇔ a_1 \sim a_2
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\end{align*}
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Die Hauptideale in $R$ entsprechen also eindeutig Klassen von zueinander
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assoziierten Elementen.
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\end{beobachtung}
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\begin{warnung}
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Im Gegensatz zu Vektorräumen gibt es für Ideale keinen ``Basisaustauschsatz'',
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denn zum Beweis des Basisaustauschsatzes ist es absolut notwendig zu
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dividieren! Es ist nicht immer richtig, dass zwei minimale Erzeugendensysteme
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eines Ideals,
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\[
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I = (a_1, …, a_n) = (b_1, …, b_m),
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\]
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immer gleiche Mächtigkeit haben. Falls sie vorhatten, die ``Dimension'' eines
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Ideals zu definieren -- nice try!
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\end{warnung}
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Ein Ideal ist in der Praxis nur dann handhabbar, wenn ich eine möglichst
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endliche Menge von möglichst einfachen Erzeugern finden kann. Glücklicherweise
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gibt es Ringe, in denen jedes Ideal endlich erzeugt ist. Das sagt zwar noch
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nicht, wie man einen sinnvollen Satz von Erzeugern finden soll, gibt aber
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zumindest schon ein wenig Hoffnung.
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\begin{defn}[Noethersche Ringe und Hauptidealringe]
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Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins. Man nennt $R$ einen
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\emph{Noethersch}\index{Noetherscher Ring}, wenn jedes Ideal von $R$ ein
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endlich erzeugt ist. Man nennt $R$ einen
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\emph{Hauptidealring}\index{Hauptidealring}, wenn jedes Ideal von $R$ ein
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Hauptideal ist.
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\end{defn}
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Die folgenden Sätze geben Beispiele für Hauptidealringe.
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\begin{satz}[$ℤ$ ist ein Hauptidealring]\label{satz:9-1-4}
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Der Ring $ℤ$ ist ein Hauptidealring.
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\end{satz}
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\begin{proof}
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Es sei $I ⊂ ℤ$ ein Ideal und $I ≠ \{0\}$. Dann gibt es ein $x ∈ I∖\{0\}$.
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Beachte, dass dann auch $-x= (-1)· x$ in $I$ ist. Also enthält $I$ positive
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Elemente. Sei $a ∈ I$ jetzt dass kleinste positive Element. Wir werden
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zeigen, dass $I = (a)$ ist. Die Inklusion $(a) ⊆ I$ ist klar. Sei $b ∈ I$
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irgendein positives Element, dann teilen wir mit Rest
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\[
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b=q·a+r,\quad \text{mit } 0≤r<a.
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\]
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Die Zahl $r$ ist jetzt aber in $I$, denn $b$ und $q·a$ sind in $I$. Weiter
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muss wegen der Minimalität von $a$ also $r=0$ sein und somit $b ∈ (a)$.
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\end{proof}
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\begin{satz}[Polynomring in einer Variable ist ein Hauptidealring]
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Ist $K$ ein Körper, dann ist $K[x]$ ein Hauptidealring.
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\end{satz}
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\begin{proof}
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Ganz analog zum Beweis von Satz~\ref{satz:9-1-4}, wobei $a$ ein Polynom von
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minimalem Grad ist.
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\end{proof}
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\begin{bsp}[Polynomring in zwei Variablen ist kein Hauptidealring]
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Es sei $K$ ein Körper. Der Polynomring $K[x,y]$ ist \emph{kein}
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Hauptidealring. Das Ideal $(x,y)$ ist kein Hauptideal, weil $\ggT(x,y)=1$ und
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$1 \not ∈ (x,y)$ ist. Immerhin werden wir im folgenden Abschnitt zeigen, dass
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jedes Ideal endlich erzeugt ist.
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\end{bsp}
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\section{Kriterien für die Noether-Eigenschaft}
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Ich hatte es oben schon angedeutet: Ideale in nicht-Noetherschen Ringe sind für
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uns kaum beschreibbar und daher ohne großen Nutzen. Glücklicherweise können wir
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in diesem Kapitel zeigen, dass praktisch alle Ringe, die uns in dieser Vorlesung
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begegnen, nicht so schrecklich sind. Die folgende Definition und der folgende
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Satz sollte ihnen bekannt vorkommen.
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\begin{definition}[Teilerkettensatz für Ideale]\label{Def_Teilerkettensatz_Ideale}
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Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins. Man sagt \emph{in $R$ gilt der
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Teilerkettensatz für Ideale}\index{Teilerkettensatz!für Ideale}, wenn es
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jede aufsteigende Folge von Idealen
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\[
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I_0 ⊆ I_1 ⊆ I_2 ⊆ ⋯
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\]
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stationär wird. Mit anderen Worten, wenn es für jede aufsteigende Folge von
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Idealen ein $n ∈ ℕ$ gibt, sodass $I_n = I_{n+1} = I_{n+2} = ⋯$ gilt.
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\end{definition}
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\begin{satz}[Kriterien für die Noether-Eigenschaft]\label{satz:9-2-2}
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Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins. Dann sind folgende Aussagen
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äquivalent.
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\begin{enumerate}
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\item\label{Satz_Ideale_aequiv_1} $R$ ist Noethersch. Mit anderen Worten:
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jedes Ideal ist endlich erzeugt.
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\item\label{Satz_Ideale_aequiv_2} In $R$ gilt der Teilerkettensatz für Ideale.
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\item\label{Satz_Ideale_aequiv_3} In jeder nicht-leeren Menge $M$ von Idealen
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in $R$ gibt es ein maximales Element bezüglich der Inklusion.
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||||||
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\end{enumerate}
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||||||
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\end{satz}
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\begin{proof}
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Wir betrachten die einzelnen Implikationen getrennt.
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\begin{description}
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\item[\ref{Satz_Ideale_aequiv_1}$⇒$\ref{Satz_Ideale_aequiv_2}] Sei eine
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aufsteigende Kette $I_0⊆ I_1⊆ I_2⊆⋯$ von Idealen gegeben. Dann ist auch
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\begin{equation*}
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I=\bigcup_{k=0}^{∞}I_k⊂ R
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\end{equation*}
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ein Ideal. Nach Annahme ist $I$ endlich erzeugt, also $I= (a_1, …, a_n)$.
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Jetzt gibt es aber für jedes $i$ ein $k_i$, sodass $a_i∈ I_{k_i}$ ist.
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Setze
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\begin{equation*}
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n_ := \max_i k_i.
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\end{equation*}
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Dann gilt für alle $k > n$ und alle $1≤ i≤ n$, dass $a_i ∈ I_k$. Also ist
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$I_k = I$.
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\item[\ref{Satz_Ideale_aequiv_2}$⇒$\ref{Satz_Ideale_aequiv_3}]
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Angenommen, es gäbe eine nicht-leere Menge $M$ von Idealen aus $R$ ohne
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maximales Element. Dann gibt es zu jedem $I_0∈ M$ ein $I_1∈ M$ mit
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||||||
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$I_0\subsetneqq I_1$, genau so mit $I_2,I_3,\dots$. Wir erhalten einen
|
||||||
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Widerspruch zur Annahme, dass der ``Teilerkettensatz für Ideale'' gilt.
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\item[\ref{Satz_Ideale_aequiv_3}$⇒$\ref{Satz_Ideale_aequiv_1}] Sei
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$I⊂ R$ ein Ideal und $M$ die Menge aller Ideale $J⊂ R$, die endlich erzeugt
|
||||||
|
und in $I$ enthalten sind. Dann ist $M$ nicht leer, denn $(0) ∈ M$. Also
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||||||
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gibt es per Annahme ein maximales Element $J∈ M$. Nach Annahme ist $J$
|
||||||
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endlich erzeugt, also $J = (a_1, …, a_n)$ und wir müssen zeigen, dass
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||||||
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$J = I$ ist. Wenn es aber ein $b ∈ I∖J$ gäbe, dann wäre
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||||||
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$(a_1, …, a_n,b) ∈ M$ ein Ideal, das $J$ enthält. Ein Widerspruch zur
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||||||
|
Annahme. \qedhere
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||||||
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\end{description}
|
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\end{proof}
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Der folgende Satz von David
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Hilbert\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/David_Hilbert}{David
|
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Hilbert} (* 23. Januar 1862 in Königsberg; † 14. Februar 1943 in
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Göttingen) war ein deutscher Mathematiker. Er gilt als einer der
|
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bedeutendsten Mathematiker der Neuzeit. Viele seiner Arbeiten auf dem Gebiet
|
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der Mathematik und mathematischen Physik begründeten eigenständige
|
||||||
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Forschungsgebiete. Mit seinen Vorschlägen begründete er die bis heute
|
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bedeutsame formalistische Auffassung von den Grundlagen der Mathematik und
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veranlasste eine kritische Analyse der Begriffsdefinitionen der Mathematik und
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des mathematischen Beweises. Diese Analysen führten zum Gödelschen
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Unvollständigkeitssatz, der unter anderem zeigt, dass das Hilbertprogramm, die
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von ihm angestrebte vollständige Axiomatisierung der Mathematik, nicht
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gänzlich erfüllt werden kann. Hilberts programmatische Rede auf dem
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internationalen Mathematikerkongress in Paris im Jahre 1900, in der er eine
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Liste von 23 mathematischen Problemen vorstellte, beeinflusste die
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mathematische Forschung des 20. Jahrhunderts nachhaltig.} ähnelt formell dem
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Satz~\ref{Satz_Satz_von_Gauss} von Gauß und ist mindestens genauso wichtig.
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Historisch war der Satz ein Meilenstein. Hilbert's Beweis erregte auch deshalb
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großes Aufsehen, weil die Existenz eines endlichen Erzeugendensystems mithilfe
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eines nicht-konstruktiven Widerspruchsargumentes gezeigt wird. Der Beweis gibt
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keinen Hinweis, wie man ein Erzeugendensystem je finden könnte. Heute gibt es
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allerdings auch konstruktive Beweise, die für alle relevanten Ringe auch auf
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Computern implementiert sind.
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\begin{satz}[Hilbertscher Basissatz]\label{Satz_Hilbertscher_Basissatz}
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Es sei $R$ ein Noetherscher Ring. Dann ist auch $R[x]$ Noethersch.
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\end{satz}
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\begin{proof}
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\video{10-1}
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\end{proof}
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\begin{kor}
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Sei $K$ ein Körper, dann ist jeder Polynomring $K[x_1, …, x_n]$ Noethersch.
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Ebenso ist $ℤ[x_1, …, x_n]$ ist Noethersch. \qed
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\end{kor}
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\begin{bemerkung}[Teilerkettensatz für Ideale und für Elemente]\label{rem:9-2-5}
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Wenn in einem Ring der Teilerkettensatz für Ideale gilt, dann gilt auch der
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Teilerkettensatz für Elemente. Das sieht man, wenn man (Teiler-)Ketten von
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Hauptidealen betrachtet. In jedem Noetherschen Ring ist jede Nicht-Einheit
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ungleich $0$ also als Produkt von endlich vielen irreduziblen Elementen
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darstellbar.
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\end{bemerkung}
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\section{Hauptidealringe}
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Wir bemerken kurz, dass Hauptidealringe fast immer faktoriell sind. Der Beweis
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des folgenden Satzes ist ähnlich zum Beweis der Faktorialität von $ℤ$ auf
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Seite~\pageref{satz:Zpirr}. Das ist kein Zufall.
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\begin{satz}[Hauptidealringe sind fast immer faktoriell]
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Es sei $R$ ein Hauptidealring. Wenn $R$ zusätzlich noch ein Integritätsring
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ist, dann ist $R$ faktoriell.
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\end{satz}
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\begin{proof}
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Da wir in Satz~\ref{satz:9-2-2} schon gezeigt haben, dass in jeden
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Noetherschen Ring (also insbesondere auch in jedem Hauptidealring) der
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Teilerkettensatz für Ideale und somit nach Bemerkung~\ref{rem:9-2-5} auch der
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Teilerkettensatz für Elemente gilt, müssen wir noch zeigen, dass jedes
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irreduzible Element $p$ prim ist. Seien also $a$ und $b$ Elemente von $R$ mit
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$p \nmid a$ und $p \nmid b$. Wir müssen zeigen, dass dann $p \nmid (a·b)$
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gilt. Das Ideal $(a, p)$ ist per Annahme ein Hauptideal, also existiert ein
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$c ∈ R$ mit $ (a,p) = (c)$. Da nun $c|p$ gilt, aber $p$ irreduzibel ist, ist
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entweder $c$ eine Einheit, oder es gilt $c \sim p$. Weil aber $c|a$ ist und
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$p\nmid a$, ist $c \sim p$ nicht möglich. Also ist wohl $(a,p)= (1)$. Genau
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so gilt natürlich $(b,p) = (1)$. Es gibt also Gleichungen
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\begin{equation*}
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1 = r_1·p + r_2·a \quad\text{und}\quad 1 = s_1·p + s_2·b
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\end{equation*}
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für die Addition und
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\begin{equation*}
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1 = (r_1·s_1·p + r_2·s_1·a + r_1·s_2·b)·p + r_2·s_2·a·b
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||||||
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\end{equation*}
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für die Multiplikation. Also kann $p|(a·b)$ nicht gelten, weil sonst $p|1$
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folgt, was aber nicht geht, weil $p$ keine Einheit ist.
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\end{proof}
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%%% Local Variables:
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%%% mode: latex
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%%% TeX-master: "AlgebraZahlentheorie"
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%%% End:
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384
10.tex
Normal file
384
10.tex
Normal file
@ -0,0 +1,384 @@
|
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% spell checker language
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\selectlanguage{german}
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\chapter{Restklassenringe}
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\sideremark{Vorlesung 11}Für dieses Kapitel haben wir Ihnen Beispiele auf
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unserem \href{https://sage.cplx.vm.uni-freiburg.de/share/}{Sage/CoCalc-Server}
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bereitgestellt.
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Ich hatte am Anfang von Kapitel~\ref{chapt:09} schon gesagt, warum wir uns für
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Ideale interessieren: Wir wollen --ähnlich wie bei der Konstruktion des
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Quotientenvektoraumes in der Linearen Algebra-- einen Quotienten von Ringen
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konstruieren. Ich weiß aus Erfahrung, dass viele Studierende ihre Probleme mit
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``Quotientenvektorräumen'' haben und nutze an dieser Stelle normalerweise die
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Gelegenheit, um mit der Konstruktion des Restklassenringes die Begriffe und
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Beweistechniken noch einmal zu wiederholen. In diesem Semester geht das nicht,
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denn das Semester ist deutlich kürzer als in normalen Jahren. Ich verzichte
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deshalb im Folgenden sehr oft auf Beweise und behaupte, dass ``alles genau so
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geht, wie in der Linearen Algebra''.
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\begin{warnung}
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Stellen Sie sicher, dass sie sich noch ausreichend gut an die VL ``Lineare
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Algebra'' erinnern. Beweisen Sie zur Probe einige Aussagen selbst -- solche
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Sachen werden gern in Klausuren und mündlichen Prüfungen gefragt.
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\end{warnung}
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\section{Definition von Restklassenringen}
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Genau wie die Quotientenvektorräume der Linearen Algebra sind Restklassenringe
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durch folgende universelle Eigenschaft definiert.
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\begin{defn}[Restklassenring]
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Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins und es sei $I ⊂ R$ ein Ideal. Ein
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\emph{Restklassenring}\index{Restklassenring} oder
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\emph{Quotientenring}\index{Quotientenring} ist ein kommutativer Ring $S$ mit
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Eins zusammen mit einem Ringmorphismus $φ : R → S$, sodass $\ker φ = I$ ist
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und so, dass die folgende universelle Eigenschaft gilt: ist $ψ : R → T$ ein
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weiterer Ringmorphismus mit $I ⊆ \ker ψ$, dann gibt es genau einen
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Ringmorphismus $h : S → T$, sodass das folgende Diagramm kommutiert,
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\[
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||||||
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\begin{tikzcd}
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||||||
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R \ar[r, "φ"] \ar[d, equal] & S \ar[d, "h"] \\
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||||||
|
R \ar[r, "ψ"'] & T.
|
||||||
|
\end{tikzcd}
|
||||||
|
\]
|
||||||
|
\end{defn}
|
||||||
|
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||||||
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Wie üblich folgt aus der universellen Eigenschaft, dass Restklassenringen (wenn
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||||||
|
Sie denn existieren) eindeutig sind bis auf eine eindeutige Isomorphie. Man
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spricht deswegen oft nicht ganz richtig von ``dem'' Restklassenring und
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bezeichnet ``den'' Restklassenring mit $R/I$.
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||||||
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\section{Konstruktion von Restklassenringen}
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Da Restklassenringe eindeutig durch die universelle Eigenschaft gegeben sind,
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folgt alles, was man überhaupt über Restklassenringe sagen kann, aus der
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universellen Eigenschaft -- mit einer Ausnahme: Existenz. Wir beweisen die
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Existenz wie immer nicht abstrakt, sondern indem wir eine konkrete Konstruktion
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eines Restklassenringes angeben.
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||||||
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\begin{defn}[Kongruenz modulo Ideal]\label{def:kmi}
|
||||||
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Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins und es sei $I ⊂ R$ ein Ideal. Zwei
|
||||||
|
Elemente $a,b∈ R$ heißen \emph{kongruent modulo $I$}\index{Kongruenz modulo
|
||||||
|
Ideal}, wenn $a-b ∈ I$ ist. In diesem Fall ist die Schreibweise
|
||||||
|
$a \equiv b \:\:(\operatorname{mod} I)$ üblich.
|
||||||
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\end{defn}
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{lem}\label{lem:10-1-2}
|
||||||
|
In der Situation von Definition~\ref{def:kmi} gilt: Kongruenz modulo $I$ ist
|
||||||
|
eine Äquivalenzrelation auf $R$. Für ein gegebenes Element $a ∈ R$ ist die
|
||||||
|
die Äquivalenzklasse eines gegebenen Elementes $a ∈ R$ ist
|
||||||
|
\begin{equation*}
|
||||||
|
a+I = \{ a+b \::\: b∈ I \} \eqno\qed
|
||||||
|
\end{equation*}
|
||||||
|
\end{lem}
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{notation}[Restklasse von $a$ modulo $I$]
|
||||||
|
In der Situation von Lemma~\ref{lem:10-1-2} nennt man $a+I$ die
|
||||||
|
\emph{Restklasse von $a$ modulo $I$}\index{Restklasse}.
|
||||||
|
\end{notation}
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{bsp}
|
||||||
|
Der Name ``Restklasse'' kommt von folgendem Beispiel. Sei $R = ℤ$, sei
|
||||||
|
$m ∈ ℕ$ eine Zahl, und sei $I = (m)$. Dann ist
|
||||||
|
$a \equiv b \:\:(\operatorname{mod} I)$ genau dann, wenn $a$ und $b$ bei der
|
||||||
|
Division durch $m$ denselben Rest haben. Die Kongruenz modulo $(m)$ zerlegt
|
||||||
|
$ℤ$ also genau in die Restklassen
|
||||||
|
\begin{equation*}
|
||||||
|
0 + (m), 1+(m), 2+(m), …, m-1+(m).
|
||||||
|
\end{equation*}
|
||||||
|
\end{bsp}
|
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\begin{satz}[Existenz von Restklassenringen]\label{satz:exvrklr}
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Sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins und es sei $I⊂ R$ ein Ideal. Die
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Äquivalenzrelation ``Kongruenz modulo $I$'' werde mit $\sim$ bezeichnet. Dann
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sind die folgenden Verknüpfungen es auf dem Quotienten\footnote{Erinnerung an
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die Lineare Algebra: Quotient nach Äquivalenzrelation = $R/\sim$ = Menge der
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Äquivalenzklassen} $S := R/\sim$ wohldefiniert:
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\[
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\begin{matrix}
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+ : & S ⨯ S & → & S \\
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& ((a+I), (b+I)) & ↦ & (a+b) + I \\
|
||||||
|
\\
|
||||||
|
· : & S ⨯ S & → & S \\
|
||||||
|
& ((a+I), (b+I)) & ↦ & (a·b) + I.
|
||||||
|
\end{matrix}
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||||||
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\]
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|
Mit diesen Verknüpfungen ist $S$ ein kommutativer Ring mit Eins, die
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|
Restklassenabbildung\index{Restklassenabbildung}
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\begin{equation*}
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φ : R → S, \quad a ↦ a+I
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\end{equation*}
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ist ein Ringmorphismus. Das Paar $S$ und $φ$ ist ein Restklassenring. \qed
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\end{satz}
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Satz~\ref{satz:exvrklr} gibt eine explizite Konstruktion eines
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Restklassenringes. Manchmal lassen sich Restklassenringe und ihre Elemente auf
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diese Art und Weise direkt beschreiben.
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\begin{bsp}
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Es sei $K$ ein Körper, es sei $R = K[x]$ und es sei $f ∈ K[x]$ ein Polynom vom
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Grad $n$. Weiter sei $I = (f)$. Die Elemente von $K[x]/(f)$ sind also von
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der Gestalt $g+(f)$. In diesem Beispiel bilden die Polynome vom Grad $<n$ ein
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vollständiges Repräsentantensystem für die Kongruenz modulo $(f)$. Mithilfe
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dieses Repräsentantensystems kann man die Multiplikation in $R/(f)$ wie folgt
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beschreiben
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\begin{equation*}
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\bigl(g_1+(f)\bigr)· \bigl(g_2+(f)\bigr) = h + (f)
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\end{equation*}
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wobei $h$ der Rest von $g_1· g_2$ bei der Division durch $f$ ist. Ist
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$\deg f ≥ 1$, dann ist die Abbildung
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\begin{equation*}
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K → \factor{K[x]}{(f)}, \quad λ ↦ λ+(f)
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\end{equation*}
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injektiv und insbesondere ist $K[x]/(f)$ ein $K$-Vektorraum.
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\end{bsp}
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\section{Noch einmal: Körpererweiterungen und Restklassenringe}
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\label{sec:10-3}
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Der folgende Satz folgt wie in der Linearen Algebra aus der universellen
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Eigenschaft.
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\begin{prop}[Homomorphiesatz für Ringe]\label{Korollar_Homomorphiesatz}
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Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins, und es sei $ψ : R → S$ ein
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surjektiver Ringmorphismus. Dann ist die induzierte Abbildung
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\begin{equation*}
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h : \factor{R}{\ker ψ} → S
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\end{equation*}
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isomorph. \qed
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\end{prop}
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Mithilfe des Homomorphiesatzes kann ich jetzt etwas genauer erklären, was
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Restklassenringe mit unserem Ziel zu tun haben, Körpererweiterungen zu
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verstehen. Sei dazu $L/K$ eine Körpererweiterung, es sei $a ∈ L$ algebraisch
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und es sei $f∈ K[x]$ das Minimalpolynom von $a$. Betrachte nun den
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Substitutionsmorphismus
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\begin{equation*}
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ψ : K[x] → L, \quad g ↦ g(a).
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\end{equation*}
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\begin{description}
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\item[Wie sieht der Kern von $ψ$ aus?] Ein Polynom $g$ ist offenbar genau dann
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im von $ψ$ Kern, wenn $g(a)=0$ ist. Wir haben schon gesehen, dass $g$ dann
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ein Vielfaches von $f$ ist. Kurz gesagt ist $\ker ψ = (f)$ das von $f$
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erzeugte Hauptideal.
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\item[Wie sieht das Bild von $ψ$ aus?] Sei $n = [a:K]$. Dann wissen wir schon,
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dass
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\begin{equation*}
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K(a) = K + K·a + ⋯ + K· a^{n-1}.
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\end{equation*}
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|
Also ist das Bild von $ψ$ gleich $K(a)$.
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\end{description}
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Zusammenfassend folgt aus dem Homomorphiesatz für Ringe, dass $K(a)$ isomorph
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zum Restklassenring $K[x]/(f)$ ist.
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\section{Ideale oben und unten}
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Neben dem Homomorphiesatz für Ringe gelten noch einige andere Sätze, die wir aus
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der linearen Algebra kennen (``Kürzen'' von Untervektorräumen). Um diese Sätze
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korrekt zu formulieren, müssen wir erst verstehen, wie ``Ideale in $R$'' und
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``Ideale in $R/I$'' zusammenhängen. Der folgende Satz formuliert den
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Zusammenhang nicht nur für die Quotientenabbildung $φ : R → R/I$, sondern für
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beliebige Ringmorphismen. Kurz gesagt gilt: Urbilder von Idealen sind immer
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Ideale. Bilder von Idealen sind zumindest dann Ideale, wenn der Morphismus
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surjektiv ist --- dies ist zum Beispiel bei der Quotientenabbildung der Fall.
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\begin{satz}[Urbilder von Idealen]
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Es sei $\varphi : R → S$ ein Morphismus von kommutativen Ringen mit Eins.
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Wenn $I⊂ S$ ein Ideal ist, dann ist die Urbildmenge $\varphi^{-1}(I)$ ein
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Ideal in $R$. Ist $\varphi$ zusätzlich surjektiv, dann ist die Zuordnung
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\begin{equation*}
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\begin{matrix}
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\{\text{Ideale in }S \} & → & \{ \text{Ideale $J$ in $R$ mit $\ker ψ ⊆ J$}\} \\
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I & ↦ & \varphi^{-1} (I)
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||||||
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\end{matrix}
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\end{equation*}
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eine Bijektion.
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\end{satz}
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\begin{proof}
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\video{11-1}
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\end{proof}
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\begin{satz}[Bilder von Idealen]\label{Satz_Ringmorphismus_Eigenschaften}
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Es sei $\varphi : R → S$ ein surjektiver Morphismus von kommutativen Ringen.
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Wenn $I ⊂ R$ ein Ideal ist, dann ist auch die Bildmenge $\varphi(I)$ ein
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Ideal. Wenn $J ⊂ S$ ein Ideal ist, dann ist der Kern der Komposition
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\begin{equation*}
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R → S → \factor{S}{J}
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\end{equation*}
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exakt $\varphi^{-1}(J)$ und die Abbildung
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\begin{equation*}
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\begin{matrix}
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\factor{R}{\varphi^{-1}(J)} & → & \factor{S}{J} \\[2mm]
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||||||
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a+\varphi^{-1}(J) & ↦ & \varphi(a)+J
|
||||||
|
\end{matrix}
|
||||||
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\end{equation*}
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||||||
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ist ein Isomorphismus von kommutativen Ringen mit Eins.
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||||||
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\end{satz}
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\begin{proof}
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\video{11-2}
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\end{proof}
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\begin{notation}\label{not:xx}
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|
Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins und es seien $I ⊂ J ⊂ R$ zwei
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|
Ideale. Wir bezeichnen die Quotientenabbildung mit $φ : R → R/I$. Dann wird
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das Ideal $φ(J)$ des Restklassenringes $R/I$ häufig mit $J/I$ bezeichnet.
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\end{notation}
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\begin{kor}
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Es sei $\varphi : R → S$ surjektiver Morphismus von kommutativen Ringen mit
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Eins. Wenn $R$ noethersch ist (bzw.\ Hauptidealring) ist, dann ist auch $S$
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noethersch (bzw.\ ein Hauptidealring). \qed
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\end{kor}
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\begin{bsp}
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|
Es sei $K$ ein Körper, es sei $I ⊆ K[x_1, …, x_n]$ ein Ideal. Dann ist
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|
$K[x_1, …, x_n]/I$ noethersch.
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\end{bsp}
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Der folgende Satz ist wieder eine Konsequenz der universellen Eigenschaft. Die
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Formulierung verwendet Notation~\ref{not:xx}.
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\begin{prop}[Noetherscher Isomorphiesatz]
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Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins und es seien $I ⊂ J ⊂ R$ zwei
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|
Ideale. Dann sind die Restklassenringe
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\begin{equation*}
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||||||
|
\factor{R}{J} \quad\text{und}\quad \factor{(\factor{R}{I})}{(\factor{J}{I})}
|
||||||
|
\end{equation*}
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|
in kanonischer Weise zueinander isomorph. \qed
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||||||
|
\end{prop}
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\section{Primideale und maximale Ideale}
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Die Diskussion in Abschnitt~\ref{sec:10-3} wirft die Frage auf, wann ein
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Restklassenring der Form $K[x]/(f)$ eigentlich ein Körper ist. Etwas
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bescheidener: Wann ist ein Restklassenring $R/I$ nullteilerfrei? Für den Ring
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$ℤ$ haben wir die Antwort in der Vorlesung ``Lineare Algebra'' kennengelernt.
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|
Der Ring $ℤ/(m)$ ist genau dann nullteilerfrei, wenn er ein Körper ist, und dies
|
||||||
|
ist genau dann der Fall, wenn $m$ eine Primzahl ist. Also müssen wir statt
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|
``Primzahl'' jetzt den Begriff des ``Primideals'' einführen.
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\begin{defn}[Primideal]
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|
Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins. Ein Ideal $I ⊂ R$ heißt
|
||||||
|
\emph{Primideal}\index{Primideal}, falls $I \ne R$ ist und falls für alle $a$,
|
||||||
|
$b ∈ R$ gilt:
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\begin{equation*}
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|
a·b ∈ I\quad⇒ \quad a∈ I \text{ oder } b∈ I.
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\end{equation*}
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\end{defn}
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\begin{bsp}
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||||||
|
Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins. Ein Hauptideal $(0) ⊊ (p) ⊂ R$ ist
|
||||||
|
genau dann ein Primideal, wenn $p ∈ R$ ein Primelement ist.
|
||||||
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\end{bsp}
|
||||||
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||||||
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\begin{defn}[Maximales Ideal]
|
||||||
|
Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins. Ein Ideal $I ⊂ R$ heißt
|
||||||
|
\emph{maximal}\index{maximales Ideal}, falls $I \ne R$ ist und falls für jedes
|
||||||
|
Ideal $I ⊆ J ⊆ R$ gilt $J = I$ oder $J = R$.
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||||||
|
\end{defn}
|
||||||
|
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||||||
|
\begin{rem}
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||||||
|
Maximale Ideale sind Primideale.
|
||||||
|
\end{rem}
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||||||
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\begin{beobachtung}
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Körper werden unter den kommutativen Ringen dadurch charakterisiert, dass
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||||||
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$(0)$ und $(1)$ die einzigen Ideale sind. Mit anderen Worten: ein Ring ist
|
||||||
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genau dann ein Körper, wenn das Nullideal maximal ist.
|
||||||
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\end{beobachtung}
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||||||
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Der folgende Satz charakterisiert Primideale und maximale Ideale in Termen des
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Restklassenringes. Das liefert weitere Beispiele.
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\begin{satz}\label{Satz_Hilfssatz_zu_Beispiel}
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Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins.
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|
\begin{enumerate}
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||||||
|
\item\label{Satz_Hilfssatz_zu_Beispiel_1} Ein Ideal $p ⊂ R$ ist genau dann ein
|
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|
Primideal, wenn $R/p$ ein Integritätsring ist.
|
||||||
|
|
||||||
|
\item\label{Satz_Hilfssatz_zu_Beispiel_2} Ein Ideal $m ⊂ R$ ist genau dann
|
||||||
|
maximal, wenn $R/m$ ein Körper ist. \qed
|
||||||
|
\end{enumerate}
|
||||||
|
\end{satz}
|
||||||
|
|
||||||
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\begin{bsp}
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||||||
|
Es sei $K$ ein Körper und es sei $R = K[x_1, …, x_n]$. Wenn $a_1, …, a_n ∈ K$
|
||||||
|
sind, dann ist das Ideal $(x_1-a_1, …, x_n-a_n)$ maximal. Um diese Behauptung
|
||||||
|
zu beweisen, betrachte man den Substitutionsmorphismus
|
||||||
|
\begin{equation*}
|
||||||
|
\varphi : K[x_1, …, x_n] → K, \quad g ↦ g(a_1, …, a_n).
|
||||||
|
\end{equation*}
|
||||||
|
Dann ist $\varphi$ surjektiv und es ist
|
||||||
|
$\ker \varphi = (x_1-a_1, …, x_n-a_n)$. Also ist
|
||||||
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\begin{equation*}
|
||||||
|
K ≅ \factor{K[x_1, …, x_n]}{(x_1-a_1, …, x_n-a_n)}.
|
||||||
|
\end{equation*}
|
||||||
|
Satz~\ref{Satz_Hilfssatz_zu_Beispiel} liefert dann die gewünschte Aussage.
|
||||||
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\end{bsp}
|
||||||
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||||||
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\section{Der Chinesische Restsatz}
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Der Chinesische Restsatz ist langweilig, darf aber in keiner Vorlesung fehlen
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und kommt auch in den allermeisten Klausuren und Prüfungen vor. Dabei geht es
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um folgende Aufgabe: Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins, und es seien
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||||||
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Ideale $I_1, … I_n ⊂ R$ und Ringelemente $r_1, …, r_n∈ R$ gegeben. Gesucht ist
|
||||||
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ein $r∈ R$ (wenn es eines gibt), sodass die Gleichungen simultan erfüllt sind,
|
||||||
|
\[
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||||||
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r \equiv r_1 \: (\operatorname{mod}{I_1}), \quad
|
||||||
|
r \equiv r_2 \: (\operatorname{mod}{I_2}), \quad
|
||||||
|
…, \quad
|
||||||
|
r \equiv r_n \: (\operatorname{mod}{I_n}).
|
||||||
|
\]
|
||||||
|
Wenn ein solches Element $r$ überhaupt existiert, dann gilt für alle Indizes $k$
|
||||||
|
und $l$
|
||||||
|
\begin{equation*}
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||||||
|
r_k - r_l = \underbrace{r_k-r}_{∈ I_k} + \underbrace{r-r_l}_{∈ I_l} ∈ I_k + I_l.
|
||||||
|
\end{equation*}
|
||||||
|
Wenn $I_k + I_l = R$ sind, dann ist diese notwendige Bedingung automatisch
|
||||||
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erfüllt, und der Chinesische Restsatz sagt, dass das Gleichungssystem dann auch
|
||||||
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lösbar ist.
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||||||
|
|
||||||
|
\begin{definition}[Teilerfremde Ideale]
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||||||
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Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins und es seien $I_1$ und $I_2$ zwei
|
||||||
|
Ideale in $R$. Die Ideale heißen \emph{teilerfremd}\index{teilerfremde
|
||||||
|
Ideale}, wenn $I_1 + I_2=R$ ist; dabei bezeichnet $I_1+I_2$ das Summenideal
|
||||||
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aus Beispiel~\vref{bsp:9-2-8}.
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||||||
|
\end{definition}
|
||||||
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||||||
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\begin{bemerkung}
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||||||
|
Was hat diese Definition mit ``Teilerfremdheit'' zu tun? Schauen Sie sich den
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||||||
|
Euklidischen Algorithmus aus Beispiel~\vref{bsp:5-6-7} noch einmal an. In der
|
||||||
|
Situation des Beispiels~\ref{bsp:5-6-7} sind zwei Elemente $f$ und $g$
|
||||||
|
gegeben. Wenn $f$ und $g$ teilerfremd sind, ist $\ggT(f,g)=1$. Der
|
||||||
|
Euklidische Algorithmus zeigt aber, dass $\ggT(f,g) ∈ (f) + (g)$ ist. Die
|
||||||
|
Aussage, dass 1 in dem Ideal $(f) + (g)$ ist, ist aber gleichbedeutend damit,
|
||||||
|
dass $(f) + (g)$ der gesamte Ring ist.
|
||||||
|
\end{bemerkung}
|
||||||
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||||||
|
\begin{satz}[Chinesischer Restsatz]\label{Satz_Chinesischer_Restsatz}
|
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|
\index{Chinesischer Restsatz}Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins und es
|
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|
seien $I_1, …, I_n ⊂ R$ paarweise teilerfremde Ideale. Dann ist der
|
||||||
|
kanonische Ringhomomorphismus
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\begin{equation*}
|
||||||
|
α : R → \underbrace{\factor{R}{I_1}⨯⋯⨯\factor{R}{I_n}}_{\genfrac{}{}{0pt}{1}{\text{Add. und Mult.}}{\text{komponentenweise}}}, \quad a ↦ \Bigl( a+I_1, …, a+ I_n \Bigr)
|
||||||
|
\end{equation*}
|
||||||
|
surjektiv und es ist $\ker α = I_1 ∩ ⋯ ∩ I_n$.
|
||||||
|
\end{satz}
|
||||||
|
\begin{proof}
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\video{11-3}
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|
\end{proof}
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||||||
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||||||
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%%% Local Variables:
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|
%%% mode: latex
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%%% TeX-master: "AlgebraZahlentheorie"
|
||||||
|
%%% End:
|
100
11.tex
Normal file
100
11.tex
Normal file
@ -0,0 +1,100 @@
|
|||||||
|
% spell checker language
|
||||||
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\selectlanguage{german}
|
||||||
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|
\chapter{Grundbegriffe}
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\sideremark{Vorlesung 12}Bevor es richtig losgeht, stelle ich schnell noch
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|
einige Grundbegriffe zusammen, die wir später an allen möglichen Stellen
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|
brauchen. Den ersten Begriff erkläre ich am besten an einem Beispiel: betrachte
|
||||||
|
den Körper $ℂ$. Wenn $K ⊂ ℂ$ irgendein Unterkörper ist, dann enthält
|
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|
$K$ auf jeden Fall die Zahlen $0$ und $1$, und damit auch $2=1+1$, das additive
|
||||||
|
Inverse $-2$, das multiplikative Inverse $\frac{1}{2}$, …. Am Ende erkennen wir,
|
||||||
|
dass $K$ den gesamten Unterkörper $ℚ$ enthalten muss. In diesem Sinne ist
|
||||||
|
$ℚ$ also der kleinste Unterkörper von $ℂ$. Das definieren wir jetzt für
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beliebige Körper. Die folgende Beobachtung wiederholt \vref{bsp:3-1-2a}.
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||||||
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||||||
|
\begin{beobachtung}
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||||||
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Es sei $L$ ein Körper, und es seien $(K_i)_{i ∈ I}$ Unterkörper. Dann ist
|
||||||
|
auch $∩_{i ∈ I} K_i$ ein Unterkörper von $L$.
|
||||||
|
\end{beobachtung}
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||||||
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|
Mithilfe dieser Beobachtung können wir jetzt den kleinsten Unterkörper
|
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definieren.
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||||||
|
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||||||
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\begin{definition}[Primkörper]
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||||||
|
Sei $K$ ein Körper. Der Durchschnitt über alle Unterkörper von $K$ heißt
|
||||||
|
\emph{Primkörper}\index{Primkörper} von $K$.
|
||||||
|
\end{definition}
|
||||||
|
|
||||||
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\begin{notation}
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||||||
|
Sei $p ∈ ℤ$ eine Primzahl. Dann ist $(p) ⊂ ℤ$ ein maximales Ideal
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|
und $ℤ/(p)$ ist ein Körper, der mit $𝔽_p$ bezeichnet wird.
|
||||||
|
\end{notation}
|
||||||
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||||||
|
Für Primkörper gibt es gar nicht viele Möglichkeiten.
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{satz}[Klassifikation der Primkörper]\label{Satz_Primkoerper_Isomorphie}
|
||||||
|
Es sei $K$ ein Körper. Dann ist der Primkörper von $K$ entweder isomorph zu
|
||||||
|
$ℚ$ oder zu einem $𝔽_p$, wobei $p$ eine Primzahl ist.
|
||||||
|
\end{satz}
|
||||||
|
\begin{proof}
|
||||||
|
\video{12-1}
|
||||||
|
\end{proof}
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{definition}[Charakteristik]
|
||||||
|
Es sei $K$ ein Körper. Falls der Primkörper von $K$ isomorph zu $ℚ$ ist, so
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sagt, man der Körper $K$ hat \emph{Charakteristik
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||||||
|
$0$}\index{Charakteristik!eines Körpers}. Falls der Primkörper von $K$
|
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isomorph zu $𝔽_p$ ist, so sagt man, der Körper $K$ hat \emph{Charakteristik
|
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$p$}. Die Schreibweise $\operatorname{char}(K)$ ist üblich.
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\end{definition}
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\begin{satz}
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Es sei $K$ ein endlicher Körper. Dann hat $K$ hat positive Charakteristik,
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$p = \operatorname{char}(K) > 0$, und es gibt eine Zahl $m ∈ ℕ$, so das
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|
$K$ genau $p^m$ Elemente hat.
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\end{satz}
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\begin{proof}
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Ein endlicher Körper kann nicht $ℚ$ als Unterkörper besitzen. Also ist
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$p = \operatorname{char}(K) > 0$. Weil $K$ endlich ist, ist der
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Erweiterungsgrad $m := [K:𝔽_p] = \dim_{𝔽_p} K$ ebenfalls endlich. Ein
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$m$-dimensionaler Vektorraum über $𝔽_p$ hat aber $p^m$ viele Elemente.
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\end{proof}
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Ich erinnere noch einmal an einige Körper, die wir in den vergangenen Kapiteln
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diskutierten.
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\begin{itemize}
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\item $𝔽_p$, $ℚ$, $ℝ$ sowie $ℂ$ sind Körper.
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\item Ist $L/K$ eine Körpererweiterung und $A⊂ L$ eine Menge, dann ist
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$K(A)$ ein Körper.
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\item Quotientenkörper von Integritätsringen sind Körper.
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\item Ist $R$ ein kommutativer Ring mit $1$ und $m$ ein maximales Ideal, dann
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ist $R/m$ ein Körper.
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\item Ist $R$ ein Ring und $p ⊂ R$ ein Primideal, dann ist $R/p$ ein
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Integritätsring und $Q(R/p)$ ist ein Körper.
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\end{itemize}
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In der Mathematik sind die folgenden Körper am interessantesten.
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\begin{itemize}
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\item Zahlenkörper, also Zwischenkörper $ℚ ⊂ K ⊂ ℂ$, wobei $K/Q$
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algebraisch ist.
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\item Funktionenkörper, also endliche algebraische Oberkörper von $ℂ(x)$.
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\item In den letzten Jahrzehnten gab es große Fortschritte beim Studium von
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endlichen algebraischen Körpererweiterungen von $ℚ(x)$.
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\item Endliche Körper und ihre (endlichen) Körpererweiterungen spielen in der
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|
Kodierungstheorie eine zentrale Rolle.
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\end{itemize}
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%%% Local Variables:
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%%% mode: latex
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%%% TeX-master: "AlgebraZahlentheorie"
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%%% End:
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% spell checker language
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\selectlanguage{german}
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\chapter{Der algebraische Abschluss eines Körpers}
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\section{Worum geht es in diesem Teil der Vorlesung?}
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Wir sind immer noch an ``Symmetrien vor Körpererweiterungen'' interessiert, aber
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ich habe ihnen bislang nicht erklärt, was ich damit meine. Das einfachste
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|
Beispiel ist vielleicht die Körpererweiterung $ℂ/ℝ$. In diesem Fall ist die
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relevante ``Symmetrie'' die komplexe Konjugation, also die Spiegelung der
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komplexen Ebene an der reellen Gerade. Die komplexe Konjugation ist ein
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Körpermorphismus $ℂ → ℂ$ (sogar ein Isomorphismus) mit der interessanten
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Eigenschaft, dass die reellen Zahlen genau diejenigen Punkte der komplexen Ebene
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sind, die durch die Konjugationsabbildung auf sich selbst abgebildet werden. Um
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diese Beobachtung zu verallgemeinern, müssen wir zuerst den Zusammenhang von $ℂ$
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und $ℝ$ vom höheren Standpunkt aus verstehen. Warum ist die Erweiterung $ℂ/ℝ$
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so wichtig? Wenn ich statt $ℝ$ einen anderen Körper betrachte (zum Beispiel
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$𝔽_p(X)$), welcher Körper würde dann die Rolle von $ℂ$ spielen?
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Die Antwort kommt aus der Vorlesung ``Analysis'' oder ``Funktionentheorie''.
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Dort beweist man mit analytischen Methoden, dass jedes Polynom $f ∈ ℝ[x]$ eine
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komplexe Nullstelle besitzt -- und auch jedes komplexe Polynom $f ∈ ℝ[x]$
|
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besitzt eine komplexe Nullstelle. Das führt dazu, dass jedes Polynom in $ℂ[x]$
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als Produkt von linearen Polynome geschrieben werden kann. Man sagt: ``die
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komplexen Zahlen sind algebraisch abgeschlossen''. Wir werden später sehen, was
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diese Eigenschaft mit Symmetrie zu tun hat.
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\begin{frage}
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|
Es sei $K$ ein Körper. Gibt es dann einen algebraisch abgeschlossenen
|
||||||
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Oberkörper? Falls ja, gibt es unter allen algebraisch abgeschlossenen
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Oberkörpern eine besonders gute oder besonders einfache Wahl?
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\end{frage}
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|
Der folgende Satz beantwortet die bescheidenere Frage, ob ein einzelnes
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gegebenes Polynom $f ∈ K[x]$ immer eine Nullstelle in einem geeigneten
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Oberkörper hat.
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\begin{satz}\label{satz:12-1-2}
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Sei $K$ ein Körper und $f∈ K[x]$ ein nicht-konstantes Polynom. Dann gibt es
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||||||
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einen Oberkörper $L ⊃ K$, in dem $f$ eine Nullstelle hat. Genauer: es sei $g$
|
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ein nicht-konstanter irreduzibler Faktor von $f$. Dann hat $g$ im Körper
|
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|
$L := K[x]/(g)$ eine Nullstelle.
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|
\end{satz}
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|
Der Beweis von Satz~\ref{satz:12-1-2} ist eine große Tautologie, verwirrt
|
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|
Studentinnen und Studenten oft. Ich diskutiere vor dem Beweis deshalb erst noch
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|
ein kleines Beispiel. Auf unserem
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\href{https://sage.cplx.vm.uni-freiburg.de/share/}{Sage/CoCalc-Server} habe ich
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|
Ihnen ein weiteres, ganz konkretes Beispiel bereitgestellt.
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\begin{erkl}
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|
Das Polynom $x²+1 ∈ ℝ[x]$ hat keine Nullstelle in $ℝ$, aber es hat eine
|
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|
Nullstelle in $ℂ$, nämlich die Zahl $i$; wir wissen natürlich auch noch, dass
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||||||
|
$x²+1$ das Minimalpolynom von $i$ ist. Die Substitutionsabbildung
|
||||||
|
\begin{equation*}
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||||||
|
φ : ℝ[x] → ℂ, \quad g ↦ g(i)
|
||||||
|
\end{equation*}
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||||||
|
hat als Kern genau das Ideal $(x²+1)$, und liefert uns daher einen
|
||||||
|
Isomorphismus
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|
\[
|
||||||
|
ℂ ≅ \factor{ℝ[x]}{(x²+1)}.
|
||||||
|
\]
|
||||||
|
Das Element $i ∈ ℂ$ entspricht dabei der Restklasse
|
||||||
|
\[
|
||||||
|
a := x+(x²+1) ∈ \factor{ℝ[x]}{(x²+1)}.
|
||||||
|
\]
|
||||||
|
Der Beweis von Satz~\ref{satz:12-1-2} kehrt diese Beobachtung um. Dort
|
||||||
|
definiert man $L := K[x]/(g)$ und stellt fest, dass die Restklasse
|
||||||
|
\[
|
||||||
|
a := x+(g) ∈ \factor{K[x]}{(g)}
|
||||||
|
\]
|
||||||
|
tautologisch eine Nullstelle des Polynoms $g ∈ K[x] ⊂ L[x]$ ist.
|
||||||
|
\end{erkl}
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{proof}
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||||||
|
\video{12-2}
|
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|
\end{proof}
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||||||
|
|
||||||
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|
||||||
|
\section{Definition}
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\sideremark{Vorlesung 13}Nach den Vorbemerkungen definieren wir jetzt präzise,
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|
was ein algebraisch abgeschlossener Körper, und was ein algebraischer Abschluss
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|
wirklich sein soll.
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||||||
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\begin{satzdef}[Algebraisch abgeschlossener Körper]
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||||||
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Es sei $K$ ein Körper. Dann sind die folgenden Eigenschaften äquivalent.
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|
\begin{enumerate}
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||||||
|
\item Jedes nicht-konstante Polynom $f ∈ K[x]$ hat eine Nullstelle in $K$.
|
||||||
|
|
||||||
|
\item Jedes nicht-konstante Polynom $f ∈ K[x]$ zerfällt in $K[x]$ in
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||||||
|
Linearfaktoren. Mit anderen Worten: $f$ ist als Produkt von linearen
|
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|
Polynomen aus $K[x]$ darstellbar.
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|
|
||||||
|
\item Jedes irreduzible Polynom $f ∈ K[x]$ ist linear.
|
||||||
|
|
||||||
|
\item Ist $L/K$ eine algebraische Körpererweiterung, dann gilt $L=K$.
|
||||||
|
\end{enumerate}
|
||||||
|
Wenn diese Bedingungen erfüllt sind, nennt man $K$ \emph{algebraisch
|
||||||
|
abgeschlossen}\index{algebraisch abgeschlossener Körper}.
|
||||||
|
\end{satzdef}
|
||||||
|
\begin{proof}
|
||||||
|
\video{13-1}
|
||||||
|
\end{proof}
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{bsp}
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||||||
|
In der Analysis oder Funktionentheorie beweist man, dass der Körper $ℂ$
|
||||||
|
algebraisch abgeschlossen ist.
|
||||||
|
\end{bsp}
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{bsp}
|
||||||
|
Wenn $L$ ein algebraisch abgeschlossener Körper ist und $K⊂ L$ ein
|
||||||
|
Unterkörper, dann ist der aus Satz und Definition~\vref{satzdef:aaieO}
|
||||||
|
bekannte algebraische Abschluss von $K$ in $L$,
|
||||||
|
\[
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||||||
|
\overline{K} := \{ a ∈ L \::\: a \text{ ist algebraisch über } K \}
|
||||||
|
\]
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||||||
|
selbst algebraisch abgeschlossen. Insbesondere ist $\overline{ℚ}$, die Menge
|
||||||
|
der algebraischen Zahlen, ein algebraisch abgeschlossener Körper. Um zu
|
||||||
|
erkennen, dass $\overline{K}$ tatsächlich algebraisch abgeschlossen ist, sei
|
||||||
|
$f ∈ \overline{K}[x]$ ein nicht-konstantes Polynom. Weil $L$ algebraisch
|
||||||
|
abgeschlossen ist, hat $f$ eine Nullstelle in $a∈ L$. Das Element $a$ ist
|
||||||
|
logischerweise algebraisch über $\overline{K}$ und deshalb wegen
|
||||||
|
Korollar~\vref{kor:TdA} (``Transitivität der Algebraizität'') auch algebraisch
|
||||||
|
über $K$. Also ist $a∈\overline{K}$.
|
||||||
|
\end{bsp}
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{defn}[Algebraischer Abschluss eines Körpers]\label{def:aAeK}
|
||||||
|
Es sei $K$ ein Körper. Ein Oberkörper $L/K$ heißt \emph{algebraischer
|
||||||
|
Abschluss von $K$}\index{Algebraischer Abschluss!eines Körpers}, wenn
|
||||||
|
Folgendes gilt.
|
||||||
|
\begin{enumerate}
|
||||||
|
\item Die Körpererweiterung $L/K$ ist algebraisch.
|
||||||
|
|
||||||
|
\item Der Körper $L$ ist algebraisch abgeschlossen.
|
||||||
|
\end{enumerate}
|
||||||
|
\end{defn}
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|
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||||||
|
\begin{bsp}
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||||||
|
Der Körper $ℂ$ ist ein algebraischer Abschluss von $ℝ$. Der Körper der
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||||||
|
algebraischen Zahlen, $\overline{ℚ}$ ist ein algebraischer Abschluss $ℚ$.
|
||||||
|
\end{bsp}
|
||||||
|
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||||||
|
\begin{warnung}[``Algebraischer Abschluss'' und ``Algebraischer Abschluss in Oberkörper'']
|
||||||
|
Ich wiederhole Warnung~\vref{war:ababio}. Verwechseln Sie die
|
||||||
|
Definitionen~\ref{satzdef:aaieO} und \ref{def:aAeK} nicht!
|
||||||
|
\end{warnung}
|
||||||
|
|
||||||
|
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||||||
|
\section{Existenz}
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|
||||||
|
Wie zeigt man, dass ein algebraischer Abschluss existiert? Die Idee ist
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||||||
|
natürlich, Satz~\ref{satz:12-1-2} für alle Polynome in $K[x]$ auf einmal
|
||||||
|
anzuwenden und so sicherzustellen, dass jedes Polynom eine Nullstelle hat. Das
|
||||||
|
ist aber nicht so einfach: denn wenn ich den Körper durch Hinzunahme von
|
||||||
|
Polynomen größer mache, gibt es neue Polynome, die ebenfalls Nullstellen haben
|
||||||
|
müssen. In einem normalen Jahr würde mithilfe von Zorn's Lemma\footnote{Zorn's
|
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|
Lemma = eine Variante des Auswahlaxioms} zeigen, dass diese naive Idee
|
||||||
|
tatsächlich trägt. Weil das Semester in diesem Jahr deutlich kürzer ist, muss
|
||||||
|
an dieser Stelle auf einen Beweis verzichten. Der folgende Satz ist als Satz
|
||||||
|
von Steinitz\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Steinitz}{Ernst
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||||||
|
Steinitz} (* 13. Juni 1871 in Laurahütte, Oberschlesien; † 29. September
|
||||||
|
1928 in Kiel) war ein deutscher Mathematiker.} bekannt.
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{satz}[Existenz des Algebraischen Abschluss]\label{Satz_von_Steinitz}
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|
Jeder Körper besitzt einen algebraischen Abschluss. \qed
|
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|
\end{satz}
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\section{Eindeutigkeit, aber nicht zu sehr}
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Als Nächstes müssen wir diskutieren, inwieweit ein algebraischer Abschluss
|
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eindeutig ist. Wie immer folgt die Eindeutigkeit aus einer universellen
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Eigenschaft. Den folgenden Begriff hatten wir oben schon informell unter dem
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|
Schlagwort ``Symmetrien einer Körpererweiterung'' diskutiert.
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\begin{definition}[$K$-Morphismus]
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Es seien $R$ und $S$ Oberringe desselben Unterringes $K$. Ein Ringmorphismus
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$\varphi : R → S$ heißt \emph{$K$-Morphismus}\index{$K$-Morphismus}, wenn
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||||||
|
$\varphi|_K = \Id_K$ ist.
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||||||
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\end{definition}
|
||||||
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\begin{bsp}
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Betrachte die Körpererweiterung $ℂ/ℝ$. Die komplexe Konjugation
|
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$\varphi: ℂ → ℂ$ ist ein $ℝ$-Morphismus von $ℂ$ nach $ℂ$.
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\end{bsp}
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Der folgende Satz beschreibt die universelle Eigenschaft des algebraischen
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Abschluss. Dieser Satz ist absolut zentral für die kommende Diskussion; er ist
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der eigentliche Grund, warum Galois-Theorie überhaupt funktioniert. Wieder
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werde ich den Satz aus Zeitgründen nicht beweisen.
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||||||
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\begin{satz}[Universelle Eigenschaft des algebraischen Abschluss]\label{Satz_K_Morphismus_Fortsetzung}
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Es sei $K$ ein Körper und es sei $\overline{K}$ ein algebraischer Abschluss
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von $K$. Zusätzlich seien weitere algebraische Körpererweiterungen
|
||||||
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$K ⊆ L_0 ⊆ L$ von $K$ gegeben, sowie ein $K$-Morphismus
|
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\begin{equation*}
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\varphi_0 : L_0 → \overline{K}.
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||||||
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\end{equation*}
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|
Dann existiert eine Fortsetzung von $\varphi_0$ zu einem $K$-Morphismus
|
||||||
|
$\varphi : L → \overline{K}$. Mit anderen Worten: es existiert ein
|
||||||
|
$K$-Morphismus $\varphi : L → \overline{K}$, sodass
|
||||||
|
$\varphi|_{L_0} = \varphi_0$ ist. \qed
|
||||||
|
\end{satz}
|
||||||
|
|
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\begin{bsp}
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||||||
|
Es sei $K = L_0 = ℝ$, es sei $\overline{K} = L = ℂ$. Weiter sei
|
||||||
|
$\varphi_0 : ℝ → ℝ$ die Identität. Dann gibt es \emph{zwei} Fortsetzungen von
|
||||||
|
$\varphi_0$ zu einem $ℝ$-Morphismus $\varphi: ℂ → ℂ$; wir können für $\varphi$
|
||||||
|
einerseits die Identität nehmen, andererseits ist auch die
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||||||
|
Konjugationsabbildung möglich.
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||||||
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\end{bsp}
|
||||||
|
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||||||
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Als Konsequenz der universellen Eigenschaft erhalten wir die Eindeutigkeit des
|
||||||
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algebraischen Abschlusses bis auf nicht-kanonische Isomorphie. Obwohl die
|
||||||
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Isomorphie nicht kanonisch ist, spricht man in der Literatur häufig nicht ganz
|
||||||
|
korrekt von ``dem'' Quotientenkörper.
|
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|
\begin{kor}[Eindeutigkeit des alg.~Abschluss bis auf nicht-kanonische Isomorphie]\label{cor:edaa}
|
||||||
|
Es sei $K$ ein Körper und es seien $\overline{K}_1$ und $\overline{K}_2$ zwei
|
||||||
|
algebraische Abschlüsse. Dann gibt es einen $K$-Isomorphismus $K_1 → K_2$.
|
||||||
|
\end{kor}
|
||||||
|
\begin{proof}
|
||||||
|
\video{13-2}
|
||||||
|
\end{proof}
|
||||||
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|
||||||
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\begin{bsp}
|
||||||
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Es sei $K = ℝ$, es sei $\overline{K}_1 = \overline{K}_2 = ℂ$. Dann sehe ich
|
||||||
|
sofort zwei $K$-Isomorphismen $K_1 → K_2$, nämlich die Identität und die
|
||||||
|
Konjugationsabbildung.
|
||||||
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\end{bsp}
|
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||||||
|
Ich wiederhole noch einmal: Die nicht-Eindeutigkeit der Abbildung $\varphi$ aus
|
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Satz~\ref{Satz_K_Morphismus_Fortsetzung} und nicht-Kanonizität der Abbildung aus
|
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|
Korollar~\ref{cor:edaa} sind der Grund dafür, warum die Diskussion von
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|
``Symmetrie'' überhaupt sinnvoll ist. Das ist ganz anders als bei dem
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Quotientenkörper!
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%%% Local Variables:
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%%% mode: latex
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%%% TeX-master: "AlgebraZahlentheorie"
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%%% End:
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% spell checker language
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\selectlanguage{german}
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\chapter{Zerfällungskörper}
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Ich habe im vorhergehenden Kapitel immer wieder von ``Symmetrie'' gesprochen und
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dabei als Beispiel immer nur die Konjugationsabbildung der komplexen Zahlen
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diskutiert. Das ist ein bisschen dünn. Wir brauchen mehr Beispiele!
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Tatsächlich liefert fast jedes Polynom ein interessantes Beispiel, den
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Zerfällungskörper. Was das ist, erkläre ich jetzt.
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\begin{defn}[Zerfällungskörper]\label{def:zerf}
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Es sei $K$ ein Körper und es sei $f ∈ K[x]$ ein nicht-konstantes Polynom. Ein
|
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|
Oberkörper $L/K$ heißt \emph{Zerfällungskörper von
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|
$f$}\index{Zerfällungskörper}, falls Folgendes gilt.
|
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|
\begin{itemize}
|
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|
\item Das Polynom $f ∈ L[x]$ zerfällt in Linearfaktoren. Mit anderen Worten:
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es gibt Elemente $a, a_1, …, a_n ∈ L$, sodass die Gleichheit
|
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$f=a·(x-a_1)⋯(x-a_n)$ gilt.
|
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\item Mit der Notation von oben gilt $L = K(a_1, …, a_n)$.
|
||||||
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\end{itemize}
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\end{defn}
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\begin{bemerkung}
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Die Elemente $a_1, …, a_n$ aus Definition~\ref{def:zerf} sind genau die
|
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Nullstellen des Polynomes $f ∈ L[x]$. Insbesondere sind die Elemente
|
||||||
|
$a_1, …, a_n$ eindeutig bis auf Vertauschung.
|
||||||
|
\end{bemerkung}
|
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|
Der folgende Satz fasst die ersten Eigenschaften von Zerfällungskörpern
|
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zusammen.
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\begin{satz}\label{satz:13-0-3}
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|
Es sei $K$ ein Körper und es sei $f ∈ K[x]$ ein nicht-konstantes Polynom.
|
||||||
|
Dann gilt Folgendes.
|
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|
\begin{enumerate}
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||||||
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\item Das Polynom $f$ besitzt einen Zerfällungskörper.
|
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|
||||||
|
\item Je zwei Zerfällungskörper von $f$ sind $K$-isomorph. Genauer: Wenn
|
||||||
|
$K_1/K$ und $K_2/K$ zwei Zerfällungskörper von $f$ sind, dann gibt es einen
|
||||||
|
$K$-Isomorphismus $K_1 → K_2$.
|
||||||
|
|
||||||
|
\item Ist $L$ ein Zerfällungskörper von $f$, dann ist $[L:K] ≤ (\deg f)!$.
|
||||||
|
\end{enumerate}
|
||||||
|
\end{satz}
|
||||||
|
\begin{proof}
|
||||||
|
\video{13-3}
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\end{proof}
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Zerfällungskörper sind also eindeutig bis auf nicht-kanonische Isomorphie. Wie
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schon beim algebraischen Abschluss wird deshalb häufig von ``dem''
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Zerfällungskörper gesprochen.
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\begin{bemerkung}[Kochrezept: Zerfällungskörper]
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Es sei $K$ ein Körper und es sei $f ∈ K[x]$ ein nicht-konstantes Polynom.
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Wenn ein algebraischer abgeschlossener Oberkörper $L/K$ gegeben ist, dann
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zeigt der Beweis von Satz~\ref{satz:13-0-3} wie man an einen Zerfällungskörper
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kommt. Man muss für das Polynom $f ∈ L[x]$ ``lediglich'' die Nullstellen
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$a_1, …, a_n$ bestimmen und kann dann den Körper $K(a_1, …, a_n)$ nehmen.
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\end{bemerkung}
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Ein wichtiges Problem der Algebra(klausur/prüfung) ist es, zu einem gegebenen
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Körper $K$ und zu einem gegebenen Polynom $f ∈ K[x]$ den Zerfällungskörper zu
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bestimmen. Dabei ist mit ``bestimmen'' meistens gemeint, dass man den
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Erweiterungsgrad des Zerfällungskörpers bestimmen und ein möglichst kleinen Satz
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von möglichst einfachen Erzeugern angeben soll. Meistens ist in diesen
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Beispielen $K = ℚ$, sodass man einen Zerfällungskörper als Teilmenge der
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komplexen Zahlen konstruieren wird.
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\begin{bsp}
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Es sei $K = ℚ$ und es sei $f = x²-2 ∈ ℚ[x]$. Dann ist
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$L = ℚ(\sqrt 2,-\sqrt2) = ℚ(\sqrt2) ⊆ ℝ$ ein Zerfällungskörper
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von $f$.
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\end{bsp}
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\begin{bsp}
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Es sei $K = ℚ$ und es sei $f = x³-2 ∈ ℚ[x]$. Betrachte die komplexe Zahl
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$ξ := e^{\frac{2π i}{3}}$. Dann sind die komplexen Zahlen
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$a_0 := \sqrt[3]{2}$, $a_1 := ξ·\sqrt[3]{2}$ und $a_2 := ξ_3²·\sqrt[3]{2}$
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genau die komplexen Nullstellen von $f$. Also ein Zerfällungskörper gegeben
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durch
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\[
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L = ℚ(a_0, a_1, a_2) = ℚ \Bigl(\sqrt[3]{2}, ξ \Bigr).
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\]
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Wir wissen sofort, dass
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\[
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[L : ℚ] ≤ 3! = 6,
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\]
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ist, aber wie groß ist der Grad wirklich? Wir überlegen, dass
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$[ℚ \bigl(\sqrt[3]{2} \bigr) : ℚ ] = 3$. Also gilt $3| [L:Q]$ und man
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muss lediglich prüfen, ob $L = ℚ(\sqrt[3]{2})$ ist. Das ist aber nicht der
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Fall, denn $ℚ(\sqrt[3]{2}) ⊂ ℝ$ aber $ξ \not∈ ℝ$. Also ist
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$[L:ℚ] =6$.
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\end{bsp}
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\section{Symmetrien, schon wieder}
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\label{sec:13-1}
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\sideremark{Vorlesung 14}Ich komme zu meinem Lieblingsthema zurück. Jetzt kann
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ich endlich erklären, was es mit meinem ständigen Reden von ``Symmetrien'' auf
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sich hat.
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\begin{situation}\label{sit:gal}
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Es sei $K$ ein Körper, es sei $f ∈ K[x]$ ein nicht-konstantes Polynom und es
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sei $L/K$ ein Zerfällungskörper von $f$. Weiter seien $a_1, …, a_n$ die
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Nullstellen von $f$ in $L$.
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\end{situation}
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Ich frage: wie viele $K$-Morphismen $\varphi: L → L$ gibt es? Die folgenden
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beiden Beobachtungen klären die Frage fast vollständig. Die Beobachtungen
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zeigen auch, dass es sich bei der Frage um ein kombinatorisches Problem handelt,
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das wohl am besten in Termen endlicher Gruppen beantwortet werden sollte.
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\begin{beobachtung}[$K$-Morphismen geben Permutationen]\label{beob:p1}
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In Situation~\ref{sit:gal} sei $\varphi: L → L$ ein $K$-Morphismus. Schreibe
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$f(x) = \sum b_i·xⁱ$. Wenn $a_• ∈ L$ eine der Nullstellen von $f$ ist, dann
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ist
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\begin{align*}
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0 & = \varphi(0) = \varphi\Bigl(\sum b_i·a_•ⁱ \Bigr) \\
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& = \sum \varphi(b_i)·\varphi(a_•)ⁱ && \text{$\varphi$ ist Körpermorphismus}\\
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||||||
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& = \sum b_i·\varphi(a_•)ⁱ && \text{$\varphi$ ist $K$-Morphismus und $b_i ∈ K$}\\
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& = f\bigl(\varphi(a_•)\bigr).
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||||||
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\end{align*}
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Wir erkennen: die Abbildung $\varphi$ bildet Nullstellen von $f$ auf
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Nullstellen von $f$ ab. Wir erhalten also einen Gruppenmorphismus
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\begin{equation}\label{eq:jtzrtt}
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\Bigl\{ K\text{-isomorphismen } L → L \Bigr\} →
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\Bigl\{ \text{Permutationen der Menge } \{ a_1, …, a_n \} \Bigr\}.
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\end{equation}
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\end{beobachtung}
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\begin{beobachtung}[$K$-Morphismen sind durch Permutationen eindeutig beschrieben]\label{beob:p2}
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In Situation~\ref{sit:gal} wissen wir schon, dass $L = K(a_1, …, a_n)$ ist.
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Ich kann also jedes Element $ℓ ∈ L$ als endliche Summe schreiben,
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\[
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ℓ = \sum β_{i_1,…,i_n}·a^{i_1}_1⋯ a^{i_n}_n, \quad \text{wobei }
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β_{•, …, •} ∈ K.
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\]
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|
Wenn ich jetzt einen $K$-Morphismus $\varphi: L → L$ habe, dann ist
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||||||
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\begin{align*}
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||||||
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\varphi(ℓ) & = \sum \varphi(β_{i_1,…,i_n})·\varphi(a_1)^{i_1}⋯ \varphi(a_n)^{i_n} \\
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||||||
|
& = \sum β_{i_1,…,i_n}·\varphi(a_1)^{i_1}⋯ \varphi(a_n)^{i_n}. && \text{$\varphi$ ist $K$-Morphismus und $β_• ∈ K$}
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||||||
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\end{align*}
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||||||
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Wir erkennen: Der $K$-Morphismus $\varphi: L → L$ ist eindeutig dadurch
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festgelegt, wohin er die endlich vielen Elemente $a_1$, …, $a_n$ abbildet!
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Die Abbildung \eqref{eq:jtzrtt} ist also injektiv, und wir können die
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``Symmetriegruppe'' von $L/K$, also die Gruppe der $K$-Isomorphismen von $L$
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als Untergruppe einer endlichen Permutationsgruppe auffassen.
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\end{beobachtung}
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\section{Ringadjunktion}
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Ich würde jetzt gern weiter über Symmetrien schreiben, weil ich das Thema so
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gern mag. Geht aber nicht, denn auf dem Lehrplan steht jetzt erst einmal wieder
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ein wenig Sprache.
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\begin{notation}[Polynomring in unendlich vielen Variablen]
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Es sei $R$ ein Ring und es sei $Λ$ eine Menge. Dann bezeichne
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$R\bigl[(x_λ)_{λ ∈ Λ}\bigr]$ den Polynomring in den (eventuell unendlich
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vielen) Variablen $(x_λ)_{λ∈ Λ}$.
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\end{notation}
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Wenn alles 100\%ig korrekt sein sollte, müsste ich an dieser könnte den
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Polynomring ausführlich mithilfe einer universellen Eigenschaft definieren. Ich
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finde das aber arg formell und hoffe, Sie verzeihen mir, wenn ich das jetzt
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einfach mal nicht mache. Der einzig wichtige Punkt ist, dass Polynome immer
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\emph{endliche} Summen sind. Insbesondere treten in jedem einzelnen Polynom
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immer nur endlich viele Variablen auf.
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\begin{defn}[Ringadjunktion]\label{def:ringad}
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Es sei $S$ ein Ring und es sei $R ⊂ S$ ein Unterring. Weiter sei
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$(a_λ)_{λ∈Λ}$ eine Familie von Elementen aus $S$. Dann bezeichnet man mit
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$R\bigl[(a_λ)_{λ∈Λ}\bigr]$ das Bild von $R\bigl[(x_λ)_{λ∈Λ}\bigr]$ unter
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dem Substitutionsmorphismus
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\[
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R\bigl[(x_λ)_{λ∈Λ}\bigr] → S, \quad f(x_{λ_1}, …, x_{λ_m}) ↦
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||||||
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f(a_{λ_1}, …, a_{λ_m})
|
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|
\]
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||||||
|
Man sagt, der Unterring $R\bigl[(a_λ)_{λ∈Λ}\bigr] ⊂ S$ entsteht aus
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$R$ durch \emph{Adjunktion} der Elemente $(a_λ)_{λ∈Λ}$. Den Vorgang nennt
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man \emph{Ringadjunktion}\index{Ringadjunktion}.
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\end{defn}
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\begin{beobachtung}
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In der Situation von Definition~\ref{def:ringad} gilt: Ein Element $s ∈ S$ ist
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genau dann in $R\bigl[(a_λ)_{λ∈Λ}\bigr]$ enthalten, wenn es endlich viele
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|
Elemente $λ_1, …, λ_n ∈ Λ$ und eine Darstellung
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\[
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s = \sum β_{1,…, n}·a^{i_1}_{λ_1}⋯ a^{i_n}_{λ_n}, \quad \text{mit }
|
||||||
|
β_{•, …, •} ∈ K
|
||||||
|
\]
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||||||
|
gibt. Genau wie bei der Körperadjunktion ist $R\bigl[(a_λ)_{λ∈Λ}\bigr]$ der
|
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kleinste Unterring von $S$, der $R$ und alle $a_λ$ enthält.
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\end{beobachtung}
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\subsection{Ringadjunktion vs Körperadjunktion}
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Gegeben eine Körpererweiterung $L/K$ und eine Teilmenge $(a_λ)_{λ∈Λ}$ von $L$,
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dann kann ich den Unterring $K\bigl[(a_λ)_{λ∈Λ}\bigr]$ und den Unterkörper
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||||||
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$K\bigl( (a_λ)_{λ∈Λ} \bigr)$ vergleichen. Offenbar gilt immer
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\[
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||||||
|
K ⊆ K\bigl[(a_λ)_{λ∈Λ}\bigr] ⊆ K\bigl( (a_λ)_{λ∈Λ} \bigr)
|
||||||
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⊆ L.
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\]
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Die folgenden Sätze klären, wann Gleichheit herrscht. Die Sätze klären auch
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noch einmal, warum SAGE eckige Klammern verwendet und den Körper ``$ℚ$
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adjungiert $\sqrt{5}$'' mit \texttt{QQ[sqrt(5)]} bezeichnet. Schauen Sie sich
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vielleicht auch noch einmal Fußnote~\vref{foot:sage} an.
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\begin{satz}[Ringadjunktion vs Körperadjunktion]
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Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung und es sei $(a_λ)_{λ∈Λ}$ eine Teilmenge
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von $L$. Dann ist
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\begin{equation*}
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K \bigl( (a_λ)_{λ∈Λ} \bigr) = Q\Bigl(K\bigl[(a_λ)_{λ∈Λ}\bigr]\Bigr),
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||||||
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\end{equation*}
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wobei $Q(⋯)$ den Quotientenkörper bezeichnet.
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\end{satz}
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\begin{proof}
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Wir wissen schon, dass $K\bigl[ (a_λ)_{λ∈Λ} \bigr]$ der kleinste Unterring des
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Körpers $L$ ist, der $K$ und $(a_λ)_{λ∈Λ}$ enthält. Gemäß der universellen
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Eigenschaft ist der Quotientenkörper der kleinste Körper, der
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||||||
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$K\bigl[ (a_λ)_{λ∈Λ} \bigr]$ enthält, also gleich $K\bigl((a_λ)_{λ∈Λ}\bigr)$.
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\end{proof}
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\begin{satz}[Ringadjunktion vs Körperadjunktion]
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Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung. Ein Element $a ∈ L$ ist genau dann
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algebraisch, wenn $K(a) = K[a]$ ist.
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||||||
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\end{satz}
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||||||
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\begin{proof}
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Es gibt zwei Fälle. Wenn $a$ algebraisch ist, dann wissen wir schon, dass wir
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$K(a)$ schreiben können als
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\begin{equation*}
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K(a) = K + K·a + ⋯ + K·a^{n-1}
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\end{equation*}
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wobei $n= [a : K]$ ist. Also ist $K(a) = K[a]$. Wenn das Elemente $a$
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transzendent ist, dann ist $K[x] ≅ K[a]$ kein Körper und deshalb ist
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$K[a] ≠ K(a)$.
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\end{proof}
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\begin{kor}[Ringadjunktion vs Körperadjunktion]
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Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung und es seien $a_1, …, a_n∈ L$. Dann sind
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folgende Aussagen äquivalent.
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\begin{itemize}
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\item Es ist $K(a_1, …, a_n) = K[a_1, …, a_n]$.
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||||||
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\item Alle Elemente $a_1, …, a_n$ sind algebraisch über $K$.
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\end{itemize}
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\end{kor}
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\begin{proof}
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Induktion nach $n$ und der Korollar~\vref{kor:TdA} (``Transitivität der
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Algebraizität'').
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\end{proof}
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\begin{bemerkung}
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Für beliebige Körpererweiterungen $L/K$ und beliebige Teilmengen
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$(a_λ)_{λ∈Λ} ⊂ L$ ist die Äquivalenz
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\begin{equation*}
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K\bigl( (a_λ)_{λ∈Λ} \bigr) = K\bigr[ (a_λ)_{λ∈Λ} \bigr] \quad⇔\quad\text{alle $a_λ$ sind algebraisch}
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|
\end{equation*}
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ganz falsch. Also sowas von falsch. \textbf{Falsch!!} Als Beispiel nehme man
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die ganz-und-gar-nicht-algebraische Körpererweiterung $ℂ/ℚ$ und betrachte die
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Menge $(λ)_{λ ∈ ℂ}$.
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\end{bemerkung}
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%%% Local Variables:
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%%% mode: latex
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%%% TeX-master: "AlgebraZahlentheorie"
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|
%%% End:
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498
14.tex
Normal file
498
14.tex
Normal file
@ -0,0 +1,498 @@
|
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% spell checker language
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\selectlanguage{german}
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\chapter{Separable und inseparable Körpererweiterungen}
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Wir hatten im Abschnitt~\ref{sec:13-1} über Symmetrien von Zerfällungskörpern
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gesprochen und dabei gesehen, dass die Symmetrien durch Permutationen der
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Nullstellen des betreffenden Polynoms beschrieben werden. Die relevante
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Situation ist die, wo $L/K$ eine Körpererweiterung ist, ein algebraisches
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Element $a ∈ L$ gegeben ist und $f ∈ K[x]$ das Minimalpolynom ist. Wenn die
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Symmetrien des Zerfällungskörpers von $f$ jetzt durch die Permutationen der
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Nullstellen beschrieben sind, frage ich mich vermutlich als erstes, wie viele
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Nullstellen es eigentlich gibt. Kann es überhaupt vorkommen, dass $a$ eine
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mehrfache Nullstelle von $f$ ist?
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\begin{beobachtung}\label{beo:14-0-1}
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Wenn $K = ℚ$ ist, geht das nicht. Denn wenn $a$ eine mehrfache Nullstelle
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ist, also $f = (x-a)²·g ∈ ℂ[x]$ wäre, dann kann ich die Ableitung betrachten,
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\[
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||||||
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f' = 2·(x-a)·g + (x-a)²·g'.
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\]
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Ein scharfer Blick zeigt, dass $f'(a)$ ebenfalls gleich null ist, was wohl im
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Widerspruch dazu steht, dass $f$ das Minimalpolynom ist, also minimalen Grad
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hat unter allen Polynomen, die $a$ als Nullstelle haben.
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\end{beobachtung}
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\section{Die formale Ableitung}
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In diesem Abschnitt geht es darum, das Argument von Beobachtung~\ref{beo:14-0-1}
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auf beliebige Körpererweiterungen übertragen. Dabei gibt es gleich das Problem,
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dass der Begriff der Ableitung für Polynome über beliebigen Körpern nicht sehr
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viel Sinn ergibt -- zumindest nicht als Limes von Differenzenquotienten.
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Andererseits kann man die Ableitungsregeln ganz formal kopieren:
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\begin{notation}
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Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins. Dann betrachte den Ringmorphismus,
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den wir schon bei der Definition des Primkörpers betrachtet haben,
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\[
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φ : ℤ → R, \quad n ↦
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|
\left\{
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|
\begin{matrix}
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\underbrace{1_R + ⋯ + 1_R}_{n ⨯} && \text{falls }n > 0 \\
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|
0_R && \text{falls } n = 0 \\
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||||||
|
-(\underbrace{1_R + ⋯ + 1_R}_{-n ⨯}) && \text{sonst.}
|
||||||
|
\end{matrix}
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|
\right.
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|
\]
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||||||
|
In der Praxis ist man meist zu faul und schreibt statt $φ(n) ∈ R$ einfach
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$n ∈ R$. Aber Achtung! Die Abbildung $φ$ ist nicht immer injektiv! Es gilt
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zum Beispiel $p = 0 ∈ 𝔽_p$.
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\end{notation}
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|
\begin{definition}[Formale Ableitung]\label{Def_formale_Ableitung}
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Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins. Wenn jetzt ein Polynom
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$f = \sum_{i=0}^{n}a_i·xⁱ ∈ R[x]$ gegeben ist, dann nenne das Polynom
|
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|
\begin{equation*}
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|
f' = \sum_{i=1}^{n} i· a_i· x^{i-1}∈ R[x]
|
||||||
|
\end{equation*}
|
||||||
|
die \emph{formale Ableitung}\index{formale Ableitung} von $f$. Die
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||||||
|
\emph{$m$-fache formale Ableitung} $f^{(m)}$ ist natürlich als $m$-fache
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||||||
|
Iteration der Ableitung definiert.
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|
\end{definition}
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||||||
|
\begin{bemerkung}[Ableitung kann überraschend verschwinden]\label{bem:14-1-3}
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|
Es kann vorkommen, dass $\deg f >0$ ist, aber trotzdem $f' = 0$. Wenn nämlich
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|
Sei $K$ ein Körper der Charakteristik $p>0$, beispielsweise $K = 𝔽_p$. Dann
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||||||
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ist $p = 0 ∈ R$ und das Polynom $f(x) = x^p$ hat daher die formale Ableitung
|
||||||
|
\begin{equation*}
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|
f' = p·x^{p-1} = 0.
|
||||||
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\end{equation*}
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|
Trotzdem ist $f$ aber nicht konstant, denn $f(1) = 1$ und $f(0) = 0$.
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\end{bemerkung}
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\begin{satz}[Rechenregeln für die formale Ableitung]\label{Satz_Rechenregeln_Ableitung}
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Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins und es seien $f$, $g ∈ R[x]$.
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|
Weiter sei ein Element $r ∈ R$ gegeben. Dann gilt Folgendes.
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|
\begin{enumerate}
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|
\item\label{Satz_Rechenregeln_Ableitung_Aussage_1} Ist $\deg f > 0$, so ist
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$\deg f' < \deg f$.
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|
\item\label{Satz_Rechenregeln_Ableitung_Aussage_2} Ist $\deg f = 0$, so ist
|
||||||
|
$f' = 0$.
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||||||
|
|
||||||
|
\item\label{Satz_Rechenregeln_Ableitung_Aussage_3} Es gilt $(f+g)' = f'+g'$
|
||||||
|
und $(r·f)' = r·f'$.
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||||||
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||||||
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\item\label{Satz_Rechenregeln_Ableitung_Aussage_4} Es gilt
|
||||||
|
$(f· g)' = f'· g + f · g'$.
|
||||||
|
\end{enumerate}
|
||||||
|
\end{satz}
|
||||||
|
\begin{proof}
|
||||||
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Ist mir zu langweilig.
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\end{proof}
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Die Ableitungen können verwendet werden, um die Ordnung einer Nullstelle zu
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bestimmen. Was war noch einmal die Ordnung?
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\begin{defn}[Ordnung einer Nullstelle]
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Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins, und es sei ein Polynom $f ∈ R[x]$,
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ein Element $a ∈ R$ und eine Zahl $n$ gegeben. Man sagt, dass $a$ eine
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$n$-fache Nullstelle von $f$ ist\index{Nullstellenordnung}, wenn die
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Teilbarkeitsrelationen
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\[
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(x-a)^n|f \quad\text{und}\quad (x-a)^{n+1}\nmid f
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\]
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in $R[x]$ gelten.
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\end{defn}
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\begin{kor}\label{Korollar_Ableitung_an_Nullstelle}
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Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins, und es sei ein Polynom $f ∈ R[x]$
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der Form $f = (x-a)^m· g$ gegeben, mit $a∈ R$ und $g∈ R[x]$. Dann ist
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\begin{equation*}
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f' = (x-a)^{m-1}·(m· g + (x-a)· g')
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\end{equation*}
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\end{kor}
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\begin{proof}
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Ist mir zu langweilig.
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\end{proof}
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\begin{beobachtung}
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Wenn $a$ eine $m$-fache Nullstelle von $f$ ist, zeigt
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Korollar~\ref{Korollar_Ableitung_an_Nullstelle}, dass
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\begin{equation*}
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f(a) = f'(a) = ⋯ = f^{(m-1)}(a) = 0
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\end{equation*}
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ist. Wenn $R$ ein Körper der Charakteristik $0$ ist, also insbesondere
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$m! ≠ 0 ∈ R$ ist, dann ist $f^{(m)}(a) ≠ 0$, wenn $a$ eine $m$-fache
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Nullstelle von $f$ ist. Wir haben aber schon in Bemerkung~\ref{bem:14-1-3}
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gesehen, dass man über beliebigen Körpern die Nullstellenordnung so nicht
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bestimmen kann!
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\end{beobachtung}
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\section{Der Frobenius Morphismus}
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Über Körpern und Ringen der Charakteristik $p > 0$ gibt es einen ganz
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unglaublichen Körpermorphismus, den wir noch nicht kennen: den
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Frobenius-Morphismus\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Ferdinand_Georg_Frobenius}{Ferdinand
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Georg Frobenius}, genannt Georg, (* 26. Oktober 1849 in Berlin; † 3.
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August 1917 in Charlottenburg, heute ein Ortsteil von Berlin) war ein
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deutscher Mathematiker. Er war seit 1892 Professor an der Universität Berlin
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und setzte dort hohe Maßstäbe für Prüfungen durch.}. Der Morphismus ist
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eigentlich ganz einfach, es handelt sich um die Abbildung $r ↦ r^p$. Das
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unglaubliche ist, dass diese Abbildung \textbf{linear} ist!!
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\begin{defn}[Charakeristik eines Ringes]
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Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins. Die
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\emph{Charakteristik}\index{Charakteristik!eines Ringes} von $R$ ist die
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kleinste natürliche Zahl $n ∈ ℕ^+$, sodass die $n$-fache Summe des
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Einselementes gleich dem Nullelement wird, also
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\[
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\underbrace{1 + 1 + ⋯ + 1}_{n ⨯} =0.
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\]
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Gibt es eine solche Zahl nicht, so sagt man, dass $R$ Charakteristik 0 hat.
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\end{defn}
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\begin{satzdef}[Frobenius-Endomorphismus]\label{DefSatz_Frobenius-Endomorphismus}
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Es sei $p$ eine Primzahl und es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins der
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Charakteristik $p$. Dann ist die Abbildung
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\begin{equation*}
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F : R → R, \quad a → a^p
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\end{equation*}
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ein Ringmorphismus. Mit anderen Worten: für alle $a,b∈ R$ gilt
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\begin{equation*}
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(a+b)^p = a^p+b^p \quad\text{und}\quad (a· b)^p=a^p· b^p
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\end{equation*}
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Man nennt die Abbildung den \emph{Frobenius-Endomorphismus von
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$R$}\index{Frobenius-Endomorphismus}.
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\end{satzdef}
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\begin{proof}
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\video{14-1}
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\end{proof}
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\begin{notation}
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In der Situation von Satz~\ref{DefSatz_Frobenius-Endomorphismus} ist die
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Bildmenge $F(R) ⊂ R$ natürlich ein Unterring. Dieser wird als ``Menge der
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$p$-Potenzen'' bezeichnet und oft mit dem Symbol $R^p ⊆ R$ notiert.
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\end{notation}
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\begin{beobachtung}
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Wenn $R$ ein Integritätsring ist, dann gilt für jedes Element $a ∈ R$, dass
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$a^p = 0$ ist genau dann, wenn $a = 0$ ist. Also ist $\ker F = \{0\}$, und
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der Frobenius-Morphismus ist demnach injektiv. Wenn $R$ zusätzlich noch
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endlich ist, dann ist der Frobenius-Morphismus auch noch surjektiv, also
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isomorph.
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\end{beobachtung}
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\section{Separable und inseparable Polynome}
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Ich hatte oben gefragt, ob ein irreduzibles Polynom mehrfache Nullstellen haben
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kann. Die ehrliche Antwort lautet: ``vielleicht'' und begründet die folgende
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Definition.
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\begin{defn}[Separable und inseparable Polynome]
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Es sei $K$ ein Körper und $\overline{K}$ sei der algebraische Abschluss von
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$K$. Ein irreduzibles Polynom $f∈ K[x]$ heißt
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\emph{separabel}\index{separabel!Polynom}, wenn $f$ keine mehrfachen
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Nullstellen in $\overline{K}$ hat. Ein beliebiges nicht-konstantes Polynom
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heißt separabel, wenn alle irreduziblen Faktoren separabel sind.
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Nicht-separable Polynome heißen
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\emph{inseparabel}\index{inseparabel!Polynom}.
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\end{defn}
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\begin{warnung}
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Separable Polynome können ohne weiteres mehrfache Nullstellen haben.
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\end{warnung}
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Separable Polynome können mithilfe des Frobenius-Morphismus genau beschrieben
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werden.
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\begin{satz}\label{Satz_aequivalent_zu_inseparabel}
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Es sei $K$ ein Körper und es sei $f ∈ K[x]$ ein irreduzibles Polynom. Dann
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sind die folgenden Aussagen äquivalent.
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\begin{enumerate}
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\item\label{Satz_aequivalent_zu_inseparabel_Aussage_1} Das Polynom $f$ ist
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inseparabel.
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\item\label{Satz_aequivalent_zu_inseparabel_Aussage_2} Die formelle Ableitung
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verschwindet, $f' = 0$.
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\item\label{Satz_aequivalent_zu_inseparabel_Aussage_3} Die Charakteristik von
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$K$ ist eine Primzahl $p>0$, es existiert ein irreduzibles und separables
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Polynom $g ∈ K[x]$ und eine Zahl $e ∈ ℕ^+$, sodass
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\begin{equation*}
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f(x) = g \Bigl( x^{(p^e)} \Bigr)
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\end{equation*}
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ist.
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\end{enumerate}
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\end{satz}
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\begin{proof}[Beweis \ref{Satz_aequivalent_zu_inseparabel_Aussage_1} $⇒$ \ref{Satz_aequivalent_zu_inseparabel_Aussage_2}]
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Sei $a∈\overline{K}$ eine mehrfache Nullstelle, also
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\begin{equation*}
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f(x) = (x-a)^m· g(x) ∈ \overline{K}[x]
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\end{equation*}
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mit $m>1$ und $g ∈ \overline{K}[x]$. Dann hat die formale Ableitung $f'$
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ebenfalls $a$ als Nullstelle. Weil $f$ aber irreduzibel ist, ist $f$ das
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Polynom kleinsten Grades, dass $a$ als Nullstelle hat\footnote{Erinnern Sie
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sich noch, wie man das beweist?}. Wegen $\deg f' < \deg f$ folgt dann aber,
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dass $f^\prime\equiv 0$ sein muss.
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\end{proof}
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\begin{proof}[Beweis \ref{Satz_aequivalent_zu_inseparabel_Aussage_2} $⇒$ \ref{Satz_aequivalent_zu_inseparabel_Aussage_3}]
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Setze $n := \deg f$ und schreibe
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\begin{align*}
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f&= a_0+a_1· x+\dots+a_nx^n\\
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f^\prime&= a_1+2· a_2x+\dots+ n· a_nx^{n-1}=0.
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\end{align*}
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Also gilt $i·a_i = 0$ für alle $i$ mit $1≤ i≤ n$. Weil $n·a_n = 0$ ist, und
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$a_n ≠ 0$, folgt sofort $n = 0$. Daraus folgt schon einmal die Behauptung,
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dass der Körper $K$ positive Charakteristik hat. Aus $i·a_i=0$ folgt
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allgemein, dass $a_i = 0$ oder $i \equiv 0 (\operatorname{mod} p)$ ist. Also
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können wir $f$ schreiben als
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\begin{equation*}
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f(x) = \sum_{j=0}^{r}a_{j· p}· x^{j· p}=\sum_{j=0}^{r} a_{j· p}(x^p)^j.
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\end{equation*}
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Setze nun
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\begin{equation*}
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f_1(x) =\sum_{j=0}^{r}a_{j· p}x^{j}.
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\end{equation*}
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Dann ist $f(x) = f_1(x^p)$ und \ref{Satz_aequivalent_zu_inseparabel_Aussage_3}
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folgt durch iterierte Anwendung dieses Prozesses, wenn wir zeigen können, dass
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$f_1$ wieder irreduzibel ist. Die Irreduzibilität von $f_1$ beweisen wir mit
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dem Frobenius-Morphismus. Wir haben zwei Ring-Isomorphismen:
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\begin{align*}
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F_1 : K[x] & → \bigl(K[x]\bigr)^p = \bigl(K^p\bigr)[x^p], & f & ↦ f^p \\
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||||||
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F_2 : K[x^p] & → \bigl(K^p\bigr)[x^p], & \sum β_j\bigl(x^p\bigr)^j & ↦ \sum β_j^p\bigl(x^p\bigr)^j.
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\end{align*}
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Dann gilt: $f_1 = F_1^{-1}\bigl(F_2(f)\bigr)$ und die Implikation ist
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bewiesen.
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\end{proof}
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\begin{proof}[Beweis \ref{Satz_aequivalent_zu_inseparabel_Aussage_3} $⇒$ \ref{Satz_aequivalent_zu_inseparabel_Aussage_1}]
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Die Charakteristik von $K$ sei eine Primzahl $p>0$ und $f$ sei ein Polynom der
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Form
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\[
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f(x) = \sum_{j=0}^{n} a_j\Bigl(x^{(p^e)}\Bigr)^j
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\]
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Weiter sei $a ∈ \overline{K}$ eine Nullstelle von $f$ im algebraischen
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Abschluss. Dann ist
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\[
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f(x) = f(x)-f(a) = \sum_{j=0}^{n}a_j·\Bigl(x^{(p^e)· j}-a^{(p^e)· j}\Bigr) =
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||||||
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\sum_{j=1}^{n} a_j·\Bigl(x^j-a^j\Bigr)^{p^e}.
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||||||
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\]
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Somit ist $a$ eine mindestens $p^e$-fache Nullstelle von $f$. Also ist $f$ inseparabel.
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\end{proof}
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\begin{bsp}
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Sei $K = 𝔽_p(t) = Q\bigl( 𝔽_p[t] \bigr)$. Nach dem
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Satz~\vref{Satz_Eisenstein_Kriterium} (``Eisenstein-Kriterium'') ist
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\begin{equation*}
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f = x^p-t ∈ K[x]
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\end{equation*}
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irreduzibel. Aber $f$ ist inseparabel, weil $f' =p·x^{p-1} = 0$ ist.
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\end{bsp}
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\section{Separable und inseparable Körpererweiterungen}
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Die folgenden Definitionen bieten keine Überraschung. Körpererweiterungen sind
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separabel, wenn alle Elemente separabel sind.
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\begin{defn}[Separable und inseparable Elemente in Körpererweiterungen]
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Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung und $a ∈ L$ sei algebraisch über $K$. Man
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nennt $a$ \emph{separabel über $K$}\index{separabel!Element einer
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Körpererweiterung}, wenn das Minimalpolynom $f ∈ K[x]$ separabel ist.
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Ansonsten heißt $a$ \emph{inseparabel über $K$}\index{inseparabel!Element
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einer Körpererweiterung}.
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\end{defn}
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\begin{defn}[Separable und inseparable Körpererweiterungen]
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Eine Körpererweiterung $L/K$ heißt
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\emph{separabel}\index{separabel!Körpererweiterung}, wenn $L/K$ algebraisch
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ist, und alle $a∈ L$ separabel sind. Ansonsten heißt $L/K$
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\emph{inseparabel}\index{inseparabel!Körpererweiterung}.
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\end{defn}
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\sideremark{Vorlesung 15}
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\begin{satz}\label{Satz_separabilitaet_Zwischenkoerper}
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Wenn $L/K$ eine separable Körpererweiterung ist und $Z$ ein Zwischenkörper,
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dann sind auch $L/Z$ und $Z/K$ separabel.
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\end{satz}
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\begin{proof}
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Es ist klar, dass $Z/K$ separabel ist. Sei jetzt also $a ∈ L$. Wir müssen
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zeigen, dass $a$ separabel über $Z$ ist. Dazu beobachten wird, dass das
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Minimalpolynom von $a$ über $Z$ das Minimalpolynom von $a$ über $K$ teilt. Das
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letztere hat aber keine mehrfachen Nullstellen, also hat auch das erste keine
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mehrfachen Nullstellen.
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\end{proof}
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\subsection{Separabilität und Anzahl von $K$-Morphismen}
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Im Folgenden ist ein wesentlicher Punkt, dass sich endliche separable
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Körpererweiterungen $L/K$ durch die Anzahl der $K$-Homomorphismen
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$L → \overline{K}$ charakterisieren lassen. Als Anwendung erhalten wir eine
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Reihe von Sätzen und Korollaren über separable Erweiterungen, die wir schon in
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ganz ähnlicher Form (und mit ganz ähnlichen Beweisen) für algebraische
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Erweiterungen kennen. Die gesamte Diskussion baut auf folgendem Lemma auf.
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\begin{lemma}\label{Lemma_Nullstellenanzahl_gleich_anzahl_der_Fortsetzungen}
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Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung und $a ∈ L$ sei algebraisch über $K$, mit
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Minimalpolynom $f ∈ K[x] ⊆ L[x]$. Wenn $m$ die Anzahl der Nullstellen von $f$
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in $L$ bezeichnet, dann gibt es genau $m$ verschiedene $K$-Morphismen
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$σ : K(a) → L$.
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\end{lemma}
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\begin{proof}
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Ich erinnere an die Beobachtungen~\ref{beob:p1} und \vref{beob:p2}: jeder
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potenzielle $K$-Morphismus $σ$ bildet $a$ auf eine der $m$ Nullstellen von $f$
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an, und ist durch dieses Bild eindeutig festgelegt. Jetzt müssen wir
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lediglich noch zeigen, dass jede dieser $m$ verschiedenen Möglichkeiten
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tatsächlich auftritt. Sei also $b$ eine Nullstelle von $f$ in $L$. Wir
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betrachten wir die Substitutionsmorphismen
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\begin{equation*}
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\varphi_a : K[x] → K(a), \quad g ↦ g(a) \qquad\text{und}\qquad \varphi_b : K[x] → L, \quad g ↦ g(b).
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\end{equation*}
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Weil $f(a) = f(b) = 0$ ist, ist $f ∈ \ker \varphi_a$ und $f ∈ \ker \varphi_b$.
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Weil $f$ irreduzibel ist, muss aber schon die Gleichheit
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$(f) = \ker \varphi_a = \ker \varphi_b$ gelten. Also liefern $\varphi_a$ und
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$\varphi_b$ $K$-Morphismen
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\begin{equation*}
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\factor{K[x]}{(f)} \xrightarrow{ψ_a} K(a) \qquad\text{und}\qquad \factor{K[x]}{(f)} \xrightarrow{ψ_b} L,
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\end{equation*}
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welche die Restklasse von $x$ auf $a$ beziehungsweise $b$ abbilden. Außerdem
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ist $ψ_a$ ein Isomorphismus. Die Abbildung $ψ_b◦ψ^{-1}_a : K(a) → L$ ist also
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die gesuchte Abbildung.
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\end{proof}
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Mit diesen Vorbereitungen können wir separable Abbildungen in präziser Art durch
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die Anzahl von $K$-Morphismen charakterisieren. Als Konsequenz erhalten wir
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eine Reihe von Sätzen, die wir für den Begriff der ``algebraischen
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Körpererweiterung'' in ganz ähnlicher Form schon kennen.
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\begin{satz}\label{Satz_11_10}
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Es sei $L/K$ eine endliche (also insbesondere: algebraische) Körpererweiterung
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und es sei $n := [L:K]$. Dann gilt Folgendes.
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\begin{enumerate}
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\item\label{Satz_11_10_Aussage_1} Es gibt höchstens $n$ verschiedene
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$K$-Homomorphismen $σ : L → \overline{K}$.
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\item\label{Satz_11_10_Aussage_2} Die Erweiterung $L/K$ ist genau dann
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separabel, wenn es exakt $n$ solche Fortsetzungen gibt.
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\end{enumerate}
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\end{satz}
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\begin{proof}
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\video{15-1}
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\end{proof}
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\begin{kor}
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Wenn $L/K$ und $M/K$ algebraische Körpererweiterungen sind und $n := [L:K]$
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ist, dann gibt es höchstens $n$ unterschiedliche $K$-Morphismen $σ : L → M$.
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||||||
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\end{kor}
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\begin{proof}
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Man bette $M$ in $\overline{K}$ ein.
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\end{proof}
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\begin{kor}
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Sei $L = K[a_1, …, a_t]$, wobei $a_i$ stets separabel über
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$K[a_1, …, a_{i-1}]$ ist. Dann ist $L/K$ separabel.
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\end{kor}
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\begin{proof}
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Der Beweis von \ref{Satz_11_10} zeigt, dass es $n=\prod n_i$ viele
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unterschiedliche Einbettungen $L → \overline{K}$ gibt. Also ist $L/K$ nach
|
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\ref{Satz_11_10} separabel.
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\end{proof}
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\begin{kor}[Transitivität der Separabilität]
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Sei $L/K$ und $M/L$ separable Körpererweiterungen. Dann ist auch $M/K$
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separabel.
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\end{kor}
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\begin{proof}
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|
Wir wissen schon, dass $M/K$ algebraisch ist. Sei $a∈ M$ ein Element und
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\begin{equation*}
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|
f = \underbrace{a_0+a_1· x+\dots +a_{n-1}x^{n-1}+x^n}_{∈ L[x]}
|
||||||
|
\end{equation*}
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||||||
|
das zugehörige Minimalpolynom. Es gilt, dass $a$ separabel über
|
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$K[a_0, …, a_{n-1}] =: L^{n-1}$ ist. Weil die $a_i$ aber separabel über $K$
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sind, ist $L^\prime[a] = K[a_0, …, a_{n-1}, a]$ separabel. Insbesondere ist
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$a$ separabel.
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\end{proof}
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\subsection{Der separable Abschluss}
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Erinnern Sie sich an den ``algebraischen Abschluss einer Körpers in einem
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Oberkörper'', den wir in Satz~\vref{satzdef:aaieO} eingeführt haben? Auch
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dieser Satz und diese Definition lässt sich fast wortgleich in unseren Kontext
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übertragen.
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\begin{satzdef}[Separabler algebraischer Abschluss, Separabilitätsgrad]
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Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung. Dann ist die Menge
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\[
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L_{\sep} := \{ a ∈ L \::\: a \text{ ist separabel über }K\}
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\]
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ein Unterkörper von $L$. Man nennt $L_{\sep}$ den \emph{separablen
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algebraischen Abschluss von $K$ in $L$}\index{separabler algebraischer
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Abschluss}. Die Zahl $[L_{\sep} : K]$ wird \emph{Separabilitätsgrad der
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Körpererweiterung $L/K$}\index{Separabilitätsgrad} genannt.
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\end{satzdef}
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\begin{proof}
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Seien $a,b ∈ L$ separabel über $K$. Wir müssen zeigen, dass $a±b$, $a·b$ und
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gegebenenfalls $a·b^{-1}$ separabel sind. Wir wissen aber schon, dass
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|
$K(a,b)$ über $K$ separabel ist. Die fraglichen Elemente liegen aber in
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$K(a,b)$.
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\end{proof}
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\begin{defn}[Vollkommene Körper]
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Es sei $K$ ein Körper. Man nennt den Körper $K$
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\emph{vollkommen}\index{vollkommener Körper}, wenn jede algebraische
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Körpererweiterung $L/K$ separabel ist.
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\end{defn}
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\begin{bsp}
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|
Körper der Charakteristik $0$ und algebraisch abgeschlossene Körper sind
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vollkommen. An dieser Stelle schließt sich traditionell eine Reihe von
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unpassenden Witzen an, die sich nicht zum Abdruck eignen.
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\end{bsp}
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\begin{satz}\label{Satz_Aequivalente_Aussagen_Vollkommen}
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Es sei $K$ ein Körper der Charakteristik $p>0$. Dann sind folgende Aussagen
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äquivalent.
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\begin{enumerate}
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\item\label{Satz_Aequivalente_Aussagen_Vollkommen_Aussage_1} Der Körper $K$
|
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|
ist vollkommen.
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|
\item\label{Satz_Aequivalente_Aussagen_Vollkommen_Aussage_2} Es gilt $K=K^p$.
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|
Mit anderen Worten: der Frobenius-Morphismus ist surjektiv.
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|
\end{enumerate}
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||||||
|
\end{satz}
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\begin{proof}
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\video{15-2}
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\end{proof}
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\begin{kor}
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Jeder endliche Körper ist vollkommen.
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\end{kor}
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\begin{proof}
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Wir haben schon gesehen, dass der Frobenius-Endomorphismus surjektiv ist.
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\end{proof}
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\begin{bemerkung}
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|
Das einfachste Beispiel für einen unvollkommenen Körper ist $K = 𝔽_p(t)$. Das
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einfachste inseparable Polynom ist $x^p-t ∈ K[x]$. Wenn wir eine Nullstelle
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dieses Polynoms in $\overline{K}$ wählen und sinnigerweise mit $\sqrt[p]{t}$
|
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bezeichnen, dann ist
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\[
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\factor{K \Bigl( \sqrt[p]{t} \Bigr)}{K}
|
||||||
|
\]
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|
das einfachste Beispiel einer inseparablen Körpererweiterung.
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||||||
|
\end{bemerkung}
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%%% Local Variables:
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%%% mode: latex
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%%% TeX-master: "AlgebraZahlentheorie"
|
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%%% End:
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343
15.tex
Normal file
343
15.tex
Normal file
@ -0,0 +1,343 @@
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% spell checker language
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\selectlanguage{german}
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\chapter{Normale und Galoissche Körpererweiterungen}
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\label{chap:15}
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\section{Die Galoisgruppe einer Körpererweiterung}
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\sideremark{Vorlesung 16}Nun kommen wir endlich zu der Definition, auf die ich
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seit der Vorlesung 10 hin gearbeitet habe: die Symmetriegruppe von
|
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|
Körpererweiterungen, auch bekannt als
|
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|
Galois\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Evariste_Galois}{Évariste
|
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|
Galois} (* 25. Oktober 1811 in Bourg-la-Reine; † 31. Mai 1832 in Paris)
|
||||||
|
war ein französischer Mathematiker. Er starb im Alter von nur 20 Jahren bei
|
||||||
|
einem Duell, erlangte allerdings durch seine Arbeiten zur Lösung algebraischer
|
||||||
|
Gleichungen, der sogenannten Galoistheorie, postum Anerkennung.}-Gruppe. Die
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|
folgende Definition haben wir informell schon an mehreren Stellen diskutiert.
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\begin{defn}[Galoisgruppe einer Körpererweiterung]
|
||||||
|
Sei $L/K$ eine Körpererweiterung. Dann ist die Gruppe der $K$-Automorphismen
|
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|
$L → L$ wird als \emph{Galoisgruppe der Körpererweiterung
|
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|
$L/K$}\index{Galoisgruppe!einer Körpererweiterung} bezeichnet, wobei die
|
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|
Gruppenverknüpfung wie üblich die Komposition von Automorphismen ist. Die
|
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|
Schreibweise $\Gal(L/K)$ ist üblich. Die Ordnung der Gruppe (=Anzahl der
|
||||||
|
Elemente) wird oft mit $|\Gal(L/K)|$ oder $\#\Gal(L/K)$ notiert.
|
||||||
|
\end{defn}
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|
\begin{defn}[Galoisgruppe eines Polynoms]
|
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|
Es sei $K$ ein Körper und es sei $f ∈ K[x]$ ein Polynom. Weiter sei $L$ der
|
||||||
|
Zerfällungskörper von $f$ über $K$. Dann wird die Galoisgruppe der
|
||||||
|
Körpererweiterung $L/K$ oft auch mit $\Gal(f)$ notiert und als ``Galoisgruppe
|
||||||
|
von $f$'' bezeichnet.\index{Galoisgruppe!eines Polynoms}
|
||||||
|
\end{defn}
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|
Eine wichtige Aufgabe der Algebra, Algebra-Klausur und der mündlichen
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Algebra-Prüfung ist es, die Galois-Gruppe einer gegebenen Körpererweiterung zu
|
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|
beschreiben. Dabei bedeutet ``beschreiben'' mindestens, das man die Anzahl der
|
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|
Elemente angeben kann. Besser ist es, Erzeuger und Relationen der Gruppe
|
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|
anzugeben. Noch besser ist es, die Gruppe mit einer bekannten Gruppe, etwa der
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|
\href{https://gdz.sub.uni-goettingen.de/id/PPN516762672}{Symmetriegruppe eines
|
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|
schicken platonischen Körpers}, zu identifizieren. Die allererste Beobachtung
|
||||||
|
ist, dass die Gruppe in vielen relevanten Fällen zumindest endlich ist. Wir
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||||||
|
können sogar eine Abschätzung für die Größe der Gruppe angeben und die Größe in
|
||||||
|
einigen Fällen sogar exakt bestimmen.
|
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|
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\begin{beobachtung}[Größenabschätzung für die Galoisgruppe]\label{beob:gg}
|
||||||
|
Wenn $L/K$ eine endliche Körpererweiterung ist, $n := [L:K]$, dann zeigt
|
||||||
|
Satz~\vref{Satz_K_Morphismus_Fortsetzung} (``Universelle Eigenschaft des
|
||||||
|
algebraischen Abschluss'') zusammen mit Satz~\ref{Satz_11_10}, dass es
|
||||||
|
höchstens $n$ verschiedene $K$-Morphismen $L → L$ gibt. Also ist
|
||||||
|
$|\Gal(L/K)| ≤ n$.
|
||||||
|
\end{beobachtung}
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{beobachtung}
|
||||||
|
Wenn $L/K$ eine einfache\footnote{Definition~\vref{def:einfach}: einfach = es
|
||||||
|
gibt eine Element $a ∈ L$, sodass die Gleichung $L=K(a)$ gilt.}
|
||||||
|
Körpererweiterung ist, dann zeigt
|
||||||
|
Lemma~\ref{Lemma_Nullstellenanzahl_gleich_anzahl_der_Fortsetzungen}, dass
|
||||||
|
$|\Gal(L/K)|$ exakt die Anzahl der Nullstellen ist, die das Minimalpolynom von
|
||||||
|
$a$ im Körper $L$ hat.
|
||||||
|
\end{beobachtung}
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{bsp}
|
||||||
|
Es sei $K = ℚ$ und es sei $d ∈ ℕ ∖ \{0,1\}$ eine
|
||||||
|
quadratfreie\footnote{quadratfrei = kein Primteiler tritt doppelt auf} ganze
|
||||||
|
Zahl. Weiter sei $a := \sqrt d ∈ ℝ$ und $L := ℚ(a)$. Dann hat das
|
||||||
|
Minimalpolynom
|
||||||
|
\begin{equation*}
|
||||||
|
x²-d = (x+a)·(x-a).
|
||||||
|
\end{equation*}
|
||||||
|
Also hat $\Gal(L/K)$ genau zwei Elemente. Wir wissen auch schon, welche. Ein
|
||||||
|
Element ist die Identität; diese bildet $a$ auf $a$ ab. Das andere Element
|
||||||
|
heißt ``Konjugation''; dies ist der eindeutige $ℚ$-Automorphismus von $L$, der
|
||||||
|
$a$ auf $-a$ abbildet.
|
||||||
|
\end{bsp}
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{bsp}\label{bsp:x-1}
|
||||||
|
Es sei $K = ℚ$, es sei $a := \sqrt[3]{2} ∈ ℝ$ und $L = ℚ(a)$. Das
|
||||||
|
Minimalpolynom von $a$ ist $x³-2$, die beiden anderen Nullstellen des
|
||||||
|
Minimalpolynoms in $ℂ$ sind $ξ·a$ und $ξ²·a$, wobei $ξ = e^{2π i/3}$ ist.
|
||||||
|
Es gilt aber $ξ·a$ und $ξ²·a \not ∈ ℝ$. Somit folgt
|
||||||
|
\begin{equation*}
|
||||||
|
\Gal \Bigl(\factor{ℚ(a)}{ℚ}\Bigr) = \{\Id\}.
|
||||||
|
\end{equation*}
|
||||||
|
\end{bsp}
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{bsp}
|
||||||
|
Es sei $K$ ein endlicher Körper der Charakteristik $p$. Dann ist $K$ ein
|
||||||
|
Oberkörper des Primkörpers, und dieser ist isomorph zu $𝔽_p$. Der
|
||||||
|
Frobenius-Morphismus
|
||||||
|
\begin{equation*}
|
||||||
|
F : K → K, \quad a ↦ a^p
|
||||||
|
\end{equation*}
|
||||||
|
ist ein $𝔽_p$-Homomorphismus, denn für alle $a ∈ 𝔽_p$ ist $a^p=a$. Weil $F$
|
||||||
|
jetzt aber bijektiv ist, ist $F ∈ \Gal(K/𝔽_p)$. Wenn $K ≠ 𝔽_p$ ist, dann ist
|
||||||
|
$F ≠ \Id$, denn die einzigen Elemente in $K$, die von $F$ festgehalten werden,
|
||||||
|
sind die Nullstellen des Polynoms
|
||||||
|
\begin{equation*}
|
||||||
|
f = x^p-x ∈ K[x]
|
||||||
|
\end{equation*}
|
||||||
|
und dieses Polynom hat genau $p$ Nullstellen, nämlich die Elemente von
|
||||||
|
$𝔽_p ⊂ K$. Wir werden später in Abschnitt~\ref{sec:klassEK} zeigen, dass die
|
||||||
|
Galoisgruppe $\Gal(K/𝔽_p)$ von $F$ erzeugt wird.
|
||||||
|
\end{bsp}
|
||||||
|
|
||||||
|
|
||||||
|
\section{Normale Körpererweiterungen}
|
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|
|
||||||
|
Wir interessieren uns besonders für Körpererweiterungen, die maximal viele
|
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|
Automorphismen besitzen; diese werden wir in Kürze ``Galoisch'' nennen. Ich muss
|
||||||
|
aber erst noch kurz den folgenden Begriff einführen, der den Begriff des
|
||||||
|
``Zerfällungskörpers'' verallgemeinert; wir hatten ja schon gesehen, wie wichtig
|
||||||
|
Zerfällungskörper in der Diskussion von Symmetrien sind.
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{defn}[Normale Körpererweiterung]\label{def:normal}
|
||||||
|
Eine Körpererweiterung $L/K$ heißt \emph{normal}\index{normale
|
||||||
|
Körpererweiterung}, wenn sie algebraisch ist und wenn jedes irreduzible
|
||||||
|
Polynom $f ∈ K[x]$, das in $L$ eine Nullstelle hat, über $L$ in Linearfaktoren
|
||||||
|
zerfällt.
|
||||||
|
\end{defn}
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{bsp}
|
||||||
|
Es sei $K$ ein Körper. Dann ist die Körpererweiterung $\overline{K}/K$
|
||||||
|
normal.
|
||||||
|
\end{bsp}
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{bsp}\label{Bsp_zusammenhang_Zerfaellungskoerper_normal}
|
||||||
|
Es sei $K$ ein Körper, es sei $f ∈ K[x]$ ein Polynom und es sei $L$ der
|
||||||
|
Zerfällungskörper von $f$. Der folgende Satz zeigt, dass $L/K$ normal ist.
|
||||||
|
\end{bsp}
|
||||||
|
|
||||||
|
Normale Körpererweiterungen lassen sich auf unterschiedliche Arten und Weisen
|
||||||
|
charakterisieren.
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{satz}[Charakterisierung von normalen Erweiterungen]\label{satz:h4}
|
||||||
|
Es sei $L/K$ eine algebraische Körpererweiterung. Dann sind folgende Aussagen
|
||||||
|
äquivalent.
|
||||||
|
\begin{enumerate}
|
||||||
|
\item\label{Satz_algebraische_Koerpererweiterung_Aussage_1} Die
|
||||||
|
Körpererweiterung $L/K$ ist normal.
|
||||||
|
|
||||||
|
\item\label{Satz_algebraische_Koerpererweiterung_Aussage_2} Es existiert eine
|
||||||
|
Familie $(f_{λ})_{λ∈Λ}$ von Polynomen, $f_{λ}∈ K[x]$, sodass $L$ aus $K$
|
||||||
|
durch Adjunktion sämtlicher Nullstellen der $f_{λ}$ im algebraischen
|
||||||
|
Abschluss $\overline{L}$ von $L$ entsteht.
|
||||||
|
|
||||||
|
\item\label{Satz_algebraische_Koerpererweiterung_Aussage_3} Für jeden
|
||||||
|
$K$-Morphismus $σ: L → \overline{L}$ gilt, dass $σ(L) = L$ ist. Das heißt:
|
||||||
|
$σ$ induziert einen $K$-Automorphismus von $L$.
|
||||||
|
\end{enumerate}
|
||||||
|
\end{satz}
|
||||||
|
\begin{proof}
|
||||||
|
\video{16-1}
|
||||||
|
\end{proof}
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{kor}[Normale Zwischenkörper]
|
||||||
|
Es sei $K ⊆ Z ⊆ L$ eine Kette von Körpererweiterungen. Wenn $L/K$ normal ist,
|
||||||
|
dann ist auch $L/Z$ normal. \qed
|
||||||
|
\end{kor}
|
||||||
|
|
||||||
|
Für endliche Körpererweiterungen ist der Begriff ``normal'' weniger
|
||||||
|
geheimnisvoll, als es auf den ersten Blick vielleicht scheint: in diesem Kontext
|
||||||
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bedeutet ``normal'' nichts anderes als ``Zerfällungskörper eines geeigneten
|
||||||
|
Polynoms''.
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{satz}\label{satz:x1}
|
||||||
|
Eine endliche Körpererweiterung $L/K$ ist genau dann normal, wenn $L$ der
|
||||||
|
Zerfällungskörper eines Polynomes $f ∈ K[x]$ ist.
|
||||||
|
\end{satz}
|
||||||
|
\begin{proof}[Beweis ``$⇒$'']
|
||||||
|
Angenommen, $L/K$ ist endlich und normal. Dann gibt es per Annahme endlich
|
||||||
|
viele $a_1, …, a_n ∈ L$, sodass $L = K(a_1, …, a_n)$ ist. Bezeichne die
|
||||||
|
zugehörigen Minimalpolynome mit $f_1, …, f_n ∈ K[x]$. Die Nullstellen von
|
||||||
|
$f := \prod_{i=1}^{n}f_i$ liegen alle in $L$, weil $L$ nach Annahme normal
|
||||||
|
ist. Also ist $L$ der Zerfällungskörper von $f$ über $K$.
|
||||||
|
\end{proof}
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{proof}[Beweis ``$\Leftarrow$'']
|
||||||
|
Wenn $L/K$ ein Zerfällungskörper ist, dann haben wir schon in
|
||||||
|
Satz~\ref{satz:h4} gesehen, dass $L$ normal ist.
|
||||||
|
\end{proof}
|
||||||
|
|
||||||
|
Eine wesentliches Fakt zu normalen Erweiterungen ist, dass sich jede
|
||||||
|
Körpererweiterung immer zu einer normalen Körpererweiterung vergrößern lässt.
|
||||||
|
Der folgende Satz sagt, dass es unter all diesen Vergrößerungen eine kleinste
|
||||||
|
gibt, die sogar eindeutig ist. Dabei bedeutet ``eindeutig'' wie meistens in
|
||||||
|
dieser Vorlesung: eindeutig bis auf nicht-kanonische Isomorphie.
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{satzdef}[Normale Hülle einer Körpererweiterung]
|
||||||
|
Zu jeder algebraischen Körpererweiterung $L/K$ gibt es eine Körpererweiterung
|
||||||
|
$N/L$, sodass Folgendes gilt.
|
||||||
|
\begin{enumerate}
|
||||||
|
\item\label{DefSatz_Koerpererweiterung_Aussage_1} Die Körpererweiterung $N/K$
|
||||||
|
ist normal.
|
||||||
|
|
||||||
|
\item\label{DefSatz_Koerpererweiterung_Aussage_2} Wenn $N ⊇ Z ⊇ L$ ein
|
||||||
|
Zwischenkörper ist und wenn $Z/K$ normal ist, dann ist $Z=N$.
|
||||||
|
\end{enumerate}
|
||||||
|
Zusätzlich gilt: wenn $\tilde{N}$ eine weitere Körpererweiterung ist, sodass
|
||||||
|
\ref{DefSatz_Koerpererweiterung_Aussage_1} und
|
||||||
|
\ref{DefSatz_Koerpererweiterung_Aussage_2} gelten, dann sind $N$ und
|
||||||
|
$\tilde{N}$ isomorph. Man nennt $N$ die \emph{normale Hülle von
|
||||||
|
$L/K$}\index{normale Hülle einer Körpererweiterung}.
|
||||||
|
\end{satzdef}
|
||||||
|
\begin{proof}
|
||||||
|
\video{16-2}
|
||||||
|
\end{proof}
|
||||||
|
|
||||||
|
|
||||||
|
\section{Galoissche Körpererweiterungen}
|
||||||
|
|
||||||
|
Ich sagte es schon: Die besten Körpererweiterung sind die, die maximal viele
|
||||||
|
Symmetrien (=Automorphismen) haben. Dabei bedeutet ``maximal'' nach
|
||||||
|
Beobachtung~\ref{beob:gg}: die Anzahl der Automorphismen ist gleich dem
|
||||||
|
Erweiterungsgrad. Diese Körpererweiterungen werden zu Ehren von Évariste Galois
|
||||||
|
die ``Galoischen'' Körpererweiterungen genannt. Das Studium dieser
|
||||||
|
Erweiterungen und ihrer Symmetriegruppe wird heute mit ``Galois-Theorie''
|
||||||
|
bezeichnet.
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{satzdef}[Galoische Körpererweiterungen]
|
||||||
|
Es sei $L/K$ eine endliche Körpererweiterung. Dann sind folgende Aussagen
|
||||||
|
äquivalent.
|
||||||
|
\begin{enumerate}
|
||||||
|
\item\label{DefSatz_aequivalent_endliche_Koerpererweiterung_1} Die Erweiterung
|
||||||
|
$L/K$ ist normal und separabel.
|
||||||
|
|
||||||
|
\item\label{DefSatz_aequivalent_endliche_Koerpererweiterung_2} Der Körper $L$
|
||||||
|
ist der Zerfällungskörper eines separablen Polynoms $f ∈ K[x]$.
|
||||||
|
|
||||||
|
\item\label{DefSatz_aequivalent_endliche_Koerpererweiterung_3} Es ist
|
||||||
|
$|\Gal(L/K)| = [L:K]$.
|
||||||
|
\end{enumerate}
|
||||||
|
Solche Körpererweiterungen heißen \emph{Galoisch}\index{Galoissche
|
||||||
|
Körpererweiterung}.
|
||||||
|
\end{satzdef}
|
||||||
|
\begin{proof}
|
||||||
|
\video{16-3}
|
||||||
|
\end{proof}
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{bemerkung}
|
||||||
|
Man kann auch einen sinnvollen und interessanten Begriff von Galoisch für
|
||||||
|
unendliche Körpererweiterungen definieren, das machen wir in dieser Vorlesung
|
||||||
|
aber nicht. Wir verstehen unter einer Galoiserweiterung immer eine
|
||||||
|
\emph{endliche} Körpererweiterung.
|
||||||
|
\end{bemerkung}
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{bsp}
|
||||||
|
Sei $K$ ein Körper der Charakteristik $0$. Dann ist jedes Polynom separabel
|
||||||
|
und die Galoiserweiterungen von $K$ sind gerade die Zerfällungskörper von
|
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Polynomen aus $K[x]$.
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\end{bsp}
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\begin{bsp}\label{bsp:c-r}
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Die einfachste aller Galoiserweiterungen ist $ℂ/ℝ$. Die Galoisgruppe ist
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$\Gal(ℂ/ℝ) = \{ \Id, \text{Konjugation} \}$.
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\end{bsp}
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\begin{bsp}\label{Markierung_fuer_Beweis_Hauptsatz_Galois_Aussage_1_1}
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Wenn $L/K$ eine Galoiserweiterung ist und $K ⊆ Z ⊆ L$ ein Zwischenkörper, dann
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ist auch $L/Z$ Galoisch. Das folgt zum Beispiel so: der Körper $L$ ist nach
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Punkt~\ref{DefSatz_aequivalent_endliche_Koerpererweiterung_2} der
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Zerfällungskörper eines separablen Polynoms $f ∈ K[x]$. Dann ist $L$ aber
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auch der Zerfällungskörper von $f ∈ Z[x]$. Die Galoisgruppe $\Gal(L/Z)$ ist
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eine Untergruppe von $\Gal(L/K)$, weil jeder $Z$-Morphismus $L → L$ immer auch
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schon ein $K$-Morphismus ist. \textbf{Aber Achtung:} die Erweiterung $Z/K$
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ist nicht unbedingt Galoisch! Wir haben im laufenden Kapitel~\ref{chap:15}
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auch schon ein Beispiel gesehen, wo das nicht der Fall ist. Geben Sie
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\textbf{sofort} durch das Kapitel und finden Sie heraus, welches Beispiel ich
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meine. Los jetzt!
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\end{bsp}
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\sideremark{Vorlesung 17}Mit den bisherigen Ergebnissen können wir über die
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Galoisgruppe eines Polynoms jetzt schon folgendes sagen.
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\begin{lem}
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Es sei $K$ ein Körper und es sei $L$ der Zerfällungskörper eines separablen
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Polynoms $f ∈ K[x]$ vom Grad $n$. Die Nullstellen von $f$ in $L$ seien
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$a_1, …, a_n$. Dann gilt Folgendes.
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\begin{enumerate}
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\item\label{il:y1} Jedes Gruppenelement $σ ∈ \Gal(f)$ permutiert die
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Nullstellen $a_1, …, a_n$. Ein Gruppenelement $σ$ ist durch diese
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Vertauschung eindeutig festgelegt. Also können wir $\Gal(f)$ als
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Untergruppe der Gruppe $S_n$ der Permutationen der Menge $\{a_1, …, a_n\}$
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auffassen. Insbesondere gilt
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\begin{equation*}
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|\Gal(f)| ≤ |S_n| = n!
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\end{equation*}
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\item\label{il:y2} Die Nullstellen der irreduziblen Faktoren von $f$ werden
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unter sich permutiert.
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\item\label{Bem_Galois_Punkt_3} Wenn $f$ irreduzibel ist, dann operiert
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$\Gal(f)$ transitiv auf der Menge der Nullstellen. Mit anderen Worten: Für
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jedes Paar $a,b$ von Nullstellen gibt es ein $σ ∈ \Gal(f)$, sodass
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$σ(a) = b$ ist.
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\item\label{Bem_Galois_Punkt_4} Wenn $f$ irreduzibel ist, dann ist $n$ ein
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Teiler von $|\Gal(f)|$.
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\end{enumerate}
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\end{lem}
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\begin{proof}
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Die Aussagen~\ref{il:y1} und \ref{il:y2} haben wir schon lang bewiesen
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(wo?). Die anderen Aussagen beweise ich im \video{17-1}.
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\end{proof}
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Das Wort ``Konjugation'' aus Beispiel~\vref{bsp:c-r} wird in der Literatur auch
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allgemeiner für beliebige Galoiserweiterungen verwendet.
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\begin{defn}[Konjungierte Elemente]
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Es sei $L/K$ eine Galoiserweiterung und $a ∈ L$ sei ein Element. Die Menge
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\[
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\{ σ(a) \::\: σ ∈ \Gal(L/K) \}
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\]
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ist natürlich gerade die Menge der Nullstellen des Minimalpolynoms von $a$
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über $K$. Die Elemente dieser Menge heißen die
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\emph{galoiskonjugierten}\index{galoiskonjugierte Elemente} von $a$.
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\end{defn}
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\begin{bsp}\label{bsp:x-2}
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Wir setzen das Beispiel~\vref{bsp:x-1} fort. Dort haben wir schon gesehen,
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dass $ℚ(\sqrt[3]{2})/ℚ$ nicht Galoisch ist. Der Zerfällungskörper des
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Polynoms $f = x³-2 ∈ ℚ[x]$ ist nämlich\footnote{Preisfrage: warum bezeichne
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ich den Zerfällungskörper mit dem Symbol ``$N$''?}
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\[
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N = ℚ\bigl(a, ξ·a, ξ²·a\bigr).
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\]
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Ich behaupte gleich auch, dass $N = ℚ(\sqrt[3]{2},\sqrt3·i)$ ist, denn das
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wird später noch wichtig werden. Die Erweiterung $N/ℚ$ ist Galoisch, denn
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$[N:ℚ(\sqrt[3]{2})] = 2$, also
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\begin{equation*}
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[N:ℚ] = 2· 3=6.
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\end{equation*}
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Die Gruppe $\Gal(f) = \Gal(N/ℚ)$ können wir als Untergruppe von $S_3$
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auffassen. Wegen $|\Gal(f)| = [N:ℚ] = 6 = |S_3|$ folgt $\Gal(f) = S_3$. Jede
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Permutation der Nullstellen $a$, $ξ·a$ und $ξ²·a$ lässt sich also durch ein
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Element aus $\Gal(f)$ realisieren.
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\end{bsp}
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%%% Local Variables:
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%%% mode: latex
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%%% TeX-master: "AlgebraZahlentheorie"
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%%% End:
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292
16.tex
Normal file
292
16.tex
Normal file
@ -0,0 +1,292 @@
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% spell checker language
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\selectlanguage{german}
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\chapter{Der Hauptsatz der Galoistheorie}
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\label{chap:16}
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Erinnern Sie sich daran, wie wir gezeigt haben, dass gewisse
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Konstruktionsaufgaben unlösbar sind? Wir haben dazu Ketten $K ⊂ L ⊂ M$ von
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Körpern betrachtet und beobachtet, dass $[L:K]$ ein Teiler von $[M:K]$ ist. Das
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zentrale Argument in den Nichtkonstruierbarkeitsbeweisen war dann, dass die
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relevanten Körpererweiterungen für Konstruktionsprobleme stets Grad $2^n$ über
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$ℚ$ haben, und dass konstruierbare Punkte Unterkörper liefern, deren Grad dann
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wohl ebenfalls eine Zweierpotenz sein muss.
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Ich in diesem Skript immer wieder geschrieben, dass für schwierigere
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Nichtkonstruierbarkeitsbeweise eine einfache Betrachtung von Erweiterungsgraden
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nicht reicht, und das wir Symmetrien betrachten müssen. Inzwischen ist klar,
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dass ich mit ``Symmetrie'' die Galoisgruppe meine. Jetzt ist es an der Zeit zu
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sagen, wie Symmetrien genutzt werden können, um Ketten von Körpererweiterungen
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zu untersuchen. Am Ende werden wir sehen, dass die relevanten
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Körpererweiterungen für Konstruktionsprobleme nicht nur Grad $2^n$ über $ℚ$
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haben, sondern auch eine recht spezielle Galoisgruppe besitzen. Die
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Unterkörper, die von konstruierbaren Punkten kommen, müssen dann ebenfalls recht
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speziell sein.
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\begin{bemerkung}
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Der Hauptsatz der Galoistheorie wird ``Hauptsatz der Galoistheorie'' genannt,
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weil er in der Theorie der Galoiserweiterungen eine zentrale Rolle einnimmt.
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Es ist vielleicht eine gute Idee, diesen Satz ernst zu nehmen.
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\end{bemerkung}
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\section{Fixkörper}
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Bevor wir den Hauptsatz der Galoistheorie auch nur hinschreiben, möchte ich noch
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ein besonders schönes Beispiel für Galoiserweiterungen diskutieren: die
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Fixkörper einer Menge von Körperautomorphismen. Der Beweis des folgenden Satzes
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ist eine Hausaufgabe.
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\begin{satzdef}[Invariante Elemente, Fixkörper]\label{DefSatz_Fixkoerper}
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Sei $L$ ein Körper und $G$ eine Menge von Automorphismen $L → L$. Dann ist
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die Menge
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\begin{equation*}
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\Fix G = \{a ∈ L \::\: σ(a) = a\ \forall\ σ∈ G\}
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\end{equation*}
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ein Unterkörper von $L$, genannt \emph{Fixkörper} von $G$\index{Fixkörper}.
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Die Elemente von $\Fix G$ heißen \emph{$G$-invariante
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Elemente}\index{invariante Körperelemente} von $L$. \qed
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\end{satzdef}
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Der folgende Satz von Emil
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Artin\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Emil_Artin}{Emil Artin} (* 3.
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März 1898 in Wien; † 20. Dezember 1962 in Hamburg) war ein österreichischer
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Mathematiker und einer der führenden Algebraiker des 20.
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Jahrhunderts.}\footnote{Emil Artin $\not =$ Michael Artin} sagt, dass
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Fixkörper stets Beispiele für Galoiserweiterungen liefern.
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\begin{satz}[Satz von Emil Artin]\label{Theorem_von_E_Artin}
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Es sei $G$ eine endliche Untergruppe der Automorphismengruppe eines Körpers
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$L$ und es sei $K := \Fix G $ der zugehörige Fixkörper. Dann ist $L/K$ eine
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Galoiserweiterung mit Galoisgruppe $\Gal(L/K) = G$. Insbesondere ist
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$[L:K] =|G|$.
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\end{satz}
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Der Beweis des Satzes von Emil Artin ist nicht trivial. Wir geben einen Beweis
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im Abschnitt~\vref{ssec:16-3}, müssen als Vorbereitung aber zuerst die lineare
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Unabhängigkeit von Charakteren beweisen. Wahrscheinlich muss ich auch noch
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erklären, was ein ``Charakter'' eigentlich ist.
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\subsection{Die lineare Unabhängigkeit von Charakteren}
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Um eine gegebene Gruppe $H$ zu verstehen, kann man untersuchen, welche
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Gruppenmorphism der Form $H → L^*$ es gibt, wobei $L^*$ die multiplikative
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Gruppe eines Körpers $L$ sein soll. Leute, die viel mit Gruppen arbeiten,
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meinen, dass solche Abbildungen die Gruppe charakterisieren. Ich finde diese
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Wortwahl nicht sehr überzeugend, aber mich fragt ja keiner.
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\begin{defn}[Charakter einer Gruppe]
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Es sei $H$ eine Gruppe, es sei $L$ ein Körper und $L^*$ sei die Gruppe der
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Einheiten aus $L$. Ein \emph{Charakter von $H$ in $L$}\index{Charakter einer
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Gruppe} ist ein Gruppenmorphismus $σ : H → L^*$.
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\end{defn}
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\begin{bemerkung}
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Wenn $K$ ein Körper ist, und $σ : K → L$ ein nicht-trivialer Ringmorphismus,
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dann induziert $σ$ auch einen Gruppenmorphismus
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\begin{equation*}
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σ^* : K^* → L^*.
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\end{equation*}
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Wir können (und werden!) insbesondere jeden Automorphismus $σ : L → L$ als
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linearen Charakter $L^* → L^*$ auffassen.
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\end{bemerkung}
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\begin{satz}[Lineare Unabhängigkeit von Charakteren]\label{Satz_lineare_Unabhaengigkeit_von_Charakteren}
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Es sei $H$ eine Gruppe und $L$ sei ein Körper. Weiter seien $σ_1, …, σ_n$
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paarweise verschiedene Charaktere von $H$ in $L$. Zusätzlich und seien
|
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Elemente $a_1, …, a_n ∈ L$ gegeben, sodass die Linearkombination
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||||||
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\begin{equation*}
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ψ : H → L, \quad h ↦ \sum a_i·σ_i(h)
|
||||||
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\end{equation*}
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die Nullabbildung ist. Dann ist $a_1= ⋯ = a_n=0$.
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||||||
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\end{satz}
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\begin{proof}
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\video{17-2}
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\end{proof}
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\subsection{Beweis des Satzes von Emil Artin}
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\label{ssec:16-3}
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\begin{proof}[Beweis des Satzes von Artin, Satz~\ref{Theorem_von_E_Artin}]
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\video{17-3}
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\end{proof}
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\section{Die Klassifikation endlicher Körper}
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\label{sec:klassEK}
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Bevor wir zum Hauptsatz der Galoistheorie kommen, kann ich es nicht lassen,
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ihnen sofort eine Anwendung des Satzes von Emil Artin zu zeigen: die
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Klassifikation der endlichen Körper. Wir kennen schon einige endliche Körper:
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gegeben eine Primzahl $p ∈ ℕ$, dann haben wir den Körper $𝔽_p = ℤ/(p)$
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betrachtet. Es gibt aber noch andere.
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\begin{bsp}[Konstruktion endlicher Körper]\label{bsp:kek}
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Gegeben sei eine Primzahl $p ∈ ℕ$. Weiter sei $q$ eine Potenz von $p$, also
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eine Zahl der Form $q = p^m$ für ein geeignetes $m ∈ ℕ$. Es sei $𝔽_q$ der
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Zerfällungskörper des Polynoms $f(x) = x^q-x ∈ 𝔽_p[x]$. Ich behaupte, dass
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dieser Körper genau $q$ Elemente hat. Dazu stelle ich erst einmal fest, dass
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$f'(x) = 1$ ist. Also hat $f$ keine mehrfachen Nullstellen; es folgt, dass $f$
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genau $q$ unterschiedliche Nullstellen hat; dies zeigt schon einmal, dass
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$𝔽_q$ mindestens $q$ Elemente hat. Wir sind fertig, wenn wir zeigen, dass
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die Menge dieser Nullstellen ein Körper ist (der dann ja wohl der
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Zerfällungskörper sein muss). Dazu verwende Satz~\ref{DefSatz_Fixkoerper} und
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beachte, dass die Nullstellen von $f$ genau die Fixpunkte des iterierten
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Frobeniusmorphismus $F^{m}$ sind.
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\end{bsp}
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Der folgende Satz zeigt, dass jeder endliche Körper auf diese Weise entsteht.
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\begin{satz}[Klassifikation endlicher Körper]\label{Satz_Klassifikation_endlicher_Koerper}
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Es sei $K$ ein endlicher Körper mit Primkörper $𝔽_p ⊆ K$. Weiter
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sei $p$ die Charakteristik von $K$ und $q$ sei die Anzahl der Elemente. Dann
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ist $q = p^{[K:𝔽_p]}$ und $K$ ist isomorph zum Körper $𝔽_q$ aus
|
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Beispiel~\ref{bsp:kek}. Die Galoisgruppe $\Gal(K/𝔽_p)$ ist der Form
|
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$ℤ/(m)$ und wird durch den Frobeniusmorphismus erzeugt.
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\end{satz}
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\begin{proof}
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\video{17-4}
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\end{proof}
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\section{Der Hauptsatz der Galoistheorie}
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\sideremark{Vorlesung 18}Jetzt kommen wir also zum Hauptsatz. Gegeben eine
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Körpererweiterung $L/K$ und eine Untergruppe der Galoisgruppe, dann liefert uns
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die Fixkörperkonstruktion einen Zwischenkörper. Falls $L/K$ Galois ist, dann
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sagt der Hauptsatz, dass auf diese Weise eine Korrespondenz zwischen
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Untergruppen und Zwischenkörpern entsteht. Die reduziert die Frage nach
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Zwischenkörpern auf ein gruppentheoretisches Problem.
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Die Formulierung des Hauptsatzes verwendet folgende Beobachtung, die ich
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eigentlich schon im Abschnitt~\ref{sec:gruppen} hätte bringen sollen.
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\begin{obs}[Index einer Untergruppe]\label{obs:Index}
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Es sei $G$ eine endliche Gruppe und es sei $H ⊂ G$ eine Untergruppe. Dann ist
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||||||
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die Zahl $|H|$ ein Teiler von $|G|$. Zum Beweis definierte man eine
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Äquivalenzrelation: zwei Elemente $a$ und $b$ aus $G$ seien äquivalent, wenn
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||||||
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es ein Element $h ∈ H$ gibt, sodass $a = h·b$ ist. Man rechne nach, dass
|
||||||
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dies tatsächlich eine Äquivalenzrelation ist, und dass alle Äquivalenzklassen
|
||||||
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die gleiche Größe haben, nämlich $|H|$. Also ist die Größe von $G$ gegeben
|
||||||
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als $|G| = |H|·\#(\text{Äquivalenzklassen})$. Man schreibt
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\[
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||||||
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[G:H] = \factor{|G|}{|H|}
|
||||||
|
\]
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und nennt diese Zahl den \emph{Index}\index{Index} der Untergruppe $H ⊂ G$.
|
||||||
|
\end{obs}
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{satz}[Hauptsatz der Galoistheorie]\label{Satz_Hauptsatz_Galoistheorie}
|
||||||
|
Es sei $L/K$ eine Galoiserweiterung und es sei $G = \Gal(L/K)$ die
|
||||||
|
Galoisgruppe. Dann gilt Folgendes.
|
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|
\begin{enumerate}
|
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|
\item\label{Satz_Hauptsatz_Galoistheorie_Aussage_1} Für jeden Zwischenkörper
|
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$Z$ von $L/K$ ist $\Gal(L/Z)$ eine Untergruppe von $G$. Für jede
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Untergruppe $H⊂ G$ ist $\Fix{H} ⊂ L$ ein Zwischenkörper von $L/K$.
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||||||
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||||||
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\item\label{Satz_Hauptsatz_Galoistheorie_Aussage_2} Die so definierten
|
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|
Abbildungen
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\[
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||||||
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\begin{aligned}
|
||||||
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\begin{matrix}
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||||||
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\Gal\bigl(\factor{L}{•}\bigr) &:& \{\text{Zwischenkörper}\} &→& \{\text{Untergruppen}\}, &\quad& Z &↦ & \Gal\bigl(\factor{L}{Z}\bigr) \\[2mm]
|
||||||
|
\Fix(•) &:& \{\text{Untergruppen}\} &→& \{\text{Zwischenkörper}\}, &\quad& H& ↦& \Fix\bigl(H\bigr)
|
||||||
|
\end{matrix}
|
||||||
|
\end{aligned}
|
||||||
|
\]
|
||||||
|
sind zueinander inverse Bijektionen.
|
||||||
|
|
||||||
|
\item\label{Satz_Hauptsatz_Galoistheorie_Aussage_3} Die Abbildungen
|
||||||
|
$\Gal\bigl(\factor{L}{•}\bigr)$ und $\Fix(•)$ sind inklusionsumkehrend und
|
||||||
|
indexerhaltend. Präzise: wenn $H_1$ und $H_2$ Untergruppen von $G$ und wenn
|
||||||
|
$Z_1$ und $Z_2$ Zwischenkörper sind, dann gilt Folgendes.
|
||||||
|
\begin{itemize}
|
||||||
|
\item Falls $Z_1 ⊆ Z_2$ ist, dann ist
|
||||||
|
\begin{align*}
|
||||||
|
\Gal\bigl(\factor{L}{Z_1}\bigr) & ⊇ \Gal\bigl(\factor{L}{Z_2}\bigr) && \text{und} \\
|
||||||
|
[Z_2:Z_1] & = \left[\Gal\bigl(\factor{L}{Z_1}\bigr) : \Gal\bigl(\factor{L}{Z_2}\bigr)\right],
|
||||||
|
\end{align*}
|
||||||
|
|
||||||
|
\item Falls $H_1 ⊆ H_2$ ist, dann ist
|
||||||
|
\begin{align*}
|
||||||
|
\Fix{H_1} & ⊇ \Fix{H_2} && \text{und} \\
|
||||||
|
[H_2:H_1] & = [\Fix{H_1} : \Fix{H_2}].
|
||||||
|
\end{align*}
|
||||||
|
\end{itemize}
|
||||||
|
|
||||||
|
\item\label{Satz_Hauptsatz_Galoistheorie_Aussage_4} Für jedes $σ ∈ G$ und
|
||||||
|
jeden Zwischenkörper $Z$ ist $σ(Z)$ ein Zwischenkörper und es ist
|
||||||
|
\begin{equation*}
|
||||||
|
\Gal\bigl(\factor{L}{σ(Z)}\bigr) = σ◦\Gal\bigl(\factor{L}{Z}\bigr)◦σ^{-1}
|
||||||
|
\end{equation*}
|
||||||
|
|
||||||
|
\item\label{Satz_Hauptsatz_Galoistheorie_Aussage_5} Für einen Zwischenkörper
|
||||||
|
$Z$ ist $Z/K$ genau dann Galoisch, wenn $\Gal(L/Z)$ eine normale Untergruppe
|
||||||
|
von $G = \Gal(L/K)$ ist, das heißt, wenn für alle $σ∈ G$
|
||||||
|
\begin{equation*}
|
||||||
|
σ◦\Gal\bigl(\factor{L}{Z}\bigr)◦σ^{-1} = \Gal\bigl(\factor{L}{Z}\bigr)
|
||||||
|
\end{equation*}
|
||||||
|
ist. Ist dies der Fall, dann ist
|
||||||
|
\begin{equation*}
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|
\Gal\bigl(\factor{Z}{K}\bigr) ≅ \factor{\Gal\bigl(\factor{L}{K}\bigr)}{\Gal\bigl(\factor{L}{Z}\bigr)}.
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||||||
|
\end{equation*}
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||||||
|
\end{enumerate}
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\end{satz}
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\begin{proof}
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Ich beweise die
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Teilaussagen~\ref{Satz_Hauptsatz_Galoistheorie_Aussage_1}--\ref{Satz_Hauptsatz_Galoistheorie_Aussage_4}
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im \video{18-1}. Für die letzte
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Teilaussage~\ref{Satz_Hauptsatz_Galoistheorie_Aussage_5} gibt es ein eigenes
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\video{18-2}.
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\end{proof}
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\begin{bemerkung}[Widerliche Rechthaberei]
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Sehen Sie, warum ich in der ersten Woche der Vorlesungszeit so viel Aufhebens
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um den Begriff der normalen Untergruppe gemacht habe?
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\end{bemerkung}
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\section{Ein Beispiel}
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Um den Hauptsatz der Galoistheorie zu illustrieren, setzen wir das
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Beispiel~\vref{bsp:x-2} fort. Sei also wieder $K = ℚ$ und sei $N$ der
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Zerfällungskörper von $f(x) = x³-2 ∈ ℚ[x]$. Wir haben bereits gezeigt, dass
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$[N:K] = 6$ ist. Mit $ξ = e^{\frac{2π i}{3}}$ und
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\[
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a_1=\sqrt[3]{2}, \quad a_2 = ξ·\sqrt[3]{2} \quad\text{und}\quad a_3=ξ²·\sqrt[3]{2}
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\]
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gilt
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\begin{equation*}
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N = ℚ\bigl(a_1, a_2, a_3\bigr) = ℚ\bigl(\sqrt[3]{2}, \sqrt{3}·i\bigr).
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\end{equation*}
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|
Dann ist $\Gal(N/ℚ) ≅ S_3$ die volle Permutationsgruppe der Nullstellenmenge
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$\{a_1, a_2, a_3\}$. Wir haben folgende Untergruppen von $S_3$:
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\[
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\begin{tikzcd}[column sep=tiny]
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& & S_3 \\
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\{\Id, (12) \} \ar[urr, hook] & \{\Id, (13) \} \ar[ur, hook] & & \{\Id, (23) \} \ar[ul, hook]&\{\Id, (123), (132)\} \ar[ull, hook]\\
|
||||||
|
& & \{\Id\} \ar[ull, hook] \ar[ul, hook] \ar[ur, hook] \ar[urr, hook]
|
||||||
|
\end{tikzcd}
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||||||
|
\]
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|
und folgende Zwischenkörper von $N/ℚ$,
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\[
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||||||
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\begin{tikzcd}[column sep=tiny]
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||||||
|
& & ℚ \ar[dll, hook] \ar[dl, hook] \ar[dr, hook] \ar[drr, hook] \\
|
||||||
|
ℚ(a_3) \ar[drr, hook] & ℚ(a_2) \ar[dr, hook] & & ℚ(a_1) \ar[dl, hook]& ℚ\bigl(\sqrt3·i\bigr) \ar[dll, hook]\\
|
||||||
|
& & N
|
||||||
|
\end{tikzcd}
|
||||||
|
\]
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||||||
|
Diese Behauptung wirft die Frage auf, wieso der Fixkörper der Gruppe
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|
$\{\Id, (123), (132)\}$ gleich $ℚ\bigl(\sqrt3·i\bigr)$ sein sollte. Sie haben
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sich vermutlich schon in Beispiel~\ref{bsp:x-2} gefragt, wieso die komplexe Zahl
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|
$\sqrt3·i$ überhaupt in $N$ liegt. Dann haben Sie nachgerechnet und konnten
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|
$\sqrt3·i$ mithilfe der $a_1$, $a_2$ und $a_3$ ausdrücken. Schauen Sie sich
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diesen Ausdruck einmal ganz scharf an. Wenn Sie nicht weiterkommen, sprechen
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|
Sie uns an!
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%%% Local Variables:
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%%% mode: latex
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%%% TeX-master: "AlgebraZahlentheorie"
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%%% End:
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758
17.tex
Normal file
758
17.tex
Normal file
@ -0,0 +1,758 @@
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% spell checker language
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\selectlanguage{german}
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\chapter{Grundbegriffe}
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\label{chap:17}
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Ich hatte oben geschrieben ``[Der Hauptsatz der Galoistheorie] reduziert die
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|
Frage nach Zwischenkörpern auf ein gruppentheoretisches Problem''. Also befasst
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sich der laufende Teil der Vorlesung mit gruppentheoretischen Problemen. Um die
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vorgesehene Stoffmenge in diesem verkürzten Semester unterzubringen, werde ich
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mich oft kurzfassen und auch einige Beweise weglassen. Ich hoffe, Sie sehen
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mir das nach.
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\begin{defn}[Ordnung einer Gruppe]
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|
Es sei $G$ eine Gruppe. Die Anzahl der Elemente von $G$ heißt \emph{Ordnung}
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von $G$ und wird mit dem Symbol $|G|$ oder $\#G$ bezeichnet.
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\end{defn}
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\section{Gruppenwirkungen}
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Ich beginne mit einem Kapitel über die wesentlichen Grundbegriffe, obwohl Sie
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vieles von dem Stoff vermutlich schon kennen. Einige der folgenden Sätze haben
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wir in der einen oder anderen Form im Laufe der Vorlesung auch schon verwendet.
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\begin{defn}[Gruppenwirkung]\label{defn:gruppenwirkung}
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Es sei $(G, ·)$ eine Gruppe und es sei $M$ eine Menge. Eine
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\emph{Wirkung}\index{Wirkung}\index{Gruppenwirkung} oder
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\emph{Operation}\index{Operation} von $G$ auf $M$ ist eine Abbildung
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\[
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|
α : G ⨯ M → M,
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\]
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sodass Folgendes gilt.
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\begin{enumerate}
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\item\label{Def_Operation_Aussage_1} Es sei $e ∈ G$ das neutrale Element.
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|
Dann gilt für alle $m ∈ M$ die Gleichung $α(e,m) = m$.
|
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||||||
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\item\label{Def_Operation_Aussage_2} Es seien $g$ und $h$ in $G$ zwei
|
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Elemente. Dann gilt für alle $m ∈ M$ die Gleichung
|
||||||
|
$α \bigl(h, α(g,m)\bigr) = α(h· g,m)$.
|
||||||
|
\end{enumerate}
|
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|
Gegeben ein Element $g ∈ G$, so wird die zugehörige Abbildung
|
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|
\[
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||||||
|
α_g : M → M, \quad m ↦ α(g,m)
|
||||||
|
\]
|
||||||
|
als \emph{Translationsabbildung}\index{Translationsabbildung!einer
|
||||||
|
Gruppenwirkung} des Elementes $g$ bezeichnet.
|
||||||
|
\end{defn}
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|
||||||
|
\begin{notation}
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|
Wenn klar ist, von welcher Gruppe, welcher Menge und welcher Wirkung die Rede
|
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|
ist, schreibt man statt $α(g,m)$ häufig einprägsam $g·m$.
|
||||||
|
\end{notation}
|
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|
|
||||||
|
\begin{beobachtung}[Gruppenwirkungen und Morphismen in die Permutationsgruppe]\label{beo:mup}
|
||||||
|
In der Situation aus Definition~\ref{defn:gruppenwirkung} erhalten wir eine
|
||||||
|
Abbildung von $G$ in die Permutationsgruppe von $M$, also die Gruppe der
|
||||||
|
bijektiven Abbildungen $M → M$
|
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|
\[
|
||||||
|
φ_α : G → \text{Permutationen von } M, \quad g ↦ α_g.
|
||||||
|
\]
|
||||||
|
Mit dieser Notation ist Eigenschaft~\ref{Def_Operation_Aussage_1} äquivalent
|
||||||
|
zu der Aussage, dass $φ_α(e) = \Id_M$ ist.
|
||||||
|
Eigenschaft~\ref{Def_Operation_Aussage_1} ist äquivalent zu der Aussage, dass
|
||||||
|
für alle $g$ und $h$ aus $G$ die Gleichung $φ_α(h·g) = φ_α(h)◦ φ_α(g)$ ist.
|
||||||
|
Mit anderen Worten, $φ_α$ ist ein Gruppenmorphismus.
|
||||||
|
|
||||||
|
Umgekehrt kann ich zu jeden Gruppenmorphismus
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|
\[
|
||||||
|
ψ : G → \text{Permutationen von } M
|
||||||
|
\]
|
||||||
|
mithilfe von
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||||||
|
\[
|
||||||
|
β_ψ : G ⨯ M → M, \quad (g,m) ↦ \bigl(ψ(g)\bigr)(m)
|
||||||
|
\]
|
||||||
|
eine Gruppenwirkung definieren. Rechnen Sie sofort nach, das $β_ψ$
|
||||||
|
tatsächlich eine Gruppenwirkung ist und beweisen Sie, dass ich auf diese Weise
|
||||||
|
eine Bijektion zwischen der Menge der Gruppenwirkungen und der Menge der
|
||||||
|
Gruppenmorphismen erhalte.
|
||||||
|
\end{beobachtung}
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{defn}[(In)effektivität, Treue]
|
||||||
|
Gegeben sei eine Gruppenwirkung $α : G ⨯ M → M$ wie in
|
||||||
|
Definition~\ref{defn:gruppenwirkung} Der Kern des Gruppenmorphismus $φ_α$ aus
|
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|
Beobachtung~\ref{beo:mup} heißt \emph{Ineffektivität} der Gruppenwirkung. Die
|
||||||
|
Gruppenwirkung heißt \emph{treu}\index{treue Gruppenwirkung} oder
|
||||||
|
\emph{effektiv}\index{effektive Gruppenwirkung}, wenn der Gruppenmorphismus
|
||||||
|
$φ$ aus Beobachtung~\ref{beo:mup} injektiv ist.
|
||||||
|
\end{defn}
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{bsp}[Matrix-Vektor-Multiplikation]
|
||||||
|
Es sei $K$ ein Körper und es sei $n ∈ ℕ$ eine Zahl. Die Gruppe $\GL_n(K)$
|
||||||
|
operiert mithilfe der Matrix-Vektor-Multiplikation treu auf dem Vektorraum
|
||||||
|
$K^n$.
|
||||||
|
\end{bsp}
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{bsp}[Wirkung der Galoisgruppe]
|
||||||
|
Es sei $K$ ein Körper und es sei $f ∈ K[x]$ ein Polynom. Dann operiert die
|
||||||
|
Galoisgruppe $G(f)$ auf dem Zerfällungskörper $L$ von $f$, aber auch auf der
|
||||||
|
Menge der Nullstellen oder der Menge der Zwischenkörper von $L/K$.
|
||||||
|
\end{bsp}
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{bsp}[Dynamische Systeme]
|
||||||
|
Es sei $\vec{v} : ℝ² → ℝ²$ ein $\cC^{∞}$-Vektorfeld. Wir fassen $\vec{v}$ als
|
||||||
|
Differenzialgleichung auf: gegeben ein Punkt $p ∈ ℝ²$, so suchen wir
|
||||||
|
Abbildungen $γ_p : ℝ → ℝ²$, so folgendes gilt:
|
||||||
|
\begin{itemize}
|
||||||
|
\item Es ist $γ_p(0) = p$ und
|
||||||
|
|
||||||
|
\item für alle $t ∈ ℝ$ ist $γ'_p(t) = \vec{v}(γ_p(t))$.
|
||||||
|
\end{itemize}
|
||||||
|
Der Einfachheit halber nehmen wir einmal an, dass Funktionen $γ_p$ mit der
|
||||||
|
gewünschten Eigenschaft existieren -- der Satz von
|
||||||
|
Picard\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Emile_Picard}{Charles
|
||||||
|
Émile Picard} (* 24. Juli 1856 in Paris; † 11. Dezember 1941 ebenda) war
|
||||||
|
ein französischer
|
||||||
|
Mathematiker.}-Lindelöf\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Leonard_Lindelöf}{Ernst
|
||||||
|
Leonard Lindelöf} (* 7. März 1870 in Helsingfors (Helsinki),
|
||||||
|
Großfürstentum Finnland; † 4. Juni 1946 in Helsinki) war ein finnischer
|
||||||
|
Mathematiker.} sagt ihnen unter anderem, dass die $γ_p$ dann auch eindeutig
|
||||||
|
sind. Dann erhalten wir durch die Vorschrift
|
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\[
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||||||
|
γ : ℝ ⨯ ℝ² → ℝ², \quad (t, p) ↦ γ_p(t)
|
||||||
|
\]
|
||||||
|
eine Wirkung der Gruppe $(ℝ, +)$ auf $ℝ²$.
|
||||||
|
\end{bsp}
|
||||||
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|
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|
\subsection{Bahnen und Fixpunkte}
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|
Gruppenwirkungen sind fundamental und treten in jedem Teilbereich der Mathematik
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prominent auf. Deshalb gibt es auch unendliche viele Definitionen und
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|
Begriffsbildungen rund um dieses Konzept. Ich beschränke mich hier auf die
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Allerwesentlichsten.
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\begin{defn}[Bahn und Fixpunkt]
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Es sei $α : G⨯ M → M$ die Wirkung einer Gruppe $G$ auf einer Menge $M$.
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|
Weiter sei ein Element $m ∈ M$ gegeben. Die Menge
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||||||
|
$G· m := \{g· m\::\: g∈ G\}$ wird \emph{Bahn}\index{Bahn} oder
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|
\emph{Orbit}\index{Orbit} von $G$ durch $m$ genannt. Falls $G·m = \{m\}$ ist,
|
||||||
|
dann nennt man $m$ einen \emph{Fixpunkt} der Gruppenwirkung.
|
||||||
|
\end{defn}
|
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\begin{bsp}
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|
Betrachte die Ebene $ℝ²$. Die Gruppe $G = (ℝ,+)/(2π·ℤ)$ wirkt durch Drehungen
|
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um den Nullpunkt auf die Ebene. Der Nullpunkt ist ein Fixpunkt. Die Bahnen
|
||||||
|
dieser Wirkung sind der Nullpunkt und die Kreise um den Nullpunkt.
|
||||||
|
\end{bsp}
|
||||||
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|
\begin{beobachtung}
|
||||||
|
Eine Gruppe $G$ wirke auf einer Menge $M$. Beweisen Sie als Hausaufgabe die
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folgenden elementaren Aussagen: gegeben zwei Punkte $m_1, m_2∈ M$, dann sind
|
||||||
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die Bahnen $G·m_1$ und $G·m_2$ entweder gleich oder disjunkt. Folgern Sie,
|
||||||
|
dass $M$ ist die disjunkte Vereinigung der Bahnen ist, und das die Relation
|
||||||
|
``hat dieselbe Bahn wie'' eine Äquivalenzrelation auf $M$ ist. Die Menge der
|
||||||
|
Bahnen (= der Quotient unter dieser Äquivalenzrelation) wird als
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||||||
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\emph{Bahnenraum}\index{Bahnenraum} bezeichnet. Wenn die Gruppenwirkung klar,
|
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|
wird der Bahnenraum oft mit $M/G$ bezeichnet.
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|
\end{beobachtung}
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|
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|
\begin{defn}[Transitive Wirkung]
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Es sei $α : G⨯ M → M$ die Wirkung einer Gruppe $G$ auf einer Menge $M$. Man
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|
nennt die Wirkung \emph{transitiv}\index{transitive Wirkung}, falls es nur
|
||||||
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eine einzige Bahn gibt.
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\end{defn}
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\begin{beobachtung}
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Eine Gruppenwirkung $α : G⨯ M → M$ ist genau dann transitiv, wenn für alle
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Paare $a$, $b ∈ M$ ein Gruppenelement $g∈ G$ gibt, sodass die Gleichung
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|
$a = g·b$ gilt.
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\end{beobachtung}
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\begin{bsp}
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Die natürliche Wirkung der Gruppe $\GL_2(ℝ)$ auf $ℝ²$ ist nicht transitiv.
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Die Wirkung der Gruppe $\GL_2(ℝ)$ auf $ℝ² ∖ \{ \vec{0} \}$ ist transitiv.
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\end{bsp}
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||||||
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\subsection{Isotropie und Stabilisator}
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Die Isotropiegruppe eines Punktes, die wir jetzt gleich definieren werden, ist
|
||||||
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ein Maß dafür, wie sehr ein Punkt davon entfernt ist, ein Fixpunkt zu sein.
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|
Statt nur einzelne Punkte zu betrachten, definiere ich die Isotropiegruppe
|
||||||
|
gleich für Untermengen statt für Punkte.
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|
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||||||
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\begin{defn}[Isotropie und Stabilisator]\label{def:ius}
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|
Es sei $α : G⨯M → M$ die Wirkung einer Gruppe $G$ auf einer Menge $M$. Weiter
|
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|
sei $N ⊆ M$ eine Teilmenge.
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|
\begin{itemize}
|
||||||
|
\item Die Untergruppe
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\[
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||||||
|
\Iso(N) := \{ g ∈ G \::\: \forall n ∈ N: g·n = n \} ⊆ G
|
||||||
|
\]
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||||||
|
als \emph{Isotropie}\index{Isotropie} der Menge $N$ bezeichnet.
|
||||||
|
|
||||||
|
\item Die Untergruppe
|
||||||
|
\[
|
||||||
|
\Stab(N) := \{ g ∈ G \::\: \forall n ∈ N: g·n ∈ N \} ⊆ G
|
||||||
|
\]
|
||||||
|
wird als \emph{Stabilisator}\index{Stabilisator} der Menge $N$ bezeichnet.
|
||||||
|
\end{itemize}
|
||||||
|
\end{defn}
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{notation}\label{not:17.1.5}
|
||||||
|
Im Fall, dass die Menge $N$ aus Definition~\ref{def:ius} nur aus einem Element
|
||||||
|
besteht, $N = \{m\}$, schreibt man statt $\Iso(\{m\})$ häufig kurz $\Iso(m)$.
|
||||||
|
\end{notation}
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{bemerkung}
|
||||||
|
In der Situation von Definition~\ref{def:ius} gilt für jedes Element
|
||||||
|
$g ∈ \Stab(N)$ per Definition die Inklusion $φ_g(N) ⊆ N$ --- dabei bezeichnet
|
||||||
|
$φ_g$ wieder die zu $g$ gehörende Translationsabbildung. Überlegen Sie sich,
|
||||||
|
dass tatsächlich die Gleichheit $φ_g(N) = N$ gilt.
|
||||||
|
\end{bemerkung}
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{bemerkung}
|
||||||
|
In der älteren deutschen Literatur findet man statt ``Isotropiegruppe'' oft
|
||||||
|
auch das Wort ``Standgruppe'', was heute als anzüglich empfunden wird.
|
||||||
|
\end{bemerkung}
|
||||||
|
|
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|
\begin{bsp}
|
||||||
|
Es sei $L/K$ eine Galoiserweiterung mit Galoisgruppe $G$. Dann wirkt $G$ auf
|
||||||
|
der Menge $L$; die Wirkung ist gegeben durch
|
||||||
|
\[
|
||||||
|
G ⨯ L → L, \quad (σ, z) ↦ σ(z).
|
||||||
|
\]
|
||||||
|
Mit dieser Wirkung gilt für jeden Zwischenkörper $Z$ die Gleichung
|
||||||
|
$\Gal(L/Z) = \Iso(Z)$.
|
||||||
|
\end{bsp}
|
||||||
|
|
||||||
|
|
||||||
|
\subsection{Linksmultiplikation, Rechtsmultiplikation, Konjugation}
|
||||||
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|
||||||
|
Bei der Untersuchung von (endlichen) Gruppen interessiert man sich ganz
|
||||||
|
besonders für Wirkungen, bei denen eine gegebene Gruppe auf sich selbst wirkt.
|
||||||
|
Ich nenne drei besonders relevante Beispiele.
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\begin{bsp}[Linksmultiplikation, Rechtsmultiplikation]
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||||||
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Es sei $G$ eine Gruppe. Dann werden durch die Vorschriften
|
||||||
|
\[
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||||||
|
G⨯ G → G, \quad (g,h) ↦ g· h %
|
||||||
|
\quad \text{und} \quad %
|
||||||
|
G⨯ G → G, \quad (g,h) ↦ h· g^{-1}
|
||||||
|
\]
|
||||||
|
zwei treue Wirkungen von $G$ auf sich selbst definiert, die
|
||||||
|
\emph{Linksmultiplikation}\index{Linksmultiplikation} und
|
||||||
|
\emph{Rechtsmultiplikation}\index{Rechtsmultiplikation} genannt werden.
|
||||||
|
\end{bsp}
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{frage}
|
||||||
|
Warum schreibe ich bei der Definition der Rechtsmultiplikation statt
|
||||||
|
$h·g^{-1}$ nicht einfach $h·g$? Ist doch viel einfacher.
|
||||||
|
\end{frage}
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{bsp}[Konjugation von Elementen]\label{bsp:konju}
|
||||||
|
Es sei $G$ eine Gruppe, dann wird durch die Vorschrift
|
||||||
|
\[
|
||||||
|
G⨯ G → G, \quad (g,h) ↦ g· h·g^{-1}
|
||||||
|
\]
|
||||||
|
eine Wirkung von $G$ auf sich selbst definiert, die
|
||||||
|
\emph{Konjugationswirkung}\index{Konjugationswirkung} genannt wird. Die
|
||||||
|
Bahnen dieser Wirkung werden
|
||||||
|
\emph{Konjugationsklassen}\index{Konjugationsklassen} genannt.
|
||||||
|
\end{bsp}
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{bsp}
|
||||||
|
Finden Sie sofort ein Beispiel für eine Gruppe, bei der die
|
||||||
|
Konjugationswirkung auf $G$ treu ist! Finden Sie sofort ein Beispiel für eine
|
||||||
|
Gruppe, bei der diese Wirkung nicht treu ist, sondern trivial!
|
||||||
|
\end{bsp}
|
||||||
|
|
||||||
|
Die Konjugationswirkung ist natürlich besonders wichtig. Die relevanten
|
||||||
|
Isotropie- und Stabilisatorgruppen haben deshalb besondere Namen.
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{defn}[Zentralisator]
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||||||
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Es sei $G$ eine Gruppe. Wir betrachten die Konjugationswirkung von $G$ auf
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||||||
|
sich selbst. Gegeben eine Teilmenge $M ⊂ G$, dann wird die Untergruppe
|
||||||
|
$\Iso(M) ⊆ G$ auch als \emph{Zentralisator}\index{Zentralisator} von $M$
|
||||||
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bezeichnet. Die Untergruppe $\Iso(G) ⊆ G$ wird als \emph{Zentralisator von
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$G$} oder \emph{Zentrum von $G$}\index{Zentrum} bezeichnet.
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\end{defn}
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\begin{beobachtung}
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Ein Element $g ∈ G$ liegt genau dann im Zentralisator von $M$, wenn es mit
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jedem Element aus $M$ kommutiert. In anderen Worten, wenn für jedes Element
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$m ∈ M$ die Gleichung $g·m = m·g$ gilt. Ein Element $g ∈ G$ liegt genau dann
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im Zentralisator von $G$, wenn es mit jedem Element kommutiert.
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\end{beobachtung}
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Neben der Konjugation von einzelnen Elementen betrachtet man in der
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Gruppentheorie häufig auch noch die induzierte Konjugationswirkung auf der Menge
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der Untergruppen. Die folgende Definition macht das präzise.
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\begin{bsp}[Konjugation von Untergruppen]\label{bsp:konUG}
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Es sei $G$ eine Gruppe, dann wird durch die Vorschrift
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\[
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G⨯ \bigl\{ \text{Untergruppen von }G \bigr\} → \bigl\{ \text{Untergruppen
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von }G \bigr\}, \quad (g,H) ↦ g· H·g^{-1}
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\]
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eine Wirkung von $G$ auf der Menge aller Untergruppen definiert. Diese wird
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ebenfalls als \emph{Konjugationswirkung}\index{Konjugationswirkung}
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bezeichnet. Eine Untergruppe $N ⊆ G$ ist genau dann normal, wenn
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$N ∈ \{ \text{Untergruppen} \}$ ein Fixpunkt dieser Wirkung ist.
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\end{bsp}
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\begin{defn}[Normalisator einer Untergruppe]\label{defn:normalisator}
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Es sei $G$ eine Gruppe und $U ⊆ G$ sei eine Untergruppe. Betrachte die
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Konjugation von Untergruppen aus Beispiel~\ref{bsp:konUG}. Dann wird die
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Untergruppe $\Iso(U)$ als \emph{Normalisator von $U$}\index{Normalisator}
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bezeichnet. Die Bezeichnung $N(U)$ ist üblich.
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\end{defn}
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\begin{achtung}
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In Definition~\ref{defn:normalisator} wirkt die Gruppe $G$ auf die Menge
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\[
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M := \bigl\{ \text{Untergruppen von } G \bigr\}
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\]
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Die Untergruppe $U$ ist hier ein \emph{Element} der Menge $M$. Also ist
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$\Iso(U)$ gemäß Notation~\ref{not:17.1.5} zu verstehen!
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\end{achtung}
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\begin{bemerkung}
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In der Situation aus Definition~\ref{defn:normalisator} ist $N(U)$ stets eine
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Obergruppe von $U$; wir erhalten also eine Kette von Untergruppen
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$U ⊆ N(U) ⊆ G$. Überlegen Sie sich, dass die Gruppe $U$ stets eine normale
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Untergruppe von $N(U)$ ist. Überlegen Sie sich auch, dass die Untergruppe
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$N(U)$ die eindeutige, maximale Zwischengruppe mit dieser Eigenschaft ist.
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Was meine ich mit ``eindeutig, maximal'' eigentlich ganz genau?
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\end{bemerkung}
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\section{Die Bahnengleichung}
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\sideremark{Vorlesung 19}Wenn eine Gruppe auf eine Menge wirkt, dann gibt es
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natürlich einen Zusammenhang zwischen der Größe der Bahn und der Größe der
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Isotropiegruppe. Der folgende Satz quantifiziert das.
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\begin{satz}[Bahnengleichung]\label{Satz_Seite_156_und_157}
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Sei $G$ eine endliche Gruppe, die auf einer Menge $M$ operiert. Weiter sei
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$m ∈ M$. Dann gilt die folgende Gleichung,
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\begin{equation*}
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|G| = |\Iso(m)|·|G·m|.
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\end{equation*}
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\end{satz}
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\begin{proof}
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Betrachte die Abbildung
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\[
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φ : G → G·m, \quad g ↦ g·m.
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\]
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Jedes Element von $G$ liegt genau in einer Faser. Also ist
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\[
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|G| = \sum_{n ∈ G·m} |φ^{-1}(n)|.
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\]
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Wir rechnen die Größe der Fasern einfach aus. Gegeben ein Element $h·m$ der
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Bahn, dann gilt für jedes Gruppenelement $g ∈ G$:
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\begin{align*}
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g ∈ φ^{-1}(h·m) & ⇔ g·m = h· m \\
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& ⇔ h^{-1}· g· m = m \\
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& ⇔ (h^{-1} · g)∈ \Iso(m) \\
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||||||
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& ⇔ g∈ h· \Iso(m).
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\end{align*}
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Also ist $φ^{-1}(h·m) = h· \Iso(m)$. Diese Gruppe enthält aber genau so viele
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Elemente wie $\Iso(m)$.
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\end{proof}
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Wir hatten in Beobachtung~\vref{obs:Index} schon den Begriff des ``Indexes einer
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Untergruppe'' eingeführt. Ich wiederhole das noch einmal.
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\begin{bsp}[Linksmultiplikation und Rechtsnebenklassen]
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Sei $G$ eine Gruppe und $U⊂ G$ eine Untergruppe, dann operiert $U$ auf $G$
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durch Linksmultiplikation. Die Bahn eines Elements $g ∈ G$ unter dieser
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Operation, $U· g = \{u· g \::\: u∈ U\}$ heißt
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\emph{Rechtsnebenklasse}\index{Rechtsnebenklasse} von $g$ modulo $U$. Die
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Menge der Rechtsnebenklassen wird mit $\ifactor{U}{G}$ bezeichnet, die Anzahl
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der Rechtsnebenklassen heißt \emph{Index}\index{Index der Untergruppe $U ⊆ G$}
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und wird in der Literatur mit $[G:U]$ bezeichnet.
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\end{bsp}
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\begin{bemerkung}
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In der Literatur wird der Index manchmal auch mit Rechtsmultiplikation und
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Linksnebenklassen eingeführt. Diese Definition stimmen überein!
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\end{bemerkung}
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Für den Fall der Linksmultiplikation wird die Bahnengleichung auch als Satz von
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Lagrange\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph-Louis_Lagrange}{Joseph-Louis
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de Lagrange} (* 25. Januar 1736 in Turin als Giuseppe Lodovico Lagrangia; †
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10. April 1813 in Paris) war ein italienischer Mathematiker und Astronom.}
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bezeichnet.
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\begin{satz}[Satz von Lagrange]\label{Satz_Kleiner_Fermatscher_Satz}
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Es sei $G$ eine endliche Gruppe und es sei $U ⊂ G$ eine Untergruppe. Dann ist
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$|G| = [G:U]·|U|$.
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\end{satz}
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\begin{proof}
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Die Gruppe $G$ wirkt wie folgt auf der Menge $U\backslash G$ der
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Rechtsnebenklassen,
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\[
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G ⨯ \Bigl( \ifactor{U}{G} \Bigr) → \ifactor{U}{G}, \quad (g, U·h) ↦
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U·hg^{-1}.
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\]
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Überlegen Sie sich, dass dies tatsächlich eine (wohldefinierte!)
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Gruppenwirkung ist, dass diese Wirkung transitiv ist und dass $\Iso(U·e)=U$
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ist. Der Satz von Lagrange folgt dann sofort aus der Bahnengleichung,
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Satz~\vref{Satz_Seite_156_und_157}.
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\end{proof}
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\begin{bemerkung}
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Interessant ist wieder die Operation der Gruppe $G$ auf sich selbst durch
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Konjugation. Wenn $h ∈ G$ ist, dann gilt nach der Bahnengleichung die
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Gleichheit
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\begin{equation*}
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|\{ ghg^{-1} \::\: g∈ G \}| = [G : \Zentralisator(h)].
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\end{equation*}
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Die Anzahl der Elemente in einer Konjugationsklasse ist stets ein Teiler der
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Gruppenordnung $|G|$. Wenn jetzt $h_1, …, h_n∈ G$ ein vollständiges
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Repräsentantsystem für die Konjugationsklassen in $G$ sind, dann ist $G$ die
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disjunkte Vereinigung dieser Konjugationsklassen, und deshalb gilt die
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\emph{Klassengleichung}\index{Klassengleichung}
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\begin{equation}\label{eq_Klassengleichung_I}
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|G| = \sum_{i=1}^{n} [G : \Zentralisator(h_i)]
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\end{equation}
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Manchmal schreibt man die Klassengleichung auch anders. Dazu beobachte man,
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dass die Elemente des Zentrums $\Zentralisator(G)$ exakt diejenigen Elemente
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sind, deren Konjugationsklassen nur aus einem Element bestehen. Also gilt
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\begin{equation}\label{eq_Klassengleichung_II}
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|G| = |\Zentralisator(G)| + \sum_{\genfrac{}{}{0pt}{1}{h_i \text{ mit}}{[G:\Zentralisator(h_i)]>1}} [G:\Zentralisator(h_i)]
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\end{equation}
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\end{bemerkung}
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\section{Restklassengruppen}
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``Restklassengruppen'' oder ``Gruppenquotienten'' kennen wir schon lange. Der
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lieben Vollständigkeit halber zähle ich die wesentlichen Eigenschaften noch
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einmal auf. Alle Beweise sollten Ihnen bekannt sein… Wie immer gilt es, eine
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elegante universelle Eigenschaft formulieren.
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\begin{defn}[Restklassengruppen]
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Es sei $G$ eine Gruppe und $N ⊂ G$ sei eine normale Untergruppe. Eine
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\emph{Restklassengruppe}\index{Restklassengruppe} oder
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\emph{Gruppenquotient}\index{Gruppenquotient} ist eine Gruppe $Q$ zusammen mit
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einem Gruppenmorphismus $q : G → Q$, sodass $\ker q = N$ ist und so, dass
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folgende universelle Eigenschaft gilt. Wenn ein Gruppenmorphismus $α : G → H$
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mit $N ⊂ \ker α$ gegeben ist, dann existiert genau ein Gruppenmorphismus
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$β : Q → H$, sodass das folgende Diagramm kommutiert,
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\[
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\begin{tikzcd}
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G \ar[r, "q"] \ar[d, equal] & Q \ar[d, "β"] \\
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||||||
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G \ar[r, "α"'] & H
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||||||
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\end{tikzcd}
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\]
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\end{defn}
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Wie immer folgt aus der universellen Eigenschaft, dass Restklassengruppen
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eindeutig sind bis auf kanonische Isomorphie, falls sie überhaupt existieren.
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\begin{satzdef}[Existenz von Restklassengruppen]
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Es sei $G$ eine Gruppe und des sei $N ⊂ G$ eine normale Untergruppe. Dann
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lässt sich auf der Menge der Linksnebenklassen,
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\[
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||||||
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\factor{G}{N} = \{g· N \::\: g∈ G\}
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\]
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auf genau eine Weise eine Gruppenstruktur erklären, sodass die
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Quotientenabbildung
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\begin{equation*}
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q : G → \factor{G}{N}, \quad g ↦ g· N
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\end{equation*}
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ein Gruppenmorphismus ist. Dies ist dann automatisch ein Gruppenquotient.
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\qed
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\end{satzdef}
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\begin{satz}[Homomorphiesatz für Gruppen]
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Es sei $α : G → H$ ein surjektiver Gruppenmorphismus. Dann ist $\ker(α)$
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normal und $H ≅ G/\ker α$. \qed
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\end{satz}
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\begin{satz}[Normale Untergruppen unten und oben]\label{Satz_Seite_160}
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Es sei $α : G → H$ ein Gruppenmorphismus. Dann gilt Folgendes.
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\begin{enumerate}
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\item\label{Satz_Seite_160_Aussage_1} Das Bild einer Untergruppe von $G$ ist
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eine Untergruppe von $H$ und das Urbild einer Untergruppe von $H$ ist eine
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Untergruppe von $G$.
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\item\label{Satz_Seite_160_Aussage_2} Das Urbild eines Normalteilers von $H$
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ist ein Normalteiler von $G$ und das Bild eines Normalteilers von $G$ ist
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ein Normalteiler in $H$, wenn $α$ surjektiv ist.
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\end{enumerate}
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||||||
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\end{satz}
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\begin{proof}
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Sehr ähnlich zum analogen Satz für Ideale,
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Satz~\vref{Satz_Ringmorphismus_Eigenschaften}. \qed
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\end{proof}
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\begin{beobachtung}\label{beo:xx}
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Es sei $G$ eine Gruppe und es sei $N ⊂ G$ eine normale Untergruppe. Weiter
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sei $U ⊂ G$ irgendeine Untergruppe. Dann ist
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\[
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||||||
|
U· N =\{u· n \::\: u∈ U, n∈ N\}
|
||||||
|
\]
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wieder eine Untergruppe. Zum Beweis müssen wir lediglich zeigen, dass $U·N$
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abgeschlossen unter der Gruppenoperation ist. Mit anderen Worten, wir müssen
|
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zeigen, dass für alle $n_1$, $n_2 ∈ N$ für alle $u_1$, $u_2 ∈ U$ die Inklusion
|
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\begin{equation*}
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(u_1· n_1)· (u_2· n_2) ∈ U· N
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\end{equation*}
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gilt. Wir wissen, dass $N$ normal ist. Also ist
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$\widetilde{n_1} := u_2^{-1} n_1u_2 ∈ N$ und es gilt
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$n_1u_2=u_2\widetilde{n_1}$. Demnach ist
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\begin{equation*}
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u_1n_1u_2n_2=u_1u_2·\widetilde{n_1}n_2∈ U· N.
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||||||
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\end{equation*}
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Fertig ist der Beweis. Man beachte: wenn $N$ nicht normal ist, ist diese
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Beobachtung im Allgemeinen ganz falsch!
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\end{beobachtung}
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Dank Beobachtung~\ref{beo:xx} ergeben die folgenden Sätze Sinn.
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\begin{satz}[Erster Noetherscher Isomorphiesatz]\label{Satz_Erster_Noetherscher_Isomorphiesatz}
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Es sei $G$ eine Gruppe und es sei $N ⊂ G$ eine normale Untergruppe. Weiter
|
||||||
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sei $U ⊂ G$ irgendeine Untergruppe. Dann induziert der die komponierte
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Abbildung
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\begin{equation*}
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\begin{tikzcd}
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U \ar[r, hook] & G \ar[r, "q"] & \factor{G}{N}
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||||||
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\end{tikzcd}
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\end{equation*}
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einen Isomorphismus $U/(U∩N) ≅ (U·N)/N$. \qed
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\end{satz}
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\begin{satz}[Zweiter Noetherscher Isomorphiesatz]\label{Satz_Zweiter_Noetherscher_Isomorphiesatz}
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Es sei $G$ eine Gruppe und es seien $N_2 ⊂ N_1⊂ G$ zwei Normalteiler. Dann
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ist $N_1/N_2$ normal in $G/N_2$ und
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\begin{equation*}
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\factor{ \factor{G}{N_2} }{ \factor{N_1}{N_2} } ≅ \factor{G}{N_1}. \eqno \qed
|
||||||
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\end{equation*}
|
||||||
|
\end{satz}
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\section{Zyklische Gruppen und die Ordnung von Elementen}
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Die Diskussion in diesem Kapitel ist recht ähnlich zur Diskussion des
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Primkörpers eines Körpers. Die vielleicht einfachste Gruppe ist $(ℤ,+)$. Die
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Untergruppen von $ℤ$ sind leicht zu bestimmen. Wenn nämlich $U ⊂ ℤ$ eine
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Untergruppe ist, dann ist für alle $n∈ℤ^+$ und für alle $u ∈ U$
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\begin{equation*}
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n·u=\underbrace{u+\dots+u}_{n⨯}∈ U.
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\end{equation*}
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Analog für negative $n$. Also ist $U$ ein Ideal und deshalb von der Form
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$U= (α)$.
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\begin{beobachtung}\label{beob:lx}
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Es sei $G$ eine Gruppe und es sei $g∈ G$ ein Element. Dann existiert genau
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ein Gruppenmorphismus $ζ : ℤ → G$ mit $ζ(1) = g$. Für positive Zahlen $n$ ist
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\begin{equation*}
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ζ(n) = \underbrace{g ⋯ g}_{n⨯},
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\end{equation*}
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|
für negative Zahlen analog.
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\end{beobachtung}
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\begin{defn}[Zyklische (Unter)gruppe, primitives Element]
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Es sei $G$ eine Gruppe.
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\begin{itemize}
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\item Gegeben ein Element $g ∈ G$, sei $ζ$ die Abbildung aus
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Beobachtung~\ref{beob:lx}. Das Bild von $ζ$ heißt die \emph{von $g$
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erzeugte zyklische Untergruppe}\index{Zyklische Untergruppe}. Das Bild
|
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von $ζ$ wird oft $(g)$ geschrieben.
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\item Die Gruppe $G$ heißt \emph{zyklisch}\index{zyklische Gruppe}, wenn ein
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$g∈ G$ existiert, sodass $G = (g)$ ist. Man nennt $g$ dann ein
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||||||
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\emph{primitives Element von $G$}\index{primitives Element einer zyklischen
|
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|
Gruppe}.
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||||||
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\end{itemize}
|
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\end{defn}
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\begin{bemerkung}
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Eine zyklische Gruppe ist also entweder isomorph zu $(ℤ,+)$ oder zu einer
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endlichen Gruppe der Form $ℤ/(n)$.
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\end{bemerkung}
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\begin{defn}[Ordnung von Gruppenelementen]\label{def:orge}
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Es sei $G$ eine Gruppe und $g∈ G$ sei ein Element. Die \emph{Ordnung von
|
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|
$g$}\index{Ordnung!eines Gruppenelements} ist die Ordnung der Gruppe $(g)$.
|
||||||
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\end{defn}
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\begin{bemerkung}
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In der Situation von Definition~\ref{def:orge} ist die Ordnung von $g$
|
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entweder $∞$ oder $n ∈ ℕ$, wobei $n$ die kleinste Zahl mit $g^n=e$ ist.
|
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\end{bemerkung}
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\begin{satz}\label{Satz_Seite_163}
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Es sei $G$ eine Gruppe und es sei $g ∈ G$ ein Element.
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\begin{enumerate}
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\item\label{Satz_Seite_163_Aussage_1} Gilt $g^m=e$ für ein $m ∈ ℤ$, dann ist
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die Ordnung von $g$ ein Teiler von $m$.
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||||||
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\item\label{Satz_Seite_163_Aussage_2} Wenn die Ordnung von $g$ gleich $m$ ist
|
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|
und $n ∈ ℕ$ irgendeine weitere Zahl, dann hat $g^n$ die Ordnung
|
||||||
|
$m/ \ggT(n,m)$. Insbesondere gilt Folgendes.
|
||||||
|
\begin{itemize}
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||||||
|
\item Die Ordnung von $g^n$ ist gleich $m$, falls $\ggT(n,m)=1$ ist.
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||||||
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|
||||||
|
\item Die Ordnung von $g^n$ ist gleich $m/n$, falls $n$ ein Teiler von $m$
|
||||||
|
ist. \qed
|
||||||
|
\end{itemize}
|
||||||
|
\end{enumerate}
|
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|
\end{satz}
|
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|
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\begin{beobachtung}\label{beo:pe}
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Es sei $G$ zyklisch der Ordnung $m$ und es sei $g ∈ G$ ein primitives Element.
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|
Dann folgt aus Satz~\ref{Satz_Seite_163}, dass die Menge der primitiven
|
||||||
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Elemente sind exakt die folgende Menge ist,
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\begin{equation*}
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||||||
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\{ g^a \::\: 1 ≤ a ≤ m: \ggT(a,m)=1\}.
|
||||||
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\end{equation*}
|
||||||
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\end{beobachtung}
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Die Größe der Menge aus Beobachtung~\ref{beo:pe} ist eine Zahl, die später bei
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der Beantwortung der Frage nach der Konstruierbarkeit des regulären $n$-Ecks
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noch sehr wichtig wird. Die Abbildung, die jeder Zahl $n$ die Anzahl der
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primitiven Elemente von $ℤ/(n)$ zuordnet, wird
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Eulersche\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Leonhard_Euler}{Leonhard
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Euler} (lateinisch Leonhardus Eulerus; * 15. April 1707 in Basel; † 7.
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Septemberjul./ 18. September 1783greg. in Sankt Petersburg) war ein
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Schweizer Mathematiker, Physiker, Astronom, Geograph, Logiker und Ingenieur.}
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$φ$-Funktion genannt.
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\begin{defn}[Eulersche $φ$-Funktion]
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Man nennt die Funktion
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\begin{equation*}
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φ : ℕ → ℕ, \quad m ↦ \# \{a∈ ℕ \::\: 1≤ a≤ m: \ggT(a,m) = 1\}
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\end{equation*}
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die \emph{Eulersche $φ$-Funktion}\index{Eulersche $φ$-Funktion}.
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\end{defn}
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\begin{bsp}
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Jede Gruppe, deren Ordnung eine Primzahl ist, ist zyklisch. Abgesehen von dem
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neutralen Element sind alle Elemente primitiv.
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\end{bsp}
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\begin{bsp}[Einheitswurzeln]\label{bsp:ehw}
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Die Menge der $n$-ten Einheitswurzeln,
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\[
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\Bigl\{ e^{\frac{2π i}{n}· a} \::\: 0≤ a< n\Bigr\} ⊂ ℂ,
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\]
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also die Nullstellen von $x^n-1 ∈ ℂ[n]$ bilden bezüglich der Multiplikation
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eine zyklische Gruppe der Ordnung $n$. Die primitiven Erzeuger heißen
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\emph{primitive Einheitswurzeln}\index{primitive Einheitswurzeln}. Die Gruppe
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der $n$-ten Einheitswurzeln ist Gruppe der Drehungen des regulären $n$-Ecks.
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Die vollständige Symmetriegruppe des $n$-Ecks enthält neben Drehungen noch
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Spiegelungen. Man nennt diese Gruppe \emph{Diedergruppe}\index{Diedergruppe}.
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Die Diedergruppe $D_n$ hat die Ordnung $2· n$ und ist nicht abelsch.
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\end{bsp}
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Der folgende Satz liefert weitere Beispiele.
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\begin{satz}\label{Satz_Endliche_Mult_Gruppe_also_Zyklisch_S164}
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Sei $R$ ein Integritätsring und $G ⊂ R^*$ sei eine endliche (multiplikative)
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Gruppe. Dann ist $G$ zyklisch.
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\end{satz}
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Vor dem Beweis von Satz~\vref{Satz_Endliche_Mult_Gruppe_also_Zyklisch_S164}
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zuerst zwei kleine Lemmas. Das erste können Sie selbst beweisen.
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\begin{lemma}\label{Lemma_vor_Ordnung_teilen}
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Es sei $G$ eine Gruppe und es seien $g,h∈ G$ zwei Elemente, die
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kommutieren\footnote{das bedeutet: $g· h= h· g$}. Weiter sei
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$\ggT(\ord g, \ord h) = 1$. Dann ist $\ord(g· h) = (\ord g)·(\ord h)$. \qed
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\end{lemma}
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\begin{lemma}\label{Lemma_Ordnung_teilen}
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Es sei $G$ eine endliche abelsche Gruppe und es sei
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$m := \max \{\ord g \::\: g∈ G\}$. Dann gilt für alle $g∈ G$ die Relation
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$(\ord g)| m$.
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\end{lemma}
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\begin{proof}
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Seien $\ord g = \prod_{\{p\}}p^{ν_p}$ und $m = \prod_{\{p\}}p^{μ_p}$ die
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Primfaktorzerlegungen von $\ord g$ und von und $m$. Weiter sei $h∈ G$ ein
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Element mit $\ord h =m$ und $g∈ G$ sei irgendein Element. Gegeben eine
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Primzahl $p$, so schreiben wir
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\begin{equation*}
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\ord g = p^{ν_p}· n_p\quad\text{und}\quad \ord h = m = p^{μ_p}· m_p;
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\end{equation*}
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dabei gilt $p \nmid n_p$ und $p \nmid m_p$ gilt. Weil $p$ und $n_p$
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beziehungsweise $m_p$ sogar teilerfremd sind, gilt
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\begin{equation*}
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\ord g^{n_p} = p^{ν_p} \quad\text{und}\quad \ord h^{p^{μ_p}} = m_p.
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\end{equation*}
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Also folgt aus Lemma~\vref{Lemma_vor_Ordnung_teilen}, dass
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\begin{equation*}
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\ord \bigl(g^{n_p}· h^{p^{μ_p}} \bigr) = p^{ν_p}· m_p≤ m = p^{μ_p}· m_p
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\end{equation*}
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ist, wobei die Ungleichung gilt, weil $m$ das Maximum war. Also folgt
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$ν_p < μ_p$. Weil das für jede Primzahl gilt, folgt $(\ord g)|m$ gelten.
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\end{proof}
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Mit dieser Vorbereitung können wir jetzt den Satz über die Untergruppen von
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$R^*$ beweisen.
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\begin{proof}[Beweis von Satz~\vref{Satz_Endliche_Mult_Gruppe_also_Zyklisch_S164}]
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Jeder Integritätsring ist in seinen Quotientenkörper eingebettet. Deshalb
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können wir ohne Einschränkung annehmen, dass $R$ ein Körper ist. Nach
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Lemma~\vref{Lemma_Ordnung_teilen} gilt dann mit
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\[
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m := \max \{ \ord g \::\: g∈ G \}
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\]
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für alle $g ∈ G$, dass $g^m=1$ ist. Die Elemente aus $G$ sind also alles
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Nullstellen des Polynoms $x^m-1∈ R[x]$. Nun gibt es einerseits höchstens $m$
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solche Nullstellen, andererseits ist für ein $h ∈ G$ mit $\ord h =m$ schon
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\begin{equation*}
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(h) = \{h^n \::\: n ∈ ℤ\}⊂ G
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\end{equation*}
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eine Menge mit $m$ Elementen. Also ist $G = (h)$.
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\end{proof}
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\begin{bemerkung}
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Wenn $K$ ein endlicher Körper mit $q$ Elementen ist, dann ist $\# K^* = q-1$.
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Wir haben gesehen, dass $K^*$ aus den Nullstellen des Polynoms
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$x^{q-1}-1 ∈ 𝔽_p[x] ⊂ K[x]$ besteht, wobei $p$ die Charakteristik von $K$ ist.
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Also hat $x(x^{q-1}-1)=x^q-x$ alle Elemente von $K$ als Nullstelle. Das gibt
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einen einfachen Beweis für die Klassifikation endlicher Körper.
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\end{bemerkung}
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\section{Der kleine Satz von Fermat}
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Der kleine Satz von
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Fermat\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Pierre_de_Fermat}{Pierre de
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Fermat} (* in der zweiten Hälfte des Jahres 1607 in Beaumont-de-Lomagne,
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heute im Département Tarn-et-Garonne; † 12. Januar 1665 in Castres) war ein
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|
französischer Mathematiker und Jurist.} ist eine zahlentheoretische Aussage,
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|
die sich trivial aus dem Gesagten ergibt. Wir halten die Aussage für spätere
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Anwendungen noch einmal fest.
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\begin{satz}[Kleiner Satz von Fermat]\label{satz:kleinerFermat}
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Es sei $p ∈ ℕ$ eine Primzahl und es sei $a ∈ ℤ$ irgendeine Zahl. Dann ist
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$a^p \equiv a \:\:(\operatorname{mod} p)$.
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\end{satz}
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\begin{proof}
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Falls $a$ ein Vielfaches von $p$ ist, ist die Sache klar. Ansonsten liefert
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die Restklasse von $a$ ein nicht-verschwindendes Element
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$\overline{a} ∈ ℤ/(p) = 𝔽_p$, also ein Element der multiplikativen Gruppe
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$𝔽^*_p$, welche $p-1$ Elemente hat. Nach
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Satz~\ref{Satz_Kleiner_Fermatscher_Satz} (``Satz von Lagrange'') ist die
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Ordnung von $g$, also die Größe der von $g$ erzeugten Untergruppe, ein Teiler
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von $|𝔽^*_p| = p-1$. Es gilt also $\overline{a}^{p-1} = 1 ∈ 𝔽^*_p$ oder
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äquivalent $a^p \equiv a \:\:(\operatorname{mod} p)$.
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\end{proof}
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\begin{bemerkung}\label{bem:kleinerFermat}
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Bei Anwendungen von Satz~\ref{satz:kleinerFermat} verwendet man häufig die
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äquivalenten Formulierungen $a^{p-1} \equiv 1 \:\:(\operatorname{mod} p)$ oder
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$p|(a^{p-1}-1)$.
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\end{bemerkung}
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%%% Local Variables:
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%%% mode: latex
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%%% TeX-master: "AlgebraZahlentheorie"
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%%% End:
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448
18.tex
Normal file
448
18.tex
Normal file
@ -0,0 +1,448 @@
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% spell checker language
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\selectlanguage{german}
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\chapter{Die Sätze von Sylow}
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\label{chap:18}
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\sideremark{Vorlesung 20}Die Sätze von Sylow sind ganz wesentliche Aussagen zur
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Struktur endlicher Gruppen. Im Kern geht es um folgenden Punkt: gegeben eine
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endliche Gruppe $G$ und eine Untergruppe $H ⊂ G$. Dann ist wissen wir schon,
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dass $|H|$ ein Teiler von $|G|$. Aber existiert auch zu jedem Teiler von $|G|$
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auch tatsächlich eine Untergruppe? Für Primzahlpotenzteiler werden die Sätze
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von
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Sylow\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Ludwig_Mejdell_Sylow}{Peter
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Ludwig Mejdell Sylow} (* 12. Dezember 1832 in Christiania, heute Oslo; † 7.
|
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|
September 1918 ebenda) war ein norwegischer Mathematiker, der grundlegende
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|
Arbeiten zur Gruppentheorie verfasste.} diese Frage ausführlich beantworten.
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\begin{notation}
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Im Folgenden sei $p$ stets eine Primzahl.
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\end{notation}
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\section{Das zentrale Schlüssellemma und der Satz von Cauchy}
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Die zentrale Beobachtung, auf der der ganze Inhalt dieses Kapitels aufbaut, ist
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die folgende.
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\begin{lemma}[Zentrales Schlüssellemma]\label{lem:zsl}
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Es sei $G$ eine Gruppe der Ordnung $p^m$, die auf einer endlichen Menge $M$
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operiert. Weiter sei
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\begin{equation*}
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M_0 = \{ m ∈ M \::\: \forall g ∈ G: g· m = m \}
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\end{equation*}
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die Menge der Fixpunkte. Dann ist
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$|M| \equiv |M_0| \:\:(\operatorname{mod} p)$.
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\end{lemma}
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\begin{proof}
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Wir betrachten die $G$-Wirkung auf $M$ und interessieren uns für diejenigen
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Bahnen, die mehr als ein Element haben. Wir bezeichnen diese Bahnen mit
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$B_1, …, B_n$. Weil $M$ die disjunkte Vereinigung der Bahnen ist, gilt:
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\begin{equation*}
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|M| = |M_0| + |B_1|+ ⋯ +|B_n|,
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\end{equation*}
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Wir wissen aus der Bahnengleichung, Satz~\vref{Satz_Seite_156_und_157}, dass
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die Zahlen $|B_i|$ stets Teiler von $|G| = p^m$ sind. Also ist $|B_i|$ ein
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Vielfaches von $p$ und es gilt die gewünschte Gleichung
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$|M| \equiv |M_0| \:\:(\operatorname{mod} p)$.
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\end{proof}
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Der Satz von
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Cauchy\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Augustin-Louis_Cauchy}{Augustin-Louis
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Cauchy} (* 21. August 1789 in Paris; † 23. Mai 1857 in Sceaux) war ein
|
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französischer Mathematiker.} wendet das zentrale Schlüssellemma auf eine
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endliche Gruppe an, um die Existenz von Gruppenelementen mit interessanter
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Ordnung zu beweisen.
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\begin{satz}[Satz von Cauchy]\label{Satz_von_Cauchy}
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Wenn die Ordnung einer endlichen Gruppe durch $p$ teilbar ist, dann existiert
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ein Element von Ordnung $p$.
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\end{satz}
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\begin{proof}
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Sei $G$ die Gruppe. Betrachte die Menge
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\begin{equation*}
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M = \bigl\{ (a_1, …, a_p) ∈ G⨯ ⋯ ⨯ G \::\: a_1· a_2 ⋯ a_p = e \bigr\}.
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||||||
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\end{equation*}
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Gegeben ein Tupel $(a_1, …, a_p) ∈ M$, dann stellen wir erst einmal fest, dass
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der letzte Eintrag des Tupels durch die ersten Einträge eindeutig bestimmt
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ist, $a_p = (a_1⋯ a_{p-1})^{-1}$. Wir erhalten die folgende Gleichung,
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\begin{equation}\label{eq:x78}
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|M| = |G^{p-1}| = |G|^{p-1}.
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\end{equation}
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Als Nächstes brauchen wir eine schicke Gruppenwirkung, denn wir wollen das
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zentrale Schlüssellemma anwenden. Dazu lassen wir die zyklische Gruppe
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$ℤ/(p)$ auf $M$ durch zyklisches Vertauschen wirken\footnote{Die zyklische
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Vertauschung wirkt auf $M$, weil in jeder Gruppe aus $a· b = e$ auch
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$b· a = e$ gilt. Damit ist nämlich klar, dass mit $(a_1, …, a_p) ∈ M$ auch
|
||||||
|
die zyklisch vertauschten Tupel $(a_2, …, a_p, a_1)$,
|
||||||
|
$(a_3, …, a_p, a_1, a_2)$, … auch wieder in $M$ liegen.}. Die Fixpunktmenge
|
||||||
|
dieser Wirkung ist
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\[
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||||||
|
M_0 = \{ (a, …, a) ∈ G^p \::\: a^p=e\}.
|
||||||
|
\]
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||||||
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Wegen $(e, …, e) ∈ M_0$ ist schon einmal klar, dass $M_0 ≠ ∅$ ist. Auf der
|
||||||
|
anderen Seite folgt aus dem zentralen Schlüssellemma, dass
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\[
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||||||
|
|M_0| \overset{\text{Satz~\ref{lem:zsl}}}{\equiv} |M|
|
||||||
|
\overset{\eqref{eq:x78}}{\equiv} |G|^{p-1} \equiv 0 \:\: (\operatorname{mod}
|
||||||
|
p)
|
||||||
|
\]
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||||||
|
ist. Also existiert mindestens ein $a ≠ e$ mit $a^p=e$. Nach
|
||||||
|
Satz~\vref{Satz_Seite_163} hat $a$ dann automatisch die Ordnung $p$.
|
||||||
|
\end{proof}
|
||||||
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||||||
|
|
||||||
|
\section{$p$-Gruppen und $p$-Sylowuntergruppen}
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||||||
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Wenn man den Satz von Cauchy ernst nimmt, dann scheinen diejenigen Gruppen
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besonders einfach zu sein, deren Ordnung möglichst wenige Teiler besitzen. Die
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folgende Definition beschreibt den Extremfall.
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\begin{definition}[$p$-Gruppe]
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Eine Gruppe $G$ heißt \emph{$p$-Gruppe}\index{p-Gruppe=$p$-Gruppe}, wenn die
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|
Ordnung jedes Elements eine Potenz von $p$ ist.
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\end{definition}
|
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|
|
||||||
|
\begin{satz}[An der Gruppenordnung sollt ihr sie erkennen]
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Eine endliche Gruppe ist genau dann eine $p$-Gruppe, wenn es eine Zahl $n ∈ ℕ$
|
||||||
|
gibt, sodass $|G|=p^n$ ist.
|
||||||
|
\end{satz}
|
||||||
|
\begin{proof}
|
||||||
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Wenn $|G| = p^n$ ist, dann hat jedes Element $g ∈ G$ eine Ordnung, die $p^n$
|
||||||
|
teilt, also eine Potenz von $p$. Wenn $|G|$ keine Potenz von $p$ ist, dann
|
||||||
|
gibt es eine Primzahl $q ≠ p$, die Ordnung $|G|$ teilt. Nach
|
||||||
|
Satz~\ref{Satz_von_Cauchy} (``Satz von Cauchy'') gibt es dann aber auch ein
|
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|
Element der Ordnung $q$, und $G$ kann keine $p$-Gruppe sein.
|
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\end{proof}
|
||||||
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\begin{satz}
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Jede endliche $p$-Gruppe $G ≠ \{e\}$ hat ein nicht-triviales Zentrum.
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||||||
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\end{satz}
|
||||||
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\begin{proof}
|
||||||
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Wie in Beispiel~\vref{bsp:konju} betrachten wir die Wirkung von $G$ auf sich
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||||||
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selbst durch Konjugation. Die Fixpunkte dieser Wirkung bilden gerade das
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|
Zentrum von $G$. Wir wissen aus dem zentralen Schlüssellemma~\ref{lem:zsl},
|
||||||
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dass
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\begin{equation*}
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|\Zentralisator(G)| \equiv |G| \equiv 0 \:\:(\operatorname{mod} p).
|
||||||
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\end{equation*}
|
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|
Aus $e ∈ \Zentralisator(G)$ folgt dann wieder $|\Zentralisator(G)| ≥ p$.
|
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|
\end{proof}
|
||||||
|
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|
Wenn eine gegebene Gruppe $G$ keine $p$-Gruppe ist, dann ist das dumm. In
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||||||
|
dieser Situation kann man immerhin noch nach den $p$-Gruppen fragen, die in $G$
|
||||||
|
enthalten sind. Dabei sind die maximal großen $p$-Untergruppen natürlich
|
||||||
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besonders gut.
|
||||||
|
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||||||
|
\begin{definition}[$p$-Sylowuntergruppe]\label{defn:pSUG}
|
||||||
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Es sei $G$ eine endliche Gruppe. Eine \emph{$p$-Sylowunter\-gruppe von
|
||||||
|
$G$}\index{Sylowuntergruppe} ist eine maximale $p$-Untergruppe von $G$.
|
||||||
|
\end{definition}
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{bemerkung}
|
||||||
|
In Definition~\ref{defn:pSUG} bedeutet ``maximal'' natürlich ``maximal
|
||||||
|
bezüglich Inklusion''. Die Menge der $p$-Untergruppen ist nicht leer, weil
|
||||||
|
$\{e\}$ eine $p$-Untergruppe ist. Für \emph{endliche} Gruppen ist die
|
||||||
|
Existenz von $p$-Sylowuntergruppen klar.
|
||||||
|
\end{bemerkung}
|
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\begin{lem}
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Es sei $G$ eine endliche beliebige Gruppe, es sei $G_p$ eine
|
||||||
|
$p$-Sylowuntergruppe und es sei $g ∈ G$ ein Element. Dann ist die Untergruppe
|
||||||
|
$g·G_p·g^{-1} ⊆ G$ wieder eine $p$-Sylowuntergruppe. Insbesondere gilt: wenn
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||||||
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es in $G$ nur eine $p$-Sylowuntergruppe $G_p$ gibt, dann ist $G_p$ ein
|
||||||
|
Normalteiler von $G$.
|
||||||
|
\end{lem}
|
||||||
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\begin{proof}
|
||||||
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Die Gruppen $G_p$ und $g·G_p·g^{-1}$ haben gleich viele Elemente. Um zu
|
||||||
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zeigen, dass $g·G_p·g^{-1}$ eine $p$-Sylowuntergruppe ist, müssen wir also nur
|
||||||
|
zeigen, dass $g·G_p·g^{-1}$ maximal ist. Sei also $H ⊆ G$ eine $p$-Gruppe,
|
||||||
|
die $g·G_p·g^{-1}$ enthält. Dann ist $G_p ⊆ g^{-1}·H·g ≅ H$. Also ist
|
||||||
|
$g^{-1}·H·g =G_p$ und $H = g·G_p·g^{-1}$.
|
||||||
|
\end{proof}
|
||||||
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|
||||||
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\begin{lemma}\label{Lemma_vor_Korrolar_Sylowsaetze}
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|
Sei $U$ eine $p$-Untergruppe einer endlichen Gruppe $G$. Wie in
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|
Definition~\ref{defn:normalisator} sei $N(U)$ der Normalisator von $U$. Dann
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||||||
|
gilt
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||||||
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\begin{equation*}
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||||||
|
[G:U] \equiv [N(U):U] \:\:(\operatorname{mod} p).
|
||||||
|
\end{equation*}
|
||||||
|
\end{lemma}
|
||||||
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\begin{proof}
|
||||||
|
Die Gruppe $U$ wirkt durch Linksmultiplikation auf der Menge $M$ der
|
||||||
|
Linksnebenklassen,
|
||||||
|
\[
|
||||||
|
M := \{ g· U \::\: g ∈ G\}.
|
||||||
|
\]
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Wie immer sei $M_0 ⊆ M$ die Menge der Fixpunkte dieser Wirkung. Wann ist eine
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Nebenklasse $g·U$ ein Fixpunkt dieser Wirkung? Antwort: es ist
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\begin{align*}
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g·U ∈ M_0 & ⇔ \forall u ∈ U: u·g·U = g·U \\
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& ⇔ \forall u ∈ U: g^{-1}·u·g ∈ U \\
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& ⇔ g^{-1}·U·g = U \\
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& ⇔ g ∈ N(U).
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\end{align*}
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Also ist
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\begin{equation*}
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[N(U):U] = |M_0| \overset{\text{Satz~\ref{lem:zsl}}}{\equiv} |M| = [G:U].\qedhere
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\end{equation*}
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\end{proof}
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\begin{kor}
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Mit den gleichen Voraussetzungen wie in
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Satz~\ref{Lemma_vor_Korrolar_Sylowsaetze} gilt: wenn $p$ den Index $[G:U]$
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teilt, dann ist $U ⊊ N(U)$.
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\end{kor}
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\begin{proof}
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Es ist auf jeden Fall $e·U ∈ M_0$, also ist $|M_0| ≥ 1$. Wegen der
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zusätzlichen Voraussetzung ist dann sogar $|M_0| ≥ p$.
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\end{proof}
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\section{Die Sätze von Sylow}
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Die Sätze von Sylow\index{Sylow-Sätze} geben Auskunft über Existenz von
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$p$-Sylowuntergruppen in gegebenen endlichen Gruppen. Sie geben auch Auskunft
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darüber, wie die Gruppen ineinander enthalten sind.
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\begin{satz}[Erster Sylow-Satz]\label{Satz_Sylow_Eins}
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Es sei $G$ eine endliche Gruppe. Schreibe $|G| = p^n· m$, wobei $p \nmid m$
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sei. Dann gelten folgende Aussagen.
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\begin{enumerate}
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\item\label{Satz_Sylow_erster_1} Für jede Zahl $i ∈ \{0, …, n\}$ existiert
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eine $p$-Untergruppe von $G$ der Ordnung $pⁱ$.
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\item\label{Satz_Sylow_erster_2} Für jede Zahl $i ∈ \{0, …, n-1\}$ gilt: Jede
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Untergruppe der Ordnung $pⁱ$ ist Normalteiler einer Untergruppe der Ordnung
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$p^{i+1}$.
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\end{enumerate}
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Insbesondere hat jede $p$-Sylowuntergruppe von $G$ die Ordnung $p^n$.
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\end{satz}
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\begin{proof}
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\video{20-1}
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\end{proof}
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\begin{satz}[Zweiter Sylow-Satz]\label{Satz_Sylow_Zwei}
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Es sei $G$ eine endliche Gruppe. Zu jeder $p$-Untergruppe $U ⊂ G$ und zu
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jeder $p$-Sylowuntergruppe $P ⊆ G$ existiert ein $g ∈ G$, sodass
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$g·U·g^{-1} ⊂ P$ ist. Insbesondere sind je zwei $p$-Sylowuntergruppen von $G$
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zueinander konjugiert.
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\end{satz}
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\begin{proof}
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\video{20-2}
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\end{proof}
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\begin{satz}[Dritter Sylow-Satz]\label{Satz_Sylow_Drei}
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Sei $s_p$ die Anzahl der verschiedenen $p$-Sylowuntergruppen einer endlichen
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Gruppe $G$. Dann ist $s_p$ ein Teiler von $|G|$. Weiterhin ist
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$s_p \equiv 1 \:\: (\operatorname{mod} p)$.
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\end{satz}
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\begin{proof}
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\video{20-3}
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\end{proof}
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\section{Die Symmetriegruppe des Tetraeders}
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Um die bisherigen Ergebnisse zu illustrieren, diskutiere ich noch einmal
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ausführlich die Gruppe $G = S_4$, die Gruppe der Permutationen der Menge
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$\{1, 2, 3, 4 \}$. Um später die Galoisgruppe von Polynomen $4.$ Grades
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auszurechnen, interessieren uns die besonders für die Untergruppen von $S_4$.
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\subsection{Geometrische Interpretation}
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Geometrisch lässt sich $S_4$ als Symmetriegruppe des Tetraeders interpretieren,
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wie in Abbildung~\ref{fig:tetraeder} dargestellt. Schauen Sie aber auf jeden
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Fall auch einmal in den
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\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Tetraedergruppe}{Wikipedia-Eintrag zur
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Tetraedergruppe}.
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\begin{figure}
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\centering
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\begin{tikzpicture}[scale=.75]
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\def \hoeheEins {0.25}
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\def \hoeheZwei {2.0}
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\def \weiteEins {0.5}
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\def \weiteZwei {1.5}
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\def \labelshift {.75}
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\node [label = {180:$1$}] (1) at (-\weiteZwei,-\hoeheEins) {};
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\node [label = {270:$2$}] (2) at ( \weiteEins,-\hoeheZwei) {};
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||||||
|
\node [label = {000:$3$}] (3) at ( \weiteZwei-\weiteEins, \hoeheEins) {};
|
||||||
|
\node [label = {090:$4$}] (4) at (-\weiteEins, \hoeheZwei) {};
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\foreach \X in {1,2,3,4}{
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\fill (\X) circle (0.05);
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}
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\path (1)--(2)--(3)--(4)--(2)--(1)--(3);
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\draw (4)--(1)--(2)--(3)--(4)--(2);
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\draw[dashed] (1)--(3);
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\end{tikzpicture}
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\caption{Tetraeder}
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\label{fig:tetraeder}
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\end{figure}
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\subsection{Die Konjugationsklassen der Permutationsgruppe}
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Wir betrachten die Wirkung von $S_n$ auf sich selbst durch Konjugation. Ich
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frage zuerst, wie viele Konjugationsklassen es gibt. Die Antwort kennen Sie
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wahrscheinlich aus der Vorlesung ``Lineare Algebra II'', wo man diese Frage im
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Zusammenhang mit der Konstruktion von
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Jordan\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Camille_Jordan}{Marie
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Ennemond Camille Jordan}, genannt Camille Jordan, (* 5. Januar 1838 in
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Lyon; † 21. Januar 1922 in Paris) war ein französischer Mathematiker.}-Basen
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diskutiert. Weil aber vielleicht nicht alle auf demselben Stand sind,
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wiederhole ich die Sache noch einmal.
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\begin{fakt}
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Es sei $n ∈ ℕ$ eine Zahl. Dann gibt eine Bijektion zwischen der Menge der
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Partitionen\footnote{Eine Partition von $n$ ist eine aufsteigende (endliche)
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Folge von positiven, natürlichen Zahlen, deren Summe gleich $n$ ist.
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|
Beispiel: $(1,2,3)$ und $(3,3)$ sind Partitionen von $6$.} von $n$ und den
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|
Konjugationsklassen in der Permutationsgruppe $S_n$. \qed
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\end{fakt}
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Die Bijektion sieht so aus:
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\begin{itemize}
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\item Wenn eine Permutation $σ ∈ S_n$ gegeben ist, dann kann man $σ$ immer als
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Produkt disjunkter Zykel schrieben, zum Beispiel so
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\[
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σ = (1)(56)(78)(234) ∈ S_8.
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\]
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Diese Zykel haben in unserem Beispiel die Längen 1, 2, 2 und 3. Ich erhalte
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die Partition $(1,2,2,3)$ von $8$. In der Sprache dieser Vorlesung betrachten
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wir die von $σ$ erzeugte zyklische Untergruppe $H = (σ)$. Diese Gruppe wirkt
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auf der Menge $M_8 := \{ 1,2,3,4,5,6,7,8 \}$. Die Zykel sind dann die Bahnen
|
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der $H$-Wirkung auf $M_8$.
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\item Wenn zwei Permutationen $σ, τ ∈ S_n$ dieselbe Partition liefern, dann sind
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die trivialerweise zueinander konjugiert. Statt großer Theorie erkläre ich
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das an einem Beispiel. Gegeben seien
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\[
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σ = (1)(56)(78)(234) \quad\text{und}\quad τ = (4)(17)(58)(236).
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||||||
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\]
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|
Dann betrachte die Permutation $g ∈ S_8$ gegeben durch
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\begin{align*}
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g(1) & = 4 & g(2) & = 2 & g(3) & = 3 & g(4) & = 6 \\
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||||||
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g(5) & = 1 & g(6) & = 7 & g(7) & = 5 & g(8) & = 8
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||||||
|
\end{align*}
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|
und stelle fest, dass $σ = g^{-1}·τ·g$ ist. Ich vermute, Sie durchschauen das
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System. Ich hoffe, ich habe mich nicht vertippt oder verrechnet.
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\item Jede Partition tritt auf. Wenn Sie mir zum Beispiel die Partition
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$(2,3,3)$ der Zahl 8 geben, dann nehme ich die Permutation
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$σ = (12)(345)(678)$.
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||||||
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\end{itemize}
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Für die Permutationsgruppe $S_4$ ist die Situation in Tabelle~\ref{fig:ks4}
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zusammengefasst.
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\begin{table}
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\centering
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\begin{tabular}{*{2}{>{$}c<{$}|}l*{2}{|>{$}c<{$}}}%|>{$}r<{$}}
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||||||
|
\text{Partition} & \text{Repräsentant} & \multicolumn{1}{>{\centering\arraybackslash}m{3.25cm}|}{Geometrische\linebreak Anschauung} & \text{Ordnung} & \multicolumn{1}{>{\centering\arraybackslash}m{3.75cm}}{Anzahl der Elemente\linebreak in der \linebreak Konjugationsklasse}\\
|
||||||
|
\hline
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||||||
|
abcd & () & Identität & 1 & 1\\ [.5em]
|
||||||
|
aabc & (12) & \href{https://de.wikipedia.org/wiki/Tetraedergruppe#/media/Datei:Tetrahedron_with_reflection_plane_RK01.png}{Spiegelung} & 2 & \binom{4}{2}=6\\[.5em]
|
||||||
|
aabb & (12)(34) & \href{https://de.wikipedia.org/wiki/Tetraedergruppe#/media/Datei:Tetrahedron_with_2-fold_rotational_axes_RK01.png}{Drehung um Achse} & 2 & 6/2 = 3\\[.5em]
|
||||||
|
aaab & (123) & \href{https://de.wikipedia.org/wiki/Tetraedergruppe#/media/Datei:Tetrahedron_with_3-fold_rotational_axes_RK01.png}{Drehung um Ecke} & 3 & 4· 2 = 8\\[.5em]
|
||||||
|
aaaa & (1234) & \href{https://de.wikipedia.org/wiki/Tetraedergruppe#/media/Datei:Tetrahedron_with_4-fold_rotation-reflection_axis_RK01.png}{Drehspiegelung} & 4 & 3· 2 = 6
|
||||||
|
\end{tabular}
|
||||||
|
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||||||
|
\caption{Konjugationsklassen in $S_4$}
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\label{fig:ks4}
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\end{table}
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\subsection{Die Untergruppen von $S_4$}
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Die Gruppe $S_4$ hat Ordnung $1· 2· 3· 4 = 2³ · 3=24$. Potenzielle Untergruppen
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können also nur die folgenden Ordnungen haben.
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\begin{description}
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\item[Ordnung 24:] Dies muss die ganze Gruppe $S_4$ sein.
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\item[Ordnung 12:] Die Menge $A_4$ der geraden Permutationen, also der Kern der
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Signums-Abbildung, $\operatorname{sgn} : S_4 → ℤ/(2)$, ist eine Untergruppe
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von Ordnung 12. Es ist im Moment unklar, ob weitere Untergruppen von Ordnung
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12 existieren.
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\item[Ordnung 8:] Dies müssen die 2-Sylowuntergruppen sein. Die Anzahl $s_2$
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der 2-Sylowuntergruppen ist nach Satz~\ref{Satz_Sylow_Drei} (``Dritter
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Sylow-Satz'') ein Teiler von 24 mit
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$s_2 \equiv 1 \:\: (\operatorname{mod} 2)$, also $s_2=1$ oder $s_2=3$. Wir
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||||||
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wissen nach dem Satz~\ref{Satz_Sylow_Eins} (``Erster Sylow-Satz''), dass jedes
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Element der Ordnung 1, 2 oder 4 in einer 2-Sylowuntergruppe enthalten
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|
ist. Tabelle~\vref{fig:ks4} zeigt, dass es 16 solche Elemente gibt.
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|
Allerdings hat eine 2-Sylowuntergruppe nur 8 Elemente. Also ist $s_2 = 3$.
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\item[Ordnung 6:] Es ist im Moment unklar, ob eine solche Untergruppe existiert.
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\item[Ordnung 4:] Jedes Element der Ordnung 4 liefert eine zyklische Untergruppe
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der Ordnung 4. Es ist im Moment aber unklar, ob weitere solche Untergruppen
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existieren.
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\item[Ordnung 3:] Dies müssen die 3-Sylowuntergruppen von $S_4$ sein. Diese
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Gruppen haben Ordnung 3 und alle nicht-trivialen Elemente müssen Ordnung 3
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haben. Also sind die 3-Sylowuntergruppe zyklische Gruppen, die von Drehungen
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um Ecken erzeugt werden. Es gibt 4 solcher Gruppen (denn es gibt $8$
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Drehungen, eine Gruppe enthält immer genau 2 Drehungen, und zwei zyklische
|
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Gruppen schneiden sich immer genau in der Einheit).
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\item[Ordnung 2] Dies sind zyklische Gruppen, die von einem Element der Ordnung
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zwei (=Spiegelung bzw. Drehung um eine Achse) erzeugt werden
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\item[Ordnung 1] Dies muss die triviale Untergruppe $\{e\}$ sein.
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\end{description}
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Um die verbleibenden offenen Fragen zu klären, überlegt man sich am besten, wie
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man sich die 2-Sylowuntergruppe vorstellt. Wenn man in
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Abbildung~\vref{fig:tetraeder} nur den Umriss des Tetraeders betrachtet, sieht
|
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man, dass $D_4$ die Symmetriegruppe des Quadrates, eine Untergruppe von $S_4$
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||||||
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ist. Wegen $|D_4| = 8$ ist das eine 2-Sylowuntergruppe. Am Tetraeder lässt
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sich diese Untergruppe als Stabilisator-Untergruppe der Achse der Drehung
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$(13)(24)$ interpretieren. Die Gruppen der Ordnung 4 findet man als
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Untergruppen von $D_4$. Die Gruppen der Ordnung 6 und 12 findet man durch
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Kombinationen der Elemente von Ordnung 3 und 2. Der Vollständigkeit halber sind
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in Tabelle~\ref{fig:ugs4} alle Möglichkeiten der Konjugationsklassen von
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Untergruppen von $S_4$ ohne Beweis aufgelistet. In der Summe sehen Sie 30
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Untergruppen.
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\begin{fazit}
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|
Ein Zerfällungskörper eines Polynoms 4.\ Grades mit Galoisgruppe $S_4$ hat 30
|
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Zwischenkörper. \qed
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\end{fazit}
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{table}
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||||||
|
\centering
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||||||
|
|
||||||
|
\begin{tabular}{>{$}c<{$}|l|c|>{\centering\arraybackslash}m{4cm}}
|
||||||
|
\text{Gruppe} & \text{geometrisch} & Ordnung & Mächtigkeit der konjugierten Gruppen\\
|
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\hline
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S_4 & Symmetrie des Tetraeders & 24 & 1\\
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A_4 & Drehsymmetrien & 12 & 1\\
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D_4 & Stabilisatoren von Achsen & 8 & 3\\
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S_3 & Isotropiegruppe von Ecken & 6 & 4\\
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||||||
|
ℤ/(4) & Drehspiegelungen & 4 & 3\\
|
||||||
|
ℤ/(2)⨯ℤ/(2) & Isotropie von Achsen & 4 & 3\\
|
||||||
|
ℤ/(2)⨯ℤ/(2) & Drehungen um alle Achsen & 4 & 1\\
|
||||||
|
ℤ/(3) & Drehungen um Ecken & 3 & 4\\
|
||||||
|
ℤ/(2) & Drehung um eine Achse & 2 & 3\\
|
||||||
|
ℤ/(2) & Spiegelungen & 2 & 6\\
|
||||||
|
\{e\} & & 1 & 1\\
|
||||||
|
\end{tabular}
|
||||||
|
|
||||||
|
\caption{Untergruppen von $S_4$}
|
||||||
|
\label{fig:ugs4}
|
||||||
|
\end{table}
|
||||||
|
|
||||||
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|
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|
%%% Local Variables:
|
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|
%%% mode: latex
|
||||||
|
%%% TeX-master: "AlgebraZahlentheorie"
|
||||||
|
%%% End:
|
176
19.tex
Normal file
176
19.tex
Normal file
@ -0,0 +1,176 @@
|
|||||||
|
% spell checker language
|
||||||
|
\selectlanguage{german}
|
||||||
|
|
||||||
|
\chapter{Abelsche Gruppen}
|
||||||
|
\label{chap:19}
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\sideremark{Vorlesung 21}Die allereinfachsten Gruppen sind Abelsch. Bevor wir
|
||||||
|
uns im nächsten Kapitel mit den etwas interessanteren, ``auflösbaren'' Gruppen
|
||||||
|
auseinandersetzen, diskutieren wir jetzt erst einmal diesen einfachen Fall. Im
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||||||
|
Vergleich zur Stoff-Fülle der vorherigen Vorlesungen ist dieses Kapitel echt
|
||||||
|
dünn. Zeit zum Luftholen!
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{notation}
|
||||||
|
Wie allgemein üblich werden wir die Gruppenverknüpfung bei Abelschen Gruppen
|
||||||
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(fast) immer additiv schreiben und das ``+''-Symbol verwenden. Das neutrale
|
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|
Element wird dann logischerweise mit $0$ oder $0_G$ bezeichnet.
|
||||||
|
\end{notation}
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{notation}
|
||||||
|
Gegeben zwei Abelsche Gruppen $(G_1, +)$ und $(G_2, +)$, dann ist auch das
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||||||
|
Produkt $G_1 ⨯ G_2$ eine Abelsche Gruppe, wenn ich die Gruppenverknüpfung
|
||||||
|
komponentenweise definiere. Die so konstruierte Produktgruppe wird auch mit
|
||||||
|
$G_1 ⊕ G_2$ bezeichnet.
|
||||||
|
\end{notation}
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{konstruktion}
|
||||||
|
Es sei $(G, +)$ eine abelsche Gruppe und es sei $g ∈ G$ ein Element. Wir
|
||||||
|
hatten schon in Beobachtung~\ref{beob:lx} gesehen, dass dann genau ein
|
||||||
|
Gruppenmorphismus $ζ_g : ℤ → G$ mit $ζ_g(1) = g$ existiert. Wir definieren
|
||||||
|
dann eine Abbildung
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||||||
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\[
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||||||
|
α : ℤ⨯G → G, \quad (n,g) ↦ ζ_g(n).
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||||||
|
\]
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||||||
|
Das lässt sich natürlich auch ganz elementar so hinschreiben,
|
||||||
|
\[
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||||||
|
(n,g) ↦
|
||||||
|
\left\{
|
||||||
|
\begin{matrix}
|
||||||
|
0_G & \text{falls $n = 0$} \\
|
||||||
|
\underbrace{g + ⋯ + g}_{n⨯} & \text{falls $n > 0$} \\
|
||||||
|
\underbrace{(-g) + ⋯ + (-g)}_{n⨯} & \text{falls $n < 0$.} \\
|
||||||
|
\end{matrix}
|
||||||
|
\right.
|
||||||
|
\]
|
||||||
|
Statt $α(n,g)$ schreiben wir auch kurz $n·g$. Die Abbildung $α$ sieht aus wie
|
||||||
|
die skalare Multiplikation, die wir von Vektorräumen kennen. Natürlich ist
|
||||||
|
$G$ kein Vektorraum, denn $ℤ$ ist kein Körper. Stattdessen nennt man $G$
|
||||||
|
einen \emph{$ℤ$-Modul}\index{$ℤ$-Modul}. Ein Modul ist wie ein Vektorraum
|
||||||
|
aber nicht über einem Körper, sondern über einem Ring (genaue Definition auf
|
||||||
|
\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Modul_(Mathematik)}{Wikipedia}). Die
|
||||||
|
$ℤ$-Wirkung definiert dabei die skalare Multiplikation. Die Annahme, dass $G$
|
||||||
|
abelsch ist, benötigen wir für das Distributivgesetz, mit anderen Worten:
|
||||||
|
\begin{equation*}
|
||||||
|
n(a+b)=n·a + n·b \qquad \forall n∈ℤ,\ a, b ∈ G.
|
||||||
|
\end{equation*}
|
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|
Sagen Sie den folgenden Satz dreimal laut auf und beweisen Sie ihn dann als
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Hausaufgabe: ``Abelsche Gruppen sind dasselbe wie $ℤ$-Moduln''.
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\end{konstruktion}
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Ein Vektorraum ist ``endlich-dimensional'', wenn es ein endliches
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Erzeugendensystem gibt. Das geht genau so bei Gruppen.
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\begin{definition}[Basics zu Abelschen Gruppen und $ℤ$-Moduln]
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Eine abelsche Gruppe $G$ ist \emph{endlich erzeugt}\index{endlich erzeugte
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abelsche Gruppe}, wenn es endlich viele Elemente $g_1, …, g_r∈ G$ gibt,
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||||||
|
sodass sich jedes Element $g∈ G$ als $ℤ$-Linearkombination
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\begin{equation*}
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g=\sum n_i·g_i
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\end{equation*}
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darstellen lässt. Man nennt die Menge $M := \{g_1, …, g_r\}$ dann ein
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||||||
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\emph{Erzeugendensystem}\index{Erzeugendensystem für Abelsche Gruppe} von $G$.
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Wenn die Menge $M$ zusätzlich $ℤ$-linear unabhängig ist, dann nennt man $M$
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eine \emph{Basis}\index{Basis für Abelsche Gruppe}. Eine endlich erzeugte
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abelsche Gruppe heißt \emph{frei}\index{freie Abelsche Gruppe}, wenn sie eine
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||||||
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Basis hat.
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\end{definition}
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Bevor Sie weiter lesen: finden Sie eine nicht-triviale Abelsche Gruppe ohne
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Basis. Der folgende Satz, dessen Beweis ich mir hier spare, wird Sie vermutlich
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nicht überraschen. Man muss beim Beweis natürlich aufpassen, weil man im
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Gegensatz zu Fall von Vektorräumen (die ja über Körpern definiert sind) in $ℤ$
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nicht immer dividieren kann.
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\begin{satzdef}[Rang einer Abelschen Gruppe]
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Es sei $G$ eine endlich erzeugte, freie Abelsche Gruppe. Dann sind alle Basen
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endlich und je zwei Basen haben gleich viele Elemente. Die Anzahl der
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Elemente in einer Basis wird \emph{Rang}\index{Rang einer freien Abelschen
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Gruppe} genannt. \qed
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\end{satzdef}
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Wenn $K$ ein Körper ist, dann sind die einfachsten Vektorräume die Produkte
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$K^n$ (wobei die Vektorraumaddition komponentenweise definiert ist). Das geht
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mit Abelschen Gruppen ganz genau so.
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\begin{bsp}
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Die einfachste freie Abelsche Gruppe ist $ℤ^r$, wobei die Gruppenverknüpfung
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komponentenweise definiert ist. Die Einheitsvektoren
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$\vec{e}_1, …, \vec{e}_r$ bilden eine Basis.
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\end{bsp}
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Jeder endlich-dimensionale $K$-Vektorraum $V$ ist auf nicht-kanonische Weise
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isomorph zu $K^{\dim V}$. Auch das geht mit Abelschen Gruppen genau so.
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\begin{beobachtung}
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Es sei $G$ eine endlich-erzeugte, freie abelsche Gruppe $G$ mit Basis
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$\{g_1, …, g_r \}$. Dann ist die Abbildung
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\begin{equation*}
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ℤ^r → G, \quad (n_1, …, n_r) ↦ \sum n_i·g_i
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\end{equation*}
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|
ein Isomorphismus von Gruppen.
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\end{beobachtung}
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|
Aber Achtung! Nicht alles, was wir aus der linearen Algebra kennen, gilt auch
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für Abelsche Gruppen. Es gibt Sätze, bei deren Beweis man dividieren muss.
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\begin{warnung}
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Im Gegensatz zur Theorie der Vektorräume kann man Basen von Abelschen Gruppen
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nicht einfach dadurch erhalten, dass man ausreichend viele Elemente eines
|
||||||
|
Erzeugendensystems weg lässt.
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\begin{enumerate}
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\item In $ℤ/(n)$ ist das Element $1+(n)$ ein Erzeuger, aber keine Basis.
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||||||
|
\item In $ℤ$ ist $\{2, 3\}$ ein Erzeugendensystem, aber weder 2 noch 3
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|
erzeugen $ℤ$.
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||||||
|
\end{enumerate}
|
||||||
|
\end{warnung}
|
||||||
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Der folgende ``Hauptsatz über endlich erzeugte abelsche Gruppen'' klassifiziert
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die Gruppen vollständig und klärt eigentlich jede Frage, die es zum Thema gibt.
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Der Satz wird in dieser Vorlesung aus Zeitgründen leider nicht bewiesen.
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Tatsächlich gilt aber sogar ein allgemeinerer Satz für endlich erzeugte Moduln
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über Hauptidealringen. Die Tatsache, dass $ℤ$ ein Hauptidealring ist, spielt im
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||||||
|
Beweis eine große Rolle.
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|
\begin{satz}[Hauptsatz über endlich erzeugte abelsche Gruppen]\label{Satz_Hauptsatz_endlich_erzeugte_abelsche_Gruppen}
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Es sei $G$ eine endlich erzeugte abelsche Gruppe. Dann gibt es eindeutig
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bestimmte Zahlen $r$, $t$ aus $ℕ$ sowie eindeutig bestimmte Primzahlpotenzen
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$1 < a_1 ≤ … ≤ a_t$, sodass $G$ isomorph zu folgender Gruppe ist,
|
||||||
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\begin{equation*}
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|
ℤ^r⊕ ℤ/(a_1) ⊕ ⋯ ⊕ ℤ/(a_t). \eqno \qed
|
||||||
|
\end{equation*}
|
||||||
|
\end{satz}
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|
||||||
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\begin{notation}
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In der Situation von
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Satz~\ref{Satz_Hauptsatz_endlich_erzeugte_abelsche_Gruppen} wird der Summand
|
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$ℤ/(a_1) ⊕ ⋯ ⊕ ℤ/(a_n)$ als \emph{Torsionsanteil von $G$}\index{Torsionsanteil
|
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|
einer Abelschen Gruppe} bezeichnet. Die Zahlen $a_•$ heißen
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||||||
|
\emph{Elementarteiler von $G$}\index{Elementarteiler einer Abelschen Gruppe}.
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|
Der Summand $ℤ^r$ wird der \emph{freie Anteil von $G$}\index{freier Anteil
|
||||||
|
einer Abelschen Gruppe} genannt.
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|
\end{notation}
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\begin{beobachtung}
|
||||||
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In der Situation von
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Satz~\ref{Satz_Hauptsatz_endlich_erzeugte_abelsche_Gruppen} ist der
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|
Torsionsanteil als Untergruppe von $G$ eindeutig bestimmt. Es ist nämlich
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\begin{equation*}
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\text{Torsionsanteil} = \{g ∈ G \::\: \ord g < ∞\}.
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\end{equation*}
|
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|
Der freie Anteil ist isomorph zur Quotientengruppe
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|
$G / \text{Torsionsanteil}$.
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||||||
|
\end{beobachtung}
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||||||
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||||||
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\begin{warnung}
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||||||
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Im Gegensatz zum Torsionsanteil ist der freie Anteil einer Abelschen Gruppe
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\emph{nicht} eindeutig bestimmt. Betrachten Sie die Gruppe $G = ℤ ⊕ ℤ/(7)$
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||||||
|
und finden Sie sofort zwei unterschiedliche Untergruppen von $G$, die beide
|
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|
isomorph zu $ℤ$ sind!
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||||||
|
\end{warnung}
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||||||
|
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||||||
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|
%%% Local Variables:
|
||||||
|
%%% mode: latex
|
||||||
|
%%% TeX-master: "AlgebraZahlentheorie"
|
||||||
|
%%% End:
|
229
20.tex
Normal file
229
20.tex
Normal file
@ -0,0 +1,229 @@
|
|||||||
|
% spell checker language
|
||||||
|
\selectlanguage{german}
|
||||||
|
|
||||||
|
\chapter{Auflösbare und einfache Gruppen}
|
||||||
|
\label{chap:20}
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\section{Auflösbare Gruppen: teile und herrsche}
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|
Abelsche Gruppen sind leicht zu verstehen, andere Gruppen eher nicht. Eine
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||||||
|
mögliche Herangehensweise, um eine gegebene Gruppe $G$ zu verstehen, ist es,
|
||||||
|
einen Normalteiler $N ⊂ G$ zu finden, und die Sequenz
|
||||||
|
\begin{equation*}
|
||||||
|
N → G → \factor{G}{N}
|
||||||
|
\end{equation*}
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|
zu betrachten. Damit ist das Problem nicht gelöst, aber immerhin in
|
||||||
|
Teilaufgaben unterteilt.
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||||||
|
\begin{itemize}
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||||||
|
\item Zuerst muss man die Gruppen $N$ und $G/N$ verstehen. Diese Gruppen sind
|
||||||
|
kleiner als $G$ und damit hoffentlich leichter zu untersuchen. Wenn man ganz
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||||||
|
viel Glück hat, sind $N$ oder $G/N$ vielleicht sogar Abelsch.
|
||||||
|
|
||||||
|
\item Am Ende muss man verstehen, wie sich die Gruppe $G$ aus $N$ und $G/N$
|
||||||
|
zusammensetzt.
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\end{itemize}
|
||||||
|
Falls die Gruppen $G$ und $G/N$ immer noch zu kompliziert sind, kann man
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||||||
|
vielleicht denselben Trick anwenden, um auch diese Gruppen weiter zu
|
||||||
|
unterteilen.
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\begin{bsp}
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|
Es sei $G$ ist die Gruppe der affinen Transformationen der Ebene $ℂ²$. In der
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|
linearen Algebra haben wir die Gruppe vermutlich schon untersucht und dabei
|
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|
festgestellt, dass sich jede affine Transformation als Komposition einer
|
||||||
|
Translation und einer linearen Abbildung schreiben lässt. Eine genauere
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|
Untersuchung zeigt: Die Gruppe der Translationen ist eine normale
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|
Untergruppe\footnote{Können Sie das beweisen? Machen Sie mal! Zeigen Sie
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||||||
|
mir, dass die linearen Abbildungen \emph{keine} normale Untergruppe bilden!}
|
||||||
|
$N ⊂ G$. Der Quotient ist $G/N ≅ \GL_2(ℂ)$. Beide Anteile kann man gut
|
||||||
|
verstehen.
|
||||||
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\end{bsp}
|
||||||
|
|
||||||
|
Wenn eine gegebene Gruppe $G$ nicht Abelsch ist, dann ist die nächstbeste
|
||||||
|
Möglichkeit vermutlich die, dass die Gruppe $G$ wie oben beschrieben aus
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||||||
|
Abelschen Gruppen zusammengesetzt ist. Die folgende Definition sagt präzise,
|
||||||
|
was ich damit meine.
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|
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||||||
|
\begin{definition}[Auflösbare Gruppe]\label{def:solv}
|
||||||
|
Eine Gruppe $G$ heißt \emph{auflösbar}\index{auflösbare Gruppe}, wenn es eine
|
||||||
|
Zahl $ℓ ∈ ℕ$ und eine Kette von Untergruppen
|
||||||
|
\begin{equation*}
|
||||||
|
G=N_{ℓ}⊋ N_{ℓ-1}⊋ ⋯ ⊋ N_1 ⊋ N_0= \{e\}
|
||||||
|
\end{equation*}
|
||||||
|
gibt, sodass Folgendes gilt.
|
||||||
|
\begin{enumerate}
|
||||||
|
\item Für jeden Index $0 ≤ i < ℓ$ ist $N_i$ ein Normalteiler in $N_{i+1}$.
|
||||||
|
|
||||||
|
\item Für jeden Index $0 ≤ i < ℓ$ ist die Quotientengruppe $N_{i+1}/N_i$
|
||||||
|
Abelsch.
|
||||||
|
\end{enumerate}
|
||||||
|
\end{definition}
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{notation}
|
||||||
|
Eine Kette von Untergruppen wie in Definition~\ref{def:solv} wird
|
||||||
|
\emph{Auflösungskette}\index{Auflösungskette} genannt.
|
||||||
|
\end{notation}
|
||||||
|
|
||||||
|
Auflösbare Gruppen sind also (auf noch zu klärende Weise) aus Abelschen Gruppen
|
||||||
|
zusammengesetzt. Wir werden später noch sehen, dass die in Kapitel~\ref{sec:4}
|
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|
gestellte Frage nach der Auflösbarkeit von Gleichungen durch Radikale eng mit
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||||||
|
der Frage nach der Auflösbarkeit gewisser Galoisgruppen zusammenhängt. Der Name
|
||||||
|
``auflösbare Gruppe'' ist vermutlich aus diesem Kontext heraus entstanden.
|
||||||
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|
||||||
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\begin{bsp}
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||||||
|
Die Permutationsgruppe $S_4$ ist auflösbar, denn es ist
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||||||
|
$S_4 ⊃ A_4 ⊃ V_4 ⊃ \{e\}$. Dabei sind $A_4$ und $V_4$ die folgenden
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||||||
|
Untergruppen.
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||||||
|
\begin{itemize}
|
||||||
|
\item Die Gruppe $A_4$ ist der Kern der Signumsabbildung und wird
|
||||||
|
\emph{alternierende Gruppe}\index{alternierende Gruppe} genannt.
|
||||||
|
|
||||||
|
\item Die Gruppe $V_4$ heißt \emph{Kleinsche Vierergruppe}\index{Kleinsche
|
||||||
|
Vierergruppe} und ist gegeben als
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||||||
|
\[
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||||||
|
V_4 = \{\Id, (12)(34), (13)(24), (14)(23) \}.
|
||||||
|
\]
|
||||||
|
\end{itemize}
|
||||||
|
Weiterhin rechne man nach, was die Quotienten sind:
|
||||||
|
\[
|
||||||
|
\factor{S_4}{A_4} ≅ \factor{ℤ}{(2)}, \quad %
|
||||||
|
\factor{A_4}{V_4} ≅ \factor{ℤ}{(3)}, \quad \text{und} \quad %
|
||||||
|
V_4 = \factor{V_4}{\{e\}} ≅ \factor{ℤ}{(2)} ⨯ \factor{ℤ}{(2)}.
|
||||||
|
\]
|
||||||
|
Damit ist klar, dass die Gruppe $S_4$ auflösbar ist. Interessehalber stellen
|
||||||
|
wir noch fest, dass
|
||||||
|
\begin{equation*}
|
||||||
|
A_4 ≠ \factor{ℤ}{(3)} ⨯ \factor{ℤ}{(2)} ⨯ \factor{ℤ}{(2)}
|
||||||
|
\end{equation*}
|
||||||
|
ist, sodass wir wirklich ein nicht-triviales Beispiel für eine auflösbare
|
||||||
|
Gruppe haben.
|
||||||
|
\end{bsp}
|
||||||
|
|
||||||
|
Die folgenden beiden Sätze liefern weitere Beispiele.
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||||||
|
|
||||||
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\begin{satz}[$p$-Gruppen sind auflösbar]
|
||||||
|
Es sei $p$ eine Primzahl. Dann ist jede endliche $p$-Gruppe auflösbar.
|
||||||
|
\end{satz}
|
||||||
|
\begin{proof}
|
||||||
|
\video{21-1}
|
||||||
|
\end{proof}
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{satz}[Untergruppen und Quotienten]
|
||||||
|
Es sei $G$ eine auflösbare Gruppe. Dann ist auch jede Untergruppe und jede
|
||||||
|
Restklassengruppe von $G$ auflösbar.
|
||||||
|
\end{satz}
|
||||||
|
\begin{proof}
|
||||||
|
\video{21-2}
|
||||||
|
\end{proof}
|
||||||
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|
||||||
|
Auflösungsketten sind (wenn sie überhaupt existieren) in keiner Weise eindeutig.
|
||||||
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Man kann sich also Mühe geben und versuchen, besonders gute Ketten zu finden.
|
||||||
|
Der folgende Satz gibt eine Idee, was möglich ist.
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||||||
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||||||
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\begin{satz}[Gute Auflösungsketten]\label{Satz_Aufloesungskette}
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||||||
|
Wenn $G$ eine endliche, auflösbare Gruppe ist und $N ⊂ G$ ein Normalteiler,
|
||||||
|
dann existiert eine Auflösungskette
|
||||||
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\begin{equation*}
|
||||||
|
G = N_{ℓ} ⊋ N_{ℓ-1} ⊋ ⋯ ⊋ N_1⊋ \{e\},
|
||||||
|
\end{equation*}
|
||||||
|
sodass folgende Eigenschaften gelten.
|
||||||
|
\begin{enumerate}
|
||||||
|
\item\label{Satz_18_4_Aussage_1} Die Gruppe $N$ kommt in der Auflösungskette
|
||||||
|
vor. Mit anderen Worten: $N ∈ \{N_{ℓ}, …, N_0\}$.
|
||||||
|
|
||||||
|
\item\label{Satz_18_4_Aussage_2} Die Quotienten $N_{i+1}/N_i$ sind zyklisch
|
||||||
|
und von Primzahlordnung.
|
||||||
|
\end{enumerate}
|
||||||
|
\end{satz}
|
||||||
|
\begin{proof}
|
||||||
|
\video{21-3}
|
||||||
|
\end{proof}
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{bemerkung}
|
||||||
|
Wenn eine Auflösungskette wie in \vref{Satz_Aufloesungskette} gegeben ist,
|
||||||
|
dann kommt $ℤ/(p)$ als Quotient genau so oft vor, wie $p$ die Gruppenordnung
|
||||||
|
$|G|$ teilt. Über die Reihenfolge kann man aber nur wenig sagen.
|
||||||
|
\end{bemerkung}
|
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|
\section{Einfache Gruppen: hier teilt und herrscht garantiert niemand}
|
||||||
|
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\sideremark{Vorlesung 22}Es gibt natürlich Gruppen, bei denen die
|
||||||
|
Auflösungsstrategie völlig versagt. Das absolute Gegenteil einer ``auflösbaren
|
||||||
|
Gruppe'' ist eine Gruppe, die überhaupt keinen Normalteiler hat --- und damit
|
||||||
|
auch keinen interessanten Gruppenmorphismus in irgendeine andere Gruppe.
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{definition}[Einfache Gruppe]
|
||||||
|
Eine Gruppe $G$ heißt \emph{einfach}\index{einfache Gruppe}, wenn $\{e \}$ und
|
||||||
|
$G$ die einzigen Normalteiler sind.
|
||||||
|
\end{definition}
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{bsp}\label{bsp:abpe}
|
||||||
|
Wenn $p$ eine Primzahl ist, dann ist die Quotientengruppe $ℤ/(p)$ einfach.
|
||||||
|
\end{bsp}
|
||||||
|
|
||||||
|
Das Wort ``einfach'' ist historisch begründet. Es bedeutet nicht ``leicht zu
|
||||||
|
verstehen'', sondern ``mithilfe der Auflösungsstrategie nicht weiter zu
|
||||||
|
zerlegen''. Vielleicht hätte man statt dem missverständlichen Wort ``einfach''
|
||||||
|
besser von ``atomaren'' Gruppen sprechen sollen. Aber auf mich hört ja niemand.
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{rem}
|
||||||
|
Wenn man alle endlichen Gruppen klassifizieren oder durch Auflösung
|
||||||
|
beschreiben will, muss man zumindest alle einfachen Gruppen gut kennen ---
|
||||||
|
dies sind die Bausteine, aus denen alle anderen Gruppen zusammengesetzt sind.
|
||||||
|
\href{https://en.wikipedia.org/wiki/Classification_of_finite_simple_groups}{Tatsächlich
|
||||||
|
sind die einfachen, nicht-abelschen Gruppen inzwischen klassifiziert}. Dazu
|
||||||
|
berichtet
|
||||||
|
\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Endliche_einfache_Gruppe}{Wikipedia}
|
||||||
|
sinngemäß:
|
||||||
|
\begin{itemize}
|
||||||
|
\item Die Herleitung des Klassifikationssatzes war eines der umfangreichsten
|
||||||
|
Projekte der Mathematikgeschichte. Der Beweis verteilt sich auf über 500
|
||||||
|
Fachartikel mit zusammen fast 15.000 gedruckten Seiten. Es sind aber nicht
|
||||||
|
alle Beweise auch publiziert worden. Über 100 Mathematiker waren von Ende
|
||||||
|
der 1920er bis Anfang der 1980er Jahre daran beteiligt.
|
||||||
|
|
||||||
|
\item Nach der ``Fertigstellung'' des Beweises um 1980 ist von führenden
|
||||||
|
Mathematikern des Klassifikationsprogramms […] ein Programm aufgenommen
|
||||||
|
worden, den Beweis zu vereinfachen und lückenlos zu dokumentieren. Dabei
|
||||||
|
sind auch Lücken entdeckt worden, von denen die meisten ohne größere
|
||||||
|
Komplikationen geschlossen werden konnten. Eine Lücke erwies sich allerdings
|
||||||
|
als so hartnäckig, dass erst 2002 von Aschbacher und anderen ein Beweis
|
||||||
|
erbracht werden konnte, der immerhin 1200 Seiten lang war.
|
||||||
|
|
||||||
|
\item Ronald Solomon, Richard Lyons und Daniel Gorenstein begannen 1994 eine
|
||||||
|
auf 12 Bände angelegte Darstellung des Beweises (GLS Projekt), das bei der
|
||||||
|
American Mathematical Society erscheint und voraussichtlich 2023
|
||||||
|
abgeschlossen sein wird.
|
||||||
|
\end{itemize}
|
||||||
|
\end{rem}
|
||||||
|
|
||||||
|
Beispiele von einfachen Gruppen sind gar nicht so leicht zu finden. Für die
|
||||||
|
Anwendungen der Galoistheorie ist der folgende Satz von zentraler Bedeutung.
|
||||||
|
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||||||
|
\begin{satz}[Alternierende Gruppe sind meistens einfach]\label{Satz_alternierende_Gruppe}
|
||||||
|
Die alternierende Gruppe $A_n$ ist einfach, wenn $n ≠ 4$ ist. Insbesondere
|
||||||
|
ist die Permutationsgruppe $S_n$ für $n ≥ 5$ \emph{nicht} auflösbar.
|
||||||
|
\end{satz}
|
||||||
|
|
||||||
|
Der Beweis von Satz~\ref{Satz_alternierende_Gruppe} verwendet folgendes Lemma.
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{lemma}\label{Hilfssatz_algernierende_Gruppe}
|
||||||
|
Es sei $n ≥ 5$. Wenn $N ⊆ A_n$ eine normale Untergruppe ist, die zusätzlich
|
||||||
|
noch einen 3-Zyklus enthält, dann ist $N = A_n$.
|
||||||
|
\end{lemma}
|
||||||
|
\begin{proof}[Beweis von Lemma~\ref{Hilfssatz_algernierende_Gruppe}]
|
||||||
|
\video{22-1}, verbessert am 09Feb21.
|
||||||
|
\end{proof}
|
||||||
|
|
||||||
|
\begin{proof}[Beweis von Satz~\ref{Satz_alternierende_Gruppe}]
|
||||||
|
Die Gruppe $A_2$ ist trivial, $A_n = \{e \}$. Die Gruppe $A_3$ ist isomorph
|
||||||
|
zu $ℤ/(3)$; zum Beweis schreibe man sich die Gruppe einfach hin. Wir hatten
|
||||||
|
schon in Beispiel~\ref{bsp:abpe} gesehen, dass die Gruppe $ℤ/(3)$ einfach ist.
|
||||||
|
Den Fall $n ≥ 5$ behandeln wir im \video{22-2}.
|
||||||
|
\end{proof}
|
||||||
|
|
||||||
|
|
||||||
|
%%% Local Variables:
|
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\selectlanguage{german}
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\chapter{Der Satz vom primitiven Element}
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\label{chap:21}
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Für dieses Kapitel haben wir Ihnen Beispiele auf unserem
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\href{https://sage.cplx.vm.uni-freiburg.de/share/}{Sage/CoCalc-Server}
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bereitgestellt.
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\bigskip
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Ich erinnere noch einmal an Definition~\ref{def:einfach} vom Anfang der
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Vorlesung: Eine Körpererweiterung $L/K$ heißt einfach, wenn es ein Element
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$a ∈ L$ gibt, sodass $L = K(a)$ ist. Das sind die Körpererweiterungen, die uns
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am wenigsten Angst machen --- dachten wir! Als erste Anwendung der
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Galoistheorie möchte ich zeigen, dass viele Körpererweiterungen vor denen wir
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schon immer Angst hatten, in Wirklichkeit einfach sind. Vielleicht haben wir
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uns nicht genug gefürchtet?
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\begin{satz}\label{Satz_Aequivalenz_einfach_algebraisch_und_endl_ZK}
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Eine Körpererweiterung $L/K$ ist genau dann einfach und algebraisch, wenn es
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nur endlich viele Zwischenkörper gibt.
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\end{satz}
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\begin{proof}
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Die Implikation ``einfach und algebraisch $⇒$ nur endliche viele
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Zwischenkörper'' beweisen wir im \video{22-3}. Die Umkehrrichtung wird im
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\video{22-4} gezeigt.
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\end{proof}
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\begin{satz}[Satz vom primitiven Element]\label{Satz_vom_primitiven_Element}
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Jede endliche, separable Körpererweiterung ist einfach.
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\end{satz}
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\begin{proof}
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Es sei $L/K$ eine endliche, separable Körpererweiterung und $N ⊂ \overline{K}$
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die normale Hülle von $L$. Dann ist $N/K$ eine Galoiserweiterung und die
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Zwischenkörper stehen in Bijektion mit den Untergruppen der Galoisgruppe
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$\Gal(N/K)$. Insbesondere hat $L/K$ als Zwischenerweiterung von $N/K$ nur
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endlich viele Zwischenkörper. Die Behauptung folgt dann aus
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Satz~\vref{Satz_Aequivalenz_einfach_algebraisch_und_endl_ZK}.
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\end{proof}
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\begin{kor}\label{Korollar_Beweis_Fehlt_1}
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Jeder endliche Oberkörper von $ℚ$ ist isomorph zu einem Körper der Form
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$ℚ[x]/(f)$, wobei $f ∈ ℚ[x]$ irreduzibel ist.
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\end{kor}
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\begin{proof}
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Es sei $L/ℚ$ endlich. Nach Satz~\ref{Satz_vom_primitiven_Element} ist die
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Erweiterung $L/ℚ$ einfach, also gibt es ein primitives Element $a ∈ L$ und
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$L = ℚ(a)$ ist isomorph zu $ℚ[x]/(f)$, wobei $f ∈ ℚ[x]$ das Minimalpolynom von
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$a$ ist.
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\end{proof}
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Endliche Oberkörper von $ℚ$ sind in der Zahlentheorie natürlich schrecklich
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wichtig und tragen daher einen eigenen Namen.
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\begin{defn}[Zahlkörper]
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Endliche Oberkörper von $ℚ$ werden als \emph{algebraische
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Zahlkörper}\index{algebraischer Zahlkörper}\index{Zahlkörper} bezeichnet.
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\end{defn}
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\begin{bsp}
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Der $ℚ(i,\sqrt2)$ ist ein algebraischer Zahlkörper. Die Erweiterung
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$ℚ(i,\sqrt2)/ℚ$ ist einfach und hat $i+\sqrt2$ als ein primitives Element.
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\end{bsp}
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% spell checker language
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\selectlanguage{german}
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\chapter{Kreisteilungskörper und die Konstruierbarkeit des regulären $n$-Ecks}
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\label{chap:22}
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Jetzt, ganz am Ende des Semesters, haben wir alle Vorbereitungen zusammen um die
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Frage nach der Konstruierbarkeit des regulären $n$-Ecks vollständig zu
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beantworten. Der Beweis verwendet den Stoff des Semesters vollständig!
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\section{Die Einheitswurzeln und die $φ$-Funktion}
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Wir hatten gleich am Anfang die Frage nach der Konstruierbarkeit mit
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Körpertheorie zusammengebracht. Der relevante Körper für das reguläre $n$-Eck
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ist der Zerfällungskörper des Polynoms $x^n-1$.
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\begin{definition}[Kreisteilungskörper, Einheitswurzeln]\label{def:ktk}
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Es sei $n ∈ ℕ$ eine Zahl. Der Zerfällungskörper des Polynoms
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$f_n(x) := x^n-1 ∈ ℚ[x]$ wird als \emph{$n$-ter Kreisteilungskörper über
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$ℚ$}\index{Kreisteilungskörper} bezeichnet. Die Schreibweise $L_n/ℚ$ ist
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üblich.
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\end{definition}
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\begin{figure}
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\centering
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\begin{tikzpicture}[scale=1]
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\def \n {8}
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\def \radius {1.5}
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\def \laenger {0.3}
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\draw (-\radius-\laenger,0) -- ( \radius+\laenger,0);
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\draw (0,-\radius-\laenger) -- (0, \radius+\laenger);
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\draw[lightgray, dashed] (0,0) circle (\radius);
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\foreach \s in {0,...,7} {
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\coordinate (\s) at ({360/\n * (\s)}:\radius);
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}
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\foreach \s in {1,3,5,7} {
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|
\fill[red] (\s) circle (.1);
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}
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\foreach \s in {0,...,7} {
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|
\fill (\s) circle (.05);
|
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|
}
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|
\end{tikzpicture}
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|
\quad
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\begin{tikzpicture}[scale=1]
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\def \n {6}
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|
\def \radius {1.5}
|
||||||
|
\def \laenger {0.3}
|
||||||
|
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||||||
|
\draw (-\radius-\laenger,0) -- ( \radius+\laenger,0);
|
||||||
|
\draw (0,-\radius-\laenger) -- (0, \radius+\laenger);
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||||||
|
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||||||
|
\draw[lightgray, dashed] (0,0) circle (\radius);
|
||||||
|
|
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\foreach \s in {0,...,5}{
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||||||
|
\coordinate (\s) at ({360/\n * (\s)}:\radius);
|
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|
}
|
||||||
|
\foreach \s in {1,5}{
|
||||||
|
\fill[red] (\s) circle (.1);
|
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|
}
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||||||
|
\foreach \s in {0,...,5}{
|
||||||
|
\fill (\s) circle (.05);
|
||||||
|
}
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||||||
|
\end{tikzpicture}
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|
Die primitiven Einheitswurzeln sind rot markiert.
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\caption{Achte und sechste Einheitswurzeln}
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\label{fig:ehw}
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\end{figure}
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\sideremark{Vorlesung 23}Bevor es weitergeht, erinnere ich noch einmal an
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Beispiel~\vref{bsp:ehw} und an die Notation, die dort eingeführt wurde: Die
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$n$-ten Einheitswurzeln waren genau die Nullstellen von $f_n$ im Körper
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$L_n ⊂ \overline{ℚ} ⊂ ℂ$. Die $n$-ten Einheitswurzeln bilden mit der
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Multiplikation als komplexe Zahlen eine zyklische Gruppe, die isomorph zu
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$ℤ/(n)$ ist. Eine $n$-te Einheitswurzel heißt \emph{primitiv}, falls sie die
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Gruppe erzeugt. Abbildung~\ref{fig:ehw} illustriert das am Beispiel der $6$.ten
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und $8$.ten Einheitswurzeln. Wir hatten in Beobachtung~\vref{beo:pe} auch schon
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diskutiert, wie viele primitive Einheitswurzeln es in der Gruppe der $n$.ten
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Einheitswurzeln jeweils gibt: Die Anzahl wird durch die Eulersche $φ$-Funktion
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gegeben. Um die Frage nach der Konstruierbarkeit des regulären $n$-Ecks
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vollständig zu beantworten, müssen wir noch ein paar Dinge über diese Funktion
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beweisen.
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\begin{satz}[Mupltiplikative Eigenschaften der Eulerschen $φ$-Funktion]\label{Satz_Eigenschaften_Eulersche_Phi_Funktion}
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Die Eulersche $φ$-Funktion hat folgende Eigenschaften.
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\begin{enumerate}
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\item\label{Satz_Eigenschaften_Eulersche_Phi_Funktion_Aussage_1} Für alle
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$n,m ∈ ℕ$ mit $\ggT(n,m) = 1$ gilt $φ(n·m) = φ(n)·φ(m)$.
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|
\item\label{Satz_Eigenschaften_Eulersche_Phi_Funktion_Aussage_2} Für alle
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Primzahlen $p ∈ ℕ$ und alle $α ∈ ℕ$ gilt $φ(p^α)=p^{α-1}·(p-1)$.
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||||||
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\item\label{Satz_Eigenschaften_Eulersche_Phi_Funktion_Aussage_3} Für alle
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Tupel $(p_1, …, p_r) ∈ ℕ^r$ von paarweise verschiedene Primzahlen und alle
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Tupel $(α_1, …, α_r) ∈ ℕ^r$ gilt
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\begin{equation*}
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φ(p_1^{α_1} ⋯ p_r^{α_r}) = p_1^{α_1-1} ⋯ p_r^{α_r-1}·(p_1-1)⋯(p_r-1).
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||||||
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\end{equation*}
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||||||
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\end{enumerate}
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||||||
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\end{satz}
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\begin{proof}
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Wir beweisen zuerst \ref{Satz_Eigenschaften_Eulersche_Phi_Funktion_Aussage_1}:
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seien Zahlen $n,m ∈ ℕ$ mit $\ggT(n,m)=1$ gegeben. Dann gilt nach dem
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Chinesischen Restsatz, Satz~\vref{Satz_Chinesischer_Restsatz},
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\begin{equation*}
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\factor{ℤ}{(n·m)} ≅ \factor{ℤ}{(n)}⨯\factor{ℤ}{(m)}.
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\end{equation*}
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Ein Paar $(a,b) ∈ ℤ/(n) ⨯ ℤ/(m)$ ist genau dann eine Einheit, wenn $a ∈ ℤ/(n)$
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und $b ∈ ℤ/(m)$ jeweils Einheiten sind. Also gilt
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||||||
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\begin{equation*}
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\left|\left(\factor{ℤ}{(n· m)}\right)^*\right| = \left|\left(\factor{ℤ}{(n)}\right)^*\right|·\left|\left(\factor{ℤ}{(m)}\right)^*\right|.
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||||||
|
\end{equation*}
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Die Anzahl der Einheiten in der Gruppe $ℤ/(d)$ ist aber genau der Wert der
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$φ$-Funktion an der Stelle $d$. Aussage
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\ref{Satz_Eigenschaften_Eulersche_Phi_Funktion_Aussage_1} ist damit bewiesen.
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Für Aussage~\ref{Satz_Eigenschaften_Eulersche_Phi_Funktion_Aussage_2}
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beobachten wir, dass die Nicht-Einheiten in $ℤ/(p^α)$ exakt durch die
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Vielfachen von $p$ repräsentiert sind, also durch die Elemente
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$p, 2·p, 3·p, … , p^{α-1}·p = p^α$. Dies sind genau $p^{α-1}$ Elemente. Für
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die Einheiten bleiben also
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\begin{equation*}
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p^α - p^{α-1} = p^{α-1}·(p-1)
|
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\end{equation*}
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Elemente übrig, fertig ist der Beweis von
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\ref{Satz_Eigenschaften_Eulersche_Phi_Funktion_Aussage_2}.
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Die letzte Aussage~\ref{Satz_Eigenschaften_Eulersche_Phi_Funktion_Aussage_3}
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ist einfach eine Kombination von
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\ref{Satz_Eigenschaften_Eulersche_Phi_Funktion_Aussage_1} und
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\ref{Satz_Eigenschaften_Eulersche_Phi_Funktion_Aussage_2}.
|
||||||
|
\end{proof}
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\section{Kreisteilungspolynome}
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Die $n$-ten Einheitswurzeln sind natürlich Nullstellen des Polynoms
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$x^n-1 ∈ ℚ[x]$. Leider haben wir schon in Beispiel~\vref{bsp:7.2.7} gesehen,
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dass diese Polynome im Allgemeinen nicht irreduzibel sind. Um die
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Kreisteilungskörper besser zu verstehen, müssen wir also die irreduziblen
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Faktoren diskutieren. Das kommt jetzt.
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\begin{definition}[$n$-tes Kreisteilungspolynom]
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Es sei $n ∈ ℕ$ eine Zahl. Bezeichne die primitiven $n$-ten Einheitswurzeln
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mit $ξ_1, …, ξ_{φ(n)}$. Das Polynom
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\begin{equation*}
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Φ_n := \prod_{i=1}^{φ(n)} (x-ξ_i) ∈ ℂ[x]
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\end{equation*}
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heißt $n$-tes \emph{Kreisteilungspolynom}\index{Kreisteilungspolynom}. Es
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gilt $\deg Φ_n = φ(n)$.
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\end{definition}
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Der folgende Satz fasst die wesentlichen Eigenschaften von
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Kreisteilungspolynomen zusammen.
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\begin{satz}[Wesentliche Eigenschaften von Kreisteilungspolynomen]\label{Satz_Wesentliche_Eigenschaften_Kreisteilungspolynom}
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Es ist $Φ_1(x)= x-1$. Für jede Zahl $n ∈ ℕ$ gilt die Gleichung
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\begin{equation}\label{eq:x2}
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x^n-1=\prod_{d|n}Φ_d(x)
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\end{equation}
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\end{satz}
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\begin{proof}
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Die Aussage über $φ_1$ ist trivial. Wenn eine Zahl $n ∈ ℕ$ und eine beliebige
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$n$-te Einheitswurzel $ξ$ ist, mit Ordnung $d := \ord ξ$, dann ist $ξ$ eine
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primitive $d$-te Einheitswurzel. Also ist $ξ$ eine Nullstelle von $Φ_d$ --
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und von keinem anderen Kreisteilungspolynom $φ_{d'}$! Wir erkennen, dass auf
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der linken und der rechten Seite von \eqref{eq:x2} zwei komplexe Polynome
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stehen, deren Nullstellenmenge jeweils exakt die Menge der $n$-ten
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Einheitswurzeln ist. Außerdem haben sowohl die linke als auch rechte Seite
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von Gleichung \eqref{eq:x2} nur einfache Nullstellen. Außerdem sind linke und
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rechte Seite von Gleichung \eqref{eq:x2} normiert. Dann müssen die Seiten der
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Gleichung wohl übereinstimmen.
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\end{proof}
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\begin{beobachtung}
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Mit Satz~\ref{Satz_Wesentliche_Eigenschaften_Kreisteilungspolynom} kann man
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alle Kreisteilungspolynome ausrechnen. Um ein gegebenes Polynom $φ_d$ zu
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bestimmen, müssen wir nach
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Satz~\ref{Satz_Wesentliche_Eigenschaften_Kreisteilungspolynom} nämlich nur die
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$Φ_p$ zu kennen, wo $p$ ein Primteiler von $d$ ist. Für jede Primzahl $p$
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gilt aber $x^p-1 = Φ_1(x)·Φ_p(x)$, und somit
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\begin{equation*}
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Φ_p(x) = \frac{x^p-1}{x-1} = x^{p-1} + x^{p-2} + ⋯ + x + 1.
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\end{equation*}
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\end{beobachtung}
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\begin{bsp}\label{bsp:2222}
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Betrachte den Fall $d = 6$. Es gilt $x⁶-1 = Φ_1(x)·Φ_2(x)·Φ_3(x)·Φ_6(x)$.
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Damit erhalten wir
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\begin{equation*}
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||||||
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Φ_6(x) = \frac{x⁶-1}{(x-1)·(x+1)·(x²+x+1)} = x²-x+1
|
||||||
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\end{equation*}
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||||||
|
\end{bsp}
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||||||
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|
||||||
|
Das Beispiel~\ref{bsp:2222} zeigt insbesondere, dass das komplexe Polynom $Φ_6$
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in Wirklichkeit ganzzahlige Koeffizienten hat! Der folgende Satz sagt, dass
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dies kein Zufall ist. Der (Induktions-)Beweis ist nicht schlimm kompliziert,
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aber ein wenig langwierig. Ich lasse ihn daher weg.
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\begin{fakt}
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Die Kreisteilungspolynome sind ganzzahlig und normiert. Mit anderen Worten:
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für alle $n ∈ ℕ$ ist $Φ_n(x) ∈ ℤ[x]$. \qed
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\end{fakt}
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Durch ``Reduktion modulo $p$'' zeigt man folgenden Fakt, den wir hier ebenfalls
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nicht beweisen.
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\begin{fakt}
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Die Kreisteilungspolynome $Φ_n$ sind für alle $n ∈ ℕ$ irreduzibel. \qed
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\end{fakt}
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\section{Die Kreisteilungskörper}
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Wir hatten in Definition~\ref{def:ktk} den Zerfällungskörper des Polynoms
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$f_n(x) := x^n-1 ∈ ℚ[x]$ als $n$-ten Kreisteilungskörper über $ℚ$ genannt und
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||||||
|
mit $L_n/ℚ$ bezeichnet. Als Zerfällungskörper eines Polynoms ist $L_n/ℚ$
|
||||||
|
natürlich Galoisch, wir müssen jetzt die Galoisgruppe bestimmen. Wähle dazu
|
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eine primitive $n$-te Einheitswurzel $ξ$ und beobachte, dass dann $L_n = ℚ(ξ)$
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||||||
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ist. Das Minimalpolynom von $ξ$ kennen wir schon, es ist das $n$-te
|
||||||
|
Kreisteilungspolynom $Φ_n$. Also ist
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\begin{equation*}
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|
[L_n : ℚ ] = \deg Φ_n = φ(n).
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||||||
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\end{equation*}
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|
Die Galoisgruppe ist jetzt kein Geheimnis mehr.
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||||||
|
|
||||||
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\begin{satz}\label{satz:ktk}
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Es sei $n ∈ ℕ$ eine Zahl. Die Galoisgruppe von $L_n/ℚ$ ist isomorph zur
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(multiplikativen) Gruppe der Einheiten in $ℤ/(n)$, also
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\[
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\Gal\left( \factor{L_n}{ℚ} \right) ≅ \left( \factor{ℤ}{(n)} \right)^*.
|
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|
\]
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||||||
|
\end{satz}
|
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\begin{proof}
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||||||
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\video{23-1}
|
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|
\end{proof}
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||||||
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\section{Der Satz von Gauß über die Konstruierbarkeit des regulären $n$-Ecks}
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Damit kommen wir zu einem der Ergebnisse, auf die wir das ganze Semester über
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hin gearbeitet haben: die vollständige Antwort auf die Frage nach der
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|
Konstruierbarkeit des regulären $n$-Ecks. Im Gegensatz zu allen anderen Sätzen,
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die immer nur zeigten, was man \emph{nicht} konstruieren kann, ist der folgende
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Satz unser erstes \emph{positives} Resultat.
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\begin{satz}[Positives Resultat zur Konstruierbarkeit]\label{Satz_von_Seite_197}
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Es sei $\{0,1 \} ⊂ M ⊂ ℂ$ eine Menge und es sei $z ∈ ℂ$ eine komplexe Zahl.
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Betrachte den Körper $K := ℚ(M∪\overline{M})$ und bezeichne mit $L$ den
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Zerfällungskörper $L$ des Minimalpolynoms von $z$ über $K$. Wenn $[L : K]$
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eine Zweierpotenz ist, dann ist die Zahl $z$ aus $M$ mit Zirkel und Lineal
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konstruierbar
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\end{satz}
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\begin{proof}
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\video{23-2}
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\end{proof}
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\begin{bemerkung}\label{rem:svs197}
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Satz~\ref{Satz_von_Seite_197} ist noch nicht optimal, denn es gilt in
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Wirklichkeit mehr: wir werden in Bemerkung~\vref{bem:nedkp} sehen, dass die
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Zahl $z$ \emph{genau dann} aus $M$ mit Zirkel und Lineal konstruierbar ist,
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wenn $[L : K]$ eine Zweierpotenz ist.
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\end{bemerkung}
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\begin{satz}[Satz von Gauß]\label{Satz_von_Gauss}
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Das reguläre $n$-Eck ist aus $\{0,1 \}$ genau dann mit Zirkel und Lineal
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konstruierbar, wenn $n$ in folgender Form geschrieben werden kann,
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\[
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n = 2^α·p_1⋯p_r,
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\]
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wobei $α ∈ ℕ$ ist und die $p_{•}$ paarweise verschiedene Primzahlen der Form
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$p_• = 2^{n_•}+1$ sind.
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\end{satz}
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\begin{proof}
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\video{23-3}
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\end{proof}
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\begin{bemerkung}
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Damit $2^μ+1$ eine Primzahl ist, muss $μ$ selbst eine Potenz von $2$ sein.
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Denn hätte $μ=m·l$ einen ungeraden Teiler $l$, so hätte man
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\begin{equation*}
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2^μ+1 = (2^m+1)·\left(2^{m·(l-1)}-2^{m·(l-2)} ± ⋯ -2^l+1\right).
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\end{equation*}
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\end{bemerkung}
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\begin{bemerkung}[Fermatsche Primzahlen, aus \href{https://de.wikipedia.org/wiki/Fermat-Zahl}{Wikipedia}]
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Primzahlen der Form $F_n := 2^{2^n}+1$ heißen \emph{Fermatsche
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Primzahlen}\index{Fermatsche Primzahl}Im August 1640 vermutete Fermat, dass
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alle Zahlen dieser Form (die später nach ihm benannt wurden) Primzahlen seien.
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Dies wurde jedoch 1732 von Leonhard Euler widerlegt, der zeigte, dass die
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sechste Fermatzahl $F_5$ durch 641 teilbar ist. Man kennt außer den ersten
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fünf (3, 5, 17, 257, 65537) derzeit keine weitere Fermat-Zahl, die eine
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Primzahl ist, und vermutet, dass es außer diesen Zahlen auch keine weitere
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gibt.
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\end{bemerkung}
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\section{Ich hab' noch einen Koffer in … Göttingen}
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Satz~\ref{Satz_von_Seite_197} ist \emph{viel} besser, als er aussieht. Schauen
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Sie sich den Beweis genau an: Sie sehen, wie wir im Beweis aus einer
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\emph{Auflösungskette} für geeignete Galoisgruppen eine
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\emph{Konstruktionsvorschrift} für den Punkt $z$ machen. Der Beweis ist also
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kein abstraktes Existenzresultat, sondern liefert (bei entsprechender Arbeit)
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eine konkrete Vorschrift, wie man an den gegebenen Punkt $z$ kommt -- ob der so
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erhaltene Konstruktionsweg dann immer besonders elegant oder praktisch gut
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umsetzbar ist, steht natürlich noch auf einem anderen Blatt.
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\begin{aufgabe}
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Warten Sie das Ende der Pandemie ab. Wenn Sie überleben, kaufen Sie sich
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weiße Zauberkünstlerhandschuhe und fahren Sie nach Göttingen. Ziehen Sie sich
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gut an (sie müssen seriös wirken!) und begeben Sie sich in die Bunsenstraße
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3--5.
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\begin{enumerate}
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\item Bewundern Sie das schlichte, lichtdurchflutete und funktionale Gebäude,
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das 1929 von David Hilbert und Richard
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Courant\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Richard_Courant}{Richard
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Courant} (* 8. Januar 1888 in Lublinitz, Oberschlesien; † 27. Januar
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1972 in New York) war ein deutsch-amerikanischer Mathematiker.} eröffnet
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wurde, dessen Planung aber noch auf Felix
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Klein\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Felix_Klein}{Felix
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Christian Klein} (* 25. April 1849 in Düsseldorf; † 22. Juni 1925 in
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Göttingen) war ein deutscher Mathematiker.} zurückgeht. Der Bau wurde
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damals, vermutlich zu Ehren von Hilbert, von der amerikanischen
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Rockefeller-Stiftung finanziert. Er gilt noch heute als Meilenstein der
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Architektur.
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\item\label{il:f45} Betreten Sie die Bibliothek und bitten Sie die
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Bibliothekarin sehr höflich um ``den Koffer''. Zeigen Sie ihre weißen
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Handschuhe. Lächeln Sie, um alle Umstehenden von ihren harmlosen Absichten
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zu überzeugen.
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\end{enumerate}
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\end{aufgabe}
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Wenn Sie im Schritt~\ref{il:f45} überzeugend aufgetreten sind, bringt Ihnen die
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Bibliothekarin den Koffer. Dabei handelt es sich um eine über 100 Jahre alte
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Holzkiste mit einem uralten Foliaten, in dem Johann Gustav Hermes auf über 200
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großformatigen, fein beschriebenen Blättern das 65.537-Eck mit Zirkel und Lineal
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konstruiert. Mit ihren Handschuhen können Sie umblättern, ohne das alte Papier
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zu beschädigen.
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\href{https://www.zeit.de/2012/34/Algebra-Koffer-Johann-Gustav-Hermes/komplettansicht}{Die
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Zeit} schreibt über dieses etwas Zen-Buddhistisch angehauchte
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Konstruktionsprojekt:
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\begin{quotation}
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Ein filigranes Geflecht von Punkten, Linien und Kreisen breitet sich über die
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Seiten aus, verziert mit Anmerkungen und Erläuterungen in gut lesbarer
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Kurrentschrift. Dazu kommt eine Flut von Tabellen, Rechnungen und
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Koeffizientenschemata, die sich am Ende zu einem Zahlen- und Symbolmix
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gewaltigen Ausmaßes fügen.
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\end{quotation}
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Im Gegensatz zur ``Zeit'' sahen die Göttinger Kollegen Hermes' Bemühungen damals
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recht kritisch: ``Ich rechne ja auch nicht die binomische Formel für alle Werte
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bis 10.000.000 nach''. Dennoch empfehle ich den Besuch. Bewundern Sie die
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feinen Konstruktionen und die enorme handwerkliche Qualität. Suhlen Sie sich in
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der Aura der Sinnlosigkeit. Beenden Sie Ihren Besuch, indem Sie sich die
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historische Sammlung mathematischer Modelle anschauen.
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\begin{aufgabe}
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Finden Sie heraus, warum das weltberühmte \emph{Mathematical Sciences Research
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Institute} in Berkeley, Kalifornien die Adresse ``17 Gauss Way'' hat, obwohl
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das MSRI der einzige Gebäudekomplex der Straße ist. Fahren Sie hin und
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schauen Sie sich die Tafel am Eingang an. Oder lesen Sie
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\href{https://www.msri.org/people/staff/levy/files/17gon/poster1.pdf}{hier}.
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\end{aufgabe}
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%%% Local Variables:
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%%% mode: latex
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%%% TeX-master: "AlgebraZahlentheorie"
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%%% End:
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218
23.tex
Normal file
218
23.tex
Normal file
@ -0,0 +1,218 @@
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% spell checker language
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\selectlanguage{german}
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\chapter{Auflösung von Gleichungen durch Radikale}
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\label{chap:23}
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\sideremark{Vorlesung 24}Ich möchte in dieser Vorlesung die Frage aus
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Kapitel~\ref{sec:4} beantworten: gegeben ein Körper $K$ ein Körper und ein
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Polynom $f ∈ K[x]$. Gibt es dann eine Möglichkeit, wenigstens eine der
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Nullstellen von $f$ in der Form
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\begin{equation*}
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\sqrt[n_1]{\sqrt[n_2]{…}+\sqrt[n_3]{…}}+\sqrt[n_4]{…}
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\end{equation*}
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schreiben? In der Sprache von Kapitel~\ref{sec:4}: ist die Gleichung $f(x)=0$
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durch Radikale auflösbar? Gibt es eine Radikalerweiterung $L/K$, sodass $f$ in
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$L$ eine Nullstelle hat? Die Antwort hängt natürlich mit der Galoisgruppe von
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$f$ zusammen, der Zusammenhang soll in dieser Vorlesung beschrieben werden.
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\begin{satz}\label{Theorem_Unterkapitel_Einundzwanzig_Eins}
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Es sei $K$ ein Körper der Charakteristik 0 und es sei $f ∈ K[x]$ ein Polynom.
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Dann sind die folgenden Aussagen äquivalent.
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\begin{enumerate}
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\item\label{Theorem_Unterkapitel_Einundzwanzig_Eins_1} Das Polynom $f$ ist
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über $K$ durch Radikale lösbar.
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\item\label{Theorem_Unterkapitel_Einundzwanzig_Eins_2} Die Galoisgruppe
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$\Gal{f}$ ist auflösbar.
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\end{enumerate}
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\end{satz}
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Wir werden Satz~\ref{Theorem_Unterkapitel_Einundzwanzig_Eins} am Ende dieses
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Kapitels im Abschnitt~\ref{sec:almostlast} beweisen. Zuerst möchte ich aber
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noch zwei Korollare vorstellen.
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\begin{kor}
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Es sei $K$ ein Körper der Charakteristik 0 und es sei $f ∈ K[x]$ vom Grad
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$\deg f ≤ 4$. Dann ist $f$ durch Radikale lösbar.
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\end{kor}
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\begin{proof}
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Jede Untergruppe von $S_4$ ist auflösbar.
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\end{proof}
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\begin{kor}[Korollar von Galois]
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Das Polynom $f = x⁵-4·x+2 ∈ ℚ[x]$ ist \emph{nicht} durch Radikale auflösbar.
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Insbesondere gibt es keine Lösungsformel für Polynome vom Grad $≥ 5$.
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\end{kor}
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\begin{proof}
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Das Polynom $f$ ist ein Eisenstein-Polynom, also irreduzibel. Analytische
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Überlegungen zeigen, dass $f$ genau drei reelle Nullstellen $n_1$, $n_2$ und
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$n_3$ sowie zwei komplexe Nullstellen $n_4$, $n_5$ hat. Wir fassen die
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Galoisgruppe als Untergruppe der Permutationsgruppe
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\[
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||||||
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S_5 = \text{Permutationen von } \{ n_1, …, n_5 \}
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\]
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|
auf. Folgendes können wir sofort sagen.
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\begin{itemize}
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\item Die Gruppenordnung ist ein Vielfaches der Zahl 5. Also existiert nach
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dem Satz von Cauchy, Satz~\vref{Satz_von_Cauchy}, ein Element $σ_5$ von
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Ordnung 5, also ein 5-Zykel.
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\item Die komplexen Nullstellen sind zueinander konjugiert. Die komplexe
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Konjugation liefert deshalb einen Automorphismus des Zerfällungskörpers, der
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die drei reellen Nullstellen fixiert und die beiden komplexen Nullstellen
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vertauscht. Dies ist ein Element $σ_2$ der Ordnung 2, also eine
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Transposition.
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\end{itemize}
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Zeigen Sie jetzt als Hausaufgabe, dass die von $σ_5$ und $σ_2$ erzeugte
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Untergruppe der Permutationsgruppe $S_5$ bereits ganz $S_5$ ist. Mit anderen
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Worten: jede Permutation aus $S_5$ kann durch die Transposition $σ_2$ und den
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Zykel $σ_5$ dargestellt werden. Also ist die $\Gal f = S_5$, aber diese
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Gruppe ist nicht auflösbar.
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\end{proof}
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\section{Reine Polynome und zyklische Galoiserweiterungen}
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Um die zentrale Idee zu illustrieren, erkläre ich den Zusammenhang zwischen den
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Fragen: ``Ist $f$ durch Radikale auflösbar?'' und ``Wie sieht die Galoisgruppe
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von $f$ aus?'' zuerst im besonders einfachen Fall von ``reinen'' Polynomen, bei
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denen die Nullstellen ganz offenbar Wurzeln sind.
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\begin{defn}[Reines Polynom]
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Es sei $K$ ein Körper. Ein Polynom $f ∈ K[x]$ heißt \emph{rein}\index{reines
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|
Polynom}\index{Polynom!reines}, wenn es $n ∈ ℕ$ und $a ∈ K$ gibt, sodass
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$f(x) = x^n-a$ ist.
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||||||
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\end{defn}
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\begin{bemerkung}[Separabilität von reinen Polynomen]
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Es sei $K$ ein Körper und es sei $n ∈ ℕ^{>0}$ eine Zahl. Wenn
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$\operatorname{char}K = 0$ ist oder wenn $\operatorname{char}K \nmid n$ ist,
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||||||
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dann sind alle reinen Polynomen der Form $x^n-a$ separabel.
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\end{bemerkung}
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\begin{satz}[Reine Polynome und zyklische Galoiserweiterungen]\label{Satz_Aufloesen_von_Gleichungen_Eins}
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Es sei $K$ ein Körper und es sei $n ∈ ℕ^{>0}$ eine Zahl. Falls
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$\operatorname{char} K = p > 0$ ist, nehmen wir noch an, dass $p\nmid n$ ist.
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||||||
|
Wenn $K$ alle $n$-ten Einheitswurzeln enthält, dann gilt Folgendes.
|
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\begin{enumerate}
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\item\label{Satz_Aufloesen_von_Gleichungen_Eins_1} Für jedes $a ∈ K^*$ ist die
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Galoisgruppe des reinen Polynoms $f=x^n-a∈ K[x]$ zyklisch.
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\item\label{Satz_Aufloesen_von_Gleichungen_Eins_2} Wenn $L/K$ eine
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Galoiserweiterung mit Galoisgruppe $\Gal(L/K) ≅ ℤ/(n)$ ist, dann gibt es ein
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$a ∈ L$ mit $L = K(a)$ und $a^n ∈ K$.
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||||||
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\end{enumerate}
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\end{satz}
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\begin{proof}[Beweis von \vref{Satz_Aufloesen_von_Gleichungen_Eins_1}]
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\video{24-1}. (Verbesserte Version vom 03Feb21).
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\end{proof}
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\begin{proof}[Beweis von \vref{Satz_Aufloesen_von_Gleichungen_Eins_2}]
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\video{24-2}
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\end{proof}
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\section{Radikalerweiterungen von Galoiserweiterungen}
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Unsere Debatte krankt noch an einer wesentlichen Stelle: in der Definition von
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``Radikalerweiterung'', Definition~\vref{def:radikal}, fordern wir \emph{nicht},
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dass Radikalerweiterungen Galoisch sind\footnote{ging auch gar nicht, weil
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Galoiserweiterungen erst im Kapitel~\ref{chap:15} eingeführt wurden.}. Der
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folgende Satz behebt diesen Mangel.
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\begin{satz}\label{Satz_Subsection_Einundzwanzig_Zwei}\label{satz:23.2.1}
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Sei $K$ ein Körper der Charakteristik 0 und $L/K$ eine Radikalerweiterung.
|
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Dann existiert eine Körpererweiterung $L'/L$, sodass
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\begin{enumerate}
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\item $L'/K$ Galoisch ist.
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||||||
|
\item $L'/K$ eine Radikalerweiterung ist,
|
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\end{enumerate}
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|
\end{satz}
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||||||
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\begin{proof}
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\video{24-3}
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\end{proof}
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\begin{bemerkung}[Noch einmal: was bedeutet ``Auflösbarkeit durch Radikale'']
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Es sei $K$ ein Körper der Charakteristik 0 und es sei $f ∈ K[x]$ ein
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||||||
|
irreduzibles Polynom. Angenommen, $f$ sei durch Radikale auflösbar. Nach
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||||||
|
Definition~\vref{def:gidra} bedeutet das, dass es eine Radikalerweiterung
|
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|
$L/K$ gibt, in der $f$ \emph{eine} Nullstelle hat. Satz~\ref{satz:23.2.1}
|
||||||
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sagt, dass es eine größere Radikalerweiterung $L'/K$, sodass $f$ über $L'$ in
|
||||||
|
Linearfaktoren zerfällt. Also gibt es eine Radikalerweiterung, die
|
||||||
|
\emph{alle} Nullstellen von $f$ enthält. Kurz gesagt: wenn $f$ irreduzible
|
||||||
|
ist und \emph{eine} Nullstelle als ``Wurzelausdruck'' geschrieben werden kann,
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||||||
|
dann können \emph{alle} Nullstellen als Wurzelausdruck geschrieben werden.
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|
\end{bemerkung}
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|
\begin{bemerkung}[Noch einmal: das Konstruktionsproblem]\label{bem:nedkp}
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|
Es sei $\{0,1 \} ⊂ M ⊂ ℂ$ eine Menge und es sei $z ∈ ℂ$ eine komplexe Zahl,
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||||||
|
die aus $M$ mit Zirkel uns Lineal konstruierbar ist\footnote{Mit anderen
|
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|
Worten: es sei $z ∈ \Kons(M)$.}. Betrachten Sie den Körper
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|
$K := ℚ(M∪\overline{M})$ und erinnern Sie sich noch einmal an die Hausaufgabe,
|
||||||
|
die wir in Satz~\vref{Satz_von_Seite_69} zusammengefasst haben: Der Körper
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|
$L := K(z)$ entsteht als Folge von quadratischen Erweiterungen,
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\[
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L = L_m ⊃ L_{m-1}⊃ ⋯ ⊃ L_1⊃ L_0 = K.
|
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\]
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|
Schauen Sie sich den Beweis von Satz~\ref{Satz_Subsection_Einundzwanzig_Zwei}
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noch einmal scharf an und erkennen Sie, dass dann auch $L'/K$ eine Folge von
|
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quadratischen Erweiterungen ist, denn
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\begin{equation*}
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g=\prod_{\varphi∈ G} \bigl(x²-\varphi(b²) \bigr)
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\end{equation*}
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ist ein Produkt von quadratischen Polynomen. Der Erweiterungsgrad $[L':K]$
|
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ist also eine Zweierpotenz. Als Nächstes sei $N$ der Zerfällungskörper des
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Minimalpolynoms von $z$ über $K$. Anders gesagt: $N$ sei die normale Hülle
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der Körpererweiterung $L/K$. Dann ist $N$ ein Unterkörper von $L'$ und hat
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||||||
|
deshalb nach der Gradformel, Satz~\vref{satz:3-6-1}, ebenfalls eine
|
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|
Zweierpotenz als Grad. Erkennen Sie, dass wir damit
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||||||
|
Bemerkung~\ref{rem:svs197} bewiesen haben: Das Kriterium für die
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|
Konstruierbarkeit von Punkten aus Satz~\ref{Satz_von_Seite_197} ist notwendig
|
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|
\emph{und} hinreichend!
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|
\end{bemerkung}
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\begin{proof}[Beweisidee]
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Nach dem Hauptsatz der Galoistheorie (\vref{Satz_Hauptsatz_Galoistheorie})
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entsprechen Ketten von Unterkörpern von $L/K$ (wobei $L$ der Zerfällungskörper
|
||||||
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von $f$ ist) Ketten von Untergruppen von $\Gal(L/K) = \Gal f$. Zyklische
|
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|
Gruppen entsprechen dabei der Adjunktion einer Wurzel $\sqrt[n]{a}$ --
|
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zumindest dann, wenn es genügend viele Einheitswurzeln gibt.
|
||||||
|
\end{proof}
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\section{Beweis von Satz~\ref*{Theorem_Unterkapitel_Einundzwanzig_Eins}}
|
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\label{sec:almostlast}
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Vor dem Beweis von Satz~\ref{Theorem_Unterkapitel_Einundzwanzig_Eins} noch zwei
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Vorüberlegungen.
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\begin{claim-de}\label{Vorueberlegung_1}
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Wenn $L/K$ eine Galoiserweiterung ist und $ξ ∈ \overline{L}$ eine primitive
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$n$-te Einheitswurzel, dann sind auch $L(ξ)/K$ und $L(ξ)/K(ξ)$ Galoisch. Denn
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||||||
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wenn wir $L$ als Zerfällungskörper eines Polynomes $g ∈ K[x]$ schreiben, dann
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||||||
|
ist $L(ξ)$ der Zerfällungskörper des Polynomes $g·(x^n-1) ∈ K[x]$. Also ist
|
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$L(ξ)/K$ Galoisch und die Zwischenerweiterung $L(ξ)/K(ξ)$ ebenfalls.
|
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\end{claim-de}
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\begin{claim-de}\label{Vorueberlegung_2}
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Wenn $ξ$ eine primitive $n$-te Einheitswurzel über $K$ ist und $n=m·l$, dann
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ist $ξ^l$ eine primitive $m$-te Einheitswurzel. Die Elemente $ξ^l$, $ξ^{2l}$,
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…, $ξ^{m· l}$ sind paarweise verschieden.
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\end{claim-de}
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\begin{proof}[Beweis der Implikation $\ref{Theorem_Unterkapitel_Einundzwanzig_Eins_1} ⇒ \ref{Theorem_Unterkapitel_Einundzwanzig_Eins_2}$]
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\video{24-4}
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\end{proof}
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\begin{proof}[Beweis der Implikation $\ref{Theorem_Unterkapitel_Einundzwanzig_Eins_2} ⇒ \ref{Theorem_Unterkapitel_Einundzwanzig_Eins_1}$]
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\video{24-5}
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\end{proof}
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%%% Local Variables:
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%%% mode: latex
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%%% TeX-master: "AlgebraZahlentheorie"
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343
24.tex
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343
24.tex
Normal file
@ -0,0 +1,343 @@
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% spell checker language
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\selectlanguage{german}
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\chapter{Quadratische Reziprozität}
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\label{chap:24}
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\sideremark{Vorlesung 25}
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In diesem Skript zur Vorlesung ``Algebra und Zahlentheorie'' hatten wir bislang
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noch sehr wenig Zahlentheorie. Dass muss ich jetzt, auf dem letzten Meter, noch
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ändern. Oberflächlich betrachtet geht es beim quadratischen Reziprozitätsgesetz
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darum, zu entscheiden, ob eine Zahl ein quadratischer Rest einer anderen Zahl
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ist.
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\begin{definition}[Quadratischer Rest]
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Es sei $p ∈ ℕ$ eine Primzahl, weiter sei $a ∈ ℤ$ teilerfremd zu $p$. Die Zahl
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$a$ heißt \emph{quadratischer Rest modulo $p$}\index{quadratischer
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Rest}\index{Rest!quadratischer}, wenn die Gleichung
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\[
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x² \equiv a \:\:(\operatorname{mod} p)
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\]
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in $ℤ$ lösbar ist. Andernfalls heißt \emph{quadratischer Nichtrest modulo
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$p$}.
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\end{definition}
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Wikipedia schreibt sinngemäß ``Die Entdeckung des quadratischen
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Reziprozitätsgesetzes durch Euler und der Beweis durch Gauß (erschienen 1801 in
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den
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\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Disquisitiones_Arithmeticae}{Disquisitiones
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Arithmeticae}, er hatte aber bereits 1796 einen Beweis) waren die
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Ausgangspunkte der Entwicklung der modernen Zahlentheorie.''. Tatsächlich
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handelt es sich um einen sehr tiefen Satz der viele Mathematiker inspirierte,
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von dem wir hier aber nur die Oberfläche ankratzen. Schauen Sie einmal in das
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Buch der Beweise\footnote{Sie können das Buch im Uni-Netz
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\href{https://doi.org/10.1007/978-3-662-57767-7}{kostenlos herunterladen}.}
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\cite[Kapitel~5]{zbMATH06333926} für viele weitere Erklärungen, elementare
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Beweise und historische Anmerkungen.
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\begin{bemerkung}[Quadratische Reste in $𝔽_p$]\label{bem:qrmp}
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Es sei $p ∈ ℕ$ eine Primzahl. Die Frage, ob eine Zahl $a ∈ ℤ$ ein
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quadratischer Rest modulo $p$ ist, hängt natürlich nur von der Restklasse von
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$a$ in $𝔽_p$ ab. Man nennt erweitert daher den Begriff von ``quadratischem
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Rest'' häufig und nennt ein Element $b ∈ 𝔽_p$ einen quadratischen Rest, wenn
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die Gleichung $x² = b$ in $𝔽_p$ lösbar ist. Die quadratischen Reste sind also
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die Elemente von
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\[
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(𝔽^*_p)² := \img \Bigl( 𝔽^*_p → (𝔽^*_p)², \quad x ↦ x²
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\Bigr) ⊂ 𝔽^*_p.
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\]
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\end{bemerkung}
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Wie viele quadratische Reste gibt es überhaupt? Die Antwort ist einfach.
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\begin{lem}\label{lem:24-0-3}
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Es sei $p ∈ ℕ$ eine ungerade Primzahl. Dann gibt es in $𝔽_p$ genauso viele
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quadratische Reste wie Nichtreste. Die (multiplikative) Untergruppe
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$(𝔽^*_p)² ⊂ 𝔽^*_p$ hat den Index 2.
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\end{lem}
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\begin{proof}
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Der surjektive Gruppenhomomorphismus
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\[
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𝔽^*_p → (𝔽^*_p)², \quad x ↦ x²
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\]
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hat den Kern $\{±1\}$. Weil $p$ ungerade ist, hat der Kern genau 2 Elemente.
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\end{proof}
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\section{Das Legendre-Symbol}
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Um den Begriff ``quadratischer Rest'' etwas quantitativer zu erfassen, führen
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wir das
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Legendre\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Adrien-Marie_Legendre}{Adrien-Marie
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Legendre} (* 18. September 1752 in Paris; † 9. Januar 1833 ebenda) war ein
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französischer Mathematiker.}-Symbol ein.
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\begin{definition}[Legendre-Symbol]
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Es sei $p$ eine ungerade Primzahl und es sei $a ∈ ℤ$. Dann schreibe
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\[
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\left(\frac{a}{p}\right) :=
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\begin{cases}
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1 & \text{falls $a$ quadratischer Rest modulo $p$ ist} \\
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-1 & \text{falls $a$ quadratischer Nichtrest modulo $p$ ist} \\
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0 & \text{falls $a$ ein Vielfaches von $p$ ist}.
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\end{cases}
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\]
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Der Ausdruck wird als \emph{Legendre-Symbol} bezeichnet. Analog zur
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Bemerkung~\ref{bem:qrmp} verwendet man das Symbol nicht nur für Zahlen
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$a ∈ ℤ$, sondern auch für Elemente $a ∈ 𝔽_p$.
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\end{definition}
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\begin{beobachtung}
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Weil es nach Lemma~\ref{lem:24-0-3} genau so viele quadratische Reste wie
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Nichtreste gibt, ist $\sum_{k=1}^{p-1} \left(\frac{k}{p}\right) = 0$ und
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deshalb
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\begin{equation}\label{eq:g4.2}
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\sum_{k=1}^{p-2} \left(\frac{k}{p}\right) = -\left(\frac{p-1}{p}\right) = -\left(\frac{-1}{p}\right) ∈ F.
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\end{equation}
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\end{beobachtung}
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Wir können noch etwas mehr über das Legendre-Symbol sagen.
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\begin{lem}[Das Legendre-Symobl ist multiplikativ]\label{lem:lsim}
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Es sei $p$ eine ungerade Primzahl. Die Abbildung
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\[
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𝔽^*_p → \{±1\}, \quad a ↦ \left(\frac{a}{p}\right)
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\]
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ist ein Gruppenhomomorphismus.
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\end{lem}
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\begin{proof}
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Erinnern Sie sich an Satz~\vref{Satz_Endliche_Mult_Gruppe_also_Zyklisch_S164}:
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die multiplikative Gruppe $𝔽^*_p$ ist zyklisch! Die Gruppe $𝔽^*_p$ hat genau
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$p-1$ Elemente, ist also isomorph zur (additiven Gruppe) $ℤ/(p-1)$. Wir
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beobachten, dass die quadratischen Reste unter diesem Isomorphismus genau mit
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den geradzahligen Elementen von $ℤ/(p-1)$ identifiziert werden --- die Zahl
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$(p-1)$ ist gerade, sodass der Begriff ``geradzahligen Elementen von
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$ℤ/(p-1)$'' sinnvoll verwendet werden kann.
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Als Nächstes setzen wir $n := \frac{p-1}{2}$ und betrachten den folgenden
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Morphismus, den wir auf Repräsentantenniveau definieren\footnote{Vielleicht
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wollen Sie kurz nachrechnen, dass dies tatsächlich wohldefiniert ist!},
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\[
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ℓ : \factor{ℤ}{(2n)} → \factor{n·ℤ}{(2n)}, \quad a ↦ n·a.
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\]
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Die Gruppe $\factor{n·ℤ}{(2n)}$ hat genau zwei Elemente und kann deshalb mit
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der Gruppe $\{\pm1\}$ identifiziert werden. Mit diesen Identifikationen
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schickt der Gruppenmorphismus $ℓ$ ein Element $a ∈ 𝔽^*_p ≅ ℤ/(2n)$ genau dann
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auf das neutrale Element $1 ∈ \{\pm1\}$, wenn $a ∈ ℤ/(2n)$ gerade ist, oder
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anders gesagt, wenn $a ∈ 𝔽^*_p$ ein quadratischer Rest modulo $p$ ist. Der
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Gruppenmorphismus $ℓ$ \emph{ist} das Legendre-Symbol!
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\end{proof}
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\begin{lem}[Euler-Kriterium für das Legendre-Symobl]\label{lem:EK}
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Es sei $p$ eine ungerade Primzahl und es sei $a ∈ ℤ$ teilerfremd zu $p$. Dann
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gilt die Gleichung
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\[
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\left(\frac{a}{p}\right) \equiv a^{\frac{p-1}{2}} \:\:(\operatorname{mod}
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p).
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\]
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\end{lem}
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\begin{proof}
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Noch einmal: die Gruppe $𝔽^*_p$ ist zyklisch von Ordnung $p-1$. Also gilt für
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jede Zahl $b ∈ ℤ$, die teilerfremd zu $p$ ist stets die Gleichung
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\[
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b^{p-1} \equiv 1 \:\:(\operatorname{mod} p).
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\]
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Wenn die Zahl $a$ ein quadratischer Rest Modulo $p$ ist, also von der Form
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$a \equiv b² \:\:(\operatorname{mod} p)$, dann gilt
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\[
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a^{\frac{p-1}{2}} \equiv b^{p-1} \equiv 1 \:\:(\operatorname{mod} p).
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\]
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Als Nächstes sehen wir, dass das Polynom $x^{\frac{p-1}{2}} -1 ∈ 𝔽_p[x]$
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höchstens $\frac{p-1}{2}$ Nullstellen hat. Das sind wohl genau die
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quadratischen Reste, von denen es nach Lemma~\ref{lem:24-0-3} ja genau
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$\frac{p-1}{2}$ viele gibt. Wenn $a$ also ein quadratischer Nichtrest modulo
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$p$ ist, dann ist
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\[
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a^{\frac{p-1}{2}} \not \equiv 1 \:\:(\operatorname{mod} p) \quad\text{und}\quad a^{p-1} \equiv (a^{\frac{p-1}{2}})² \equiv 1 \:\:(\operatorname{mod} p).
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\]
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Also muss wohl $a^{\frac{p-1}{2}} \equiv -1 \:\:(\operatorname{mod} p)$ sein.
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Damit ist das Euler-Kriterium in jedem Fall bewiesen.
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\end{proof}
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\section{Quadratische Reziprozität}
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Mit diesen Vorbereitungen können wir das quadratische Reziprozitätsgesetz
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formulieren.
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\begin{satz}[Quadratisches Reziprozitätsgesetz]\label{satz:qrg}
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Es seien $p$ und $q$ zwei unterschiedliche, ungerade Primzahlen. Dann gilt
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die Gleichung
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\[
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\left(\frac{p}{q}\right)·\left(\frac{q}{p}\right) =
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(-1)^{\frac{p-1}{2}·\frac{q-1}{2}}.
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\]
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\end{satz}
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\begin{rem}
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Das quadratische Reziprozitätsgesetz ist höchst erstaunlich, denn es ist
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überhaupt nicht klar, was die beiden Ausdrücke $\left(\frac{p}{q}\right)$ und
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$\left(\frac{q}{p}\right)$ miteinander zu tun haben! Es gibt in der
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Zahlentheorie, Arithmetik und der arithmetischen Geometrie eine Reihe weiterer
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``Reziprozitätsgesetze'', bei denen es sich typischerweise ebenfalls um sehr
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tiefe, überraschende und gar nicht einsichtige Resultate handelt.
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\end{rem}
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Für die Zwecke von Übungsaufgaben und Klausuren halten wir fest, dass man mit
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dem quadratischen Reziprozitätsgesetz Legendre-Symbole sehr einfach und
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effizient ausrechnen kann. Statt großer Theorie mache ich einfach ein Beispiel.
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\begin{bsp}[Effiziente Berechnung von Legendre-Symbolen]
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Ist 7 ein quadratischer Rest modulo 17?
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\begin{align*}
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\left(\frac{7}{17}\right) & = \left(\frac{17}{7}\right)·(-1)^{8·3} = \left(\frac{3}{7}\right) && \text{quadratische Reziprozität und } 17 \equiv 3 \:\:(\operatorname{mod} 7) \\
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||||||
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& = \left(\frac{7}{3}\right)·(-1)^{3·1} = -\left(\frac{1}{3}\right) = -1 && \text{quadratische Reziprozität und } 7 \equiv 1 \:\:(\operatorname{mod} 3)
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\end{align*}
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Also ist die Antwort: ``nein!''
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\end{bsp}
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\subsection{Beweis des Reziprozitätsgesetzes}
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Für das quadratische Reziprozitätsgesetz gibt es viele Beweise. Gauß selbst war
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so begeistert, dass er acht unterschiedliche Beweise vorlegte, Eisenstein
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lieferte fünf weitere. Das Buch \cite[Appendix~B]{MR1761696} nennt 196
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unterschiedliche, publizierte Beweise; die Autorenliste ist ein Who-is-Who der
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|
Mathematik seit Gauß und Euler. Das Buch der Beweise
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\cite[Kapitel~5]{zbMATH06333926} stellt zwei der Schönsten vor, der hier
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gezeigte Beweis ist im Wesentlichen aus dem Buch \cite{zbMATH06333926}
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abgeschrieben. Wenn Sie den Beweis nicht mögen, finden Sie in den
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hervorragenden Skripten des Bayreuther Kollegen
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\href{http://www.mathe2.uni-bayreuth.de/stoll/}{Michael Stoll} einen
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\href{http://www.mathe2.uni-bayreuth.de/stoll/teaching/EinfZAS-WS2014/Skript-EinfZAS-pub-screen.pdf}{anderen
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Beweis}. Annette Huber bevorzugt in ihrem Skript einen
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\href{http://home.mathematik.uni-freiburg.de/arithgeom/lehre/ws17/azt/algebra17.pdf}{Beweis
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mithilfe der Galoisgruppe von Kreisteilungskörpern}.
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\bigskip
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Es sei $F$ der endliche Körper mit $q^{p-1}$ Elementen. Der Primkörper von $F$
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is $𝔽_q$, insbesondere hat $F$ die Charakteristik $q$. Nach
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Satz~\vref{Satz_Endliche_Mult_Gruppe_also_Zyklisch_S164} ist die multiplikative
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Gruppe $F^*$ ist zyklisch, mit $q^{p-1}-1$ vielen Elementen. Nach dem kleinen
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Satz von Fermat, Satz~\vref{satz:kleinerFermat} und
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Bemerkung~\ref{bem:kleinerFermat} ist die Zahl $q^{p-1}-1$ ist ein Vielfaches
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von $p$, und deshalb gibt es nach Satz~\vref{Satz_von_Cauchy} (``Satz von
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Cauchy'') ein Element $ξ ∈ F^*$ der Ordnung $p$. Wir beobachten schon einmal,
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dass sich das Körperelement $\sum_{i=1}^p ξⁱ ∈ F$ bei Multiplikation mit
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|
$ξ ∈ F^*$ nicht ändert. Also ist $\sum_{i=1}ⁱ ξ^p = 0 ∈ F$, oder anders gesagt,
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\begin{equation}\label{eq:g4.1}
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\sum_{i=1}^{p-1} ξⁱ = -1 ∈ F.
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\end{equation}
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Als Nächstes betrachten wir die folgende ``Gaußsche'' Summe im Körper $F$:
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\[
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G := \sum_{i=1}^{p-1} \left(\frac{i}{p}\right)·ξⁱ ∈ F.
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\]
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\begin{behauptung}\label{beh:0}
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Es sei $n ∈ ℤ$ kein Vielfaches von $p$. Dann gelten im Körper $F$ die
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Gleichungen
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\[
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\sum_{i=1}^{p-1} ξⁱ = \sum_{i=1}^{p-1} ξ^{i·n}
|
||||||
|
\quad\text{und}\quad \sum_{i=1}^{p-1} \left(\frac{i}{p}\right)·ξⁱ =
|
||||||
|
\sum_{i=1}^{p-1} \left(\frac{i·n}{p}\right)·ξ^{i·n}
|
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|
\]
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||||||
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\end{behauptung}
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||||||
|
\begin{proof}[Beweis der Behauptung~\ref{beh:0}]
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Die Annahme, dass $n ∈ ℤ$ kein Vielfaches von $p$ ist, bedeutet, dass die
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Abbildung
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\begin{equation}\label{eq:xcvx}
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𝔽_p → 𝔽_p, \quad x → n·x
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\end{equation}
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bijektiv ist. Weil die Elemente $\left(\frac{in}{p}\right)$ und $ξ^{i·n}$
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jeweils nur von der Restklasse von $i·n$ modulo $p$ abhängen zeigt
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Bijektivität von \eqref{eq:xcvx} daher, dass sich die linken und die rechten
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Seiten der Gleichungen nur um die Summationsreihenfolge unterscheiden.
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\qedhere~\mbox{(Behauptung~\ref{beh:0})}
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\end{proof}
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\begin{behauptung}\label{beh:1}
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Im Körper $F$ gilt die Gleichung $G^q = \left(\frac{q}{p}\right)·G$.
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\end{behauptung}
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\begin{proof}[Beweis der Behauptung~\ref{beh:1}]
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Wir rechnen die Behauptung direkt nach.
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\begin{align*}
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G^q & = \left( \sum_{i=1}^{p-1} \left(\frac{i}{p}\right)·ξⁱ \right)^q = \sum_{i=1}^{p-1} \left(\frac{i}{p}\right)^q·ξ^{i·q} && \text{wir sind in Charakteristik $q$!} \\
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||||||
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& = \sum_{i=1}^{p-1} \left(\frac{i}{p}\right)·ξ^{i·q} && \text{$q$ ist ungerade} \\
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||||||
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& = \left(\frac{q}{p}\right)·\sum_{i=1}^{p-1} \left(\frac{iq}{p}\right)·ξ^{i·q} && \text{Lemma~\ref{lem:lsim}} \\
|
||||||
|
& = \left(\frac{q}{p}\right)·\sum_{i=1}^{p-1} \left(\frac{i}{p}\right)·ξⁱ = \left(\frac{q}{p}\right)·G && \text{Behauptung~\ref{beh:0}}
|
||||||
|
\end{align*}
|
||||||
|
Damit ist die Behauptung bewiesen. \qedhere~\mbox{(Behauptung~\ref{beh:1})}
|
||||||
|
\end{proof}
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\begin{behauptung}\label{beh:2}
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Im Körper $F$ gilt die Gleichung $G² = (-1)^{\frac{p-1}{2}}·p$. Insbesondere
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ist $G ≠ 0$ in $F$.
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||||||
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\end{behauptung}
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\begin{proof}[Beweis der Behauptung~\ref{beh:2}]
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Der Beweis der Behauptung~\ref{beh:2} ist eine direkte, aber ziemlich lästige
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Rechnung, die alle bisherigen Beobachtungen nutzt.
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\begin{align*}
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G² & = \left( \sum_{i=1}^{p-1} \left(\frac{i}{p}\right)·ξⁱ \right)·\left( \sum_{j=1}^{p-1} \left(\frac{j}{p}\right)·ξ^j \right) \\
|
||||||
|
& = \sum_{i=1}^{p-1} \left( \left(\frac{i}{p}\right)·ξⁱ·\left( \sum_{j=1}^{p-1} \left(\frac{j}{p}\right)·ξ^j \right) \right) \\
|
||||||
|
& = \sum_{i=1}^{p-1} \left( \left(\frac{i}{p}\right)·ξⁱ·\left( \sum_{j=1}^{p-1} \left(\frac{ji}{p}\right)·ξ^{ji} \right) \right) && \text{Behauptung~\ref{beh:0}}\\
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||||||
|
& = \sum_{i=1}^{p-1} \left( \left(\frac{i²}{p}\right)·\left( \sum_{j=1}^{p-1} \left(\frac{j}{p}\right)·ξ^{(j+1)i} \right) \right) && \text{Lemma~\ref{lem:lsim}} \\
|
||||||
|
& = \sum_{i=1}^{p-1} \sum_{j=1}^{p-1} \left(\frac{j}{p}\right)·ξ^{(j+1)i} && i²\text{ ist quadratischer Rest} \\
|
||||||
|
& = \sum_{j=1}^{p-1} \left(\frac{j}{p}\right)· \sum_{i=1}^{p-1}ξ^{(j+1)i} \\
|
||||||
|
& = \left(\frac{p-1}{p}\right)·(p-1) + \sum_{j=1}^{p-2} \left(\frac{j}{p}\right)· \sum_{i=1}^{p-1}ξ^{(j+1)i} \\
|
||||||
|
& = \left(\frac{p-1}{p}\right)·(p-1) - \sum_{j=1}^{p-2} \left(\frac{j}{p}\right) && \text{Gleichung~\eqref{eq:g4.1}} \\
|
||||||
|
& = \left(\frac{p-1}{p}\right)·p && \text{Gleichung~\eqref{eq:g4.2}} \\
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||||||
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& = (-1)^{\frac{p-1}{2}}·p && \text{Euler-Kriterium, Lemma~\ref{lem:EK}}
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\end{align*}
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Damit ist die Behauptung bewiesen. \qedhere~\mbox{(Behauptung~\ref{beh:2})}
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\end{proof}
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Alles, was wir nun noch machen müssen, ist, das Körperelement $G^q ∈ F$ mithilfe
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der Behauptungen \ref{beh:1} und \ref{beh:2} auf zwei unterschiedliche Arten
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auszudrücken, und die so entstandenen Formeln zu vergleichen.
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\begin{align*}
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\left( \frac{q}{p} \right)·G & = G^q && \text{Behauptung~\ref{beh:1}} \\
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& = G·(G²)^{\frac{q-1}{2}} && \text{Die Zahl $q$ ist ungerade.}\\
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||||||
|
& = G·(-1)^{\frac{q-1}{2}·\frac{p-1}{2}}·p^{\frac{q-1}{2}} && \text{Behauptung~\ref{beh:2}} \\
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||||||
|
& = G·(-1)^{\frac{q-1}{2}·\frac{p-1}{2}}·\left( \frac{p}{q} \right) && \text{Euler-Kriterium, Lemma~\ref{lem:EK}}
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||||||
|
\end{align*}
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Weil wir in Behauptung~\ref{beh:2} gesehen haben, dass $G ≠ 0$ ist, dürfen wir
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kürzen und erhalten die gewünschte Gleichung. \qed
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\section{Die Ergänzungssätze}
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Der Vollständigkeit halber erwähne ich noch zwei Sätze, die das Rechnen mit
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Legendre-Symbolen und der quadratischen Reziprozität vereinfachen. Die Beweise
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sind uninspirierend und werden deshalb weggelassen.
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\begin{satz}[1.~Ergänzungssatz]
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Für jede ungerade Primzahl $p ∈ ℕ$ gilt
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\[
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\left( \frac{-1}{p} \right) = (-1)^{\frac{p-1}{2}} =
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\begin{cases}
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1 & \text{falls } p \equiv 1 \:\:(\operatorname{mod} 4) \\
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-1 & \text{sonst}
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\end{cases} \eqno \qed
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\]
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\end{satz}
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\begin{satz}[2.~Ergänzungssatz]
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||||||
|
Für jede ungerade Primzahl $p ∈ ℕ$ gilt
|
||||||
|
\[
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||||||
|
\left( \frac{2}{p} \right) = (-1)^{\frac{p²-1}{8}} =
|
||||||
|
\begin{cases}
|
||||||
|
1 & \text{falls } p \equiv \pm1 \:\:(\operatorname{mod} 8) \\
|
||||||
|
-1 & \text{sonst}
|
||||||
|
\end{cases} \eqno \qed
|
||||||
|
\]
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||||||
|
\end{satz}
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%%% Local Variables:
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%%% mode: latex
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%%% TeX-master: "AlgebraZahlentheorie"
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%%% End:
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256
25.tex
Normal file
256
25.tex
Normal file
@ -0,0 +1,256 @@
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% spell checker language
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\selectlanguage{german}
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\chapter{Rückblick und Ausblick}
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\label{chap:25}
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\section{Was ist in dieser Vorlesung eigentlich passiert?}
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Im 18.~Jahrhundert war Seefahrt gefährlich. Sehr gefährlich. Zwar pendelten um
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1704 jährlich mehr als 300 Schiffe zwischen England und den ``West Indies'', es
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kam aber durch Fehlnavigation regelmäßig zu verheerenden Katastrophen.
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Unzählige Schiffe verirrten sich auf dem Meer und die Besatzung verhungerte,
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verdurstete oder starb an qualvoll an Skorbut. Andere Schiffe fuhren auf
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Felsriffe oder gerieten versehentlich in feindliches Territorium.
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Das Problem: es ist zwar sehr einfach die geografische Breite eines Schiffes zu
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bestimmen\footnote{Man messe die Höhe des Polarsterns über dem Horizont!}, aber
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es gab keine Methode für die Messung der geografische Länge. Das
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``Längenproblem'' war für mindestens vier Jahrhunderte das zentrale Problem der
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europäischen Wissenschaft. Die größten Wissenschaftler der Zeit, darunter
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Galilei, Cassini, Huygens, Newton und Halley, versuchten, das Problem mithilfe
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von Astronomie zu lösen. Dabei fanden sie das Gravitationsgesetz, begründeten
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die Analysis, bestimmten das Gewicht der Erde, berechneten den Abstand der Erde
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zu einigen der näheren Fixsterne, entdeckten die Jupitermonde, erkannten die
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Endlichkeit der Lichtgeschwindigkeit und maßen deren Wert. Das Längenproblem
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lösten Sie nicht.
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Es gab noch andere, teilweise recht verzweifelte Ansätze. Im Krieg hatte man
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die Erfahrung gemacht, dass Wunden schneller heilen, wenn man die Waffe (nicht
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die Wunde!) nach der Tat mit \emph{Waffenbalsam} bestreicht; die Heilung ist
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|
aber sehr schmerzhaft. Also verwunde das englische Militär zahlreiche Hunde,
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die dann auf Schiffe verteilt wurden. Die Waffen blieben in London, wo sie
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genau zur Mittagszeit mit dem Balsam bestrichen wurden. Die aufjaulenden Hunde,
|
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so die Hoffnung, zeigten den Schiffen an, wann die Mittagszeit in London war.
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|
Der Navigator konnte dann aus dem Unterschied zur Lokalzeit die Länge bestimmen.
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Die Idee schien damals weniger abwegig als heute, denn man kannte Magnete und
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wusste deshalb, dass \emph{Fernwirkungen} existieren…. Wikipedia listet auf,
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\href{https://en.wikipedia.org/wiki/History_of_longitude}{was man sonst noch
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alles versucht hat}.
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Also blieb nur Koppelnavigation. Dava Sobel schreibt in ihrem
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\href{https://en.wikipedia.org/wiki/Longitude_(book)}{absolut lesenswerten
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|
Bestseller}\footnote{Haben Sie bald Geburtstag? Vielleicht interessieren Sie
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auch für die illustrierte Ausagabe \cite{SobelIll}.} \cite{Sobel}, aus dem ich
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meine Weisheit beziehe:
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\begin{quote}
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Launched on a mix of bravery and greed, the sea captains of the fifteenth,
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|
sixteenth and seventeenth centuries relied on ``dead reckoning'' to gauge
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their distance east or west of home port. […] The captain would throw a log
|
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overboard and observe how quickly the ship receded from this temporary
|
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|
guidepost. […] He routinely missed his mark, of course […] Too often, the
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||||||
|
technique of dead reckoning marked him for a dead man.
|
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|
\end{quote}
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|
Aber warum ist die geografische Länge so viel schwieriger zu messen als die
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Breite? Dava Sobel:
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\begin{quote}
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|
Here lies the real, hard-core difference between latitude and longitude ---
|
||||||
|
beyond the superficial difference in line direction that any child can see:
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||||||
|
The zero-degree parallel of latitude is fixed by the laws of nature, while the
|
||||||
|
zero-degree meridian of longitude shifts like the sands of time. This
|
||||||
|
difference makes finding latitude a child's play, and turns the determination
|
||||||
|
of longitude, especially at sea, into an adult dilemma --- one that stumped
|
||||||
|
the wisest minds of the world for the better part of human history.
|
||||||
|
\end{quote}
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||||||
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||||||
|
In unserer Sprache würden wir sagen: Die geografische Breite ist ``kanonisch''.
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Die geografische Länge ist nicht kanonisch, sondern hängt von der Wahl des
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Nullmeridians ab, der statt durch Greenwich auch durch jeden anderen Ort
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verlaufen könnte.
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\subsection{Der Unterschied zwischen ``kanonisch'' und ``nicht-kanonisch''}
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Ich erzähle die etwas abschweifende Geschichte des Längenproblems, um auf den
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Unterschied zwischen ``kanonisch'' und ``nicht kanonisch'' hinzuweisen. Ich
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hoffe, dass Sie sich die Sache dann besser merken, denn dieser Punkt ist
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fundamental für die gesamte Mathematik und \emph{der} zentrale Punkt der
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gesamten Algebra-Ausbildung.
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\begin{itemize}
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\item Zwei Mengen der gleichen, endlichen Größe stehen zueinander in Bijektion.
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Die Bijektion ist aber nicht kanonisch. Das Maß für die Abweichung von
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``kanonisch'' ist die Menge der Bijektionen, also die Permutationsgruppe.
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Diese spielt in fast jeder Vorlesung eine Rolle.
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\item In der linearen Algebra haben wir gelernt, dass zwei Vektorräume der
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gleichen, endlichen Dimension zueinander isomorph sind, aber nicht kanonisch
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isomorph. Das Maß für die Abweichung von ``kanonisch'' ist die Menge der
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|
Symmetrien, also die allgemeine lineare Gruppe. Ein großer Teil der Vorlesung
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``Lineare Algebra II'' befasst sich mit diesem Thema: Jordan-Formen,
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Basiswechsel, Determinanten, Invarianten, Eigenräume, …
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\end{itemize}
|
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|
In dieser Vorlesung haben wir dasselbe Problem: die universelle Eigenschaft des
|
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algebraischen Abschlusses, Satz~\vref{Satz_K_Morphismus_Fortsetzung}, ist
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schwach. Zwei algebraische Abschlüsse, genau wie zwei Zerfällungskörper ein und
|
||||||
|
desselben Polyoms, sind zueinander isomorph, aber nicht kanonisch isomorph. Das
|
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|
Maß für die Abweichung von ``kanonisch'' ist die Menge der Symmetrien, die in
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|
diesem Fall als Galoisgruppe bezeichnet wird. Die Erkenntnis, das die
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Galoisgruppe das Versagen der universelle Eigenschaft mißt und das durch ihr
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Studium wichtige Erkentnisse gewonnen werden können, ist der zentrale Punkt in
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dieser Vorlesung. Alles andere ist Beiwerk.
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\subsection{… und wie ging die Geschichte aus?}
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Die Lösung des Längenproblems war von enormer militärischer und
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volkswirtschaftlicher Bedeutung. Nach einem
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\href{https://en.wikipedia.org/wiki/Scilly_naval_disaster_of_1707}{besonders
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dramatischen Unfall}, bei dem die britische Krone vier Kriegsschiffe und über
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1.500 Seeleute verlor, verabschiedete das englische Parlament 1714 den berühmten
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\href{https://en.wikipedia.org/wiki/Longitude_Act}{Longitude Act}, in dem unter
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anderem ein gigantisches Preisgeld für die Lösung des Längenproblems ausgelobt
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wurde. Auch andere Staaten
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\href{https://en.wikipedia.org/wiki/Longitude_rewards}{lobten Preise} aus,
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gründeten Nationalakademien, investierten massiv in Militär und Wissenschaft und
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bauten astronomische Observatorien, …. Genutzt hat es nichts, denn das
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Längenproblem wurde letztlich nicht von Wissenschaftlern, sondern von einem
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Schreiner aus der englischen Provinz gelöst. John Harrison war ein genialer
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Techniker, dem es nach jahrzehntelanger Arbeit gegen Mitte des 18.~Jahrhunderts
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gelang, \href{https://de.wikipedia.org/wiki/L\%C3\%A4ngenuhr}{Längenuhren} zu
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bauen, also mechanische Uhren präzise genug für die Zwecke der Navigation waren,
|
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und robust genug für den Einsatz auf hoher See.
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Das Buch \cite{Sobel} erzählt die Geschichte von Harrison's Erfindung. Das Buch
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erzählt auch von den größten Wissenschaftlern aus Harrison's Zeit, die sämtlich
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am Längenproblem arbeiteten und trotz großer persönlicher Differenzen gemeinsam
|
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sehr viel Zeit und Mühe investierten, um Harrison durch operettenhaftes
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Intrigenspiel, Lügen und Verleumdungskampagnen zu runinieren und um sein
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Preisgeld zu betrügen.
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\section{Wie geht es weiter?}
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Wenn Sie ein Lehrbuch zum Thema ``Gewöhnliche Differentialgleichungen'' in die
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Hand nehmen, finden Sie ein wenig Theorie (Satz von Picard-Lindelöf,
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Konsequenzen aus der Eindeutigkeit der Lösung, Lebensdauer von Lösungen, ) und
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viele viele Rechenrezepte, mit denen man spezielle Differenzialgleichungen löst.
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In der Anfängervorlesung haben Sie das vielleicht schon beim Verfahren
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\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Variation_der_Konstanten}{Variation der
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Konstanten} gesehen: gegeben ist die Differenzialgleichung
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\begin{equation}\label{eq:ssa}
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y'(x) = a(x)·y(x) + b(x).
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\end{equation}
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Dann macht der Professor den ``Ansatz'', dass die Lösung von folgender Gestalt
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sein könnte
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\[
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y(x) = c(x)e^{A(x)}.
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\]
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Jetzt sind ``nur noch'' die Funktionen $c$ und $A$ zu bestimmen. Wie man an den
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Ansatz kommt, wird nicht erklärt.
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Die gewöhnlichen Differenzialgleichungen, die Sie in der kennen und kennenlernen
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werden, sind fast alle vom Lie'schen
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Typ\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Sophus_Lie}{Marius Sophus Lie}
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(* 17. Dezember 1842 in Nordfjordeid; † 18. Februar 1899 in Kristiania,
|
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|
heute Oslo) war ein norwegischer Mathematiker.}. Genau wie wir einem Polynom
|
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die Galoisgruppe des Zerfällungskörpers zuordnen, hat Sophus Lie einer
|
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Differenzialgleichung eine Gruppe zugeordnet, die man heute als
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\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Lie-Gruppe}{Lie-Gruppe} bezeichnet; im Falle
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der Differenzialgleichungen der Form \eqref{eq:ssa} ist das die Gruppe der
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|
invertierbaren $2⨯ 2$ oberen Dreiecksmatrizen,
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\[
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||||||
|
A := \left\{
|
||||||
|
\begin{pmatrix}
|
||||||
|
a & b \\ 0 & d
|
||||||
|
\end{pmatrix}
|
||||||
|
∈ \GL(2, ℝ)
|
||||||
|
\right\}.
|
||||||
|
\]
|
||||||
|
Diese Gruppe ist auflösbar, und genau wie in Satz~\vref{Satz_von_Seite_197}
|
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(``Konstruierbarkeit mit Zirkel und Lineal'') gibt die Auflösungskette
|
||||||
|
\[
|
||||||
|
\left\{
|
||||||
|
\begin{pmatrix}
|
||||||
|
1 & 0 \\ 0 & 1
|
||||||
|
\end{pmatrix}
|
||||||
|
\right\}
|
||||||
|
⊂
|
||||||
|
\left\{
|
||||||
|
\begin{pmatrix}
|
||||||
|
1 & b \\ 0 & 1
|
||||||
|
\end{pmatrix}
|
||||||
|
\::\: b ∈ ℝ
|
||||||
|
\right\}
|
||||||
|
⊂
|
||||||
|
A
|
||||||
|
\]
|
||||||
|
der Gruppe $A$ die Lösungsformel, die Sie als ``Variation der Konstanten''
|
||||||
|
kennen.
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||||||
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||||||
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\begin{geheim}
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|
Fast alle Differenzialgleichungen, die Sie in einer typischen Vorlesung
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|
``Gewöhnliche Differenzialgleichungen'' kennenlernen, sind vom Lie'schen Typ.
|
||||||
|
Fast alle Lösungsmethoden, die Sie dort kennenlernen werden, ergeben sich aus
|
||||||
|
der Auflösbarkeit der zugehörigen Lie-Gruppen --- die
|
||||||
|
\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Laplace-Transformation}{Laplace-Transformation}\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Pierre-Simon_Laplace}{Pierre-Simon
|
||||||
|
(Marquis de) Laplace} (* 28. März 1749 in Beaumont-en-Auge in der
|
||||||
|
Normandie; † 5. März 1827 in Paris) war ein französischer Mathematiker,
|
||||||
|
Physiker und Astronom. Er beschäftigte sich unter anderem mit der
|
||||||
|
Wahrscheinlichkeitstheorie und mit Differenzialgleichungen.} ist eine
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|
bemerkenswerte Ausnahme.
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\end{geheim}
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Ich finde Auswendiglernen von Lösungsformeln ausgesprochen langweilig und schaue
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mir deshalb lieber die
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\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Riccatische_Differentialgleichung}{Riccatischen
|
||||||
|
Differenzialgleichungen}\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Jacopo_Riccati}{Jacopo
|
||||||
|
Francesco Riccati} (* 28. Mai 1676 in Venedig; † 15. April 1754 in
|
||||||
|
Treviso) war ein italienischer Mathematiker. Er ist vor allem für seine
|
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|
Untersuchungen von Differenzialgleichungen und die Methoden zur Reduzierung
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der Ordnung von Gleichungen bekannt.} an; das sind Differenzialgleichungen der
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Form
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\[
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y'(x)=f(x)y²(x)+g(x)y(x)+h(x)
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\]
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mit gegebenen Funktionen $f$, $g$ und $h$. Wenn diese Funktionen nicht zufällig
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sehr speziell sind, ist die zugehörende Liesche Gruppe die spezielle lineare
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Gruppe $\operatorname{SL}(2,ℝ)$, und diese Gruppe ist definitiv \emph{nicht}
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auflösbar. Also \emph{kann} es keine Lösungsformel geben: Der Satz von
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Picard-Lindelöf garantiert zwar die Existenz von Lösungen, diese sind aber nicht
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in Termen der Funktionen $f$, $g$ und $h$ notierbar! Am Ende des Tages beweisen
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wir vielleicht den Satz, dass nur eine verschwindend kleine Nullmenge an
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Differenzialgleichungen überhaupt Lösungsformeln erlaubt…
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Wenn Sie mehr wissen wollen, dann schauen Sie einmal in das fantastische Buch
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\cite{MR947141}. Und googlen Sie nach ``Galois theory for differential
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equations''.
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\subsection{Reklame für weiterführende Veranstaltungen in Algebra}
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Besuchen Sie im SS21 die Vorlesung ``Kommutative Algebra und Algebraische
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Geometrie'' und kommen Sie in unser Seminar!
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Es wird oft gesagt, Algebra und Geometrie seien zwei Seiten derselben Medaille.
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In der Vorlesung machen wir diese Aussage konkret: es gibt eine \emph{Äquivalenz
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von Kategorien} zwischen gewissen algebraischen Ringen und gewissen
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geometrischen Räumen -- es gibt in diesem Sinne keinen Unterschied zwischen den
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Gebieten, und jeder Satz der Algebra ist ein Satz der Geometrie und umgekehrt.
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Der Witz bei dieser Äquivalenz ist, das Algebra gut zum Rechnen ist und
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Geometrie gut für die Anschauung, durch das Zusammenspiel erhält das Gebiet
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seinen Reiz. Dabei ist es natürlich \emph{nicht} immer so, dass ``einfache''
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|
Begriffe der Algebra besonders ``anschaulichen'' Begriffen der Geometrie
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entsprechen -- manchmal muss man ganz schön arbeiten um zu sehen, was passiert!
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|
Auf meiner \href{https://cplx.vm.uni-freiburg.de/de/research-ag/}{Web-Seite}
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|
finden noch ein wenig mehr Propadamaterial.
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%%% Local Variables:
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%%% mode: latex
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%%% TeX-master: "AlgebraZahlentheorie"
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|
%%% End:
|
275
AlgebraZahlentheorie.tex
Normal file
275
AlgebraZahlentheorie.tex
Normal file
@ -0,0 +1,275 @@
|
|||||||
|
\documentclass[a4paper, enabledeprecatedfontcommands, german]{scrreprt}
|
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|
%
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||||||
|
% Local font definitions -- need to come first
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||||||
|
%
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||||||
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\usepackage{libertine}
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||||||
|
%\usepackage[libertine]{newtxmath}
|
||||||
|
\usepackage[T1]{fontenc}
|
||||||
|
\usepackage{amsfonts, amsthm, amssymb}
|
||||||
|
\usepackage{graphicx}
|
||||||
|
\usepackage[mark]{gitinfo2}
|
||||||
|
\input{gfx/stdPreamble}
|
||||||
|
\input{gfx/paperVersion-working}
|
||||||
|
\usepackage{makeidx}
|
||||||
|
\usepackage{tikz-cd}
|
||||||
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\makeindex
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\author{Stefan Kebekus}
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% TikZ
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\usetikzlibrary{through}
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\usetikzlibrary{quotes,babel,angles}
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\usetikzlibrary{calc} % calculate for relative positioning
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% Extra spacing in list of figures
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\usepackage{tocloft}
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\setlength{\cftfignumwidth}{3em}
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\allowdisplaybreaks[1]
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% Theorems
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\theoremstyle{plain}
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\newtheorem{aufgabe}[thm]{Aufgabe}
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\newtheorem{satz}[thm]{Satz}
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\newtheorem{situation}[thm]{Situation}
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\newtheorem{lemma}[thm]{Lemma}
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\newtheorem{kor}[thm]{Korollar}
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\newtheorem{definition}[thm]{Definition}
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\newtheorem{satzdef}[thm]{Satz und Definition}
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\newtheorem{fakt}[thm]{Fakt}
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\newtheorem{fazit}[thm]{Fazit}
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\newtheorem{proposition}[thm]{Proposition}
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\newtheorem{prov}[thm]{Provokation}
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\newtheorem{warnung}[thm]{Warnung}
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\newtheorem*{achtung}{Achtung}
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\theoremstyle{remark}
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\newtheorem{bemerkung}[thm]{Bemerkung}
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\newtheorem{behauptung}[thm]{Behauptung}
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\newtheorem{erkl}[thm]{Erklärung}
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\newtheorem{beobachtung}[thm]{Beobachtung}
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\newtheorem{konstruktion}[thm]{Konstruktion}
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\newtheorem{bsp}[thm]{Beispiel}
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\newtheorem{frage}[thm]{Frage}
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\newtheorem{erinnerung}[thm]{Erinnerung}
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\newtheorem{claim-de}[thm]{Vorüberlegung}
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\newtheorem{geheim}[thm]{Geheiminformation}
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%
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% Math operators
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%
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\DeclareMathOperator{\Fix}{Fix}
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\DeclareMathOperator{\Gal}{Gal}
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\DeclareMathOperator{\GL}{GL}
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\DeclareMathOperator{\ggT}{ggT}
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\DeclareMathOperator{\Iso}{Iso}
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\DeclareMathOperator{\kgV}{kgV}
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\DeclareMathOperator{\Kons}{Kons}
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\DeclareMathOperator{\ord}{ord}
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\DeclareMathOperator{\sep}{sep}
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\DeclareMathOperator{\Stab}{Stab}
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\DeclareMathOperator{\Zentralisator}{Zentralisator}
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\newcommand\video[1]{\href{https://nextcloud.cplx.vm.uni-freiburg.de/index.php/s/a5YSrH8E8LWHzsr/download?path=\%2FVideos&files=#1-Video.mp4}{Erklärvideo #1} \href{https://nextcloud.cplx.vm.uni-freiburg.de/index.php/s/a5YSrH8E8LWHzsr/download?path=\%2FVideos&files=#1-Skript.pdf}{(Skript)}}
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\newcommand{\ifactor}[2]{\left. \raise -2pt\hbox{$#1$} \right\backslash \hskip -2pt\raise +2pt\hbox{$#2$}}
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\title{Algebra und Zahlentheorie}
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\date{\today}
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\makeatletter
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\hypersetup{
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pdfauthor={Stefan Kebekus},
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pdftitle={\@title},
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pdfstartview={Fit},
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pdfpagelayout={TwoColumnRight},
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pdfpagemode={UseOutlines},
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bookmarks,
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colorlinks,
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linkcolor=linkblue,
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citecolor=linkred,
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urlcolor=linkred}
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\makeatother
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\begin{document}
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\maketitle
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\tableofcontents
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\section*{Vorbemerkung}
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Dieses Skript zur Vorlesung ``Algebra und Zahlentheorie'' baut auf sehr
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ausführlichen Vorlesungsmitschriften auf, die Kai Sickinger vor einigen Jahren in
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meiner Vorlesung angefertigt hat. Das Skript wird im Laufe des Wintersemesters
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2020/2021 ständig weiter geschrieben; sie finden die neueste Version stets auf
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der
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\href{https://nextcloud.cplx.vm.uni-freiburg.de/index.php/s/a5YSrH8E8LWHzsr}{Nextcloud}.
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Um schnell zu erkennen, ob der Text seit ihrem letzten Besuch geändert wurde
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finden Sie am Anfang eines jeden Kapitels die aktuelle Revisionsnummer und das
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Datum der letzten Änderung.
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Der Stoff ist in 25 Vorlesungen eingeteilt; sie finden das Datum für jede
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Vorlesung auf unserem
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\href{https://nextcloud.cplx.vm.uni-freiburg.de/index.php/apps/calendar/p/sffLLQLkTwbaDLeY}{Kalender}.
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Die Übungsaufgaben werden sich an diesen Daten orientieren; sie selbst können
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aber gern vorarbeiten, wenn Sie das möchten.
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Beim Schreiben werden uns ganz bestimmt ein paar Fehler unterlaufen. Falls Sie
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ein Problem entdecken oder sich nicht sicher sind, sprechen Sie einen
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Mitarbeiter an oder melden Sie sich bitte direkt per E-Mail bei
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\href{mailto:stefan.kebekus@math.uni-freiburg.de}{Stefan Kebekus} oder
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\href{mailto:andreas.demleitner@math.uni-freiburg.de}{Andreas Demleitner}. Wir
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korrigieren schnellstmöglich! Schließlich: es gibt im Internet eine große Zahl
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von guten Quellen, Erklärvideos und Anderem. Wenn Sie eine gute Quelle finden,
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melden Sie sich bitte. Wir fügen gerne einen Link in den Text ein!
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\textbf{Wir wünschen Ihnen viel Erfolg -- und auch ein wenig Spaß}
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\subsection*{Literatur}
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\begin{itemize}
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\item Das Springer-Lehrbuch ``Algebra'' von Siegfried Bosch,
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\cite{zbMATH07238313}, ist der anerkannte Goldstandard aller
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|
Algebra-Lehrbücher. Sie können das Buch aus dem Netz der Universität kostenlos
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|
bei \href{https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-540-92812-6}{Springer
|
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Link} herunterladen.
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|
\item Das Buch ``Algebra'' von Serge Lang, \cite{MR1878556}, ein
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|
englischsprachiger Klassiker mit exzellenter Stoffauswahl, ist ebenfalls bei
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|
\href{https://link.springer.com/book/10.1007/978-1-4613-0041-0}{Springer Link}
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verfügbar.
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\item Viele Kollegen haben Skripte zur Algebra und Zahlentheorie geschrieben
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(die sich natürlich alle sehr ähneln). Das Skript von
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\href{http://home.mathematik.uni-freiburg.de/soergel/Skripten/XXAL.pdf}{Wolfgang
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Soergel} ist sehr ausführlich, das Skript von
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\href{http://home.mathematik.uni-freiburg.de/arithgeom/lehre/ws17/azt/algebra17.pdf}{Annette
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Huber-Klawitter} ist konziser.
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\end{itemize}
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\subsection*{Computer-Programme}
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Sie müssen nicht programmieren können, um an dieser Vorlesung teilzunehmen.
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Computer können Ihnen aber oft helfen, komplizierte Rechnungen zu überprüfen,
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ausserdem kann man schöne Bilder malen. Wir akzeptieren für Hausaufgaben
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Rechnungen mit Computer-Algebra-Systemen, wenn diese nachvollziehbar und gut
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dokumentiert sind. Das kann zum Beispiel beim Ausmultiplizieren und
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vereinfachen von Polynomen hilfreich sein. Wenn Sie als Hausaufgabe nachrechnen
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sollen, dass ein gegebenes Polynom $f$ irreduzibel ist, dann werden wir den
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Output von ``\texttt{isIrreducible($f$)}'' aber nicht akzeptieren.
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\subsubsection*{GeoGebra}
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Mit GeoGebra können Sie geometrische Konstruktionen, die man sonst mit Zirkel
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und Lineal auf Papier durchführt, einfach und exakt auf Ihrem Bildschirm machen.
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Laden Sie sich das Programm von \url{https://www.geogebra.org} herunter und
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spielen Sie damit ein wenig. Wir werden GeoGebra gelegentlich für Hausaufgaben
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verwenden.
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\subsubsection*{Sage}
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Sage ist ein Computer-Algebra-System, mit dem man jede Art von Rechnungen
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durchführen kann; auf \url{http://www.sagemath.org} können Sie das Programm
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herunterladen; dort finden Sie auch unendlich viele Anleitungen, Beispiele, etc
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etc. Sie können das Programm entweder auf Ihrem eigenen Computer installieren,
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oder den Service CoCals verwenden.
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\subsubsection*{CoCalc}
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CoCalc, im Internet unter \url{https://cocalc.com} zu finden, ist eine Web-Seite
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auf der Sie Rechnungen mit Sage durchführen können. Leider ist der kostenlose
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Dienst manchmal etwas langsam.
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Wir stellen Ihnen Beispielrechnung auf unserem
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\href{https://sage.cplx.vm.uni-freiburg.de/share/}{Sage/CoCalc-Server} vor. Sie
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können sich die Beispiele auf unserem Server ansehen, aber nicht selbst auf dem
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Server rechnen.
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\part{Einleitung}
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\input{01}
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\part{Körpererweiterungen}
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\input{02}
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\input{03}
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\input{04}
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\part{Ringe}
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\input{05}
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\input{06}
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\input{07}
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\input{08}
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\input{09}
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\input{10}
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\part{Körpertheorie}
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\input{11}
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\input{12}
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\input{13}
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\input{14}
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\input{15}
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\input{16}
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\part{Gruppentheorie}
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\input{17}
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\input{18}
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\input{19}
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\input{20}
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\part{Anwendungen}
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\input{21}
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\input{22}
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\input{23}
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\input{24}
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\part{Schlusswort}
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\input{25}
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\clearpage
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\listoffigures
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\listoftables
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\printindex
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\bibstyle{alpha}
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\bibliographystyle{alpha}
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\bibliography{bibliography/general}
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\end{document}
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15744
bibliography/general.bib
Normal file
15744
bibliography/general.bib
Normal file
File diff suppressed because it is too large
Load Diff
1452
bibliography/skalpha.bst
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1452
bibliography/skalpha.bst
Normal file
File diff suppressed because it is too large
Load Diff
105
figures/01-fiveGon.tex
Normal file
105
figures/01-fiveGon.tex
Normal file
@ -0,0 +1,105 @@
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|
\begin{tikzpicture}[scale=3.5]
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\def \geraden {1}
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\def \laenger {0.2}
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\def \markierungen {0.05}
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\def \skala {5}
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\def \groese{0.02}
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|
\def \beschriftungD{1}
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\def \eins {}%{(1)}
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\def \zwei {}%{(2)}
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\def \drei {}%{(3)}
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\def \vier {}%{(4)}
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\colorlet{farbe1}{lightgray}
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\colorlet{farbe2}{farbe1}
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\colorlet{farbe3}{farbe1}
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\colorlet{farbe4}{farbe1}
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\colorlet{farbe5}{black}
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\colorlet{kleineins}{lightgray}
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\colorlet{kleinzwei}{gray}
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% \colorlet{farbe1}{green}
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% \colorlet{farbe2}{orange}
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% \colorlet{farbe3}{gray}
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% \colorlet{farbe4}{red}
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% \colorlet{farbe5}{blue}
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\coordinate (X1) at (-\geraden-\laenger,0);
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\coordinate (X2) at (+\geraden+\laenger,0);
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\coordinate (Y1) at (0,-\geraden-\laenger);
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\coordinate (Y2) at (0,+\geraden+\laenger);
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% \node at(0,\geraden+0.5)[]{Regelmäßiges Fünfeck};
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%% Geraden
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\draw[farbe1] (X1)--(X2)node[right]{\eins};
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\draw[farbe1] (Y1)--(Y2)node[above]{\eins};
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%% großer Kreis
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\coordinate (HilfeKreisGross) at (0, \geraden);
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\node (KreisGross) [draw, circle through = (HilfeKreisGross)] at (intersection of X1--X2 and Y1--Y2){};
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%% Kleiner Kreis mit Beschriftung des Zentrums
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\coordinate (A) at (0,0.5*\geraden);
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\coordinate (B) at (-0.25*\geraden,0);
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\draw[farbe2] (-0.25*\geraden,-1*\markierungen)node[below]{$\frac{\geraden}{4}$} -- (-0.25*\geraden, \markierungen)node[above]{\zwei};
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||||||
|
\draw[farbe2] (\markierungen,0.5*\geraden)node[right]{$\frac{\geraden}{2}$} -- (-1*\markierungen,0.5*\geraden)node[left]{\zwei};
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||||||
|
\coordinate (HilfeKreisKlein) at (0,0.5*\geraden);
|
||||||
|
\node (KreisKlein) at (B) [draw, circle through = (HilfeKreisKlein),color = farbe3] {};
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\node (BeschriftungKreisKlein) [farbe3, below right] at (intersection of Y2--Y1 and KreisKlein){\drei};
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%% Hilfspunkte für Eckpunkte
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\coordinate (1) at (KreisKlein.east);
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\coordinate (2) at ([yshift = 1*\geraden cm]1);
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\coordinate (3) at ([yshift = -1*\geraden cm]1);
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\coordinate (4) at (KreisKlein.west);
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\coordinate (5) at ([yshift = 1*\geraden cm]4);
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\coordinate (6) at ([yshift = -1*\geraden cm]4);
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%% rechte Hilfslinie
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\draw[farbe4] (2)--(3);
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%% linke Hilfslinie
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\draw[farbe4] (5)--(6);
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\coordinate (Ecke 1) at (KreisGross.east);
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\coordinate (Ecke 5) at (intersection of 1--2 and KreisGross);
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\coordinate (Ecke 2) at (intersection of 1--3 and KreisGross);
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\coordinate (Ecke 4) at (intersection of 4--5 and KreisGross);
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\coordinate (Ecke 3) at (intersection of 4--6 and KreisGross);
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|
%% Beschriftung d
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\draw[<->] ($(Ecke 5)+(\beschriftungD,0)$)--($(Ecke 2)+(\beschriftungD,0)$)node[midway, right]{$d$};
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||||||
|
\foreach \Y in {Ecke 2,Ecke 5}{
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||||||
|
\draw[dashed, opacity = 0.9, lightgray] (\Y)--($(\Y)+(\beschriftungD,0)$);
|
||||||
|
}
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|
%% Beschriftung a
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||||||
|
\coordinate (HilfeA) at ($(Ecke 2)!2*\laenger!90:(Ecke 3)$);
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|
\coordinate (HilfeA2) at ($(Ecke 3)!2*\laenger!270:(Ecke 2)$);
|
||||||
|
\draw[<->] (HilfeA) -- (HilfeA2) node[midway, sloped, below]{$a$};
|
||||||
|
\draw[dashed, opacity = 0.9, lightgray] (Ecke 2) -- (HilfeA);
|
||||||
|
\draw[dashed, opacity = 0.9, lightgray] (Ecke 3) -- (HilfeA2);
|
||||||
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|
%% Kleines 5-Eck
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|
% Endpunkte der Verlängerungen der beiden Kanten
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\coordinate (HHED) at ($(Ecke 3)!\geraden!180:(Ecke 2)$);
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|
\coordinate (HHEV) at ($(Ecke 4)!\geraden!180:(Ecke 5)$);
|
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% Zeichnen des Großen 5-Ecks
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\foreach \X in {Ecke 1, Ecke 2, Ecke 3, Ecke 4, Ecke 5}{
|
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|
\fill[farbe5] (\X) circle (\groese)node[above right]{\vier};
|
||||||
|
}
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||||||
|
\draw[farbe5] (Ecke 1)--(Ecke 2)--(Ecke 3)--(Ecke 4)--(Ecke 5)--(Ecke 1);
|
||||||
|
\coordinate (HEF) at (Ecke 4);
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||||||
|
\coordinate (HEZ) at (Ecke 3);
|
||||||
|
\coordinate (HEDUVO) at (-1.5,1);
|
||||||
|
\coordinate (HEDUVU) at (-1.5,-1);
|
||||||
|
\coordinate (HED) at (intersection of HEDUVO-- HEDUVU and HHED--Ecke 3);
|
||||||
|
\coordinate (HEV) at (intersection of HEDUVU-- HEDUVO and HHEV--Ecke 4);
|
||||||
|
\node[circle through = (HEV)] (HHEE) at (HEF){};
|
||||||
|
\coordinate (HEE) at (intersection of X1--X2 and HHEE);
|
||||||
|
\draw[kleinzwei] (HEE)--(HEZ)--(HED)--(HEV)--(HEF)--cycle;
|
||||||
|
\foreach \X in {HEE, HEZ, HED, HEV, HEF}{
|
||||||
|
\fill[kleinzwei] (\X) circle (0.8*\groese);
|
||||||
|
}
|
||||||
|
\end{tikzpicture}
|
||||||
|
|
BIN
figures/Cubic_with_double_point-eps-converted-to.pdf
Normal file
BIN
figures/Cubic_with_double_point-eps-converted-to.pdf
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Binary file not shown.
207
figures/Cubic_with_double_point.eps
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207
figures/Cubic_with_double_point.eps
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@ -0,0 +1,207 @@
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|||||||
|
%!PS-Adobe-3.0 EPSF-3.0
|
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|
%%Creator: cairo 1.16.0 (https://cairographics.org)
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|
%%CreationDate: Tue Nov 3 09:41:58 2020
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%%Pages: 1
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%%DocumentData: Clean7Bit
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/q { gsave } bind def
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/w { setlinewidth } bind def
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/d { setdash } bind def
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/m { moveto } bind def
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/l { lineto } bind def
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/c { curveto } bind def
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/h { closepath } bind def
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/re { exch dup neg 3 1 roll 5 3 roll moveto 0 rlineto
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0 exch rlineto 0 rlineto closepath } bind def
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/S { stroke } bind def
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/f { fill } bind def
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/f* { eofill } bind def
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/W { clip } bind def
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/W* { eoclip } bind def
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/BT { } bind def
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/ET { } bind def
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/BDC { mark 3 1 roll /BDC pdfmark } bind def
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/EMC { mark /EMC pdfmark } bind def
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/cairo_store_point { /cairo_point_y exch def /cairo_point_x exch def } def
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/Tj { show currentpoint cairo_store_point } bind def
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/TJ {
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{
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dup
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type /stringtype eq
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{ show } { -0.001 mul 0 cairo_font_matrix dtransform rmoveto } ifelse
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} forall
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currentpoint cairo_store_point
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} bind def
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/cairo_selectfont { cairo_font_matrix aload pop pop pop 0 0 6 array astore
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cairo_font exch selectfont cairo_point_x cairo_point_y moveto } bind def
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/Tf { pop /cairo_font exch def /cairo_font_matrix where
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{ pop cairo_selectfont } if } bind def
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/Td { matrix translate cairo_font_matrix matrix concatmatrix dup
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/cairo_font_matrix exch def dup 4 get exch 5 get cairo_store_point
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/cairo_font where { pop cairo_selectfont } if } bind def
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/Tm { 2 copy 8 2 roll 6 array astore /cairo_font_matrix exch def
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cairo_store_point /cairo_font where { pop cairo_selectfont } if } bind def
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/g { setgray } bind def
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/rg { setrgbcolor } bind def
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/d1 { setcachedevice } bind def
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/cairo_data_source {
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CairoDataIndex CairoData length lt
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{ CairoData CairoDataIndex get /CairoDataIndex CairoDataIndex 1 add def }
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{ () } ifelse
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} def
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/cairo_flush_ascii85_file { cairo_ascii85_file status { cairo_ascii85_file flushfile } if } def
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/cairo_image { image cairo_flush_ascii85_file } def
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/cairo_imagemask { imagemask cairo_flush_ascii85_file } def
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%%EndProlog
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%%BeginResource: font f-0-0
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%!FontType1-1.1 f-0-0 1.0
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11 dict begin
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/FontBBox {-27 -206 447 441 } readonly def
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/Encoding 256 array
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0 1 255 {1 index exch /.notdef put} for
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dup 120 /x put
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dup 121 /y put
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readonly def
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currentfile eexec
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11 dict begin
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/Encoding 256 array
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0 1 255 {1 index exch /.notdef put} for
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{ globaldict begin /?pdfmark /pop load def /pdfmark
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/TJ {
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{
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dup
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type /stringtype eq
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{ show } { -0.001 mul 0 cairo_font_matrix dtransform rmoveto } ifelse
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} forall
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currentpoint cairo_store_point
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} bind def
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/cairo_selectfont { cairo_font_matrix aload pop pop pop 0 0 6 array astore
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cairo_font exch selectfont cairo_point_x cairo_point_y moveto } bind def
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/Tf { pop /cairo_font exch def /cairo_font_matrix where
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{ pop cairo_selectfont } if } bind def
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/Td { matrix translate cairo_font_matrix matrix concatmatrix dup
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/cairo_font_matrix exch def dup 4 get exch 5 get cairo_store_point
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/cairo_font where { pop cairo_selectfont } if } bind def
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/Tm { 2 copy 8 2 roll 6 array astore /cairo_font_matrix exch def
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1 g
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0 g
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0.8 w
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0 J
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0 j
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50 dict begin
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/W { clip } bind def
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/W* { eoclip } bind def
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/BT { } bind def
|
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/pdfmark where { pop globaldict /?pdfmark /exec load put }
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{ globaldict begin /?pdfmark /pop load def /pdfmark
|
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/cleartomark load def end } ifelse
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/BDC { mark 3 1 roll /BDC pdfmark } bind def
|
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/EMC { mark /EMC pdfmark } bind def
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/cairo_store_point { /cairo_point_y exch def /cairo_point_x exch def } def
|
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/Tj { show currentpoint cairo_store_point } bind def
|
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/TJ {
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{
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dup
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type /stringtype eq
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{ show } { -0.001 mul 0 cairo_font_matrix dtransform rmoveto } ifelse
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} forall
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currentpoint cairo_store_point
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} bind def
|
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/cairo_selectfont { cairo_font_matrix aload pop pop pop 0 0 6 array astore
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cairo_font exch selectfont cairo_point_x cairo_point_y moveto } bind def
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/Tf { pop /cairo_font exch def /cairo_font_matrix where
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{ pop cairo_selectfont } if } bind def
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/Td { matrix translate cairo_font_matrix matrix concatmatrix dup
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/cairo_font_matrix exch def dup 4 get exch 5 get cairo_store_point
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/cairo_font where { pop cairo_selectfont } if } bind def
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/Tm { 2 copy 8 2 roll 6 array astore /cairo_font_matrix exch def
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cairo_store_point /cairo_font where { pop cairo_selectfont } if } bind def
|
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/g { setgray } bind def
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/rg { setrgbcolor } bind def
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/d1 { setcachedevice } bind def
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%%EndProlog
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q 0 -1 433 384 rectclip q
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Q q
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q
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0 382.081 433 -383 re W n
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[ 1 0 0 1 -0.000000000000000433 -0.919189 ] concat
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q
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1 g
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98.395 22.645 m 19.328 22.645 l 215.699 366.02 l 412.176 22.645 l 98.395
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22.645 l f*
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Q
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||||||
|
Q
|
||||||
|
q
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||||||
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0 382.081 433 -383 re W n
|
||||||
|
[ 1 0 0 1 -0.000000000000000433 -0.919189 ] concat
|
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q
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0.858824 0 0 rg
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383 216.305 383 c 206.09 383 196.648 377.551 191.539 368.73 c 3.91 43.996
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l -1.305 35.125 -1.305 24.223 3.91 15.348 c 9.004 6.5 18.473 1.051 28.66
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|
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|
l h
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||||||
|
f*
|
||||||
|
Q
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|
Q
|
||||||
|
1 g
|
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|
260.914 138.405 m 255.727 135.956 252.324 132.753 246.258 131.94 c 238.434
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130.882 230.285 138.37 227.297 143.577 c 221.793 153.151 232.133 153.714
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239.363 157.366 c 245.207 160.323 255.363 156.081 260.914 154.784 c 260.766
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|
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|
f
|
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|
0 g
|
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|
231.172 57.37 m 222.711 53.753 217.293 49.542 207.035 53.917 c 200.984
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|
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76.663 223.523 80.249 225.141 81.936 c 226.719 81.221 229.461 81.667 229.879
|
||||||
|
79.78 c 232.281 80.253 231.969 83.444 235.055 83.233 c 236.031 80.885 235.898
|
||||||
|
80.077 237.207 78.057 c 241.594 78.561 238.43 82.225 238.93 85.815 c 248.543
|
||||||
|
85.405 244.879 100.561 252.293 100.901 c 254.84 98.686 252.25 95.26 251.859
|
||||||
|
92.71 c 251.301 89.026 250.836 84.229 251.004 80.643 c 251.105 78.35 252.52
|
||||||
|
75.839 252.293 73.749 c 251.453 65.968 237.242 59.96 231.172 57.37 c h
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f
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1 g
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217.812 141.85 m 222.059 136.87 226.266 129.663 229.879 125.471 c 230.062
|
||||||
|
122.128 229.664 119.362 228.152 117.714 c 221.789 117.237 220.367 121.706
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|
219.531 126.764 c 215.266 125.718 218.402 117.264 213.93 116.417 c 211.043
|
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|
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|
f
|
||||||
|
0 g
|
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|
229.879 125.471 m 226.266 129.663 222.059 136.87 217.812 141.85 c 216.52
|
||||||
|
141.85 l 213.035 133.71 207.414 130.307 207.035 119.007 c 209.066 117.874
|
||||||
|
211.043 116.69 213.93 116.417 c 218.402 117.264 215.266 125.721 219.531
|
||||||
|
126.764 c 220.367 121.706 221.789 117.237 228.152 117.714 c 229.664 119.362
|
||||||
|
230.062 122.128 229.879 125.471 c h
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|
246.258 131.94 m 252.324 132.753 255.727 135.956 260.914 138.405 c 261.855
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||||||
|
143.604 260.766 149.475 260.914 154.784 c 255.363 156.081 245.207 160.323
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|
239.363 157.366 c 232.133 153.714 221.793 153.147 227.297 143.577 c 230.285
|
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|
138.37 238.434 130.882 246.258 131.94 c h
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210.91 90.553 m 208.223 90.803 207.965 88.624 205.742 88.401 c 200.176
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88.889 204.066 96.8 201.863 100.038 c 200.855 97.62 201.176 93.878 198.414
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|
92.284 c 195.105 91.53 193.215 94.073 192.379 97.022 c 191.438 98.389 190.383
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94.811 188.934 96.593 c 187.289 100.776 188.07 104.327 185.914 106.94 c
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184.199 109.018 180.016 111.405 176.43 111.249 c 174.715 111.175 172.801
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109.018 170.828 109.096 c 167.969 109.202 166.039 112.319 164.363 113.405
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c 163.48 122.639 166.418 126.62 163.5 134.093 c 157.477 149.522 148.754
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158.296 150.137 180.643 c 150.77 190.87 158.664 209.893 166.09 214.264
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|
c 167.297 214.979 181.465 231.077 218.676 231.077 c 256.785 231.077 270.207
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206.815 272.984 202.198 c 277.828 194.147 279.852 188.159 280.742 175.905
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|
c 281.07 171.382 281.785 165.932 281.176 160.819 c 279.641 147.968 268.242
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140.737 270.398 124.612 c 270.746 122.003 272.246 120.835 272.121 117.718
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c 271.969 113.944 269.484 110.268 267.809 109.096 c 262.891 105.643 253.035
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108.882 247.984 105.643 c 246.074 104.428 245.973 102.069 244.102 100.042
|
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|
c 237.656 98.925 236.031 95.624 235.914 88.401 c 232.363 87.62 232.297
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92.409 229.449 93.577 c 225.672 93.194 228.074 88.522 227.297 85.819 c 225.395
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85.71 223.957 85.132 221.688 85.389 c 221.109 86.534 221.551 88.698 220.395
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89.264 c 217.738 89.624 218.66 86.409 217.379 85.389 c 212.273 85.057 212.832
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88.28 210.91 90.553 c h
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d="m 291.074,302.433 c 5.306,6.227 10.569,15.236 15.085,20.473 0.227,4.179 -0.269,7.636 -2.158,9.697 -7.958,0.598 -9.731,-4.989 -10.776,-11.313 -5.332,1.307 -1.415,11.876 -7.003,12.935 -3.607,-0.344 -6.082,-1.821 -8.618,-3.237 0.475,-14.123 7.498,-18.377 11.855,-28.555 0.536,0 1.072,0 1.615,0 z"
|
||||||
|
id="path22"
|
||||||
|
style="fill:#ffffff;stroke:none"
|
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|
<path
|
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d="m 306.159,322.905 c -4.516,-5.236 -9.779,-14.246 -15.085,-20.473 -0.543,0 -1.079,0 -1.615,0 -4.357,10.178 -11.38,14.432 -11.855,28.555 2.536,1.416 5.01,2.894 8.618,3.237 5.588,-1.059 1.671,-11.628 7.003,-12.935 1.045,6.323 2.818,11.91 10.776,11.313 1.89,-2.061 2.385,-5.518 2.158,-9.697 z m 20.473,-8.082 c 7.58,-1.017 11.834,-5.023 18.321,-8.082 1.176,-6.501 -0.186,-13.841 0,-20.473 -6.94,-1.621 -19.634,-6.927 -26.939,-3.229 -9.037,4.563 -21.964,5.271 -15.085,17.235 3.738,6.509 13.924,15.87 23.703,14.549 z m -44.183,51.729 c -3.36,-0.31 -3.684,2.412 -6.46,2.694 -6.962,-0.612 -2.096,-10.501 -4.852,-14.549 -1.257,3.023 -0.859,7.704 -4.309,9.696 -4.137,0.941 -6.501,-2.24 -7.545,-5.924 -1.175,-1.711 -2.495,2.763 -4.309,0.536 -2.055,-5.229 -1.079,-9.669 -3.773,-12.934 -2.144,-2.598 -7.374,-5.58 -11.855,-5.388 -2.144,0.096 -4.536,2.79 -7.003,2.693 -3.574,-0.13 -5.986,-4.027 -8.082,-5.388 -1.1,-11.539 2.57,-16.515 -1.079,-25.86 -7.525,-19.284 -18.432,-30.252 -16.7,-58.188 0.791,-12.783 10.659,-36.561 19.937,-42.024 1.512,-0.894 19.222,-21.016 65.734,-21.016 47.639,0 64.414,30.328 67.885,36.1 6.055,10.062 8.584,17.545 9.697,32.864 0.412,5.656 1.306,12.467 0.543,18.857 -1.918,16.068 -16.164,25.105 -13.47,45.262 0.433,3.258 2.309,4.722 2.15,8.618 -0.186,4.714 -3.292,9.312 -5.388,10.775 -6.15,4.316 -18.466,0.269 -24.782,4.316 -2.384,1.519 -2.515,4.467 -4.852,7.003 -8.055,1.395 -10.089,5.519 -10.232,14.549 -4.439,0.976 -4.522,-5.01 -8.082,-6.467 -4.722,0.474 -1.719,6.315 -2.694,9.696 -2.378,0.138 -4.172,0.859 -7.01,0.536 -0.722,-1.43 -0.172,-4.137 -1.615,-4.845 -3.319,-0.447 -2.171,3.573 -3.772,4.845 -6.378,0.415 -5.683,-3.612 -8.082,-6.457 z m -19.057,-83.513 c -7.305,-3.697 -19.999,1.608 -26.939,3.229 0.186,6.632 -1.175,13.972 0,20.473 6.487,3.059 10.741,7.065 18.322,8.082 9.779,1.32 19.964,-8.04 23.703,-14.549 6.878,-11.964 -6.049,-12.671 -15.086,-17.235 z"
|
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id="path24"
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style="fill:#000000;stroke:none"
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<path
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d="m 236.453,286.269 c 6.941,-1.621 19.634,-6.927 26.939,-3.229 9.037,4.563 21.964,5.271 15.085,17.235 -3.739,6.509 -13.923,15.869 -23.703,14.549 -7.581,-1.017 -11.834,-5.023 -18.322,-8.082 -1.175,-6.502 0.186,-13.842 0.001,-20.473 z"
|
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id="path26"
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||||||
|
style="fill:#ffffff;stroke:none"
|
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|
inkscape:connector-curvature="0" />
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||||||
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</g>
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<g
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||||||
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id="g28"
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style="stroke:none">
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</g>
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||||||
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</g>
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</svg>
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After Width: | Height: | Size: 7.1 KiB |
13
gfx/paperVersion-preprint.tex
Normal file
13
gfx/paperVersion-preprint.tex
Normal file
@ -0,0 +1,13 @@
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% Macros to produce different text for different versions of the paper.
|
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\newcommand{\Preprint}[1]{#1}
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%
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% No subversion info and no approval boxes anymore
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%
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\newcommand{\svnid}[1]{}
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|
18
gfx/paperVersion-publication.tex
Normal file
18
gfx/paperVersion-publication.tex
Normal file
@ -0,0 +1,18 @@
|
|||||||
|
%
|
||||||
|
% Macros to produce different text for different versions of the paper.
|
||||||
|
%
|
||||||
|
\newcommand{\Preprint}[1]{}
|
||||||
|
\newcommand{\Publication}[1]{#1}
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||||||
|
|
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||||||
|
%
|
||||||
|
% No subversion info and no approval boxes anymore
|
||||||
|
%
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||||||
|
\newcommand{\subversionInfo}{}
|
||||||
|
\newcommand{\svnid}[1]{}
|
||||||
|
\newcommand{\approvals}[2][Approval]{}
|
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|
|
||||||
|
%
|
||||||
|
% Define a dummy command for low-level TeX programming
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%
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\newcommand{\isPublication}{}
|
14
gfx/paperVersion-publicationPreview.tex
Normal file
14
gfx/paperVersion-publicationPreview.tex
Normal file
@ -0,0 +1,14 @@
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|||||||
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%
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||||||
|
% Dummy macros for the publicationPreview. Macros that are no longer allowed in
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% a publication are temporarily set to empty.
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%
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%
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% Go on with regular publication macros
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%
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\input{gfx/paperVersion-publication}
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94
gfx/paperVersion-working.tex
Normal file
94
gfx/paperVersion-working.tex
Normal file
@ -0,0 +1,94 @@
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% DEBUGGING MACROS
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%
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% sideremark
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\newcommand\sideremark[1]{\marginpar{\tiny \textsf #1}}
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% questionSign
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\newcommand\questionSign[1]{\marginpar
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[
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||||||
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\hskip .45in
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\begin{minipage}{1.25in}
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\protect{\includegraphics[width=1cm]{gfx/question}}
|
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\tiny \sf #1
|
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\end{minipage}
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|
]
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||||||
|
{
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||||||
|
\hskip -.075in
|
||||||
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\begin{minipage}{1.25in}
|
||||||
|
\protect{\includegraphics[width=1cm]{gfx/question}}
|
||||||
|
\tiny \sf #1
|
||||||
|
\end{minipage}
|
||||||
|
}}
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||||||
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% disaster
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\newcommand\disaster[1]{\marginpar
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|
[
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||||||
|
\hskip .45in
|
||||||
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\begin{minipage}{1.25in}
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||||||
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\protect{\includegraphics[width=1cm]{gfx/disaster}}
|
||||||
|
\tiny \sf #1
|
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\end{minipage}
|
||||||
|
]
|
||||||
|
{
|
||||||
|
\hskip -.075in
|
||||||
|
\begin{minipage}{1.25in}
|
||||||
|
\protect{\includegraphics[width=1cm]{gfx/disaster}}
|
||||||
|
\tiny \sf #1
|
||||||
|
\end{minipage}
|
||||||
|
}}
|
||||||
|
|
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% watchOut
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|
\newcommand\watchOut[1]{\marginpar
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|
[
|
||||||
|
\hskip .45in
|
||||||
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\begin{minipage}{1.25in}
|
||||||
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\protect{\includegraphics[width=1cm]{gfx/warning}}
|
||||||
|
\tiny \sf #1
|
||||||
|
\end{minipage}
|
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|
]
|
||||||
|
{
|
||||||
|
\hskip -.075in
|
||||||
|
\begin{minipage}{1.25in}
|
||||||
|
\protect{\includegraphics[width=1cm]{gfx/warning}}
|
||||||
|
\tiny \sf #1
|
||||||
|
\end{minipage}
|
||||||
|
}}
|
||||||
|
|
||||||
|
% construction
|
||||||
|
\newcommand\constructionWarning[1]{\marginpar
|
||||||
|
[
|
||||||
|
\hskip .45in
|
||||||
|
\begin{minipage}{1.25in}
|
||||||
|
\protect{\includegraphics[width=1cm]{gfx/construction}}
|
||||||
|
\tiny \sf #1
|
||||||
|
\end{minipage}
|
||||||
|
]
|
||||||
|
{
|
||||||
|
\hskip -.075in
|
||||||
|
\begin{minipage}{1.25in}
|
||||||
|
\protect{\includegraphics[width=1cm]{gfx/construction}}
|
||||||
|
\tiny \sf #1
|
||||||
|
\end{minipage}
|
||||||
|
}}
|
||||||
|
|
||||||
|
% approval
|
||||||
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\definecolor{approvalBlue}{rgb}{0.95,0.95,1.0}
|
||||||
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\newcommand{\approvals}[2][Approval]{%
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|
\marginpar{\tiny \sf
|
||||||
|
\colorbox{approvalBlue}{\begin{tabular}{ll}
|
||||||
|
\multicolumn{2}{l}{\vphantom{\large S}#1}\\
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||||||
|
#2
|
||||||
|
\end{tabular}}
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||||||
|
}
|
||||||
|
}
|
||||||
|
|
||||||
|
% todo
|
||||||
|
\newcommand\todo[1]{{\sf \color{red}#1}}
|
||||||
|
|
||||||
|
%
|
||||||
|
% Macros to produce different text for different versions of the paper.
|
||||||
|
%
|
||||||
|
\newcommand{\Preprint}[1]{\marginpar{\color{blue}\tiny\textsf Preprint only}\begin{color}{blue}#1\end{color}}
|
||||||
|
\newcommand{\Publication}[1]{\marginpar{\color{teal}\tiny\textsf Publication only}\begin{color}{teal}#1\end{color}}
|
184
gfx/question.eps
Normal file
184
gfx/question.eps
Normal file
@ -0,0 +1,184 @@
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%!PS-Adobe-3.0 EPSF-3.0
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%%Creator: cairo 1.12.2 (http://cairographics.org)
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%%CreationDate: Thu Mar 14 14:43:13 2013
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%%Pages: 1
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%%DocumentData: Clean7Bit
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%%LanguageLevel: 3
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%%BoundingBox: 0 -1 34 35
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%%EndComments
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%%BeginProlog
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save
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50 dict begin
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/q { gsave } bind def
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/Q { grestore } bind def
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/cm { 6 array astore concat } bind def
|
||||||
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/w { setlinewidth } bind def
|
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/J { setlinecap } bind def
|
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/j { setlinejoin } bind def
|
||||||
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/M { setmiterlimit } bind def
|
||||||
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/d { setdash } bind def
|
||||||
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/m { moveto } bind def
|
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/l { lineto } bind def
|
||||||
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/c { curveto } bind def
|
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|
/h { closepath } bind def
|
||||||
|
/re { exch dup neg 3 1 roll 5 3 roll moveto 0 rlineto
|
||||||
|
0 exch rlineto 0 rlineto closepath } bind def
|
||||||
|
/S { stroke } bind def
|
||||||
|
/f { fill } bind def
|
||||||
|
/f* { eofill } bind def
|
||||||
|
/n { newpath } bind def
|
||||||
|
/W { clip } bind def
|
||||||
|
/W* { eoclip } bind def
|
||||||
|
/BT { } bind def
|
||||||
|
/ET { } bind def
|
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|
/pdfmark where { pop globaldict /?pdfmark /exec load put }
|
||||||
|
{ globaldict begin /?pdfmark /pop load def /pdfmark
|
||||||
|
/cleartomark load def end } ifelse
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|
/BDC { mark 3 1 roll /BDC pdfmark } bind def
|
||||||
|
/EMC { mark /EMC pdfmark } bind def
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||||||
|
/cairo_store_point { /cairo_point_y exch def /cairo_point_x exch def } def
|
||||||
|
/Tj { show currentpoint cairo_store_point } bind def
|
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|
/TJ {
|
||||||
|
{
|
||||||
|
dup
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|
type /stringtype eq
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|
{ show } { -0.001 mul 0 cairo_font_matrix dtransform rmoveto } ifelse
|
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|
} forall
|
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|
currentpoint cairo_store_point
|
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|
} bind def
|
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|
/cairo_selectfont { cairo_font_matrix aload pop pop pop 0 0 6 array astore
|
||||||
|
cairo_font exch selectfont cairo_point_x cairo_point_y moveto } bind def
|
||||||
|
/Tf { pop /cairo_font exch def /cairo_font_matrix where
|
||||||
|
{ pop cairo_selectfont } if } bind def
|
||||||
|
/Td { matrix translate cairo_font_matrix matrix concatmatrix dup
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||||||
|
/cairo_font_matrix exch def dup 4 get exch 5 get cairo_store_point
|
||||||
|
/cairo_font where { pop cairo_selectfont } if } bind def
|
||||||
|
/Tm { 2 copy 8 2 roll 6 array astore /cairo_font_matrix exch def
|
||||||
|
cairo_store_point /cairo_font where { pop cairo_selectfont } if } bind def
|
||||||
|
/g { setgray } bind def
|
||||||
|
/rg { setrgbcolor } bind def
|
||||||
|
/d1 { setcachedevice } bind def
|
||||||
|
%%EndProlog
|
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|
%%Page: 1 1
|
||||||
|
%%BeginPageSetup
|
||||||
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%%PageBoundingBox: 0 -1 34 35
|
||||||
|
%%EndPageSetup
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q 0 -1 34 36 rectclip q
|
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|
q
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0 34.456 34 -35 re W n
|
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% Fallback Image: x=0 y=0 w=34 h=35 res=300ppi size=62196
|
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|
[ 0.24 0 0 0.24 0 -0.584407 ] concat
|
||||||
|
/DeviceRGB setcolorspace
|
||||||
|
8 dict dup begin
|
||||||
|
/ImageType 1 def
|
||||||
|
/Width 142 def
|
||||||
|
/Height 146 def
|
||||||
|
/Interpolate false def
|
||||||
|
/BitsPerComponent 8 def
|
||||||
|
/Decode [ 0 1 0 1 0 1 ] def
|
||||||
|
/DataSource currentfile /ASCII85Decode filter /FlateDecode filter def
|
||||||
|
/Interpolate false def
|
||||||
|
/ImageMatrix [ 1 0 0 -1 0 146 ] def
|
||||||
|
end
|
||||||
|
image
|
||||||
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Gb"0Wq0*M(fa%"rW_!km("1P%p89fCS$YcDUa0RH!]9:9:ReYC1aE2Xd"DC2nHKgD0\Bc;Q?
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79<rcGd0#)Y^Wi%5D_g0,+2oUZEt-WZe]Du'$m?fCW#kYR[/I^>JFcB0.&laW?`6/I@1AB@
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FkIF`-N<*>jE!F#Y]VJPNs+03)#iES'hZu<jg,Sc!E,0)3$'LX=EE)O(D"^N3$XT4^$#e8M
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5m#Qs$\46K.!kG[O_1-;'4/DZ_=6A0p2(9j2#/<O$fDU#k-mFPnC-)u&t;Au:N[R6r"?`WY
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|
||||||
|
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|
||||||
|
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|
||||||
|
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|
||||||
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|
||||||
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|
||||||
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|
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|
||||||
|
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|
||||||
|
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|
||||||
|
fx="10.84375"
|
||||||
|
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|
||||||
|
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|
||||||
|
<linearGradient
|
||||||
|
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|
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|
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|
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|
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|
||||||
|
</defs>
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<sodipodi:namedview
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|
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|
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|
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|
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|
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|
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|
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|
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|
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|
||||||
|
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|
||||||
|
<path
|
||||||
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|
||||||
|
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|
||||||
|
sodipodi:ry="3.625"
|
||||||
|
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|
||||||
|
sodipodi:cy="17.4375"
|
||||||
|
sodipodi:cx="10.84375"
|
||||||
|
id="path6611"
|
||||||
|
style="opacity:0.25;fill:url(#radialGradient6750);fill-opacity:1;stroke:none;stroke-width:1;stroke-linecap:round;stroke-linejoin:miter;stroke-miterlimit:4;stroke-dasharray:none;stroke-dashoffset:0.7;stroke-opacity:1;display:inline"
|
||||||
|
sodipodi:type="arc" />
|
||||||
|
<rect
|
||||||
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|
||||||
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|
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|
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|
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|
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|
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|
||||||
|
<path
|
||||||
|
transform="matrix(0.7071068,-0.7071068,0.7071068,0.7071068,0,0)"
|
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|
||||||
|
id="path6599"
|
||||||
|
style="opacity:1;fill:none;fill-opacity:1;stroke:#ffffff;stroke-width:2;stroke-linecap:round;stroke-linejoin:miter;stroke-miterlimit:4;stroke-dasharray:none;stroke-dashoffset:0.7;stroke-opacity:1;display:inline"
|
||||||
|
inkscape:original="M -11.59375 17.84375 C -13.299578 17.84375 -14.6875 19.200423 -14.6875 20.90625 L -14.6875 45.5625 C -14.6875 47.268328 -13.299578 48.625002 -11.59375 48.625 L 13.03125 48.625 C 14.737078 48.625 16.093749 47.268327 16.09375 45.5625 L 16.09375 20.90625 C 16.09375 19.200422 14.737078 17.84375 13.03125 17.84375 L -11.59375 17.84375 z "
|
||||||
|
inkscape:radius="-1.456314"
|
||||||
|
sodipodi:type="inkscape:offset" />
|
||||||
|
<path
|
||||||
|
sodipodi:nodetypes="cccsccsssssccsssssccsccccccc"
|
||||||
|
id="text6603"
|
||||||
|
d="M 26.089442,26.048277 L 22.13977,26.048277 L 22.13977,25.512172 C 22.139767,24.914075 22.260117,24.385265 22.500821,23.925739 C 22.741517,23.458934 23.248445,22.868125 24.021608,22.15331 L 24.721827,21.518737 C 25.137575,21.139462 25.440274,20.782059 25.629923,20.446527 C 25.826853,20.111017 25.925321,19.775495 25.925328,19.439962 C 25.925321,18.929399 25.750266,18.531879 25.400164,18.247402 C 25.050048,17.955658 24.561354,17.809779 23.934081,17.809765 C 23.343266,17.809779 22.705047,17.933776 22.01942,18.181756 C 21.333786,18.42247 20.61898,18.78352 19.875,19.264907 L 19.875,15.829459 C 20.757565,15.523129 21.563545,15.297017 22.292943,15.151122 C 23.022333,15.00526 23.726198,14.93232 24.404541,14.932304 C 26.184256,14.93232 27.540928,15.297017 28.474562,16.026395 C 29.408176,16.748511 29.874988,17.806132 29.875,19.199262 C 29.874988,19.91408 29.732757,20.555947 29.448304,21.124864 C 29.163829,21.686507 28.678782,22.291904 27.993162,22.941056 L 27.292943,23.564688 C 26.796946,24.016921 26.472366,24.381618 26.319201,24.65878 C 26.166021,24.928663 26.089434,25.227714 26.089442,25.555936 L 26.089442,26.048277 M 22.07727,28.042533 L 26.026942,28.042533 L 26.026942,31.9375 L 22.07727,31.9375 L 22.07727,28.042533"
|
||||||
|
style="font-size:22.4070015px;font-style:normal;font-weight:bold;fill:#ffffff;fill-opacity:1;stroke:none;stroke-width:1px;stroke-linecap:butt;stroke-linejoin:miter;stroke-opacity:1;font-family:Bitstream Vera Sans" />
|
||||||
|
</g>
|
||||||
|
</g>
|
||||||
|
<g
|
||||||
|
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|
||||||
|
id="layer2"
|
||||||
|
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|
||||||
|
style="display:none">
|
||||||
|
<path
|
||||||
|
sodipodi:type="inkscape:offset"
|
||||||
|
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|
||||||
|
inkscape:original="M -40.3125 4.5 L -50.46875 28.25 L -52.28125 42.5 L -30.71875 42.5 L -20.5625 18.75 L -18.78125 4.5 L -40.3125 4.5 z "
|
||||||
|
style="fill:url(#linearGradient6690);fill-opacity:1;stroke:#a40000;stroke-width:0.99999988;stroke-linecap:round;stroke-linejoin:round;stroke-miterlimit:4;stroke-dashoffset:0.7;stroke-opacity:1"
|
||||||
|
id="path6688"
|
||||||
|
d="M -40.3125,2.5 C -41.117011,2.495964 -41.844721,2.9769928 -42.15625,3.71875 L -52.3125,27.46875 C -52.37838,27.639248 -52.420442,27.818014 -52.4375,28 L -54.25,42.25 C -54.325145,42.817543 -54.15209,43.389943 -53.775099,43.82079 C -53.398108,44.251636 -52.853745,44.499143 -52.28125,44.5 L -30.71875,44.5 C -29.914239,44.504036 -29.186529,44.023007 -28.875,43.28125 L -18.71875,19.53125 C -18.65287,19.360752 -18.610808,19.181986 -18.59375,19 L -16.8125,4.75 C -16.737355,4.1824575 -16.91041,3.6100574 -17.287401,3.1792105 C -17.664392,2.7483636 -18.208755,2.5008574 -18.78125,2.5 L -40.3125,2.5 z "
|
||||||
|
transform="translate(-50,0)" />
|
||||||
|
<path
|
||||||
|
sodipodi:type="inkscape:offset"
|
||||||
|
inkscape:radius="1.9887378"
|
||||||
|
inkscape:original="M -40.3125 4.5 L -50.46875 28.25 L -52.28125 42.5 L -30.71875 42.5 L -20.5625 18.75 L -18.78125 4.5 L -40.3125 4.5 z "
|
||||||
|
style="opacity:0.46982757;fill:url(#linearGradient6707);fill-opacity:1;stroke:#280b0b;stroke-width:0.99999988;stroke-linecap:round;stroke-linejoin:round;stroke-miterlimit:4;stroke-dashoffset:0.7;stroke-opacity:1"
|
||||||
|
id="path6700"
|
||||||
|
d="M -40.3125,2.5 C -41.117011,2.495964 -41.844721,2.9769928 -42.15625,3.71875 L -52.3125,27.46875 C -52.37838,27.639248 -52.420442,27.818014 -52.4375,28 L -54.25,42.25 C -54.325145,42.817543 -54.15209,43.389943 -53.775099,43.82079 C -53.398108,44.251636 -52.853745,44.499143 -52.28125,44.5 L -30.71875,44.5 C -29.914239,44.504036 -29.186529,44.023007 -28.875,43.28125 L -18.71875,19.53125 C -18.65287,19.360752 -18.610808,19.181986 -18.59375,19 L -16.8125,4.75 C -16.737355,4.1824575 -16.91041,3.6100574 -17.287401,3.1792105 C -17.664392,2.7483636 -18.208755,2.5008574 -18.78125,2.5 L -40.3125,2.5 z "
|
||||||
|
transform="translate(-105.15625,12)" />
|
||||||
|
<path
|
||||||
|
style="fill:url(#linearGradient6716);fill-opacity:1;stroke:#a40000;stroke-width:0.99999988;stroke-linecap:round;stroke-linejoin:round;stroke-miterlimit:4;stroke-dashoffset:0.7;stroke-opacity:1"
|
||||||
|
d="M -128.78125,2.5 C -128.495,2.500429 -128.22506,2.569588 -127.96875,2.6875 C -128.22353,2.57166 -128.495,2.500429 -128.78125,2.5 z M -155.46875,14.5 C -156.20251,14.496319 -156.87043,14.897931 -157.21875,15.53125 L -157.25,15.59375 L -162.3125,27.46875 C -162.37838,27.639248 -162.42044,27.818014 -162.4375,28 L -164.25,42.25 C -164.32515,42.817543 -164.15824,43.381653 -163.78125,43.8125 C -163.40426,44.243347 -162.85375,44.499143 -162.28125,44.5 L -140.71875,44.5 C -139.91424,44.504036 -139.18653,44.023007 -138.875,43.28125 L -128.71875,19.53125 L -133.875,31.53125 C -133.80912,31.360752 -133.76706,31.181986 -133.75,31 L -131.96875,16.75 C -131.8936,16.182457 -132.06051,15.618347 -132.4375,15.1875 C -132.81449,14.756653 -133.365,14.500857 -133.9375,14.5 L -155.46875,14.5 z "
|
||||||
|
id="path6709" />
|
||||||
|
<path
|
||||||
|
style="fill:#3465a4;fill-opacity:1;stroke:#204a87;stroke-width:0.99999988;stroke-linecap:round;stroke-linejoin:round;stroke-miterlimit:4;stroke-dashoffset:0.7;stroke-opacity:1"
|
||||||
|
d="M -90.3125,2.5 C -91.11701,2.495964 -91.84472,2.976993 -92.15625,3.71875 L -97.25,15.59375 C -96.91175,14.925428 -96.2258,14.496202 -95.46875,14.5 L -73.9375,14.5 C -73.365,14.500857 -72.81449,14.756653 -72.4375,15.1875 C -72.06051,15.618347 -71.8936,16.182457 -71.96875,16.75 L -73.75,31 C -73.76706,31.181986 -73.80912,31.360752 -73.875,31.53125 L -68.71875,19.53125 C -68.65287,19.360752 -68.61081,19.181986 -68.59375,19 L -66.8125,4.75 C -66.73735,4.182457 -66.90426,3.618347 -67.28125,3.1875 C -67.65824,2.756653 -68.20875,2.500857 -68.78125,2.5 L -90.3125,2.5 z "
|
||||||
|
id="path6702"
|
||||||
|
sodipodi:nodetypes="cccccsccccccscc" />
|
||||||
|
<path
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||||||
|
sodipodi:type="inkscape:offset"
|
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|
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|
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style="fill:#fce94f;fill-opacity:1;stroke:none;stroke-width:0.99999988;stroke-linecap:round;stroke-linejoin:round;stroke-miterlimit:4;stroke-dashoffset:0.7;stroke-opacity:1"
|
||||||
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id="path6748"
|
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|
||||||
|
transform="translate(-150,-90)" />
|
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|
<path
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||||||
|
sodipodi:type="inkscape:offset"
|
||||||
|
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|
||||||
|
inkscape:original="M 13.03125 2 L 5.78125 18.96875 L 4.5 29 L 19.65625 29 L 26.875 12.0625 L 28.15625 2 L 13.03125 2 z "
|
||||||
|
style="fill:url(#linearGradient6999);fill-opacity:1;stroke:#a40000;stroke-width:0.99999982;stroke-linecap:round;stroke-linejoin:round;stroke-miterlimit:4;stroke-dashoffset:0.7;stroke-opacity:1;display:inline"
|
||||||
|
id="path6892"
|
||||||
|
d="M 12.875,0.5 C 12.334549,0.55892959 11.868276,0.9056458 11.65625,1.40625 L 4.40625,18.375 C 4.3455131,18.503798 4.3034241,18.640587 4.28125,18.78125 L 3,28.8125 C 2.9459675,29.241658 3.0798058,29.673252 3.3671735,29.99654 C 3.6545411,30.319829 4.0674674,30.503345 4.5,30.5 L 19.65625,30.5 C 20.254243,30.49897 20.794509,30.142886 21.03125,29.59375 L 28.25,12.65625 C 28.310737,12.527452 28.352826,12.390663 28.375,12.25 L 29.65625,2.1875 C 29.710282,1.7583425 29.576444,1.3267483 29.289077,1.0034597 C 29.001709,0.68017114 28.588783,0.49665518 28.15625,0.5 L 13.03125,0.5 C 12.979202,0.49728576 12.927048,0.49728576 12.875,0.5 L 12.875,0.5 z "
|
||||||
|
transform="translate(-210,0)" />
|
||||||
|
<path
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||||||
|
style="fill:url(#linearGradient7001);fill-opacity:1;stroke:#a40000;stroke-width:0.99999982;stroke-linecap:round;stroke-linejoin:round;stroke-miterlimit:4;stroke-dashoffset:0.7;stroke-opacity:1;display:inline"
|
||||||
|
d="M -270.96875,9.5 C -271.5092,9.55893 -271.97547,9.905646 -272.1875,10.40625 L -275.59375,18.375 C -275.65449,18.503798 -275.69658,18.640587 -275.71875,18.78125 L -277,28.8125 C -277.05403,29.241658 -276.91237,29.676711 -276.625,30 C -276.33763,30.323289 -275.93253,30.503345 -275.5,30.5 L -260.34375,30.5 C -259.74576,30.49897 -259.20549,30.142886 -258.96875,29.59375 L -255.59375,21.65625 C -255.53301,21.527452 -255.49092,21.390663 -255.46875,21.25 L -254.1875,11.1875 C -254.13347,10.758342 -254.27513,10.323289 -254.5625,10 C -254.84987,9.676711 -255.25497,9.496655 -255.6875,9.5 L -270.8125,9.5 C -270.86455,9.497286 -270.9167,9.497286 -270.96875,9.5 z "
|
||||||
|
id="path6905" />
|
||||||
|
<path
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||||||
|
style="fill:#3465a4;fill-opacity:1;stroke:#204a87;stroke-width:0.99999982;stroke-linecap:round;stroke-linejoin:round;stroke-miterlimit:4;stroke-dashoffset:0.7;stroke-opacity:1;display:inline"
|
||||||
|
d="M -267.125,0.5 C -267.66545,0.55893 -268.13172,0.905646 -268.34375,1.40625 L -272.1875,10.40625 C -271.97547,9.905646 -271.5092,9.55893 -270.96875,9.5 C -270.9167,9.497286 -270.86455,9.497286 -270.8125,9.5 L -255.6875,9.5 C -255.25497,9.496655 -254.84987,9.676711 -254.5625,10 C -254.27513,10.323289 -254.13347,10.758342 -254.1875,11.1875 L -255.46875,21.25 C -255.49092,21.390663 -255.53301,21.527452 -255.59375,21.65625 L -251.75,12.65625 C -251.68926,12.527452 -251.64717,12.390663 -251.625,12.25 L -250.34375,2.1875 C -250.28972,1.758342 -250.43138,1.323289 -250.71875,1 C -251.00612,0.676711 -251.41122,0.496655 -251.84375,0.5 L -266.96875,0.5 C -267.0208,0.497286 -267.07295,0.497286 -267.125,0.5 z "
|
||||||
|
id="path6900" />
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||||||
|
</g>
|
||||||
|
</svg>
|
After Width: | Height: | Size: 20 KiB |
2
gfx/set-externals.sh
Executable file
2
gfx/set-externals.sh
Executable file
@ -0,0 +1,2 @@
|
|||||||
|
STR=$'gfx svn://vcs.mathematik.uni-freiburg.de/kebekus/gfx\nbibliography svn://vcs.mathematik.uni-freiburg.de/kebekus/bibliography'
|
||||||
|
svn propset svn:externals "$STR" .
|
20
gfx/setupProject.py
Executable file
20
gfx/setupProject.py
Executable file
@ -0,0 +1,20 @@
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#!/usr/bin/python3
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import os
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import subprocess
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projectName = os.getcwd().split("/")[-1]
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print("Working on project "+projectName)
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print("Setup directory structure")
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subprocess.call("svn rm branches tags trunk", shell=True)
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subprocess.call("svn propset svn:externals 'gfx svn://vcs.mathematik.uni-freiburg.de/kebekus/gfx\nbibliography svn://vcs.mathematik.uni-freiburg.de/kebekus/bibliography' .", shell=True)
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||||||
|
subprocess.call("svn up", shell=True)
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print("Setup templates")
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|
subprocess.call("cp gfx/templates/*.tex .", shell=True)
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|
subprocess.call("mv example.tex "+projectName+".tex", shell=True)
|
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|
subprocess.call("sed 's/example/"+projectName+"/g' <01.tex >01new.tex", shell=True)
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||||||
|
subprocess.call("mv 01new.tex 01.tex", shell=True)
|
||||||
|
subprocess.call("svn add *.tex", shell=True)
|
||||||
|
subprocess.call("bash gfx/svn-propset.sh", shell=True)
|
377
gfx/stdPreamble.tex
Normal file
377
gfx/stdPreamble.tex
Normal file
@ -0,0 +1,377 @@
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%
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% PACKAGES
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%
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% Standard Packages
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\usepackage{babel}
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\usepackage{enumitem}
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\usepackage{hyperref}
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|
\usepackage[utf8]{inputenc}
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\usepackage{newunicodechar}
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|
\usepackage{mathtools}
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|
\usepackage{varioref}
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|
\usepackage[arrow,curve,matrix]{xy}
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|
% Graphics Packages
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\usepackage{colortbl}
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|
\usepackage{graphicx}
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\usepackage{tikz}
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% Font packages
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\usepackage{mathrsfs}
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%
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% GENERAL TYPESETTING
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%
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% Colours for hyperlinks
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\definecolor{linkred}{rgb}{0.7,0.2,0.2}
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\definecolor{linkblue}{rgb}{0,0.2,0.6}
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% Limit table of contents to section titles
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\setcounter{tocdepth}{1}
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% Numbering of figures (see below for numbering of equations)
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\numberwithin{figure}{section}
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% Add an uparrow to the bibliography entries, just before the back-list of references
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\usepackage[hyperpageref]{backref}
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\renewcommand{\backref}[1]{$\uparrow$~#1}
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% Numbering of parts in roman numbers
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\renewcommand\thepart{\rm \Roman{part}}
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% Sloppy formatting -- often looks better
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\sloppy
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% Changes the layout of descriptions and itemized lists. The indent specified in
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% the original amsart style is too much for my taste.
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\setdescription{labelindent=\parindent, leftmargin=2\parindent}
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\setitemize[1]{labelindent=\parindent, leftmargin=2\parindent}
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\setenumerate[1]{labelindent=0cm, leftmargin=*, widest=iiii}
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% Input characters
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\newunicodechar{א}{\ensuremath{\aleph}}
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\newunicodechar{α}{\ensuremath{\alpha}}
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\newunicodechar{β}{\ensuremath{\beta}}
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\newunicodechar{χ}{\ensuremath{\chi}}
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\newunicodechar{δ}{\ensuremath{\delta}}
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\newunicodechar{ε}{\ensuremath{\varepsilon}}
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\newunicodechar{Δ}{\ensuremath{\Delta}}
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\newunicodechar{η}{\ensuremath{\eta}}
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\newunicodechar{γ}{\ensuremath{\gamma}}
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\newunicodechar{Γ}{\ensuremath{\Gamma}}
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\newunicodechar{ι}{\ensuremath{\iota}}
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\newunicodechar{κ}{\ensuremath{\kappa}}
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\newunicodechar{λ}{\ensuremath{\lambda}}
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\newunicodechar{Λ}{\ensuremath{\Lambda}}
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\newunicodechar{μ}{\ensuremath{\mu}}
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\newunicodechar{ω}{\ensuremath{\omega}}
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\newunicodechar{Ω}{\ensuremath{\Omega}}
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\newunicodechar{π}{\ensuremath{\pi}}
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\newunicodechar{Φ}{\ensuremath{\Phi}}
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\newunicodechar{ψ}{\ensuremath{\psi}}
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\newunicodechar{Ψ}{\ensuremath{\Psi}}
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\newunicodechar{σ}{\ensuremath{\sigma}}
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\newunicodechar{Σ}{\ensuremath{\Sigma}}
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\newunicodechar{Θ}{\ensuremath{\Theta}}
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\newunicodechar{ξ}{\ensuremath{\xi}}
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\newunicodechar{Ξ}{\ensuremath{\Xi}}
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\newunicodechar{ζ}{\ensuremath{\zeta}}
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\newunicodechar{ℓ}{\ensuremath{\ell}}
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\newunicodechar{ï}{\"{\i}}
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\newunicodechar{𝔸}{\ensuremath{\bA}}
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\newunicodechar{𝔽}{\ensuremath{\bF}}
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\newunicodechar{𝔾}{\ensuremath{\bG}}
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\newunicodechar{ℕ}{\ensuremath{\bN}}
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\newunicodechar{ℙ}{\ensuremath{\bP}}
|
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\newunicodechar{ℚ}{\ensuremath{\bQ}}
|
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\newunicodechar{ℝ}{\ensuremath{\bR}}
|
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|
\newunicodechar{𝕏}{\ensuremath{\bX}}
|
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|
\newunicodechar{ℤ}{\ensuremath{\bZ}}
|
||||||
|
\newunicodechar{𝒜}{\ensuremath{\sA}}
|
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|
\newunicodechar{ℬ}{\ensuremath{\sB}}
|
||||||
|
\newunicodechar{𝒞}{\ensuremath{\sC}}
|
||||||
|
\newunicodechar{𝒟}{\ensuremath{\sD}}
|
||||||
|
\newunicodechar{ℰ}{\ensuremath{\sE}}
|
||||||
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\newunicodechar{ℱ}{\ensuremath{\sF}}
|
||||||
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\newunicodechar{𝒢}{\ensuremath{\sG}}
|
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|
||||||
|
\newunicodechar{𝒥}{\ensuremath{\sJ}}
|
||||||
|
\newunicodechar{ℒ}{\ensuremath{\sL}}
|
||||||
|
\newunicodechar{ℳ}{\ensuremath{\sM}}
|
||||||
|
\newunicodechar{𝒪}{\ensuremath{\sO}}
|
||||||
|
\newunicodechar{𝒬}{\ensuremath{\sQ}}
|
||||||
|
\newunicodechar{𝒮}{\ensuremath{\sS}}
|
||||||
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\newunicodechar{𝒯}{\ensuremath{\sT}}
|
||||||
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\newunicodechar{𝒲}{\ensuremath{\sW}}
|
||||||
|
|
||||||
|
\newunicodechar{∂}{\ensuremath{\partial}}
|
||||||
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\newunicodechar{∇}{\ensuremath{\nabla}}
|
||||||
|
|
||||||
|
\newunicodechar{↺}{\ensuremath{\circlearrowleft}}
|
||||||
|
\newunicodechar{∞}{\ensuremath{\infty}}
|
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\newunicodechar{⊕}{\ensuremath{\oplus}}
|
||||||
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\newunicodechar{⊗}{\ensuremath{\otimes}}
|
||||||
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\newunicodechar{•}{\ensuremath{\bullet}}
|
||||||
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\newunicodechar{Λ}{\ensuremath{\wedge}}
|
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\newunicodechar{↪}{\ensuremath{\into}}
|
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\newunicodechar{→}{\ensuremath{\to}}
|
||||||
|
\newunicodechar{↦}{\ensuremath{\mapsto}}
|
||||||
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\newunicodechar{⨯}{\ensuremath{\times}}
|
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|
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|
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\newunicodechar{⊋}{\ensuremath{\supsetneq}}
|
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\newunicodechar{⊇}{\ensuremath{\supseteq}}
|
||||||
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\newunicodechar{⊃}{\ensuremath{\supset}}
|
||||||
|
\newunicodechar{⊊}{\ensuremath{\subsetneq}}
|
||||||
|
\newunicodechar{⊆}{\ensuremath{\subseteq}}
|
||||||
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\newunicodechar{⊂}{\ensuremath{\subset}}
|
||||||
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\newunicodechar{⊄}{\ensuremath{\not \subset}}
|
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\newunicodechar{≥}{\ensuremath{\geq}}
|
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\newunicodechar{≠}{\ensuremath{\neq}}
|
||||||
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\newunicodechar{≫}{\ensuremath{\gg}}
|
||||||
|
\newunicodechar{≪}{\ensuremath{\ll}}
|
||||||
|
|
||||||
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\newunicodechar{≤}{\ensuremath{\leq}}
|
||||||
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\newunicodechar{∈}{\ensuremath{\in}}
|
||||||
|
\newunicodechar{∉}{\ensuremath{\not \in}}
|
||||||
|
\newunicodechar{∖}{\ensuremath{\setminus}}
|
||||||
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\newunicodechar{◦}{\ensuremath{\circ}}
|
||||||
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\newunicodechar{°}{\ensuremath{^\circ}}
|
||||||
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\newunicodechar{…}{\ifmmode\mathellipsis\else\textellipsis\fi}
|
||||||
|
\newunicodechar{·}{\ensuremath{\cdot}}
|
||||||
|
\newunicodechar{⋯}{\ensuremath{\cdots}}
|
||||||
|
\newunicodechar{∅}{\ensuremath{\emptyset}}
|
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\newunicodechar{⇒}{\ensuremath{\Rightarrow}}
|
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|
|
||||||
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\newunicodechar{⁰}{\ensuremath{^0}}
|
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\newunicodechar{¹}{\ensuremath{^1}}
|
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\newunicodechar{²}{\ensuremath{^2}}
|
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\newunicodechar{³}{\ensuremath{^3}}
|
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|
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|
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|
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\newunicodechar{⁷}{\ensuremath{^7}}
|
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|
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\newunicodechar{⁹}{\ensuremath{^9}}
|
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\newunicodechar{ⁱ}{\ensuremath{^i}}
|
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|
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\newunicodechar{⌈}{\ensuremath{\lceil}}
|
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\newunicodechar{⌉}{\ensuremath{\rceil}}
|
||||||
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\newunicodechar{⌊}{\ensuremath{\lfloor}}
|
||||||
|
\newunicodechar{⌋}{\ensuremath{\rfloor}}
|
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|
|
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\newunicodechar{≅}{\ensuremath{\cong}}
|
||||||
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\newunicodechar{⇔}{\ensuremath{\Leftrightarrow}}
|
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|
\newunicodechar{∃}{\ensuremath{\exists}}
|
||||||
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\newunicodechar{±}{\ensuremath{\pm}}
|
||||||
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%
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% FONT DEFINTIONS
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%
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|
% Script Font used for sheaves
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|
\DeclareFontFamily{OMS}{rsfs}{\skewchar\font'60}
|
||||||
|
\DeclareFontShape{OMS}{rsfs}{m}{n}{<-5>rsfs5 <5-7>rsfs7 <7->rsfs10 }{}
|
||||||
|
\DeclareSymbolFont{rsfs}{OMS}{rsfs}{m}{n}
|
||||||
|
\DeclareSymbolFontAlphabet{\scr}{rsfs}
|
||||||
|
\DeclareSymbolFontAlphabet{\scr}{rsfs}
|
||||||
|
|
||||||
|
% Code from mathabx.sty and mathabx.dcl, define macro \wcheck
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||||||
|
\DeclareFontFamily{U}{mathx}{\hyphenchar\font45}
|
||||||
|
\DeclareFontShape{U}{mathx}{m}{n}{
|
||||||
|
<5> <6> <7> <8> <9> <10>
|
||||||
|
<10.95> <12> <14.4> <17.28> <20.74> <24.88>
|
||||||
|
mathx10
|
||||||
|
}{}
|
||||||
|
\DeclareSymbolFont{mathx}{U}{mathx}{m}{n}
|
||||||
|
\DeclareFontSubstitution{U}{mathx}{m}{n}
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\DeclareMathAccent{\wcheck}{0}{mathx}{"71}
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%
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|
% MATHEMATICS DEFINITIONS
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%
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% Operators
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\DeclareMathOperator{\Aut}{Aut}
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|
\DeclareMathOperator{\codim}{codim}
|
||||||
|
\DeclareMathOperator{\coker}{coker}
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|
\DeclareMathOperator{\const}{const}
|
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|
\DeclareMathOperator{\Ext}{Ext}
|
||||||
|
\DeclareMathOperator{\Hom}{Hom}
|
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\DeclareMathOperator{\Id}{Id}
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||||||
|
\DeclareMathOperator{\Image}{Image}
|
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\DeclareMathOperator{\img}{img}
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|
\DeclareMathOperator{\Pic}{Pic}
|
||||||
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\DeclareMathOperator{\rank}{rank}
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\DeclareMathOperator{\Ramification}{Ramification}
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\DeclareMathOperator{\red}{red}
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\DeclareMathOperator{\reg}{reg}
|
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\DeclareMathOperator{\sat}{sat}
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||||||
|
\DeclareMathOperator{\sEnd}{\sE\negthinspace \mathit{nd}}
|
||||||
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\DeclareMathOperator{\sing}{sing}
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\DeclareMathOperator{\Spec}{Spec}
|
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\DeclareMathOperator{\Sym}{Sym}
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\DeclareMathOperator{\supp}{supp}
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\DeclareMathOperator{\tor}{tor}
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||||||
|
\DeclareMathOperator{\Tor}{Tor}
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|
\DeclareMathOperator{\Frob}{Frob}
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|
|
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|
% Sheaves
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\newcommand{\sA}{\scr{A}}
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\newcommand{\sB}{\scr{B}}
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\newcommand{\sC}{\scr{C}}
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\newcommand{\sD}{\scr{D}}
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\newcommand{\sE}{\scr{E}}
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\newcommand{\sF}{\scr{F}}
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\newcommand{\sG}{\scr{G}}
|
||||||
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\newcommand{\sH}{\scr{H}}
|
||||||
|
\newcommand{\sHom}{\scr{H}\negthinspace om}
|
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|
\newcommand{\sI}{\scr{I}}
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\newcommand{\sJ}{\scr{J}}
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\newcommand{\sN}{\scr{N}}
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\newcommand{\sP}{\scr{P}}
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\newcommand{\sS}{\scr{S}}
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\newcommand{\sW}{\scr{W}}
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\newcommand{\sX}{\scr{X}}
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\newcommand{\sY}{\scr{Y}}
|
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\newcommand{\sZ}{\scr{Z}}
|
||||||
|
|
||||||
|
% C-infty sheaves
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|
\newcommand{\cA}{\mathcal A}
|
||||||
|
\newcommand{\cC}{\mathcal C}
|
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\newcommand{\cD}{\mathcal D}
|
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|
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\newcommand{\cM}{\mathcal M}
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\newcommand{\cN}{\mathcal N}
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\newcommand{\cV}{\mathcal V}
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||||||
|
|
||||||
|
% Blackboard Bold Symbols
|
||||||
|
\newcommand{\bA}{\mathbb{A}}
|
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\newcommand{\bB}{\mathbb{B}}
|
||||||
|
\newcommand{\bC}{\mathbb{C}}
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|
\newcommand{\bD}{\mathbb{D}}
|
||||||
|
\newcommand{\bE}{\mathbb{E}}
|
||||||
|
\newcommand{\bF}{\mathbb{F}}
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\newcommand{\bG}{\mathbb{G}}
|
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|
\newcommand{\bH}{\mathbb{H}}
|
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\newcommand{\bJ}{\mathbb{J}}
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\newcommand{\bK}{\mathbb{K}}
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\newcommand{\bM}{\mathbb{M}}
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\newcommand{\bN}{\mathbb{N}}
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\newcommand{\bO}{\mathbb{O}}
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\newcommand{\bP}{\mathbb{P}}
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\newcommand{\bR}{\mathbb{R}}
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\newcommand{\bS}{\mathbb{S}}
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\newcommand{\bT}{\mathbb{T}}
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\newcommand{\bU}{\mathbb{U}}
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\newcommand{\bV}{\mathbb{V}}
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\newcommand{\bW}{\mathbb{W}}
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\newcommand{\bX}{\mathbb{X}}
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|
\newcommand{\bY}{\mathbb{Y}}
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|
\newcommand{\bZ}{\mathbb{Z}}
|
||||||
|
|
||||||
|
% Sans serif symbols
|
||||||
|
\newcommand{\aB}{{\sf B}}
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||||||
|
\newcommand{\aD}{{\sf D}}
|
||||||
|
\newcommand{\aE}{{\sf E}}
|
||||||
|
\newcommand{\aF}{{\sf F}}
|
||||||
|
|
||||||
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|
% Theorem type environments
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|
\theoremstyle{plain}
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\newtheorem{thm}{Theorem}[section]
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|
\newtheorem{aassumption}[thm]{Additional Assumption}
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||||||
|
\newtheorem{conjecture}[thm]{Conjecture}
|
||||||
|
\newtheorem{cor}[thm]{Corollary}
|
||||||
|
\newtheorem{defn}[thm]{Definition}
|
||||||
|
\newtheorem{fact}[thm]{Fact}
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||||||
|
\newtheorem{lem}[thm]{Lemma}
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||||||
|
\newtheorem{lemDef}[thm]{Lemma and Definition}
|
||||||
|
\newtheorem{lemNot}[thm]{Lemma and Notation}
|
||||||
|
\newtheorem{problem}[thm]{Problem}
|
||||||
|
\newtheorem{prop}[thm]{Proposition}
|
||||||
|
\newtheorem{setup}[thm]{Setup}
|
||||||
|
\newtheorem{subthm}[thm]{Sub-Theorem}
|
||||||
|
\newtheorem{summary}[thm]{Summary}
|
||||||
|
\theoremstyle{remark}
|
||||||
|
\newtheorem{assumption}[thm]{Assumption}
|
||||||
|
\newtheorem{asswlog}[thm]{Assumption w.l.o.g.}
|
||||||
|
\newtheorem{claim}[thm]{Claim}
|
||||||
|
\newtheorem{c-n-d}[thm]{Claim and Definition}
|
||||||
|
\newtheorem{consequence}[thm]{Consequence}
|
||||||
|
\newtheorem{construction}[thm]{Construction}
|
||||||
|
\newtheorem{computation}[thm]{Computation}
|
||||||
|
\newtheorem{example}[thm]{Example}
|
||||||
|
\newtheorem{explanation}[thm]{Explanation}
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||||||
|
\newtheorem{notation}[thm]{Notation}
|
||||||
|
\newtheorem{obs}[thm]{Observation}
|
||||||
|
\newtheorem{rem}[thm]{Remark}
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||||||
|
\newtheorem{question}[thm]{Question}
|
||||||
|
\newtheorem*{rem-nonumber}{Remark}
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|
\newtheorem{setting}[thm]{Setting}
|
||||||
|
\newtheorem{warning}[thm]{Warning}
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||||||
|
|
||||||
|
% Numbering of equations. Number equation subordniate to theorems.
|
||||||
|
\numberwithin{equation}{thm}
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|
||||||
|
% Style for enumerated lists. The following makes sure that enumerated lists are
|
||||||
|
% numbered in the same way as equations are.
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|
\setlist[enumerate]{label=(\thethm.\arabic*), before={\setcounter{enumi}{\value{equation}}}, after={\setcounter{equation}{\value{enumi}}}}
|
||||||
|
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|
% Shorthand notations
|
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\newcommand{\into}{\hookrightarrow}
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|
\newcommand{\onto}{\twoheadrightarrow}
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|
\newcommand{\wtilde}{\widetilde}
|
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|
\newcommand{\what}{\widehat}
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|
||||||
|
%
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||||||
|
% HYPENTATION
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%
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\hyphenation{com-po-nents}
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|
\hyphenation{pos-i-tive}
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|
\hyphenation{Theo-rem}
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|
\hyphenation{Vojta}
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%
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|
% SPECIALIZED MACROS
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|
%
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% CounterStep - increases equation counter
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|
\newcommand\CounterStep{\addtocounter{thm}{1}\setcounter{equation}{0}}
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||||||
|
% factor - quotient groups
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|
\newcommand{\factor}[2]{\left. \raise 2pt\hbox{$#1$} \right/\hskip -2pt\raise -2pt\hbox{$#2$}}
|
2
gfx/svn-propset.sh
Normal file
2
gfx/svn-propset.sh
Normal file
@ -0,0 +1,2 @@
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|
svn propset svn:keywords "Id" *.tex
|
23
gfx/templates/01.tex
Normal file
23
gfx/templates/01.tex
Normal file
@ -0,0 +1,23 @@
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%
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% Do not edit the following line. The text is automatically updated by
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% subversion.
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%
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\svnid{$Id: 01-intro.tex 64 2013-12-04 07:33:02Z kebekus $}
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||||||
|
\section{Example section}
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|
\subversionInfo
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Lorem ipsum dolor sit amet, consectetur adipisicing elit, sed do eiusmod tempor
|
||||||
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incididunt ut labore et dolore magna aliqua. Ut enim ad minim veniam, quis
|
||||||
|
nostrud exercitation ullamco laboris nisi ut aliquip ex ea commodo
|
||||||
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consequat. Duis aute irure dolor in reprehenderit in voluptate velit esse cillum
|
||||||
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dolore eu fugiat nulla pariatur. Excepteur sint occaecat cupidatat non proident,
|
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sunt in culpa qui officia deserunt mollit anim id est laborum. \cite{Grauert62}
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%%% Local Variables:
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%%% mode: latex
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%%% TeX-master: "example"
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%%% End:
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51
gfx/templates/example.tex
Normal file
51
gfx/templates/example.tex
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@ -0,0 +1,51 @@
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\documentclass[a4paper, british]{amsart}
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\input{gfx/stdPreamble}
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\input{gfx/paperVersion-working}
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\author{Stefan Kebekus}
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\address{Stefan Kebekus, Mathematisches Institut, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Eckerstraße 1, 79104 Freiburg im Breisgau, Germany and University of Strasbourg Institute for Advanced Study (USIAS), Strasbourg, France}
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|
\email{\href{mailto:stefan.kebekus@math.uni-freiburg.de}{stefan.kebekus@math.uni-freiburg.de}}
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|
\urladdr{\href{http://home.mathematik.uni-freiburg.de/kebekus}{http://home.mathematik.uni-freiburg.de/kebekus}}
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|
\thanks{Stefan Kebekus was supported in part by the DFG-Forschergruppe 790
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|
``Classification of Algebraic Surfaces and Compact Complex Manifolds''. He
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|
gratefully acknowledges the support through a joint fellowship of the Freiburg
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Institute of Advanced Studies (FRIAS) and the University of Strasbourg
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Institute for Advanced Study (USIAS).}
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\keywords{Example Keywords}
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\subjclass[2010]{Example Class}
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\title{Example Paper}
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\hypersetup{
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bookmarks,
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colorlinks}
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\makeatother
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\begin{document}
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\maketitle
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\input{01}
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\bibliographystyle{alpha}
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