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Stefan Kebekus
2025-12-08 14:45:19 +01:00
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@@ -87,3 +87,5 @@ Aveyron
Midi-Pyrénées
Borel
Beschränktheitssatz
Surjektivität
Integralformeldarstellung

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@@ -228,7 +228,7 @@ $$.
Biholomorphie zwischen $$ und $Δ$ gibt.
\end{bsp}
\begin{bsp}[Kreisscheibe]
\begin{bsp}[Automorphismen der Kreisscheibe]\label{ex:7-3-4}%
Es sei $Δ$ wieder die offene Einheitskreisscheibe.
\begin{itemize}
\item Einige Automorphismen von $Δ$ sehe ich direkt, zum Beispiel Drehungen

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@@ -261,7 +261,7 @@ Wir bewiesen Satz~\ref{satz:12-2-1} in mehreren Schritten.
\sideremark{Vorlesung 17}
\begin{definition}[Residuum einer Funktion mit isolierten Singularitäten]\label{def:12-3-1}%
Es sei $U \subset \bC$ offen, es sei $p \in U$ und es sei $f ∈ 𝒪(U \{p\})$.
Es sei $U $ offen, es sei $p U$ und es sei $f ∈ 𝒪(U \{p\})$.
Der Koeffizient von $(z-p)^{-1}$ in der Laurententwicklung von $f$ bei $p$
wird \emph{Residuum}\index{Residuum} von $f$ in $p$ genannt. Die Bezeichnung
$\Res_p(f)$ ist üblich.

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@@ -5,16 +5,16 @@
\begin{satz}[Riemannscher Abbildungssatz]\label{satz:14-5-1}%
\index{Riemannscher Abbildungssatz}Es sei $U ⊊ $ offen, zusammenhängend und
einfach zusammenhängend. Dann ist $U$ biholomorph zur Kreisscheibe $B_1(0)$.
einfach zusammenhängend. Dann ist $U$ biholomorph zur Kreisscheibe $B_1(0)$.
\end{satz}
\begin{bem}
Die Annahme $U ⊊ \bC$ ist wichtig, denn $U = \bC$ ist nicht biholomorph zu
Die Annahme $U ⊊ $ ist wichtig, denn $U = $ ist nicht biholomorph zu
$B_1(0)$.
\end{bem}
\section{Der Satz von Montel}
\section{Vorbereitung: Der Satz von Montel}
Ein wesentlicher technisches Hilfsmittel im Beweis ist der folgende Satz über
gleichmäßig beschränkte Funktionenfolgen. In der Literatur findet man statt
@@ -150,4 +150,200 @@ Konsequenz der Vorüberlegung~\ref{vor:15-0-5}.
Damit ist der Satz bewiesen.
\end{proof}
\section{Vorüberlegung: Injektivität von Grenzfunktionen}
\begin{satz}[Injektivität von Grenzfunktionen]\label{satz:15-0-5}%
Es sei $U ⊆ $ ein Gebiet und es sei $f_n ∈ 𝒪(U)$ eine Folge von Funktionen,
die auf $U$ lokal gleichmäßig gegen $f ∈ 𝒪(U)$ konvergieren. Wenn alle $f_n$
injektiv sind, dann ist $f$ entweder konstant oder selbst injektiv.
\end{satz}
\begin{proof}
Wir argumentieren mit Widerspruch und nehmen an: $f$ ist nicht injektiv und
auch nicht konstant. Also gibt es zwei Punkte $z_1, z_2 ∈ U$ mit $z_1 \ne
z_2$ und $f(z_1) = f(z_2)$. Zur Vereinfachung der Notation können wir ohne
Beschränkung der Allgemeinheit annehmen, dass $f(z_1) = 0$ ist. Jetzt wähle
$ε > 0$ so, dass folgendes gilt:
\begin{enumerate}
\item Die Funktion $f$ hat in $\overline{B_ε(z_1)}$ nur eine Nullstelle,
nämlich $z_1$. --- Dies ist durch eine geeignete Wahl von $ε$ aufgrund
der Isoliertheit der Nullstellen möglich.
\item Keine der Funktionen $f_n$ hat auf $∂ B_ε(z_1)$ eine Nullstelle. ---
Dies ist für fast alle $n$ aufgrund der gleichmäßigen Konvergenz auf $
B_ε(z_1)$ möglich.
\end{enumerate}
Wir wissen
\begin{multline*}
\qquad\qquad \# \text{Nullstellen von } f \text{ in } B_ε(z_1) \\
\begin{aligned}
& = \frac{1}{2π i} \int_{∂ B_ε(z_1)} \frac{f'(z)}{f(z)}\,dz && \text{Satz~\ref{satz:12-5-1}} \\
& = \lim_{n → ∞} \frac{1}{2π i} \int_{∂ B_ε(z_1)} \frac{f_n'(z)}{f_n(z)}\,dz && \text{kompakte Konvergenz} \\
& = \lim_{n → ∞} \# \text{Nullstellen von } f_n \text{ in } B_ε(z_1) && \text{Satz~\ref{satz:12-5-1}.}
\end{aligned}
\end{multline*}
Da die Anzahl der Nullstellen von $f$ in $B_ε(z_1)$ gleich $1$ ist, folgt,
dass auch die Anzahl der Nullstellen von $f_n$ in $B_ε(z_1)$ für fast alle $n$
gleich $1$ ist.
Dasselbe kann mit der Nullstelle bei $z_2$ machen. Also müssen auch $f_n$ für
ausreichend großes $n$ mindestens zwei Nullstellen haben. Dies ist ein
Widerspruch zur Annahme, dass alle $f_n$ injektiv sind.
\end{proof}
\section{Beweis des Riemannschen Abbildungssatzes}
Wir beweisen Satz~\ref{satz:14-5-1} in drei leichten Schritten.
\subsection{Schritt 1}
Wir wollen zuerst eine irgendeine injektive Abbildung von $U$ in die
Kreisscheibe $B_1(0)$ finden. Über Surjektivität machen wir uns jetzt noch
keine Gedanken. Folgende Vorüberlegungen sind wichtig.
\begin{itemize}
\item Weil $U ⊊ $ ist, können wir ohne Beschränkung der Allgemeinheit
annehmen, dass der Nullpunkt nicht in $U$ liegt, also $U ⊂ ^*$.
\item Weil $U$ einfach zusammenhängend ist, existiert eine Logarithmusfunktion
$\log: U → $, also eine holomorphe Abbildung sodass für jedes $z ∈ U$ die
Gleichung $\exp(\log(z)) = z$ gilt.
\end{itemize}
\begin{beobachtung}[Injektivität von $\log$]\label{beo:15-3-1}%
Die Logarithmusfunktion $\log$ ist injektiv!
\end{beobachtung}
\begin{beobachtung}[Variante von \ref{beo:15-3-1}]\label{beo:15-3-2}%
Wenn $z ∈ \operatorname{Im}(\log)$ ist, dann ist $z + 2π i \notin
\operatorname{Im}(\log)$.
\end{beobachtung}
\begin{beobachtung}[Anwendung von \ref{beo:15-3-2}]
Wir wissen nach Satz~\ref{satz:gebietstreue} („Satz von der Gebietstreue“),
dass die Abbildung $\log$ offen ist. Die Bildmenge $\operatorname{Im}(\log)$
enthält also eine Kreisscheibe $B_r(p)\operatorname{Im}(\log)$. Dann ist
die Kreisscheibe $B_r(p + 2π i)$ disjunkt zu $\operatorname{Im}(\log)$!
\end{beobachtung}
Insgesamt erhalten wir also: die Abbildung
\[
\log - (p+2π i) : U → , \quad z ↦ \log(z) - (p+2π i)
\]
ist injektiv und alle Bildpunkte haben Betrag $> r$. Anders herum: die
Abbildung
\[
f: U → , \quad z ↦ \frac{r}{\log(z) - (p+2π i)}
\]
ist injektiv und alle Bildpunkte haben Betrag $< 1$. Wir haben also eine
injektive Abbildung $f: U → B_1(0)$ gefunden!
\subsection{Schritt 2}
Nach Schritt 1 können wir annehmen, dass $0 ∈ U ⊂ B_1(0)$ ist und den $0$-Punkt
enthält, und aufgrund der Offenheit für hinreichend kleines $ε$ auch eine
$ε$-Umgebung,
\[
0 ∈ B_ε(0) ⊆ U ⊆ B_1(0).
\]
Wir betrachten injektive holomorphe Abbildungen $f: U → B_1(0)$. Folgendes ist
klar.
\begin{itemize}
\item Es gibt mindestens eine solche Abbildung, nämlich $\operatorname{Id}$.
\item Wenn $f$ eine solche Abbildung ist, dann ist $f$ betragsmäßig nach oben
durch $1$ beschränkt. Insbesondere gilt:
\[
f'(0) = \frac{1}{2π i} \int_{∂ B_ε(0)} \frac{f(z)}{}\,dz
\]
ist betragsmäßig nach oben durch $ε^{-1}$ beschränkt.
\end{itemize}
\begin{konsequenz}
Die Menge
\[
\left\{ |f'(0)| \::\: f: U → B_1(0) \text{ holomorph und injektiv mit } f(0) = 0 \right\}
\]
hat ein Supremum, $S \ge 1$.
\end{konsequenz}
Wähle eine Folge $f_n ∈ 𝒪(U)$ von injektiven Abbildungen $U → B_1(0)$ mit
$f_n(0) = 0$, sodass $f_n'(0)$ gegen $S$ konvergiert. Nach
Satz~\ref{satz:15-0-4} („Satz von Montel“) können wir die Funktionenfolge sogar
so wählen, dass die Folge $f_n$ auf $U$ lokal gleichmäßig konvergiert. Sei $f:
U → $ die Grenzfunktion. Folgendes lässt sich sofort sagen:
\begin{itemize}
\item Wegen kompakter Konvergenz ist die Grenzfunktion holomorph.
\item Wegen lokal gleichmäßiger Konvergenz und der Integralformeldarstellung
der Ableitung ist $f'(0) = \lim f_n'(0)$, hat also Betrag $S \ge 1$. Also
ist $f$ sicher nicht konstant.
\item Für jeden Punkt $p ∈ U$ gilt die Ungleichung $|f(p)| = \lim |f_n(p)| \le
1$. Also ist $\operatorname{Im}(f)\overline{B_1(0)}$. Weil die
Abbildung $f$ aber offen\footnote{Alternativ: Weil das Maximumsprinzip gilt}
ist, ist $\operatorname{Im}(f) ⊂ B_1(0)$.
\item Nach Satz~\ref{satz:15-0-5} („Injektivität von Grenzfunktionen“) ist $f$
wieder injektiv.
\end{itemize}
\subsection*{Schritt 3}
Wir haben jetzt $U ⊂ B_1(0)$, $0 ∈ U$ und eine holomorphe Abbildung $f: U →
B_1(0)$ sodass $f(0) = 0$ ist, $f$ injektiv und $|f'(0)|$ betragsmäßig maximal.
Jetzt ist noch zu zeigen, dass $f$ surjektiv ist.
Wir argumentieren wieder mit Widerspruch und nehmen an, dass $f$ nicht surjektiv
ist. Mit anderen Worten: wir nehmen an, dass es einen Punkt $p ∈ B_1(0) f(U)$
gibt. Um einen Widerspruch zu erhalten, werden wir nun ein $g ∈ 𝒪(U)$
konstruieren mit $\operatorname{Im}(g) ⊂ B_1(0)$, $g$ injektiv, $g(0) = 0$ und
$|g'(0)|$ betragsmäßig echt größer als $|f'(0)|$. Das geht so:
\begin{itemize}
\item Nach Beispiel~\ref{ex:7-3-4} („Automorphismen der Kreisscheibe“) gibt es
einen Automorphismus $h_1\operatorname{Aut}(B_1(0))$, welcher die Punkte
$p$ und $0$ vertauscht. Die Abbildung $h_1 ◦ f ∈ 𝒪(U)$ ist also injektiv,
aber $0$ liegt nicht im Bild.
\item Weil $U$ einfach zusammenhängend ist, gibt es eine Wurzel von $h_1 ◦ f$.
Genauer: es gibt eine holomorphe Abbildung $w: U → B_1(0)$, sodass für jedes
$z ∈ U$ die Gleichung
\[
(w(z))² = h_1(f(z))
\]
gilt. Schreibe
\[
q ◦ w = h_1 ◦ f,
\]
wobei $q$ die Quadratabbildung ist,
\[
q: B_1(0) → B_1(0), \quad z ↦ z².
\]
\item Die Abbildung $w$ ist injektiv, weil $h_1◦f$ injektiv ist. Der
Nullpunkt wird aber vielleicht nicht auf den Nullpunkt abgebildet. Kein
Problem! Wähle einen Automorphismus $h_2\operatorname{Aut}(B_1(0))$,
welcher $0$ und $w(0)$ vertauscht. Setze $g := h_2 ◦ w$. Dann ist $w: U →
B_1(0)$ holomorph, injektiv, bildet $0$ auf $0$ ab und erfüllt
\[
\begin{matrix}
& q ◦ w & = & h_1 ◦ f \\
& q ◦ h^{-1}_2 ◦ g & = & h_1 ◦ f \\
& \underbrace{(h^{-1}_1 ◦ q ◦ h^{-1}_2)}_{=: \varphi} ◦ g & = & f.
\end{matrix}
\]
\end{itemize}
Die Abbildung $\varphi$ ist eine holomorphe Abbildung von $B_1(0)$ nach
$B_1(0)$. Es ist
\[
\varphi(0) = \varphi(g(0)) = f(0) = 0
\]
und $\varphi$ ist definitiv keine Drehung! Die Abbildung $\varphi$ ist nämlich
kein bisschen injektiv! Nach Lemma~\ref{lem:7-2-1} („Lemma von Schwarz“) gilt
also: $|\varphi'(0)| < 1$. Mit anderen Worten: es ist $|g'(0)| > |f'(0)|$.
Damit ist Satz~\ref{satz:14-5-1} bewiesen. \qed
% !TEX root = Funktionentheorie

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