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\chapter{Worum geht es in dieser Vorlesung?}
\subversionInfo
\sideremark{Vorlesung 1}In der Vorlesung ``Algebra und Zahlentheorie'' haben wir
im Wesentlichen einen Körper $k$ und ein Polynom in einer Variable mit
Koeffizienten in $k$ betrachtet, $f ∈ k[x]$. Wir interessierten uns zum
Beispiel für den Zerfällungskörper von $f$ und die zugeordnete Galoisgruppe
$\Gal(f)$. In dieser Vorlesung machen wir das direkte Gegenteil: Wir betrachten
wieder einen Körper $k$, aber dieses Mal nehmen wir ganz viele Polynome in ganz
vielen Variablen, $f_1, …, f_n ∈ k[x_1, …, x_m]$. Wir interessieren uns für die
Lösungsmenge des zugehörigen polynomialen Gleichungssystems
\[
A := \Bigl\{ \vec{x} ∈ k^m \::\: f_1(\vec{x}) = ⋯ = f_n(\vec{x}) = 0
\Bigr\}.
\]
Wenn $k = $ oder $k = $ ist, dann induziert die übliche Topologie des
$^m$ oder $^m$ eine metrische Topologie auf $A$. Häufig ist $A$ sogar
eine Untermannigfaltigkeit. In diesen Fällen induziert die Euklidische oder
Hermitesche Metrik des $^m$ oder $^m$ eine Riemannsche oder Hermitesche
Metrik auf $A$ und es ist sinnvoll, $A$ mit Mittel der Differenzialgeometrie zu
untersuchen. Mathematiker der unterschiedlichen Fachrichtungen werden Sie sich
vielleicht die folgenden Fragen stellen.
\begin{itemize}
\item Zahlentheorie: Enthält die Menge $A$ Punkte mit ganzzahligen oder
rationalen Koordinaten?
\item Topologie: Kennen wir die
\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Fundamentalgruppe}{Fundamentalgruppe}
$π_1(A)$? Verstehen wir die simplizialen
\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Homologietheorie}{Homologiegruppen}
$H_i(A, )$?
\item Differenzialgeometrie: Können wir etwas über die Krümmung von $A$ sagen?
Wie sieht die \href{https://de.wikipedia.org/wiki/Holonomie}{Holonomie} von
$A$ aus? Ist $A$
\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Satz_von_Hopf-Rinow#Geod\%C3\%A4tisch_vollst\%C3\%A4ndige_Mannigfaltigkeit}{geodätisch
vollständig}? Wie sehen die lokalen/globalen Symmetriegruppen aus?
\item Analysis: Gibt es auf $A$ spezielle Metriken? Liefern uns die Lösungen
geeigneter
\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Monge-Amp\%C3\%A8resche_Gleichung}{Monge-Ampère-Differentialgleichungen}
vielleicht sogar eine Ricci-flache
\href{https://en.wikipedia.org/wiki/Einstein_manifold}{Kähler-Einstein-Metrik}?
\end{itemize}
Viele dieser Fragen betreffen Begriffe wie ``Krümmung'' oder ``Symmetrie'' , die
geometrischer Anschauung zugänglich sind. Die algebraischen Eigenschaften der
Gleichungen $f_1$, …, $f_m$ sind nicht sehr anschaulich, erlauben aber direkte
Rechnungen. Die ``Algebraische Geometrie'' bringt diese Begriffe zusammen,
wobei für viele Mathematiker das Zusammenspiel von ``geometrischer Anschauung''
und ``algebraischer Rechnung'' den Reiz des Gebietes ausmacht.
Das Wort ``Zusammenspiel'' klingt dabei vielleicht etwas vage. Tatsächlich gibt
es aber sogar eine ``Äquivalenz von Kategorien''. Konsequenz: jedes Objekt der
Algebra und jeder Satz der Algebra ist ein Objekt oder Satz der Geometrie, und
umgekehrt. Natürlich ist es nicht immer so, dass besonders einfache Sätze der
Algebra auch zu besonders einfachen (oder: besonders anschaulichen) Sätzen der
Geometrie gehören! Ich möchte mich in dieser Vorlesung nicht mit
Kategorientheorie und der ``Äquivalenz von Kategorien'' aufhalten. Stattdessen
verfolge ich das bescheidenere Ziel, Stück für Stück ein Wörterbuch ``Algebra
$$ Geometrie'' zu entwickeln.
\begin{bemerkung}
Die Frage nach Zerfällungskörpern und Galoisgruppen die wir in der
Vorlesung ``Algebra und Zahlentheorie'' sind nur dann interessant, wenn der
Körper $k$ \emph{nicht} algebraisch abgeschlossen ist. Im Gegensatz dazu
werden wir uns in dieser Vorlesung hauptsächlich für den algebraisch
abgeschlossenen Fall interessieren. Der
\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Hilbertscher_Nullstellensatz}{Hilbertsche
Nullstellensatz}\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/David_Hilbert}{David
Hilbert} (* 23. Januar 1862 in Königsberg; † 14. Februar 1943 in
Göttingen) war ein deutscher Mathematiker. Er gilt als einer der
bedeutendsten Mathematiker der Neuzeit. Viele seiner Arbeiten auf dem Gebiet
der Mathematik und mathematischen Physik begründeten eigenständige
Forschungsgebiete. Mit seinen Vorschlägen begründete er die bis heute
bedeutsame formalistische Auffassung von den Grundlagen der Mathematik und
veranlasste eine kritische Analyse der Begriffsdefinitionen der Mathematik
und des mathematischen Beweises. Diese Analysen führten zum Gödelschen
Unvollständigkeitssatz, der unter anderem zeigt, dass das Hilbertprogramm,
die von ihm angestrebte vollständige Axiomatisierung der Mathematik, nicht
gänzlich erfüllt werden kann. Hilberts programmatische Rede auf dem
internationalen Mathematikerkongress in Paris im Jahre 1900, in der er eine
Liste von 23 mathematischen Problemen vorstellte, beeinflusste die
mathematische Forschung des 20. Jahrhunderts nachhaltig.} erklärt, warum.
\end{bemerkung}
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\chapter{Algebraische Mengen}
\section{Beispiele}
Bevor es richtig losgeht, brauchen wir Beispiele und interessanten polynomialen
Gleichungssysteme und zugehörigen Lösungsmengen. Der algebraische Geometer
spricht dabei nicht von Lösungsmengen, sondern von ``algebraischen Mengen''. Klingt
besser.
\begin{defn}[Algebraische Menge]\label{def:2-1-1}
Es sei $k$ ein Körper und es sei $m ∈ $ eine Zahl. Eine Teilmenge
$A ⊆ k^m$ heißt \emph{algebraische Teilmenge}\index{algebraische
Teilmenge des $k^m$}, falls es Polynome
$f_1, …, f_n ∈ k[x_1, …, x_m]$ gibt, sodass
\[
A = \Bigl\{ \vec{x} ∈ k^m \::\: f_1(\vec{x}) = ⋯ = f_n(\vec{x}) = 0
\Bigr\}.
\]
ist.
\end{defn}
\begin{bemerkung}
In der Literatur werden algebraische Mengen manchmal als \emph{affine
Varietäten} bezeichnet; die meisten Autoren reservieren das Wort
``Varietät'' aber für algebraische Mengen, die mit einer gewissen Topologie
versehen wurden. Andere fordern zusätzlich noch, dass man einen Begriff von
``algebraischen Funktionen'' definiert.
\end{bemerkung}
\begin{notation}[Algebraische Menge]\label{not:2-1-3}
Es sei $k$ ein Körper, es sei $m ∈ $ eine Zahl und es seien
$f_1, …, f_n ∈ k[x_1, …, x_m]$ Polynome. Die zugehörende algebraische Menge
wird oft mit
\[
V(f_1, …, f_n) = \Bigl\{ \vec{x} ∈ k^m \::\: f_1(\vec{x}) = ⋯ =
f_n(\vec{x}) = 0 \Bigr\}
\]
bezeichnet.
\end{notation}
\begin{bsp}[Der gesamte Raum]
Es sei $k$ ein Körper. Der gesamte Raum $k^m$ ist eine algebraische Menge
(nehme für $f_{}$ das Nullpolynom). Wenn ich von $k^m$ als
algebraischer Menge spreche, benutze ich oft das Wort \emph{affiner Raum} und
schreibe $𝔸^m$.
\end{bsp}
\begin{bsp}[Die leere Menge]
Es sei $k$ ein Körper. Die leere Menge ist eine algebraische Menge (nehme für
$f_$ das Einspolynom).
\end{bsp}
\begin{bsp}[Graph einer Funktion]
Es sei $k$ ein Körper und es sei $f ∈ k[x]$ ein Polynom. Dann ist der Graph
der zugehörenden Abbildung $f : k → k$,
\[
A = \Bigl\{ (x,y) ∈ k² \::\: y-f(x) = 0 \Bigr\},
\]
eine algebraische Menge, die typischerweise mit $Γ_f$ bezeichnet wird.
\end{bsp}
\begin{bsp}[Graph einer rationalen Funktion]
Es sei $k$ ein Körper und es sei $f ∈ k(x)$ eine rationale Funktion.
Schreibe $f$ als Quotient, $f = a/b$, wobei $a$ und $b ∈ k[x]$ teilerfremde
Polynome sind. Dann ist der Graph von $f$,
\[
A = \Bigl\{ (x,y) ∈ k² \::\: y·b(x)-a(x) = 0 \Bigr\},
\]
eine algebraische Menge, die typischerweise mit $Γ_f$ bezeichnet wird.
\end{bsp}
\begin{figure}
\centering
\includegraphics[width=10cm]{figures/02-graph.png}
\caption{Graph einer rationalen Funktion}
\label{fig:gerf}
\end{figure}
\begin{bsp}[Achsenkreuz]\label{bsp:2-1-8}
Es sei $k$ ein Körper. Das Achsenkreuz
\[
\Bigl\{ (x,y) ∈ ℝ² \::\: x·y = 0 \Bigr\}
\]
ist eine algebraische Menge. Das Achsenkreuz besteht aus zwei Achsen und das
Polynom $f(x,y) = x·y$ ist reduzibel. Sehen Sie hier einen Zusammenhang?
\end{bsp}
\begin{bsp}[Einheitskreis]
Der Einheitskreis in $ℝ²$,
\[
E := \Bigl\{ (x,y) ∈ ℝ² \::\: x²+y²-1 = 0 \Bigr\}
\]
ist eine algebraische Menge.
\end{bsp}
\begin{bsp}[Elliptische Kurven]\label{bsp:ellipti}
Öffnen Sie die
\href{https://cplx.vm.uni-freiburg.de/storage/software/ellipticcurve/wasm/ellipticcurve.html}{folgende
Seite} in Ihrem Web-Browser und spielen Sie mit dem Programm
\href{https://kebekus.gitlab.io/ellipticcurve/de/}{Elliptic Curve Plotter}, um
\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Elliptische_Kurve}{elliptische
Kurven}\index{elliptische Kurve} im $ℝ²$ zu zeichnen. Diese Kurven spielen
in der Kryptografie eine wichtige Rolle. Sie verwenden elliptische Kurven
täglich, wenn Sie Daten im Internet übertragen.
\end{bsp}
\begin{bsp}[Kubische Raumkurve]
Die algebraische Menge
\[
\Bigl\{ (x,y,z) ∈ ℝ³ \::\: y - x² = z-x³=0 \Bigr\}
\]
ist eine Kurve in $ℝ³$.
\end{bsp}
\begin{bsp}[Flächen im Raum]
Schauen Sie sich auf
\href{https://cplx.vm.uni-freiburg.de/de/research-ag/}{meiner Web-Seite} die
\href{https://en.wikipedia.org/wiki/Clebsch_surface}{Clebsche
Diagonalfläche}\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Clebsch}{Rudolf
Friedrich Alfred Clebsch} (* 19. Januar 1833 in Königsberg; † 7. November
1872 in Göttingen) war ein deutscher Mathematiker, der bedeutende Beiträge
zur algebraischen Geometrie und zur Invariantentheorie leistete.} an, die
auch in Abbildung~\ref{fig:cds} dargestellt ist.
\end{bsp}
\begin{figure}
\centering
\includegraphics[width=5cm]{figures/02-clebschCubic.png}
\[
S := \bigl\{ (x:y:z) ∈ ℝ³ \::\: (x+y+z+1)³ = x³+y³+z³+1 \bigr\}.
\]
\caption{Diagonalfläche von Clebsch}
\label{fig:cds}
\end{figure}
\begin{bsp}[Mehr Flächen im Raum]
Auf der Seite \href{https://imaginary.org}{imaginary.org} finden Sie viel
Material. Besonders schöne algebraische Mengen finden Sie
\href{https://imaginary.org/gallery/surfer-gallery-by-bianca-violet}{hier},
\href{https://imaginary.org/gallery/herwig-hauser-classic}{hier} und
\href{https://imaginary.org/gallery/oliver-labs}{hier}. Holen Sie sich das
Programm \href{https://imaginary.org/program/surfer}{surfer} und spielen Sie
selbst!
\end{bsp}
\begin{bsp}[Eine komische Gleichung für den Punkt]
Die Menge
\[
\Bigl\{ (x,y) ∈ ℝ² \mid x²+y² = 0 \Bigr\}
\]
ist ein Punkt. Das ist komisch. Wir betrachten den zwei-dimensionalen $ℝ²$
und eine einzige Gleichung. Da erwarten wir doch, dass die Lösungsmenge
ein-dimensional ist, also eine Kurve. Stattdessen bekommen wir einen Punkt!
Beachte: über den komplexen Zahlen wäre und das nicht passiert!
\end{bsp}
\begin{bsp}[Mechanik]
Betrachte einen banalen Roboter in der Ebene. Ein Arm der Länge 2 ist im
Ursprung befestigt. An dessen freiem Ende $(x,y)$ ist ein Arm mit Länge 1
befestigt. Dessen Ende sei im Punkt $(a,b)$. Die Menge der möglichen Zustände
des Roboters ist dann die algebraische Menge
\[
\Bigl\{ (x,y,a,b) ∈ ℝ⁴ \::\: x² + y² -4 = (x-a)² + (y-b)² -1 = 0 \Bigr\}.
\]
Um den Roboter von Stellung $A$ in Stellung $B$ zu bringen, muss die
Steuerungssoftware einen Weg auf dieser Menge finden, der einerseits möglichst
kurz ist, andererseits noch etliche Nebenbedingungen erfüllen muss
(mechanische Belastbarkeit der Gelenke, Kollisionsvermeidung, …). Bei
Robotern mit mehreren Gelenken wird dies sehr schnell zu einer gigantischen
Herausforderung! Für den allereinfachsten Fall googeln Sie mal nach den
Worten ``Gelenkviereck'' und ``four-bar linkage''. Sie werden überrascht
sein, wie kompliziert die Kurven werden und wie kompliziert die Mathematik
wird.
\end{bsp}
\begin{bsp}[Design]
Wenn Sie schon einmal mit einem Zeichenprogramm gearbeitet haben, kennen Sie
\emph{Bézier-Kurven}\index{Bézier-Kurve}. Gegeben seien Punkte
$p_0, …, p_n ∈ ℝ²$. Das Ziel ist es, eine optisch schöne Kurve von $p_0$
zu $p_n$ zu zeichnen, die die Punkte $p_1, …, p_{n-1}$ nicht unbedingt trifft,
aber zumindest in der Nähe dieser Punkte verläuft. Dazu konstruiert man
Abbildungen $ → ℝ²$,
\begin{align*}
B_{p_0, p_1}(t) & = (1-t)·p_0 + t·p_1\\
\intertext{und dann weiter induktiv}
B_{p_0,…,p_k}(t) & = (1-t)·B_{p_0,…,p_{k-1}}(t) + t·B_{p_1,…,p_k}(t).
\end{align*}
Die Bézier-Kurve ist dann die eingeschränkte Abbildung
\[
B_{p_0,…,p_n} : [0, 1] → ℝ².
\]
Ich behaupte, dass die Bildmenge $B_{p_0,…,p_n}()$ algebraisch ist!
Sie finden Abbildungen und weiterführende Informationen auf
\href{https://de.wikipedia.org/wiki/B\%C3\%A9zierkurve}{Wikipedia}.
\end{bsp}
\section{Parametrisierungen}
\sideremark{Vorlesung 2}In der Schule haben Sie die \emph{Gleichung} und
\emph{Parametrisierungen} von Geraden im $ℝ²$ diskutiert, vermutlich bis zum
Erbrechen. Beide Darstellungen haben Ihre Vor- und Nachteile:
\begin{itemize}
\item Wenn eine Gerade als Gleichung beschrieben ist, kann ich durch direktes
Einsetzen prüfen, ob ein gegebener Punkt auf der Geraden liegt oder nicht.
\item Die Parametrisierung ist sinnvoll, um die Gerade zu zeichnen. Das gilt
besonders, wenn ich ein Computerprogramm schreiben soll, das die Gerade
zeichnet.
\end{itemize}
Die Existenz von Parametrisierungen ist vielleicht eine der ersten Fragen, die
man bezüglich algebraischer Mengen stellen kann. Wir diskutieren
``Parametrisierungen durch rationale Funktionen'', wobei die rationalen
Funktionen nicht überall definiert sein müssen. Die folgende Definition ist
daher vielleicht ein wenig komplizierter als man erst einmal denkt.
\begin{defn}[Rationale Parametrisierung]
Es sei $k$ ein Körper und es sei $A⊆ k^n$ eine algebraische Menge. Eine
\emph{rationale Parametrisierung}\index{Parametrisierung} von $A$ ist ein
Tupel von rationalen Funktionen $f_1, …, f_n ∈ k(x_1, …, x_m)$, sodass
Folgendes gilt.
\begin{enumerate}
\item\label{il:1.1.16.1} Falls $\vec{x} ∈ k^m$ ein Punkt ist, an dem alle
$f_i$ definiert sind, dann ist
\[
\bigl(f_1(\vec{x}), …, f_n(\vec{x}) \bigr) ∈ A.
\]
\item Die Menge $A$ ist die kleinste algebraische Menge, für die
Eigenschaft~\ref{il:1.1.16.1} gilt.
\end{enumerate}
\end{defn}
\begin{bsp}[Affiner Raum und leere Menge]
Der affine Raum ist rational parametrisierbar. Die leere Menge ist nicht
rational parametrisierbar.
\end{bsp}
\begin{bsp}[Graphen]
Graphen von rationalen Funktionen sind trivialerweise rational parametrisierbar.
\end{bsp}
\begin{bsp}[Einheitskreis]\label{bsp:rpek}
Aus der Analysis-Vorlesung wissen wir, dass sich der Kreis durch
$α(\cos α, \sin α)$ parametrisieren lässt, aber diese Parametrisierung ist
nicht sehr algebraisch. Hier ist eine andere Konstruktion: wir wissen schon,
dass der Punkt $(-1,0)$ auf dem Einheitskreis liegt. Gegeben eine Zahl $t$,
dann betrachten Sie die Gerade durch $(-1,0)$ mit Steigung $t$ --
Abbildung~\ref{fig:rpk} zeigt den Fall $t = 0.8$. Diese Gerade schneidet den
Kreis in $(-1,0)$ und in einem weiteren Punkt $p_t$, der von $t$ abhängt.
Rechnen Sie die Koordinaten von $p_t$ sofort aus und stellen Sie fest, dass
wir durch $t ↦ p_t$ eine Parametrisierung des Kreises durch rationale
Funktionen erhalten, nämlich
\[
φ : → E, \quad t ↦ \Bigl(\frac{1-t²}{1+t²}, \frac{2t}{1+t²}\Bigr).
\]
Mit dieser Parametrisierung lässt sich die Frage beantworten, wie viele Punkte
des Einheitskreises rationale Koordinaten haben (``Wie viele \emph{rationale
Punkte} gibt es auf dem Einheitskreis?''). Überlegen Sie sich, dass
$φ(t) ∈ ℚ²$ genau dann gilt, wenn $t ∈ $ ist. Cool. Um zu sehen, wie cool
genau, erinnern Sie sich: ein
\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Pythagoreisches_Tripel}{\emph{Pythagoreisches
Tripel}}\index{Pythagoreisches Tripel} ist ein Tripel $(a,b,c) ∈ ℤ³$, so
dass $+=$ ist. Pythagoreische Tripel diskutiert man schon etwas
länger. Wikipedia schreibt:
\begin{figure}
\centering
\includegraphics[width=10cm]{figures/02-kreis.png}
\caption{Rationale Parametrisierung des Kreises}
\label{fig:rpk}
\end{figure}
\begin{quote}
Pythagoreische Tripel finden sich bereits auf babylonischen Tontafeln, die
in die Zeit der Hammurabi-Dynastie datiert werden (1829 bis 1530 v.~Chr.).
Die Keilschrifttafel ``Plimpton 322'' enthält 15 verschiedene pythagoreische
Tripel […], was darauf schließen lässt, dass bereits vor mehr als 3500
Jahren ein Verfahren zur Berechnung solcher Tripel bekannt war. Für Ägypten
ist die explizite Erwähnung von pythagoreischen Tripeln […] aus einem
demotischen Papyrus des 3.~Jahrhunderts v.~Chr.\ bekannt […]
\end{quote}
Beobachten Sie: ein Tripel $(a,b,c)$ ist genau dann pythagoreisch, wenn
$(\frac{a}{c}, \frac{b}{c})$ ein rationaler Punkt des Einheitskreises $E$ ist.
Also haben wir mit der rationalen Parametrisierung des Kreises alle
pythagoreischen Tripel bestimmt.
\end{bsp}
\begin{bsp}[Elliptische Kurven]
Man kann beweisen, dass es im Gegensatz zum Einheitskreis \emph{keine
algebraische Parametrisierung einer elliptischen Kurve geben kann}! Das ist
gut so. Die Kurven müssen auch kompliziert sein, sonst würde man sie in der
Verschlüsselungstechnik nicht verwenden können.
\end{bsp}
\begin{bsp}[Kubische Raumkurve]
Die kubische Raumkurve wird durch $t ↦ (t, t², t³)$ parametrisiert.
\end{bsp}
\begin{bsp}[Clebsche Diagonalfläche]
Die Clebsche Diagonalfläche kann rational parametrisiert werden, aber das ist
vielleicht nicht sehr offensichtlich. Die Geometrie der 27 Geraden hilft
unheimlich!
\end{bsp}
\begin{bsp}[Bézier-Kurven]
Bézier-Kurven sind durch ihre Parametrisierung definiert.
\end{bsp}
\section{Erste Fragen}
Die Frage nach der Parametrisierbarkeit ist schwer, und schon für sehr einfache
Gleichungen ist die Antwort oft unbekannt. Wir stellen in dieser Vorlesung
zunächst eine viel einfachere Frage: gegeben sei ein Körper $k$ und Polynome
$f_1, …, f_m ∈ k[x_1, …, x_n]$.
\begin{itemize}
\item Ist $V(f_1, …, f_m)$ dann leer oder nicht?
\item Falls Lösungen existieren: Wie viele gibt es?
\item Falls nur endlich viele Lösungen existieren: Wie viele gibt es genau?
\item Bei unendlich vielen: Was ist die Geometrie von $V$?
\end{itemize}
Das sind im Allgemeinen schwierige Fragen. Um den Grad der Schwierigkeit zu
illustrieren, erinnere ich an den berühmten
\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Gro\%C3\%9Fer_Fermatscher_Satz}{Großen Satz
von
Fermat}\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Pierre_de_Fermat}{Pierre
de Fermat} (* in der zweiten Hälfte des Jahres 1607 in Beaumont-de-Lomagne,
heute im Département Tarn-et-Garonne; † 12. Januar 1665 in Castres) war ein
französischer Mathematiker und Jurist.}, der erst 350 Jahre nach seiner
Formulierung von
Wiles\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Andrew_Wiles}{Sir Andrew John
Wiles} KBE, FRS (* 11. April 1953 in Cambridge) ist ein britischer
Mathematiker. Berühmt wurde er durch seinen Beweis der
Taniyama-Shimura-Vermutung für semistabile elliptische Kurven, woraus sich
der Große Fermatsche Satz ergibt.} bewiesen wurde. Wikipedia schreibt:
\begin{quote}
Zahlreiche teils romantische, teils dramatische, aber auch tragische
Episoden dieser Geschichte haben [den Großen Satz von Fermat] weit über den
Kreis der Mathematiker hinaus populär gemacht.
\end{quote}
Kennen Sie das Buch
\href{https://en.wikipedia.org/wiki/Fermat\%27s_Last_Theorem_(book)}{Fermat's
Last Theorem} von Simon Singh? Weihnachten ist zwar schon vorbei…
\begin{satz}[Fermat's großer Satz]
Gegeben sei eine natürliche Zahl $n > 2$. Dann erfüllt kein Tripel
$(a, b, c)$ von positiven natürlichen Zahlen die Gleichung
$a^{n}+b^{n}=c^{n}$. \qed
\end{satz}
\begin{beobachtung}[Zusammenhang zu algebraischen Mengen]
Fermat's großer Satz lässt sich auch so ausdrücken: Gegeben sei eine
natürliche Zahl $n > 2$. Dann hat die algebraische Menge
\[
A := \{ (x,y) ∈ ℚ² \::\: x^n+y^n=1 \}
\]
nur einige triviale Lösungen. Dazu beachte man, dass eine nicht-triviale
ganzzahlige Lösung $(a,b,c)$ der Gleichung $x^n+y^n=z^n$ einen rationalen
Punkt $(\frac{a}{c}, \frac{b}{c}) ∈ A$ liefert. Umgekehrt liefert ein
rationaler Punkt $(\frac{a}{c}, \frac{b}{d}) ∈ A$ eine nicht-triviale,
ganzzahlige Lösung $(ad,cb,bd)$ der Fermat'schen Gleichung.
\end{beobachtung}
Als Ergebnis halten wir fest: zumindest über dem Körper $$ kann die Fragen
nach der Existenz von Lösung kann nicht einfach sein. Auch die Frage nach der
Anzahl von Lösungen ist nicht einfach googeln Sie nach den Worten
Faltings\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Gerd_Faltings}{Gerd
Faltings} (* 28. Juli 1954 in Gelsenkirchen) ist ein deutscher Mathematiker
und Träger der Fields-Medaille. Er ist Direktor am Max-Planck-Institut für
Mathematik und beschäftigt sich hauptsächlich mit diophantischen Gleichungen,
Modulräumen und $p$-adischen Galois-Darstellungen.} und
\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Vermutung_von_Mordell}{Mordell-Vermutung}\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Louis_Mordell}{Louis
Joel Mordell} (* 28. Januar 1888 in Philadelphia, USA; † 12. März 1972 in
Cambridge, England) war ein amerikanisch-britischer Mathematiker, der vor
allem in der Zahlentheorie, speziell der Theorie diophantischer Gleichungen
arbeitete.}.
\section{Der Hilbertsche Nullstellensatz}
Ich möchte den Punkt machen, dass die Frage nach der Lösbarkeit von
algebraischen Gleichungssystemen sehr viel einfacher wird, wenn wir uns auf
algebraisch abgeschlossene Körper beschränken. Unter dieser Annahme beantwortet
der Hilbertsche Nullstellensatz die Frage, ob eine algebraische Menge
$V \bigl(f_1, …, f_n \bigr)$ leer ist, in Termen des von den $f_$ erzeugten
Ideals.
\begin{erinnerung}[Ideale]
Es sei $k$ ein Körper (der vielleicht nicht algebraisch abgeschlossen ist) und
es seien $f_1, …, f_n ∈ k[x_1, …, x_m]$. Das von den $f_$ erzeugten Ideal
ist die Teilmenge
\[
(f_1, …, f_n) = \bigl\{ a_1·f_1 + ⋯ a_n·f_n \::\: a_1, …, a_n ∈ k[x_1, …, x_m]
\bigr\} ⊆ k[x_1, …, x_m].
\]
In der Algebraischen Geometrie ist statt $(f_1, …, f_n)$ auch die Notation
$I(f_1, …, f_n)$ üblich.
\end{erinnerung}
\begin{beobachtung}\label{beob:2-4-2}
Es sei $k$ ein Körper (der vielleicht nicht algebraisch abgeschlossen ist) und
es seien $f_1, …, f_n ∈ k[x_1, …, x_m]$. Falls
$V \bigl(f_1, …, f_n \bigr) ≠ ∅$ ist, dann ist $1 \notin (f_1, …, f_m)$. Wäre
nämlich die 1 in dem Ideal enthalten, dann gäbe es eine Linearkombination
\[
1 = a_1·f_1 + ⋯ + a_n·f_n
\]
und demnach wäre
$1 = a_1(\vec{x})·f_1(\vec{x}) + ⋯ a_n(\vec{x})·f_n(\vec{x}) = 0$,
Widerspruch!
\end{beobachtung}
Für algebraisch abgeschlossene Körper zeigt die folgende ``schwache Version''
des Hilbertschen Nullstellensatz, dass die Frage, ob $1(f_1, …, f_m)$ ist,
die Frage nach der Existenz von Lösungen bereits entscheidet.
\begin{satz}[Schwacher Hilbertscher Nullstellensatz Vorabversion]\label{satz:shn}
Es sei $k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper und es seien Polynome
$f_1, …, f_n ∈ k[x_1, …, x_m]$ gegeben. Dann sind die folgenden Aussagen äquivalent.
\begin{enumerate}
\item\label{il:2-4-3-1} Das Gleichungssystem $f_1 == f_n = 0$ hat eine
Lösung in $k^m$.
\item\label{il:2-4-3-2} Es ist $1 \notin (f_1, …, f_n)$.
\end{enumerate}
\end{satz}
Wir werden den Hilbertschen Nullstellensatz im ersten Teil dieser Vorlesung
beweisen. Wir müssen uns vielleicht auch Gedanken darüber machen, wie man für
gegebene Polynome $f_$ eigentlich entscheidet, ob die $1$ im Ideal
$(f_1, …, f_n)$ liegt.
\begin{bemerkung}
Die Aussage ``die $1$ liegt im Ideal $(f_1, …, f_n)$'' kann man auch anders
formulieren. Überlegen Sie sich, dass die $1$ genau dann im Ideal
$(f_1, …, f_n)$ liegt, wenn das Ideal bereits der ganz Ring ist.
\end{bemerkung}
\begin{aufgabe}
Zeigen Sie an einem Beispiel, dass die Folgerung des Hilbertschen
Nullstellensatzes ohne die Annahme ``algebraisch abgeschlossen'' grässlich
falsch ist.
\end{aufgabe}
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\selectlanguage{german}
\chapter{Ganze Ringerweiterungen}
Eigentlich möchte ich jetzt sofort mit dem Beweis des Nullstellensatzes
anfangen. Das geht aber nicht, weil ich erst ein paar langweilige Definitionen
diskutieren muss. Alle Begriffe, die ich in diesem Kapitel einführe, sind
Varianten von Dingen, die sie aus der Algebra-Vorlesung schon kennen (sollten).
\section{Ringe}
In der algebraischen Geometrie interessiert man sich eigentlich nur für
Polynomringe und für daraus konstruierte Ringe, zum Beispiel Quotientenringe.
All diese Ringe sind kommutativ und haben ein neutrales Element der
Multiplikation.
\begin{notation}
In dieser Vorlesung ist mit dem Wort ``Ring'' immer ein kommutativer Ring mit
1 gemeint. Ein Ringmorphisums $\varphi: A \rightarrow B$ erfüllt per Annahme
die Bedingung $\varphi(1_A) = 1_B$. Sind $A$ und $B$ Ringe und $A ⊆ B$, so
nennen wir das eine \emph{Ringerweiterung}\index{Ringerweiterung}.
\end{notation}
\section{Elementare Definitionen}
Der erste Begriff beim Studium von Körpererweiterungen war ``algebraisch'':
gegeben eine Körpererweiterung $L/K$ und ein Element $z ∈ L$, dann nennen wir
$z$ algebraisch über $K$, wenn es ein Polynom $f ∈ K[x]$ gibt, welches $z$ als
Nullstelle hat. Das Polynom $f$ kann man dann minimal wählen und normieren und
erhält somit den Begriff des ``Minimalpolynoms von $z$''.
Das wollen wir auch für Ringe machen. Bei Ringerweiterungen muss man aber
aufpassen, denn man kann ein Polynom nicht immer normieren, indem man durch den
Leitkoeffizienten teilt; der Leitkoeffizient muss nicht unbedingt eine Einheit
sein. Die folgende Definition fordert daher die Existenz eines normierten
Polynoms.
\begin{defn}[Ganze Ringerweiterungen]
Es sei $A ⊆ B$ eine Ringerweiterung.
\begin{enumerate}
\item Ein Element $b ∈ B$ heißt \emph{ganz über $A$}\index{ganz!Element},
falls es ein normiertes Polynom $f ∈ A[x]$ gibt, sodass in $B$ die
Gleichung $f(b) = 0$ gilt.
\item Die Ringerweiterung heißt \emph{ganz}\index{ganz!Ringerweiterungen},
wenn alle $b ∈ B$ ganz über A sind.
\end{enumerate}
\end{defn}
\begin{defn}[Ringadjunktion]\label{def:rad}
Es sei $A ⊆ B$ eine Ringerweiterung. Weiter sei eine Teilmenge $M ⊂ B$
gegeben. Definiere dann den Unterring
\[
A[M] := \bigcap_{R ∈ א} R,
\]
wobei $א$ die Menge aller Unterringe von $B$ ist, die sowohl $A$ als auch $M$
enthalten. Falls die Menge $M$ endlich ist, also etwa $M = \{b_1, …, b_n\}$,
so schreibt man statt $A[M]$ auch $A[b_1, …, b_n]$. Man spricht von $A[M]$
als \emph{$A$ adjungiert $M$}.\index{Ringadjunktion}
\end{defn}
\begin{bemerkung}
Genau wie in der Vorlesung ``Algebra'' beweist man, dass $A[M]$ wieder ein
Ring ist (= kommutativer Ring mit 1). Genau wie in der Vorlesung ``Algebra''
zeigt man, dass $A[M]$ der kleinste Unterring von $B$ ist, der $A$ und $M$
enthält.
\end{bemerkung}
\begin{bemerkung}
Wenn die Menge $M$ aus Definition~\ref{def:rad} endlich ist,
$M = \{ b_1, …, b_n\}$, dann kann man $A[M]$ auch anders beschreiben. Man
betrachte nämlich den Einsetzungsmorphismus
\[
φ : A[x_1, …, x_n] → B, \quad f(x_1, …, x_n) ↦ f(b_1, …, b_n).
\]
Überlegen Sie sich, dass dies ein Ringmorphismus ist, und dass
$A[M] = \Image φ$ ist. Die Elemente $f ∈ \ker φ$ heißen \emph{Relationen der
$b_1, …, b_n$}\index{Relationen!@see Syzygien} oder
\emph{Syzygien}\index{Syzygien}. Manchmal nennt man $\ker φ$ auch den
\emph{Syzygienmodul}\index{Syzygienmodul}.
\end{bemerkung}
\begin{bemerkung}[Syzygien]
Etwas vereinfachend bezeichnet das Wort ``Syzygie'' in der Astronomie eine
Konstellation von Himmelskörpern, bei der mehrere Körper in einer Reihe stehen
($$
\href{https://static.rogerebert.com/uploads/blog_post/primary_image/roger-ebert/2001-the-monolith-and-the-message/EB19680421COMMENTARY40312115AR.jpg}{2001:
A Space Odyssey}). Die einfachsten Syzygien sind Sonnen- und
Mondfinsternisse; eine genauere Erklärung finden Sie
\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Syzygie_(Astronomie)}{hier}. Vielleicht
kommt die Verwendung des Wortes in der Mathematik daher, dass die Terme in
einer Relation, die sich ja gegenseitig wegheben, in irgendeinem Sinne ``in
einer Reihe stehen''.
\end{bemerkung}
\begin{bemerkung}[Syzygien]
Unter allen englischen Worten ist ``syzygy'' das Wort mit dem größten Anteil
von Ypsilonen.
\end{bemerkung}
\begin{defn}[Endlich und endlicher Typ]
Es sei $A ⊆ B$ eine Ringerweiterung.
\begin{itemize}
\item Nenne $B$ \emph{von endlichem Typ über $A$}\index{endlich!Typ}, wenn
eine endliche Teilmenge $\{b_1, …, b_n\} ⊆ B$ existiert, sodass
\[
B=A[b_1, …, b_n]
\]
ist. Man sagt in diesem Fall auch: $B$ ist eine \emph{endlich erzeugte
$A$-Algebra}\index{endlich!erzeugte Algebra}.
\item Nenne $B$ \emph{endlich über $A$}\index{endlich!Ringerweiterung}, wenn
eine endliche Teilmenge $\{b_1, …, b_n\} ⊆ B$ existiert, sodass jedes
Element von $B$ als $A$-Linearkombination der $b_$ geschrieben werden kann,
\[
B = \left\{ \sum_{i=1}^n a_i b_i \::\: a_1, …, a_n ∈ A \right\}.
\]
Man sagt in diesem Fall auch: $B$ ist ein \emph{endlich erzeugter
$A$-Modul}\index{endlich!erzeugter Modul}.
\end{itemize}
\end{defn}
Endliche Erweiterungen sind vom endlichen Typ. Das folgende Beispiel zeigt,
dass die Umkehrung nicht unbedingt gilt.
\begin{bsp}[Endlicher Typ, nicht endlich]
Es sei $k$ Körper. Setze $A := k$ und $B := k[x]$. Dann ist als $A$-Algebra
durch das Element $x$ erzeugt. Aber $B$ ist kein endlich erzeugtes $A$-Modul,
denn ein $A$-Modul ist dasselbe wie ein $k$-Vektorraum und es ist aber
$\dim_k B =$.
\end{bsp}
\begin{bsp}[Endlich und vom endlichen Typ]
Es sei $k$ Körper. Setze $A := k$ und $B := k[x]/()$. Dann ist $B$ als
$A$-Algebra durch das Element $x$ erzeugt. Weiter ist $B$ als $A$-Modul durch
die Elemente $1$, $x$ und $$ erzeugt.
\end{bsp}
\section{Charakterisierung von Ganzheit}
In der Vorlesung ``Algebra'' hatten wir algebraische Elemente von
Körpererweiterungen durch Endlichkeitseigenschaften charakterisiert. Das geht
mit ganzen Elementen in Ringerweiterungen auch.
\begin{satz}[Charakterisierung von Ganzheit]\label{satz:3-2-9}
Es sei $A ⊆ B$ eine Ringerweiterung. Weiter sei ein Element $b ∈ B$ gegeben.
Dann sind die folgenden Aussagen äquivalent.
\begin{enumerate}
\item\label{il:3-2-9-1} Das Element $b$ ist ganz über $A$.
\item\label{il:3-2-9-2} Der Ring $A[b]$ ist als $A$-Modul endlich erzeugt.
\item\label{il:3-2-9-3} Es gibt einen Zwischenring $A[b] ⊆ M ⊆ B$, der als
$A$-Modul endlich erzeugt ist und die zusätzliche Eigenschaft hat, dass
$\{ b·m \::\: m ∈ M \} = M$ ist.
\end{enumerate}
\end{satz}
Der Beweis von Satz~\ref{satz:3-2-9} verwendet die
\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Cramersche_Regel}{Cramersche
Regel}\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Gabriel_Cramer}{Gabriel
Cramer} (* 31. Juli 1704 in Genf; † 4. Januar 1752 in Bagnols-sur-Cèze,
Frankreich) war ein Genfer Mathematiker.}, die sie aus der Vorlesung ``Lineare
Algebra'' kennen (sollten). Dort wurde der folgende Satz vermutlich nur für
Matrizen mit Einträgen in einem Körper bewiesen. Man prüfe, dass der Beweis
auch für Matrizen über Ringen gilt.
\begin{satz}[Cramersche Regel]\label{satz:creg}
Es sei $R$ ein Ring und es sei $Δ ∈ \operatorname{Mat}(nn; R)$ eine
$(nn)$-Matrix mit Einträgen in $R$. Dann gibt es eine Matrix
$Δ^*\operatorname{Mat}(nn; R)$, sodass die Gleichung
\[
Δ^*·Δ = \det(Δ)· E
\]
gilt, wobei $E$ die $(nn)$-Einheitsmatrix ist. \qed
\end{satz}
\begin{proof}[Beweis von Satz~\ref{satz:3-2-9}]
\video{2-1}. Hinweis: im Erklärvideo schreibe ich versehentlich
$\{ b·m \::\: m ∈ M \} ⊆ M$ statt $\{ b·m \::\: m ∈ M \} = M$. Ich
bitte, diese Panne zu entschuldigen.
\end{proof}
\sideremark{Vorlesung 3}Die Charakterisierung von Ganzheit aus
Satz~\ref{satz:3-2-9} hat einige Korollare, die sie in ähnlicher Form aus der
Vorlesung ``Algebra'' schon kennen (sollten).
\begin{kor}[Ganzheit und Endlichkeit]\label{kor:3-3-3}
Es sei $A ⊆ B$ eine Ringerweiterung. Wenn $B$ als $A$-Modul endlich erzeugt
ist, dann ist die Erweiterung sie ganz.
\end{kor}
\begin{proof}
Es sei ein Element $b ∈ B$ gegeben. Wähle $M := B$ und wende die Implikation
\ref{il:3-2-9-3} $$ \ref{il:3-2-9-1} aus Satz~\ref{satz:3-2-9} an.
\end{proof}
\begin{kor}[Adjunktion ganzer Elemente]\label{kor:3-3-4}
Es sei $A ⊆ B$ eine Ringerweiterung und es $b_1, …, b_n$ Elemente von $B$, die
ganz über $A$ sind. Dann ist $A[b_1, …, b_n]$ endlich über $A$, also nach
Korollar~\ref{kor:3-3-3} insbesondere ganz.
\end{kor}
\begin{proof}
Jedes der Elemente $b_i$ erfüllt eine Ganzheitsgleichung
\[
b_i^{d_i} +a_{i,d_i-1}·b_i^{d_i - 1} + ⋯ + a_{i,1}·b + a_{i, 0} = 0
\]
Aber dann ist $A[b_1, …, b_n]$ als $A$-Modul bereits durch die endliche Menge
\[
\bigl\{ b_1^{α_1}⋯ b_n^{α_n} \::\: 0 ≤ α_i ≤ d_i \bigr\}
\]
erzeugt.
\end{proof}
Auch das folgende Korollar (sollten) sie schon aus der Vorlesung ``Algebra''
kennen. Der Beweis ist mit dem bekannten Beweis identisch und deshalb hier nur
knapp wiedergegeben.
\begin{kor}[Transitivität der Ganzheit]\label{kor:3-3-5}
Es seien $A ⊆ B$ und $B ⊆ C$ ganze Ringerweiterungen. Dann ist auch die
Ringerweiterung $A ⊆ C$ ganz.
\end{kor}
\begin{proof}
Sei ein Element $c ∈ C$ gegeben. Nach Annahme erfüllt $c$ eine
Ganzheitsgleichung über $B$,
\[
c^n + b_{n-1}·c^{n-1} + ⋯ + b_1c + b_0 = 0
\]
Die Koeffizienten $b_1, …, b_n ∈ B$ sind nach Annahme ganz über $A$. Also ist
$A[b_1, …, b_n]$ nach Korollar~\ref{kor:3-3-4} ein endlich erzeugter
$A$-Modul. Wir wählen ein endliches Erzeugendensystem
\[
א_1 ⊂ A[b_1, …, b_n].
\]
Weiter ist $c$ ganz über $A[b_1, …, b_n]$. Also ist $A[b_1, …, b_n, c]$ nach
Korollar~\ref{kor:3-3-4} ein endlich erzeugter $A[b_1, …, b_n]$-Modul. Wir
wählen ein endliches Erzeugendensystem
\[
א_2 ⊂ A[b_1, …, b_n, c].
\]
Dann ist aber
\[
א_1·א_2 := \{ a_1·a_2 \::\: a_1 ∈ א_1, a_2 ∈ א_2 \} ⊂ A[b_1, …, b_n, c]
\]
ein endliches Erzeugendensystem von $A[b_1, …, b_n, c]$ als $A$-Modul. Nach
Korollar~\ref{kor:3-3-3} bedeutet das: $c$ ist ganz über $A$.
\end{proof}
\section{Der ganze Abschluss}
Ganz analog zum ``algebraischen Abschluss eines Unterkörpers'', den Sie aus der
Vorlesung ``Algebra'' kennen (sollten), definieren wir den ``ganzen Abschluss
eines Unterringes''.
\begin{defn}[Ganzer Abschluss]\label{def:3-4-1}
Es sei $A ⊆ B$. Die Menge
\[
\overline{A}= \bigl\{ b ∈ B \::\: b \text{ ganz über } A \bigr\} ⊆ B
\]
wird der \emph{ganze Abschluss von $A$ in $B$}\index{ganz!Abschluss}
genannt. Falls $\overline{A} = A$ ist, so nennen wir die Ringerweiterung
$A ⊆ B$ \emph{ganz abgeschlossen}\index{ganz!abgeschlossene Ringerweiterung}.
\end{defn}
\begin{prop}[Ganzer Abschluss]\label{kor:3-4-2}
In der Situation von Definition~\ref{def:3-4-1} ist $\overline{A}$ ein
Unterring von $B$.
\end{prop}
\begin{proof}
Wir müssen zeigen: gegeben $b_1, b_2\overline{A}$, dann sind auch die
Elemente $b_1+b_2$, $b_1-b_2$ und $b_1·b_2$ in $\overline{A}$. All diese
Elemente liegen aber im Unterring $A[b_1,b_2]$ und dieser ist nach
Korollar~\ref{kor:3-3-4} ganz.
\end{proof}
\begin{bemerkung}
In der Situation von Definition~\ref{def:3-4-1} ist $\overline{A}$ ein
Unterring von $B$. Also können wir den ganzen Abschluss
$\overline{\overline{A}}$ von $\overline{A}$ in $B$ betrachten.
Glücklicherweise müssen wir das nicht, denn Korollar~\ref{kor:3-3-5} über die
Transitivität der Ganzheit garantiert, dass
$\overline{A} = \overline{\overline{A}}$ ist. Merke: ``Der ganze Abschluss
von $A$ in $B$ ist ganz abgeschlossen in $B$.''
\end{bemerkung}
\begin{bsp}
Wir erinnern uns: ein Zahlkörper\index{Zahlkörper} ist eine algebraische
Körpererweiterung $K/$. Den ganzen Abschluss von $$ in $K$ nennt man den
\emph{Ring der ganzen Zahlen des Zahlkörpers $K$}\index{ganz!Zahlen eines
Zahlkörpers}. Dieser Ring wird meist mit $𝒪_K$ bezeichnet. Das Studium des
Ringes $𝒪_K$ ist Gegenstand der algebraischen Zahlentheorie
\begin{itemize}
\item Für $K = [i]$ ist $𝒪_K = [i]$.
\item Für $K = \bigl[\sqrt{5}\bigr]$ ist
\[
𝒪_K = \left[\frac{1+\sqrt{5}}{2}\right]\Bigl[\sqrt{5}\Bigr].
\]
Wir beweisen diese Aussage hier nicht, sondern bemerken nur, dass
$\frac{1+\sqrt{5}}{2}$ eine Nullstelle von $- x - 1[x]$ ist, und
deshalb ganz über $$.
\item Der ganze Abschluss von $$ in $$ heißt \emph{Ring der ganzen
algebraischen Zahlen}.
\end{itemize}
\end{bsp}
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\chapter{Transzendente Körpererweiterungen}
\section{Algebraische Unabhängigkeit}
Erinnern Sie sich: es sei $L/K$ eine Körpererweiterung und es sei $b ∈ L$ ein
Element. Dann heißt $b$ transzendent über $K$, wenn der Substitutionsmorphismus
\[
K[X] \rightarrow L, \quad f(x) ↦ f(b)
\]
injektiv ist. Wenn nicht, dann nenne $b$ algebraisch. Das geht auch mit mehr
als einem Element.
\begin{defn}[Algebraische Unabhängigkeit]
Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung, und es seien $b_1, …, b_n ∈ L$. Nenne
die Elemente $b_1,…, b_n$ \emph{algebraisch unabhängige
Elemente}\index{algebraisch!Unabhängigkeit}, falls der
Substitutionsmorphismus
\[
K[X_1, …, X_n] \rightarrow L, \quad f(x_1, …, x_n) ↦ f(b_1, …, b_n)
\]
injektiv ist. Ansonsten nenne die Elemente $b_1,…, b_n$ \emph{algebraisch!
Abhängigkeit}. Die Polynome im Kern des Substitutionsmorphismus werden als
\emph{algebraische Relationen}\index{algebraisch!Relationen} der Elemente
$b_1,…, b_n$ bezeichnet.
\end{defn}
\begin{bemerkung}
Genau wie beim Begriff der ``linearen Unabhängigkeit'' ist die Definition der
algebraischen Unabhängigkeit mindestens unglücklich. Statt zu sagen ``die
Elemente $b_1,…, b_n$ sind algebraisch unabhängig'' wäre es besser und
richtiger, zu sagen: ``die Menge $\{b_1,…, b_n\}$ ist algebraisch
unabhängig''. Aber solche Traditionen lassen sich nur schwer korrigieren~…
\end{bemerkung}
\begin{bemerkung}
In der Literatur nennt man eine (vielleicht unendliche) Familie von Elementen,
$(b_i)_{i ∈ I}$ algebraisch unabhängig, wenn der entsprechende
Substitutionsmorphismus $K[(X_i)_{i ∈ I}] \rightarrow L$ injektiv ist. Ich
habe keine Lust, Polynomringe in unendlich vielen Variablen zu diskutieren und
beschränke mich auf den endlichen Fall.
\end{bemerkung}
\begin{bemerkung}
Gelegentlich wird der Begriff ``algebraisch unabhängig'' statt für
Körpererweiterungen auch allgemeiner für Inklusionen $A ⊆ B$ in
Integritätsringen verwendet. Das kann man machen. Wir beobachten, dass der
Substitutionsmorphismus $A[X_1,…,X_n] \rightarrow B$ genau dann injektiv ist,
wenn die zugehörende Abbildung $Q(A)[X_1,…,X_n] \rightarrow Q(B)$ injektiv
ist, wobei $Q()$ wie immer den Quotientenkörper bezeichnet.
\end{bemerkung}
\begin{bemerkung}
Im Allgemeinen ist es sehr schwer, zu entscheiden, ob gegebene Elemente
algebraisch unabhängig sind. So ist zum Beispiel unbekannt, ob $e, π ∈ $
algebraisch unabhängig über $$ sind.
\end{bemerkung}
\section{Transzendenzbasen}
Algebraische Unabhängigkeit ist ein bisschen wie lineare Unabhängigkeit. Und
genau wie man eine Vektorraumbasis definiert als ``linear unabhängige Menge, die
maximal ist bezüglich der Inklusion'', definieren wir jetzt die
Transzendenzbasis einer Körpererweiterung.
\begin{defn}[Transzendenzbasis]\label{def:4-2-1}
Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung. Eine
\emph{Transzendenzbasis}\index{Transzendenzbasis} von $L$ über $K$ ist eine
algebraisch unabhängige Teilmenge von $L$, die maximal bezüglich der Inklusion
ist.
\end{defn}
\begin{bemerkung}
In Definition~\ref{def:4-2-1} bedeutet ``maximal bezüglich der Inklusion'' mit
anderen Worten: Jede größere Menge $L ⊇ M' ⊋ M$ ist
algebraisch abhängig über $K$.
\end{bemerkung}
\begin{bsp}[Rationale Funktionen]
Es sei $K$ ein Körper und es sei $L := K(X_1, …, X_n)$ der Körper der
rationalen Funktionen in $n$ Variablen. Dann bilden die Elemente
$X_1, …, X_n ∈ L$ eine Transzendenzbasis von $L$ über $K$.
\end{bsp}
\begin{lem}[Charakterisierung von Transzendenzbasen]\label{lem:4-2-4}
Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung und es sei
$M := \{ b_1, …, b_n\} ⊆ L$ eine Menge, die algebraisch unabhängig
über $K$ ist. Die Menge $M$ ist genau dann eine Transzendenzbasis von $L$
über $K$, wenn die Körpererweiterung $L/K(M)$ algebraisch ist.
\end{lem}
\begin{proof}
Gegeben ein Element $b ∈ L$, dann stellen wir erst einmal folgende
Äquivalenzen fest.
\begin{align*}
b \text{ ist algebraisch über } K(M) & \iff ∃ p ∈ K(b_1, …, b_n)[x] : p(b) = 0 \\
& \iff\tilde{p} ∈ K[y_1, …, y_n, x] : \tilde{p}(b_1,…,b_n,b) = 0\\
& \iff \lbrace b_1,…, b_n, b \rbrace \text{ sind algebraisch abhängig über } K.
\end{align*}
Wir erkennen: die Menge algebraisch unabhängige Menge $M$ ist genau dann
maximal bezüglich der Inklusion, wenn jedes Element $b ∈ L$ algebraisch
über $K(M)$ ist.
\end{proof}
\begin{bemerkung}
Die Charakterisierung von Transzendenzbasen aus Lemma~\ref{lem:4-2-4}
funktioniert natürlich ebenso für unendliche Menge $M$. Aber ich bin zu faul.
\end{bemerkung}
In der Vorlesung ``Lineare Algebra I'' beweist man den Basisergänzungssatz. Das
geht auch hier.
\begin{satz}[Basisergänzung]
Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung. Wenn $Γ ⊆ L$ ein
Erzeugendensystem ist und wenn $S ⊂ Γ$ algebraisch unabhängig über $K$
ist, dann lässt sich $S$ zu einer Transzendenzbasis $B$ mit $S ⊆ B ⊆ Γ$
ergänzen.
\end{satz}
\begin{proof}
Wir beweisen den Satz nur im Fall, wo $Γ$ endlich ist, also etwa
$Γ = \{γ_1, …, γ_n\}$. In diesem Fall sehen wir auch ohne Verwendung von
Zorn's Lemma, dass wir $S$ zu einer maximal großen algebraisch unabhängigen
Teilmenge $B ⊆ Γ$ vergrößern können. Die Annahme ``maximal groß'' impliziert,
dass jedes $γ_{}$ algebraisch über $K(B)$ ist. Also ist $L = K(γ_1, …, γ_n)$
algebraisch über $K(B)$, und die Charakterisierung von Transzendenzbasen aus
Lemma~\ref{lem:4-2-4} zeigt, dass $B$ eine Transzendenzbasis ist.
\end{proof}
\section{Transzendenzgrad}
\sideremark{Vorlesung 4}Das Analogon zur Dimension eines Vektorraumes ist der
Transzendenzgrad einer Körpererweiterung. Wir beginnen mit dem
Basisaustauschlemma und betrachten wieder nur den endlichen Fall.
\begin{prop}[Basisaustauschlemma]
Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung und es sei $Γ = \{γ_1, …, γ_n\}$ eine
endliche Transzendenzbasis von $L$ über $K$. Weiter sei
$\{ c_1, …, c_m \} ⊂ L$ algebraisch unabhängig über $K$. Dann ist $m ≤ n$.
\end{prop}
\begin{proof}
\video{4-1}
\end{proof}
\begin{kor}[Größe von Transzendenzbasen]
Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung und es sei $Γ$ eine Transzendenzbasis von
$L$ über $K$.
\begin{itemize}
\item Wenn $Γ$ unendlich viele Elemente hat, dann hat jede andere
Transzendenzbasis von $L$ über $K$ ebenfalls unendlich viele Elemente.
\item Wenn $Γ$ endlich ist, dann hat jede andere Transzendenzbasis von $L$
über $K$ genau so viele Elemente wie $Γ$. \qed
\end{itemize}
\end{kor}
\begin{defn}[Transzendenzgrad]
Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung. Dann definiere den
\emph{Transzendenzgrad von $L$ über $K$}\index{Transzendenzgrad} als
\[
\trdeg(L/K) =
\begin{cases}
n &\text{falls $L/K$ eine endlich Transzendenzbasis mit $n$ Elementen besitzt}\\
&\text{sonst.}
\end{cases}
\]
\end{defn}
\begin{bsp}[Algebraische Körpererweiterungen]
Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung. Es ist $\trdeg(L/K) = 0$ genau dann,
wenn $L/K$ algebraisch ist.
\end{bsp}
\begin{bsp}[Rationale Funktionen]
Es sei $K$ ein Körper. Dann ist $\trdeg K(X_1,…,X_n)/K = n$.
\end{bsp}
\begin{bsp}[Komplexe und rationale Zahlen]
Es ist $\trdeg(/) =$.
\end{bsp}
\begin{bsp}[Algebraische Unabhängigkeit von $e$ und $π$]
Es ist unbekannt, ob die Zahl $\trdeg((e,π)/)$ gleich 1 oder gleich 2
ist.
\end{bsp}
Hier ist etwas, das wir mit Körpern, aber nicht mit Vektorräumen machen können:
Ketten bilden. Der Transzendenzgrad ist additiv in Ketten von
Körpererweiterungen.
\begin{prop}[Transzendenzgrad in Ketten von Körpererweiterungen]
Es sei $K ⊆ L ⊆ M$ eine Kette von Körpererweiterungen. Dann ist
$\trdeg(M/K) = \trdeg(L/K) + \trdeg(M/L)$.
\end{prop}
\begin{proof}
\video{4-2}
\end{proof}
\section{Rein transzendente Erweiterungen}
In der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung stellte Thomas Jefferson
bekanntermaßen fest: ``all men are created equal''. Das kann man für
transzendente Körpererweiterungen wirklich nicht so sagen. Wie das folgende
Beispiel zeigt, gibt es ``rein transzendente'' Erweiterungen und es gibt
solche, bei denen man noch einen algebraischen Anteil abspalten kann.
\begin{itemize}
\item Die Körpererweiterung $(x)/$ hat Transzendenzgrad 1. Die Menge
$\{x\}$ bildet eine Transzendenzbasis. Jedes Element von $(x)$ ist
tranzendent über $$, wenn es nicht schon zufällig selbst in $$ liegt.
\item Die Körpererweiterung $(\sqrt{2}, π)/$ hat ebenfalls Tranzendenzgrad
1. Die Menge $\{π\}$ bildet eine Transzendenzbasis. Dennoch gibt es in
$(\sqrt{2})$ auch algebraische Elemente, nämlich zum Beispiel $\sqrt{2}$.
Interessanterweise zerlegt sich die Erweiterung
\[
(\sqrt{2}, π) ⊋ (π) ⊋ .
\]
Wir wissen schon, dass es einen $$-Isomorphismus zwischen den Körpern
$(π)$ und $(x)$ gibt; insbesondere ist jedes Element von $(x)$
transzendent über $$, wenn es nicht schon zufällig selbst in $$ liegt.
Im Gegensatz dazu ist die Erweiterung $(\sqrt{2}, π)/(π)$ algebraisch.
\end{itemize}
\begin{defn}[Rein transzendente Erweiterung]
Eine Körpererweiterung $L/K$ heißt \emph{rein transzendent}\index{rein
transzendente Erweiterung}, wenn es eine Transzendenzbasis $B$ von $L$ über
$K$ gibt, sodass $L = K(B)$ ist.
\end{defn}
\begin{bemerkung}[Rein transzendente Erweiterungen]
Wenn $L/K$ rein transzendent ist mit endlicher Transzendenzbasis
$B = \{b_1, …, b_n\}$, dann gibt es einen $K$-Isomorphismus
$L ≅ K(x_1, …, x_n)$. Insbesondere ist jedes Element von $L$ tranzendent
über $K$, wenn es nicht schon zufällig selbst in $K$ liegt.
\end{bemerkung}
\begin{bemerkung}[Zerlegung in rein transzendent und algebraisch]\label{bem:4-4-3}
Wenn $L/K$ transzendent, aber nicht rein transzendent ist, dann kann ich mir
eine Transzendenzbasis $B$ nehmen und die folgende Kette von
Körpererweiterungen betrachten,
\[
L ⊋ K(B) ⊊ K.
\]
Dann ist $K(B)/K$ rein transzendent und $L/K(B)$ ist algebraisch.
\end{bemerkung}
\begin{warnung}
Die Zerlegung aus Bemerkung~\ref{bem:4-4-3} ist \emph{nicht
kanonisch}\footnote{Wenn Sie am Horizont eine Art ``Galois-Theorie für
transzendente Erweiterungen'' sehen, dann haben Sie in der Vorlesung
``Algebra'' gut aufgepasst. Sie liegen richtig.}, sondern hängt von der
Wahl der Transzendenzbasis ab! Vergleichen Sie dies mit der Zerlegung
$K ⊆ K_{sep} ⊆ L$, die wir für algebraische Körpererweiterungen in der
Vorlesung ``Algebra'' kennengelernt haben. Diese ist eindeutig.
\end{warnung}
Im Allgemeinen ist es schwer zu entscheiden, ob eine gegebene Körpererweiterung
rein transzendent ist. Der berühmte
\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Satz_von_L\%C3\%BCroth}{Satz von
Lüroth}\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Jacob_L\%C3\%BCroth}{Jacob
Lüroth} (* 18. Februar 1844 in Mannheim; † 14. September 1910 in München)
war ein deutscher Mathematiker, der sich mit Geometrie beschäftigte.}, den ich
ohne Beweis zitiere, hängt eng mit der Frage nach der rationalen
Parametrisierbarkeit gewisser Hyperebenen zusammen, allerdings werden wir den
Zusammenhang (wenn überhaupt) erst sehr viel später verstehen.
\begin{satz}[Satz von Lüroth]
Betrachte eine Kette von Körpererweiterungen,
\[
⊆ L ⊆ (X_1,…,X_n).
\]
Falls $\trdeg(L/)\{1,2\}$ ist, dann ist $L/$ rein transzendent.
\qed
\end{satz}
Für $n ≥ 3$ wissen wir praktisch nichts.
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\chapter{Der Nullstellensatz und die Korrespondenzen $V$ und $I$}
In diesem Kapitel soll der Hilbertsche Nullstellensatz in seiner ``starken''
Form bewiesen werden; als Konsequenz daraus erhalten wir die ersten
Korrespondenzen zwischen geometrischen Räumen und gewissen algebraischen
Objekten.
\section{Die körpertheoretische Version des Nullstellensatzes}
Wir beginnen mit einer Version des Nullstellensatzes, die scheinbar noch gar
nichts über Geometrie sagt, sondern lediglich ein weiteres Kriterium dafür gibt,
dass gewisse Körpererweiterungen algebraisch sind. Bleiben Sie dabei und legen
Sie nicht auf! Die geometrische Bedeutung des Satzes wird sofort im nächsten
Abschnitten klar werden.
\begin{satz}[Körpertheoretische Version des Hilbertschen Nullstellensatzes]\label{satz:kthn}
Es sei $E/K$ eine Körpererweiterung, die als Ringerweiterung von endlichem Typ
ist. Dann ist $E/K$ algebraisch.
\end{satz}
\begin{proof}
\video{4-3}
\end{proof}
\begin{bemerkung}
Die körpertheoretische Version des Hilbertschen Nullstellensatzes zeigt unter
anderem, dass man $K(X)$ nicht aus $K[X]$ erhalten kann, indem man endlich
viele Elemente per Ringadjunktion zu $K[X]$ hinzufügt denn sonst wäre $K(X)$
von endlichem Typ über $K$.
\end{bemerkung}
\section{Die schwache Version des Nullstellensatzes}
\sideremark{Vorlesung 5}Mithilfe des körpertheoretischen Nullstellensatzes
können wir jetzt sofort den schwachen Nullstellensatz beweisen. Später kommt
auch noch ein starker Nullstellensatz. Der folgende Satz unterscheidet sich von
der Vorabversion, die wir auf Seite~\vpageref{satz:shn} formuliert hatten, durch
die Diskussion des algebraischen Abschlusses.
\begin{satz}[Schwacher Hilbertscher Nullstellensatz]\label{satz:weak_Nullstelle}
Es sei $k$ ein Körper und es seien Polynome $f_1, …, f_n ∈ k[x_1, …, x_m]$
gegeben. Dann sind die folgenden Aussagen äquivalent.
\begin{enumerate}
\item\label{il:5-2-1-1} Das Gleichungssystem $f_1 == f_n = 0$ hat eine
Lösung in $\overline{k}^m$.
\item\label{il:5-2-1-2} Es ist $1 \notin (f_1, …, f_n) ⊆ k[x_1, …, x_m]$.
\end{enumerate}
\end{satz}
\begin{bemerkung}
Bedingung~\ref{il:5-2-1-1} spricht über Lösungen im algebraischen Abschluss.
Im Gegensatz dazu ist in Bedingung~\ref{il:5-2-1-2} mit $(f_1, …, f_n)$ das
Ideal in $k[x_1, …, x_m]$ gemeint, und nicht etwa in das Ideal in
$\overline{k}[x_1, …, x_m]$. Erstaunliche Erkenntnis: Wir können durch
algebraische Überlegungen in $k$ entscheiden, ob es eine Lösung über
$\overline{k}$ gibt.
\end{bemerkung}
\begin{bemerkung}
Für $k = \overline{k} = $ kann man den Nullstellensatz als eine weitreichende
Verallgemeinerung des Fundamentalsatzes der Algebra sehen. Dieser besagt,
dass ein nicht-konstantes Polynom $f ∈ [x]$ stets eine Nullstelle in $$ hat.
\end{bemerkung}
\begin{bemerkung}
Wenn man $\overline{k}$ durch $k$ ersetzt, ist der Satz falsch. Ein Beispiel
dafür ist $k = $ und $f_1 :=+ 1[x]$. Das Polynom $f_1$ ist im Ring
$[x]$ irreduzibel, sodass es $1 \notin (f_1)$ ist. Dennoch hat das Polynom
in $$ keine Nullstellen.
\end{bemerkung}
\begin{bemerkung}
Der Nullstellensatz ist der Grund, warum man polynomiale Gleichungssysteme
immer zunächst im Fall algebraisch abgeschlossener Körper studiert: dort ist
diese Situation besonders einfach.
\end{bemerkung}
\begin{proof}[Beweis, Richtung \ref{il:5-2-1-1}$$\ref{il:5-2-1-2}]
Den Beweis hatten wir eigentlich schon in Bemerkung~\vref{beob:2-4-2} geführt.
Wir führen einen Widerspruchsbeweis und nehmen an, dass es eine Lösung
$\vec{x}\overline{k}^m$ und dass $1(f_1, …, f_n)$ sei. Dann gibt es
$a_• ∈ k[x_1, …, x_m]$ und eine Linearkombination
\[
1 = a_1·f_1 + ⋯ + a_n·f_n.
\]
Demnach müsste im Körper $\overline{k}$ die folgende Gleichung gelten und wir
erhalten einen Widerspruch,
\[
1 = a_1(\vec{x})·f_1(\vec{x}) + ⋯ a_n(\vec{x})·f_n(\vec{x}) = 0. \qedhere
\]
\end{proof}
\begin{proof}[Beweis, Richtung \ref{il:5-2-1-2}$$\ref{il:5-2-1-1}]
Das ist jetzt die interessante Richtung. Die Annahme~\ref{il:5-2-1-2} zeigt,
dass das Ideal $(f_1, …, f_m)$ nicht der ganze Ring $k[x_1, …, x_n]$ ist.
Deshalb können wir ein maximales Ideal wählen, das zwischen unserem Ideal und
dem gesamten Ring liegt,
\[
(f_1, …, f_m) ⊆ m ⊊ k[x_1, …, x_n].
\]
Aus der Vorlesung ``Algebra'' wissen wir, dass der Quotient
$E := k[x_1, …, x_n]/m$ ein Körper ist. Außerdem ist $E$ als $A$-Algebra
durch die Restklassen $[x_1], …, [x_n] ∈ E$ erzeugt. Nach der
körpertheoretischen Version des Hilbertschen Nullstellensatzes,
Satz~\vref{satz:kthn} ist die Körpererweiterung $E/K$ also algebraisch, und es
gibt eine Einbettung
\[
φ: E ↪ \overline{k}.
\]
Jetzt betrachte den Vektor
\[
\vec{a} :=
\begin{pmatrix}
φ\bigl( [x_1] \bigr) \\
\vdots \\
φ\bigl( [x_n] \bigr)
\end{pmatrix}
\overline{k}^m.
\]
Dann ist tautologischerweise: $f_1(\vec{a}) == f_m(\vec{a}) = 0$, denn es
gilt für jeden Index $k$ die Gleichung
\[
f_k(\vec{a}) = f_k \Bigl\bigl([x_1]\bigr), …, φ\bigl([x_n]\bigr) \Bigr) =
φ\Bigl(f_k\bigl([x_1], …, [x_n]\bigr)\Bigr) = φ\bigl([f_k]\bigr),
\]
aber es ist ja $[f_k] = 0$ im Quotienten $E := \factor{k[x_1, …, x_m]}{m}$,
denn nach Wahl des maximalen Ideals ist $f_k ∈ (f_1, …, f_m) ⊆ m$.
\end{proof}
Als erste Konsequenz des schwachen Nullstellensatzes erhalten eine völlig
geometrische Beschreibung der maximalen Ideale eines Polynomrings falls der
zugrunde liegende Körper algebraisch abgeschlossen ist!
\begin{kor}[Maximale Ideale im Polynomring]\label{cor:5-2-6}
Es sei $k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper und es seien
$f_1, …, f_m ∈ k[x_1, …, x_n]$. Dann gilt Folgendes.
\begin{enumerate}
\item Es gilt genau dann $V(f_1, …, f_m) ≠ ∅$, wenn $1 \notin (f_1, …, f_m)$
ist.
\item Für jedes maximale Ideal $m ⊊ k[x_1, …, x_n]$ gibt es Elemente
$a_1, …, a_n ∈ k$, sodass die folgende Gleichheit gilt,
\[
m = (x_1-a_1, …, x_n-a_n).
\]
\item Es gibt eine Bijektion zwischen den maximalen Idealen von
$k[x_1, …, x_n]$ und den Punkten in $k^n$.
\end{enumerate}
\end{kor}
\begin{proof}
\video{5-1}
\end{proof}
\begin{bemerkung}[Lösungsmengen von Gleichungssystemen]\label{bem:and}
Weil man polynomiale Gleichungssysteme sowieso immer erst einmal über dem
algebraischen Abschluss eines Körpers zu studiert, verwenden manche Autoren
folgende Konvention, die ein wenig von unserer Notation für algebraische
Mengen, Notation~\vref{not:2-1-3} abweicht. Gegeben ein Körper $k$ mit
algebraischem Abschluss $\overline{K}$ und gegeben Polynome
$f_1, …, f_n ∈ k[x_1, …, x_m]$, dann bezeichnen manche Autoren die Menge der
Lösungen des polynomiale Gleichungssysteme \emph{über dem algebraischem
Abschluss} mit
\[
X := V(f_1, …, f_n) := \left\{ \vec{a}\overline{k}^m \::\: f_1(\vec{a}) =
⋯ = f_n(\vec{a}) = 0 \right\}
\]
und nenne dies die \emph{Verschwindungsmenge von $f_1, …, f_m$} oder die
\emph{Lösungsmenge des Gleichungssystems $f_1(x) == f_m(x) = 0$}. Die
Menge der Lösungen in $k^n$ wird dann mit $X(k) := X ∩ k^n$ bezeichnet und als
\emph{Menge der $k$-rationalen Punkte von $X$}\index{rationale Punkte}
bezeichnet. In diesem Zusammenhang nennt man $k$ auch den
\emph{Koeffizientenkörper}\index{Koeffizientenkörper} oder den
\emph{Definitionskörper}\index{Definitionskörper} von $X$.
\end{bemerkung}
Ich werde die mögliche Verwirrung bezüglich der verschiedenen Definitionen von
$V(f_1, …, f_n)$ nach Möglichkeit vermeiden, indem ich im Folgenden meist über
algebraisch abgeschlossenen Körpern arbeite. Mit Sprachregelung aus
Bemerkung~\ref{bem:and} lässt sich Fermat's großer Satz sehr elegant wie folgt
formulieren.
\begin{satz}[Fermat's großer Satz]
Es sei $n ∈ $ eine ungerade Zahl, $n ≥ 3$. Dann hat die Lösungsmenge $X$ des
Gleichungssystems $x^n+y^n - 1[x,y]$ nur zwei rationale Punkte, also
$\# X() = 2$. \qed
\end{satz}
\section{Die Verschwindungsmenge eines Ideals}
Der Hilbertsche Nullstellensatz legt nahe, dass es bei einem algebraischen
Gleichungssystems
\[
f_1( \vec{x} ) = ⋯ = f_n( \vec{x} ) = 0
\]
gar nicht so sehr auf die einzelnen Gleichungen ankommt, sondern vielmehr auf
das von den einzelnen Gleichungen erzeugte Ideal, $(f_1, …, f_n)$.
\begin{defn}[Verschwindungsmenge eines Ideals]\label{def:5-3-1}
Es sei $k$ ein Körper und es sei $I ⊆ k[x_1, …, x_m]$ ein Ideal. Dann heißt
\[
V(I) := \left\{ \vec{a} ∈ k^m \::\: f(\vec{a}) = 0 \text{ für alle } f ∈ I
\right\}
\]
die \emph{Verschwindungsmenge}\index{Verschwindungsmenge} des Ideals $I$.
\end{defn}
Die Mengen $V(I)$ sind nicht beliebig. Ich erinnere dazu an den Hilbert'schen
Basissatz: Der Polynomring $k[x_1, …, x_m]$ aus Definition~\ref{def:5-3-1} ist
Noethersch und jedes Ideal ist daher endlich erzeugt. Das bedeutet: gegeben ein
Ideal $I$, dann wir finden eine Menge von endlich vielen Elementen
$f_1, …, f_m ∈ k[x_1, …, x_m]$, sodass $I = (f_1, …, f_m)$ ist. Überlegen Sie
sich jetzt \emph{sofort}, dass dann die Gleichheit
\[
V(I) = V(f_1, …, f_m)
\]
gilt. Es folgt insbesondere, dass die Menge $V(I)$, die ja a priori erst einmal
als gemeinsame Nullstellenmenge der \emph{unendliche vielen} Gleichungen aus $I$
definiert wurde, bereits durch \emph{endlich viele} Gleichungen beschrieben
werden kann. Insbesondere $V(I)$ eine algebraische Menge im Sinne von
Definition~\vref{def:2-1-1}. Wir erhalten also eine Abbildung
\[
V: \left\{ \: \text{Ideale in } k[x_1, …, x_n] \: \right\} \rightarrow \left\{
\: \text{algebraische Mengen in } k^m \: \right\}, \quad I ↦ V(I)
\]
die uns noch viel Freude bereiten wird. Der folgende Satz fasst die ersten
Eigenschaften der Abbildung $V$ zusammen.
\begin{satz}[Einfache Eigenschaften von $V$]\label{satz:5-3-2}
Es sei $k$ ein Körper und $R := k[x_1, …, x_n]$. Dann gelten die folgenden
Aussagen.
\begin{enumerate}
\item Es ist $V\bigl( (0) \bigr) = k^n$ und $V\bigl( (1) \bigr) =$.
\item Gegeben Ideale $I ⊆ J$ in $R$, dann ist $V(I) ⊇ V(J)$.
\item Gegeben Ideale $I_1$ und $I_2$ in $R$, dann ist
$V(I_1 ∩ I_2) = V(I_1· I_2) = V(I_1) V(I_2)$.
\item Gegeben Ideale $(I_λ)_{λ ∈ Λ}$ in $R$, dann ist
\[
V \Bigl(\sum_{λ ∈ Λ} I_{λ} \Bigr) = \bigcap_{λ ∈ Λ} V(I_{λ}).
\]
\end{enumerate}
\end{satz}
\begin{proof}
\video{5-2}
\end{proof}
\section{Die Zariski-Topologie}
\label{sec:5-4}
Satz~\vref{satz:5-3-2} ist leicht zu beweisen, hat aber eine frappante
Konsequenz: die algebraischen Mengen von $k^n$ genügen den Axiomen für
abgeschlossene Mengen eines topologischen Raumes. Egal wie schrecklich der
Körper $k$ ist, erhalten wir also eine Topologie auf $k^m$, deren
abgeschlossenen Menge genau die algebraischen Mengen sind. Diese Topologie wird
Zariski\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Oscar_Zariski}{Oscar
Zariski}, geboren als Ascher Zaritsky, (* 24. April 1899, in Kobryn,
Weißrussland; † 4. Juli 1986 in Brookline, Massachusetts, USA) war ein
US-amerikanischer Mathematiker, der wichtige Beiträge zur Grundlegung der
algebraischen Geometrie leistete.}-Topologie genannt.
\begin{defn}[Zariski-Topologie]
Es sei $k$ ein Körper. Die Topologie
\[
τ := \left\{ M ⊆ k^m \::\: k^m M \text{ ist algebraisch}\: \right\}
\mathcal{P}(k^m)
\]
wird als \emph{Zariski-Topologie}\index{Zariski-Topologie} bezeichnet. Der
topologische Raum $(k^m, τ)$ wird mit dem Symbol $𝔸^m_k$ notiert. Wenn
$X ⊂ k^m$ eine algebraische Teilmenge ist, bezeichnen wir die auf $X$
induzierte Topologie ebenfalls als Zariski-Topologie.
\end{defn}
\begin{notation}
Im Fall $k = $ oder $$ haben wir also mindestens zwei interessante
Topologien: die klassische Euklidische Topologie, die Sie aus der Vorlesung
``Analysis'' kennen und die Zariski-Topologie. Um Verwechselungen zu
vermeiden, sprechen wir meist ausführlich von \emph{Zariski-abgeschlossenen}
und \emph{Zariski-offenen} oder \emph{Euklidisch-abgeschlossenen} und
\emph{Euklidisch-offenen} Mengen.
\end{notation}
\begin{bemerkung}[Interessante Eigenschaften der Zariski-Topologie]\label{bem:5-3-5}
Die Zariski-Topologie hat einige sehr ungewohnte Eigenschaften.
\begin{itemize}
\item Wenn der Körper $k$ unendlich viele Elemente enthält, dann liegt jede
nicht-leere Zariski-offene Menge dicht in $𝔸^n_K$.
\item Es gilt im Allgemeinen nicht, dass je zwei Punkte im $𝔸^n_k$ disjunkte
offene Mengen besitzen. Die Zariski-Topologie ist also nicht Hausdorffsch.
\end{itemize}
\end{bemerkung}
\begin{aufgabe}
Der einfachste Raum ist vermutlich die affine Gerade $𝔸¹_$. Überlegen Sie
sich, was die Zariski-abgeschlossenen Mengen von $𝔸¹_$ sind und stellen Sie
fest, dass beide Punkte aus Bemerkung~\ref{bem:5-3-5} bereits für diesen Raum
zutreffen!
\end{aufgabe}
\begin{bemerkung}[Zariski-Topologie und Euklidische Topologie]
Im Fall $k = $ oder $k = $ sind Zariski-offene Mengen von $^n$ oder $^n$
auch offen bezüglich der Euklidischen Topologie. Das liegt daran, dass
Polynome stetige Funktionen sind. In diesen Fällen sind Zariski-offene Mengen
auch bezüglich der Euklidischen Topologie dicht.
\end{bemerkung}
\section{Das Ideal einer Menge}
Im letzten Abschnitt hatten wir einem Ideal eine algebraische Menge zugeordnet.
Jetzt betrachten wir die andere Richtung und weisen einer Menge ein Ideal zu.
\begin{defn}[Ideal einer Menge]\label{def:5-4-1}
Es sei $k$ ein Körper und es sei $A ⊆ 𝔸^m_k$ eine Teilmenge, die nicht
unbedingt algebraisch sein muss. Wir beobachten, dass
\[
I(A) = \bigl\{ f ∈ k[x_1, …, x_n] \::\: f(\vec{a}) = 0 \text{ für alle } a ∈
A \bigr\}
\]
ein Ideal im Ring $k[x_1, …, x_n]$ und nennen $I(A)$ das
\emph{Verschwindungsideal der Menge $A$}\index{Verschwindungsideal} oder das
\emph{Ideal der auf $A$ verschwindenden Polynome}\index{Ideal einer Menge}.
\end{defn}
Definition~\ref{def:5-4-1} liefert uns eine Abbildung
\[
I: \left\{ \: \text{Mengen in } k^m \: \right\} \rightarrow \left\{ \:
\text{Ideale in } k[x_1, …, x_m] \: \right\} , \quad A ↦ I(A)
\]
die uns noch viel Freude bereiten wird. Der folgende Satz fasst die ersten
Eigenschaften dieser Abbildung zusammen.
\begin{satz}[Einfache Eigenschaften von $I$]\label{satz:5-4-2}
Es sei $k$ ein Körper und es seien $A, B ⊆ 𝔸^m_k$ zwei Teilmengen. Dann gilt
Folgendes.
\begin{enumerate}
\item Aus $A ⊆ B$ folgt $I(A) ⊇ I(B)$.
\item\label{il:5-4-2-2} Es ist $A ⊆ V\bigl(I(A)\bigr)$. Gleichheit gilt genau dann, wenn
$A$ eine algebraische Menge ist.
\item Es ist $I(A B) = I(A) ∩ I(B)$.
\end{enumerate}
\end{satz}
\begin{proof}
\video{5-3}
\end{proof}
\begin{aufgabe}
Überlegen Sie sich, dass man Punkt~\ref{il:5-4-2-2} von Satz~\ref{satz:5-4-2}
auch sehr elegant auf folgende Weise ausdrücken kann: Die Menge
$V\bigl(I(A)\bigr)$ ist der topologische Abschluss von $A$ bezüglich der
Zariski-Topologie. Knapp gesagt:
\[
V\bigl(I(A)\bigr) = \overline{A}^Z,
\]
wobei $\overline{}^Z$ für ``topologischer Abschluss in der
Zariski-Topologie'' steht.
\end{aufgabe}
\section{Der starke Nullstellensatz}
\sideremark{Vorlesung 6}Gegeben einen Körper $k$ und eine Zahl $n$, dann hatten
wir in den letzten Abschnitten die folgenden Abbildungen definiert,
\begin{align*}
V: \left\{ \: \text{Ideale in } k[x_1, …, x_n] \: \right\} & \rightarrow \left\{ \: \text{algebraische Mengen in } k^n \: \right\}, & I & ↦ V(I) \\
I: \left\{ \: \text{Mengen in } k^n \: \right\} & \rightarrow \left\{ \: \text{Ideale in } k[x_1, …, x_m] \: \right\} & A & ↦ I(A),
\end{align*}
die uns beide sehr viel Freude machen. Es schaut ein wenig so aus, als wären
die Abbildungen $V$ und $I$ zueinander inverse Bijektionen. Das ist aus
mindestens zwei Gründen nicht der Fall.
\begin{beobachtung}\label{beo:5-6-1}
Die Bilder der Abbildung $V$ sind algebraische Mengen, während die Abbildung
$I$ beliebige Mengen als Input nimmt.
\end{beobachtung}
\begin{beobachtung}\label{beo:5-6-2}
Die Abbildung $I$ ist nicht injektiv. Nehme zum Beispiel $k = $ und
betrachte das Ideal $I = (x)[x]$. Dann ist $= ()(x) = I$, aber
$V() = V(I)$ ist jeweils einfach der Nullpunkt in $$. Beobachten Sie, dass
derselbe Trick mit so ziemlichen jedem Ideal in so ziemlich jedem Polynomring
funktioniert.
\end{beobachtung}
Das Problem aus Beobachtung~\ref{beo:5-6-1} lässt sich leicht beheben, indem man
die Abbildung $I$ einfach auf die algebraischen Mengen einschränkt. Das Problem
aus Beobachtung~\ref{beo:5-6-1} ist interessanter. Ist alle Hoffnung auf
Bijektivität verloren? Wahrscheinlich nicht. Schauen Sie sich die Definition
der Abbildung $I$ noch einmal an und beobachten Sie, dass das Ideal $()$
niemals Output von $I$ ist! Offenbar liefert die Abbildung $I$ also Output nur
solche Ideal, die ``nicht Potenz eines größeren Ideals'' sind. Die folgende
Definition macht diese Aussage präzise.
\begin{satzdef}
Es sei $R$ ein Ring und es sei $J ⊆ R$ ein Ideal. Dann ist die Menge
\[
\rad J := \left\{ f ∈ R \::\: ∃ n ∈ : f^n ∈ J \right\}
\]
wieder ein Ideal in $R$, genannt \emph{Radikalideal von
$J$}\index{Radikalideal}.
\end{satzdef}
\begin{proof}
\video{6-1}
\end{proof}
\begin{notation}
Es sei $R$ ein Ring und es sei $J ⊆ R$ ein Ideal. Das Radikalideal von $J$
wird in der Literatur statt mit $\rad J$ oft suggestiv mit $\sqrt{J}$
bezeichnet. Falls die Gleichheit $J = \rad J$ gilt, so nennt man $J$ ein
\emph{Radikalideal des Ringes $R$}\index{Radikalideal}.
\end{notation}
\begin{bemerkung}
Es sei $R$ ein Ring und es sei $J ⊆ R$ ein Ideal. Aus der Definition des
Radikalideals ergibt sich schnell: $\rad \rad J = \rad J$. Mehrfaches
``Wurzelziehen'' bringt also nichts; das hätten Ihnen ihr Zahnarzt auch sagen
können. Die Idee, Radikale bei der Wurzel zu ziehen, war 1972 Gegenstand des
\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Radikalenerlass}{Radikalenerlasses}.
\end{bemerkung}
\begin{bsp}[Primideale sind radikal]
Es sei $R$ ein Ring und es sei $J ⊆ R$ ein Primideal. Dann ist $J$ ein
Radikalideal. Falls nämlich $f ∈ R$ ein Element wäre, sodass $f² ∈ J$ ist,
dann gilt nach Definition von ``Primideal'', dass auch $f ∈ J$ sein muss.
Induktiv beweise man nun, dass für jede natürliche Zahl $n$ und jedes Element
$f ∈ R$ aus $f^n ∈ J$ immer sofort $f ∈ J$ folgt.
\end{bsp}
\begin{bsp}[Maximale Ideale sind radikal]
Es sei $R$ ein Ring und es sei $J ⊊ R$ ein maximales Primideal. Dann ist $J$
ein Radikalideal, denn mit $1 \notin J$ folgt auch $1 \notin \rad J$, und wir
haben Inklusionen
\[
J ⊆ \rad J ⊊ R.
\]
Wegen der Maximalitätsannahme muss die erste Inklusion aber eine Gleichheit
sein.
\end{bsp}
Erhalten wir jetzt also eine Bijektion, wenn wir zusätzlich noch die Abbildung
$V$ aus Radikalideale einschränken? Falls $k$ algebraisch abgeschlossenen, gibt
der starke Hilbertsche Nullstellensatz eine positive Antwort.
\begin{satz}[Starker Hilbertscher Nullstellensatz]\label{satz:5-6-8}
Es sei $k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper und es sei
$J ⊆ k[x_1, …, x_n]$ ein Ideal. Dann ist
\[
I\bigl(V(J) \bigr) = \rad J.
\]
Falls $J$ ein Radikalideal ist, gilt insbesondere die Gleichung
$V\bigl(I(J)\bigr) = J$.
\end{satz}
\begin{proof}
\video{6-2} zeigt den Beweis mithilfe des genialen
\href{https://en.wikipedia.org/wiki/Rabinowitsch_trick}{Tricks von
Rabinowitsch}\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/George_Rainich}{George
Yuri Rainich} (* als Georg oder Juri Rabinowitsch 25. März 1886 in Odessa;
† 10. Oktober 1968 in Ann Arbor) war ein russisch-US-amerikanischer
Mathematiker und theoretischer Physiker. Er veröffentlichte vor seiner Zeit
in den USA unter dem Namen Rabinowitsch.}.
\end{proof}
Ich fasse das Ergebnis dieses Kapitels noch einmal zusammen: Angenommen, es sei
$k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper und es sei $n ∈ $ eine Zahl. Dann
liefern die Abbildungen $V$ und $I$ zueinander inverse Bijektionen zwischen
algebraischen und geometrischen Objekten:
\begin{align*}
V: \left\{ \: \text{Radikalideale in } k[x_1, …, x_n] \: \right\} & \rightarrow \left\{ \: \text{algebraische Mengen in } k^n \: \right\}, & I & ↦ V(I) \\
I: \left\{ \: \text{algebraische Mengen in } k^n \: \right\} & \rightarrow \left\{ \: \text{Radikalideale in } k[x_1, …, x_n] \: \right\} & A & ↦ I(A).
\end{align*}
\begin{aufgabe}
Rechnen Sie dies noch einmal im Detail nach!
\end{aufgabe}
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\chapter{Irreduzible Mengen und Durchschnitte von Primidealen}
Für algebraisch abgeschlossene Körper hatten wir im letzten Abschnitt mithilfe
der Abbildungen $V$ und $I$ eine Bijektion
\[
\lbrace \text{algebraische Mengen} \rbrace \leftrightarrow \lbrace
\text{Radikalideale} \rbrace
\]
konstruiert. Ich hatte schon erwähnt, dass es sich hier um mehr als eine
Bijektion handelt, sondern um eine Äquivalenz von Kategorien. Es gibt also eine
vollständige Entsprechung zwischen den Objekten der geometrisch-anschaulichen
und den Objekten der algebraisch-abstrakten Seite dieser Äquivalenz. Ebenso hat
jeder Satz der kommutativen Algebra eine entsprechende Formulierung als Satz der
Geometrie. Ich möchte in dieser Vorlesung aber nicht die theoretische Seite
dieser Äquivalenz betonen, sondern Zug umd Zug ein ganz konkretes ``Wörterbuch
Algebra $\leftrightarrow$ Geometrie'' entwickeln.
\begin{bsp}
Korollar~\ref{cor:5-2-6} liefert den ersten Eintrag. Das Korollar zeigt
nämlich, dass die Punkte des affinen Raumes $𝔸^_k$ unter den Korrespondenzen
$V$ und $I$ genau den maximalen Idealen des Polynomringes $k[x_1, …, x_]$
entsprechen. Wir halten fest:
\[
\{ \text{Punkte} \} \leftrightarrow \{ \text{maximale Ideale} \}
\]
\end{bsp}
\section{Reduzible und irreduzible Mengen}
Den zweiten Eintrag in unserem Wörterbuch hatte ich in Beispiel~\ref{bsp:2-1-8}
vorbereitet. Das Achsenkreuz im $𝔸²_k$ besteht aus mehr als einer
``Komponente'' (nämlich der $x$-Achse und der $y$-Achse) weil das zugehörende
Ideal $(x·y) ⊊ k[x,y]$ kein Primideal ist. Das mathematisch korrekte Wort für
``besteht aus mehr als einer Komponente'' heißt ``reduzibel''.
\begin{defn}[Reduzible und irreduzible Mengen]
Es sei $k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper, es sei $n ∈ $ eine Zahl
und es sei $A ⊂ 𝔸^n_k$ eine algebraische Menge. Wenn es eine Darstellung
$A = A_1 A_2$ von $A$ als Vereinigung von zwei echten\footnote{Erinnerung:
Eine Teilmenge $B ⊆ A$ heißt ``echt'', wenn $B ≠ ∅$ und $B ≠ A$ ist.}
algebraischen Teilmengen gibt, dann nenne $A$
\emph{reduzibel}\index{reduzibel}. Ansonsten nenne $A$
\emph{irreduzibel}\index{irreduzibel}.
\end{defn}
\begin{bsp}
Das Achsenkreuz im $𝔸²_k$ ist reduzibel, weil es die echte Vereinigung der
algebraischen Teilmengen ``$x$-Achse'' und ``$y$-Achse'' ist.
\end{bsp}
Ich hoffe, Sie stimmen mir zu, dass der Begriff ``reduzibel'' sehr anschaulich
ist. Ich hatte oben schon angedeutet: Die algebraische Entsprechung von
``irreduzibler algebraischer Menge'' ist ``Primideal''.
\begin{satz}[Irreduzible Mengen und Primideale]\label{satz:6-1-3}
Es sei $k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper, es sei $n ∈ $ eine Zahl
und es sei $A ⊂ 𝔸^n_k$ eine algebraische Menge. Dann gilt: Die algebraische
Menge $A$ ist genau dann irreduzibel, wenn $I(X) ⊂ k[x_1, …, x_n]$ ein
Primideal ist.
\end{satz}
\begin{proof}[Beweis der Implikation ``irreduzibel $$ Primideal'']
\video{6-3}
\end{proof}
\begin{proof}[Beweis der Implikation ``Primideal $$ irreduzibel'']
\video{6-4}.
\end{proof}
Satz~\ref{satz:6-1-3} fügt unserem Wörterbuch einen zweiten Eintrag hinzu:
\[
\{ \text{irreduzible Mengen}\} \leftrightarrow \{\text{Primideale}\}.
\]
Der Satz kann uns auch dabei helfen, die Irreduzibilität einer algebraischen
Menge zu beweisen.
\begin{bsp}[Die Normalparabel ist irreduzibel]
Es sei $k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper; wir betrachten das Polynom
$y-x² ∈ k[x,y]$. Das Ideal $(y-)$ ist prim, weil der Quotientenring
$k[X,Y]/(y-)$ isomorph zu $k[x]$ ist\footnote{Betrachten Sie die Abbildung
$k[x] → k[x,y] → k[x,y]/(y-)$} und deshalb insbesondere nullteilerfrei.
Aus Satz~\ref{satz:6-1-3} folgt dann, dass die Normalparabel
\[
\bigl\{ (x,y) ∈ 𝔸²_k \::\: x²=y \bigr\}
\]
eine irreduzible algebraische Menge ist.
\end{bsp}
\begin{bemerkung}
Bei Mengen, die ich zeichnen oder mir zumindest vorstellen kann, ist die Frage
nach der Irreduzibilität meist sofort ``durch Draufschauen'' zu beantworten.
Bei Mengen, die nicht so leicht vorzustellen sind (zum Beispiel Mengen von
hoher Dimension) schaut man dumm. Tatsächlich ist es auch für den Algebraiker
sehr schwer, zu entscheiden, ob ein gegebenes Ideal jetzt prim ist oder nicht.
\end{bemerkung}
\section{Zerlegung in irreduzible Komponenten}
Anschaulich ist völlig klar, dass sich jede algebraische Menge auf eindeutige
Weise als echte Vereinigung von irreduziblen Mengen schreiben lässt: Das
Achsenkreuz besteht aus der $x$-Achse und der $y$-Achse. Wir werden dies im
Folgenden kurz beweisen.
\subsection{Algebraische Bedeutung der Zerlegung}
Wenn ich kurz einmal glaube, dass jede algebraische Menge auf eindeutige Weise
als echte Vereinigung von irreduziblen Mengen schreiben lässt, dann muss dem auf
der algebraischen Seite eine Aussage gegenüberstehen, die sagt, dass jedes
Radikalideal eindeutig durch Primideale dargestellt werden kann --wobei wir uns
jetzt erst noch überlegen müssen, was ``darstellen'' in diesem Kontext
eigentlich bedeuten soll.
\begin{beobachtung}\label{beo:6-2-1}
Gegeben eine algebraische Menge $X$, die ich als Vereinigung von endliche
vielen irreduziblen algebraischen Mengen schreiben kann, $X = X_1 X_a$.
Wir betrachten das Radikalideal $I := I(X)$ und die Primideale
$I_• := I(X_)$. Satz~\vref{satz:5-3-2} gibt uns in dieser Situation die
Gleichungen
\begin{equation}\label{eq:6-2-1-1}
V(I) = V( I_1 ∩ ⋯ ∩ I_a ).
\end{equation}
Ich beobachte, dass der Durchschnitt $I_1 ∩ ⋯ ∩ I_a$ selbst ein Radikalideal
ist. Das ist cool, denn ich erinnere mich daran, dass die Abbildung
\[
V : \{ \text{Radikalideale} \}\{ \text{algebraische Mengen} \}
\]
bijektiv, also insbesondere injektiv ist. Wir erhalten also eine Gleichheit
von Idealen,
\[
I = I_1 ∩ ⋯ ∩ I_a.
\]
\end{beobachtung}
Ich fasse den Inhalt von Beobachtung~\ref{beo:6-2-1} noch einmal informell
zusammen: Die geometrische Aussage ``$X$ kann als Vereinigung von irreduziblen
Mengen geschrieben werden'' ist also gleichbedeutend mit der algebraischen
Aussage ``$I$ ist Durchschnitt von Primidealen''. Die folgende Proposition
formuliert den Sachverhalt noch einmal präzise und fügt unserem Wörterbuch eine
besonders interessante Zeile hinzu.
\begin{prop}[Algebraische Bedeutung der Zerlegung in irreduzible Komponenten]\label{prop:ziic}
Es sei $k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper und es sei $n ∈ $ eine
Zahl. Dann sind die folgenden Aussagen gleichbedeutend.
\begin{itemize}
\item Jede algebraische Teilmenge des $𝔸^n_k$ kann auf eindeutige Weise als
echte Vereinigung von irreduziblen algebraischen Mengen geschrieben werden.
\item Jedes Radikalideal im Ring $k[x_1, …, x_n]$ kann auf eindeutige Weise
als echter Durchschnitt von Primidealen geschrieben werden. \qed
\end{itemize}
\end{prop}
Wenn Sie sich bei Proposition~\ref{prop:ziic} an die Aussage erinnert fühlen,
dass jede Zahl auf eindeutige Weise als Produkt von Primzahlen geschrieben
werden kann, liegen Sie natürlich völlig richtig.
\subsection{Existenz und Eindeutigkeit von Zerlegungen}
\sideremark{Vorlesung 7}Um den Abschnitt abzuschließen, muss ich noch zeigen,
dass eine Zerlegung tatsächlich existiert.
\begin{satz}[Existenz und Eindeutigkeit von Zerlegung in irreduzible Komponenten]\label{satz:6-2-3}
Es sei $k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper und es $X ⊆ 𝔸_k^n$ eine
algebraische Teilmenge. Dann existiert eine Darstellung von $X$ als
Vereinigung von irreduziblen algebraischen Teilmengen,
\[
X = X_1 X_r
\]
wobei zusätzlich für alle Indizes $i ≠ j$ die Bedingung $X_i ⊄ X_j$ gilt. Die
Darstellung ist eindeutig bis auf die Reihenfolge.
\end{satz}
\begin{notation}[Irreduzible Komponenten einer algebraischen Menge]
In der Situation von Satz~\ref{satz:6-2-3} werden die $X_$ als die
\emph{irreduziblen Komponenten von $X$}\index{irreduzible Komponente einer
algebraischen Menge} bezeichnet.
\end{notation}
Der Beweis von Satz~\ref{satz:6-2-3} kommt gleich. Zuerst benötige ich noch
einige Vorüberlegungen.
\begin{lem}[Existenz minimaler Mengen]
Es sei $k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper, es sei $n ∈ $ eine Zahl
und es sei
\[
X ⊆ \mathcal{P}(𝔸^n_k)
\]
eine nicht-leere Menge von algebraischen Mengen des $𝔸^n_k$. Dann besitzt $X$
ein Element, das minimales bezüglich Inklusion minimal ist.
\end{lem}
\begin{proof}
Nach dem \href{https://de.wikipedia.org/wiki/Lemma_von_Zorn}{Lemma von
Zorn}\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Max_August_Zorn}{Max
August Zorn} (* 6. Juni 1906 in Krefeld; † 9. März 1993 in Bloomington,
Indiana, USA) war ein US-amerikanischer Professor der Mathematik deutscher
Abstammung.} genügt es zu zeigen, dass jede absteigende Kette
\[
X_1 ⊇ X_2 ⊇ ⋯
\]
von algebraischen Mengen stationär wird. Mit anderen Worten:
\[
∃ m ∈ : X_m = X_{m+1} = X_{m+2} = ⋯
\]
gilt. Wir betrachten die zugehörige Kette von Idealen $I(X_1) ⊆ I(X_2) ⊆ ⋯$.
Weil der Ring $k[x_1, …, x_n]$ Noethersch ist, wird diese Kette stationär.
Mit anderen Worten:
\[
∃ m ∈ : I(X_m) = I(X_{m+1}) = I(X_{m+2}) = ⋯.
\]
Weil die Abbildungen $I$ und $V$ bijektiv sind, folgt die Behauptung.
\end{proof}
\begin{lem}
Sei $X=X_1 X_r$ irgendeine Darstellung von $X$ als Vereinigung von
endlich vielen irreduziblen algebraischen Mengen. Sei $p ⊇ I(X)$ irgendein
Primideal. Dann gibt es einen Index $i$, sodass $p ⊇ I(X_i)$ ist.
\end{lem}
\begin{proof}
Wir führen einen Widerspruchsbeweis und nehmen an, dass es für jeden Index $i$
ein Element $f_i ∈ I(X_i)p$ gibt. Dann gilt für das Produkt dieser Elemente
die Inklusion
\[
f_1 ⋯ f_r ∈ \bigcap_{i = 1}^r I(X_i) = I(X) ⊆ p.
\]
Kurz: das Produkt der Elemente $f_$ (die alle nicht in $p$ liegen), liegt in
$p$. Dies ist ein Widerspruch zur Annahme, dass $p$ ein Primideal ist.
\end{proof}
\begin{proof}[Beweis von Satz~\ref{satz:6-2-3}, Existenz von Zerlegungen]
\video{7-1}
\end{proof}
\begin{proof}[Beweis von Satz~\ref{satz:6-2-3}, Eindeutigkeit von Zerlegungen]
\video{7-2}
\end{proof}
Wenn Sie sich den Beweis für die Existenz von Zerlegungen anschauen, werden Sie
sehen: der tiefere Grund für die Existenz ist der
\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Hilbertscher_Basissatz}{Hilbertsche
Basissatz}, nach dem der Polynomring $k[x_1, …, x_n]$ Noethersch ist. Diese
Interpretation der Noether-Eigenschaft ist vielleicht wieder einen Eintrag in
unser Wörterbuch wert. Tabelle~\ref{tab:6-1} fasst die Ergebnisse dieses
Kapitels zusammen.
\begin{table}
\centering
\begin{tabular}{p{7cm}p{7cm}}
\rowcolor{lightgray} \textbf{Algebra} & \textbf{Geometrie} \\
Radikalideale & algebraische Mengen \\
maximale Ideale & Punkte \\
Primideale & irreduzible Mengen \\
Radikalideale sind Durchschnitte von Primidealen & Zerlegung von algebraischen Mengen in irreduzible Komponenten \\
Noether-Eigenschaft des Polynomrings & Existenz von Zerlegungen
\end{tabular}
\caption{Wörterbuch: algebraische Teilmengen des affinen Raums}
\label{tab:6-1}
\end{table}
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\chapter{Der affine Koordinatenring}
\section{Koordinatenringe}
\label{sec:7-1}
Im nächsten Kapitel werden wir ernsthaft anfangen, zu rechnen. Vorher möchte
ich in aller Kürze noch ein weiteres algebraisches Objekt einführen und dessen
geometrische Bedeutung klären. Um zu erklären, worum es überhaupt geht,
betrachte man ein Radikalideal $J ⊂ [x_1, …, x_n]$ mit zugehörender
algebraischer Menge $X := V(J)𝔸^n_{}$. Dann kann man den Restklassenring
$[x_1, …, x_n] / J$ wie folgt interpretieren:
\begin{itemize}
\item Zuerst kann ich den Polynomring $[x_1, …, x_n]$ als Unterring des Rings
$\cC(𝔸^n_{})$ der komplexwertigen stetigen Funktionen auffassen.
\item Analog betrachte ich den Ring $\cC(X)$ der auf $X$ stetigen
komplexwertigen Funktionen.
\item Als Nächstes betrachte ich die Einschränkungsabbildung
$\cC(𝔸^n_{})\cC(X)$ und erhalte eine Folge von Ringmorphismen
\[
\begin{tikzcd}[column sep=2.2cm]
[x_1, …, x_n] \ar[r, hook] & \cC⁰(𝔸^n_{}) \ar[r, "\text{Einschränkung}"] & \cC⁰(X).
\end{tikzcd}
\]
Die verkettete Abbildung bezeichne ich mit $φ : [x_1, …, x_n]\cC(X)$.
\end{itemize}
Die wesentliche Beobachtung ist, dass die Gleichheit $J = \ker(\varphi)$ gilt.
Nach dem Homomorphiesatz ist der Quotientenring
\[
\factor{[x_1, …, x_n]}{J}\img φ ⊆ \cC⁰(X)
\]
also der Unterring der durch Polynome repräsentierbaren komplexwertigen stetigen
Funktionen auf $X$. Mit dieser Identifikation entsprechen die Funktionen
$φ(x_1), …, φ(x_n)$ den Koordinationenfunktionen auf $X$. Dies motiviert die
folgende Definition.
\begin{defn}[Affiner Koordinatenring]\label{def:7-0-1}
Es sei $k$ ein Körper, es sei $n$ eine Zahl und es sei $X ⊂ 𝔸^n_k$ eine
algebraische Menge. Dann wird der Quotientenring
\[
\factor{k[x_1, …, x_n]}{I(X)}
\]
als der \emph{affine Koordinatenring von $X$}\index{affiner Koordinatenring}
bezeichnet. Für diesen Ring ist die Schreibweise $k[X]$ üblich.
\end{defn}
\begin{bemerkung}
Situation wie in Definition~\ref{def:7-0-1}. Beachten Sie, dass der affine
Koordinatenring $k[X]$ in natürlicher Weise die Struktur einer $k$-Algebra
trägt. Das wird noch wichtig werden.
\end{bemerkung}
Ich frage in diesem kurzen Kapitel nach der geometrischen Bedeutung des affinen
Koordinatenringes. Nach Satz~\vref{satz:6-1-3} können wir jetzt schon sagen,
dass eine algebraische Menge $X$ genau dann irreduzibel ist, wenn der affine
Koordinatenring nullteilerfrei ist.
\begin{aufgabe}
Betrachten Sie noch einmal das Achsenkreuz, unser zentrales Beispiel für eine
reduzible algebraische Menge. Vollziehen Sie an diesem Beispiel noch einmal
nach, dass der affine Koordinatenring tatsächlich Nullteiler hat und finden
Sie Nullteiler, die in direkter Beziehung zur Zerlegung des Achsenkreuzes
stehen.
\end{aufgabe}
\section{Morphismen}
Irreduzibilität ist nicht die einzige Eigenschaft einer algebraischen Menge, die
man am affinen Koordinatenring ablesen kann. Um Ihnen die geometrische
Bedeutung des Koordinatenringes genau zu erklären, muss ich aber erst einmal
sagen, was ein ``Morphismus von algebraischen Mengen'' eigentlich sein soll.
Die Sache ist eigentlich sehr einfach.
\begin{defn}[Morphismus von algebraischen Mengen]
Es sei $k$ ein Körper, es seien $n$ und $m$ Zahlen und es seien algebraische
Mengen $X ⊂ 𝔸^n_k$ und $Y ⊂ 𝔸^m_k$ gegeben; wir bezeichnen die Koordinaten auf
dem $𝔸^n_k$ mit $x_1, …, x_n$. Eine Abbildung $f : X \rightarrow Y$ heißt
\emph{polynomiale Abbildung}\index{polynomiale Abbildung} oder
\emph{Morphismus von algebraischen Mengen}\index{Morphismus von algebraischen
Mengen}, wenn es Polynome $f_1, …, f_m ∈ k[x_1, …, x_n]$ gibt, sodass für
jeden Punkt $\vec{x} ∈ X$ die Gleichung
\[
f(\vec{x}) =
\begin{pmatrix}
f_1(\vec{x}) \\
\vdots \\
f_m(\vec{x})
\end{pmatrix}
\]
gilt.
\end{defn}
\begin{bsp}\label{bsp:7-1-2}
Es sei $k$ ein Körper. Die polynomiale Abbildung
\[
f : 𝔸¹_k → 𝔸³_k, \quad t ↦ (t,t²,t³)
\]
liefert einen Morphismus von $𝔸_$ in die algebraische Menge
$V \bigl(y-x²,z-\bigr) ⊆ 𝔸³_k$.
\end{bsp}
\begin{bsp}\label{bsp:7-1-3}
Die polynomiale Abbildung
\[
f : 𝔸¹_ → 𝔸²_, \quad t ↦ (t²,t³)
\]
liefert einen surjektiven Morphismus von $𝔸¹_$ in die algebraische Menge
$V \bigl(-\bigr) ⊆ 𝔸²_$. Die Bildmenge $V \bigl(-\bigr)$ heißt
``Neilsche Parabel''. Zeichnen Sie ein reelles Bild dieser Menge. Finden Sie
heraus, welche Eigenschaft die Neilsche Parabel zu einer ganz besonderen Kurve
macht. Besorgen Sie sich die ungekürzte Originalausgabe des Romans ``Moby
Dick'' und finden Sie die Stelle, an der die Neilsche Parabel eine Rolle
spielt. Tipp: ein Stück Seife spielt auch eine Rolle.
\end{bsp}
\begin{bsp}\label{bsp:7-1-4}
Die polynomiale Abbildung
\[
f : 𝔸²_ → 𝔸³_, \quad (x,y) ↦ (x², x·y, y²)
\]
liefert einen Morphismus von $𝔸²_$ in die algebraische Menge
$V \bigl(ac-\bigr) ⊆ 𝔸³_$. Was macht diese Abbildung geometrisch?
\end{bsp}
\begin{defn}[Isomorphismen]
Es sei $k$ ein Körper und es seien $n$ und $m$ Zahlen gegeben. Zwei
algebraische Mengen $X ⊂ 𝔸^n_k$ und $Y ⊂ 𝔸^m_k$ heißen
\emph{isomorph}\index{isomorphe algebraische Mengen}, wenn es Morphismen
$f:V → W$ und $g:W → V$ gibt, sodass $g◦f = \Id_X$ und $f◦g = \Id_Y$ ist. In
diesem Fall nennt man die Morphismen $g$ und $f$
\emph{Isomorphismen}\index{Isomorphismen von algebraischen Mengen}.
\end{defn}
\begin{bsp}
Beweisen Sie, dass der Morphismus aus Beispiel~\ref{bsp:7-1-2} ein
Isomorphismus ist. Der Morphismus aus Beispiel~\ref{bsp:7-1-4} ist nicht
injektiv, also garantiert kein Isomorphismus.
\end{bsp}
\begin{aufgabe}
Beweisen Sie, dass der Morphismus aus Beispiel~\ref{bsp:7-1-3} zwar bijektiv,
aber dennoch kein Isomorphismus ist! Wir lernen, dass bijektive Morphismen
von algebraischen Mengen keine Isomorphismen sein müssen. Das war bei
Vektorraummorphismen noch ganz anders.
\end{aufgabe}
\section{Morphismen von Koordinatenringen und von algebraischen Mengen}
\label{sec:7-3}
Was haben Koordinatenringe mit Morphismen zu tun? Um den Zusammenhang präzise
zu klären, lege ich erst einmal die Notation für die kommende Diskussion fest.
\begin{situation}\label{sit:7-2-1}
Es sei $k$ ein Körper, es seien $n$ und $m$ Zahlen und es seien algebraische
Mengen $X ⊂ 𝔸^n_k$ und $Y ⊂ 𝔸^m_k$ gegeben; wir bezeichnen die Koordinaten auf
dem $𝔸^n_k$ mit $x_1, …, x_n$ und die Koordinaten auf dem $𝔸^m_k$ mit
$y_1, …, y_m$. Die affinen Koordinatenringe sind dann
\[
k[X] = \factor{k[x_1, …, x_n]}{I(X)} %
\quad\text{und}\quad %
k[Y] = \factor{k[y_1, …, y_m]}{I(Y)}.
\]
\end{situation}
\subsection{Von Morphismen zwischen Mengen zu Morphismen der Koordinatenringe}
\label{sec:7-2-1}
In Situation~\ref{sit:7-2-1} sei ein Morphismus $f : X → Y$ von algebraischen
Mengen gegeben. Nach Definition gibt es also Polynome
$f_1, …, f_m ∈ k[x_1, …, x_n]$, sodass jeden Punkt $\vec{x} ∈ X$ die Gleichung
\[
f(\vec{x}) =
\begin{pmatrix}
f_1(\vec{x}) \\
\vdots \\
f_m(\vec{x})
\end{pmatrix}
\]
gilt. Wir definieren damit die folgende ``Rückzugsabbildung''
\[
\begin{matrix}
φ^* & : & k[y_1, …, y_m] && k[x_1, …, x_n] \\
&& g(y_1, …, y_m) && g\Bigl(f_1(x_1, …, x_n), …, f_m(x_1, …, x_n)\Bigr).
\end{matrix}
\]
Wir beobachten, dass es sich bei $φ^*$ nicht nur um einen Ringmorphismus,
sondern sogar um einen Morphismus von $k$-Algebren handelt. Die Abbildung $f$
bildet die Menge $X$ in die Menge $Y$ ab. Wenn ein Polynom $g ∈ k[y_1, …, y_m]$
auf der Menge $Y$ verschwindet, also $g ∈ I(Y)$, dann verschwindet die Funktion
$φ^*(g) ∈ k[x_1, …, x_n]$ dann logischerweise auf der Menge $X$; es gilt also
$φ^*(g) ∈ I(X)$. Als Konsequenz sehen wir, dass die Abbildung $φ^*$ einen
wohldefinierten $k$-Algebramorphismus zwischen den affinen Koordinatenringen
liefert, den man typischerweise mit
\[
f^* : K[Y] → K[X]
\]
bezeichnet.
\begin{aufgabe}
In dieser Konstruktion mussten wir Polynome $f_1, …, f_n$ wählen, die durch
unsere Annahmen nicht eindeutig festgelegt sind. Zeigen Sie an einem
Beispiel, dass die Abbildung $φ^*$ in nicht-trivialer Weise von der Wahl der
$f_$ abhängt. Beweisen Sie im Gegensatz dazu, dass der $k$-Algebramorphismus
$f^*$ unabhängig von der Wahl der $f_$ ist.
\end{aufgabe}
\subsection{Von Morphismen der Koordinatenringe zu Morphismen zwischen Mengen}
\label{sec:7-2-2}
In Situation~\ref{sit:7-2-1} sei ein $k$-Algebramorphismus $f^* : k[Y] → k[X]$
der affinen Koordinatenringe gegeben. Für jeden Index $1 ≤ i ≤ m$ wählen wir
dann ein Polynom $f_i ∈ k[x_1, …, x_n]$, sodass die Restklasse $[f_i] ∈ k[X]$
exakt das Bild der Restklasse $[y_i] ∈ k[Y]$ unter der Abbildung $f^*$ ist,
\begin{equation}\label{eq:7-2-2-1}
f^* \Bigl( [y_i] \Bigr) = [f_i].
\end{equation}
Als Nächstes definieren wir eine ``Rückzugsabbildung'',
\[
\begin{matrix}
φ^* & : & k[y_1, …, y_m] && k[x_1, …, x_n] \\
&& g(y_1, …, y_m) && g\Bigl(f_1(x_1, …, x_n), …, f_m(x_1, …, x_n)\Bigr),
\end{matrix}
\]
die uns bekannt vorkommt. Offenbar gilt für jeden Index $i$ die Gleichheit
$φ^*(y_i) = f_i$, also gilt nach~\eqref{eq:7-2-2-1} die folgende Gleichheit von
Restklassen in $k[X]$,
\[
\bigl[φ^*(y_i) \bigr] = f^*\bigl([y_i]\bigr), \quad \forall i.
\]
Aus der Linearität folgt dann die allgemeinere Gleichheit von Restklassen in
$k[X]$,
\[
\bigl[φ^*(g) \bigr] = f^*\bigl([g]\bigr), \quad \forall g ∈ k[y_1, …, y_m].
\]
Insbesondere gilt für alle $g ∈ I(Y)$ die Gleichheit $[g] = 0 ∈ k[Y]$ und
deshalb
\[
\bigl[φ^*(g) \bigr] = f^*\bigl([g]\bigr) = f^*\bigl(0\bigr) = 0 ∈ k[X].
\]
Wir erkennen also, dass die Abbildung $φ^*$ das Ideal $I(Y)$ auf $I(X)$
abbildet. Diese Erkenntnis wird nützlich werden, wenn wir die folgende
polynomiale Abbildung betrachten,
\[
φ : 𝔸^n_k → 𝔸^m_k, \quad \vec{x}
\begin{pmatrix}
f_1(\vec{x}) \\
\vdots \\
f_m(\vec{x})
\end{pmatrix}.
\]
Sei jetzt nämlich ein Punkt $\vec{x} ∈ X$ gegeben. Ich behaupte, dass
$φ(\vec{x}) ∈ Y$ liegt. Äquivalent: ich behaupte, dass jedes
$g\bigl( φ(\vec{x}) \bigr) = 0$ ist für jedes $g ∈ I(Y)$. Sei also ein solches
$g$ gegeben. Dann ist nach Konstruktion der Abbildung $φ$
\[
g\bigl( φ(\vec{x}) \bigr) = \bigl( φ^*(g) \bigr)(\vec{x}),
\]
wir hatten aber gerade erst gesehen, dass $φ^*(g) ∈ I(X)$ liegt, also auf
$\vec{x}$ verschwindet.
Zusammenfassung: durch Einschränkung auf $X$ liefert die Abbildung $φ$ einen
Morphismus $f : X → Y$.
\subsection{Koordinatenringe und Morphismen}
Es wird Sie nicht überraschen: Die Konstruktionen aus den
Abschnitten~\ref{sec:7-2-1} und \ref{sec:7-2-2} sind zueinander invers. Ich
lasse Ihnen den detaillierten Beweis als Hausaufgabe und halte das Ergebnis
fest.
\begin{satz}[Koordinatenringe und Morphismen]\label{satz:7-3-3}
In Situation~\ref{sit:7-2-1} liefern die Konstruktionen aus den
Abschnitten~\ref{sec:7-2-1} und \ref{sec:7-2-2} zueinander inverse Bijektionen
\[
\bigl\{ \text{ Morphismen } X → Y \bigr\} \leftrightarrow \bigl\{ \text{
$k$-Algebrahomomorphismen $k[Y] → k[X]$ } \bigr\}. \eqno \qed
\]
\end{satz}
Inbesondere ist klar, dass jede algebraische Eigenschaft der Ringmorphismen
einer geometrischen Eigenschaft des Varietätenmorphismus entsprechen muss. Ich
diskutiere hier nur das allererste Beispiel.
\begin{prop}[Injektive Abbildungen zwischen Koordinatenringen]\label{prop:7-3-4}
In Situation~\ref{sit:7-2-1} sei $k$ algebraisch abgeschlossen und die
algebraischen Mengen $X$ und $Y$ seien irreduzibel. Weiter es sei
$f : X → Y$ ein Morphismus von algebraischen Mengen. Dann sind folgende
Aussagen äquivalent.
\begin{enumerate}
\item Die Abbildung $f^* : k[Y] → k[X]$ ist injektiv.
\item Die Bildmenge $f(X) ⊂ Y$ ist dicht bezüglich der
Zariski-Topologie. Mit anderen Worten: jede algebraische Teilmenge
$Y' ⊆ Y$, die $f(X)$ enthält, ist gleich $Y$.
\end{enumerate}
\end{prop}
\begin{proof}
Angenommen, die Abbildung $f^* : k[Y] → k[X]$ ist nicht injektiv. Dann gibt
es eine Element $g ∈ k[Y] \{0\}$, sodass $0 = f^*(g) = g◦ f$
ist. Dann ist aber die Bildmenge $f(X)$ in der algebraischen Teilmenge
$\{g=0\} ⊊ Y$ enthalten.
Angenommen, die Bildmenge $f(X)$ sei in einer echten algebraischen Teilmenge
$Y' ⊊ Y$ enthalten. Sei $g ∈ k[Y]$ eine nicht-triviale Funktion,
die auf $Y'$ verschwindet. Dann ist $0 = g◦ f = f^*(g)$, also ist $f^*$
nicht injektiv.
\end{proof}
\begin{prop}[Surjektive Abbildungen zwischen Koordinatenringen]\label{prop:7-3-5}
In Situation~\ref{sit:7-2-1} sei $k$ algebraisch abgeschlossen. Weiter es sei
$f : X → Y$ ein Morphismus von algebraischen Mengen. Falls die Abbildung
$f^* : k[Y] → k[X]$ surjektiv ist, dann ist die Abbildung $f$ injektiv.
\end{prop}
\begin{proof}
Hausaufgabe!
\end{proof}
\begin{frage}
Wo habe ich im Beweis von Proposition~\ref{prop:7-3-4} die Annahme ``$k$
algebraisch abgeschlossen'' verwendet. Ist der Satz vielleicht auch ohne
diese Annahme richtig?
\end{frage}
Es gilt sogar mehr: Die Konstruktionen aus den Abschnitten~\ref{sec:7-2-1} und
\ref{sec:7-2-2} sind \emph{funktoriell}\index{Funktorialität}. Damit ist
Folgendes gemeint: wenn eine Kette von Morphismen zwischen algebraischen Mengen
gegeben ist,
\[
\begin{tikzcd}
X \ar[r, "f"] & Y \ar[r, "g"] & Z,
\end{tikzcd}
\]
dann ist $g^* ◦ f^* = (g◦ f)^*$. Anders herum: wenn eine Kette von Morphismen
von $k$-Algebren gegeben ist,
\[
\begin{tikzcd}
k[Z] \ar[r, "g^*"] & k[Y] \ar[r, "f^*"] & k[X],
\end{tikzcd}
\]
mit zugehörenden Abbildungen und $f : X → Z$ und $g: Y → Z$, dann ist $g◦f$ die
zu $f^*◦g^*$ gehörende Abbildung. Insbesondere sehen wir: zwei algebraischen
Mengen $X$ und $Y$ sind genau dann isomorph, wenn die affinen Koordinatenringe
$k[X]$ und $k[Y]$ isomorphe $k$-Algebren sind. Der affine Koordinatenring legt
die algebraische Menge also bis auf Isomorphie fest!
\subsection{Reduzierte Ringe}
Die nächste Frage: wann ist eine $k$-Algebra $R$ der affine Koordinatenring
einer algebraischen Varietät, also von der Form $k[x_1, …, x_n]/I$, wobei $I$
ein Radikalideal ist? Klar ist, dass die affinen Koordinatenringe folgende
Eigenschaften haben.\CounterStep
\begin{enumerate}
\item Sie sind als $k$-Algebra endlich erzeugt (klar, denn die Polynome
$x_1, …, x_n$ sind Erzeuger).
\item Wenn $f ≠ 0$, dann ist auch $f^n ≠ 0$ für alle $n ∈ $ (klar,
denn sonst wäre $I$ kein Radikal).
\end{enumerate}
\begin{definition}[Nilpotente Elemente]
Es sei $R$ ein Ring und es sei $f ∈ R$. Man nennt $f$
\emph{nilpotent}\index{nilpotent}, wenn es ein Element $n ∈ $ gibt, so
dass $f^n = 0$ ist.
\end{definition}
\begin{notation}[Reduzierte Ringe]
Es sei $k$ ein Körper. Endlich erzeugte $k$-Algebren ohne nilpotente Elemente
werden auch als \emph{reduzierte Ringe}\index{reduzierter Ring} bezeichnet.
\end{notation}
\begin{beobachtung}\label{beob:7-3-9}
Es sei $k$ ein Körper und es sei $R$ eine endliche erzeugte $k$-Algebra ohne
nilpotente Elemente. Dann ist $R$ isomorph zum affinen Koordinatenring einer
Varietät. Wenn nämlich $e_1, …, e_n ∈ R$ Erzeuger sind, dann betrachte die
Substitutionsabbildung
\[
φ : k[x_1, …, x_n] → R, \quad f ↦ f(e_1, …, e_n).
\]
Die Annahme, dass $R$ keine nilpotenten Elemente enthält, stellt sicher, dass
$I := \ker φ$ ein Radikalideal ist. Nach dem Homomorphiesatz ist $R$ isomorph
zu $k[x_1, …, x_n]/I$, und weil $I$ ein Radikalideal ist, ist dies isomorph
zum affinen Koordinatenring von $V(I)$.
\end{beobachtung}
Zusammenfassung: die Konstruktionen aus den Abschnitten~\ref{sec:7-2-1} und
\ref{sec:7-2-2} liefern zueinander inverse Bijektionen zwischen den
Isomorphieklassen von algebraischen Mengen und den Isomorphieklassen von
reduzierten Ringen.
\subsubsection{Diskussion}
In der Geometrie unterscheidet man klassischerweise zwischen ``extrinsischen''
und ``intrinsischen'' Eigenschaften. Wenn ich zum Beispiel ``Flächen im Raum''
diskutiere, dann sind extrinsische Eigenschaften solche, die davon abhängen, wie
die Fläche in den Raum eingebettet ist (``Enthält die Fläche Geraden?''). Im
Gegensatz dazu hängen intrinsische Eigenschaften der Fläche nicht von der Wahl
einer speziellen Einbettung in den Raum ab (``Was ist die Krümmung? Wie sieht
die Symmetriegruppe aus?'').
Wenn zwei algebraische Mengen isomorph sind, sagt uns die Anschauung ``Die
Varietäten sind gleich, nur auf unterschiedliche Art in affine Räume
eingebettet''. Der Diskussion aus dem letzten Abschnitt legt nahe, dass das
richtige algebraische Objekt, welches die intrinsische Geometrie von Varietäten
beschreibt, der affine Koordinatenring ist. Dieser Standpunkt wurde von
insbesondere von Alexander
Grothendieck\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_Grothendieck}{Alexander
Grothendieck} (* 28. März 1928 in Berlin; † 13. November 2014 in
Saint-Lizier in der Nähe von Saint-Girons, Département Ariège) war ein
deutsch-stämmiger französischer Mathematiker. Er war Begründer einer eigenen
Schule der algebraischen Geometrie, deren Entwicklung er in den 1960er Jahren
maßgeblich beeinflusste. 1966 wurde ihm die als höchste Auszeichnung in der
Mathematik anerkannte Fields-Medaille verliehen. Beeinflusst durch politische
Ideen des Mai 1968 in Frankreich, zog er sich bereits um 1970 weitgehend aus
seiner zentralen Position im mathematischen Leben von Paris zurück. 1991
verschwand er völlig aus der Öffentlichkeit; sein letzter Aufenthaltsort in
den Pyrenäen war nur wenigen Freunden bekannt.} vertreten und hat sich als
eine sehr einflussreich und weit führend herausgestellt. Hier ließe sich noch
sehr viel sagen und es ließen sich
\href{https://www.ams.org/notices/200409/fea-grothendieck-part1.pdf}{viele
Geschichten} erzählen, aber vielleicht ist jetzt noch nicht der richtige
Zeitpunkt dafür …
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\chapter{Gröbnerbasen}
Der Inhalt dieses Kapitels ist auch in vielen anderen Quellen gut erklärt.
Werfen Sie einen Blick in das
\href{http://hilbert.math.uni-mannheim.de/~seiler/CA17/CASkript17.pdf}{Skript
des Mannheimer Kollegen Seiler}, das
\href{https://www.mathematik.tu-dortmund.de/sites/daniel-plaumann/download/AG.pdf}{Skript
des Dortmunder Kollegen Plaumann} und schauen Sie sich das Buch
\cite{MR3330490} an, das Sie kostenlos im Universitätsnetz herunterladen können.
\section{Liegt mein Element im Ideal?}
\sideremark{Vorlesung 8}Gegeben einen algebraisch abgeschlossenen Körper $k$ und
eine algebraische Menge $V(I)𝔸^n_k$, dann ist die einfachste Frage, die ich
stellen kann: ist die Menge $V(I)$ leer? Nach dem Hilbertschen Nullstellensatz
äquivalent zu der Frage, ob $1 ∈ I$ ist. In diesem Kapitel möchte ich erklären,
wie man diese Frage beantworten kann. Ich beantworte sogar die folgende, etwas
allgemeinere Frage~\ref{frage:8-0-1}. Die folgende Notation wird durchweg
verwendet.
\begin{situation}\label{sit:8-1-1}
Es sei $k$ ein Körper und es seien Polynome $f_1, …, f_m ∈ k[x_1, …, x_n]$
gegeben. Wir betrachten das Ideal $I := (f_1, …, f_m)$.
\end{situation}
\begin{frage}[Ideal Membership Problem]\label{frage:8-0-1}
Wie kann ich in Situation~\ref{sit:8-1-1} entscheiden kann, ob ein gegebenes
Polynom $f ∈ k[x_1, …, x_n]$ im Ideal $I$ liegt? Mit anderen Worten: Wie kann
ich entscheiden, ob Polynome $g_1, …, g_m ∈ k[x_1, …, x_n]$ existieren, sodass
die Gleichung
\begin{equation}\label{eq:8-0-0-1}
f = \sum_{i=1}^m g_i· f_i
\end{equation}
erfüllt ist?
\end{frage}
\begin{beobachtung}
Wenn man von vornherein sagen könnte, wie groß der Grad der Polynome $g_i$
maximal ist, könnte man Gleichung~\eqref{eq:8-0-0-1} als lineares
Gleichungssystem an die Koeffizienten der $g_i$ verstehen und lösen.
\end{beobachtung}
Gradabschätzungen für potenzielle Polynome $g_i$ gibt es. Sie wurden meines
Wissens nach zuerst 1926 von Grete
Hermann\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Grete_Hermann}{Grete
Hermann} oder Grete Henry oder Grete Henry-Hermann (* 2. März 1901 in
Bremen; † 15. April 1984 in Bremen) war eine deutsche Mathematikerin,
Physikerin, Philosophin und Pädagogin, die mit Physikern wie Werner Heisenberg
und anderen Wissenschaftlern ihrer Zeit in Diskussion über die Entwicklung vor
allem der modernen Quantenphysik stand.} bewiesen, die in Freiburg studierte,
\cite{MR1512302}. Inzwischen wurden die Abschätzung zwar dramatisch verbessert,
\cite{MR944576}, liefern aber nach wie vor kein praktisch brauchbares Verfahren.
In dieser Vorlesung soll daher eine andere Methode vorgestellt werden, die sich
gut für die Implementierung auf Computern eignet. Dazu ändere ich
Frage~\ref{frage:8-0-1} etwas ab.
\begin{frage}\label{frage:8-1-3}
In der Situation aus Frage~\ref{frage:8-0-1}, kann ich für jedes Polynom
$f ∈ k[x_1, …, x_n]$ einen ``kanonischen Repräsentanten'' der Restklasse
\[
[f] ∈ \factor{k[x_1, …, x_n]}{I}
\]
finden, der idealerweise in der Praxis auch noch gut berechenbar ist?
\end{frage}
Falls ich Frage~\ref{frage:8-1-3} positiv beantworten kann, kann ich das Ideal
Membership Problem lösen. Gegeben ein Polynom $f$, dann berechne ich einfach
die kanonischen Repräsentanten für die Restklassen $[f]$ und $[0]$ und
vergleiche diese. Dann gilt offenbar: Das Polynom $f$ ist genau dann in $I$,
wenn die kanonischen Repräsentanten gleich sind. So einfach ist das.
\section{Monomiale Ideale}
Um nicht sofort ins kalte Wasser zu springen, beantworten wir
Frage~\ref{frage:8-1-3} zuerst im einfachen Fall von ``monomialen Idealen''.
Was das sein soll, erkläre ich jetzt.
\begin{definition}[Monome, Terme]
Es sei $k$ ein Körper. Ein \emph{Monom}\index{Monom!im Polynomring} ist ein
normiertes Polynom in $k[x_1, …, x_n]$, welches nur aus einem Summanden
besteht. Elemente der Menge
\[
\{ λ·m ∈ k[x_1, …, x_n] \:: λ ∈ k^*, m \text{ ein Monom}\}
\]
nennt man \emph{Terme}\index{Term!im Polynomring}.
\end{definition}
\begin{bemerkung}
Die $0$ ist per Definition kein Monom und kein Term.
\end{bemerkung}
\begin{bsp}
Die Polynome $$, $$ und $x·y²$ sind Monome auf $[x,y]$. Das Polynom
$14·x²·y$ ist ein Term. Das Polynom $-$ ist kein Monom und kein Term.
Jedes Polynom kann auf eindeutige Weise als Summe von Termen geschrieben
werden.
\end{bsp}
\begin{notation}[Multi-Index-Schreibweise]
Beim Umgang mit Monomen verwenden wir oft Multi-Index-Schreibweise: Statt
$x_1^{α_1}·x_2^{α_2}⋯ x_n^{α_m}$ schreibe ich kurz $x^A$. Dabei soll
$A =(α_1, …, α_m)$ und $x = (x_1, …, x_n)$ sein. Manchmal schreibe ich
vielleicht auch $\vec{A}$ und $\vec{x}$.
\end{notation}
\begin{beobachtung}
Es sei $k$ ein Körper und es seien $A =(α_1, …, α_m)$ und
$B =(β_1, …, β_m)^m$, mit zugehörigen Monomen $x^A$ und
$x^B ∈ k[x_1, …, x_n]$. Dann gilt Folgendes.
\begin{enumerate}
\item Es ist $x^A · x^B = x^{A+B}$
\item Das Monom $x^A$ teilt $x^B$ genau dann, wenn für alle Indizes $i$ die
Ungleichung $a_i ≤ b_i$ gilt.
\item Es ist $\kgV(x^A,x^B) = x_1^{\max(α_1, β_1)} ⋯ x_n^{\max(α_m, β_m)}$.
\item Es ist $\ggT(x^A,x^B) = x_1^{\min(α_1_1)} ⋯ x_n^{\min(α_m, β_m)}$.
\end{enumerate}
\end{beobachtung}
\begin{definition}[Monimiales Ideal]
Es sei $k$ ein Körper. Ein Ideal $J ⊂ k[x_1, …, x_n]$ heißt
\emph{monomial}\index{monomiales Ideal}, wenn es Monome $M_1, …, M_a$ gibt,
sodass die Gleichheit $J = (M_1, …, M_a)$ gilt.
\end{definition}
Für monomiale Ideale mit gegebenem Satz von Erzeugern löst das folgende Lemma
die Aufgabe ``finde einen möglichst kanonischen Repräsentanten'' vollständig.
\begin{lem}[Division mit Rest für monomiale Ideale]\label{lem:8-1-6}
In Situation~\ref{sit:8-1-1} seien die $f_1, …, f_m$ Monome. Dann gibt es zu
jedem Polynom $f ∈ k[x_1, …, x_n]$ genau ein $h ∈ k[x_1, …, x_n]$, sodass
Folgendes gilt.
\begin{enumerate}
\item\label{il:8-1-6-1} Die Restklassen der Polynome $f$ und $h$ im
Quotientenring $\factor{k[x_1, …, x_n]}{I}$ sind gleich.
\item\label{il:8-1-6-2} Kein Term von $h$ wird von einem der Monome
$f_$ geteilt.
\end{enumerate}
\end{lem}
\begin{proof}
Das ist eine Übungsaufgabe, die sie selbst machen müssen. Rechnen Sie ein
paar Beispiele, um zu sehen, was hier passiert. Lesen Sie erst danach weiter.
\end{proof}
\begin{bemerkung}
In Aussage~\ref{il:8-1-6-1} von Lemma~\ref{lem:8-1-6} bedeutet, dass es
Polynome $g_i ∈ k[x_1, …, x_n]$ gibt, sodass die Gleichung
\[
h = f - \sum_{i=1}^m g_i·f_i
\]
gilt. Die Polynome $g_i$ sind aber kein bisschen eindeutig, denn selbst für
das Nullpolynom gibt es immer die Darstellungen
\[
0 = 0 · f_1 + 0 · f_2 = f_2·f_1 - f_1·f_2.
\]
Überlegen Sie sich, dass die $g_i$ eindeutig festgelegt sind, wenn man
zusätzlich verlangt, dass für jeden Index $j$ kein Term von $g_j·f_j$ ein
Vielfaches von einem der Monome $f_1, …, f_{j-1}$ ist.
\end{bemerkung}
\begin{bemerkung}\label{bem:8-2-9}
Aussage~\ref{il:8-1-6-2} kann man auch anders schreiben. Überlegen Sie sich,
dass für jeden Term $t ∈ k[x_1, …, x_n]$ die folgenden Aussage äquivalent
sind.
\begin{enumerate}
\item Der Term $t$ ist Vielfaches eines der Monome $f_$.
\item Der Term $t$ liegt im (monomialen!) Ideal $(f_1, …, f_m)$.
\end{enumerate}
\end{bemerkung}
\begin{bemerkung}
Lemma~\ref{lem:8-1-6} zeigt unter anderem, dass die endlich vielen Monome
\[
\{ x^A \::\: x^A \text{ wird von keinem der $f_$ geteilt } \}
\]
eine $k$-Vektorraumbasis des Quotientenringes $\factor{k[x_1, …, x_n]}{I}$
bilden.
\end{bemerkung}
\section{Leitterme und Monomordnungen}
\subsection{Elimination von Termen}
Unser nächstes Ziel wird sein, Lemma~\ref{lem:8-1-6} auf den Fall von beliebigen
Idealen zu verallgemeinern. Die Grundidee ist einfach: von jedem der $f_i$
wählen wir einen Term aus (dieser wird später ``Leitterm'' genannt werden).
Gegeben einen Index $i$, dann addieren ein geeignetes Vielfaches von $f_i$ zu
$f$ und entfernen so alle Terme, die von dem Leitterm geteilt werden. Ich werde
dieses Vorgehen demnächst präzisieren; zuerst möchte ich einfach nur einige
Beispiele diskutieren.
\begin{bsp}[Elimination von $$]\label{bsp:8-2-2}
Es sei $k$ ein Körper und es sei
\[
f_1 := x² + xy = x(x+y) ∈ k[x,y].
\]
Ich wähle den Term $$ von $f_1$. Rechnen Sie an Beispielen nach, dass ich
dann jedes Polynom $f ∈ k[x,y]$ in der Form $f = g_1·f_1 + h$ schreiben kann,
wobei kein Term des Polynoms $h$ ein Vielfaches von $$ ist\footnote{Das
Polynom $h$ ist also von der Form $h(x,y) = h_0(y) + h_1(y)·x$.}. Der
Algebraiker schreibt
\[
h = f - g_1·f_1
\]
und erklärt seiner Familie stolz, er habe ``aus $f$ alle Terme eliminiert, die
Vielfache von $$ sind''.
\end{bsp}
\begin{bsp}[Elimination von $$]\label{bsp:8-2-3}
Es sei $k$ ein Körper und es sei
\[
f_2 = y² + xy=y(y+x)
\]
Ich wähle den Term $$ von $f_2$. Jetzt kann ich jedes Polynom $f ∈ k[x,y]$
in der Form $f = g_2·f_2 + h$ schreiben kann, wobei kein Term des Polynoms $h$
ein Vielfaches von $$ ist. Mit anderen Worten: ich kann aus $f$ alle Terme
eliminieren, die Vielfache von $$ sind.
\end{bsp}
\begin{beobachtung}\label{beo:8-3-4}
Man könnte sich jetzt fragen, ob es möglich ist, durch Kombination der
Beispiele~\ref{bsp:8-2-2} und \ref{bsp:8-2-3} aus gegebenen Polynomen
gleichzeitig alle Terme mit $$ und alle Termine mit $$ zu eliminieren.
Mit anderen Worten: kann ich jedes Polynom $f$ in der Form
\[
f = g_1·f_1 + g_2·f_2 + h
\]
schreiben, sodass $h$ keine Terme mit $$ und gleichzeitig auch keine Terme
mit $$ enthält? Die Antwort ist ``nein'', denn ansonsten wäre
\[
\bigl\{ [1],[x],[y],[xy] \bigr\}\factor{k[x, y]}{(f_1, f_2)}
\]
ein vierelementiges Erzeugendensystem von $\factor{k[x, y]}{(f_1, f_2)}$ als
$k$-Vektorraum. Es ist aber $(f_1, f_2)(x+y)$. Also gibt es eine
Surjektion
\begin{equation}\label{eq:8-2-4-1}
\factor{k[x, y]}{(f_1, f_2)}\factor{k[x, y]}{(x+y)} ≅ k[x]
\end{equation}
und der letztere Raum ist als $k$-Vektorraum unendlich-dimensional.
\end{beobachtung}
\begin{frage}
Können Sie die Abbildung~\eqref{eq:8-2-4-1} geometrisch interpretieren? Was
geht hier vor?
\end{frage}
\subsection{Monomordnungen}
Was ist der Grund, dass ich in Beobachtung~\ref{beo:8-3-4} nicht beide Leitterme
eliminieren konnte? Antwort: Die Leitterme waren schlecht gewählt. Man sollte
die Terme ($$, $$) nicht wahllos festlegen, sondern muss sie gemäß einer
``Monomordnung'' wählen.
\begin{defn}[Monomordnung]
Es sei $k$ ein Körper. Eine \emph{Monomordnung}\index{Monomordnung} auf
$k[x_1, …, x_n]$ ist eine Wohlordnung ``$$'' auf der Menge der Monome, sodass
für alle Monome $x^A, x^B$ und $x^C ∈ k[x_1, …, x_n]$ die folgenden
Eigenschaften gelten.
\begin{enumerate}
\item Es ist $x^A ≤ x^C·x^A$.
\item Aus $x^A ≤ x^B$ folgt $x^C·x^A ≤ x^C·x^B$.
\end{enumerate}
\end{defn}
\begin{erinnerung}
Eine \href{https://de.wikipedia.org/wiki/Wohlordnung}{Wohlordnung} auf einer
Menge $M$ ist eine Totalordnung, sodass jede nicht-leere Teilmenge ein
kleinstes Element hat. Insbesondere gibt es keine unendliche streng monoton
fallende Folge von Elementen aus $M$.
\end{erinnerung}
\begin{erinnerung}
Eine
\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Ordnungsrelation#Totalordnung}{Totalordnung}
ist eine Relation ``$$'' auf $M$, die reflexiv, antisymmetrisch, transitiv
und total ist.
\end{erinnerung}
\begin{defn}[Leitterm]
Es sei $k$ ein Körper und es sei eine Monomordnung $$ auf dem Polynomring
$k[x_1, …, x_n]$ gewählt. Gegeben $f ∈ k[x_1, …, x_n]$, dann nenne den Term
mit dem größten Monom den \emph{Leitterm von $f$ bezüglich der Monomordnung
$$}\index{Leitterm}. Der Leitterm des Nullpolynoms ist per Definition
gleich $0$. Die Schreibweise $\ini f$ ist üblich, in der Literatur findet
sich auch die Bezeichnung \emph{Initialterm}\index{Initialterm}.
\end{defn}
\sideremark{Vorlesung 9}Wir werden gleich ganz viele konkrete Beispiele sehen.
Zuerst aber noch einmal zurück zur Bemerkung, dass die Terme in den
Beispielen~\ref{bsp:8-2-2} und \ref{bsp:8-2-3} nicht gemäß einer Monomordnung
gewählt waren.
\begin{beobachtung}
Es gibt keine Monomordnung auf $k[x,y]$, sodass
\[
\ini(x² + xy) = x² \quad\text{und}\quad \ini(y² + xy) = y²
\]
ist. Falls es eine solche Ordnung gäbe, dann muss nämlich $y < x$ sein, denn
sonst wäre $xy > x²$ und der Leitterm von $+ xy$ wäre nicht $$. Dann ist
aber $y² < xy$, also ist der Leitterm von $+ xy$ gleich $xy$ und nicht
gleich $$.
\end{beobachtung}
\begin{bsp}[Lexikografische Ordnung]
Bei der \emph{lexikografischen Monomordnung}\index{lexikografische
Monomordnung} auf dem Polynomring $k[x_1, …, x_n]$ gilt
$x_1^{α_1} ⋯ x_n^{α_n} > x_1^{β_1} ⋯ x_n^{β_n}$ genau dann, wenn ein Index $i$
existiert, sodass $α_i > β_i$ gilt und gleichzeitig für alle Indizes $j < i$
die Gleichheit $α_j = β_j$ gilt. Kurz gesagt: Der erste Index $i$, bei dem
sich die Exponenten $α_i$ und $β_i$ unterscheiden, entscheidet. Rechnen Sie
nach, dass dies tatsächlich eine Monomordnung ist! Die quadratischen Polynome
in $k[x_1, x_2, x_3]$ werden durch die lexikografischen Monomordnung wie folgt
sortiert
\[
_1 > x_1 x_2 > x_1 x_3 > x²_2 > x_2x_3 > x²_3.
\]
Vielleicht haben Ihnen ihre Großeltern schon einmal erzählt, dass es früher
statt Wikipedia dicke Bücher gab, die auf Wohnzimmerregalen verstaubten und
für das Haus eine erhebliche Brandlast darstellten. In diesen ``Lexika''
waren die Stichworte in ähnlicher Weise sortiert.
\end{bsp}
\begin{bsp}[Graduiert-lexikografische Ordnung]
Bei der \emph{graduiert-lexikografischen
Monomordnung}\index{graduiert.-lexikografische Monomordnung} auf dem
Polynomring $k[x_1, …, x_n]$ gilt
$x_1^{α_1} ⋯ x_n^{α_n} > x_1^{β_1} ⋯ x_n^{β_n}$ genau dann, wenn eine der folgenden Bedingungen gilt:
\begin{enumerate}
\item Es ist $\sum α_i > \sum β_i$.
\item Es ist $\sum α_i = \sum β_i$ und $x_1^{α_1} ⋯ x_n^{α_n}$ ist bezüglich
der lexikografischen Monomordnung größer als $x_1^{β_1} ⋯ x_n^{β_n}$.
\end{enumerate}
Bei der graduiert-lexikografischen Ordnung entscheidet also zuerst der Grad
der Monome, dann die lexikografische Ordnung.
\end{bsp}
\begin{bsp}[Graduiert-rückwärtslexikografische Ordnung]\label{bsp:8-3-12}
Bei der \emph{graduiert-rückwärtslexikografischen
Monomordnung}\index{graduiert-rückwärtslexikografische Monomordnung} auf dem
Polynomring $k[x_1, …, x_n]$ gilt
$x_1^{α_1} ⋯ x_n^{α_n} > x_1^{β_1} ⋯ x_n^{β_n}$ genau dann, wenn eine der
beiden folgenden Bedingungen gilt.
\begin{itemize}
\item Es ist $\sum α_i > \sum β_i$.
\item Es ist $\sum α_i = \sum β_i$ und der letzte
nicht-verschwindende Eintrag von
\[
(α_1-β_1, …, α_n-β_n) ∈ ^n
\]
ist negativ.
\end{itemize}
Rechnen Sie nach, dass dies tatsächlich eine Monomordnung ist! Die
quadratischen Polynome in $k[x_1, x_2, x_3]$ werden durch die
rückwärtslexikografische Monomordnung wie folgt sortiert
\[
_1 > x_1x_2 > x²_2 > x_1x_3 > x_2x_3 > x²_3.
\]
Der Unterschied zur lexikografischen Ordnung besteht also darin, welches der
Monome $x_2²$ oder $x_1x_3$ bevorzugt wird. Bei den Antipoden gab es früher
graduierte Rückwärtslexika, bei denen die Stichworte auf diese Weise sortiert
waren.
\end{bsp}
\begin{bsp}[Gewichtsordnung]
Es sei $\vec{w} = (w_1, …, w_n)^n$ ein Vektor $$-linear-unabhängiger
reeller Zahlen; wähle zum Beispiel $w_i := \log(p_i)$, wobei die $p_i$
unterschiedlichen Primzahlen sind. Bei der
\emph{Gewichtsordnung}\index{Gewichtsordnung} auf dem Polynomring
$k[x_1, …, x_n]$ gilt $x_1^{α_1} ⋯ x_n^{α_n} > x_1^{β_1} ⋯ x_n^{β_n}$ genau
dann, wenn
\[
\sum_{i=1}^n w_α_i ≤ \sum_{i=1}^n w_i·β_i
\]
ist. Die Unabhängigkeit über $$ garantiert, dass die Gleichheit
$\sum w_i α_i = \sum w_i β_i$ nur dann eintritt, wenn für alle Indizes $i$ die
Gleichung $α_i = β_i$ gilt.
\end{bsp}
\begin{bemerkung}
Weitere Beispiele für coole Monomordnungen gibt es
\href{http://hilbert.math.uni-mannheim.de/~seiler/CA17/CASkript17.pdf}{im
Internet}. Es ist aber eine gute Übung, sich selber ein paar interessante
Beispiele für Monomordnungen zu überlegen.
\end{bemerkung}
\section{Division mit Rest}
Ich hatte angekündigt, das wir Lemma~\ref{lem:8-1-6} auf den Fall von beliebigen
Idealen verallgemeinern werden. Damit war der folgende Satz gemeint. Im
Unterschied zur klassischen ``Polynomdivision mit Rest'' wird in diesem Satz
gleichzeitig durch mehrere Polynome geteilt! Sie finden einen ähnlichen Beweis
und sehr viele Beispiele im Buch \cite[Kapitel~2.3]{MR3330490}, das Sie aus dem
Universitätsnetz kostenlos herunterladen können.
\begin{satz}[Schwache Division mit Rest]\label{satz:8-4-6}
In Situation~\ref{sit:8-1-1} sei eine Monomordnung $$ auf $k[x_1, …, x_n]$
gewählt. Dann gibt es für jedes $f ∈ k[x_1, …, x_n]$ Polynome $g_1, …, g_m$
und $h ∈ k[x_1, …, x_n]$, sodass
\begin{equation}\label{eq:8-4-6-1}
f = \sum_{i=1}^m g_i·f_i + h
\end{equation}
ist und sodass folgende Bedingungen erfüllt sind.
\begin{enumerate}
\item\label{il:8-4-6-2} Für jeden Index $i$ mit $g_i·f_i ≠ 0$ gilt die
Ungleichung $\ini f ≥ \ini (g_i·f_i)$.
\item\label{il:8-4-6-3} Kein Term von $h$ ist Vielfaches von einem der Terme
$\ini f_$. \qed
\end{enumerate}
\end{satz}
\begin{proof}
\begin{algorithm}[t]
\KwData{Situation~\ref{sit:8-1-1} und $f ∈ k[x_1, …, x_n]$}
\KwResult{Polynome $g_1, …, g_m$ und $h ∈ k[x_1, …, x_n]$, sodass \eqref{eq:8-4-6-1}--\ref{il:8-4-6-3} gelten}
\BlankLine
Setze $g_1 := 0$, …, $g_m := 0$\;
Setze $h := 0$\;
Setze $p := f$\;
\BlankLine
\While{$p ≠ 0$}{
\BlankLine
Setze $S := \{ j : \ini f_j \mid \ini p \}$\;
\BlankLine
\eIf{$S =$}{
Setze $h := h + \ini p$ \;
Setze $p := p - \ini p$ \;
}{
Setze $i := \min S$ \;
Setze $q := (\ini p)/(\ini f_i)$ \;
Setze $g_i := g_i + q$ \;
Setze $p := p - q·f_i$ \;
}
}
\caption{Schwache Division mit Rest}
\label{alg:8-4-6}
\end{algorithm}
Statt eines abstrakten Existenzsatzes finden Sie in
Algorithmus~\ref{alg:8-4-6} eine konkrete Vorschrift zur Berechnung der
Polynome $g_$ und $h$. \video{9-1} zeigt, dass der Algorithmus terminiert
und das gewünschte Ergebnis liefert.
\end{proof}
\begin{bemerkung}
Im Satz~\ref{satz:8-4-6} sind die Polynome $g_1, …, g_m$ und $h$ kein bisschen
eindeutig. Falls es Sie interessiert: Es gibt einen ``Starken Divisionssatz''
mit Existenz- und Eindeutigkeitsaussage, bei dem \ref{il:8-4-6-2} durch die
folgende Forderung ersetzt ist.
\begin{enumerate}
\item Für jedes Paar $j < i$ von Indizes gilt: Kein Term von $g_\ini f_i$
ist Vielfaches von $\ini f_j$.
\end{enumerate}
Wir werden diesen stärkeren Divisionssatz im Folgenden aber nicht benötigen.
\end{bemerkung}
\begin{defn}[Divisionsrest]\label{def:8-4-6}
In der Situation von Satz~\ref{satz:8-4-6} nennen wir jedes Element
$h ∈ k[x_1, …, x_n]$, für dass es $g_• ∈ k[x_1, …, x_n]$ gibt, die den
Bedingungen \eqref{eq:8-4-6-1}, \ref{il:8-4-6-2} und \ref{il:8-4-6-3} genügen,
einen \emph{Rest von $f$ dividiert durch $f_1, …, f_m$}.
\end{defn}
\href{https://sage.cplx.vm.uni-freiburg.de/share/ba8562a5ddff2655831b5d3bca006fbb06de626f/Divisionsreste.ipynb?viewer=share}{Hier}
zeige ich Ihnen, wie man Divisionsreste bequem mit dem Programm ``Sage'' am
Computer ausrechnet.
\section{Gröbner-Basen}
\sideremark{Vorlesung 10}Ich erinnere noch einmal daran, warum wir den
Divisionssatz überhaupt betrachtet haben. In Situation~\ref{sit:8-1-1} wollen
wir für gegebene Polynome $f ∈ k[x_1, …, x_n]$ entscheiden, ob $f$ im Ideal $I$
liegt. Dazu versuchten wir, eindeutig bestimmte Repräsentanten für die
Restklasse von $[f] ∈ k[x_1, …, x_n]/I$ zu finden --- wenn das funktioniert,
dann brauche ich nur die eindeutig bestimmte Repräsentanten von $[f]$ und $[0]$
zu vergleichen. Die Grundidee ist, als Repräsentanten den Rest von $f$ bei der
Division durch $f_1, …, f_m$ zu nehmen. Funktioniert diese Idee? Nein!
\begin{bsp}\label{bsp:8-4-2}
Divisionsreste sind nicht eindeutig. Es kommt aber noch schlimmer: Wir
betrachten einen Körper $k$ und die lexikografische Ordnung auf $k[x_1, x_2]$
und die Polynome $f_1 :=_1 x_2 -_2$ und $f_2 :=_1$. Dann ist
\[
\ini f_1 = x²_1x_2 \quad\text{und}\quad \ini f_2 = x³_1.
\]
Für $f =_1x_2$ erhalten wir die Darstellung
\[
f = x_1·f_1 + 0·f_2 + x_1x²_2.
\]
Also: das Polynom $f$ liegt in $I$. Der Divisionsrest ist aber nicht Null.
\end{bsp}
Was geht in Beispiel~\ref{bsp:8-4-2} schief? Der Grund für das Versagen der
Idee ist, dass die Leitterme $\ini f_1$ und $\ini f_2$ nicht das Ideal
$\bigl( \ini f \::\: f ∈ M \bigr)$ erzeugen. Das motiviert die folgende
Definition.
\begin{defn}[Gröbnerbasis]\label{def:8-5-3}
In Situation~\ref{sit:8-1-1} nennt man $f_1, …,f_m$ eine \emph{Gröbnerbasis
oder Standardbasis von $M$}\index{Gröbnerbasis}\index{Standardbasis}, wenn
für jedes Element $f ∈ M$ die folgende Inklusion gilt,
\[
\ini f ∈ \bigl(\ini f_1, …, \ini f_m \bigr).
\]
\end{defn}
\begin{bemerkung}
Erinnern Sie sich an Bemerkung~\vref{bem:8-2-9}. Genau wie dort kann man
Definition~\ref{def:8-5-3} auch anders formulieren: $f_1, …,f_m$ ist eine
Gröbnerbasis, wenn für jedes Element $f ∈ M$ ein Index $i$ existiert, sodass
$\ini f_i \mid \ini f$ ist.
\end{bemerkung}
\begin{bemerkung}
Die Frage, ob $f_1, …,f_m$ eine Gröbnerbasis ist, hängt massiv von der Wahl
der Monomordnung ab, aber nicht von der Reihenfolge der $f_$.
\end{bemerkung}
\begin{beobachtung}[Vektorraumbasis für den Quotienten]
In Situation~\ref{sit:8-1-1} sei $f_1, …,f_m$ eine Gröbnerbasis von $M$. Dann
bildet die folgende Menge von Monomen,
\[
\left\{ m ∈ F \text{ein Monom} \::\: m \not∈ (\ini f_1, …, \ini f_m)
\right\},
\]
eine $k$-Vektorraumbasis des Quotienten $F/M$. Mit dieser Beobachtung lässt
sich in der Praxis schnell entscheiden, ob der Quotient $F/M$ endlich- oder
unendlich-dimensional ist.
\end{beobachtung}
Gröbnerbasen wurden 1965 von Bruno
Buchberger\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Bruno_Buchberger}{Bruno
Buchberger} (* 22. Oktober 1942 in Innsbruck) ist ein österreichischer
Mathematiker.} eingeführt, der sie nach seinem Doktorvater Wolfgang
Gröbner\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Gr\%C3\%B6bner}{Wolfgang
Gröbner} (2. Februar 1899 in Gossensaß 20. August 1980) war ein
österreichischer Mathematiker und Freidenker, der vor allem auf dem Gebiet der
kommutativen Algebra und algebraischen Geometrie arbeitete. Sein Name ist
bekannt durch die Gröbnerbasis und die Gröbner-Dualität.} benannte. Ähnliche
Ideen tauchten etwa um dieselbe Zeit auch in den geometrischen Arbeiten von
Heisuke
Hironaka\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Heisuke_Hironaka}{Heisuke
Hironaka} (Hironaka Heisuke; * 9. April 1931 in Yuu, Kuga-gun (heute:
Iwakuni), Präfektur Yamaguchi, Japan) ist ein japanischer Mathematiker und
Träger der Fields-Medaille.} auf.
\subsection{Vom Nutzen der Gröbnerbasen}
Das folgende Lemma zeigt, dass Gröbnerbasen unsere Probleme lösen: Haben wir
eine Gröbnerbasis von $M$ dann kann die Frage, ob $f ∈ M$ ist, mit einer
einzigen Division beantwortet werden.
\begin{lem}[Divisionsreste für Elemente des Untermoduls]\label{lem:8-5-6}
In Situation~\ref{sit:8-1-1} sei $f_1,…,f_m$ eine Gröbnerbasis. Gegeben ein
Element $f ∈ M$, dann ist jeder Rest von $f$ bei Division durch $f_1, …, f_m$
gleich $0$.
\end{lem}
\begin{proof}
Es sei $h$ ein Divisionsrest. Per Definition bedeutet das, dass wir eine
Darstellung
\[
f = \sum g_i·f_i + h
\]
haben, sodass die Bedingungen \ref{il:8-4-6-2} und \ref{il:8-4-6-3} gelten.
Wegen der Annahme $f ∈ M$ wissen dann auf der einen Seite, dass $h ∈ M$. Auf
der anderen Seite ist nach Bedingung~\ref{il:8-4-6-3} kein Term von $h$ ein
Vielfaches der Leitterme $\ini f_i$. Wegen der Annahme, dass $f_1,…,f_m$
eine Gröbnerbasis ist, ist das aber offenbar nur möglich, wenn $h = 0$ ist.
\end{proof}
\begin{kor}[Eindeutigkeit von Divisionsresten]\label{kor:8-5-8}
In Situation~\ref{sit:8-1-1} sei $f_1,…,f_m$ eine Gröbnerbasis. Gegeben sei
ein Element $f ∈ k[x_1, …, x_n]$ und zwei Reste $h_1$, $h_2$ von $f$ bei
Division durch $f_1, …, f_m$. Dann ist $h_1 = h_2$. \qed
\end{kor}
\begin{lem}[Unabhängigkeit von der Wahl der Gröbnerbasis]\label{lem:8-5-9}
In Situation~\ref{sit:8-1-1} seien $f_{1,1}, …, f_{1,m_1}$ und
$f_{2,1}, …, f_{2, m_2}$ zwei Gröbnerbasen von $M$. Gegeben ein Element
$f ∈ k[x_1, …, x_n]$, sei $h_$ der (nach Korollar~\ref{kor:8-5-8} eindeutige)
Rest von $f$ bei Division durch $f_{•,1}, …, f_{•, m_}$. Dann ist
$h_1 = h_2$.
\end{lem}
\begin{proof}
Nach Definition von ``Divisionsrest'' in Definition~\vref{def:8-4-6} haben die
Elemente $h_1$ und $h_2$ (soweit sie ungleich Null sind) nur Terme, die
\emph{nicht} in
\[
\bigl( \ini f_{1,1}, …, \ini f_{1,m_1} \bigr) = \bigl( \ini f_{2,1}, …, \ini
f_{2,m_2} \bigr)
\]
enthalten sind. Dasselbe gilt dann auch für die Differenz $h_1 - h_2$, die in
$M$ liegt. Nach Definition~\ref{def:8-5-3} von ``Gröbnerbasis'' bedeutet das
aber, dass $\ini (h_1 - h_2)=0$ ist. Also ist $h_1 - h_2 = 0$ und deshalb
$h_1 = h_2$.
\end{proof}
Lemma~\ref{lem:8-5-9} zeigt insbesondere, dass Divisionsreste unabhängig von der
Reihenfolge der Elemente in der Gröbnerbasis sind.
\subsection{Existenz von Gröbnerbasen}
Es fragt sich, ob Gröbnerbasen immer existieren. Die Antwort ist natürlich
``ja'', denn Computer-Algebra-Systeme können Gröbnerbasen ausrechnen.
\href{https://sage.cplx.vm.uni-freiburg.de/share/51e021b2ea6647e808203996d4a6d70f76d829d1/Gr\%C3\%B6bnerbasen.ipynb?viewer=share}{Hier
zeige ich an einem Beispiel}, wie man das macht. Vielleicht hätten wir aber
auch gern ein theoretisches Argument.
\begin{lem}[Existenz von Gröbnerbasen]\label{lem:8-5-7}
In Situation~\ref{sit:8-1-1} existiert eine Gröbnerbasis von $I$.
\end{lem}
\begin{proof}
Der Beweis ist relativ einfach.
\begin{itemize}
\item Falls $f_1, …, f_m$ bereits eine Gröbnerbasis ist, sind wir schon
fertig.
\item Falls $f_1, …, f_m$ keine Gröbnerbasis ist, dann gibt es per Annahme ein
Element $f_{m+1} ∈ I$ mit
$\ini f_{m+1} \not\bigl( \ini f_1, …, \ini f_m \bigr)$. Nehme $f_{m+1}$
als Erzeuger mit hinzu, fange noch einmal von vorn an.
\end{itemize}
Wir erhalten auf diese Weise eine aufsteigende Folge von monomialen Idealen
des Polynomrings $k[x_1, …, x_n]$. Weil der Polynomring aber Noethersch ist,
wird diese Folge nach endlich vielen Schritten stationär. Spätestens an
dieser Stelle ist eine Gröbnerbasis erreicht.
\end{proof}
\section{Das Buchberger-Kriterium}
Lemma~\ref{lem:8-5-7} ist theoretisch beruhigend, aber im Moment praktisch
wertlos. Wir können nicht entscheiden, ob eine gegebene Menge von Erzeugern
eine Gröbnerbasis ist. Schlimmer noch: selbst wenn wissen, dass $f_1, …, f_m$
\emph{keine} Gröbnerbasis ist, dann haben wir in der Praxis immer noch kein
Verfahren, ein neues Element $f_{m+1}$ zu finden. Das Buchberger-Kriterium löst
diese Probleme für uns. Zuerst müssen wir aber noch kurz über $S$-Polynome
sprechen.
\begin{notation}[$S$-Polynom]\label{not:8-6-1}
Es sei $k$ ein Körper und es seien Polynome $f, g ∈ k[x_1, …, x_n]$ gegeben.
Schreibe
\[
\ini f = c· x^{A_i} \quad \text{und} \quad \ini g = d·x^{A_j}
\]
und definiere das \emph{$S$-Polynom von $f$ und $g$}\index{$S$-Polynom} als
\[
S(f,g) := \frac{\kgV(x^{A_i}, x^{A_j})}{c·x^{A_i}}·f - \frac{\kgV(x^{A_i},
x^{A_j})}{d·x^{A_j}}·g
\]
\end{notation}
\begin{beobachtung}
Die $S$-Polynome aus Notation~\ref{not:8-6-1} sind so definiert, dass stets
die Ungleichung $\ini S(f,g) < \kgV( \ini f, \ini g)$ gilt.
\end{beobachtung}
Die relevante Eigenschaft von $S$-Polynomen ist die Folgende.
\begin{lem}\label{lem:8-6-2}
In Situation~\ref{sit:8-1-1} seien Polynome
$g_1, … g_r ∈ k[x_1, …, x_n] \{ 0 \}$ gegeben. Wir nehmen an, dass
es einen Vektor $A =(α_1, …, α_m)$ gibt, so dass die Leitterme der
$g_{}$ alle von der Form
\[
\ini g_{} = b_{}·x^A
\]
sind, mit $b_{} ∈ k$. Weiter seien Skalare $a_1, …, a_r ∈ k$
gegeben, sodass bezüglich der Monomordnung die Ungleichung
\begin{equation}\label{eq:8-6-2-1}
\ini \left(\sum_{i=1}^{r} a_i·g_i\right)< x^A
\end{equation}
gilt. Dann ist $\sum_{i=1}^{r} a_{i} g_{i}$ eine Linearkombination der
$S$-Polynome $S(g_1, g_2)$, $S(g_2, g_3)$, …, $S(g_{r-1}, g_r)$.
\end{lem}
\begin{proof}
Damit die Notation nicht zu aufwändig wird betrachten wir die Polynome
\[
p_i :=
\begin{cases}
\frac{1}{b_i}·g_i & \text{falls } 1 ≤ i ≤ r \\
0 & \text{sonst.}
\end{cases}
\]
Die Ungleichung~\eqref{eq:8-6-2-1} bedeutet, dass sich die Leitterme der
Polynome $a_i·g_i$ in der Summe $\sum a_i·g_i$ gerade wegheben. Es gilt also
\begin{equation}\label{eq:8-6-2-2}
\sum_{i=1}^r a_{i} b_{i}=0.
\end{equation}
Damit folgt
\begin{align*}
\sum_{i=1}^r a_i·g_i & = \sum_{i=1}^r a_ib_i·p_{i} \\
& = \sum_{i=1}^{r}\left(\sum_{j=1}ⁱ a_j b_j\right)\left(p_i-p_{i+1}\right) && \text{Teleskopsumme}\\
&=\sum_{i=1}^{r-1}\left(\sum_{j=1}ⁱ a_j b_j\right)\left(p_i-p_{i+1}\right) && \text{Gleichung~\eqref{eq:8-6-2-2}}
\end{align*}
Die $S$-Polynome sind aber per Definition gerade
\[
S(g_i,g_j) = \frac{\kgV(x^A, x^A)}{b_i·x^A}·g_i - \frac{\kgV(x^A,
x^A)}{b_j·x^A}·g_j = p_i - p_j,
\]
womit Lemma~\ref{lem:8-6-2} bewiesen ist.
\end{proof}
\begin{satz}[Buchberger-Kriterium]\label{satz:8-6-1}
In Situation~\ref{sit:8-1-1} sind folgende Aussagen äquivalent.
\begin{enumerate}
\item\label{il:8-5-8-1} Die Elemente $f_1, …, f_m$ bilden eine Gröbnerbasis
von $M$.
\item\label{il:8-5-8-2} Für alle $f ∈ M$ ist jeder Rest von $f$ bei Division
durch $f_1, …, f_m$ gleich $0$.
\item\label{il:8-5-8-3} Für jedes Paar $(i,j)$ von Indizes ist $0$ ein Rest
des $S$-Polynoms $S(f_i, f_j)$ bei Division durch $f_1, …, f_m$.
\end{enumerate}
\end{satz}
\begin{proof}[Beweis des Buchberger-Kriteriums]
---
\begin{itemize}
\item Die Implikation ``\ref{il:8-5-8-1} $$ \ref{il:8-5-8-2}'' wurde in
Lemma~\ref{lem:8-5-6} bewiesen.
\item Die Implikation ``\ref{il:8-5-8-2} $$ \ref{il:8-5-8-3}'' ist leicht,
denn es ist $S_{ij} ∈ M$, so dass es immer eine Darstellung von $S_{ij}$ als
Linearkombination der $f_$ gibt.
\item Die Implikation ``\ref{il:8-5-8-3} $$ \ref{il:8-5-8-1}'' ist der
wesentliche Punkt des Beweises. Details gibt es im (sehr langen)
\video{10-1}. Der Beweis ist mit einigen Anpassungen aus dem Skript von
\href{https://www.mathematik.tu-dortmund.de/sites/daniel-plaumann/download/AG.pdf}{Skript
von Daniel Plaumann} übernommen. \qedhere
\end{itemize}
\end{proof}
\begin{bemerkung}
Bei der praktischen Implementierung des Buchberger-Kriteriums gibt es viel
Spielraum für Optimierungen; so es ist meist nicht unbedingt nötig, wirklich
\emph{alle} Elemente $S_{••}$ zu betrachten.
\end{bemerkung}
\section{Der Buchberger-Algorithmus}
Mithilfe des Buchberger-Kriteriums können wir sehr schnell das im
Algorithmus~\vref{alg:buchberger} angegebene Verfahren zur Bestimmung von
Gröbnerbasen formulieren. Wir beweisen, dass der Algorithmus terminiert und das
gewünschte liefert.
\begin{algorithm}[t]
\SetAlgoLined
\KwData{Situation~\ref{sit:8-1-1}}
\KwResult{Gröbnerbasis $G$ von $I$}
\BlankLine
Setze $G := (f_1, …, f_m)$ \;
Setze $S :=$ \;
\BlankLine
\Repeat{$S =$}{
Setze $S :=$ \;
\ForEach{$1 ≤ i ≤ a$}{
\ForEach{$1 ≤ j < i$}{
Berechne das Polynom $S_{i,j}$ aus dem Buchberger-Kriterium für die Liste $G$\;
Setze $h := $ Rest von $S_{i,j}$ bei Division durch $G$\;
\If{$h ≠ 0$}{
Setze $S := S \{ h\}$\;
}
}
}
Setze $G := G S$\;\label{lin:buchberger-12}
}
\caption{Buchberger-Algorithmus}
\label{alg:buchberger}
\end{algorithm}
\begin{proof}[Terminierung des Buchberger-Algorithmus]
Der Schlüssel liegt in Zeile~\ref{lin:buchberger-12}. Wenn es nämlich ein
Element $h ∈ S$ gibt, dann liegt $h$ einerseits im Ideal $(g_1, …, g_a)$.
Auf der anderen Seite wissen nach Definition von ``Divisionsrest'', dass der
Leitterm $\ini h$ kein Vielfaches eines der $\ini g_$ ist. Es gilt also
\[
(\ini g_1, …, \ini g_a) ⊊ (\ini g_1, …, \ini g_a, \ini h).
\]
Es folgt also, dass sich das Ideal $(g \:: g ∈ G)$ beim Durchlauf von
Zeile~\ref{lin:buchberger-12} nicht ändert, während das Ideal
$(\ini g \:: g ∈ G)$ bei jedem Durchlauf der Zeile echt größer wird. Wegen
der Noether-Eigenschaft von $k[x_1, …, x_n]$ kann Letzteres aber nur endlich
oft passieren.
\end{proof}
\begin{proof}[Korrektheit des Buchberger-Algorithmus]
Der Algorithmus terminiert, wenn in Zeile~\ref{lin:buchberger-12} die Menge
$S$ gleich leer ist. Das bedeutet aber, dass jedes der $S_{ij}$ einen
Divisionsrest hat, der gleich 0 ist. Nach dem Buchberger-Kriterium ist dies
gleichbedeutend damit, dass $G$ eine Gröbner-Basis ist.
\end{proof}
\begin{bemerkung}
Der Buchberger-Algorithmus kann als weitreichende Verallgemeinerung des
Gauß-Algorithmus verstanden werden. Er ist heute der Kern von fast allen
Algorithmen der Computeralgebra und spielt auch in wirtschaftlichen
bedeutenden Anwendungen wie etwa der Logikverifikation eine wichtige Rolle.
Trotz der großen praktischen Bedeutung ist die Komplexität des
Buchberger-Algorithmus kaum verstanden. So sieht man in der Praxis sehr
schnell, dass sowohl die Anordnung der $f_$ als auch die Wahl der
Monomordnung einen riesigen Einfluss auf die Laufzeit hat. Es scheint, dass
die graduiert-rückwärtslexikografische Ordnung häufig recht gut abschneidet.
Es gibt aber kaum quantitative Ergebnisse in dieser Richtung. Es gibt meines
Wissens kein Verfahren, mit dem man vorab entscheiden könnte, welche Anordnung
und welche Monomordnung für ein gegebenes Problem gut ist.
\end{bemerkung}
\subsection{Beispiel}
Das folgende Beispiel habe ich aus dem
\href{http://hilbert.math.uni-mannheim.de/~seiler/CA17/CASkript17.pdf}{Skript
des Mannheimer Kollegen Seiler} gestohlen. Ich hoffe, Kollege Seiler hat sich
nicht verrechnet und ich habe richtig abgeschrieben. Wir starten mit dem Körper
$$, dem Polynomring $[x,y]$ und verwenden die graduiert-lexikografische
Monomordnung. Es sei
\[
f_1 = x³ - 2·xy \quad\text{und}\quad f_2 = x²y - 2·y² + x.
\]
Wir wollen eine Gröbner-Basis des Ideals $(f_1, f_2)$ bestimmen und wenden zu
diesem Zweck den Buchberger-Algorithmus an.
\paragraph{Erster Schleifendurchgang:} schreibe
\[
G = (\underbrace{x³ - 2·xy}_{= g_1}, \underbrace{x²y - 2·y² + x}_{= g_2})
\]
und berechne
\[
S_{1,2} = y·g_1 - x·g_2 = -x².
\]
Als nächstes berechne ich mithilfe von Algorithmus~\ref{alg:8-4-6} den
Divisionsrest,
\[
S_{1,2} = 0·g_1 + 0·g_2 + (-x²).
\]
Also ist $S = \{-\}$.
\paragraph{Zweiter Schleifendurchgang:} schreibe
\[
G = (\underbrace{x³ - 2·xy}_{= g_1}, \underbrace{x²y - 2·y² + x}_{= g_2}, \underbrace{-x²}_{= g_3})
\]
und berechne
\[
\begin{matrix}
S_{1,2} & = & y·g_1 - x·g_2 & = & -x² \\
S_{1,3} & = & g_1 + x·g_3 & = & -2·xy \\
S_{2,3} & = & g_2 + y·g_3 & = & -2·y²+x.
\end{matrix}
\]
Als nächstes berechne ich mithilfe von Algorithmus~\ref{alg:8-4-6} die
Divisionsreste,
\[
\begin{matrix}
S_{1,2} & = & 0·g_1 &+& 0·g_2 &+& 1·g_3 &+& 0 \\
S_{1,3} & = & 0·g_1 &+& 0·g_2 &+& 0·g_3 &+& (-2·xy) \\
S_{2,3} & = & 0·g_1 &+& 0·g_2 &+& 0·g_3 &+& (-2·y²+x).
\end{matrix}
\]
Also ist $S = \{-2·xy, -2·y²+x\}$.
\paragraph{Dritter Schleifendurchgang:} schreibe
\[
G = (\underbrace{x³ - 2·xy}_{= g_1}, \underbrace{x²y - 2·y² + x}_{= g_2}, \underbrace{-x²}_{= g_3}, \underbrace{-2·xy}_{= g_4}, \underbrace{-2·y²+x}_{= g_5})
\]
und berechne
\[
\begin{matrix}
S_{1,2} & = & y·g_1 - x·g_2 & = & -x² \\
S_{1,3} & = & g_1 + x·g_3 & = & -2·xy \\
S_{1,4} & = & y·g_1 + \frac{1}{2}x²·g_4 &=& -2·xy²\\
S_{1,5} & = & y²·g_1 + \frac{1}{2}x³·g_5 &=& -2·xy³ + \frac{1}{2}·x⁴ \\
S_{2,3} & = & g_2 + y·g_3 & = & -2·y²+x \\
S_{2,4} & = & g_2 + \frac{1}{2}x·g_4 &=& -2·y²+x\\
S_{2,5} & = & y·g_2 + \frac{1}{2}x²·g_5 &=& \frac{1}{2}·x³ + x·y -2·y³ \\
S_{3,4} & = & -y·g_3 - \frac{1}{2}·x·g_4 &=& 0 \\
S_{3,5} & = & -y²·g_{3}- \frac{1}{2}·x²·g_{5} &=& \frac{1}{2}·x³ \\
S_{4,5} & = & -\frac{1}{2}·y·g_4 - \frac{1}{2}·x·g_5 &=& \frac{1}{2}·x²
\end{matrix}
\]
Als nächstes berechne ich mithilfe von Algorithmus~\ref{alg:8-4-6} die
Divisionsreste,\setcounter{MaxMatrixCols}{20}
\[
\begin{matrix}
S_{1,2} & = & 0·g_1 &+& 0·g_2 &+& 1·g_3 &+& 0·g_4 &+& 0·g_5 &+& 0 \\
S_{1,3} & = & 0·g_1 &+& 0·g_2 &+& 0·g_3 &+& 1·g_4 &+& 0·g_5 &+& 0 \\
S_{1,4} & = & 0·g_1 &+& 0·g_2 &+& 0·g_3 &+& y·g_4 &+& 0·g_5 &+& 0 \\
S_{1,5} & = & \frac{1}{2}x·g_1 &+& 1·g_2 &+& 0·g_3 &+& y²·g_4 &+& (-1)·g_5 &+& 0 \\
S_{2,3} & = & 0·g_1 &+& 0·g_2 &+& 0·g_3 &+& 0·g_4 &+& 1·g_5 &+& 0 \\
S_{2,4} & = & 0·g_1 &+& 1·g_2 &+& 0·g_3 &+& 0·g_4 &+& 1·g_5 &+& 0 \\
S_{2,5} & = & \frac{1}{2}·g_1 &+& 0·g_2 &+& 0·g_3 &+& \frac{-1}{2}·g_4 &+& y·g_5 &+& 0 \\
S_{3,4} & = & 0·g_1 &+& 0·g_2 &+& 0·g_3 &+& 0·g_4 &+& 0·g_5 &+& 0 \\
S_{3,5} & = & \frac{1}{2}·g_1 &+& 0·g_2 &+& 0·g_3 &+& \frac{-1}{2}·g_4 &+& 0·g_5 &+& 0 \\
S_{4,5} & = & 0·g_1 &+& 0·g_2 &+& \frac{-1}{2}·g_3 &+& 0·g_4 &+& 0·g_5 &+& 0
\end{matrix}
\]
Voilà! Alle Divisionsreste sind Null, also ist $(g_1, g_2, g_3, g_4, g_5)$ eine
Gröbnerbasis des Ideals $(f_1, f_2)$.
\href{https://sage.cplx.vm.uni-freiburg.de/share/d179fd0bf0faf1b0c5e1d4cb0d29774d645b2394/Beispielrechnung\%20Buchberger-Algorithmus.ipynb?viewer=share}{Hier
habe ich das Ergebnis noch einmal mit dem Computer überprüft}.
\begin{bemerkung}
Das Beispiel zeigt eindrücklich, dass man solche Aufgaben besser dem Computer
überlässt. Es gibt noch ein weiteres Problem, dass in diesem Beispiel nicht
offensichtlich wird: der Algorithmus verlangt exaktes Rechnen,
Näherungslösungen funktionieren nicht! Das wird ein riesiges Problem bei
Rechnungen über dem Körper $$, denn beim Addieren von Brüchen werden Nenner
und Zähler immer größer und komplizierter. Die Zahlen werden in der Praxis
oft so lang, dass der Hauptspeicher nicht ausreicht --- und zwar unabhängig
davon, auf welchem Rechner sie arbeiten! Dieses Problem tritt bei Rechnungen
mit endlichen Körpern wie $𝔽_3$ natürlich nicht auf.
\end{bemerkung}
%%% Local Variables:
%%% mode: latex
%%% TeX-master: "21-KA"
%%% End:

225
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\selectlanguage{german}
\chapter{Ebene Kurven und ihre singulären Punkte}
\label{chap:9}
\sideremark{Vorlesung 11}Nach dem etwas rechenaufwändigen Kapitel über
Gröbnerbasen möchte ich zurück zur Geometrie. Zu den einfachsten Varietäten
gehören die ebene, algebraischen Kurven. Dies sind algebraische Menge im $𝔸²$,
die sich als Nullstellenmenge eines einzigen Polynoms schreiben lassen. Dieses
Kapitel orientiert sich an dem Lehrbuch \cite{MR1042981}, wo Sie den Stoff
ebenfalls sehr gut erklärt finden.
\section{Ebene Kurven}
Es sei $k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper. Gegeben ein Polynom
$f ∈ k[x,y] \{0 \}$ und ein Skalar $λ ∈ k^*$, dann haben $f$ und $λ·f$
natürlich dieselbe Nullstellenmenge. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, ebene
algebraische Kurven als \emph{Äquivalenzklassen} von Polynomen zu definieren.
\begin{defn}[Ebene algebraische Kurve]\label{def:eak}
Es sei $k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper. Eine \emph{ebene
algebraische Kurve über $k$}\index{ebene algebraische Kurve} ist eine
Äquivalenzklasse von Polynomen in $k[x,y] \{ 0 \}$, wobei zwei Polynome $f$
und $g$ äquivalent sind, wenn ein $λ ∈ k^*$ existiert, sodass $f = λ·g$ ist.
\end{defn}
\begin{notation}
Damit die Notation nicht allzu kompliziert wird, sagen wir häufig etwas
unkorrekt Sätze von der folgenden Art.
\begin{quote}
Es sei $k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper, es sei $f ∈ k[x,y]$ eine
ebene algebraische Kurve und es sei $p ∈ 𝔸²_k$ sei ein Punkt von $V(f)$.
\end{quote}
Ich hoffe, Sie kommen damit klar. Wenn nicht --- dumm gelaufen.
\end{notation}
In der Vorlesung ``Analysis'' haben Sie Nullstellenmengen von Funktionen in
mehreren Veränderlichen ausführlich diskutiert. Gegeben eine Funktion $f(x,y)$
auf dem $ℝ²$ und einen Punkt $p$ der Nullstellenmenge, so haben sie im Kapitel
``Der Satz über die implizit definierten Funktionen'' gelernt, dass es einen
riesigen Unterschied macht, ob die partiellen Ableitungen
\[
\frac{∂f}{∂x}(p) \quad\text{und}\quad \frac{∂f}{∂y}(p)
\]
beide verschwinden oder nicht. Falls eine der partiellen Ableitungen
\emph{nicht} verschwindet, dann ist die Nullstellenmenge zumindest in der Nähe
von $p$ eine Untermannigfaltigkeit und kann lokal durch die $x$- oder $y$-Werte
parametrisiert werden.
Überlegen Sie sich anhand der Einheitsparabel, dass der Satz über die implizit
definierten Funktionen in der algebraischen Geometrie nicht gelten kann (… denn
sonst müsste die Wurzelfunktion algebraisch sein). Die Unterscheidung nach
``gute Punkte, in denen mindestens eine partielle Ableitung ungleich null ist''
und ``schlechte Punkte, in denen alle partielle Ableitungen gleich null sind''
funktioniert aber ohne weiteres.
\begin{defn}[Einfache Punkte]\label{defn:ep}
Es sei $k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper, es sei $f ∈ k[x,y]$ eine
ebene algebraische Kurve und es sei $p ∈ 𝔸²_k$ sei ein Punkt von $V(f)$. Man
nennt $p$ einen \emph{einfachen Punkt}\index{einfacher Punkt} der Kurve $f$,
wenn
\[
\frac{∂f}{∂x}(p) ≠ 0 \quad\text{oder}\quad \frac{∂f}{∂y}(p) ≠ 0
\]
gilt. Nicht-einfache Punkte heißen \emph{singulär}\index{singulärer Punkt}.
Im Fall, wo $k = $ ist, nennt man einfache Punkte auch
\emph{glatt}\index{glatte Punkte}.
\end{defn}
\begin{figure}
\centering
\includegraphics[width=10cm]{figures/09-smooth-and-sing.png}
\caption{Glatte und singuläre Punkte der Neil'schen Parabel $\{-\} $}
\label{fig:gsp}
\end{figure}
\begin{bsp}
In Abbildung~\ref{fig:gsp} sehen Sie einen glatten und den singulären Punkt
der Neil'schen Parabel.
\end{bsp}
\begin{bemerkung}
Die Ableitungen aus Definition~\ref{defn:ep} sind wie in der Vorlesung
``Algebra'' die formalen Ableitungen, die einfach nach den bekannten
Rechenregeln für das Ableiten von Polynomen definiert sind und nichts mit den
Grenzwerten aus der Analysis zu tun haben. Wir erinnern uns an die
schlaflosen Nächte des letzten Semesters: falls $k$ ein Körper der positiven
Charakteristik $q$ ist, dann ist
\[
\frac{∂x^q}{∂x} = q·x^{q-1} = 0.
\]
\end{bemerkung}
\begin{defn}[Tangentialraum einer Kurve an einfachem Punkt]
Es sei $k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper, es sei $f ∈ k[x,y]$ eine
ebene algebraische Kurve und es sei $p = (a,b) ∈ 𝔸²_k$ sei ein einfacher Punkt
der Kurve $f$. Dann bezeichne die Gerade
\[
V \left( (y-b)·\frac{∂ f}{∂ y}(P) + (x-a)·\frac{∂ f}{∂ x}(P) \right)
\]
als den \emph{affinen Tangentialraum der Kurve $f$ im Punkt $p$}\index{affiner
Tangentialraum}.
\end{defn}
\section{Singuläre Punkte}
Einfache Punkte sind einfach … aber natürlich auch ein wenig langweilig. Die
erste Frage, die man bei nicht-einfachen Punkten stellen kann ist die, ob wir
ein quantitatives Maß für die nicht-Einfachheit haben. Die ``Multiplizität''
ist der erste Begriff in dieser Richtung. Der Bequemlichkeit halber definieren
wir diesen Begriff erst einmal nur für den Nullpunkt.
\begin{defn}[Multiplizität einer Kurve im Nullpunkt]\label{def:9-1-6}
Es sei $k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper und es sei $f ∈ k[x,y]$ eine
ebene algebraische Kurve. Dann schreibe $f$ als Summe von homogenen
Polynomen,
\[
f = f_0 + f_1 + f_2 + … + f_n,
\]
wobei die $f_i$ entweder gleich null oder homogen von Grad $i$ sind. Die Zahl
\[
m := \min \{ i ∈ \::\: f_i ≠ 0 \}
\]
wird als \emph{Multiplizität der Kurve $f$ im Nullpunkt}\index{Multiplizität
einer Kurve im Nullpunkt} bezeichnet. Die Schreibweise $\mult_0 f$ ist
üblich.
\end{defn}
\begin{beobachtung}
In der Situation von Definition~\ref{def:9-1-6} gilt Folgendes.
\begin{itemize}
\item $m = 0 \iff \vec{0} \text{ ist kein Punkt der Kurve }$
\item $m = 1 \iff \vec{0} \text{ ist ein glatter Punkt der Kurve }$
\item $m ≥ 2 \iff \vec{0} \text{ ist ein singulärer Punkt der Kurve }$
\end{itemize}
\end{beobachtung}
\begin{defn}[Multiplizität einer Kurve im Nullpunkt]\label{def:9-1-8}
In der Situation von Definition~\ref{def:9-1-6} sei $m > 0$. Dann nenne die
Kurve $f_m$ den \emph{Tangentialkegel der Kurve $f$ im
Nullpunkt}\index{Tangentialkegel einer Kurve im Nullpunkt}.
\end{defn}
Wie stellen wir uns den Tangentialkegel einer Kurve vor? Das ist gar nicht so
schwer. Das Polynom $f_m$ ist nämlich homogen und deshalb sehr einfach zu
beschreiben:
\begin{figure}
\centering
\includegraphics[width=10cm]{figures/09-tang-cone.png}
\caption{Tangentialkegel der Knotenkurve $\{+-\}$}
\label{fig:tc}
\end{figure}
\begin{beobachtung}[Beschreibung des Tangentialkegels]
In der Situation von Definition~\ref{def:9-1-8} sei
$(α, β) ∈ V(f_m) \{ 0 \}$. Dann teilt die Geradengleichung $β x - α y$ das
Polynom $f_m$, und der Quotient ist wieder homogen. Nach endlich vielen
Divisionen kann ich $f_m$, die Gleichung des affinen Tangentialkegels, also
auf eindeutige Weise in der Form
\[
f_m = p_1^{k_1} ⋯ p_l^{k_l}
\]
schreiben, wobei $p_i$ paarweise verschiedene lineare Polynome sind. Der
affine Tangentialkegel ist also die Vereinigung der Geraden $V(p_)$.
\end{beobachtung}
\begin{defn}[Vielfachheiten im Tangentialkegel, gewöhnliche Singularitäten]
In der Situation von Definition~\ref{def:9-1-8} werden die Zahlen $k_$ auch
als \emph{Vielfachheit der Geraden $p_$ im
Tangentialkegel}\index{Vielfachheit einer Geraden im Tangentialkegel}
bezeichnet. Falls alle Vielfachheiten gleich 1 sind, so sagt man, dass
$\vec{0}$ ein \emph{gewöhnlicher Punkt der Kurve $f$}\index{gewöhnliche Punkte
einer ebenen algebraischen Kurve} ist.
\end{defn}
\begin{bsp}
Abbildung~\ref{fig:tc} zeigt die Knotenkurve. Der Nullpunkt ist ein
gewöhnlicher, singulärer Punkt mit affinem Tangentialkegel
$-= (x+y)·(x-y)$. Im Gegensatz dazu ist der Nullpunkt kein gewöhnlicher
singulärer Punkt der Neil'sche Parabel aus Abbildung~\ref{fig:gsp}, denn der
affine Tangentialkegel ist gegeben durch die Gleichung $$, die eine Gerade
hat also Multiplizität zwei.
\end{bsp}
\subsection{Singularitäten, die nicht der Nullpunkt sind}
Es sei $k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper, es sei $f ∈ k[x,y]$ eine
ebene algebraische Kurve und $p = (a,b)$ sei ein Punkt der Kurve, der aber
vielleicht nicht der Nullpunkt ist. Wie definieren wir dann die Multiplizität
der Kurve $f$ im Punkt $p$ und wie definieren wir den Tangentialkegel? Ganz
einfach: wir machen das, was jedes Kind machen würde: wir verschieben die Kurve
$f$ so, dass der Punkt $p$ unter der Verschiebung zum Nullpunkt wird. Die
verschobene Kurve hat die Gleichung
\begin{equation}\label{eq:9-2-6-1}
g(x,y) := f(x-a, y-b).
\end{equation}
Dann definiere die ``Multiplizität $\mult_p f$ von $f$ im Punkt $p$'' einfach
als die Multiplizität $\mult_0 g$ von $g$ im Nullpunkt, und das kennen wir ja
schon. Dito mit der Frage, ob $p$ eine gewöhnliche Singularität der Kurve $f$
ist. Wenn $g_m$ die Gleichung des affinen Tangentialkegels der Kurve $g$ im
Nullpunkt ist, dann verschieben wir zurück und definieren
\[
f_m(x,y) := g_m(x+a, y+b)
\]
als den affinen Tangentialkegel der Kurve $f$ im Punkt $p$.
\begin{frage}
Habe ich bei den Verschiebungen wirklich die richtigen Vorzeichen gewählt?
Muss in Definition~\eqref{eq:9-2-6-1} tatsächlich ``$x-a$'' stehen und nicht
etwa ``$x+a$''? Wie kann ich diese Frage ein für allemal beantworten?
\end{frage}
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\chapter{Bruchrechnung}
\label{chap:10}
\section{Worum geht es?}
\label{sec:11}
Im letzten Kapitel haben wir einige Eigenschaften von Punkten auf ebenen
algebraischen Kurven kennen gelernt. Ist $f$ eine solche Kurve und $p$ ein
Punkt der Kurve, so legt die geometrische Intuition vielleicht folgendes Nahe.
\begin{itemize}
\item Die Eigenschaft des Punktes, glatt oder singulär zu sein, hat vermutlich
nichts mit der Frage zu tun, wie die Kurven (mit ihrem Punkt) in die Ebene
eingebettet ist. Schlau gesprochen: die geometrische Anschauung legt nahe,
dass Glattheit und Singularität von Punkten intrinsische Eigenschaften der
Kurve und ihres Punktes sind.
\item Anschaulich ist klar, dass ich die Frage nach der Glattheit oder
Singularität eines Punktes beantworten kann, wenn ich lediglich eine kleine
offene Umgebung des Punktes kenne (``mir egal, wie die Kurve in 10km
Entfernung aussieht''). Schlau gesprochen: Glattheit und Singularität sind
``lokale'' Eigenschaften.
\end{itemize}
\subsection{Singularität von Punkten als intrinsische Eigenschaft}
Wir erinnern uns aus Kapitel~\ref{sec:7-3}, dass die intrinsische Geometrie
vollständig durch den affinen Koordinatenring $A = k[x,y]/(f)$ beschrieben wird.
Im Wörterbuch zwischen Algebra und Geometrie gehört zu dem Punkt $p$ der Kurve
ein maximales Ideal $m_p ⊂ A$. Die Eigenschaft, glatt oder singulär zu sein,
sollte also eine Eigenschaft des Ideals $m_p ⊂ A$ sein.
\subsection{Singularität von Punkten als lokale Eigenschaft}
Lokale Eigenschaften haben wir noch nicht diskutiert, das holen wir jetzt nach.
Dazu ist es nützlich, sich an Abschnitt~\ref{sec:7-1} zu erinnern, wo der affine
Koordinatenring als Ring der algebraischen Funktionen (``stetige Funktionen, die
durch Polynome repräsentierbar sind'') eingeführt wurde. Wenn nun der affine
Koordinatenring (=der Ring aller algebraischen Funktionen'') die gesamte
intrinsische Geometrie festlegt, dann könnte die lokale Geometrie in der Nähe
des Punktes $p$ durch den Ring der algebraischen Funktionen gegeben sein, die
nur in der Nähe von $p$ definiert sind. Die Frage ist, was dies im Kontext der
algebraischen Geometrie genau bedeuten soll. Antwort: algebraische Funktion,
die ``nur in der Nähe von $p$ definiert sind'', sind rationale Funktionen die
bei $p$ keine Polstelle haben. Was ist eine rationale Funktion? Antwort:
rationale Funktionen sind Quotienten von algebraischen Funktionen -- also von
Elementen des affinen Koordinatenringes. Wir betrachten also Brüche $a/b$, wo
$a$ und $b$ Elemente des affinen Koordinatenringes sind und wo die Funktion $b$
am Punkte $p$ keine Nullstelle hat.
\section{Multiplikative Systeme}
Das Ziel dieses Abschnittes ist, in grober Analogie zur Konstruktion des
Quotientenkörpers eine Art Bruchrechnung für den affinen Koordinatenring (und in
Wirklichkeit gleich für alle möglichen Ringe) einzuführen und zu diskutieren.
Während der Quotientenkörper aus Brüchen besteht, wo als Nenner lediglich die
Null verboten ist, müssen wir hier etwas vorsichtiger sein.
\begin{defn}[Multiplikatives System]
Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins. Eine Teilmenge $S ⊆ R$ heißt
\emph{multiplikatives System}\index{multiplikatives System}, wenn $1 ∈ S$ ist
und wenn $S$ abgeschlossen unter der Multiplikation ist. Mit anderen Worten:
wenn für alle $f$ und $g ∈ S$ die Inklusion $f·g ∈ S$ gilt.
\end{defn}
\begin{bsp}\label{bsp:10-2-2}
Es sei $R$ ein beliebiger kommutativer Ring mit Eins. Die folgenden Mengen
sind multiplikative Systeme.
\begin{itemize}
\item Die Menge der Einheiten, also $R^*$.
\item Es sei $p ⊂ R$ ein Primideal. Dann ist $R p$ ein multiplikatives
System.
\item Es sei $m_p ⊂ R$ ein maximales Ideal. Dann ist $m_p$ ein Primideal und
$R m_p$ ist ein multiplikatives System.
\item Es sei $f ∈ R$ ein beliebiges Element. Dann ist die Menge
$\{ 1, f, f², … \}$ ein multiplikatives System.
\end{itemize}
\end{bsp}
\section{Lokalisierung von Ringen}
Beispiel~\ref{bsp:10-2-2} zeigt, wohin der Hase läuft. In späteren Anwendungen
ist $R$ der affine Koordinatenring einer ebenen, algebraischen Kurve $X$ und
$m_p$ ist das maximale Ideal, das zu einem gegebenen Punkt $p$ gehört. Ich kann
die Elemente von $R$ als algebraische Funktionen auf $X$ auffassen, und eine
Funktion $f ∈ R$ hat genau dann bei $p$ eine Nullstelle, wenn $f ∈ m_p$ ist.
Bei der Diskussion von lokalen Eigenschaften wollen wir also ``rationale
Funktionen'' der Form $a/b$ betrachten, wo wir für $b$ nur Elemente des
multiplikativen Systems $R m_p$ zulassen. Die folgende Konstruktion sagt
präzise, was passiert.
\begin{konstruktion}[Lokalisierung von Ringen]\label{kons:loc}
\index{Lokalisierung!von Ringen}Es sei $R$ ein ein kommutativer Ring mit Eins
und es sei $S ⊂ R$ ein multiplikatives System. Dann betrachte die folgende
Relation auf $R S$,
\begin{equation}\label{eq:10-3-1-1}
(a,α) \sim (b, β) \quad \overset{\text{def}}{} \quad
∃ s ∈ S: s·(aβ - b α) = 0
\end{equation}
Rechnen Sie nach, dass es sich tatsächlich um eine Äquivalenzrelation handelt!
Wie üblich bezeichnen wir die Äquivalenzklasse von $(a, α)$ mit $\frac{a}{α}$.
Der Quotient wird mit $S^{-1}R$ bezeichnet.
Als nächstes versehen wir $S^{-1}R$ mit der Struktur eines Ringes. Dazu
werden Addition und Multiplikation auf $S^{-1}R$ wie üblich auf
Repräsentantenniveau definiert. Gegeben Brüche $\frac{a}{α}$ und
$\frac{b}{β}$ aus $S^{-1}R$, so definieren wir
\[
\begin{matrix}
\frac{a}{α} &+& \frac{b}{β} & := & \frac{a β + b α}{α β}\\
\frac{a}{α} &·& \frac{b}{β} & := & \frac{ab}{α β}.
\end{matrix}
\]
Man rechne nach, dass dies tatsächlich wohldefiniert ist, dass dies eine
Ringstruktur auf $S^{-1}R$ liefert, sodass die Abbildung
\[
φ : R → S^{-1}R,\quad a ↦ \frac{a}{1}
\]
ein Ringmorphismus ist.
\end{konstruktion}
\begin{frage}
Vielleicht fällt Ihnen auf, dass die Relation~\eqref{eq:10-3-1-1}
komplizierter ist als die Relation, die Sie bei der Konstruktion des
Quotientenkörpers kennen gelernt haben, denn dort war
\[
(a,α) \sim (b, β) \quad \overset{\text{def}}{} \quad
(aβ - b α) = 0.
\]
Es stellt sich (=ich stelle Ihnen) die Frage, warum die zusätzliche
Komplikation mit $∃ s…$ eigentlich notwendig ist. Tipp: Niemand von uns hat
die Absicht, jemals durch null zu dividieren. Aber Ringe können leider auch
Nullteiler enthalten!
\end{frage}
Genau wie der Quotientenkörper ist die Lokalisierung eines Ringes eindeutig
durch eine universelle Eigenschaft gegeben. Weil wir die universellen
Eigenschaften in der Vorlesung ``Algebra'' zu genüge diskutiert haben, spare ich
mir die Details und den Beweis und gebe die Eigenschaft einfach an.
\begin{prop}[Universelle Eigenschaft der Lokalisierung]\label{prop:10-3-3}
In der Situation von Konstruktion~\ref{kons:loc} sei ein Ringmorphismus
$γ : R → T$ gegeben, so dass $γ(S) ⊂ T^*$ ist. Dann existiert genau ein
Morphismus $ν :S^{-1}R → T$, sodass das folgende Diagramm kommutiert,
\[
\begin{tikzcd}
R \ar[r, "φ"] \ar[d, equal] & {S^{-1}R} \ar[d, "ν"] \\
R \ar[r, "γ"'] & T
\end{tikzcd}
\eqno\qed
\]
\end{prop}
\begin{bemerkung}
Es ist kein Hexenwerk, die Abbildung $ν$ aus Proposition~\ref{prop:10-3-3}
anzugeben:
\[
ν \left(\frac{a}{α}\right) = γ(a)· γ(α)^{-1}.
\]
\end{bemerkung}
\begin{notation}[Lokalisierung nach Primideal]
Es sei $R$ ein Ring und es sei $p ⊂ R$ ein Primideal, mit zugehörendem
multiplikativen System $S := R p$. Dann wird die Lokalisierung $S^{-1} R$
auch häufig mit $R_p$ bezeichnet.
\end{notation}
\subsection{Erste Eigenschaften}
Beobachten Sie: In Konstruktion~\ref{kons:loc} ist $φ(1)$ ein neutrales Element
der Multiplikation im Ring $S^{-1}R$. Also ist $S^{-1}R$ entweder der Nullring
oder ein kommutativer Ring mit 1, nämlich $1_{S^{-1}R} = \frac{1}{1}$. Finden
Sie ein Beispiel, wo $S^{-1}R$ tatsächlich der Nullring ist! Das folgende Lemma
kann helfen.
\begin{lem}
In Konstruktion~\ref{kons:loc} ist
\[
\ker(φ) = \{ r ∈ R \::\: ∃ s ∈ S: s· r = 0 \}.
\]
\end{lem}
\begin{proof}
Gegeben ein Element $r ∈ R$, dann sind folgende Aussagen äquivalent:
\[
r ∈ \ker(φ) \iff \frac{r}{1} = \frac{0}{1} \iff ∃ s ∈ S: s·(r·1-0·1) = 0.
\qedhere
\]
\end{proof}
\begin{lem}
In Konstruktion~\ref{kons:loc} sind folgende Aussagen äquivalent.
\begin{enumerate}
\item\label{il:10-3-6-1} Es ist $S^{-1}R = 0$
\item\label{il:10-3-6-2} Es ist $0 ∈ S$.
\item\label{il:10-3-6-3} Die Menge $S$ enthält nilpotente Elemente.
\end{enumerate}
\end{lem}
\begin{proof}
---
\begin{description}
\item[\ref{il:10-3-6-1} $⇒$ \ref{il:10-3-6-2}] Sei $S^{-1}R = 0$. Dann ist
$\frac{1}{1} = \frac{0}{1}$, also existiert ein Element $s ∈ S$ mit
$s · 1 = 0$. Also ist $0 ∈ S$.
\item[\ref{il:10-3-6-2} $⇒$ \ref{il:10-3-6-3}] Klar, denn 0 ist ein
nilpotentes Element.
\item[\ref{il:10-3-6-3} $⇒$ \ref{il:10-3-6-1}] Sei $s ∈ S$ ein nilpotentes
Element. Es existiert also eine Zahl $n ∈ $, sodass $s^n = 0$ ist. Es
folgt: $0 ∈ S$, und je zwei Brüche sind immer äquivalent. Insbesondere ist
\[
S^{-1}R = \left\{ \frac{0}{1} \right\}. \qedhere
\]
\end{description}
\end{proof}
\section{Lokalisierung von Moduln}
Unser nächstes Ziel ist es, Ideale im Ring $R$ und im lokalisierten Ring
$S^{-1}R$ zu vergleichen. Es lohnt sich aber, gleich ein wenig allgemeiner zu
arbeiten, denn Ideale sind spezielle Moduln.
\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Modul_(Mathematik)}{Sie erinnern sich doch
daran, was ein Modul ist?} Grob und nicht ganz richtig: Ein Modul ist wie ein
Vektorraum, aber nicht über einem Körper sondern über einem Ring. Die
Lokalisierung eines Moduls geht genau so wie die Lokalisierung eines Ringes: wir
betrachten Brüche, wo oben Modulelemente stehen und unten Elemente des
multiplikativen Systems.
\begin{konstruktion}[Lokalisierung von Moduln]\label{kons:locM}
\index{Lokalisierung!von Moduln}Es sei $R$ ein ein kommutativer Ring mit Eins
und es sei $S ⊂ R$ ein multiplikatives System. Weiter sei $A$ ein $R$-Modul
(zum Beispiel ein Ideal). Dann betrachte die folgende Relation auf $A S$,
\begin{equation}\label{eq:10-3-1-1M}
(a,α) \sim (b, β) \quad \overset{\text{def}}{} \quad
∃ s ∈ S: s·(aβ - b α) = 0
\end{equation}
Rechnen Sie nach, dass es sich tatsächlich um eine Äquivalenzrelation handelt!
Wie üblich bezeichnen wir die Äquivalenzklasse von $(a, α)$ mit $\frac{a}{α}$.
Der Quotient wird mit $S^{-1}A$ bezeichnet.
Als nächstes versehen wir $S^{-1}A$ mit der Struktur eines Moduls über dem
Ring $S^{-1}R$. Dazu werden Addition und skalare Multiplikation wie üblich
auf Repräsentantenniveau definiert. Gegeben Brüche $\frac{a}{α}$ und
$\frac{b}{β}$ aus $S^{-1}A$ und $\frac{r}{s}$ aus $S^{-1}R$, so definieren wir
\[
\begin{matrix}
\frac{a}{α} &+& \frac{b}{β} & := & \frac{a β + b α}{α β}\\
\frac{r}{s} &·& \frac{b}{β} & := & \frac{r·b}{α β}.
\end{matrix}
\]
Man rechne nach, dass dies tatsächlich wohldefiniert ist, dass dies eine
Modulstruktur auf $S^{-1}A$ liefert.
\end{konstruktion}
\begin{bemerkung}\label{bem:10-4-2}
Bei der Lokalisierung von $R$-Moduln gibt es etwas Potential für Verwirrung.
Der Ring $R$ ist trivialerweise selbst ein $R$-Modul. Wenn ich jetzt
$S^{-1} R$ schreibe, meine ich dann die Lokalisierung des Ringes aus
Konstruktion~\ref{kons:loc} oder die Lokalisierung des $R$-Moduls aus
Konstruktion~\ref{kons:locM}? Gute Nachricht: es macht keinen Unterschied.
Rechnen Sie nach, dass die beiden Konstruktion in diesem Fall schlicht
identisch sind.
Rechnen Sie auch nach, dass zweimal Lokalisieren nichts ändert. Genauer
gesagt, es gibt einen kanonischen Isomorphismus $S^{-1}S^{-1}A ≅ S^{-1}A$.
\end{bemerkung}
Natürlich ist auch die Lokalisierung von Moduln durch universelle Eigenschaften
bestimmt, aber ich verzichte hier auf eine große Diskussion. Stattdessen möchte
ich auf folgende Eigenschaft der Lokalisierung hinweisen.
\begin{beobachtung}[Lokalisierung von Moduln ist funktoriell]
\index{Lokalisierung!von Modulmorphismus}Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit
Eins und es sei $S ⊂ R$ ein multiplikatives System. Weiter sei $α : A → B$
ein Morphismus von $R$-Moduln. Dann erhalte ich eine Abbildung zwischen den
lokalisierten Moduln, durch
\[
S^{-1}α : S^{-1} A → S^{-1} B, \quad \frac{a}{s}\frac{α(a)}{s}.
\]
Rechnen Sie nach, dass diese ``Definition auf Repräsentantenniveau''
tatsächlich wohldefiniert ist. Gegeben einen weiteren Modulmorphismus
$β : B → C$, so rechnen Sie nach, dass stets die Gleichung
\[
S^{-1}(β◦α) = \left(S^{-1}β\right) ◦ \left(S^{-1} α\right)
\]
gilt. Der Mathematiker fasst die Aussage ``Morphismen von Moduln induzieren
in kanonischer Weise Morphismen von lokalisierten Moduln in einer Art und
Weise, die mit der Komposition verträglich ist'' kurz zusammen und sagt:
``Lokalisierung ist funktoriell''.
\end{beobachtung}
\begin{notation}[Lokalisierung nach Primideal]
Es sei $R$ ein Ring und es sei $p ⊂ R$ ein Primideal, mit zugehörendem
multiplikativen System $S := R p$. Weiter sei $A$ ein $R$-Modul. Dann wird
die Lokalisierung $S^{-1} A$ auch häufig mit $A_p$ bezeichnet. Gegeben einen
Morphismus von $R$-Moduln, $α : A → B$, dann wird die Lokalisierung $S^{-1} α$
auch häufig mit $α_p$ bezeichnet.
\end{notation}
\subsection{Exaktheit}
\subsubsection{Exakte Sequenzen -- Teile und Herrsche}
In der Vorlesung ``Lineare Algebra'' haben Sie exakte Sequenzen kennen gelernt,
aber vielleicht nicht gemocht. Jetzt ist es an der Zeit, die exakt Sequenz
lieben zu lernen. Ich wiederhole kurz, worum es geht: Gegeben einen Ring $R$,
dann nenne eine (endliche oder unendliche) Folge von Modulmorphismen
\[
\xrightarrow{α_{n-1}} A_{n-1} \xrightarrow{α_n} A_n \xrightarrow{α_{n+1}}
A_{n+1} \xrightarrow{α_{n+2}}
\]
exakt, wenn für jeden Index $i$ die Gleichung $\img α_i = \ker α_{i+1}$ gilt.
\begin{beobachtung}
Es sei $α: A → B$ ein Morphismus von $R$-Moduln. Dann kann man Injektivität
und Surjektivität von $α$ mit Hilfe von exakten Sequenzen ausdrücken.
\begin{itemize}
\item Der Morphismus $α$ ist genau dann injektiv, wenn $\ker α = \{0\}$ ist.
Dies ist genau dann der Fall, wenn die Sequenz $0 → A \xrightarrow{α} B$
exakt ist. Dabei ist der erste Pfeil logischerweise die Nullabbildung, was
sonst.
\item Der Morphismus $α$ ist genau dann surjektiv, wenn die Sequenz
$A \xrightarrow{α} B → 0$ exakt ist. Dabei ist der letzte Pfeil
logischerweise die Nullabbildung, was sonst.
\end{itemize}
\end{beobachtung}
Wir interessieren uns besonders für \emph{kurze exakte Sequenzen}. Das sind
exakte Sequenzen der folgenden Form,
\begin{equation}\label{eq:kes}
0 → A \xrightarrow{α} B \xrightarrow{β} C → 0.
\end{equation}
Dabei ist der erste und der letzte Pfeil logischerweise die Nullabbildung, was
sonst.
\begin{beobachtung}\label{beo:10-4-6}
Die Aussage ``Die Sequenz \eqref{eq:kes} ist exakt'' besagt genau die
folgenden drei Dinge.
\begin{itemize}
\item Der Morphismus $α$ ist injektiv.
\item Es gilt $\img α = \ker β$.
\item Der Morphismus $β$ ist surjektiv.
\end{itemize}
Insbesondere gilt in diesem Kontext die folgenden Aussagen.
\begin{itemize}
\item Der Modul $A$ ist isomorph zu $\ker β$.
\item Der Modul $C$ ist isomorph zu $\coker α$. Wenn ich $A$ mithilfe der
injektiven Abbildung $α$ als Untermodul von $B$ auffasse dann ist $C$ also
isomorph zum Quotientenmodul $B/A$.
\end{itemize}
\end{beobachtung}
Wenn Sie normal sind, haben Sie sich sicher schon länger gefragt, warum ältere
Professoren auf exakte Sequenzen abfahren. Der Grund: viele Moduln sind echt
schwer zu verstehen. Wenn mir das Leben einen Modul $B$ gibt, dann suche ich
eine exakte Sequenz wie in \eqref{eq:kes}, in der Hoffnung, dass die Moduln $A$
und $C$ kleiner und deshalb leichter zu verstehen sind. Das Zerlegt mein
Problem ``verstehe den Modul $B$'' in drei Teilaufgaben.
\begin{itemize}
\item Verstehe den kleineren Modul $A$.
\item Verstehe den kleineren Modul $C$.
\item Verstehe, wie sich der Modul $B$ aus den kleineren Moduln $A$ und $C$
zusammensetzt. Mit anderen Worten: verstehe die kurze exakte Sequenz
\eqref{eq:kes}.
\end{itemize}
Finden Sie diese Strategie überzeugend? Vielleicht nicht. Sie haben nämlich
vermutlich noch kein Beispiel gesehen, wo man mit dieser Strategie wirklich
etwas bewiesen hätte. Dafür gibt es einen guten Grund: Sie haben sich bislang
vermutlich weniger für Moduln, sondern meistens nur für Vektorräume
interessiert. Wenn aber \eqref{eq:kes} eine kurze exakte Sequenz von
Vektorräumen ist, dann ist $B ≅ A⊕C$, und die Frage ``Wie setzt sich der Modul
$B$ aus den kleineren Moduln $A$ und $C$ zusammen?'' ist irrelevant.
\begin{warnung}
Wenn \eqref{eq:kes} eine kurze exakte Sequenz von Moduln ist, dann ist es im
Allgemeinen überhaupt nicht richtig, dass $B$ isomorph zu $A⊕C$ ist. Die
Frage, welche Moduln in der Mitte einer exakten Sequenz der Form
\eqref{eq:kes} stehen können, ist ziemlich interessant.
\end{warnung}
\subsubsection{Exaktheit des Lokalisierungsfunktors}
\sideremark{Vorlesung 12}Ich verspreche Ihnen, dass wir später in dieser
Vorlesung interessante exakte Sequenzen sehen werden. Im Moment geht es aber um
die Lokalisierung von Moduln. Der wesentliche Punkt: Lokalisierung bildet
exakte Sequenzen auf exakte Sequenzen ab. Der Mathematiker sagt ``Lokalisierung
ist ein exakter Funktor''.
\begin{satz}[Lokalisierung ist ein exakter Funktor]\label{satz:10-4-7}
Es sei $R$ ein Ring, es sei $S ⊂ R$ ein multiplikatives System und es sei
\[
A \xrightarrow{α} B \xrightarrow{β} C
\]
eine exakte Sequenz von $R$-Moduln. Dann ist auch die Sequenz
\[
S^{-1}A \xrightarrow{S^{-1}α} S^{-1}B \xrightarrow{S^{-1}β} S^{-1}C
\]
exakt.
\end{satz}
\begin{proof}
\video{12-1}
\end{proof}
\begin{bemerkung}
Satz~\ref{satz:10-4-7} ist eine Aussage über exakte Sequenzen der Länge
drei. Wenn man den Satz aber erst einmal bewiesen hat, dann folgt die Aussage
ziemlich schnell auch für exakte Sequenzen beliebiger Länge --- unendlich
lange Sequenzen sind ebenfalls erlaubt.
\end{bemerkung}
\begin{kor}[Lokalisierung erhält Injektivität und Surjektivität]\label{kor:10-4-7}
Es sei $R$ ein Ring, es sei $S ⊂ R$ ein multiplikatives System und es sei
$α : A → B$ ein Morphismus von $R$-Moduln.
\begin{itemize}
\item Wenn $α$ injektiv ist, dann ist $S^{-1}α$ injektiv.
\item Wenn $α$ surjektiv ist, dann ist $S^{-1}α$ surjektiv.
\end{itemize}
\end{kor}
\begin{proof}
Nach Beobachtung~\ref{beo:10-4-6} und Satz~\ref{satz:10-4-7} gelten folgende
Äquivalenzen.
\begin{align*}
\text{Die Abbildung $α$ ist injektiv.} &\text{Die Sequenz $0 → A \xrightarrow{α} B$ ist exakt.} \\
&\text{Die Sequenz $S^{-1}0 → S^{-1}A \xrightarrow{S^{-1} α} S^{-1}B$ ist exakt.} \\
&\text{Die Abbildung $S^{-1} α$ ist injektiv.}
\end{align*}
Der Beweis für Surjektivität geht analog.
\end{proof}
Gegeben einen $R$-Modul $B$ und einen Untermodul $A ⊂ B$, dann erlaubt
Korollar~\ref{kor:10-4-7}, den lokalisierten Modul $S^{-1}A$ als Untermodul von
$S^{-1}B$ aufzufassen. Damit ist das folgende Korollar sinnvoll.
\begin{kor}
Es sei $R$ ein Ring, es sei $S ⊂ R$ ein multiplikatives System und es sei$M$
ein $R$-Modul mit Untermoduln $N$ und $P ⊂ M$. Dann gilt folgendes.
\begin{enumerate}
\item Es ist $S^{-1}(N+P) = (S^{-1}N) + (S^{-1}P)$.
\item Es ist $S^{-1}(N ∩ P) = (S^{-1}N)(S^{-1}P)$.
\item\label{il:10-4-8-3} Es ist $S^{-1}(M/N) = (S^{-1} M) / (S^{-1} N)$.
\end{enumerate}
\end{kor}
\begin{proof}
Ich bin faul und beweise nur \ref{il:10-4-8-3}. Betrachte dazu die exakte
Sequenz
\[
0 → N \xrightarrow{\text{Inklusion}} M
\xrightarrow{\text{Projektion}} M/N → 0.
\]
Dann ist
\[
\underbrace{S^{-1}0}_{ = 0} → S^{-1}N
\xrightarrow{S^{-1}\text{Inklusion}} S^{-1}M \xrightarrow{S^{-1}\text{Projektion}}
S^{-1}(M/N) → \underbrace{S^{-1}0}_{ = 0}
\]
ebenfalls exakt. Also ist $S^{-1}(M/N)$ nach Beobachtung~\ref{beo:10-4-6}
isomorph zum Quotienten $(S^{-1}M) / (S^{-1}N)$.
\end{proof}
\section{Lokale Eigenschaften von Moduln und von Morphismen}
Gegeben sei ein Ring $R$ und es sei $A$ ein $R$-Modul. Wenn $A$ der Nullmodul
ist, dann ist natürlich auch jede Lokalisierung nach jedem Primideal der
Nullmodul. Interessanterweise gilt auch die Umkehrung.
\begin{lem}[Verschwindung von Moduln ist lokale Eigenschaft]\label{lem:10-4-10}
Es sei $R$ ein Ring und es sei $M$ ein $R$-Modul. Dann sind die folgenden
Aussagen äquivalent.
\begin{enumerate}
\item\label{il:10-4-10-1} Es ist $M = 0$.
\item\label{il:10-4-10-2} Für jedes Primideal $p ⊂ R$ ist $M_p = 0$.
\item\label{il:10-4-10-3} Für jedes maximale Ideal $m ⊂ R$ ist
$M_m = 0$.
\end{enumerate}
\end{lem}
\begin{proof}
Es ist nur die Richtung \ref{il:10-4-10-3} $$ \ref{il:10-4-10-1} zu
zeigen. Wir führen einen Widerspruchsbeweis und nehmen an, dass $M ≠ 0$
ist, dass aber alle Lokalisierungen in maximalen Idealen 0 sind. Wähle dann
ein Element $x ∈ M \{0\}$, und betrachte die Menge
\[
\operatorname{Ass}(x) = \{ r ∈ R \::\: r·x = 0 \} ⊂ R.
\]
Dies ist ein Ideal in $R$, das häufig als das ``zu $x$ assoziierte Ideal''
bezeichnet wird. Blutrünstige Kollegen sprechen gern vom
\href{https://www.youtube.com/watch?v=qTUL-mpov78}{Assassinator-Ideal}, weil
$\operatorname{Ass}(x)$ aus genau den Ringelementen besteht, die $x$
``killen''. Die Annahme $x ≠ 0$ impliziert sofort
$1 \not\operatorname{Ass}(x)$. Also können wir ein maximales Ideal wählen
$m$, das $\operatorname{Ass}(x)$ enthält,
\[
\operatorname{Ass}(x) ⊂ m ⊊ R.
\]
Per Annahme ist $M_m = 0$, und also ist
\[
\frac{0}{1} = \frac{x}{1} ∈ M_m.
\]
Per Definition bedeutet das, dass ein Element $s ∈ R m$ existiert,
sodass $(1 - 0·1) = 0$ ist. Mit anderen Worten: es gilt $s·x = 0$ und
also ist $s ∈ \operatorname{Ass}(x)$, im Widerspruch zur Wahl von
$s ∈ R m ⊂ R \operatorname{Ass}(x)$.
\end{proof}
In der Fachsprache sagt man, die Eigenschaft eines Moduls, der Nullmodul zu
sein, ist eine lokale Eigenschaft.
\begin{defn}[Lokale Eigenschaften von Moduln]
Es sei $R$ ein Ring und es sei $E$ eine Eigenschaft von $R$-Moduln. Nenne $E$
eine \emph{lokale Eigenschaft}\index{lokale Eigenschaft!von Moduln}, wenn für
jeden $R$-Modul $M$ die folgenden Aussagen äquivalent sind.
\begin{itemize}
\item Der Modul $M$ hat Eigenschaft $E$.
\item Für alle Primideale $p ⊂ R$ gilt: der Modul $M_p$ hat Eigenschaft
$E$.
\end{itemize}
\end{defn}
Das geht natürlich auch mit Eigenschaften von Morphismen.
\begin{kor}[Injektivität und Surjektivität sind lokale Eigenschaften]\label{kor:10-5-3}
Es sei $R$ ein Ring und es sei $α: A → B$ ein Morphismus von
$R$-Moduln. Dann sind die folgenden Aussagen äquivalent.
\begin{enumerate}
\item\label{il:10-5-3-1} Die Abbildung $α$ ist injektiv.
\item\label{il:10-5-3-2} Für alle Primideale $p ⊂ R$ gilt: die Abbildung
$α_p$ ist injektiv.
\item\label{il:10-5-3-3} Für alle maximalen Ideale $m ⊂ R$ gilt: die
Abbildung $α_m$ ist injektiv.
\end{enumerate}
Analoge Äquivalenzen gelten auch für Surjektivität.
\end{kor}
\begin{proof}
Nach Korollar~\ref{kor:10-4-7} ist nur die Richtung \ref{il:10-5-3-3}
$$ \ref{il:10-5-3-1} zu zeigen. Wir nehmen also an, dass für jedes
maximale Ideal $m ⊂ R$ die Abbildung $α_m$ injektiv ist.
Als nächstes betrachte die Sequenz von $R$-Moduln,
\begin{equation}\label{eq:10-5-3-4}
0 → \ker(α) → A \xrightarrow{α} B.
\end{equation}
Rechnen Sie nach, dass diese Sequenz exakt ist! Ich will zeigen, dass
$\ker(α) = 0$. Nach Lemma~\ref{lem:10-4-10} ist dies gleichbedeutend dazu,
dass für alle maximalen Ideale $m ⊂ R$ die Gleichheit $(\ker(α))_m = 0$ gilt.
Sei also ein maximales Ideal $m ⊂ R$ gegeben! Dann wende die
Lokalisierungskonstruktion auf die Sequenz~\eqref{eq:10-5-3-4} an und erhalte
eine neue Sequenz,
\begin{equation}\label{eq:10-5-3-5}
0_m → (ker(α))_m → A_m \xrightarrow{α_m} B_m,
\end{equation}
die nach Satz~\ref{satz:10-4-7} ebenfalls exakt ist. Aus der Exaktheit von
\eqref{eq:10-5-3-5} folgt aber, dass $(\ker(α))_m = \ker(α_m)$ ist. Per
Annahme ist $α_m$ aber injektiv und deshalb ist $(\ker(α))_m = 0$.
\end{proof}
Korollar~\ref{kor:10-5-3} sagt, das Injektivität und Surjektivität lokale
Eigenschaften von $R$-Modulmorphismen sind.
\begin{defn}[Lokale Eigenschaften von Modulmorphismen]
Es sei $R$ ein Ring und es sei $E$ eine Eigenschaft von $R$-Modulmorphismen.
Nenne $E$ eine \emph{lokale Eigenschaft}\index{lokale Eigenschaft!von
Modulmorphismen}, wenn für jeden $R$-Modulmorphismus $α$ die folgenden
Aussagen äquivalent sind.
\begin{itemize}
\item Der $R$-Modulmorphismus $α$ hat Eigenschaft $E$.
\item Für alle Primideale $p ⊂ R$ gilt: der $R$-Modulmorphismus $α_p$ hat
Eigenschaft $E$.
\end{itemize}
\end{defn}
\section{Ideale}
Nun möchte ich noch untersuchen, wie die Mengen der Ideale im Ring $R$ und im
lokalisierten Ring $S^{-1}R$ zusammenhängen. Bevor es losgeht, erinnere ich an
zwei elementare Tatsachen aus der Algebra-Vorlesung.
\begin{lem}[Urbilder von Idealen]
Es sei $γ: R → T$ ein Ringmorphismus und es sei $I ⊂ T$ ein Ideal. Dann ist
die Urbildmenge $γ^{-1}(I)$ ein Ideal in $R$. Falls das Ideal $I$ zusätzlich
prim ist, dann ist auch $γ^{-1}(I)$ ein Primideal. \qed
\end{lem}
\begin{nlemma}[Bilder von Idealen]\label{nlem:10-6-2}
Es sei $γ: R → T$ ein Ringmorphismus und es sei $J ⊂ R$ ein Ideal. Dann ist
im Allgemeinen weder die Bildmenge $γ(J)$ noch die Menge
\[
γ(J)·T := \{ a·b \::\: a ∈ γ(J) \text{ und } b ∈ T \}
\]
ein Ideal in $T$. \qed
\end{nlemma}
Im Kontext der Lokalisierung von Ringen stellt sich die Situation wie folgt dar.
\begin{lem}\label{lem:10-6-3}
In der Situation von Konstruktion~\ref{kons:loc} (``Lokalisierung von
Ringen'') sei $I ⊂ R$ ein Ideal. Dann ist
\begin{equation}\label{eq:10-6-3-1}
φ(I)·S^{-1}R = \left\{ \frac{a}{b} ∈ S^{-1}R \::\: a ∈ I, b ∈ S
\right\}.
\end{equation}
Insbesondere ist die diesem Fall die Menge $φ(I)·S^{-1}R$ sehr wohl ein Ideal
in $S^{-1}R$.
\end{lem}
\begin{proof}
Die Inklusion ``$$'' ist klar. Um die Inklusion ``$$'' zu zeigen, sei ein
Element
\[
\frac{α}{β} ∈ φ(I)·S^{-1}R
\]
gegeben. Per Definition von $φ(I)·S^{-1}R$ bedeutet das: es existieren
Elemente $a ∈ I$ und $\frac{r}{s} ∈ S^{-1}R$, sodass die Gleichung
\[
\frac{α}{β} = \frac{a}{1}·\frac{r}{s} = \frac{a·r}{s}
\]
gilt. Da $I$ ein Ideal ist, ist $a·r ∈ I$ und die Aussage folgt.
\end{proof}
\begin{bemerkung}
Lemma~\ref{lem:10-6-3} hat vielleicht ein wenig Potential für Verwirrung, denn
das Ideal $I ⊂ R$ ist natürlich auch ein $R$-Modul und die rechte Seite von
Gleichung~\eqref{eq:10-6-3-1} erinnert an $S^{-1}I$, die Lokalisierung von $I$
als $R$-Modul. Das ist natürlich kein Zufall, und ich möchte die Details noch
einmal genau diskutieren. Sei also $ι : I → R$ die Inklusionsabbildung; dies
ist ein Morphismus von $R$-Moduln. Lokalisierung von $R$-Moduln liefert uns
eine neue Abbildung,
\[
S^{-1}ι : S^{-1}I → S^{-1}R,
\]
die nach Korollar~\ref{kor:10-4-7} wieder injektiv ist. Erinnern Sie sich
dazu an Bemerkung~\ref{bem:10-4-2}: Es macht keinen Unterschied, ob wir $R$
als Ring oder als $R$-Modul lokalisieren. Rechnen Sie als nächstes nach, dass
das Bild der injektiven Abbildung $S^{-1}ι$ genau die Menge $φ(I)·S^{-1}R$
ist. Die Abbildung $S^{-1}ι$ identifiziert daher die Mengen $S^{-1}I$ und
$φ(I)·S^{-1}R$.
\end{bemerkung}
\begin{notation}
In der Situation von Lemma~\ref{lem:10-6-3} werden wir das Ideal
$φ(I)·S^{-1} R ⊂ S^{-1} R$ von nun an häufig mit $S^{-1}I$ notieren.
\end{notation}
\begin{satz}[Verhalten von Idealen unter Lokalisierung]\label{satz:10-6-6}
In der Situation von Konstruktion~\ref{kons:loc} (``Lokalisierung von
Ringen'') gilt folgendes.
\begin{enumerate}
\item\label{il:10-6-6-1} Alle Ideale in $S^{-1}R$ sind von der Form $S^{-1}I$
für ein Ideal $I ⊂ R$. Genauer: für jedes Ideal $J ⊂ S^{-1}R$ gilt die
Gleichung
\[
J = S^{-1} φ^{-1}(J).
\]
\item Für jedes Ideal $I ⊂ R$ ist
\[
φ^{-1}\left(S^{-1}I\right) = \{ r ∈ R \::\: ∃ s ∈ S : r·s ∈ I \}.
\]
\item\label{il:10-6-6-3} Ein Ideal $I ⊂ R$ ist genau dann von der Form
$φ^{-1}(J)$, wenn die folgende Gleichheit gilt
\[
I = \{ r ∈ R \::\: ∃ s∈S: r·s ∈ I \}.
\]
\end{enumerate}
\end{satz}
\begin{proof}
\video{12-2}
\end{proof}
\begin{kor}[Verhalten von Primidealen unter Lokalisierung]\label{kor:10-6-8}
In der Situation von Konstruktion~\ref{kons:loc} (``Lokalisierung von
Ringen'') liefert die Abbildung
\[
η: \left\{\text{ Ideale in $S^{-1}R$ } \right\}\left\{\text{ Ideale in $R$ }
\right\}, \quad J ↦ φ^{-1}(J)
\]
eine Bijektion
\[
\left\{ \text{ Primideale in $S^{-1}R$ } \right\}\left\{ \text{
Primideale $I ⊂ R$ mit $I ∩ S =$ } \right\}.
\]
\end{kor}
\begin{proof}
Zuerst müssen wir zeigen, dass für jedes Primideal $J ⊂ S^{-1}R$ das Urbild
$φ^{-1}(J)$ zu $S$ disjunkt ist. Das geht mit einem Widerspruchsbeweis.
Angenommen, es gäbe ein $s ∈ φ^{-1}(J)∩ S$. Per Definition der Abbildung $φ$
ist dann $\frac{s}{1} ∈ J$, also $\frac{1}{1} = \frac{s}{1}·\frac{1}{s} ∈ J$
und es folgt $J = S^{-1}R$ Das ist ein Widerspruch zur Annahme, dass $J$ prim
ist.
Die Abbildung $η$ ist offensichtlich injektiv. Also ist nur noch zu zeigen,
dass jedes Primideal $I ⊂ R$ mit $I ∩ S =$ bereits Urbild eines Primideals
in $J ⊂ S^{-1}R$ ist. Sei also ein solches Ideal $I$ gegeben. Um $J$ zu
finden, wenden wir das Kriterium~\ref{il:10-6-6-3} an: wenn ein Element
$r ∈ R$ gegeben ist, sodass ein $s ∈ S$ existiert mit $r·s ∈ I$, dann ist $s$
logischerweise nicht in $I$. Auf der anderen Seite ist $I$ per Annahme ein
Primideal, so dass $r ∈ I$ sein muss. Kriterium~\ref{il:10-6-6-3} liefert uns
also ein Ideal $J ⊂ S^{-1}R$ mit $I = φ^{-1}(J)$. Nach \ref{il:10-6-6-1}
wissen wir sogar ganz genau, was $J$ ist, nämlich $S^{-1}I$.
Jetzt ist nur noch zu zeigen, dass das gefundene Ideal $J$ tatsächlich ein
Primideal ist. Seien also zwei Brüche $\frac{a}{b}$ und
$\frac{c}{d} ∈ S^{-1}R$ gegeben, sodass
\[
\frac{a}{b}·\frac{c}{d} = \frac{ac}{bd} ∈ J = S^{-1}I
\]
ist. Nach Lemma~\ref{lem:10-6-3} bedeutet das:
\[
α ∈ I: ∃ β ∈ S: \frac{α}{β} = \frac{ac}{bd}.
\]
Das bedeutet per Definition von Lokalisierung: es existiert ein Element
$u ∈ S$ mit $(acβ - α bd)u = 0$. Es folgt also
\[
ac\underbrace{β u}_{∈ S} = α·bdu ∈ I \text{ da } α ∈ I.
\]
Weil $I$ aber ein Primideal ist und $S ∩ I =$, folgt $ac ∈ I$. Also ist
$a ∈ I$ oder $c ∈ I$ und deshalb ist $\frac{a}{b} ∈ S^{-1}I$ oder
$\frac{c}{d} ∈ I$. Was zu zeigen war.
\end{proof}
\begin{kor}
In der Situation von Konstruktion~\ref{kons:loc} (``Lokalisierung von
Ringen'') sei $R$ Noethersch. Dann ist auch $S^{-1}R$ Noethersch.
\end{kor}
\begin{proof}
Es sei $I_1 ⊂ I_2 ⊂ ⋯$ eine aufsteigende Kette von Idealen in $S^{-1}R$.
Betrachte die Kette $φ^{-1}(I_1) ⊂ φ^{-1}(I_2) ⊂ ⋯$. Das ist eine
aufsteigende Kette von Idealen in $R$. Weil der Ring $R$ per Annahme
Noethersch ist, wird diese Kette stationär. Mit anderen Worten: es existiert
ein Index $n ∈ $, sodass $φ^{-1}(I_n) = φ^{-1}(I_{n+1}) =$ ist. Nach
Aussage~\ref{il:10-6-6-1} von Satz~\ref{satz:10-6-6} ist dann aber
\[
\underbrace{S^{-1} φ^{-1}(I_n)}_{= I_n} = \underbrace{S^{-1}
φ^{-1}(I_{n+1})}_{= I_{n+1}} = ⋯
\]
Also wird bereits die aufsteigende Kette $I_1 ⊂ I_2 ⊂ ⋯$ stationär.
\end{proof}
\begin{kor}[Lokalisierung von Primidealen liefert lokale Ringe]\label{kor:10-6-9}
In der Situation von Konstruktion~\ref{kons:loc} (``Lokalisierung von
Ringen'') sei das multiplikative System $S$ von der Form $S = R p$, für ein
Primideal $p ⊂ R$. Dann gibt es in $S^{-1}R = R_p$ genau ein maximales Ideal,
nämlich $p·R_p = S^{-1}p$.
\end{kor}
\begin{proof}
Sei $m ⊂ R_p$ ein maximales Ideal, dann ist $φ^{-1}(m) ⊂ R$ ein Primideal,
welches nach Korollar~\ref{kor:10-6-8} in $R S = R (R p) = p$ enthalten
ist. Also folgt aus der Maximalität bereits die Gleichung $φ^{-1}(m) = p$.
Mit anderen Worten: $m = p · R_p$.
\end{proof}
\section{Lokale Ringe}
Die Lokalisierung eines Ringes ist natürlich eine sehr wichtige Konstruktion.
Sie ist so wichtig, dass die Ringe, die man dabei erhält, einen eigenen Namen
bekommen.
\begin{defn}[Lokaler Ring, Restklassenkörper]
Ein \emph{lokaler Ring}\index{lokaler Ring} ist ein kommutativer Ring mit
Eins, der genau ein maximales Ideal enthält. Wenn $R$ ein lokaler Ring mit
maximalem Ideal $m$ ist, dann wird der Körper $R/m$ als
\emph{Restklassenkörper}\index{Restklassenkörper} bezeichnet.
\end{defn}
\begin{bsp}
Es sei $R$ ein Ring und $p ⊂ R$ ein Primideal. Wir haben in
Korollar~\ref{kor:10-6-9} gesehen, dass $R_p$ ein lokaler Ring mit maximalen
Ideal $p·R_p$ ist. Rechnen Sie nach, dass der Restklassenkörper $R_p/p·R_p$
exakt der Quotientenkörper des Integritätsringes $R/p$ ist!
\end{bsp}
\begin{satz}[Charakterisierung von lokalen Ringen]
Es sei $R$ ein Ring und es sei $m ⊊ R$ ein maximales Ideal. Dann sind die
folgenden Aussagen äquivalent.
\begin{enumerate}
\item\label{il:10-7-2-1} Der Ring $R$ ist ein lokaler Ring.
\item\label{il:10-7-2-2} Jedes Element aus $Rm$ ist eine Einheit.
\end{enumerate}
\end{satz}
\begin{proof}
---
\begin{description}
\item[\ref{il:10-7-2-1} $⇒$ \ref{il:10-7-2-2}] Sei $R$ ein lokaler Ring und
$f ∈ R$ sei keine Einheit. Dann ist $(f) ≠ R$. Also ist $(f)$ in einem
(dem einen) maximalen Ideal enthalten und es ist $(f) ⊂ m$. Also ist
$f ∈ m$.
\item[\ref{il:10-7-2-2} $⇒$ \ref{il:10-7-2-1}] Sei $I ⊊ R$ ein beliebiges
Ideal. Dann gilt für jedes Element $x ∈ I$, dass $x \not ∈ R^*$ (denn sonst
wäre $I = R$). Also ist $I ⊂ m$. Also ist $m$ das einzige maximale Ideal.
\qedhere
\end{description}
\end{proof}
Wir enden mit dem brühmten ``Lemma von Nakayama''. Dies ist ein Kriterium, mit
dem man später in geometrisch relevanten Situationen zeigen kann, dass ein
gegebener Modul über einem lokalen Ring verschwindet. Über das Lemma von
Nakayama lässt sich viel sagen und viel schreiben, aber ich werde mich kurz
fassen denn ich will so schnell wie möglich zurück zur Geometrie.
\begin{lem}[Lemma von Nakayama]
Sei $R$ ein lokaler Ring mit maximalem Ideal $m$. Weiter sei $M$ ein endlich
erzeugter $R$-Modul. Betrachte die Menge
\[
m · M = \{ a · b ∈ M \::\: a ∈ m, b ∈ M \}.
\]
Falls $m · M = M$ ist, dann ist $M = 0$.
\end{lem}
\begin{proof}
\video{12-3}
\end{proof}
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222
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\chapter{Lokale Ringe und Multiplizität von Punkten}
\sideremark{Vorlesung 13}In diesem Kapitel möchte ich die Geometrie aus
Kapitel~\ref{chap:9} und die algebraischen Definitionen von
Kapitel~\ref{chap:10} zusammenbringen. Wir betrachten in diesem Kapitel die
folgende Situation.
\begin{situation}\label{sit:11-1}
Es sei $k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper und es sei $f ∈ k[x,y]$ eine
ebene algebraische Kurve. Weiter sei $p ∈ V(f)$ ein Punkt der Kurve.
\end{situation}
\begin{notation}
In Situation~\ref{sit:11-1} bezeichnen wir den affinen Koordinatenring der
Kurve mit $R$ und betrachten das zum Punkt $p$ gehörende maximale Ideal
$m ⊊ R$. Wie in der algebraischen Geometrie üblich, werden wir die
Lokalisierung $R_m$ mit $𝒪_p(f)$ notieren. Das (nach
Korollar~\ref{kor:10-6-9} eindeutige!) maximale Ideal in $𝒪_p(f)$ bezeichnen
wir mit $m_p$.
\end{notation}
\section{Algebraische Beschreibung der Multiplizität}
Der folgende Satz stellt jetzt den Zusammenhang zwischen der geometrischen Größe
``Multiplizität'' und der Algebra von $𝒪_p(f)$ her. Der Satz sagt insbesondere,
dass man die Multiplizität am lokalen Ring ablesen kann.
\begin{satz}[Algebraische Beschreibung der Multiplizität]\label{satz:11-0-3}
In Situation~\ref{sit:11-1} existiert eine Zahl $N ∈ $, sodass für alle
natürlichen Zahlen $n ≥ N$ die folgende Gleichheit gilt,
\begin{equation}\label{eq:11-0-3-1}
\mult_p(f) = \dim_k \Bigl(\factor{m_p^n}{m_p^{n+1}}\Bigr).
\end{equation}
\end{satz}
\begin{erkl}
Die rechte Seite der Gleichung~\eqref{eq:11-0-3-1} ist vielleicht
erklärungsbedürftig. Um zu verstehen, was die Gleichung eigentlich sagt,
beachte zuerst, dass wir eine Kette von Idealen des Ringes $𝒪_p(f)$ haben,
\[
m_p ⊃ m²_p ⊃ m³_p ⊃ m²_p ⊃ m⁴_p ⊃ ⋯
\]
In \eqref{eq:11-0-3-1} ist also $m^n_p$ ein Ideal von $𝒪_p(f)$ und
$m^{n+1}_p ⊆ m^n_p$ ist ein Unterideal. Jetzt sind Ideale in $𝒪_p(f)$
natürlich Spezialfälle von $𝒪_p(f)$-Moduln. Der Quotient
$\factor{m_p^n}{m_p^{n+1}}$ ist als Quotient von $𝒪_p(f)$-Moduln zu verstehen
und ist deshalb selbst ein $𝒪_p(f)$-Modul. Die Elemente von $k$ können wir
natürlich als Elemente des affinen Koordinatenringes sehen (``konstante
Polynome'') und daher auch als Elemente von $𝒪_p(f)$: Gegeben ein konstantes
Polynom $λ$, betrachte einfach den Bruch $\frac{λ}{1}$. Auf diese Weise
fassen wir den Körper $k$ in trivialer Weise als Unterring von $𝒪_p(f)$ auf.
Dann ist aber jeder $𝒪_p(f)$-Modul trivialerweise auch ein $k$-Modul, und es
sinnvoll, die Dimension dieses Vektorraumes zu diskutieren.
\end{erkl}
\begin{bemerkung}
Satz~\ref{satz:11-0-3} macht präzise, was wir schon im Abschnitt~\ref{sec:11}
angedeutet hatten: Die Multipliziät von Punkten auf einer Kurve ist eine
Eigenschaft, die nur vom affinene Koordinatenring (und dessen maximalen
Idealen) abhängt. Es handelt sich also um eine intrinsische geometrische
Eigenschaft, die nicht davon abhängt, wie die Kurve in einen affinen Raum
eingebettet ist!
\end{bemerkung}
Wir beweisen Satz~\ref{satz:11-0-3} in Kürze. Das folgende vorbereitende Lemma
wird dabei helfen.
\begin{lem}\label{lem:11-1-4}
Es sei $k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper und es sei $I ⊂ k[x,y]$ ein
Ideal, sodass $V(I) = \{ 0 \}$ ist. Betrachte den Quotientenring und das
maximale Ideal des $0$-Punktes,
\[
m := (x,y) ⊊ \factor{k[x,y]}{I} =: R.
\]
Dann ist die Lokalisierungsabbildung $φ : R → R_m$ ein Isomorphismus von
$R$-Moduln.
\end{lem}
\begin{proof}
\video{13-1}
\end{proof}
\begin{proof}[Beweis von Satz~\ref{satz:11-0-3}]
\video{13-2}
\end{proof}
\subsection{Glatte Punkte und diskrete Bewertungsringe}
\begin{satzdef}
Es sei $R$ ein Ring, der keine Nullteiler enthält und gleichzeitig auch kein
Körper ist. Dann sind folgende Aussagen äquivalent.
\begin{enumerate}
\item Der Ring $R$ ist ein lokaler Noetherscher Ring und das maximale Ideal
$m ⊂ R$ ist ein Hauptideal.
\item\label{il:11-0-6-2} Es existiert ein Element $t ∈ R$, sodass jedes
$z ∈ R \{ 0 \}$ eine eindeutige Darstellung der Form $z = u · t^n$
besitzt, wobei $u ∈ R^*$ und $n ∈ $ ist.
\end{enumerate}
Falls die Bedingungen erfüllt ist, so nenne $R$ einen \emph{diskreten
Bewertungsring}\index{diskreter Bewertungsring}. Elemente $t ∈ R$ wie in
\ref{il:11-0-6-2} heißen \emph{uniformisierende
Parameter}\index{uniformisierender Parameter}.
\end{satzdef}
\begin{proof}
\video{13-3}
\end{proof}
Der Begriff des ``uniformisierenden Parameters'' ist vielleicht einigermaßen
selbsterklärend, der Begriff des ``Bewertungsringes'' aber wahrscheinlich nicht.
Es gibt in der Algebra den Begriff der ``diskreten Bewertung eines Körpers''.
\begin{defn}[Diskrete Bewertung eines Körpers]
Es sei $k$ ein Körper. Eine \emph{diskrete Bewertung}\index{diskrete
Bewertung} ist eine Abbildung $ν: K \{ 0 \}$, dass für alle
$x,y ∈ k \{ 0 \}$ folgendes gilt.
\begin{itemize}
\item Es ist $ν(x·y) = ν(x) + ν(y)$.
\item Es ist $ν(x + y)\min \bigl\{ ν(x), ν(y) \bigr\}$.
\end{itemize}
\end{defn}
\begin{bsp}[Null- und Polstellenordnung]\label{bsp:11-1-6}
Wir betrachten den Körper $(x)$ der rationalen Funktionen in einer Variable
und wählen einen Punkt $p ∈ $. Dann definiere eine diskrete Bewertung des
Körpers $(x)$ wie folgt. Gegeben eine rationale Funktion $q(x)(x)$,
setze
\[
ν(q) :=
\begin{cases}
n & \text{falls $q$ bei $p$ eine Nullstelle von Ordnung $n$ hat} \\
-n & \text{falls $q$ bei $p$ eine Polstelle von Ordnung $n$ hat} \\
0 & \text{sonst}
\end{cases}
\]
\end{bsp}
\begin{bsp}[Die $p$-adische Bewertung von $$]
Es sei $p$ eine Primzahl. Die $p$-adische Bewertung $ν(n)$ einer ganzen Zahl
$n$ ist die größte Zahl $k$, sodass $n$ noch durch $p^k$ teilbar ist. Die
$p$-adische Bewertung gibt also an, wie oft die Primzahl $p$ in der
Primfaktorzerlegung von $n$ vorkommt. Die Bewertung $ν$ lässt sich auf den
Körper der rationalen Zahlen fortsetzen: gegeben ein Element
$q = \frac{a}{b}$, so definiere $ν(q) := ν(a)-ν(b)$. Man rechne nach,
dass dies tatsächlich eine diskrete Bewertung von $$ ist.
\end{bsp}
\begin{bsp}[Diskrete Bewertungsringe]\label{bsp:11-1-8}
Wenn $R$ ein diskreter Bewertungsring mit uniformisierenden Parameter $t$ ist,
dann findet man eine diskrete Bewertung auf dem Quotientenkörper $Q(R)$ durch
\[
ν \left(\frac{a}{b}\right) = \text{ (Potenz mit der $t$ in $a$ auftaucht ) -
(Potenz mit der $t$ in $b$ auftaucht)}.
\]
Die Elemente von $R ⊂ Q(R)$ sind dann exakt diejenigen Elemente, die eine
positive Bewertung haben.
\end{bsp}
\begin{aufgabe}
Wie ändert in Beispiel~\ref{bsp:11-1-8} die Bewertung, wenn ich einen anderen
uniformisierenden Parameter wähle?
\end{aufgabe}
\begin{aufgabe}
Erkennen Sie, dass Beispiel~\ref{bsp:11-1-6} ein Spezialfall von
Beispiel~\ref{bsp:11-1-8} ist? Welcher Ring übernimmt in
Beispiel~\ref{bsp:11-1-6} die Rolle von $R$ und welches Element von $R$ ist
für die Rolle des uniformisierenden Parameters geeignet.
\end{aufgabe}
\begin{satz}[Charakterisierung von einfachen Punkten]\label{satz:11-1-10}
In Situation~\ref{sit:11-1} sind die folgenden Aussagen
äquivalent.
\begin{enumerate}
\item Der Ring $𝒪_p(f)$ ist ein diskreter Bewertungsring.
\item Es ist $\mult_p(f) = 1$. Mit anderen Worten: $p$ ist ein einfacher
Punkt der Kurve.
\end{enumerate}
\end{satz}
\begin{proof}
\video{13-4}
\end{proof}
\begin{bemerkung}
Wenn man ein wenig aufpasst, zeigt der Beweis von Satz~\ref{satz:11-1-10} noch
etwas mehr: Sei $ ∈ k[x,y]$ ist eine Gerade\footnote{also Polynom von Grad
1}, die den Punkt $p$ enthält. Wenn $$ in $p$ \emph{keine}
Tangentialgerade an $V(f)$ ist, dann ist das Bild von $$ im lokalen Ring
$𝒪_p(f)$ ein uniformisierender Parameter.
\end{bemerkung}
Tabelle~\ref{tab:11-1} fasst die Ergebnisse dieses Kapitels zusammen.
\begin{table}
\centering
\begin{tabular}{p{7cm}p{7cm}}
\rowcolor{lightgray} \textbf{Algebra} & \textbf{Geometrie} \\
maximale Ideale im Koordinatenring $k[X]$ & Punkte \\
maximale Ideale $m ⊊ k[X]$, sodass der lokale Ring $𝒪_p(X)$ ein diskreter Bewertungsring ist & einfache Punkte \\
Dimension von $m_p^n/m_p^{n+1}$ für großes $n$ & Multiplizität des Punktes $p$ in $X$
\end{tabular}
\bigskip
Es sei $X$ eine ebene, algebraische Kurve und $p$ ein Punkt von $X$.
\caption{Wörterbuch: einfache und singuläre Punkte von algebraischen Kurven}
\label{tab:11-1}
\end{table}
%%% Local Variables:
%%% mode: latex
%%% TeX-master: "21-KA"
%%% End:

404
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\chapter{Die Sätze von Cohen-Seidenberg}
\sideremark{Vorlesung 14}Wir teilen vermutlich alle das Gefühl, dass der affine
Raum $𝔸¹$ und dass algebraische Kurven eindimensional seien, dass der Raum
$𝔸²$ zweidimensional und dass $𝔸³$ dreidimensional ist. Sie stimmen mir
vermutlich auch zu, dass die Dimension einer affinen Varietät eine intrinsische
Eigenschaft sein sollte. In diesem Teil der Vorlesung möchte ich die Frage
beantworten, wie man die Dimension einer Varietät jetzt genau definiert.
\section{Die Krull-Dimension}
Ich spanne Sie nicht lange auf die Folter. Die Idee ist die: im Raum $𝔸³$
finde ich eine Kette von irreduziblen Mengen der folgenden Form,
\[
\text{Punkt}\text{Gerade}\text{Ebene} ⊊ 𝔸³.
\]
Diese Kette hat Länge drei\footnote{Länge = Anzahl der Inklusionszeichen}, das
ist unsere Wunschdimension für $𝔸³$. Außerdem kann man (=werden wir) beweisen,
dass diese Kette maximal lang ist. Anschaulich ist wahrscheinlich klar, dass es
keine echte Zwischenvarietät zwischen der Gerade und der Ebene geben kann. In
unserer Korrespondenz zwischen Algebra und Geometrie gehören irreduzible Mengen
zu Primidealen, das legt die folgende Definition nahe.
\begin{defn}[Krullsche Dimension eines Ringes]
Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins. Die \emph{Krullsche
Dimension}\index{Krullsche Dimension!eines
Ringes}\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Krull}{Wolfgang
Krull} (* 26. August 1899 in Baden-Baden; † 12. April 1971 in Bonn) war
ein deutscher Mathematiker. Sein Schwerpunkt war die kommutative Algebra.
Krull studierte zunächst ab 1919 in Freiburg im Breisgau, später auch in
Rostock und Göttingen. Nicht zu verwechseln mit Felix Krull, dem
Hochstapler.} von $R$ ist das Maximum aller Längen von Ketten von
Primidealen,
\[
P_0 ⊊ P_1 ⊊ P_2 ⊊ … ⊊ P_n.
\]
\end{defn}
\begin{defn}[Krullsche Dimension einer Varietät]
Es sei $k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper und $X ⊂ 𝔸^n_k$ sei
eine Untervarietät. Die Krullsche Dimension des affinen Koordinatenringes
$k[X]$ wird auch als Krullsche Dimension der Varietät $X$ bezeichnet.
\end{defn}
\begin{bemerkung}
Die Krullsche Dimension eines Ringes ist unendlich, wenn es eine unendlich
lange Kette von Primidealen gibt oder wenn zu jedem $n ∈ $ eine endliche
Kette der Länge $≥ n$ existiert.
\end{bemerkung}
\begin{bsp}[Der Punkt]
Es sei $k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper. Der affine Koordinatenring
des Punktes $𝔸⁰_k$ ist der Körper $k$. Dieser also nur das echte Ideal
$(0)$ und somit die Dimension 0.
\end{bsp}
\begin{bsp}[Der Zahlenstrahl]\label{bsp:12-1-5}
Es sei $k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper. Der affine Koordinatenring
des Punktes $𝔸¹_k$ ist der Polynomring $k[x]$, und das ist ein
Hauptidealring. Die Primideale sind von der Form $(f)$, wobei $f ∈ k[x]$
irreduzibel ist. Alle Ketten von Primidealen sind demnach von der Form
\[
(0) ⊊ (f) ⊊ k[x].
\]
Also ist $\dim 𝔸¹_k = \dim k[x] = 1$.
\end{bsp}
\begin{bsp}[Die ganzen Zahlen]
Der Ring $$ ist ebenfalls ein Hauptidealring. Wie oben ist $\dim = 1$.
\end{bsp}
\begin{bsp}[Der affine Raum]\label{bsp:12-1-6}
Es sei $k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper. Der affine Koordinatenring
des affinen Raumes $𝔸^n_k$ ist der Polynomring $k[x_1, …, x_n]$. Die Kette
\[
(0) ⊊ (x_1) ⊊ (x_1, x_2) ⊊ ⋯ ⊊
(x_1, …, x_n) ⊊ k[x_1, …, x_n].
\]
ist eine Kette von Primidealen, also ist
$\dim 𝔸^n_k = \dim k[x_1, …, x_n] ≥ n$.
\end{bsp}
Vielleicht empfinden Sie das Beispiel~\ref{bsp:12-1-6} als … ein wenig
unbefriedigend. Natürlich ist die Dimension von $𝔸^n_k$ gleich $n$, aber das
nicht nicht völlig trivial zu zeigen. Bis wir soweit sind, ist noch etwas
Vorarbeit zu leisten.
\section{Going up}
Die folgenden Sätze werden in Algebra-Büchern und Skripten gern ohne jede
geometrische Anschauung erklärt. Ich selbst kann mir ohne geometrische
Anschauung überhaupt nichts merken und diskutiere deshalb lieber erst einmal ein
geometrisches Beispiel.
\begin{bsp}[Die Dimension der Knotenkurve, Teil 1]\label{bsp:12-2-1}
Schauen Sie sich noch einmal Abbildung~\vref{fig:tc} an, wo die Knotenkurve
$C = \{+-\}$ dargestellt ist. Natürlich sollte die Dimension der
Knotenkurve gleich eins sein. Um das zu beweisen, möchte ich den affinen
Koordinatenring $B := k[C]$ (dessen Dimension ich ja wissen will) als
Erweiterung des affinen Koordinatenringes $A := k[x]$ verstehen --- der Ring
$A$ ist der affine Koordinatenring der $x$-Achse, dessen Dimension ich nach
Beispiel~\ref{bsp:12-1-5} ja schon kenne. Die Erweiterung $A ⊂ B$ ist
endlich,\footnote{Ein System von Erzeugern ist zum Beispiel $\{1,y\}$} und
deshalb nach Korollar~\vref{kor:3-3-3} ganz. Wir haben in
Abschnitt~\ref{sec:7-3}, dass zu dem Inklusionsmorphismus $A → B$ von affinen
Koordinatenringen ein Morphismus von Varietäten gehört. In unserem Beispiel
ist dies einfach die orthogonale Projektion von $C$ auf die $x$-Achse,
\[
π: C → \{x\text{-Achse}\}, \quad (x,y) → x.
\]
\end{bsp}
In diesem Abschnitt werden wir zeigen, dass sich die Dimension von Ringen bei
ganzen Ringerweiterungen nicht ändert.
\begin{satz}[Dimension ist invariant unter ganzen Ringerweiterungen]\label{satz:12-2-2}
Es sei $A ⊂ B$ eine ganze Erweiterung von Integritätsringen. Dann ist
$\dim A = \dim B$.
\end{satz}
Dazu müssen wir ganze Ringerweiterungen
$A ⊂ B$ betrachten und uns überlegen, wie sich die Primideale in $A$ und
die Primideale in $B$ zueinander verhalten.
\begin{notation}[Übereinander liegende Ideale]
Es sei $A ⊂ B$ eine ganze Ringerweiterung und es seien $q ⊂ B$ und $p ⊂ A$
Ideale. Falls die Gleichheit $p = q ∩ A$ gilt, so sagt man, \emph{$q$ liegt
über $p$}.
\end{notation}
Das Beispiel mit der Knotenkurve erklärt, woher der eigentümliche Begriff
``übereinander liegen'' kommt.
\begin{bsp}[Die Dimension der Knotenkurve, Teil 2]
In Beispiel~\ref{bsp:12-2-1} sei $v = (v_x, v_y)$ ein Punkt der Kurve $C$, mit
zugehörendem maximalen Ideal $q ⊂ B$. Dann ist das Ideal
$p := q ∩ A$ wieder ein maximales Ideal, nämlich $p = (x-v_x) ⊂ A$.
Dies ist das maximale Ideal des Punktes $π(v)$.
\end{bsp}
Der erste Satz von
Cohen\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Irvin_Cohen}{Irvin Sol Cohen}
(* 1917; † 14. Februar 1955) war ein US-amerikanischer
Mathematiker. }-Seidenberg\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Abraham_Seidenberg}{Abraham
Seidenberg} (* 2. Juni 1916 in Washington, D.C.; † 3. Mai 1988 in Mailand)
war ein US-amerikanischer Mathematiker.} betrachtet eine ganze Ringerweiterung
$A ⊂ B$ und vergleicht die Dimensionen, indem man zu jeder Kette von
Primidealen $p_{} ⊂ A$ eine Kette von Primidealen
$q_{} ⊂ B$ konstruiert, wobei die $q_{}$ jeweils über den
$p_{}$ liegen. Der Satz, der als ``Going up'' bekannt ist, impliziert dann
sehr schnell, dass die Dimensionen von $A$ und $B$ übereinstimmen.
\subsection{Beweis des Satzes ``Going up''}
Der Beweis des Satzes ``Going up'' ist nicht kompliziert, aber ein wenig mühsam.
Um den Beweis lesbarer zu machen, habe ich ihn in eine Reihe relativ
unabhängiger Aussagen eingeteilt, die einzeln bewiesen werden.
\begin{satz}\label{satz:12-2-5}
Es sei $A ⊂ B$ eine ganze Ringerweiterung. Dann gilt Folgendes.
\begin{enumerate}
\item\label{il:12-2-4-1} Es sei $q ⊂ B$ und $p ⊂ A$ Ideal, wobei
$q$ über $p$ liegt. Nach dem Isomorphiesatz gibt es eine kanonische
Einbettung
\[
\factor{A}{p} \rightarrow \factor{B}{q}.
\]
Dies ist wieder eine ganze Ringerweiterung.
\item\label{il:12-2-4-2} Falls $S ⊂ A$ ein multiplikatives System ist, dann ist
$S^{-1}A \rightarrow S^{-1}B$ eine ganze Ringerweiterung.
\end{enumerate}
\end{satz}
\begin{proof}
\video{14-1}
\end{proof}
\begin{notation}[Schlechte Notation]
Es sei $A ⊂ B$ eine ganze Ringerweiterung, es sei $p ⊂ A$ ein
Primideal und es sei $S := A p$. In der Literatur wird die
Abbildung $S^{-1}A \rightarrow S^{-1}B$ häufig auch als $A_p \rightarrow B_p$
notiert, obwohl $p$ im Allgemeinen kein Primideal in $B$ ist.
\end{notation}
\begin{beobachtung}
Es seien $A ⊂ B$ eine ganze Erweiterung von Integritätsringen. Weiter
seien Primideale $q ⊂ B$ und $p ⊂ A$ gegeben, wobei $q$ über $p$
liegt. Dann gelten folgende Äquivalenzen.
\begin{align*}
\text{Das Ideal $q$ ist maximal.} & ⇔ B/q \text{ ist ein Körper} \\
& ⇔ A/p \text{ ist ein Körper} & \text{\ref{il:12-2-4-1} und Blatt 2, Aufgabe 3} \\
&\text{Das Ideal $p$ ist maximal.}
\end{align*}
\end{beobachtung}
\begin{satz}[Existenz von Primidealen über einem vorgegebenen Ideal]\label{satz:12-2-8}
Es sei $A ⊂ B$ eine ganze Erweiterung von Integritätsringen. Weiter sei
$p ⊂ A$ ein Primideal. Dann existiert ein Primideal $q ⊂ B$
über $A$.
\end{satz}
\begin{proof}
\video{14-2}
\end{proof}
\begin{satz}[Primideale über gegebenen Ideal sind nicht ineinander enthalten]
Es sei $A ⊂ B$ eine ganze Erweiterung von Integritätsringen. Weiter sei
$p ⊂ A$ Primideal und es seien $q_1 ⊂ q_2 ⊂ B$ Primideale
über $p$. Dann ist $q_1 = q_2$.
\end{satz}
\begin{proof}
Betrachte die Lokalisierung $A_p \rightarrow B_p$, dann gilt Folgendes,
\begin{itemize}
\item $p·A_p$ ist eindeutiges maximales Ideal in $A_p$,
\item $q_1·B_p$ ist Primideal in $B_p$,
\item $q_2·B_p$ ist Primideal in $B_p$, und
\item $q_1·B_p ⊂ q_2·B_p$ und $(q_1·B_p) ∩ A_p = (q_2·B_p) ∩ A_p = p·A_p$.
\end{itemize}
Da $q_1·B_p$ und $q_2·B_p$ über $p·A_p$ liegen, sind sie maximal. Deshalb sind
die Ideale gleich. Daraus folgt, dass $q_1 = q_2$ ist.
\end{proof}
\begin{satz}[Going up]\label{satz:goingUp}
Es sei $A ⊂ B$ eine ganze Erweiterung von Integritätsringen. Weiter seien
$p_1 ⊊ p_2 ⊂ A$ Primideale in $A$ und es sei $q_1 ⊂ B$ ein Primideal über
$p_1$. Dann gibt es ein Primideal $q_2 ⊂ B$ über $p_2$ welches $q_1$ enthält.
\end{satz}
\begin{proof}
\video{14-3}
\end{proof}
\subsection{Anwendungen und geometrische Konsequenzen}
Zurück zum eigentlichen Ziel: mithilfe des Satzes ``Going up'' können wir jetzt
sehr schnell den Satz~\ref{satz:12-2-2} über die Invarianz der Dimension unter
ganzen Ringerweiterungen beweisen.
\begin{proof}[Beweis des Satzes~\ref{satz:12-2-2}]
\video{14-4}
\end{proof}
\begin{beobachtung}[Ganze Ringerweiterungen gehören zu surjektiven Morphismen]\label{beo:12-2-11}
Es sei $k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper, es sei $f : X → Y$ ein
Morphismus von algebraischen Varietäten über $k$, sodass die Bildmenge $f(X)$
dicht in $Y$ liegt. In Proposition~\vref{prop:7-3-4} hatten wir gesehen, dass
die zugeordnete Abbildung zwischen den Koordinatenringen,
$f^* : k[Y] → k[X]$, dann injektiv ist. Wir können $k[Y]$ also als
Unterring von $k[X]$ auffassen. Was bedeutet es, wenn wir annehmen, dass
diese Ringerweiterung ganz ist? Wir können diese Frage nicht vollständig
beantworten, aber eines ist klar: gegeben ein Punkt $y ∈ Y$, also ein
maximales Ideal $m_y ⊂ k[Y]$, dann existiert nach Satz~\ref{satz:12-2-8}
ein Primideal $p ⊂ k[X]$ über $m_Y$. Inbesonders gibt es ein maximales
Ideal $m_x ⊂ k[X]$ über $m_Y$. Überlegen Sie sich, was das geometrisch
bedeutet: es gibt einen Punkt $x ∈ X$, der auf $y ∈ Y$ abgebildet wird.
Die Abbildung $f$ muss also surjektiv sein!
\end{beobachtung}
\begin{fakt}
Es sei $f : X → Y$ ein Morphismus von algebraischen Varietäten über $$,
sodass die Bildmenge $f(X)$ dicht in $Y$ liegt. Dann gilt: die Abbildung
$f^* : k[Y] → k[X]$ ist genau dann eine ganze Ringerweiterung, wenn $f$
surjektiv ist, alle Fasern endlich sind und $f$ eigentlich ist. Erinnern Sie
sich, was das Wort ``eigentlich'' in der Topologie bedeutet: Urbilder
kompakter Mengen sind wieder kompakt.
\end{fakt}
\section{Going down}
\sideremark{Vorlesung 15}Die Umkehrung von Satz~\ref{satz:goingUp} (``Going
up'') ist im Allgemeinen falsch, aber mit Zusatzannahmen richtig. Das
Zauberwort heißt ``Normalität''.
\begin{defn}\label{def:12-3-1}
Ein Integritätsring $A$ heißt \emph{normal}\index{normaler Ring}, wenn $A$
ganz abgeschlossen im Quotientenkörper $Q(A)$ liegt. Mit anderen Worten: $A$
ist normal, wenn die folgende Gleichheit gilt:
\[
\left\{ \frac{a}{b} ∈ Q(A) \::\: \frac{a}{b} \text{ ist ganz über } A
\right\} = A.
\]
\end{defn}
\begin{satz}[Going down]\label{satz:goingDown}
Es sei $A ⊂ B$ eine ganze Erweiterung von Integritätsringen. Weiter seien
Primideale $p_1 ⊂ p_2 ⊂ A$ und $q_2 ⊂ B$ gegeben, wobei $q_2$ über $p_2$
liegt. Falls $A$ normal ist, dann gibt es ein Primideal $q_1 ⊂ q_2 ⊂ B$ mit
$q_1 ∩ A = p_1$. \qed
\end{satz}
Anwendungen des Satzes ``Going down'' kommen in den Übungen. Obwohl der Beweis
nicht kompliziert ist, möchte ich den Satz ``Going down'' in dieser Vorlesung
nicht vertiefen und auch nicht beweisen.
\subsection{Normale Ringe}
Stattdessen interessiere ich mich für den Begriff des ``normalen Ringes''. Zum
einen ist der Satz ``Going down'' natürlich nur dann interessant, wenn wir in
relevante Situationen die Normalität tatsächlich entscheiden können. Zum
anderen ist Normalität eine ausgesprochen interessante Eigenschaft, auch wenn
ich die geometrischen Konsequenzen in dieser Vorlesung nicht wirklich
diskutieren kann.
\begin{satz}[Normalität ist lokal]\label{satz:12-3-3}
Es sei $A$ ein Integritätsring. Dann sind die folgenden Aussagen äquivalent.
\begin{enumerate}
\item\label{12-3-3-1} Der Ring $A$ ist normal.
\item\label{12-3-3-2} Für alle Primideale $p ⊂ A$ gilt: Der Ring $A_p$ ist
normal.
\item Für maximalen Ideale $m ⊊ A$ gilt: Der Ring $A_m$ ist normal.
\end{enumerate}
\end{satz}
Der Beweis folgt nach einem kurzen Lemma.
\begin{lem}[Lokalisierung und ganzer Abschluss]\label{lem:12-3-4}
Es $A ⊂ B$ eine Erweiterung von Integritätsringen und es sei $C ⊂ B$ der ganze
Abschluss von $A$ in $B$. Gegeben ein multiplikatives System $S ⊂ A$, dann
ist $S^{-1}C$ der ganze Abschluss von $S^{-1}A$ in $S^{-1}B$.
\end{lem}
\begin{proof}[Beweis von Lemma~\ref{lem:12-3-4}]
Wir wissen aus Satz~\vref{satz:12-2-5}, dass $S^{-1}A ⊂ S^{-1}C$ eine ganze
Ringerweiterung ist. Es bleibt also noch zu zeigen, dass jedes Element in
$S^{-1}B$, welches ganz über $S^{-1}A$ ist, schon in $S^{-1}C$ liegt.
Sei also ein Element $\frac{b}{s} ∈ S^{-1}B$ gegeben, welches ganz über
$S^{-1}A$ ist. Wir finden also eine Ganzheitsgleichung der Form
\begin{equation}\label{eq:12-3-4-0}
\Bigl(\frac{b}{s}\Bigr)^n +
\frac{a_{n-1}}{s_{n-1}}·\Bigl(\frac{b}{s}\Bigr)^{n-1} + ⋯ +
\frac{a_0}{s_0} = 0,
\end{equation}
wobei die Elemente $\frac{a_i}{s_i} ∈ S^{-1}A$ sind. Setze
$t := s_0 ⋯ s_{n-1} ∈ S$, multipliziere die Gleichung~\eqref{eq:12-3-4-0} mit
dem Element $s·t ∈ S$ und erhalte
\[
\Bigl(b·t \Bigr)^n + a_{n-1}\frac{st}{s_1} \Bigl(b·t \Bigr)^{n-1} + ⋯ +
a_0 \frac{s^n t^n}{s_0} = 0.
\]
Dies ist eine Ganzheitsgleichung für das Element $b·t ∈ B$ über $A$. Also ist
$b·t ∈ C$ und es folgt die gewünschte Aussage
$\frac{b}{s} = \frac{bt}{st} ∈ S^{-1}C$.
\end{proof}
\begin{proof}[Beweis von Satz~\ref{satz:12-3-3}]
In der Situation von Satz~\ref{satz:12-3-3} bezeichne den Quotientenkörper von
$A$ mit $B := Q(A)$. Weiter sei $C$ der ganze Abschluss von $A$ in $B$. Wenn
wir die Inklusion mit $ι : A → C$ bezeichnen, dann gilt gemäß
Definition~\ref{def:12-3-1} die folgende Äquivalenz.
\[
A\text{ ist normal} \iff ι : A → C \text{ ist surjektiv.}
\]
Jetzt sei $p ⊂ A$ ein Primideal. Dann ist $B_p$ der Quotientenkörper von
$A_p$ und nach Lemma~\ref{lem:12-3-4} ist $C_p$ der ganze Abschluss von $A_p$
in $B_p$. Also gilt ganz analog
\[
A_p\text{ ist normal} \iff i_p : A_p → C_p \text{ ist surjektiv.}
\]
Da Surjektivität nach Korollar~\ref{kor:10-5-3} eine lokale Eigenschaft ist,
folgt die Äquivalenz von \ref{12-3-3-1} und \ref{12-3-3-2}. Der Beweis
für maximale Ideal folgt natürlich analog.
\end{proof}
\begin{satz}
Faktorielle Ringe sind normal.
\end{satz}
\begin{proof}
Es sei $A$ ein faktorieller Ring und $x ∈ Q(A)$ sei ganz über A. Wir müssen
zeigen, dass $x ∈ A$ ist. Weil $A$ faktoriell ist, finden wir eine
Darstellung von $x$ als Bruch der Form $x = \frac{p}{q}$, wobei entweder $q$
eine Einheit ist oder $p$ und $q$ teilerfremd sind. Per Annahme erfüllt $x$
eine Ganzheitsgleichung über $A$. Es gibt also $a_i ∈ A$, sodass in $Q(A)$ die
Gleichung
\begin{equation}\label{eq:12-3-5-1}
\Bigl( \frac{p}{q} \Bigr)^n + a_{n-1}·\Bigl( \frac{p}{q} \Bigr)^{n-1} +
⋯ + a_0 = 0
\end{equation}
gilt. Multipliziere \eqref{eq:12-3-5-1} mit $q^n$ und erhalte die folgende
Gleichung von Elementen in $A$,
\[
p^n + a_{n-1}q·p^{n-1} + ⋯ + a_0·q^n = 0.
\]
Also gilt $q \mid p^n$. Weil $A$ per Annahme ein faktorieller Ring ist, gilt
$q \mid p$ und deshalb ist $q ∈ A^*$, also $x ∈ A$.
\end{proof}
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\chapter{Noether-Normalisierung}
Der Satz über die Noether-Normalisierung präsentiert beliebige Ringe als ganze
Erweiterungen von Polynomringen. Das ermöglicht es unter anderem, die Frage
nach der Dimension eines beliebigen Ringes auf die Frage nach der Dimension
eines Polynomrings zurückzuführen. Die Formulierung des Satzes über die
Noether-Normalisierung ist aber zunächst einmal recht technisch.
\begin{satz}[Noether-Normalisierung]\label{satz:13-0-1}
Es sei $k$ ein Körper und es sei $A$ eine endlich erzeugte $k$-Algebra.
Weiter sei $I ⊂ A$ ein Ideal. Dann gibt es Zahlen $α ≤ d$ und Elemente
$y_1, …, y_d ∈ A$, sodass Folgendes gilt.
\begin{enumerate}
\item\label{il:13-0-1-1} Die Menge $\{y_1, …, y_d \}$ ist algebraisch
unabhängig über $k$.
\item\label{il:13-0-1-2} Die Ringerweiterung $k[y_1, …, y_d] ⊂ A$ ist ganz.
\item\label{il:13-0-1-3} Im Ring $k[y_1, …, y_d]$ gilt die folgende Gleichheit
von Idealen,
\[
I ∩ k[y_1, …, y_d] = (y_{α + 1}, …, y_d).
\]
\end{enumerate}
Zusätzlich gilt: Wenn der Körper $k$ unendlich viele Elemente enthält und wenn
$e_1, …, e_n$ ein endliches Erzeugendensystem von $A$ als $k$-Algebra ist,
dann können die $y_j$ als Linearkombination der $e_1, …, e_n$ gewählt werden.
\end{satz}
Punkt~\ref{il:13-0-1-1} sagt insbesondere, dass der Ring $k[y_1, …, y_d]$
isomorph\footnote{Können Sie einen Isomorphismus hinschreiben?} zum Polynomring
in $d$ Variablen ist. Im Kern vergleicht der Satz über die
Noether-Normalisierung den (womöglich sehr komplizierten) Ring $A$ mit dem sehr
viel einfacheren Polynomring.
\begin{defn}[Noether-Normalisierung einer $k$-Algebra]
Es sei $k$ ein Körper und es sei $A$ eine endlich erzeugte $k$-Algebra. Es
sei $k$ ein Körper und es sei $A$ eine endlich erzeugte $k$-Algebra. Eine
endliche Menge $\{ y_1, …, y_d \} ⊂ A$ wird \emph{Noether-Normalisierung von
$A$}\index{Noether-Normalisierung} genannt, wenn Eigenschaften
\ref{il:13-0-1-1} und \ref{il:13-0-1-2} gelten.
\end{defn}
\begin{bemerkung}
Satz~\ref{satz:13-0-1} über die Noether-Normalisierung] funktioniert mit
endlich erzeugten Algebren über Körpern. Die Frage, ob der Satz auch über $$
funktioniert, ist Gegenstand von Forschung.
\end{bemerkung}
\section{Geometrische Interpretation}
\label{sec:13-1}
Das Wörterbuch ``Algebra und Geometrie'' erklärt, was der Satz über die
Noether-Normalisierung geometrisch bedeutet. Dazu betrachten wir den Fall, dass
$k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper und $A := k[X]$ der affine
Koordinatenring einer algebraischen $k$-Varietät $X$ ist. Weiter sei $Z ⊂ X$
eine Untervarietät mit zugehörendem Ideal $I ⊂ A$. In dieser Situation liefert
Satz~\ref{satz:13-0-1} Elemente $y_1, …, y_d ⊂ A$. Der Ring $k[y_1, …, y_d]$
ist ein reduzierter Unterring des reduzierten Ringes $k[X]$, gehört also nach
Beobachtung~\vref{beob:7-3-9} zu einer affinen algebraischen Varietät $Y$. Die
Inklusionsabbildung $k[y_1, …, y_d] → k[X]$ gehört nach Satz~\vref{satz:7-3-3}
zu einem Morphismus $π : X → Y$ von affinen Varietäten. Die Inklusionsabbildung
ist injektiv, also wissen wir nach Proposition~\vref{prop:7-3-4}, dass das Bild
von $π$ eine Zariski-dichte Teilmenge von $Y$ ist. Der Satz über die
Noether-Normalisierung beschreibt die Abbildung $π$ ziemlich detailliert.
\begin{itemize}
\item Nach Aussage~\ref{il:13-0-1-1} Die Menge $\{y_1, …, y_d \}$ ist
algebraisch unabhängig. Der Ring $k[y_1, …, y_d]$ ist deshalb isomorph zum
Polynomring $k[x_1, …, x_d]$. Die Varietät $Y$ ist also isomorph zum affinen
Raum $𝔸^d_k$. Das Ideal $(y_{α+1}, …, y_d)$ ist dann das Ideal des linearen
Unterraumes
\[
V := \{ y_{α + 1} = ⋯ = y_d = 0 \}𝔸^d_k.
\]
\item Nach Aussage~\ref{il:13-0-1-2} ist die Ringerweiterung
$k[y_1, …, y_d] ⊂ A$ ganz. Wir hatten schon in Beobachtung~\vref{beo:12-2-11}
gesehen, dass die Abbildung $π: X → 𝔸^d_k$ dann surjektiv ist. Außerdem
wissen wir nach Satz~\vref{satz:12-2-2}, dass $\dim X = \dim 𝔸^d_k$ ist ---
aber leider kennen wir $\dim 𝔸^d_k$ nur im Fall wo $d = 0$ oder $d = 1$ ist.
\item Überlegen Sie sich selbst: Aussage~\ref{il:13-0-1-3} bedeutet, dass der
Zariski-Abschluss der Bildmenge $π(Z)$ gerade die lineare Ebene $V$ ist.
Insbesondere ist $π(Z) ⊂ V$.
\end{itemize}
Ganz ähnlich diskutieren wir jetzt die Zusatzaussage.
\begin{itemize}
\item Wenn ein System $e_1, …, e_n$ von Erzeugern des Ringes $A = k[X]$ gegeben
ist, dann ist die Abbildung
\[
k[x_1, …, x_n] → k[X], \quad f(x_1, …, x_n) ↦ f(e_1, …, e_n)
\]
surjektiv. Nach Proposition~\vref{prop:7-3-5} gehört zu dieser Ringabbildung
eine injektive Abbildung $ι : X → 𝔸^n_k$, wir können $X$ also als algebraische
Teilmenge von $𝔸^n_k$ auffassen.
\item Die Aussage ``die $y_$ sind Linearkombinationen der $e_$'' beschreibt
$π$ als lineare Projektion. Genauer: die Aussage bedeutet, dass es eine
lineare Abbildung $p : 𝔸^n_k → 𝔸^d_k$ gibt, sodass $π$ gleich der
Einschränkung $p|_X$ ist. Da $π$ surjektiv war, muss auch $p$ surjektiv sein.
\end{itemize}
\begin{figure}
\centering
\includegraphics[width=10cm]{figures/13-hyperbel.png}
\caption{Hyperbel $\{ x·y-1 \} $}
\label{fig:hyp}
\end{figure}
\begin{bsp}
Wir illustrieren den Satz über die Noether-Normalisierung nach ganz kurz an
einem konkreten Beispiel. Dabei beschränken wir uns auf die
Aussagen~\ref{il:13-0-1-1} und \ref{il:13-0-1-2} und ignorieren das Ideal $I$.
Betrachte die in Abbildung~\ref{fig:hyp} dargestellte Hyperbel
\[
H := \{ (x_1, x_2) ∈ 𝔸²_ \::\: x_1·x_2 = 1\}
\]
und den zugeordneten Koordinatenring
\[
A := \factor{[x_1, x_2]}{(x_1·x_2-1)}.
\]
Die Restklassen $e_• := \overline{x_}$ bilden ein Erzeugendensystem von $A$
als $k$-Algebra.
\begin{itemize}
\item Zuerst betrachten wir das Element $y_1 := e_1$. Die Inklusionsabbildung
$[y_1] → A$ gehört zur linearen Projektionsabbildung
\[
H → 𝔸¹_, \quad (x_1, x_2) ↦ (x_1).
\]
Diese Abbildung ist \emph{nicht} surjektiv, denn der Nullpunkt in $𝔸¹_$
wird nicht getroffen. Also ist $[y_1] ⊂ A$ nach
Beobachtung~\ref{beo:12-2-11} keine ganze Ringerweiterung und $\{y_1\}$ ist
keine Noether-Normalisierung von $A$.
\item Jetzt betrachten wir das Element $y_1 := e_1-e_2$. Die
Inklusionsabbildung $[y_1] → A$ gehört zur linearen Projektionsabbildung
\[
H → 𝔸¹_, \quad (x_1, x_2) ↦ (x_1-x_2).
\]
Die Ringerweiterung $[y_1] ⊂ A$ ist ganz, denn die Erzeuger $e_1$ und $e_2$
erfüllen die Ganzheitsgleichungen
\[
_1-e_1·y_1+1 = 0 \quad\text{und}\quad_2-e_2·y_1-1=0.
\]
Also ist $\{y_1\}$ ist eine Noether-Normalisierung von $A$.
\end{itemize}
\end{bsp}
\section{Beweis des Satzes über die Noether-Normalisierung}
\sideremark{Vorlesung 16}Wir beginnen den (langen!) Beweis mit einem
vorbereitenden Lemma.
\begin{lem}
Es sei $k$ ein Körper und es sei $f ∈ k[x_1, …, x_n] \{0\}$. Dann gibt es
ein $α ∈ k^*$ und Polynome $y_1, …, y_{n-1}$ von der Form
$y_i = x_i - x_n^{r_i}$, sodass das Polynom $f$ wie folgt geschrieben werden
kann,
\[
f(x_1,…,x_n) = α·x_n^m + G_1(y_1, …, y_{n-1})·x_n^{m-1} + ⋯ + G_m(y_1, …,
y_{n-1}).
\]
Zusätzlich gilt: Wenn der Körper $k$ unendlich viele Elemente enthält, dann
gilt eine analoge Aussage auch für Elemente $y_i$ der Form
$y_i = x_i - a_i·x_n$, wobei $a_i ∈ k$.
\end{lem}
\begin{proof}
Der allgemeine Fall ist im \video{16-1} bewiesen. Die Zusatzaussage ist im
\video{16-2} bewiesen.
\end{proof}
Um den Beweis des Satzes über die Noether-Normalisierung lesbar zu halten,
beweisen wir den Satz zunächst in zwei Spezialfällen.
\begin{lem}
Der Satz~\ref{satz:13-0-1} über die Noether-Normalisierung gilt im
Spezialfall, wo $A = k[x_1, …, x_n]$ ein Polynomring und $I = (f)$ ein
Hauptideal ist.
\end{lem}
\begin{proof}
\video{16-3}
\end{proof}
\begin{lem}
Der Satz~\ref{satz:13-0-1} über die Noether-Normalisierung gilt im
Spezialfall, wo $A = k[x_1, …, x_n]$ ein Polynomring und $I ⊊ A$ ein
beliebiges Ideal ist.
\end{lem}
\begin{proof}
\video{16-4}
\end{proof}
\begin{proof}[Beweis von Satz~\ref{satz:13-0-1}]
\sideremark{Vorlesung 17}\video{17-1}
\end{proof}
\section{Geometrische Konsequenzen}
Als erste echte Anwendung des Satzes über die
Noether-Normalisierung klären wir die längst überfällige Frage, was die
Dimension des affinen Raums ist.
\begin{satz}[Dimension des affinen Raumes]\label{satz:13-3-1a}
Es sei $k$ ein Körper. Dann ist
\[
\dim k[x_1, …, x_n] = n.
\]
\end{satz}
\begin{proof}
\video{17-2}
\end{proof}
\begin{satz}[Noether-Normalisierung und Dimension]\label{satz:13-3-1b}
Es sei $k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper, es sei $A$ eine endlich
erzeugte $k$-Algebra und es sei $\{y_1, …, y_d\}$ eine Noether-Normalisierung
von $A$. Dann ist $\dim A = d$. Wenn $A$ zusätzlich noch ein Integritätsring
ist, dann haben alle maximal langen Primidealketten\footnote{Maximal lang =
kann nicht durch Einfügen von Zwischen-Primidealen verlängert werden} in $A$
die Länge $d$.
\end{satz}
\begin{proof}
Die Aussage $\dim A = d$ folgt sofort aus den Sätzen~\ref{satz:13-3-1a} und
\ref{satz:12-2-2}. Für den Beweis der zweiten Aussage gibt es das
\video{17-3}.
\end{proof}
\begin{aufgabe}
Finden Sie einen geometrisch sinnvollen Nicht-Integritätsring in dem es zwei
unterschiedlich lange maximal lange Primidealketten gibt! Tipp: die
verschiedenen irreduziblen Komponenten einer algebraischen Menge müssen nicht
dieselbe Dimension haben.
\end{aufgabe}
\begin{kor}[Dimension und Transzendenzgrad]
Es sei $k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper, es sei $A$ ein reduzierter
Ring (=endlich erzeugte $k$-Algebra ohne nilpotente Elemente). Dann ist die
Dimension von $A$ genau der Transzendenzgrad des Quotientenkörpers $Q(A)$ über
$k$, also $\dim A = \trdeg_k Q(A)$.
\end{kor}
\begin{proof}
Schreibe $A$ in der Form $A = k[x_1, …, x_n]/I$ und wähle eine
Noether-Normalisierung $\{y_1, …, y_d\} ⊂ A$. Dann wissen wir nach
Satz~\ref{satz:13-3-1b}, dass $\dim A = d$ ist. Auf der anderen Seite sind
die Elemente $y_1, …, y_d$ algebraisch unabhängig, sodass
$\trdeg_k k(y_1, …, y_d) = d$ ist. Schließlich wissen wir noch, dass die
Körpererweiterung $k(y_1, …, y_d) ⊂ Q(A)$ algebraisch ist, sodass sich
der Transzendenzgrad nicht ändert, $\trdeg_k k(y_1, …, y_d) = \trdeg_k Q(A)$.
\end{proof}
\begin{kor}
Es sei $k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper und es sei
$X ⊂ 𝔸^n_k$ eine algebraische Varietät. Dann existiert eine lineare
Projektion $p : 𝔸^n_k → 𝔸^d_k$, sodass die Einschränkung von $p$ auf $X$
endlich und surjektiv ist.
\end{kor}
\begin{proof}
Die Aussage folgt aus der Diskussion in Abschnitt~\ref{sec:13-1}, wenn wir uns
daran erinnern, dass algebraisch abgeschlossene Körper stets unendlich viele
Elemente haben.
\end{proof}
\begin{kor}
Algebraische Teilmengen des $^n$ sind genau dann bezüglich der Euklidischen
Topologie kompakt, wenn Sie endlich sind.
\end{kor}
\begin{proof}
Lineare Projektionen $𝔸^n_{}𝔸^d_{}$ sind bezüglich der Euklidischen
Topologie stetig. Insbesondere sind Bilder von Mengen, die bezüglich der
Euklidischen Topologie kompakt sind, selbst wieder kompakt bezüglich der
Euklidischen Topologie. Der einzige kompakte affine Raum ist aber
$𝔸⁰_{}$.
\end{proof}
Das letzte Korollar verwendet den Begriff der \emph{Höhe} eine Primideals. Das
ist eine recht einfache Abwandlung der Definition von Dimension.
\begin{defn}[Höhe eines Primideals]\label{def:height}
Es sei $R$ ein Ring und es sei $p ⊂ R$ ein Primideal. Die
\emph{Höhe}\index{Höhe eines Primideals} von $p$ ist das Maximum aller Längen
von Ketten von Primidealen
\[
p_0 ⊊ p_1 ⊊ ⋯ ⊊ p_n = p.
\]
In der Literatur wird die Höhe von $p$ meist mit $\height(p)$ bezeichnet.
\end{defn}
\begin{bsp}\label{bsp:13-3-8}
Es sei $k$ ein Körper, es sei $R = k[y_1, …, y_d]$ und es sei
$q = (y_α, …, y_d)$. Überlegen Sie sich als Übung, dass das Maximum aller
Längen von Ketten von Primidealen von der folgenden Kette
\[
(0) ⊊ (y_{α + 1}) ⊊ (y_{α + 1}, y_{α + 2}) ⊊ ⋯ ⊊ (y_{α + 1},…, y_{d}) = p
\]
angenommen wird. Also ist $\height p = d-α$.
\end{bsp}
\begin{kor}\label{kor:13-3-9}
Es sei $k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper und es sei $A$ ein
Integritätsring der Form $A = k[x_1, …, x_n]/I$. Gegeben ein Primideal
$p ⊂ A$ ein Primideal, dann ist
\[
\dim A = \height(p) + \dim(A/p).
\]
\end{kor}
\begin{proof}
Wende Satz~\ref{satz:13-0-1} (``Noether-Normalisierung'') auf $p ⊂ A$ an und
erhalte Elemente $y_1, …, y_d ∈ A$, sodass die bekannten Eigenschaften gelten.
\begin{itemize}
\item Die Menge $\{y_1, …, y_d\}$ ist algebraisch unabhängig über $k$ und
$k[y_1, …, y_d]$ ist deshalb isomorph zum Polynomring, also insbesondere
normal.
\item Die Ringerweiterung $k[y_1, …, y_d] ⊂ A$ ist ganz. Also ist nach
Satz~\ref{satz:12-2-2} (``Dimension ist invariant unter ganzen
Ringerweiterungen'') und Satz~\ref{satz:13-3-1a} (``Dimension des affinen
Raumes'')
\[
\dim A = \dim k[y_1, …,y_d] = d.
\]
\item Das Ideal $q := p ∩ k[y_1, …, y_d]$ ist von der Form
$q = (y_α, …, y_d)$, also ist
\[
k[y_1, …,y_d]/q \simeq k[y_1, …, y_α]
\]
und dieser Ring hat die Dimension $α$. Zusätzlich gilt nach
Beispiel~\ref{bsp:13-3-8} die Gleichung $\height q = d-α$.
\end{itemize}
Zuguterletzt: Da die Erweiterung $k[y_1, …,y_d]/q ⊂ k[x_1, …,x_n]/p$ nach
Satz~\ref{satz:12-2-5} wieder ganz ist, haben die beiden Ringe die gleiche
Dimension. Zusammen erhalten wir
\[
\dim A = d = α + (d - α) = \dim (A/p) + \height p.
\]
Damit ist die Behauptung gezeigt.
\end{proof}
\begin{warnung}[Dimensionsbegriff für beliebige Ringe]
In Korollar~\ref{kor:13-3-9} ist die Annahme, dass $A$ von der Form
$A = K[x_1, …,x_n]/I$ ist, absolut notwendig. Für beliebige Ringe ist die
Aussage des Korollars falsch! Tatsächlich verhält sich der Begriff
``Dimension'' für beliebige Ringe ziemlich kontra-intuitiv und ist in der
Praxis einigermaßen sinnlos.
\end{warnung}
\section{Der Hauptidealsatz}
Das Kapitel über Dimension wäre nicht vollständig ohne den Krullschen
Hauptidealsatz. Der Beweis ist recht algebraisch, aber mit unseren Methoden
(``Going Up/Down + Noether Normalisierung'') jetzt ohne weiteres möglich.
Dennoch möchte ich lieber im Stoff vorankommen und nenne den Satz deshalb hier
nur ohne Beweis.
\begin{satz}[Krullscher Hauptidealsatz]
Es sei $R$ ein noetherscher Integritätsring und es sei $0(f) ⊊ R$ ein
Hauptideal, das gleichzeitig ein Radikalideal ist. Schreibe das Ideal $(f)$
gemäß Satz~\ref{satz:6-2-3} als Schnitt von endlich vielen Primidealen,
$(f) = p_1 ∩ ⋯ ∩ p_l$. Dann gilt die Gleichung $\height(p_i) = 1$ für alle
Indizes $i$. \qed
\end{satz}
Zusammen mit Korollar~\ref{kor:13-3-9} sagt der Krullsche Hauptidealsatz unter
anderem Folgendes: Sei $f ∈ k[x_1, …, x_n] \{ 0\}$ ein Polynom. Dann hat jede
irreduzible Komponente von $V(f)$ die Dimension $n-1$.
\section{Schlussbemerkungen}
Die Noether-Normalisierung ist wichtig, denn sie vergleicht einen (potenziell
sehr komplizierten) Ring mit dem sehr viel einfacheren Polynomring. Wir haben
allerdings überhaupt nicht geklärt, wie man in einer konkreten Situation
eigentlich an eine Noether-Normalisierung kommt. Ich sehe zwei Ansätze.
\begin{itemize}
\item Wie so ziemlich alles in der algebraischen Geometrie kann man
Noether-Normalisierungen mithilfe von Gröbner-Basen bestimmen. Wie immer sind
die Rechnungen äußerst aufwändig und sprengen schnell den Rahmen des
Machbaren.
\item Falls ich die Dimension der Algebra raten kann und falls $k$ ein Körper
mit unendlich vielen Elementen ist, kann ich mich fragen, welche linearen
Projektionen als Noether-Normalisierung infrage kommen. Wenn ich mir den
Beweis des Satzes über die Noether-Normalisierung sehr genau anschaue, so
erkenne ich, dass die Menge der linearen Projektionen, die \emph{keine}
Noether-Normalisierung liefern, eine algebraische Menge im Raum der Matrizen
ist, also eine Nullmenge. Für die Praxis bedeutet das: Man wähle eine
\emph{zufällige} lineare Projektion aus und rechne damit weiter. Die
Wahrscheinlichkeit, dass ich mit dieser Methode tatsächlich eine
Noether-Normalisierung gewählt habe, ist exakt 100~\%.
\end{itemize}
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\chapter{Schnittzahlen von Kurven}
\section{Worum geht es}
\label{sec:14-1}
\sideremark{Vorlesung 18}Der Körper $$ ist einfacher als der Körper $$, weil
jedes Polynom $p ∈ [x]$ genau $d = \deg p$ viele Nullstellen hat, wobei die
Nullstellen natürlich mit der richtigen Multiplizität gezählt werden müssen.
Über dem Körper $$ wissen wir lediglich, dass ein Polynom $p ∈ [x]$ höchstens
$d = \deg p$ viele Nullstellen hat; bereits die Diskussion von Polynomen kleinen
Grades führt zu sehr unangenehmen Fallunterscheidungen.
Der Geometer würden den Sachverhalt vielleicht anders ausdrücken. Gegeben ein
Polynom $p ∈ [x]$, dann betrachte die folgenden die Kurven im $𝔸²_$.
\begin{itemize}
\item Der Funktiongraf von $p$, also die Kurve $V\bigl(y-p(x)\bigr)$. Dies ist
eine Kurve von Grad $\deg p$.
\item Die $x$-Achse, also die Kurve $V(y)$. Dies ist eine Kurve von Grad 1.
\end{itemize}
Der Geometer stellt fest, dass sich diese beiden Kurven in genau $\deg p$ vielen
Punkten schneiden, wobei die Punkte natürlich mit der richtigen Multiplizität
gezählt werden müssen. Man könnte hoffen, dass dies allgemeiner gilt.
\begin{wunsch}
Gegeben zwei ebene algebraische Kurven $C_1$ und $C_2$ in $𝔸²_$, gegeben
durch Polynome vom Grad $d_1$ und $d_2$. Dann schneiden sich die Kurven $C_1$
und $C_2$ in genau $d_1·d_2$ vielen Punkten, wobei die Schnittpunkte natürlich
mit der richtigen Multiplizität gezählt werden müssen.
\end{wunsch}
Leider ist das mit dem Wünschen so eine Sache. Wenn man sich viele Beispiele
anschaut, dann stellt man fest: Selbst wenn man alle Punkte mit der richtigen
Multiplizität zählt, schneiden sich Kurven in höchstens $d_1·d_2$ vielen
Punkten. Bereits die Diskussion von Kurven kleinen Grades führt zu sehr
unangenehmen Fallunterscheidungen. Das haben wir eigentlich schon in der Schule
gelernt.
\begin{quote}
Es seien $_1$ und $_2$ zwei unterschiedliche Geraden im $𝔸²_$. Dann
schneiden sich $_1$ und $_2$ stets in genau einem Punkt, es sei denn, $_1$
und $_2$ sind parallel.
\end{quote}
\begin{aufgabe}
Wann schneiden sich eine Gerade und eine Konik (=Kurve von Grad zwei) in
keinem, einen oder zwei Punkten?
\end{aufgabe}
Die Lösung für die Schwierigkeit mit den parallelen und nicht-parallelen Geraden
kannte schon mein Physik-Lehrer: ``Zwei parallele Geraden schneiden sich im
unendlichen''. Das Ziel in letzten Teil dieser Vorlesung ist, den affinen Raum
$𝔸^n_k$ durch ``unendlich ferne Punkte'' zum ``projektiven'' Raum $^n_k$ zu
ergänzen. Diese soll die Eigenschaft haben, dass sich zwei Geraden stets in
einem Punkt schneiden. Allgemeiner soll also gelten: zwei Kurven $C_1$ und
$C_2$ vom Grad $d_1$ und $d_2$ schneiden sich in $ℙ²_k$ stets in $d_1·d_2$
vielen Punkten, wobei die Schnittpunkte natürlich mit der richtigen
Multiplizität gezählt werden müssen.
\begin{figure}
\centering
\includegraphics[width=12cm]{figures/14-unsplash.jpg}
\caption{Der projektive Raum}
Foto von
\href{https://unsplash.com/@smileprem?utm_source=unsplash&utm_medium=referral&utm_content=creditCopyText}{Premkumar
Masilamani} auf
\href{https://unsplash.com/s/photos/infinity?utm_source=unsplash&utm_medium=referral&utm_content=creditCopyText}{Unsplash}
\label{fig:p1}
\end{figure}
\section{Schnittzahlen von ebenen algebraischen Kurven}
Bevor wir den projektiven Raum tatsächlich konstruieren, muss ich vielleicht
erst einmal klären, was es überhaupt heißen soll ``Schnittpunkte mit der
richtigen Multiplizität zu zählen''. Das erste Zwischenziel ist also, für ebene
algebraische Kurven $F$ und $G$ und Punkte $p ∈ 𝔸²$ zu definieren, was die
``Schnittmultiplizität von $F$ und $G$ im Punkt $p$'' genau sein soll. Dieses
Kapitel ist aus \cite[Sect.~3.3]{MR1042981} abgeschrieben, wo Sie die Sachen
ebenfalls sehr gut erklärt finden.
\subsection{Das große Wunschkonzert}
Weihnachten ist weit weg. Dennoch fasse ich mal alle Punkte zusammen, die eine
sinnvolle Definition von Schnittmultiplizität meiner Meinung nach erfüllen
sollte.
\begin{erinnerung}[Affine Transformationen]\label{erinn:14-2-1}
Es sei $k$ ein Körper. Eine Abbildung $φ : k^n → k^n$ heißt \emph{affine
Transformation}\index{affine Transformation}, wenn es eine Matrix
$A ∈ \operatorname{Mat}(nn, k)$ und einen Vektor $b ∈ k^n$ gibt, sodass für
alle $v ∈ k^n$ die Gleichung $φ(v) = A·v + b$ gilt. Wir verwenden den Begriff
``affine Transformation'' auch dann, wenn wir statt $k^n$ den topologischen
Raum $𝔸^n_k$ betrachten (der als Menge ja genau $k^n$ ist).
\end{erinnerung}
\begin{wunsch}[Wir erträumen uns eine Schnittzahl]\label{wunsch:sz}
Gegeben sei ein algebraisch abgeschlossenen Körper $k$. Die
Schnittmultiplizität sollte eine idealerweise eine Funktion
\[
\Int : \{ \text{ebene alg.~Kurven in } 𝔸²_k \} \{ \text{ebene alg.~Kurven
in } 𝔸²_k \} 𝔸²_k → \{\}
\]
sein, sodass für alle ebenen algebraischen Kurven $F$, $G$ und alle Punkte
$p ∈ 𝔸²$ folgende Eigenschaften gelten.
\begin{enumerate}
\item\label{il:14-2-1-1} Es gilt genau dann $\Int_p(F, G) =$, wenn $F$ und
$G$ eine gemeinsame Komponente durch $p$ enthalten.
\item\label{il:14-2-1-2} Es gilt genau dann $\Int_p(F, G) = 0$, wenn sich die
Kurven $F$ und $G$ bei $p$ gar nicht schneiden. Allgemeiner: die
Schnittzahl $\Int_p(F,G)$ hängt nur von denjenigen Komponenten von $F$ und
$G$ ab, die den Punkt $p$ auch enthalten.
\item\label{il:14-2-1-3} Schnittzahlen sind invariant unter affinen
Transformationen. Genauer: für jede affine Transformation $T: 𝔸² → 𝔸²$ gilt
die Gleichung
\[
\Int_p(F, G) = \Int_{T^{-1}(p)}(F◦T, G◦T).
\]
\item\label{il:14-2-1-4} Schnittzahlen sind invariant unter Vertauschung der
Kurven. Genauer: es ist $\Int_p(F,G) = \Int_p(G,F)$.
\item\label{il:14-2-1-5} Es gilt stets
$\Int_p(F,G)\mult_p(F) · \mult_p(G)$, wobei Gleichheit genau dann gilt,
wenn die Kurven $F$ und $G$ im Punkt $p$ keine gemeinsamen Tangentialgerade
haben.
\item\label{il:14-2-1-6} Schnittzahlen sind additiv in Komponenten. Genauer:
falls $F = \prod F_i$ ist, dann ist
\[
\Int_p(F,G) = \sum_i \Int_p(F_i, G).
\]
\item\label{il:14-2-1-7} Die Schnittzahl hängt nur von der Klasse von $G$ im
Quotientenring $k[x,y]/(F)$ ab. Genauer: für alle $H ∈ k[x,y]$ ist
\[
\Int_p(F,G) = \Int_p(F, G + H· F).
\]
\end{enumerate}
\end{wunsch}
\begin{bemerkung}
Beachten Sie zu \ref{il:14-2-1-3}, dass der Punkt $T^{-1}(p)$ genau dann auf
der Kurve $F◦T$ liegt, wenn $p$ auf der Kurve $T$ liegt, ebenso natürlich für
die Kurve $G$. Oder habe ich mich mit den Vorzeichen geirrt?
\end{bemerkung}
\begin{aufgabe}
Machen Sie sich klar, was die Bedingungen aus Wunsch~\ref{wunsch:sz} bedeuten.
Schauen Sie sich einfache Beispiele an, besonders Beispiele, wo
$F(x,y) = y-f(x)$, $G(x,y) = y$, wo $x_0$ eine Nullstelle der Funktion $f$ und
wo $p = (x_0, 0)$ ist.
\end{aufgabe}
\subsection{Träume werden wahr}
Sie werden es sich schon denken. Es gibt genau eine Definition von
``Schnittzahl'', die alle Bedingungen aus Wunsch~\ref{wunsch:sz} erfüllt. Bevor
ich Eindeutigkeit und Existenz beweise, erinnere erst ich noch an einige
Tatsachen, die wir später benötigen.
\begin{erinnerung}\label{erin:14-2-5}
Es sei $k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper und es sei $I ⊂ k[x,y]$ ein
Ideal, sodass $V(I) = \{ p \}$ ist ein einzelner Punkt ist. Bezeichne das
maximale Ideal des Punktes $p$ mit $m ⊊ k[x,y]$ und betrachte die folgende
kurze exakte Sequenz von $k[x,y]$-Moduln,
\[
0 → I → k[x,y] → \underbrace{\factor{k[x,y]}{I}}_{=: R} → 0.
\]
Weil lokalisieren ein exakter Funktor ist, gilt
\[
R ≅ \factor{𝒪_p(𝔸²_k)}{𝒪_p(𝔸²_k)}.
\]
Auf der anderen Seite haben wir in Lemma~\vref{lem:11-1-4} gesehen, dass die
Lokalisierungsabbildung $R → R_m$ in diesem speziellen Fall ein Isomorphismus
ist. Insbesondere ist $R$ selbst bereits ein lokaler Ring. Ich behaupte
noch, dass die Dimension von $R$ als $k$-Vektorraum endlich ist. Das beweise
ich aber nur im Fall, wo $p$ der Nullpunkt ist. Dann ist nämlich
$\sqrt{I} = (x,y)$, und deshalb existiert eine Zahl $n$, sodass $x^n ∈ I$ und
$y^n ∈ I$ sind. Die Monome $\{xⁱ·y^j \::\: 0≤ i,j < n\}$ bilden dann ein
Erzeugendensystem von $R$ als $k$-Vektorraum.
\end{erinnerung}
\begin{eerinnerung}\label{erin:14-2-6}
Es sei $k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper und es sei $I ⊂ k[x,y]$ ein
Ideal, sodass $V(I) = \{ p_1, …, p_n \}$ ist eine endliche Menge von Punkten
ist. Dann ist $R$ isomorph zum kartesischen Produkt von lokalen Ringen,
\[
R ≅ \left( \factor{𝒪_{p_1}(𝔸²_k)}{𝒪_{p_1}(𝔸²_k)} \right) \left(
\factor{𝒪_{p_n}(𝔸²_k)}{𝒪_{p_n}(𝔸²_k)} \right),
\]
und $\dim_k R < ∞$.
\end{eerinnerung}
\begin{satz}[Existenz und Eindeutigkeit von Schnittzahlen]\label{satz:EES}
Es sei $k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper. Dann gibt es genau eine
Definition von \emph{Schnittzahl}\index{Schnittzahl!von ebenen algebraischen
Kurven}, sodass die Eigenschaften~\ref{il:14-2-1-1}--\ref{il:14-2-1-7}
gelten.
\end{satz}
\begin{proof}[Beweis von Satz~\ref{satz:EES} --- Eindeutigkeit]
\video{18-1}
\end{proof}
\begin{bemerkung}\label{bem:14-2-8}
Beachten Sie, dass der Eindeutigkeitsbeweis völlig konstruktiv ist und sogar
einen Algorithmus liefert, mit dessen Hilfe man Schnittzahlen konkret
ausrechnen kann, falls eine gültige Definition von Schnittzahlen überhaupt
existiert. Beachten Sie auch, dass wir im Beweis gar nicht alle Eigenschaften
\ref{il:14-2-1-1}--\ref{il:14-2-1-7} vollständig verwendet
haben\footnote{Welche Eigenschaften wurden \emph{nicht} verwendet?}. Das
zeigt, dass es in der Liste der Eigenschaften offenbar viel Redundanz gibt,
und dass Schnittzahlen schon durch eine kleinere Liste vollständig beschrieben
wären.
\end{bemerkung}
\begin{proof}[Beweis von Satz~\ref{satz:EES} --- Eindeutigkeit]
Ich beweise die Existenz nicht abstrakt, sondern werde zeigen, dass die
Abbildung
\[
\begin{matrix}
\Int : & \{ \text{Kurven in } 𝔸²_k \} \{ \text{Kurven in } 𝔸²_k \} 𝔸²_k && \{\} \\
& (F, G, p) && \dim_k \factor{𝒪_p(𝔸²)}{(F,G)·𝒪_p(𝔸²)}
\end{matrix}
\]
alle gewünschten Eigenschaften hat. Einige dieser Eigenschaften lassen sich
schnell zeigen.
Zunächst beobachte ich, dass diese Definition nicht direkt von den Kurven $F$
und $G$ abhängt, sondern lediglich von dem Ideal $(F,G)$. Damit ergeben sich
die Eigenschaften \ref{il:14-2-1-4} und \ref{il:14-2-1-7} direkt.
Als Nächstes erinnere ich daran, dass affine Transformationen stets
Isomorphismen der affinen Ebene $𝔸²_k$ sind und deshalb auch Isomorphismen
der betreffenden lokalen Ringen liefern. Damit ergibt sich Eigenschaft
\ref{il:14-2-1-3}.
Es gibt noch einen Punkt, den ich schnell beweisen kann. Wenn nämlich $H$
eine Kurve ist, die den Punkt $p$ nicht enthält, dann ist das Element $H$
(genauer: $\frac{H}{1}$) im lokalen Ring $𝒪_p(𝔸²)$ eine Einheit. Daraus
ergeben sich zwei Konsequenzen.
\begin{itemize}
\item Es ist $(F,H)·𝒪_p(𝔸²) = 𝒪_p(𝔸²)$. Also ist $\Int_p(F,H)=0$.
\item Es ist $(F,G)·𝒪_p(𝔸²) = (F·H,G)·𝒪_p(𝔸²)$. Also sehen wir, dass
die Zahl $\Int_p(F,H)$ tatsächlich nur den denjenigen Komponenten abhängt,
die den Punkt $p$ tatsächlich enthalten.
\end{itemize}
Insgesamt ergibt sich aus diesen beiden Konsequenzen die
Eigenschaft~\ref{il:14-2-1-2}.
Die verbleibenden Eigenschaften sind etwas aufwändiger zu zeigen.
\begin{itemize}
\item Eigenschaft~\ref{il:14-2-1-1} wird im \video{18-2} gezeigt.
\item Eigenschaft~\ref{il:14-2-1-5} wird überhaupt nicht gezeigt. Ich
verweise stattdessen auf das Buch \cite{MR1042981}. Vielleicht machen wir
auch eine ausführliche, angeleitete Übungsaufgabe.
\item Eigenschaft~\ref{il:14-2-1-6} wird im \video{18-3} gezeigt. \qedhere
\end{itemize}
\end{proof}
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\chapter{Der projektive Raum}
\section{Definition und Konstruktion}
\sideremark{Vorlesung 19}Die Definition des projektiven Raums ist eigentlich
schrecklich einfach: Der projektive Raum $^n$ ist die Menge der
Ursprungsgeraden im $k^{n+1}$. Um eine Ursprungsgerade anzugeben, genügt es
natürlich einen Punkt im $k^{n+1}$ anzugeben (wobei dies besser nicht der
Nullpunkt sein sollte). Zwei Punkte im $k^{n+1}$ liefern dieselbe
Ursprungsgerade, wenn sie sich nur um einen konstanten Faktor unterscheiden
(wobei der Faktor besser nicht die Zahl 0 sein sollte).
\begin{defn}[Der projektive Raum]\label{defn:15-1-1}
Es sei $k$ ein Körper und es sei $n ∈ $ eine Zahl. Nenne zwei Vektoren
$\vec{x}_1$, $\vec{x}_2 ∈ k^{n+1} \{ \vec{0}\}$ äquivalent, wenn es ein
Skalar $λ ∈ k^*$ gibt, sodass $\vec{x_1} = λ·\vec{x_2}$ ist. Dies ist
offenbar eine Äquivalenzrelation, der Quotient wird als \emph{projektiver
Raum}\index{projektiver Raum} bezeichnet. Die Schreibweise $^n$ ist
üblich. Die Äquivalenzklasse eines Vektors
\[
\vec{v} = \begin{pmatrix}
x_1 \\ \vdots \\ x_n
\end{pmatrix}
∈ k^{n+1} \{ \vec{0}\}
\]
wird meist mit $[\vec{v}]$ oder $[x_1 : ⋯ : x_n]$ bezeichnet.
\end{defn}
\begin{bsp}
Im projektiven Raum $ℙ²_{}$ gilt die Gleichung $[1:2:3] = [2:4:6]$. Die
Ausdrücke
\[
\bigl\{ [x_1 : x_2 : x_3] ∈ ℙ²_k \::\: x_1+2·x_2-x_3 = 0 \bigr\}, \quad %
\bigl\{ [x_1 : x_2 : x_3] ∈ ℙ²_k \::\: x_1·x_2-x²_3 = 0 \bigr\}
\]
beschreiben eine sinnvoll definierte Teilmenge des $ℙ²_k$. Im Vergleich
dazu ist der Ausdruck
\[
\bigl\{ [x_1 : x_2 : x_3] ∈ ℙ²_k \::\: x_1 = 1 \bigr\}
\]
völlig unsinnig.
\end{bsp}
\subsection{Andere, äquivalente Definitionen}
Im Vergleich zur äquivalenten Definition ``der projektive Raum ist die Menge der
Ursprungsgeraden im $k^{n+1}$'' ist Definition~\ref{defn:15-1-1} vielleicht
etwas technischer, aber dafür in der Praxis bequemer anzuwenden. Als weitere
(und ebenfalls äquivalente) Definition könnte man die Gruppenwirkung
\[
k^* \left( k^{n+1} \bigl\{ \vec{0} \bigr\} \right), \quad
\bigl(λ, \vec{v}\bigr) ↦ λ·\vec{v}
\]
betrachten und den projektiven Raum als den Bahnenraum dieser Wirkung
definieren. Im Fall $k = $ könnte man auch die Einheitssphäre
$S^{n}^{n+1}$ betrachten und sich überlegen, dass jede Ursprungsgerade die
Sphäre in genau zwei Antipodenpunkten schneidet. Der projektive Raum $^n_$
kann also auch als Quotient der Sphäre definiert werden,
\[
^n_ = \factor{S^n}{\{± 1\}},
\]
wobei die Gruppe $\{ ± 1\}$ auf $S^n$ durch Multiplikation wirkt, also jeweils
genau die Antipodenpunkte vertauscht.
\begin{aufgabe}[Schärfen Sie Ihre Intuition!]
Überlegen Sie sich, dass $ℙ¹_$ topologisch isomorph zum Einheitskreis ist.
Wie stellen sie sich im Vergleich dazu die reelle projektive Ebene
$ℙ²_ = \factor{}{\{± 1\}}$ vor? Warum gibt es zwischen diesen beiden
Beispielen so große Unterschiede? Und warum zeige ich Ihnen jetzt
\href{https://opc.mfo.de/detail?photo_id=23998}{dieses Foto von Andreas
Demleitner}?
\end{aufgabe}
\begin{aufgabe}[Schärfen Sie Ihre Intuition!]
Der projektive Raum $ℙ¹_$ ist eine reell-zweidimensionale Mannigfaltigkeit.
Welche? Wie stellen Sie sich diesen Raum vor? Warum ist $ℙ¹_$ so viel
einfacher als $ℙ²_$?
\end{aufgabe}
\section{Der projektive Raum als Vervollständigung des affinen Raums}
\label{sec:15-2}
Im Abschnitt~\ref{sec:14-1} hatte ich erklärt, dass der projektive Raum eine
Vervollständigung des affinen Raums sein sollte. Bislang ist dieser
Zusammenhang aber vielleicht nicht sehr klar. Jetzt muss ich also erklären,
wieso der affine Raum eine Teilmenge des projektiven Raumes ist und wo die
``unendlich fernen Punkte'' eigentlich sind.
\begin{bsp}[Der projektive Raum als Vervollständigung des affinen Raums]\label{bsp:pss}
Wir betrachten den Anschauungsraum $ℝ³$. Zeichnen Sie dazu auf ihrer
Tischplatte die $x$- und $y$-Achse ein; die $z$-Achse geht nach oben. Jetzt
betten Sie die Euklidische Ebene $ℝ²$ in den $ℝ³$ ein. Ich mache dies,
indem ich mithilfe der Abbildung
\[
ι : ℝ² → ℝ³, \quad (x,y) ↦ (x,y,1)
\]
die Euklidische Ebene mit der Menge $\{ (x,y,z) ∈ ℝ³ \::\: z = 1 \}$
identifiziere. Nehmen Sie als Euklidische Ebene ein sauberes Blatt Papier,
tragen Sie auch dort die $x$- und $y$-Achse ein und halten Sie das Blatt eine
handbreit über den Tisch. Jeder Punkt $(x,y) ∈ ℝ²$ liefert mir jetzt einen
Punkt auf dem Papier, dessen Koordinaten im Anschauungsraum gleich
$ι(x,y) = (x,y,1)$ sind. Die Ursprungsgerade durch diesen Punkt ist die
Gerade $[x:y:1]$.
Wir erhalten auf diese sehr geometrische Weise eine injektive Abbildung
\[
φ_2 : ℝ² → ℙ²_, \quad (x,y) ↦ [x:y:1],
\]
die es uns erlaubt, die Ebene $ℝ²$ als Teilmenge des $ℙ³_{}$ aufzufassen.
Die Abbildung $φ_2$ ist natürlich nicht surjektiv. Überlegen Sie sich, dass
die Menge der Punkte, die \emph{nicht} im Bild von $φ_2$ liegen, exakt die
Menge
\[
:= \bigl\{ [x:y:z] ∈ ℙ²_ \::\: z = 0 \bigr\}.
\]
ist. Man nennt $$ die Menge der ``unendlich fernen Punkte''. Die
Abbildung
\[
ℙ¹_ → ℙ²_, \quad [x:y] ↦ [x:y:0]
\]
identifiziert die Menge $$ mit der projektiven Gerade $ℙ¹_$.
\end{bsp}
\begin{aufgabe}[Schärfen Sie Ihre Intuition!]
Wir bleiben bei Beispiel~\ref{bsp:pss}. Zeichnen Sie auf das Blatt Papier
(das immer noch eine handbreit über der Tischplatte schwebt) die Gerade
\[
G := \bigl\{ (x,y) ∈ ℝ² \::\: a·x+b·y = 0 \bigr\}.
\]
Verfolgen Sie die Gerade ins Unendliche und verfolgen Sie die zugehörenden
Ursprungsgeraden (= Punkte des $ℙ²_$). Welche Ursprungsgerade (= welcher
Punkt des $ℙ²_$) ergibt sich als Grenzwert? Zeichnen Sie jetzt eine zu $G$
parallele Gerade und lösen Sie dieselbe Aufgabe. Erkennen Sie, dass die
``unendlich fernen'' Punkte etwas mit ``Asymptotenrichtungen'' zu tun haben.
\end{aufgabe}
\begin{aufgabe}[Schärfen Sie Ihre Intuition!]\label{exe:15-2-3}
Wir bleiben bei Beispiel~\ref{bsp:pss}. Zeichnen Sie auf das Blatt Papier
(das immer noch eine handbreit über der Tischplatte schwebt) die Normparabel
\[
P := \bigl\{ (x,y) ∈ ℝ² \::\: y = x² \bigr\}.
\]
Verfolgen Sie die beiden Äste der Parabel ins Unendliche. Welche
Ursprungsgeraden (= welche Punkte des $ℙ²_$) ergeben sich als Grenzwert? Wie
wird die Parabel durch die Hinzunahme der unendlich fernen Punkte
kompaktifiziert und welcher Raum entsteht dadurch?
\end{aufgabe}
\begin{aufgabe}[Schärfen Sie Ihre Intuition!]\label{exe:15-2-4}
Wir bleiben bei Beispiel~\ref{bsp:pss}. Zeichnen Sie auf das Blatt Papier
(das immer noch eine handbreit über der Tischplatte schwebt) die Normhyperbel
\[
H := \bigl\{ (x,y) ∈ ℝ² \::\: x·y = 1 \bigr\}.
\]
Verfolgen Sie die vier Äste der Hyperbel ins Unendliche. Welche
Ursprungsgeraden (= welche Punkte des $ℙ²_$) ergeben sich als Grenzwert? Wie
wird die Hyperbel durch die Hinzunahme der unendlich fernen Punkte
kompaktifiziert und welcher Raum entsteht dadurch?
\end{aufgabe}
\begin{aufgabe}[Schärfen Sie Ihre Intuition!]
In der Vorlesung ``Lineare Algebra'' hatten Sie den Satz des Appolonius von
Perge\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Apollonios_von_Perge}{Apollonios
von Perge} (lateinisch Apollonius Pergaeus; * ca.\ 265 v.\ Chr.\ in Perge;
† ca.\ 190 v.\ Chr.\ in Alexandria) war ein antiker griechischer
Mathematiker, bekannt für sein Buch über Kegelschnitte. In der Astronomie
trug er zur Theorie der Mond- und Planetenbewegung bei, die später Ptolemäus
in sein Lehrbuch übernahm.} kennengelernt, der die Koniken\footnote{Im
Zweidimensionalen gilt: Konik = Kegelschnitt = Lösungsmengen von Gleichung
vom Grad zwei} klassifiziert. Vergleichen Sie Ihre Lösungen der
Aufgaben~\ref{exe:15-2-3} und \ref{exe:15-2-4} und erkennen Sie, dass der
projektive Raum die Klassifikation offenbar erheblich vereinfacht!
\end{aufgabe}
\begin{notation}[Standardmengen und unendlich ferne Punkte]\label{not:15-2-6}
Gegeben einen Körper $k$ und Zahlen $i ≤ n$, dann diskutiert man im
Zusammenhang mit projektiven Räumen oft die Mengen
\[
U_i := \bigl\{ [x_0 : ⋯ : x_n] ∈ ^n_k \::\: x_i ≠ 0 \bigr\}.
\]
Die Abbildungen
\[
φ_i : 𝔸^n_k → U_i, \quad (x_1, …, x_n) ↦ [x_1, …, x_{i-1}, 1, x_i, …, x_n]
\]
sind bijektiv. Es ist üblich, sich auf die Abbildung $φ_n$ zu konzentrieren
und den affinen Raum $𝔸^n_k$ mithilfe dieser Abbildung als Teilmenge des
$^n_k$ aufzufassen. Das Komplement
\[
^n_k U_0 = \bigl\{ [x_0 : … : x_n] ∈ ^n_k \::\: x_n ≠ 0 \bigr\}
\]
wird dabei als Menge der \emph{unendlich fernen Punkte}\index{unendlich ferne
Punkte} bezeichnet. Die Abbildung
\[
^{n-1}_k → ^n_k, \quad [x_0 : … : x_{n-1}] ↦ [x_0 : … : x_{n-1} : 1]
\]
identifiziert die Menge der unendlich fernen Punkte mit einem projektiven Raum
kleinerer Dimension.
Die Vereinigung der Mengen $U_i$ ist offenbar der ganze projektive Raum. Man
nennt die $U_i$ daher oft die \emph{Standardüberdeckung des projektiven
Raums}\index{Standardüberdeckung des projektiven Raums}. Die Abbildungen
$φ_i$ werden oft als \emph{Standardkarten des projektiven
Raums}\index{Standardkarten des projektiven Raums} bezeichnet.
\end{notation}
\begin{bemerkung}[Der projektive Raum als Mannigfaltigkeit]
Es sei $k = $ oder $k = $. Wenn Sie Analysis~III, Differenzialgeometrie
oder eine ähnliche Vorlesung gehört haben, dann wissen Sie, dass die
Abbildungen $φ_i$ aus Notation~\ref{not:15-2-6} Karten sind, die die Menge
$^n_k$ mit der Struktur einer differenzierbaren (bzw.~holomorphen)
Mannigfaltigkeit versehen.
\end{bemerkung}
\subsection{Projektivitäten}
Die Diskussion des affinen Raumes führt früher oder später zur Diskussion des
Symmetriegruppe des affinen Raumes, nämliche der Gruppe der affinen
Transformationen, an die ich in \ref{erinn:14-2-1} ja nocheinmal erinnert hatte.
Das projektive Gegenstück zur affinen Transformation ist die projektive
Transformation, die in der Literatur oft auch als ``projektivität'' bezeichnet wird.
\begin{defn}[Projektivitäten]
Es sei $k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper. Eine Abbildung
$φ : ^n → ^n$ heißt \emph{projektive Transformation}\index{projektive
Transformation} oder \emph{Projektivität}\index{Projektivität}, wenn es eine
invertierbare Matrix $A ∈ \GL_{n+1}(k)$ gibt, sodass für alle
$\vec v ∈ k^{n+1}$ die Gleichung
\[
φ\left(\left[\vec v\right]\right) = \left[A·\vec{v}\right]
\]
gilt.
\end{defn}
Über Projektivitäten lässt sich viel sagen ($$ Vorlesung
``Elementargeometrie''). Ich beschränke mich hier nur auf folgende Bemerkung.
Manche der Projektivitäten werden die Menge $U_2$ wieder auf die Menge $U_2$
abbilden. Gegeben eine solche Projektivität $φ$, so erhält man also Abbildungen
$𝔸²_k ≅ U_2 \xrightarrow{φ} U_2 ≅ 𝔸²_k$. Überlegen Sie sich, dass
die Abbildungen $𝔸²_k → 𝔸²_k$, die man auf diese Weise erhält, exakt die
affinen Transformationen der affinen Ebene $𝔸²_k$ sind. In diesem Sinne
verallgemeinern die Projektiven die affinen Transformationen also.
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\chapter{Algebraische Mengen des projektiven Raums}
Wie bereits für den affinen Raum ausführlich diskutiert, möchten wir auch im
projektiven Raum Nullstellenmengen von Polynomen diskutieren. Das ist natürlich
nicht ohne weiteres möglich, denn wir hatten ja oben schon gesehen, dass ein
Ausdruck der Form
\[
\bigl\{ [x:y] ∈ ℙ¹_k \::\: x²-y = 0 \bigr\}
\]
gar nicht sinnvoll ist\footnote{Es ist $[1:1] = [2:2] ∈ ℙ¹_k$, aber es ist
$1²-1 = 0$, während $2²-20$ ist.}.
\begin{beobachtung}
Es sei $f ∈ k[x_0, …, x_n]$ ein homogenes Polynom vom Grad $d$. Dann gilt für
jeden Vektor $(x_0, …, x_n) ∈ k^n$ und jedes Skalar $λ ∈ k$ die Gleichung
\[
f(λ·x_0, …, λ·x_n) = λ^d·f(x_0, …, x_n).
\]
Insbesondere gilt: wenn ich Vektoren $\vec{x} = (x_0, …, x_n)$ und
$\vec{y} = (y_0, …, y_n)$ im $k^{n-1}$ habe, sodass
$[x_0 : … : x_n] = [y_0 : … : y_n]^n_k$ ist, dann ist $f(\vec{x}) = 0$
genau dann, wenn $f(\vec{y}) = 0$ ist. Die Menge
\[
V_{}(f) = \bigl\{ [x_0 : … : x_n] ∈ ^n_k \::\: f(x_0, …, x_n) = 0 \bigr\}
\]
ist also wohldefiniert.
\end{beobachtung}
\begin{warnung}
Selbst wenn $f$ homogen ist, ist ein Ausdruck der Form
\[
\bigl\{ [x_0 : … : x_n] ∈ ^n_k \::\: f(x_0, …, x_n) = 1 \bigr\}
\]
im Allgemeinen völlig unsinnig.
\end{warnung}
Zusammenfassend können wir also folgendes sagen: falls $f ∈ k[x_0, …, x_n]$
irgendein Polynom ist, so kann man im Allgemeinen nicht sinnvoll von der
``Nullstellenmenge des Polynoms $f$ im projektiven Raum $^n_k$'' sprechen.
Falls das Polynom $f$ hingegen homogen ist, dann wird der Begriff der
Nullstellenmenge sinnvoll. Nullstellenmengen von homogenen Polynomen sind
prototypische Beispiele von dem, was wir in Kürze als ``algebraische Teilmengen
des projektiven Raums'' definieren werden.
\section{Algebraische Teilmengen des projektiven Raums}
Bislang haben wir Nullstellenmengen eines einzelnen homogenen Polynoms
betrachtet. Am Ende des Tages interessieren wir uns natürlich wieder für die
gemeinsame Nullstellenmenge eines Systems von Polynomen, wobei jedes einzelne
Polynom homogen sein soll.
\begin{defn}[Algebraische Teilmengen des $^n_k$]\label{defn:15-4-1}
Es sei $k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper. Eine Teilmenge $A ⊂ ^n_k$
heißt \emph{algebraisch}\index{algebraische Teilmenge des $^n_k$}, wenn es
homogene Polynome $f_1, …,f_m ∈ k[x_0, …, x_n]$ gibt, sodass die folgende
Gleichheit gilt,
\[
A = \bigl\{ [x_0: … : x_n] ∈ ^n \::\: f_1(x_0, …, x_n) = ⋯ = f_m(x_0, …,
x_n) = 0 \bigr\}.
\]
\end{defn}
Beachten Sie wie oben, dass die Homogenität der Polynome $f_i$ garantiert, dass
die Menge $A$ wohldefiniert ist. Geometrisch kann ich das so verstehen: Die
Homogenität der Polynome garantiert, dass die Nullstellenmenge
$V(f_1, …, f_m) ⊂ k^{n+1}$ ein Kegel ist. Was war nochmal ein Kegel?
\begin{defn}[Kegel]
Es sei $k$ ein Körper und es sei $A ⊂ k^{n+1}$ eine Teilmenge. Man nennt $A$
einen \emph{Kegel}\index{Kegel}, wenn $A$ invariant unter skalarer
Multiplikation ist. Genauer: wenn für jedes Element $λ ∈ k^*$ die Gleichung
$λ·A = A$ gilt, wobei $λ·A := \{ λ·a \::\: a ∈ A \}$ ist.
\end{defn}
\begin{figure}
\centering
\includegraphics[width=10cm]{figures/16-cone.png}
\caption{Kegel $\{ x²y²-z⁴ \} $}
\label{fig:cone}
\end{figure}
\begin{bsp}[Gestalt von Kegeln]\label{bsp:15-4-3}
Es sei $k$ ein Körper. Jeder Kegel $A ⊆ k^{n+1}$ ist von einer der folgenden
Formen.
\begin{itemize}
\item Die leere Menge und der Nullpunkt, $$ und $\{ \vec{0} \}$.
\item Die Vereinigung von endlich oder unendlich vielen Ursprungsgeraden.
\end{itemize}
\end{bsp}
Die Ursprungsgeraden aus Beispiel~\ref{bsp:15-4-3} sind natürlich per Definition
exakt die Punkte des projektiven Raumes $^n_k$. Der Zusammenhang von Kegeln
und Teilmengen des projektiven Raums ist damit klar: Gegeben ein Kegel
$V ⊂ k^{n+1}$, dann erhalte eine Menge
\[
\mathbb{V} = \bigl\{ [x_0 : … : x_n] ∈ ^n_k \::\: (x_0, …, x_n) ∈ V \bigr\}.
\]
Gegeben eine Menge $\mathbb{V}^n_k$, dann ist die zugehörige Menge
\[
V = \bigl\{ (x_0, …, x_n) ∈ k^{n+1} \{ \vec{0} \} \::\: [x_0 : … : x_n] ∈
\mathbb{V} \bigr\} \{ \vec{0} \}
\]
ein Kegel.
\section{Kegel und homogene Ideale}
\sideremark{Vorlesung 20}Der Kern unseres Wörterbuchs ``Algebra und Geometrie''
war der Zusammenhang zwischen algebraischen Teilmengen des $𝔸^n_k$ und den
Idealen im Polynomring $k[x_1, …, x_n]$. In völliger Analogie möchte ich jetzt
einen Zusammenhang herstellen zwischen den algebraischen Teilmengen des $^n_k$
(= den algebraischen Mengen im $k^{n+1}$, die Kegelgestalt haben) und den
Idealen in $k[x_0, …, x_n]$, die zu diesen Kegeln gehören. Die nächsten beiden
Sätze stellen klar, um welche Ideale es sich dabei handelt.
\begin{satzdef}[Homogene Ideale]\label{satz:16-2-1}
Es sei $k$ ein Körper und es sei $I ⊂ k[x_0, …, x_n]$ ein Ideal. Dann sind
folgende Aussagen äquivalent.
\begin{enumerate}
\item\label{il:15-4-2-1} Das Ideal $I$ ist von homogenen Polynomen erzeugt.
Genauer: es gibt homogene Polynome $f_1, …, f_m ∈ k[x_0, …, x_n]$, sodass
die Gleichheit $I = (f_1, …, f_m)$ gilt.
\item\label{il:15-4-2-2} Für alle Polynome $g ∈ I$ gilt Folgendes. Wenn ich
$g$ als Summe von homogenen Polynomen schreibe, $g = g_0 + g_1 ++ g_d$,
dann liegt jeder Summand $g_i$ selbst im Ideal $I$.
\end{enumerate}
Falls die äquivalenten Bedingungen erfüllt ist, nennt man $I$ ein
\emph{homogenes Ideal}\index{homogenes Ideal}.
\end{satzdef}
\begin{proof}[Beweis \ref{il:15-4-2-1} $$ \ref{il:15-4-2-2}]
Angenommen, es gäbe homogene Erzeuger $f_$ wie in \ref{il:15-4-2-1}. Weiter
sei $g ∈ I$ irgendein Element. Dann gibt es per Annahme Polynomen
$α_i ∈ k[x_0, …, x_n]$, sodass die Gleichheit
\[
g = \sum_i α_i·f_i
\]
gilt. Schreibe die $α_i$ als Summe von homogenen Polynomen,
$α_i = \sum_d α_{i,d}$. Wir erhalten die Gleichung
\[
g = \sum_i \sum_d α_{i,d}·f_i.
\]
Jeder der Summanden ist homogen und liegt in $I$, also liegen alle homogenen
Komponenten von $g$ in $I$.
\end{proof}
\begin{proof}[Beweis \ref{il:15-4-2-2} $$ \ref{il:15-4-2-1}]
Weil der Ring $k[x_0, …, x_n]$ Noethersch ist, finden wir einen endlichen Satz
von Erzeugern $I = (g_1, …, g_m)$. Schreibe jedes der $g_i$ als Summe von
homogenen Polynomen,
\[
g_i = g_{i,0} + ⋯ + g_{i,d_i}.
\]
Nach Annahme liegen alle Summanden im Ideal, $g_{i,j} ∈ I$, und also ist
$I = (g_{i,j} \mid 1 ≤ i ≤ m, 0 ≤ j ≤ d_i )$.
\end{proof}
Wir erkennen: gegeben ein homogenes Ideal $I ⊂ k[x_0, …, x_n]$ und gegeben ein
Satz von homogenen Erzeugern, $I = (f_1, …, f_m)$, dann ist
$V(I) = V(f_1, …, f_m)$ ein Kegel und definiert eine Menge $V_{}(I)^n_n$.
Die Umkehrung gilt, sofern man sich auf Radikalideale beschränkt.
\begin{satz}[Kegel und homogene Ideale]
Es sei $k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper und es sei
$I ⊂ k[x_0,…,x_n]$ ein Radikalideal, sodass $V(I)$ ein Kegel ist. Dann ist
das Ideal $I$ homogen.
\end{satz}
\begin{proof}
Wir werden die Eigenschaft~\ref{il:15-4-2-2} zeigen. Sei also $f ∈ I$ ein
Element und sei $f = \sum f_i$ die Darstellung von $f$ als Summe von homogenen
Polynomen. Wir müssen zeigen, dass alle Summanden $f_$ wieder in $I$ liegen.
Weil $I$ ein Radikalideal ist, genügt es nach dem starken Hilbertschen
Nullstellensatz, Satz~\vref{satz:5-6-8}, zu zeigen, dass für jeden Punkt
$\vec{x} ∈ V(I)$ und jeden homogenen Summanden $f_$ die Gleichheit
$f_(\vec{x}) = 0$ gilt.
Betrachte dazu die polynomielle Funktion
\[
g : k → k, \quad λ ↦ f(λ·\vec{x}).
\]
Weil $V(I)$ ein Kegel ist, ist klar, dass die Punkte $λ·\vec{x}$ stets wieder
in $V(I)$ liegen. Die Abbildung $g$ ist also die Nullfunktion. Auf der
anderen Seite ist
\[
g(λ) = \sum λⁱ·f_i(\vec{x}).
\]
Weil der Körper $k$ per Annahme algebraisch abgeschlossen ist, folgt dann
aber, dass alle Koeffizienten $f_i(\vec{x})$ verschwinden müssen.
\end{proof}
Für einen algebraisch abgeschlossenen Körper $k$ erhalten wir also zwei
Abbildungen,
\begin{align*}
V_ &: \lbrace \text{ homogene Ideale in } k[x_0, …, x_n] \rbrace \longrightarrow \lbrace \text{ Mengen in } ^n_k \rbrace \\
I_ &: \lbrace \text{ Mengen in } ^n_k \rbrace \longrightarrow \lbrace \text{ homogene Ideale in } k[x_0, …, x_n] \rbrace,
\end{align*}
die uns noch viel Freude bereiten werden. Alle Sätze, die wir im Laufe dieser
Vorlesung für algebraische Teilmengen des affinen Raumes bewiesen haben, gelten
\emph{mutatis mutandis} auch für algebraische Teilmengen des projektiven Raumes,
wenn man an der entscheidenden Stelle das Wort ``homogen'' einfügt. Ich nenne
einige solche Sätze ohne Beweis.
\begin{fakt}[Operationen von homogenen Idealen]
Es sei $k$ ein Körper. Durchschnitte, Produkte, Summen und Radikale von
homogenen Idealen in $k[x_0, …, x_n]$ sind wieder homogene Ideale. \qed
\end{fakt}
\begin{fakt}[Homogene Primideale]
Es sei $k$ ein Körper. Um zu testen, ob ein homogenes Ideal
$I ⊂ k[x_0, …, x_n]$ prim ist, genügt es die Bedingung $ab ∈ I ⇒ a ∈ I$ oder
$b ∈ I$ für homogene Elemente $a$ und $b$ zu überprüfen. \qed
\end{fakt}
\begin{fakt}[Homogener Nullstellensatz]
Es sei $k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper und es sei
$I ⊂ k[x_0, …, x_n]$ ein homogenes Ideal.
\begin{enumerate}
\item Wenn $V_{}(I) =$ ist, dann ist $\sqrt{I} = (1)$ oder
$\sqrt{I} = (x_0, …, x_n)$.
\item Wenn $V_{}(I) ≠ ∅$ ist, dann ist
$\sqrt{I} = I_{}\bigl(V_{}(I)\bigr)$. \qed
\end{enumerate}
\end{fakt}
\begin{notation}[Das irrelevante Ideal]
Im Zusammenhang mit dem homogenen Nullstellensatz nennt man das Ideal
$(x_0, …, x_n) ⊂ k[x_0, …, x_n]$, welches die leere Teilmenge des projektiven
Raumes definiert, auch das \emph{irrelevante Ideal}\index{irrelevante Ideal}.
\end{notation}
\begin{fakt}
Es sei $k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper. Dann existierten die in
Tabelle~\ref{tab:15-1} gezeigten Korrespondenzen. \qed
\begin{table}
\centering
\begin{tabular}{p{7cm}p{7cm}}
\rowcolor{lightgray} \textbf{Algebra} & \textbf{Geometrie} \\
homogene Radikalideale & algebraische Mengen \\
homogene Primideale & irreduzible Mengen \\
homogene Radikalideale sind Durchschnitte von homogenen Primidealen & Zerlegung von algebraischen Mengen in irreduzible Komponenten
\end{tabular}
\caption{Wörterbuch: algebraische Teilmengen des projektiven Raums}
\label{tab:15-1}
\end{table}
\end{fakt}
\section{Die Zariski-Topologie}
Im Abschnitt~\vref{sec:5-4} hatten wir die Zariski-Topologie auf dem Raum $k^n$
eingeführt. Als direkte Konsequenz der oben genannten Fakten funktioniert die
Konstruktion der Topologie auch für den projektiven Raum.
\begin{faktdef}[Zariski-Topologie]
Es sei $k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper. Die algebraischen
Teilmengen des $^n_k$ erfüllen die Axiome für abgeschlossenen Mengen eines
topologischen Raums. Die so definierte Topologie auf $^n_k$ wird
\emph{Zariski-Topologie}\index{Zariski-Topologie} genannt. \qed
\end{faktdef}
\begin{aufgabe}
Stellen Sie fest, dass die im Abschnitt~\ref{sec:15-2} diskutierten Mengen
$U_i$ aus der Standardüberdeckung des $^n$ bezüglich der Zariski-Topologie
des $^n$ offen sind. Durch welche Gleichung ist das Komplement der Menge
$U_i$ gegeben?
\end{aufgabe}
Sie dürfen an dieser Stelle verwirrt sein. Wenn ich die Standardkarte
\[
φ_i : 𝔸^n_k → U_i ⊂ ^n_k
\]
betrachte, dann sehe ich auf der Standardmenge $U_i$ zwei Topologien, die beide
den Namen ``Zariski-Topologie'' verdienen.
\begin{itemize}
\item Zum einen definiert die Zariski-Topologie des projektiven Raumes $^n_k$
auf der offenen Menge $U_i ⊂ ^n_k$ die Teilraumtopologie.
\item Zum anderen wissen wir, dass die Standardkarte $φ_i$ den Raum $𝔸^n_k$
bijektiv auf die Menge $U_i$ abbildet. Also definiert die Zariski-Topologie
des affinen Raumes $𝔸^n_k$ mithilfe der Abbildung $φ_i$ ebenfalls eine
Topologie auf $U_i$.
\end{itemize}
Die Frage ist, welcher Unterschied zwischen diesen Konstruktionen besteht. Die
Antwort lautet zum Glück: ``Gar keiner!''.
\begin{prop}[Vergleich der Zariski-Topologien]\label{prop:16-3-3}
Es sei $k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper. Die Standardkarte
\[
φ_i : 𝔸^n_k → U_i ⊂ ^n_k
\]
ist ein Homöomorphismus zwischen dem topologischen Raum $𝔸^n_k$ (versehen mit
der Zariski-Topologie) und dem Raum $U_i$ (versehen mit der Teilraumtopologie,
die von der Zariski-Topologie des $^n_k$ induziert ist).
\end{prop}
Der (einfache) Beweis kommt gleich. Zuerst möchte ich die Gelegenheit nutzen,
um vorab noch zwei Konstruktionen einzuführen, die wir später viel benutzen
werden.
\begin{konstruktion}[Homogenisierung]\label{kons:hom}
Es sei $k$ ein Körper und es sei $f ∈ k[x_0, …, x_{n-1}]$ irgendein Polynom.
Das Polynom $f$ ist vielleicht überhaupt nicht homogen, aber es kann (wie
jedes Polynom) als Summe von homogenen Polynomen geschrieben werden,
\[
f(x_0, …, x_{n-1}) = \sum_{i=0}^{\deg f} f_i(x_0, …, x_{n-1}),
\]
wobei $f_i$ homogen vom Grad $i$ ist. Durch Hinzufügen einer weiteren
Variable kann ich jetzt wie folgt ein homogenes Polynom konstruieren,
\[
f^*(x_0, …, x_n) := \sum_{i=0}^{\deg f} x_n^{(\deg f)-i}·f_i(x_0, …,
x_{n-1}).
\]
Wir erhalten eine Abbildung
\[
^* : k[x_0, …, x_{n-1}] → \{ \text{homogene Polynome in } k[x_0, …, x_n]
\},
\]
die oft als \emph{Homogenisierung}\index{Homogenisierung} bezeichnet wird.
\end{konstruktion}
\begin{konstruktion}[Dehomogenisierung]\label{kons:dehom}
Es sei $k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper und es sei
$f ∈ k[x_0, …, x_n]$ irgendein homogenes Polynom. Dann kann ich wie folgt ein
Polynom in weniger Variablen konstruieren,
\[
f_*(x_0, …, x_{n-1}) := f(x_0, …, x_{n-1}, 1).
\]
Wir erhalten eine Abbildung
\[
_* : \{ \text{homogene Polynome in } k[x_0, …, x_n] \} → k[x_0, …,
x_{n-1}],
\]
die oft als \emph{Dehomogenisierung}\index{Dehomogenisierung} bezeichnet wird.
\end{konstruktion}
\begin{aufgabe}
In wieweit sind Homogenisierung und Dehomogenisierung zueinander inverse
Abbildungen?
\end{aufgabe}
\begin{proof}[Beweis von Proposition~\ref{prop:16-3-3}]
Wir führen den Beweis nur im Fall $i = n$. Da wir schon wissen, dass die
Standardkarte $φ_n$ bijektiv ist, genügt es, folgende Aussagen zu zeigen.
\begin{itemize}
\item Urbilder abgeschlossener Mengen sind abgeschlossen. Es sei $X ⊂ ^n_k$
eine algebraische Menge, gegeben als gemeinsame Nullstellenmenge von
homogenen Polynomen $f_1, …, f_m ∈ k[x_0, …, x_n]$. Rechnen Sie nach, dass
die Urbildmenge $φ_n^{-1}(X)$ exakt die Nullstellenmenge der
dehomogenisierten Polynome $f^*_1, …, f^*_m ∈ k[x_0, …, x_{n-1}]$ ist.
\item Bilder abgeschlossener Mengen sind abgeschlossen. Es sei $X ⊂ 𝔸^n_k$
eine algebraische Menge, gegeben als gemeinsame Nullstellenmenge von
Polynomen $f_1, …, f_m ∈ k[x_0, …, x_{n_1}]$. Betrachte die gemeinsame
Nullstellenmenge $Y ⊂ ^n_k$ der homogenisierten Polynome
$(f_1)_*, …, (f_m)_* ∈ k[x_0, …, x_n]$. Rechnen Sie nach, dass
$φ_n(X) = Y ∩ U_n$ ist. Also ist $φ_n(X)$ bezüglich der Teilraumtopologie
abgeschlossen in $U_n ⊂ ^n_k$. \qedhere
\end{itemize}
\end{proof}
\begin{bsp}[Koniken, wieder einmal]\label{bsp:konik}
Betrachte die Menge
\[
X := \bigl\{ [x : y : z] ∈ ℙ²_k \::\: x·y-z² = 0 \bigr\}.
\]
Um einen Eindruck von der Menge $X$ zu bekommen, identifizieren wir die affine
Ebene $𝔸²_k$ wie üblich mit der Menge $U_2$ und betrachte die Schnittmenge von
$X$ mit dieser affinen Ebene,
\[
φ_2^{-1}(X) = \bigl\{ (x,y) ∈ 𝔸²_k \::\: x·y-1 = 0 \bigr\}.
\]
Das ist offensichtlich die Normhyperbel. Die Sache macht neugierig, wir haben
ja noch die anderen Standardkarten. Also rechne ich aus:
\[
φ_1^{-1}(X) = \bigl\{ (x,z) ∈ 𝔸²_k \::\: x·1-z² = 0 \bigr\}
\]
und das ist die Normparabel! Die letzte Kartenabbildung,
\[
φ_0^{-1}(X) = \bigl\{ (y,z) ∈ 𝔸²_k \::\: 1·y-z² = 0 \bigr\}
\]
liefert ebenfalls die Normparabel.
\end{bsp}
\begin{aufgabe}[Schärfen Sie Ihre Intuition!]
Vergleichen Sie Beispiel~\ref{bsp:konik} mit ihren Lösungen der
Aufgaben~\ref{exe:15-2-3} und \ref{exe:15-2-4} und machen Sie sich ein Bild.
Was geht hier vor?
\end{aufgabe}
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\selectlanguage{german}
\chapter{Schnittzahlen von Kurven im $ℙ²$}
\sideremark{Vorlesung 21}Wie im Abschnitt~\ref{sec:14-1} angekündigt, möchte ich
jetzt zeigen, dass sich in der projektiven Ebene $ℙ²$ zwei Kurven vom Grad $d_1$
und $d_2$ immer in genau $d_1·d_2$ vielen Punkten schneiden, wenn die Kurven
nicht zufällig gleich sind oder zumindest eine gemeinsame Komponente haben.
Dazu muss ich aber vielleicht erst noch sagen, was eine projektive Kurve genau
ist. Die folgende Definition haben Sie ganz analog schon einmal auf
Seite~\ref{def:eak} gesehen.
\begin{defn}[Ebene projektive Kurve]\label{def:epk}
Es sei $k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper. Eine \emph{ebene
projektive Kurve über $k$}\index{ebene projektive Kurve} ist eine
Äquivalenzklasse von homogenen Polynomen in $k[x,y,z] \{ 0 \}$, wobei zwei
Polynome $F$ und $G$ äquivalent sind, wenn ein $λ ∈ k^*$ existiert, sodass
$F = λ·G$ ist.
\end{defn}
\begin{bsp}
Die Konik aus Beispiel~\vref{bsp:konik} ist eine ebene projektive Kurven.
Wenn Ihnen Beispiel~\vref{bsp:ellipti} gefallen hat, dann möchten Sie
vielleicht auch die elliptische Kurve $y²z -+ 6·xz² - 6·z³$ betrachten.
\end{bsp}
\begin{bsp}\label{bsp:17-0-3}
Gegeben eine ebene projektive Kurve, repräsentiert durch ein Polynom $F$, und
eine Projektivität $φ$, gegeben durch eine bijektive lineare Abbildung
$A : k^{n+1} → k^{n+1}$. Dann ist $F◦ A$ wieder ein homogenes Polynom
und liefert deshalb wieder eine ebene projektive Kurve. Die Kurve hängt nicht
von der Wahl des Polynom $F$ und der Wahl der Matrix $A$ ab und es gilt
\[
V_(F) = φ^{-1}\left( V_(F◦ A) \right).
\]
Die so erhaltene Kurve wird suggestiv mit $F◦φ$ bezeichnet.
\end{bsp}
Der nächste Schritt ist nun, für projektive Kurven einen sinnvollen Begriff von
``Schnittzahl'' einzuführen, der sich am besten nicht völlig von den
Schnittzahlen unterscheidet, die wir für affine Kurven schon definiert haben.
Wenn Sie sich an den Beweis von Satz~\ref{satz:EES} erinnern, dann wissen Sie,
dass lokale Ringe eine zentrale Rolle spielen. Also müssen wir zunächst auch
für projektive Kurven einen Begriff von ``lokalen Ring'' einführen. Auf geht's.
\section{Rationale Funktionen und lokale Ringe}
Es gibt einen großen Unterschied zwischen dem affinen und dem projektiven Raum:
während jedes Polynom $f ∈ k[x_1, …, x_n]$ als Funktion $f: 𝔸^n_k → k$
aufgefasst werden kann, liefern Polynome $g ∈ k[x_0, …, x_n]$ praktisch
niemals\footnote{praktisch niemals = niemals, es sei denn, das Polynom $g$ ist
konstant} wohldefinierte Funktionen auf dem $^n_k$. Dies gilt auch dann,
wenn das Polynom $g$ zufällig homogen sein sollte. Immerhin können wir
rationale Funktionen konstruieren.
\begin{beobachtung}\label{beob:17-1-1}
Es sei $k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper und es seien $f$ und
$g ∈ k[x_0, …, x_n]$ zwei homogene Polynome vom selben Grad,
$d = \deg f = \deg g$. Falls $\vec{x} ∈ k^{n+1} \{ \vec{0} \}$
ein Punkt ist mit $g(\vec{x})0$, dann gilt für jedes Element $λ ∈ k^*$
die Gleichung
\[
\frac{f(λ·\vec{x})}{g(λ·\vec{x})} = \frac{λ^d·f(\vec{x})}{λ^d·g(\vec{x})} =
\frac{f(\vec{x})}{g(\vec{x})}.
\]
Der Quotient $f/g$ liefert also eine Funktion auf $^n_k$, die zumindest
außerhalb der algebraischen Menge $V_(g)$ wohldefiniert ist.
\end{beobachtung}
Die Funktion $f/g$ aus Beobachtung~\ref{beob:17-1-1} könnte auch an einigen
Punkten von $V_(g)$ sinnvoll definierbar sein, betrachte etwa den Fall
$f = x·y$ und $g = x·z$. Die korrekte Definition von ``rationaler Funktion''
und ``Definitionsbereich'' ist daher ein wenig aufwändiger als es zunächst
scheint.
\begin{defn}[Rationale Funktionen auf dem projektiven Raum]
Es sei $k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper und es seien
$f_1, f_2 ∈ k[x_0, …, x_n]$ und $g_1, g_2 ∈ k[x_0, …, x_n] \{0\}$ homogene
Polynome mit $\deg f_1 = \deg g_1$ und $\deg f_2 = \deg g_2$. Ich nenne die
Brüche $\frac{f_1}{g_1}$ und $\frac{f_2}{g_2}$ äquivalent, falls für alle
Punkte $p$ der Zariski-offenen Menge $^n_k \bigl(V_(g_1) V_(g_2)\bigr)$
die Gleichheit
\[
\frac{f_1}{g_1}(p) = \frac{f_2}{g_2}(p)
\]
gilt. Eine rationale Funktion auf dem $^n_k$ ist eine Äquivalenzklasse von
Brüchen.
\end{defn}
\begin{defn}[Definitionsbereich von rationalen Funktionen]\label{def:17-1-3}
Es sei $k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper, es sei $p ∈ ^n_k$ ein
Punkt und es sei $η$ eine rationale Funktion auf dem $^n_k$. Falls es einen
Vertreter $η = [\frac{f}{g}]$ gibt, sodass $p \not ∈ V_(g)$ liegt, so sagt
man, die rationale Funktion $η$ ist bei $p$ definiert. Der Menge der
rationalen Funktionen, die bei $p$ definiert sind, wird mit $𝒪_p(^n_k)$
bezeichnet.
\end{defn}
\begin{bemerkung}
In der Situation aus Definition~\ref{def:17-1-3} sind Summen und Produkte von
rationalen Funktionen, die bei $p$ definiert sind, ebenfalls bei $p$
definiert. Die Menge $𝒪_p(^n_k)$ ist daher ein Ring, sogar eine
$k$-Algebra.
\end{bemerkung}
\begin{konstruktion}[Vergleich von lokalen Ringen]\label{kons:17-1-5}
Es sei $k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper, und es sei
$φ_n : 𝔸^n_k → ^n_k$ die $n$.te Standardkarte. Gegeben sei ein Punkt
$a ∈ 𝔸^n_k$ mit zugehörigem Bildpunkt $p := φ_n(a)$. Rechnen Sie als
Übungsaufgabe in ``Homogenisierung und Dehomogenisierung'' nach, dass die
Abbildungen
\[
\begin{matrix}
A: 𝒪_p(^n_k) && 𝒪_q(𝔸^n_k), & \quad & \left[ \frac{f}{g} \right] && \frac{f_*}{g_*} \\
B: 𝒪_q(𝔸^n_k) && 𝒪_p(^n_k), & \quad & \frac{f}{g} && \frac{x_n^{\deg g^*}·f^*}{x_n^{\deg f^*}·g^*}
\end{matrix}
\]
wohldefinierte, zueinander inverse Morphismen von $k$-Algebren sind. Die
Ringe $𝒪_p(^n_k)$ und $𝒪_q(𝔸^n_k)$ sind also in natürlicherweise zueinander
isomorphe $k$-Algebren. Insbesondere handelt es sich bei $𝒪_p(^n_k)$ um
einen lokalen Ring.
\end{konstruktion}
\begin{bemerkung}
Konstruktion~\ref{kons:17-1-5} funktioniert natürlich nicht nur für die Karte
$φ_n$, sondern ganz analog für jede der Karten $φ_0, …, φ_n$.
\end{bemerkung}
\section{Schnittzahlen von projektiven Kurven}
Um im Schnittzahlen von ebenen projektiven Kurven zu definieren, verwenden wir
die Formel, die sich beim Beweis von Satz~\ref{satz:EES} ergeben hat. Dazu muss
ich aber erst noch klarstellen, welche Ideale im lokalen Ring ich genau
betrachten möchte.
\begin{beobachtung}[Ideale im lokalen Ring]\label{beob:17-2-1}
Es sei $k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper und es seien $F$ und
$G ∈ k[x, y, z]$ zwei ebene projektive Kurven. Weiter sei
$p=[p_1:p_2:p_3] ∈ ℙ²$ ein Punkt. Dann gibt es mindestens einen Index $i$, so
dass $p_i ≠ 0$ ist. Gegeben einen solchen Index $i$, betrachten wir die
rationalen Funktionen $\frac{F}{x_i^{\deg F}}$ und
$\frac{G}{x_i^{\deg G}}𝒪_p(ℙ²)$, sowie das davon erzeugte Ideal
\[
I_{F,G,p} := \left( \frac{F}{x_i^{\deg F}}, \frac{G}{x_i^{\deg G}} \right) ⊂
𝒪_p(ℙ²).
\]
Wir fragen uns natürlich, inwieweit das Ideal $I_{F,G,p}$ von der Wahl des
Index $i$ abhängt. Die Antwort ist: gar nicht. Ist nämlich $j$ ein weiterer
Index mit $p_j ≠ 0$, dann gilt im lokalen Ring $𝒪_p(ℙ²)$ die Gleichung
\[
\frac{F}{x_j^{\deg F}} = \frac{F}{x_i^{\deg F}} ·
\underbrace{\frac{x_i^{\deg F}}{x_j^{\deg F}}}_{\mathclap{\text{Einheit in
}𝒪_p(ℙ²)}}𝒪_p(ℙ²).
\]
Also sind die von diesen Elementen erzeugten Ideale gleich,
\[
\left( \frac{F}{x_i^{\deg F}}, \frac{G}{x_i^{\deg G }} \right) = \left(
\frac{F}{x_j^{\deg F}}, \frac{G}{x_j^{\deg G}} \right) ⊂ 𝒪_p(ℙ²).
\]
\end{beobachtung}
Beobachtung~\ref{beob:17-2-1} ermöglicht jetzt die Definition von Schnittzahlen.
\begin{defn}[Schnittzahl von ebenen projektiven Kurven]\label{def:schnittzahlp}
Es sei $k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper und es seien $F$ und
$G ∈ k[x, y, z]$ zwei ebene projektive Kurven. Weiter sei $p ∈ ℙ²$ ein Punkt.
Dann definiere die \emph{Schnittzahl}\index{Schnittzahl!von ebenen projektiven
Kurven} der Kurven $F$ und $G$ im Punkt $p$ als
\[
\Int_p(F, G) := \dim_k \factor{𝒪_p(ℙ²)}{I_{F,G,p}},
\]
wobei $I_{F,G,p}𝒪_p(ℙ²)$ das in Beobachtung~\ref{beob:17-2-1}
diskutierte Ideal ist.
\end{defn}
\begin{beobachtung}[Berechnung von Schnittzahlen]\label{beob:17-2-3}
Konstruktion~\ref{kons:17-1-5} zeigt uns, wie man Schnittzahlen ganz konkret
ausrechnet. Falls in der Situation von Definition~\ref{def:schnittzahlp} die
dritte Koordinate des Punktes $p$ ungleich Null ist, dann liegt $p$ im Bild
der Standardkarte $φ_3$ und es ist
\[
\Int_p(F, G) = \Int_{φ^{-1}_n(p)} (F_*, G_*),
\]
wobei auf der rechten Seite der Gleichung die bekannte Schnittzahl von Kurven
im affinen Raum $𝔸²_k$ steht. Falls $=[p_0:p_1:p_2]$ ist, dann hat der Punkt
$φ^{-1}_n(p)$ die Koordinaten
$\left( \frac{p_0}{p_2}, \frac{p_1}{p_2} \right)$ und die Schnittzahl kann
mithilfe des Algorithmus aus Bemerkung~\ref{bem:14-2-8} bestimmt werden.
Falls nicht die dritte, sondern eine andere Koordinate des Punktes $p$
ungleich Null ist, dann verfahre man analog, statt mit der Karte $φ_2$ dann
eben mit einer der anderen Karten $φ_0$ oder $φ_1$.
\end{beobachtung}
Die Schnittzahlen von projektiven Kurven lassen sich natürlich genau wie die
Schnittzahlen von affinen Kurven durch eine Liste von Eigenschaften beschreiben,
die exakt den Eigenschaften~\ref{il:14-2-1-1}--\ref{il:14-2-1-7} entsprechen.
Beobachtung~\ref{beob:17-2-3} stellt den Zusammenhang her. Ich möchte dies
jetzt aber nicht vertiefen und weise nur auf die folgende Eigenschaft hin. Den
(langweiligen) Beweis lasse ich weg.
\begin{fakt}[Invarianz von Schnittzahlen unter Projektivitäten]\label{fakt:17-2-4}
In der Situation von Definition~\ref{def:schnittzahlp} sei eine Projektivität
$φ$ gegeben. Falls ich mich nicht mit den Vorzeichen geirrt habe, gilt dann
die Gleichung
\[
\Int_p(F, G) = \Int_{φ^{-1}(p)}(F◦φ, G◦φ),
\]
wobei die Notation $F◦φ$ wie in Beispiel~\ref{bsp:17-0-3} verwendet wird.
\qed
\end{fakt}
\section{Der Satz von Bézout}
\sideremark{Vorlesung 22}Nach allen Vorbereitungen kommen wir jetzt zum
versprochenen Satz von
Bézout\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/\%C3\%89tienne_B\%C3\%A9zout}{Étienne
Bézout} (* 31. März 1730 in Nemours, Département Seine-et-Marne; † 27.
September 1783 in Avon) war ein französischer Mathematiker.} über die
Schnittzahlen von projektiven Kurven.
\begin{satz}[Satz von Bézout]
Es sei $k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper und es seien $F$ und
$G ∈ k[x, y, z]$ zwei ebene projektive Kurven ohne gemeinsame Komponente.
Dann gilt die Gleichung
\[
\sum_{p ∈ ℙ²} \Int_p(F,G) = (\deg F)·(\deg G).
\]
\end{satz}
\begin{proof}
Der Beweis ist aus \cite[Sect.~5.3]{MR1042981} abgekupfert, vielleicht wollen
Sie auch einmal direkt in diese Quelle schauen. Um allzu viele Indizes zu
vermeiden, bezeichnen wir die Koordinaten projektive Ebene mit $[x:y:z]$.
Weil die Kurven $F$ und $G$ keine gemeinsame Komponente haben, ist die
Schnittmenge von $F$ und $G$ ist endlich. Nach Komposition mit einer
geeigneten Projektivität erlaubt Fakt~\ref{fakt:17-2-4} deshalb, ohne
Beschränkung der Allgemeinheit anzunehmen, dass keiner der Schnittpunkte auf
der unendlich fernen Geraden $\{z=0\}$ liegt. Es gelten dann die Gleichungen
\begin{align*}
\sum_{p ∈ ℙ²} \Int_p(F,G) & = \sum_{a ∈ 𝔸²} \Int_p(F_*, G_*) && \text{Beobachtung~\ref{beob:17-2-3}} \\
& = \dim_k \factor{k[x,y]}{(F_*, G_*)} && \text{Erw.~Erinnerung~\ref{erin:14-2-6}}
\end{align*}
Um die Zahl der Buchstaben zu reduzieren schreiben wir noch
\begin{align*}
n & := \deg G & m & := \deg G \\
R & := k[x,y,z] & Γ &:= \factor{k[x,y,z]}{(F, G)}
\end{align*}
und weil $(F, G)$ ein homogenes Ideal ist, können wir für jede Zahl $d$ auch
noch die Mengen $R_d ⊂ R$ und $Γ_d ⊂ Γ$ der homogenen Elemente vom Grad $d$
betrachten. Das Ziel ist jetzt, für ausreichend große Zahlen $d$ die
folgenden Gleichungen zu beweisen,
\begin{align}
\label{eq:17-3-1-1} \dim_k Γ_* & = \dim_k Γ_d \\
\label{eq:17-3-1-2} \dim_k Γ_d & = n·m
\end{align}
Zur besseren Lesbarkeit ist der Beweis in drei relativ unabhängige Schritte
aufgeteilt.
\bigskip\noindent\textbf{Schritt 1} Beweis der Gleichung~\eqref{eq:17-3-1-2}
für alle $d ≥ n+m$. \video{22-1}
\bigskip\noindent\textbf{Schritt 2} Multiplikation mit der Variablen $z$
liefert eine wohldefinierte Abbildung des Quotientenringes,
\[
α : Γ → Γ, \quad [H] ↦ [z·H].
\]
Ich zeige im \video{22-2}, dass diese Abbildung injektiv ist. Die
Einschränkung auf homogene Formen vom Grad $d$ liefert dann eine (ebenfalls
injektive) Abbildung $α_d : Γ_d → Γ_{d+1}$. Falls $d ≥ n+m$ ist, dann wissen
wir aber schon aus Schritt 1, dass $Γ_d$ und $Γ_{d+1}$ dieselbe
Vektorraumdimension haben. Also muss die Abbildung $α_d$ für solche $d$ stets
ein Isomorphismus sein!
\bigskip\noindent\textbf{Schritt 3} Beweis der Gleichung~\eqref{eq:17-3-1-1}.
Sei $d ≥ n+m$. Wähle homogene Polynome $A_1, …, A_ ∈ R_d$, sodass die
Restklassen $[A_] ∈ Γ_d$ eine Vektorraumbasis von $Γ_d$ bilden. Ich zeige im
\video{22-3}, dass die Restklassen der dehomogenisierten Elemente
$[A_{•,*}] ∈ Γ_*$ ebenfalls eine Vektorraumbasis bilden.
\end{proof}
\begin{kor}[Projektive Kurven schneiden sich]
Es sei $k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper. Zwei ebene projektive
Kurven im $ℙ²_k$ schneiden sich stets in mindestens einem Punkt. \qed
\end{kor}
\begin{kor}[Affine Kurven schneiden sich nicht zu sehr]\label{kor:aksnzs}
Es sei $k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper und es seien $F$ und
$G ∈ k[x, y]$ zwei ebene, affine Kurven ohne gemeinsame Komponente. Dann
schneiden sich diese Kurven in höchstens $(\deg F)·(\deg G)$ vielen Punkten.
\qed
\end{kor}
\begin{bemerkung}
Korollar~\ref{kor:aksnzs} kann man auch andersherum lesen: wenn sich zwei
projektive oder affine Kurven in zu vielen Punkten schneiden, so müssen Sie
eine gemeinsame Komponente besitzen.
\end{bemerkung}
Als letzte, vielleicht etwas überraschende Konsequenz aus dem Satz von Bézout
können wir die Anzahl von singulären Punkten einer ebenen affinen Kurve durch
den Grad der Kurve beschränken. Affine Kurven können also nicht allzu viele
singuläre Punkte haben.
\begin{kor}[Affine Kurven sind nicht zu singulär]\label{kor:17-3-4}
Es sei $k$ ein algebraisch abgeschlossener Körper der Charakteristik Null und
es sei $F ∈ k[x, y]$ eine irreduzible ebene affine Kurve. Diese Kurve hat
höchstens $(\deg F)·(\deg F -1)$ viele singuläre Punkte.
\end{kor}
\begin{proof}
Wegen der Annahme über die Charakteristik von $k$ verschwinden nicht alle
Ableitungen von $F$; wir nehmen an ohne Beschränkung der Allgemeinheit an,
dass $G := \frac{∂ F}{∂ x}$ nicht das Nullpolynom ist. Es gilt
$\deg G ≤ \deg F -1$.
Aus Definition~\vref{defn:ep} (``Glatte und singuläre Punkte'') ist klar, dass
die singulären Punkte von $F$ Schnittpunkte der Kurven $F$ und $G$ sind. Die
Annahme, dass $F$ irreduzibel ist, stellt sicher, dass $F$ und $G$ keine
gemeinsame Komponente haben und die Aussage folgt aus
Korollar~\ref{kor:aksnzs}.
\end{proof}
\begin{bemerkung}
Die Abschätzung aus Korollar~\ref{kor:17-3-4} ist abenteuerlich schlecht. Man
kann mit etwas Mühle wesentlich bessere Ergebnisse erzielen.
\end{bemerkung}
\begin{figure}
\centering
\includegraphics[width=10cm]{figures/17-barthSextic.png}
\[
4·((α²·x²-y²)·((α²·y²-z²)·((α²·z²-x²)-1·(1+2α·(x²+y²+z²-1)²)))) = 0,
\]
mit $α = \frac{1+\sqrt 5}{2}$
\caption{Barth-Sextik}
\label{fig:barth}
\end{figure}
Die Frage nach einer oberen Anzahl von Singularitäten ist auch für algebraische
Flächen sinnvoll, allerdings sind nur für Flächen von kleinem Grad obere
Abschätzungen bekannt. Ob diese Abschätzungen optimal sind, ist nicht in allen
Fällen klar. Abbildung~\ref{fig:barth} zeigt eine Fläche vom Grad 6 mit 65
singulären Punkten. Diese Fläche wurde 1996 in der Arbeit \cite{MR1358040} von
Wolf
Barth\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Wolf_Barth_(Mathematiker)}{Wolf
Paul Barth} (* 20. Oktober 1942 in Wernigerode; † 30. Dezember 2016) war
ein deutscher Mathematiker, der sich mit algebraischer Geometrie
beschäftigte.} konstruiert, nachdem Mathematiker lange Zeit vermutet hatten,
dass maximal 64 singuläre Punkte möglich seien (es gab sogar einige fehlerhafte,
veröffentlichte Beweise). Kurz nach Barths Konstruktion bewiesen Jaffe und
Ruberman in \cite{MR1486992}, dass die Fläche tatsächlich optimal ist: ``A
sextic cannot have 66 nodes''.
\begin{bemerkung}
Sehen Sie im Bild, dass die Fläche die Symmetrie des Ikosaeders hat? Das ist
natürlich kein Zufall.
\end{bemerkung}
\href{https://oliverlabs.net}{Oliver Labs}, der 2005 an der Universität Mainz
zum Thema ``Flächen mit vielen singulären Punkten'' promovierte, hat einen
\href{https://www.oliverlabs.net/data/AlgSurfManySings_German.pdf}{lesenswerten,
reich bebilderten Artikel für ein breites mathematisches Publikum}
geschrieben, den ich Ihnen empfehlen kann. Mit dem Programm
\href{https://imaginary.org/program/surfer}{Surfer} können Sie viele der
``Weltrekordflächen'' aus Labs' Artikel interaktiv in 3D zeichnen, animieren und
mit den Gleichungen spielen. Abbildung~\ref{fig:barth} ist ein Screenshot
dieses Programms.
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51
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\selectlanguage{german}
\chapter{Wie weiter}
Wir sind mit dieser Vorlesung am Ende, ich hoffe, es hat Ihnen immerhin ein
wenig gefallen. Wenn alles so funktioniert hat, wie ich mir das vorstellte,
haben Sie die \emph{algebraische} Seite der algebraischen Geometrie
kennengelernt. Sie haben an einigen Beispielen gesehen, wie man geometrische
Konzepte (``glatte und singuläre Punkte'', ``Dimension'') in algebraischen
Termen formuliert und mithilfe der Algebra den einen oder anderen geometrisch
relevanten Satz beweist. Das Kapitel über Gröbnerbasen illustriert erste
Zusammenhänge zwischen algebraischer Geometrie und Informatik, die natürlich
\emph{sehr} viel weitreichender sind, als wir hier zeigen
können\footnote{Schauen Sie einmal in den Artikel
``\href{https://arxiv.org/abs/0801.1177}{New developments in the theory of
Groebner bases and applications to formal verification}'' um eine Idee zu
bekommen, wohin die Reise gehen kann.}. Wenn Sie sich weiterhin für das Thema
interessieren, gibt es im nächsten Semester bei uns ziemlich viele Angebote.
\begin{itemize}
\item Im SS21 bieten Andreas Demleitner und ich eine Vorlesung an, in der es um
die Geometrie von algebraischen Kurven und Flächen geht. Im Wesentlichen geht
es um die Fragen ``Wie viele algebraische Kurven gibt es überhaupt?'', ``Wie
kann ich entscheiden, ob zwei gegebene Kurven isomorph sind'' und ``Ist es
möglich, einen Überblick über die Menge der algebraischen Flächen zu
gewinnen''? Im Gegensatz zu dieser Vorlesung steht eher die Geometrie als die
Algebra im Vordergrund.
\item Im SS21 bieten Andreas Demleitner und ich ein Seminar über
``Hodge-Theorie''
an\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/William_Vallance_Douglas_Hodge}{William
Vallance Douglas Hodge} (* 17.~Juni 1903 in Edinburgh; † 7.~Juli 1975 in
Cambridge) war ein britischer Mathematiker.}. Dies ist eine weitreichende
Theorie, die die mathematischen Teilgebiete Analysis, Differenzialgeometrie
und algebraischen Topologie mit komplexer und algebraischer Geometrie
verbindet. Es geht also weiterhin um algebraische Varietäten, die Methoden
des Seminars werden aber eher differenzialgeometrisch sein.
\item Die Diskussion der rationalen Punkte auf dem Einheitskreis und der
pythagoreischen Tripel hat vielleicht einen allerersten Eindruck vermittelt,
was algebraische Geometrie und Zahlentheorie verbindet. Luca Terenzi und
meine Kollegin Annette Huber-Klawitter werden im SS21 ein Seminar anbieten,
bei dem es um geometrische und zahlentheoretische Aspekte von elliptischen
Kurven geht, die heute in der Verschlüsselungstechnik eine zentrale Rolle
spielen.
\end{itemize}
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%%% End:

321
KommutativeAlgebra.tex Normal file
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\title{Kommutative Algebra und Einführung in die Algebraische Geometrie}
\date{\today}
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pdfauthor={Stefan Kebekus},
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\begin{document}
\maketitle
\tableofcontents
\bigskip
\bigskip
\bigskip
\section*{Vorbemerkung}
Dieses Skript zur Vorlesung ``Kommutative Algebra und Einführung in die
Algebraische Geometrie'' baut auf einer sehr ausführlichen Vorlesungsmitschrift
auf, die Christoph Stappen vor einigen Jahren in meiner Vorlesung angefertigt
hat. Das Skript wird im Laufe des Sommersemesters 2021 ständig weiter
geschrieben; sie finden die neueste Version stets auf der
\href{https://nextcloud.cplx.vm.uni-freiburg.de/index.php/s/HgKt6MctE3Hfmix}{Nextcloud}.
Um schnell zu erkennen, ob der Text seit ihrem letzten Besuch geändert wurde
finden Sie am Anfang eines jeden Kapitels die aktuelle Revisionsnummer und das
Datum der letzten Änderung. Vermutlich lohnt es sich gar nicht, diese PDF-Datei
auf Ihrem Computer zu speichern: holen Sie sich einfach immer die neueste
Version aus der Cloud, dann sind sie stets auf dem aktuellen Stand.
Der Stoff ist in 24 Vorlesungen eingeteilt; sie finden das Datum für jede
Vorlesung auf unserem
\href{https://nextcloud.cplx.vm.uni-freiburg.de/index.php/apps/calendar/p/jB4GC5kJ5SYfNKcX}{Kalender}.
Die Übungsaufgaben werden sich an diesen Daten orientieren; sie selbst können
aber gern vorarbeiten, wenn Sie das möchten.
Beim Schreiben werden uns ganz bestimmt ein paar Fehler unterlaufen. Falls Sie
ein Problem entdecken oder sich nicht sicher sind, sprechen Sie einen
Mitarbeiter an oder melden Sie sich bitte direkt per E-Mail bei
\href{mailto:stefan.kebekus@math.uni-freiburg.de}{Stefan Kebekus} oder
\href{mailto:andreas.demleitner@math.uni-freiburg.de}{Andreas Demleitner}. Wir
korrigieren schnellstmöglich! Wir bedanken uns besonders bei Paul Meffle und
Julian Wiedermann, die mit ihren Fehlermeldungen zur Qualität des Skripts
beigetragen haben.
Schließlich: es gibt im Internet eine große Zahl von guten Quellen, Erklärvideos
und anderem. Wenn Sie eine gute Quelle finden, melden Sie sich bitte. Wir
fügen gern einen Link in den Text ein!
\bigskip
\textbf{Wir wünschen Ihnen viel Erfolg -- und auch ein wenig Spaß}
\subsection*{Literatur}
Algebraische Geometrie ist ein sehr großes sehr altes Teilgebiet der reinen
Mathematik. Entsprechend gibt es eine \emph{riesige} Sammlung an guten
Einführungsbüchern, Skripten und Web-Seiten, die jeweils unterschiedliche
Schwerpunkte setzen. Ich nenne hier nur einige derjenigen Skripte, die dem
Aufbau dieser Vorlesung inhaltlich nahestehen. Das Internet ist voll von
weiteren Materialien!
Wie immer rate ich Ihnen, möglichst viele Quellen gleichzeitig zu
verwenden. Wikipedia ist auch noch da.
\begin{itemize}
\item Der Kollege Andreas Gathmann aus Kaiserslautern hat eine Reihe von
hervorragenden
\href{https://www.mathematik.uni-kl.de/~gathmann/de/alggeom.php}{Skripten zur
Algebraischen Geometrie}, die diese Vorlesung perfekt ergänzen.
\item Der Kollege \href{http://math.stanford.edu/~vakil/}{Ravi Vakil} aus
Stanford gibt regelmäßig Kurse zu
\href{https://math216.wordpress.com/}{Foundations of Algebraic Geometry}.
Sein Skript \href{http://math.stanford.edu/~vakil/216blog/}{The Rising Sea:
Foundations Of Algebraic Geometry Notes} ist ein bischen lang, aber ein
absolutes Muss. Es gibt auch jede Menge anderes Material, wie einen
Youtube-Kanal
\href{https://www.youtube.com/channel/UCy3u23mZE4TyW88yr6JLx9A}{Algebraic
Geometry In The Time Of COVID} mit sehr hörenswerten ``Pseudo-Vorlesungen''.
\item Teile dieser Vorlesung orientieren sich an dem Einführungstext
\cite{MR1042981} von William Fulton, das kostenlos auf
\href{http://www.math.lsa.umich.edu/~wfulton/}{Fulton's Homepage}
heruntergeladen werden kann.
\item Das Buch \cite{MR0242802} ist ein Klassiker, der das wichtigste zur
kommutativen Algebra knapp, aber sehr klar darstellt. Das Gegenteil ist
Eisenbud's massives Werk \cite{E95}, mit dem man einen LKW vor dem Wegrollen
sichern kann. Eisenbud's Buch ist ebenfalls
\href{https://doi.org/10.1007/978-1-4612-5350-1}{im Uni-Netz verfügbar}. Es
ist umfassend und gut lesbar, variiert aber stark im Schwierigkeitsgrad.
\item Das Buch \cite{Ha77}, das Sie sich
\href{https://doi.org/10.1007/978-1-4757-3849-0}{aus dem Universitätsnetz
kostenlos herunterladen} können, ist der Klassiker unter den
Einführungstexten in die Algebraische Geometrie. Das Buch behandelt viel, viel
mehr Material als wir in diesem Kurs diskutieren werden. Aber schon allein
das erste Kapitel lohnt sich…
\item Das Buch \cite{Harris95}, das Sie sich ebenfalls
\href{https://doi.org/10.1007/978-1-4757-2189-8}{kostenlos aus dem
Universitätsnetz} herunterladen können, ist eher eine sehr durchdachte
Beispielsammlung zur Algebraischen Geometrie als ein Lehrbuch. Hier finden
Sie Beispiele für ALLES, was in dieser Vorlesung passiert.
\item Das elementare Einführungsbuch \cite{MR982494} von Miles Reid enthält
ebenfalls jede Menge sorgfältig ausgewählte Beispiele, aber relativ wenig
Theorie.
\item Im Gegensatz zu den anderen Büchern legt das Buch \cite{MR3330490}, das
Sie sich \href{https://doi.org/10.1007/978-3-319-16721-3}{aus dem
Universitätsnetz kostenlos herunterladen können}, den Schwerpunkt auf den
algorithmischen Aspekten der Algebraischen Geometrie. Hier wird mit Computern
gerechnet!
\item Der Kollege \href{http://www.math.columbia.edu/~dejong/}{Aise Johan de
Jong} betreibt das \href{https://stacks.math.columbia.edu/}{Stacks project}
--- eine enzyklopädische Open-Source Sammlung aller technischen Grundlagen der
Algebraischen Geometrie. Die Seite ist zwar ziemlich technisch, ist aber in
den letzten Jahren zu \emph{der} Referenz des Fachgebietes geworden. Hier
findet sich ALLES, was man jemals braucht.
\end{itemize}
\subsection*{Computer-Programme}
Sie müssen nicht programmieren können, um an dieser Vorlesung teilzunehmen.
Computer können Ihnen aber oft helfen, komplizierte Rechnungen zu überprüfen,
ausserdem kann man schöne Bilder malen. Wir akzeptieren für Hausaufgaben
Rechnungen mit Computer-Algebra-Systemen, wenn diese nachvollziehbar und gut
dokumentiert sind. Das kann zum Beispiel beim Ausmultiplizieren und
vereinfachen von Polynomen hilfreich sein. Wenn Sie als Hausaufgabe nachrechnen
sollen, dass ein gegebenes Polynom $f$ irreduzibel ist, dann werden wir den
Output von ``\texttt{isIrreducible($f$)}'' aber nicht akzeptieren.
\subsubsection*{Sage}
Sage ist ein Computer-Algebra-System, mit dem man jede Art von Rechnungen
durchführen kann; auf \url{http://www.sagemath.org} können Sie das Programm
herunterladen; dort finden Sie auch unendlich viele Anleitungen, Beispiele, etc
etc. Sie können das Programm entweder auf Ihrem eigenen Computer installieren,
oder den Service CoCals verwenden.
\subsubsection*{CoCalc}
CoCalc, im Internet unter \url{https://cocalc.com} zu finden, ist eine
Web-Seite, auf der Sie Rechnungen mit Sage durchführen können. Leider ist der
kostenlose Dienst manchmal etwas langsam.
Wir stellen Ihnen Beispielrechnung auf unserem
\href{https://sage.cplx.vm.uni-freiburg.de/share/}{Sage/CoCalc-Server} vor. Sie
können sich die Beispiele auf unserem Server ansehen, aber nicht selbst auf dem
Server rechnen.
\subsubsection*{Macaulay2}
Das Standard-Computer-Algebra-System der Algebraischen Geometrie ist
\href{http://www2.macaulay2.com/Macaulay2/}{Macaulay2}, das Sie sich kostenlos
herunterladen können. Macaulay2 kann alles, was wir hier machen, ist aber nicht
leicht zu benutzen. Ich werde vielleicht hin und wieder ein Beispiel bringen.
\input{01}
\input{02}
\part{Der Hilbertsche Nullstellensatz}
\input{03}
\input{04}
\input{05}
\input{06}
\input{07}
\input{08}
\part{Singularitäten von Kurven, diskrete Bewertungsringe, Bruchrechnung}
\input{09}
\input{10}
\input{11}
\part{Dimension}
\input{12}
\input{13}
\part{Der projektive Raum}
\input{14}
\input{15}
\input{16}
\input{17}
\input{18}
\appendix
\part{Anhang}
\listoffigures
\listoftables
\listofalgorithms
\printindex
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\bibliographystyle{alpha}
\bibliography{bibliography/general}
\end{document}

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d="m 306.159,322.905 c -4.516,-5.236 -9.779,-14.246 -15.085,-20.473 -0.543,0 -1.079,0 -1.615,0 -4.357,10.178 -11.38,14.432 -11.855,28.555 2.536,1.416 5.01,2.894 8.618,3.237 5.588,-1.059 1.671,-11.628 7.003,-12.935 1.045,6.323 2.818,11.91 10.776,11.313 1.89,-2.061 2.385,-5.518 2.158,-9.697 z m 20.473,-8.082 c 7.58,-1.017 11.834,-5.023 18.321,-8.082 1.176,-6.501 -0.186,-13.841 0,-20.473 -6.94,-1.621 -19.634,-6.927 -26.939,-3.229 -9.037,4.563 -21.964,5.271 -15.085,17.235 3.738,6.509 13.924,15.87 23.703,14.549 z m -44.183,51.729 c -3.36,-0.31 -3.684,2.412 -6.46,2.694 -6.962,-0.612 -2.096,-10.501 -4.852,-14.549 -1.257,3.023 -0.859,7.704 -4.309,9.696 -4.137,0.941 -6.501,-2.24 -7.545,-5.924 -1.175,-1.711 -2.495,2.763 -4.309,0.536 -2.055,-5.229 -1.079,-9.669 -3.773,-12.934 -2.144,-2.598 -7.374,-5.58 -11.855,-5.388 -2.144,0.096 -4.536,2.79 -7.003,2.693 -3.574,-0.13 -5.986,-4.027 -8.082,-5.388 -1.1,-11.539 2.57,-16.515 -1.079,-25.86 -7.525,-19.284 -18.432,-30.252 -16.7,-58.188 0.791,-12.783 10.659,-36.561 19.937,-42.024 1.512,-0.894 19.222,-21.016 65.734,-21.016 47.639,0 64.414,30.328 67.885,36.1 6.055,10.062 8.584,17.545 9.697,32.864 0.412,5.656 1.306,12.467 0.543,18.857 -1.918,16.068 -16.164,25.105 -13.47,45.262 0.433,3.258 2.309,4.722 2.15,8.618 -0.186,4.714 -3.292,9.312 -5.388,10.775 -6.15,4.316 -18.466,0.269 -24.782,4.316 -2.384,1.519 -2.515,4.467 -4.852,7.003 -8.055,1.395 -10.089,5.519 -10.232,14.549 -4.439,0.976 -4.522,-5.01 -8.082,-6.467 -4.722,0.474 -1.719,6.315 -2.694,9.696 -2.378,0.138 -4.172,0.859 -7.01,0.536 -0.722,-1.43 -0.172,-4.137 -1.615,-4.845 -3.319,-0.447 -2.171,3.573 -3.772,4.845 -6.378,0.415 -5.683,-3.612 -8.082,-6.457 z m -19.057,-83.513 c -7.305,-3.697 -19.999,1.608 -26.939,3.229 0.186,6.632 -1.175,13.972 0,20.473 6.487,3.059 10.741,7.065 18.322,8.082 9.779,1.32 19.964,-8.04 23.703,-14.549 6.878,-11.964 -6.049,-12.671 -15.086,-17.235 z"
id="path24"
style="fill:#000000;stroke:none"
inkscape:connector-curvature="0" />
<path
d="m 236.453,286.269 c 6.941,-1.621 19.634,-6.927 26.939,-3.229 9.037,4.563 21.964,5.271 15.085,17.235 -3.739,6.509 -13.923,15.869 -23.703,14.549 -7.581,-1.017 -11.834,-5.023 -18.322,-8.082 -1.175,-6.502 0.186,-13.842 0.001,-20.473 z"
id="path26"
style="fill:#ffffff;stroke:none"
inkscape:connector-curvature="0" />
</g>
<g
id="g28"
style="stroke:none">
</g>
</g>
</svg>

After

Width:  |  Height:  |  Size: 7.1 KiB

View File

@ -0,0 +1,13 @@
%
% Macros to produce different text for different versions of the paper.
%
\newcommand{\Preprint}[1]{#1}
\newcommand{\Publication}[1]{}
%
% No subversion info and no approval boxes anymore
%
\newcommand{\subversionInfo}{}
\newcommand{\svnid}[1]{}
\newcommand{\approvals}[2][Approval]{}

View File

@ -0,0 +1,18 @@
%
% Macros to produce different text for different versions of the paper.
%
\newcommand{\Preprint}[1]{}
\newcommand{\Publication}[1]{#1}
%
% No subversion info and no approval boxes anymore
%
\newcommand{\subversionInfo}{}
\newcommand{\svnid}[1]{}
\newcommand{\approvals}[2][Approval]{}
%
% Define a dummy command for low-level TeX programming
%
\newcommand{\isPublication}{}

View File

@ -0,0 +1,14 @@
%
% Dummy macros for the publicationPreview. Macros that are no longer allowed in
% a publication are temporarily set to empty.
%
\newcommand\sideremark[1]{}
\newcommand\questionSign[1]{}
\newcommand\disaster[1]{}
\newcommand\watchOut[1]{}
\newcommand\constructionWarning[1]{}
%
% Go on with regular publication macros
%
\input{gfx/paperVersion-publication}

View File

@ -0,0 +1,125 @@
%
% DEBUGGING MACROS
%
% Subversion support
\usepackage{svn-multi}
% sideremark
\newcommand\sideremark[1]{\marginpar
[
\hskip .45in
\begin{minipage}{1.25in}
\tiny \sf #1
\end{minipage}
]
{
\hskip -.075in
\begin{minipage}{1.25in}
\tiny \sf #1
\end{minipage}
}}
% questionSign
\newcommand\questionSign[1]{\marginpar
[
\hskip .45in
\begin{minipage}{1.25in}
\protect{\includegraphics[width=1cm]{gfx/question}}
\tiny \sf #1
\end{minipage}
]
{
\hskip -.075in
\begin{minipage}{1.25in}
\protect{\includegraphics[width=1cm]{gfx/question}}
\tiny \sf #1
\end{minipage}
}}
% disaster
\newcommand\disaster[1]{\marginpar
[
\hskip .45in
\begin{minipage}{1.25in}
\protect{\includegraphics[width=1cm]{gfx/disaster}}
\tiny \sf #1
\end{minipage}
]
{
\hskip -.075in
\begin{minipage}{1.25in}
\protect{\includegraphics[width=1cm]{gfx/disaster}}
\tiny \sf #1
\end{minipage}
}}
% watchOut
\newcommand\watchOut[1]{\marginpar
[
\hskip .45in
\begin{minipage}{1.25in}
\protect{\includegraphics[width=1cm]{gfx/warning}}
\tiny \sf #1
\end{minipage}
]
{
\hskip -.075in
\begin{minipage}{1.25in}
\protect{\includegraphics[width=1cm]{gfx/warning}}
\tiny \sf #1
\end{minipage}
}}
% construction
\newcommand\constructionWarning[1]{\marginpar
[
\hskip .45in
\begin{minipage}{1.25in}
\protect{\includegraphics[width=1cm]{gfx/construction}}
\tiny \sf #1
\end{minipage}
]
{
\hskip -.075in
\begin{minipage}{1.25in}
\protect{\includegraphics[width=1cm]{gfx/construction}}
\tiny \sf #1
\end{minipage}
}}
% approval
\definecolor{approvalBlue}{rgb}{0.95,0.95,1.0}
\newcommand{\approvals}[2][Approval]{%
\marginpar{\tiny \sf
\colorbox{approvalBlue}{\begin{tabular}{ll}
\multicolumn{2}{l}{\vphantom{\large S}#1}\\
#2
\end{tabular}}
}
}
% todo
\newcommand\todo[1]{{\sf \color{red}#1}}
%
% Macros to produce different text for different versions of the paper.
%
\newcommand{\Preprint}[1]{\marginpar{\color{blue}\tiny\sf Preprint only}\begin{color}{blue}#1\end{color}}
\newcommand{\Publication}[1]{\marginpar{\color{teal}\tiny\sf Publication only}\begin{color}{teal}#1\end{color}}
%
% Subversion Support
%
\newcommand{\subversionInfo}{%
\marginpar{\scriptsize \sf
\begin{tabular}{ll}
\rowcolor{gray} \multicolumn{2}{l}{\color{white}\bf \vphantom{\large S}Chapter Info}\\
\rowcolor{lightgray} \vphantom{\large S}Rev.: & \# \svnfilerev\\
\rowcolor{lightgray} \vphantom{\large S}Date: & \svnfileday.\svnfilemonth.\svnfileyear\\
\rowcolor{lightgray} \vphantom{\large S}Time: & \svnfilehour:\svnfileminute\\
\rowcolor{lightgray} By: & \svnfileauthor
\end{tabular}
}
}

184
gfx/question.eps Normal file
View File

@ -0,0 +1,184 @@
%!PS-Adobe-3.0 EPSF-3.0
%%Creator: cairo 1.12.2 (http://cairographics.org)
%%CreationDate: Thu Mar 14 14:43:13 2013
%%Pages: 1
%%DocumentData: Clean7Bit
%%LanguageLevel: 3
%%BoundingBox: 0 -1 34 35
%%EndComments
%%BeginProlog
save
50 dict begin
/q { gsave } bind def
/Q { grestore } bind def
/cm { 6 array astore concat } bind def
/w { setlinewidth } bind def
/J { setlinecap } bind def
/j { setlinejoin } bind def
/M { setmiterlimit } bind def
/d { setdash } bind def
/m { moveto } bind def
/l { lineto } bind def
/c { curveto } bind def
/h { closepath } bind def
/re { exch dup neg 3 1 roll 5 3 roll moveto 0 rlineto
0 exch rlineto 0 rlineto closepath } bind def
/S { stroke } bind def
/f { fill } bind def
/f* { eofill } bind def
/n { newpath } bind def
/W { clip } bind def
/W* { eoclip } bind def
/BT { } bind def
/ET { } bind def
/pdfmark where { pop globaldict /?pdfmark /exec load put }
{ globaldict begin /?pdfmark /pop load def /pdfmark
/cleartomark load def end } ifelse
/BDC { mark 3 1 roll /BDC pdfmark } bind def
/EMC { mark /EMC pdfmark } bind def
/cairo_store_point { /cairo_point_y exch def /cairo_point_x exch def } def
/Tj { show currentpoint cairo_store_point } bind def
/TJ {
{
dup
type /stringtype eq
{ show } { -0.001 mul 0 cairo_font_matrix dtransform rmoveto } ifelse
} forall
currentpoint cairo_store_point
} bind def
/cairo_selectfont { cairo_font_matrix aload pop pop pop 0 0 6 array astore
cairo_font exch selectfont cairo_point_x cairo_point_y moveto } bind def
/Tf { pop /cairo_font exch def /cairo_font_matrix where
{ pop cairo_selectfont } if } bind def
/Td { matrix translate cairo_font_matrix matrix concatmatrix dup
/cairo_font_matrix exch def dup 4 get exch 5 get cairo_store_point
/cairo_font where { pop cairo_selectfont } if } bind def
/Tm { 2 copy 8 2 roll 6 array astore /cairo_font_matrix exch def
cairo_store_point /cairo_font where { pop cairo_selectfont } if } bind def
/g { setgray } bind def
/rg { setrgbcolor } bind def
/d1 { setcachedevice } bind def
%%EndProlog
%%Page: 1 1
%%BeginPageSetup
%%PageBoundingBox: 0 -1 34 35
%%EndPageSetup
q 0 -1 34 36 rectclip q
q
0 34.456 34 -35 re W n
% Fallback Image: x=0 y=0 w=34 h=35 res=300ppi size=62196
[ 0.24 0 0 0.24 0 -0.584407 ] concat
/DeviceRGB setcolorspace
8 dict dup begin
/ImageType 1 def
/Width 142 def
/Height 146 def
/Interpolate false def
/BitsPerComponent 8 def
/Decode [ 0 1 0 1 0 1 ] def
/DataSource currentfile /ASCII85Decode filter /FlateDecode filter def
/Interpolate false def
/ImageMatrix [ 1 0 0 -1 0 146 ] def
end
image
Gb"0Wq0*M(fa%"rW_!km("1P%p89fCS$YcDUa0RH!]9:9:ReYC1aE2Xd"DC2nHKgD0\Bc;Q?
QQ=,YPSN-1>NPA\;DeA)j+DRVQ29h3g@9,L'oA=O28QO,kM7RecHDHfr[VIeIU&Qg`mD?F`
-\ZgtU*\@#alhM*'Hn4ic$b5;TB@!G<4GF,C-%?4*^qa/2Y.Ch\?1e4iYgmWTRZ=S9.7dkQ
4Y,fFuI<F-VQ4_egVHn!++4^8eY1(NP\KNWYin&Mb:Z#o0FH?%u-[Q%FD4SS42dDjH?H3TO
jdq(l^pr7iHJMSE=U-9uBj4ne\S#eg8c1:;@8=Ark@%3&lLH=-&m$@-VMp+MDj6g]lkt(cp
Jpk\[k[sL;.ADF3j5m!>;=Uh]nQHJBqAu1"Xc7+?UN.c,P>eUhh]kPF.HBK9W4+V#qM2'Xc
2TE%i(]b\UEN50F1d_]h'dJMk=]mAq"c4Jb<A5rZmea`QqNP*nbbbp"AGmVX?1i@n<]QG:0
Xp/,lfqe2"DoJeRh6$dRH9-36,=_7?nIo:\)2I2u=(9KZGUO]ZeQO>^=I/h.nh0!(`lQ3p&
8q*ps[*m%lK!R$eI;HRZg.E-UEB+dj'WQPtX<g,VDc'CLoV$0d19D-_n.>am1C!@=oQF.ro
79<rcGd0#)Y^Wi%5D_g0,+2oUZEt-WZe]Du'$m?fCW#kYR[/I^>JFcB0.&laW?`6/I@1AB@
FkIF`-N<*>jE!F#Y]VJPNs+03)#iES'hZu<jg,Sc!E,0)3$'LX=EE)O(D"^N3$XT4^$#e8M
$PZR.f>i!Y[?+XU(uUl-j6/l!/sPU4@3\T5W"7n#0s`_KoqNF,4BI-5M]i%b/Y*R\(ZQ,;@
5m#Qs$\46K.!kG[O_1-;'4/DZ_=6A0p2(9j2#/<O$fDU#k-mFPnC-)u&t;Au:N[R6r"?`WY
e@bk=r=F)^@*$SpXMYc[3Vk'*n>$Z"Q@9NFafp,a,/kkejLbqH3>PK\/[4-O+@O7C5h%4"f
;#b2rSbf*5g0nq8X/*!rS,K@--'Cip&<TG\G6qWWSg1>T0PM,n<%/r#[*iT']?f-0g6d'd;
HUmB`_$50,""a:m5i]!]i4^KO*.@o=.;>n=)#gQ=,9DBQ2[Ikf+/4mDAs!W4!rcN6lMcU+a
gEQ`(D`qQ530l+bH>9o99'7\Z`q+B^Zi)*16AX9FjqCN_[k05+:^B::5?h>J!@C=oG6k\j"
GSM'59_OjMZ"hck;RDiK@6;6YpXY<S?<9KXKPPLZ1KV\<`+JVi'*M3"?lWNjRuReDMD(Uf5
gA<R>I$BSYKRigsMPaq&>?&IL:\tpSa:Pe^MFIk)QZ#l!iH-6%B?N,!B-UM.p+ej:pd-sb@
/+_=d$EHE>/@Cl?%s6VnPs88bBmI8=3OnsfNAEs>BVk`EJ_op(MjYZfZ;]RRLg!"Y`QJt5F
KTgYPL"aEn3,&VB3/Id!286roQGM]TPdkO1;uB;ejp.JbrZE'iX?D'>3XM0hL7LXZJGpAj9
!miF!@htAr?2M#[0;=W58`lIu$W?kcLa%TspS11_*Q&9Q:n<S.kRq4\h+s\$5N!9?mAX,)p
P[44S"^iPiBCp1Ufb8t"ZL&TuO%W>&=:I6^Yc<r5jp;hX#-"RA[6qH/WBe-ZeqYRjfLG()1
@BVoiY!m\+RA(+(DbDN_?::6mWfHDGuKPl=sHEogXCX\m*#tDY/=Re)a'-_16:/VGEXmA2\
fp-uXB03)6U:j]iJi`AEg`lcaIZ`ek)C!TXj^c9,6Gk_s$-.pk.K0lUX)jM)pY]SJWAb9Y%
8!2$>5slN)LjN_\Zt>?\ml"Cb/mX.gaSX#'eXATPFM.aZ76&*'gkBkcLhH@E("d>N#aNaMn
ZD,SoUGOinY,()h"uF.&&LbrCLW"Vj[2m0';UYP$$'ImbV$FK1dYWl62mf\3\8%3dnZ^/KZ
1YF/"4?Y0Uo8D'"Wr6l:_rH*"_f,Z[Jf=GiJ&$5'[nHLd($Ia5][8kuq!SQm8Q%>,%&UbkL
!hK#@iP8!U9DQKr!2D(=R]hZLNig()eF\ZK3jSBG&@Tsu#&7H]UlTR=+(Bl<6(9C%Rq-TWu
EZ%H'8B+3k3`2t/W+`oiq,+)9<IOCm#Qs&bbON.qa.m%UQ*L25mcQU7@ULs'LraY3J*+8,q
+e'+^!WuTLbKCnMQkC^Oi,<lGN23mC@?<&E"jWDLPS&?Wajpm:=f?[da%;5C5#3YCUY:e/U
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Sl\2CbS5+TOJfTXq)+/6A%rEA+*,jV;l3el)m+!Q)-oL5?eEb:mRlIgA?gJnarBs`b?]XF8
W=hiEMraoot,4-<A=+:-o^)m6N%6O,A"-6S<&l+Xa6\Nci'f!8q*bc<4Z9S0qFj7tae]9$%
re%JB\*"os6^KA!kPjEhr'tD*:!DoM6CNiS,2E(e?&tk-(Qk<7/Ui/J=h>6-7^tZH<`@Pg>
])T(I/dj<hkV1uT=/C!Y5CSLc$KgEs5FGrOu+pnLi=HLd69^oi3&I=AR/JpM!Y.3I5LSE($
"<6bj5D&$KB6hgV,705KURc,5EcLkU?uRa8M"_L'TF`ADVJ_/1S0;m&*<k@R<I$KtI2VUX`
r#d[qJ"r43QPUh<`&TD[SZ2pb>=4!]Qk#5:ZWiBr87(/>Zm(6r-j.^o._$;m?<TT<cZO:h,
?d,0SlWOX[ikM(X1jgY9"KmnUYYF`Q:lG68.(\VB"$m$V*WpnihNd8Xl>I&"uLH\FWLfT$/
,MXtqT9uK'5<T+0OiqOPY+VE&R)P5WR$i`OSrlBnql><LefZJGV9K+*7L9>4eK90C%?Gui\
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(8b2pL,='_@mhg4b>fS[3P3ra!pJV<&dk3ctrF2Yup4Wlc+A`PA8#RZU6HVA]=8cdI<VYE3
lora!R;TgD/MT^L-EiLE8#RP(&?N=[;h0VsnZX0_DUS+dXqZZPc^2ntN$Qht(/J8mnDG#^'
]hflTZjOZO_\DLpT604>V`+Qe\LFug#Wh?\RGpKA&#ppueMQZ'#:<rDaoaOX3'LMO*]e;3i
@qH_QTNjXTpb1BNS_$:/-ZXoaoA7?8;<D-h-&r#^6U\*&V>Y)h@=n?L`1q[8E#1Gfe'q/uW
-U8,6;(OE=$8I<(W\/*Rp(F?L59)1pfEK>;_%I!<Q>ZQoT?-aNl\&r/+=BtLoVTFX175U`/
PY^Y]L3aeH`9KYCKKXYdh&o*MTbMGDK]`HN-Ot#=g7(R@rY[>ea.lrBeZL,<#X(:_$-b&5e
?ML\RZQ.]$4&O:c51VX`1nV<%VTgDtF3I]DYPLV\u7Z<47qX[7,mpH$^Q;[n5kBSZTA"j+3
$Q5/]"T"!qs,3V6!/^G-BHDlos.9<up0YnnfcGG1?d1P(\`:S2KR=283bY0Nh[1QNSK<eSc
$rKtKI7GIo.+DU>bCo.mD%D2?X]MlY94DTT,-A$0O[^gT#_5`!J-jc.3aO?N_FfP2D"K+6X
4bJ)=[GP(8M'Cs&J?T3,%MrQR1m\qWeeH:;\lDrKU'mqV4FmXcZPu]GGq"1rW5-Yq/9EE"G
B<Z1UJc.MQr\(M%!7!-.bX"Fnita%M:H'1&XU$-<-g9&+G`D0:#3ROu^nNR!X)74@j0)U6Y
^R'IJn79W.sWkM00r)2T%uBbhlm64HU'm/&@J`e:@N)lq1CTZqat`)K$bPSPE/rLWN/3)$8
!XR6*L/?Pgkg"]J/KErG5P6k7"NP]/]b$NX]TPfRa.6"GpG?jePiVq;-'llu3h3_"f_U@kB
.,2tRiCHS[&;Bt]$>>&JTdmNu1"O@O!ZA(;)CtLm;<L@#'jTMMmN#@`7*#YAam`!&9Qi)'Z
',8_rIkCY;C[A+ot,!s$'bQC7j.dB;<L?6\YW73dC\@tb4J0'Z'\?f3**:lbj&[;XrPH=F*
6ogn9eH.<.#iml,+8)*L:2U)jL_pg#:u3;Xmq^!ibr]KT+JC'<9d;^kV7S=>>Pdl;P1Hqh?
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style="fill:#3465a4;fill-opacity:1;stroke:#204a87;stroke-width:0.99999982;stroke-linecap:round;stroke-linejoin:round;stroke-miterlimit:4;stroke-dashoffset:0.7;stroke-opacity:1;display:inline"
d="M -267.125,0.5 C -267.66545,0.55893 -268.13172,0.905646 -268.34375,1.40625 L -272.1875,10.40625 C -271.97547,9.905646 -271.5092,9.55893 -270.96875,9.5 C -270.9167,9.497286 -270.86455,9.497286 -270.8125,9.5 L -255.6875,9.5 C -255.25497,9.496655 -254.84987,9.676711 -254.5625,10 C -254.27513,10.323289 -254.13347,10.758342 -254.1875,11.1875 L -255.46875,21.25 C -255.49092,21.390663 -255.53301,21.527452 -255.59375,21.65625 L -251.75,12.65625 C -251.68926,12.527452 -251.64717,12.390663 -251.625,12.25 L -250.34375,2.1875 C -250.28972,1.758342 -250.43138,1.323289 -250.71875,1 C -251.00612,0.676711 -251.41122,0.496655 -251.84375,0.5 L -266.96875,0.5 C -267.0208,0.497286 -267.07295,0.497286 -267.125,0.5 z "
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</g>
</svg>

After

Width:  |  Height:  |  Size: 20 KiB

2
gfx/set-externals.sh Executable file
View File

@ -0,0 +1,2 @@
STR=$'gfx svn://vcs.mathematik.uni-freiburg.de/kebekus/gfx\nbibliography svn://vcs.mathematik.uni-freiburg.de/kebekus/bibliography'
svn propset svn:externals "$STR" .

20
gfx/setupProject.py Executable file
View File

@ -0,0 +1,20 @@
#!/usr/bin/python3
import os
import subprocess
projectName = os.getcwd().split("/")[-1]
print("Working on project "+projectName)
print("Setup directory structure")
subprocess.call("svn rm branches tags trunk", shell=True)
subprocess.call("svn propset svn:externals 'gfx svn://vcs.mathematik.uni-freiburg.de/kebekus/gfx\nbibliography svn://vcs.mathematik.uni-freiburg.de/kebekus/bibliography' .", shell=True)
subprocess.call("svn up", shell=True)
print("Setup templates")
subprocess.call("cp gfx/templates/*.tex .", shell=True)
subprocess.call("mv example.tex "+projectName+".tex", shell=True)
subprocess.call("sed 's/example/"+projectName+"/g' <01.tex >01new.tex", shell=True)
subprocess.call("mv 01new.tex 01.tex", shell=True)
subprocess.call("svn add *.tex", shell=True)
subprocess.call("bash gfx/svn-propset.sh", shell=True)

377
gfx/stdPreamble.tex Normal file
View File

@ -0,0 +1,377 @@
%
% PACKAGES
%
% Standard Packages
\usepackage{babel}
\usepackage{enumitem}
\usepackage{hyperref}
\usepackage[utf8]{inputenc}
\usepackage{newunicodechar}
\usepackage{mathtools}
\usepackage{varioref}
\usepackage[arrow,curve,matrix]{xy}
% Graphics Packages
\usepackage{colortbl}
\usepackage{graphicx}
\usepackage{tikz}
% Font packages
\usepackage{mathrsfs}
%
% GENERAL TYPESETTING
%
% Colours for hyperlinks
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\definecolor{linkblue}{rgb}{0,0.2,0.6}
% Limit table of contents to section titles
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% Numbering of figures (see below for numbering of equations)
\numberwithin{figure}{section}
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\usepackage[hyperpageref]{backref}
\renewcommand{\backref}[1]{$\uparrow$~#1}
% Numbering of parts in roman numbers
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\sloppy
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% Input characters
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% FONT DEFINTIONS
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% Script Font used for sheaves
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\DeclareFontShape{OMS}{rsfs}{m}{n}{<-5>rsfs5 <5-7>rsfs7 <7->rsfs10 }{}
\DeclareSymbolFont{rsfs}{OMS}{rsfs}{m}{n}
\DeclareSymbolFontAlphabet{\scr}{rsfs}
\DeclareSymbolFontAlphabet{\scr}{rsfs}
% Code from mathabx.sty and mathabx.dcl, define macro \wcheck
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<5> <6> <7> <8> <9> <10>
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mathx10
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\DeclareFontSubstitution{U}{mathx}{m}{n}
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%
% MATHEMATICS DEFINITIONS
%
% Operators
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% Sans serif symbols
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% Theorem type environments
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\newtheorem{aassumption}[thm]{Additional Assumption}
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\newtheorem{cor}[thm]{Corollary}
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\newtheorem{lemNot}[thm]{Lemma and Notation}
\newtheorem{problem}[thm]{Problem}
\newtheorem{prop}[thm]{Proposition}
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\newtheorem{subthm}[thm]{Sub-Theorem}
\newtheorem{summary}[thm]{Summary}
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\newtheorem{asswlog}[thm]{Assumption w.l.o.g.}
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\newtheorem{consequence}[thm]{Consequence}
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\newtheorem{computation}[thm]{Computation}
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\newtheorem{notation}[thm]{Notation}
\newtheorem{obs}[thm]{Observation}
\newtheorem{rem}[thm]{Remark}
\newtheorem{question}[thm]{Question}
\newtheorem*{rem-nonumber}{Remark}
\newtheorem{setting}[thm]{Setting}
\newtheorem{warning}[thm]{Warning}
% Numbering of equations. Number equation subordniate to theorems.
\numberwithin{equation}{thm}
% Style for enumerated lists. The following makes sure that enumerated lists are
% numbered in the same way as equations are.
\setlist[enumerate]{label=(\thethm.\arabic*), before={\setcounter{enumi}{\value{equation}}}, after={\setcounter{equation}{\value{enumi}}}}
% Shorthand notations
\newcommand{\into}{\hookrightarrow}
\newcommand{\onto}{\twoheadrightarrow}
\newcommand{\wtilde}{\widetilde}
\newcommand{\what}{\widehat}
%
% HYPENTATION
%
\hyphenation{com-po-nents}
\hyphenation{pos-i-tive}
\hyphenation{Theo-rem}
\hyphenation{Vojta}
%
% SPECIALIZED MACROS
%
% CounterStep - increases equation counter
\newcommand\CounterStep{\addtocounter{thm}{1}\setcounter{equation}{0}}
% factor - quotient groups
\newcommand{\factor}[2]{\left. \raise 2pt\hbox{$#1$} \right/\hskip -2pt\raise -2pt\hbox{$#2$}}

2
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View File

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23
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View File

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% Do not edit the following line. The text is automatically updated by
% subversion.
%
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\section{Example section}
\subversionInfo
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incididunt ut labore et dolore magna aliqua. Ut enim ad minim veniam, quis
nostrud exercitation ullamco laboris nisi ut aliquip ex ea commodo
consequat. Duis aute irure dolor in reprehenderit in voluptate velit esse cillum
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sunt in culpa qui officia deserunt mollit anim id est laborum. \cite{Grauert62}
%%% Local Variables:
%%% mode: latex
%%% TeX-master: "example"
%%% End:

51
gfx/templates/example.tex Normal file
View File

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\author{Stefan Kebekus}
\address{Stefan Kebekus, Mathematisches Institut, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Eckerstraße 1, 79104 Freiburg im Breisgau, Germany and University of Strasbourg Institute for Advanced Study (USIAS), Strasbourg, France}
\email{\href{mailto:stefan.kebekus@math.uni-freiburg.de}{stefan.kebekus@math.uni-freiburg.de}}
\urladdr{\href{http://home.mathematik.uni-freiburg.de/kebekus}{http://home.mathematik.uni-freiburg.de/kebekus}}
\thanks{Stefan Kebekus was supported in part by the DFG-Forschergruppe 790
``Classification of Algebraic Surfaces and Compact Complex Manifolds''. He
gratefully acknowledges the support through a joint fellowship of the Freiburg
Institute of Advanced Studies (FRIAS) and the University of Strasbourg
Institute for Advanced Study (USIAS).}
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\tableofcontents
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1
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15780
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File diff suppressed because it is too large Load Diff

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Binary file not shown.

35
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