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Stefan Kebekus
2025-10-17 13:47:03 +02:00
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@@ -10,3 +10,4 @@
{"rule":"GERMAN_WORD_REPEAT_BEGINNING_RULE","sentence":"^\\QDie Funktion \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q ist bei \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q differenzierbar und die Ableitungsmatrix ist eine Drehstreckung.\\E$"}
{"rule":"GERMAN_SPELLER_RULE","sentence":"^\\QNach der Kettenregel für differenzierbare Funktionen gilt für jedes \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q also die Gleichung \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q-Matrix \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\QVektor \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Qkompl.\\E$"}
{"rule":"GERMAN_SPELLER_RULE","sentence":"^\\QZahl \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Qkompl.\\E$"}
{"rule":"DE_SENTENCE_WHITESPACE","sentence":"^\\QAlso ist \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q und damit \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q.\\E$"}

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@@ -179,11 +179,11 @@ Die folgenden Aussagen sollten Ihnen aus den Analysis-Vorlesungen bekannt sein.
\subsection{Elementare Fakten zur Wegintegration}
\begin{prop}[Umkehrung des Weges]
In der Situation von Definition~\ref{def:3-2-1} sei $\overline{γ}: [a,b] → U$
derselbe Weg wie $γ$, nur umgekehrt durchlaufen: $\overline{γ}(t) = γ(b+a-t)$.
In der Situation von Definition~\ref{def:3-2-1} sei $\overlineγ: [a,b] → U$
derselbe Weg wie $γ$, nur umgekehrt durchlaufen: $\overlineγ(t) = γ(b+a-t)$.
Dann ist
\[
\int_{\overline{γ}} f(z) \, dz = - \int_γ f(z) \, dz. \eqno\qed
\int_{\overlineγ} f(z) \, dz = - \int_γ f(z) \, dz. \eqno\qed
\]
\end{prop}
@@ -298,7 +298,7 @@ Fakten der Analysis und Topologie.
stetig differenzierbaren Weg $γ: [0,1] → U$ mit $γ(0) = z_1$ und $γ'(0) =
z_2$. Dann ist aber
\[
f(z_2) - f(z_1) = \int_γ f'(z) \, dz = \int_{γ} 0 \, dz = 0.
f(z_2) - f(z_1) = \int_γ f'(z) \, dz = \int_γ 0 \, dz = 0.
\]
Da dies für alle Punkte $z_1, z_2 ∈ U$ gilt, ist die Konstanz der Funktion
$f$ gezeigt.
@@ -309,18 +309,17 @@ Fakten der Analysis und Topologie.
\sideremark{Vorlesung 5}
Wir erinnern uns an die Ergebnisse des letzten Abschnitts: Es sei $U \subset
\bC$ offen und es sei $f: U \to \bC$ stetig. Wenn $f$ eine Stammfunktion $F: U
\to \bC$ besitzt, dann gilt für jeden (stückweise) stetig differenzierbaren Weg
$\gamma: [a,b] \to U$ die Gleichung
Wir erinnern uns an die Ergebnisse des letzten Abschnitts: Es sei $U $ offen
und es sei $f: U $ stetig. Wenn $f$ eine Stammfunktion $F: U$ besitzt,
dann gilt für jeden (stückweise) stetig differenzierbaren Weg $γ: [a,b] → U$ die
Gleichung
\[
\int_\gamma f(z)\, dz = F(\gamma(b)) - F(\gamma(a)).
\int_γ f(z)\, dz = F(γ(b)) - F(γ(a)).
\]
Das Wegintegral hängt also nur von Start- und Endpunkt ab. Insbesondere gilt:
Wenn der Weg $\gamma$ geschlossen ist (das bedeutet: $\gamma(a) = \gamma(b)$),
dann ist
Wenn der Weg $γ$ geschlossen ist (das bedeutet: $γ(a) = γ(b)$), dann ist
\[
\int_\gamma f(z)\, dz = 0.
\int_γ f(z)\, dz = 0.
\]
Ziel dieses Kapitels ist die Umkehrung dieser Aussage: Wir wollen zeigen, dass
die Existenz einer Stammfunktion bereits aus der Tatsache folgt, dass das
@@ -328,77 +327,80 @@ Wegintegral nur von Start- und Endpunkt abhängt. Die folgende Beobachtung wird
beim Beweis helfen.
\begin{beobachtung}
Es sei $U \subseteq \bC$ offen und es sei $f: U \to \bC$ eine Funktion, sodass
für jeden geschlossenen Weg $\gamma$ stets $\int_\gamma f(z)\, dz = 0$ ist.
Gegeben seien zwei (stückweise) stetig differenzierbare Wege
Es sei $U $ offen und es sei $f: U $ eine Funktion, sodass für jeden
geschlossenen Weg $γ$ stets $\int_γ f(z)\, dz = 0$ ist. Gegeben seien zwei
(stückweise) stetig differenzierbare Wege
\[
\gamma_1: [a_1, b_1] \to U \qquad \gamma_2: [a_2, b_2] \to U
γ_1: [a_1, b_1] U \qquad γ_2: [a_2, b_2] U
\]
mit identischem Start- und Endpunkt,
\[
\gamma_1(a_1) = \gamma_2(a_2) =: z_a \quad\text{und}\quad \gamma_1(b_1) = \gamma_2(b_2) =: z_b.
γ_1(a_1) = γ_2(a_2) =: z_a
\quad\text{und}\quad
γ_1(b_1) = γ_2(b_2) =: z_b.
\]
Wir wollen zeigen, dass die Wegintegrale über $\gamma_1$ und $\gamma_2$ gleich
sind. Dazu betrachten wir den Weg, der zuerst $\gamma_1$ hin und dann
$\gamma_2$ zurück durchläuft. Genauer: Betrachte den folgenden, stückweise
stetig differenzierbaren Weg
Wir wollen zeigen, dass die Wegintegrale über $γ_1$ und $γ_2$ gleich sind.
Dazu betrachten wir den Weg, der zuerst $γ_1$ hin und dann $γ_2$ zurück
durchläuft. Genauer: Betrachte den folgenden, stückweise stetig
differenzierbaren Weg
\[
\delta: [a_1, (b_1 - a_1), (b_2 - a_2)] \to U, \quad t \mapsto
δ: [a_1, (b_1 - a_1), (b_2 - a_2)] U, \quad t
\begin{cases}
\gamma_1(t + a_1) & \text{falls } t < b_1 - a_1 \\
\gamma_2(b_2 + b_2 - a_1 - t) & \text{sonst}.
γ_1(t + a_1) & \text{falls } t < b_1 - a_1 \\
γ_2(b_2 + b_2 - a_1 - t) & \text{sonst}.
\end{cases}
\]
Dann gilt:
\begin{align*}
0 & = \int_\delta f(z)\, dz && \text{weil $\delta$ geschlossen} \\
& = \int_{\gamma_1} f(z)\, dz - \int_{\gamma_2} f(z)\, dz.
0 & = \int_{δ} f(z)\, dz && \text{weil $δ$ geschlossen} \\
& = \int_{γ_1} f(z)\, dz - \int_{γ_2} f(z)\, dz.
\end{align*}
Also folgt:
\[
\int_{\gamma_1} f(z)\, dz = \int_{\gamma_2} f(z)\, dz.
\int_{γ_1} f(z)\, dz = \int_{γ_2} f(z)\, dz.
\]
Zusammenfassung: Wenn das Wegintegral über jeden geschlossenen Weg
verschwindet, dann hängen die Wegintegral $\int_{\bullet} f(d)\, dz$ nur von
Start- und Endpunkt ab.
verschwindet, dann hängen die Wegintegral $\int_ f(d)\, dz$ nur von Start-
und Endpunkt ab.
\end{beobachtung}
\begin{satz}[Existenz von Stammfunktionen]\label{satz:3-3-9}%
Sei $U \subset \mathbb{C}$ offen, und sei $f: U \to \bC$ stetig. Falls die
Wegintegral $\int_{\bullet} f(d)\, dz$ nur von Start- und Endpunkt abhängen,
dann existiert eine Stammfunktion.
Sei $U $ offen, und sei $f: U $ stetig. Falls die Wegintegral $\int_
f(d)\, dz$ nur von Start- und Endpunkt abhängen, dann existiert eine
Stammfunktion.
\end{satz}
\begin{proof}
Wir können ohne Beschränkung der Allgemeinheit annehmen, dass die offene Menge
$U$ zusammenhängend ist -- ansonsten betrachte die Zusammenhangskomponenten
einzeln. Wähle einen Punkt $z_0 \in U$. Die Annahme, dass Wegintegrale nur von
einzeln. Wähle einen Punkt $z_0 U$. Die Annahme, dass Wegintegrale nur von
Start- und Endpunkt abhängen, erlaubt die Definition der folgenden Funktion:
\[
F: U \to \bC, \quad z \mapsto \int_\gamma f(z)\, dz, \text{ wobei $\gamma$ ein Weg ist, der $z_0$ und $z$ verbindet.}
F: U , \quad z \int_γ f(z)\, dz, \text{ wobei $γ$ ein Weg ist, der $z_0$ und $z$ verbindet.}
\]
Ich behaupte, dass $F$ eine Stammfunktion von $f$ ist. Dazu müssen wir
zeigen, dass $F$ an jedem Punkt von $U$ komplex differenzierbar ist und dass
$F' = f$ gilt. Sei also ein Punkt $p \in U$ gegeben. Wir müssen zeigen, dass
$F' = f$ gilt. Sei also ein Punkt $p U$ gegeben. Wir müssen zeigen, dass
\begin{equation}\label{eq:3-3-9-1}
\lim_{h \to 0} \frac{F(p+h) - F(p)}{h} = f(p)
\lim_{h 0} \frac{F(p+h) - F(p)}{h} = f(p)
\end{equation}
ist. Dazu wähle irgendeinen Weg $\delta: [0, 1] \to U$ mit $\delta(0) = z_0$,
und $\delta(1) = p$. Für komplexe Zahlen $h$ von hinreichend kleinem Betrag
ist die Kreisscheibe um $p$ mit Radius $|h|$ komplett in $U$ enthalten.
Gegeben ein solches $h$, betrachten wir den Weg
ist. Dazu wähle irgendeinen Weg $δ: [0, 1] U$ mit $δ(0) = z_0$, und $δ(1) =
p$. Für komplexe Zahlen $h$ von hinreichend kleinem Betrag ist die
Kreisscheibe um $p$ mit Radius $|h|$ komplett in $U$ enthalten. Gegeben ein
solches $h$, betrachten wir den Weg
\[
\gamma_h: [0, 1] \to U, \quad t \mapsto p + t \cdot h.
γ_h: [0, 1] U, \quad t p + t · h.
\]
Dann ist
\[
F(p) = \int_\delta f(z)\, dz \quad\text{und}\quad F(p+h) = \int_\delta f(z)\, dz + \int_{\gamma_h} f(z)\, dz.
F(p) = \int_{δ} f(z)\, dz \quad\text{und}\quad F(p+h) = \int_{δ} f(z)\, dz + \int_{γ_h} f(z)\, dz.
\]
Also gilt für jede komplexe Zahl $h$ mit ausreichend kleinem Betrag die Gleichung
Also gilt für jede komplexe Zahl $h$ mit ausreichend kleinem Betrag die
Gleichung
\begin{align*}
\frac{F(p+h) - F(h)}{h} & = \frac{\int_{\gamma_h} f(z)\, dz}{h} \\
& = \frac{1}{h} \int_0^1 f(\gamma_h(t)) \cdot \gamma_h'(t)\, dt \\
& = \frac{1}{h} \int_0^1 f(p + t \cdot h) \cdot h\, dt \\
& = \int_0^1 f(p + th)\, dt.
\frac{F(p+h) - F(h)}{h} & = \frac{\int_{γ_h} f(z)\, dz}{h} \\
& = \frac{1}{h} \int_0¹ f(γ_h(t)) · γ_h'(t)\, dt \\
& = \frac{1}{h} \int_0¹ f(p + t · h) · h\, dt \\
& = \int_0¹ f(p + th)\, dt.
\end{align*}
Gleichung~\eqref{eq:3-3-9-1} folgt sofort, weil $f$ bei $p$ stetig ist!
\end{proof}
@@ -414,8 +416,8 @@ beliebigen nur noch achsenparallele Wege der folgenden Art.
\begin{center}
\begin{tikzpicture}
\draw[->] (0,0) -- (2,0) node[midway,below] {$\gamma_1$};
\draw[->] (2,0) -- (2,1.5) node[midway,right] {$\gamma_2$};
\draw[->] (0,0) -- (2,0) node[midway,below] {$γ_1$};
\draw[->] (2,0) -- (2,1.5) node[midway,right] {$γ_2$};
\end{tikzpicture}
\end{center}
@@ -424,32 +426,31 @@ folgenden Art.
\begin{center}
\begin{tikzpicture}
\draw[->] (0,0) -- (2,0) node[midway,below] {$\gamma_1$};
\draw[->] (2,0) -- (2,1.5) node[midway,right] {$\gamma_2$};
\draw[->] (2,1.5) -- (0,1.5) node[midway,above] {$\gamma_3$};
\draw[->] (0,1.5) -- (0,0) node[midway,left] {$\gamma_4$};
\draw[->] (0,0) -- (2,0) node[midway,below] {$γ_1$};
\draw[->] (2,0) -- (2,1.5) node[midway,right] {$γ_2$};
\draw[->] (2,1.5) -- (0,1.5) node[midway,above] {$γ_3$};
\draw[->] (0,1.5) -- (0,0) node[midway,left] {$γ_4$};
\end{tikzpicture}
\end{center}
\begin{notation}
Gegeben eine offene Menge $U \subseteq \bC$, ein achsenparalleles Rechteck
$\mathcal{R} \subset U$ und eine stetige Funktion $f : U \to \bC$, dann nennt
man
Gegeben eine offene Menge $U $, ein achsenparalleles Rechteck $\mathcal{R}
U$ und eine stetige Funktion $f : U $, dann nennt man
\[
\int_{\gamma_1} f(z)\, dz + \int_{\gamma_2} f(z)\, dz + \int_{\gamma_3} f(z)\, dz + \int_{\gamma_4} f(z)\, dz
\int_{γ_1} f(z)\, dz + \int_{γ_2} f(z)\, dz + \int_{γ_3} f(z)\, dz + \int_{γ_4} f(z)\, dz
\]
das \emph{Randintegral}\index{Randintegral} über das Rechteck $\mathcal{R}$.
\end{notation}
\begin{satz}[Stammfunktionen auf der Kreisscheibe]\label{satz:3-3-11}%
Es sei $U = \{z \in \bC \mid |z| < 1\}$ die Kreisscheibe und es sei $f: U \to
\bC$ eine stetige Funktion, sodass das Randintegral über achsenparallele
Rechtecke stets verschwindet. Dann besitzt $f$ eine Stammfunktion.
Es sei $U = \{z \mid |z| < 1\}$ die Kreisscheibe und es sei $f: U $
eine stetige Funktion, sodass das Randintegral über achsenparallele Rechtecke
stets verschwindet. Dann besitzt $f$ eine Stammfunktion.
\end{satz}
\begin{bemerkung}
Die Aussage „Dann besitzt $f$ eine Stammfunktion.“ ist nicht optimal. Es gilt:
„Die Funktion $f$ besitzt genau dann eine Stammfunktion, wenn \ldots“. Die
Die Aussage „Dann besitzt $f$ eine Stammfunktion.“ ist nicht optimal. Es
gilt: „Die Funktion $f$ besitzt genau dann eine Stammfunktion, wenn “. Die
Umkehrrichtung ist ja schon aus dem letzten Kapitel bekannt.
\end{bemerkung}
@@ -460,36 +461,36 @@ folgenden Art.
\end{bemerkung}
\begin{proof}[Beweis von Satz~\ref{satz:3-3-11} als Bildgeschichte]
Gegeben irgendeinen Punkt $p \in U$, dann kann ich den $0$-Punkt wie folgt
durch zwei achsenparallele Wege mit $p$ verbinden, die ganz innerhalb von $U$
Gegeben irgendeinen Punkt $p U$, dann kann ich den $0$-Punkt wie folgt durch
zwei achsenparallele Wege mit $p$ verbinden, die ganz innerhalb von $U$
verlaufen. Hier benutze ich natürlich, dass $U$ eine Kreisscheibe ist.
\begin{center}
\begin{tikzpicture}
\draw (0,0) circle (2cm);
\draw[->] (0,0) -- (1.5,0) node[midway,below] {$\gamma_1$};
\draw[->] (1.5,0) -- (1.5,1) node[midway,left] {$\gamma_2$};
\draw[->] (0,0) -- (1.5,0) node[midway,below] {$γ_1$};
\draw[->] (1.5,0) -- (1.5,1) node[midway,left] {$γ_2$};
\node at (1.5,1) [circle,fill,inner sep=1.5pt,label=left:$p$] {};
\node at (0,0) [circle,fill,inner sep=1.5pt,label=below:$0$] {};
\end{tikzpicture}
\end{center}
Definiere damit eine Funktion
\[
F : U \to \bC, \quad p \mapsto \int_{\gamma_1} f(z)\, dz + \int_{\gamma_2} f(z)\, dz.
F : U , \quad p \int_{γ_1} f(z)\, dz + \int_{γ_2} f(z)\, dz.
\]
Ich behaupte, dass $F$ eine Stammfunktion von $f$ ist. Dazu müssen wir zeigen,
dass $F$ an jedem Punkt von $U$ komplex differenzierbar ist und dass $F' = f$
gilt. Sei also ein Punkt $p \in U$ gegeben.
Ich behaupte, dass $F$ eine Stammfunktion von $f$ ist. Dazu müssen wir
zeigen, dass $F$ an jedem Punkt von $U$ komplex differenzierbar ist und dass
$F' = f$ gilt. Sei also ein Punkt $p U$ gegeben.
Ich diskutiere erst einmal die partielle Ableitung von $F$ nach $x$. Gegeben
eine hinreichend kleine reelle Zahl $h$, betrachte die folgenden Wege, die
wieder vollständig innerhalb von $U$ verlaufen.
\begin{center}
\begin{tikzpicture}[scale=0.8]
\draw[->] (0,0) -- (2,0) node[midway,below] {$\gamma_1$};
\draw[->] (2,0) -- (3,0) node[midway,below] {$\delta_1$};
\draw[->] (2,0) -- (2,2) node[midway,left] {$\gamma_2$};
\draw[->] (3,0) -- (3,2) node[midway,right] {$\delta_2$};
\draw[->] (3,2) -- (2,2) node[midway,above] {$\delta_3$};
\draw[->] (0,0) -- (2,0) node[midway,below] {$γ_1$};
\draw[->] (2,0) -- (3,0) node[midway,below] {$δ_1$};
\draw[->] (2,0) -- (2,2) node[midway,left] {$γ_2$};
\draw[->] (3,0) -- (3,2) node[midway,right] {$δ_2$};
\draw[->] (3,2) -- (2,2) node[midway,above] {$δ_3$};
\node at (2,2) [circle,fill,inner sep=1pt,label=left:$p$] {};
\node at (3,2) [circle,fill,inner sep=1pt,label=right:$p+h$] {};
\node at (0,0) [circle,fill,inner sep=1pt,label=below:$0$] {};
@@ -497,30 +498,29 @@ folgenden Art.
\end{center}
Weil das Randintegral über das Rechteck verschwindet, ist
\begin{align*}
F(p + h) & = \int_{\gamma_1} f(z)\, dz + \int_{\delta_1} f(z)\, dz + \int_{\delta_2} f(z)\, dz \\
& = \int_{\gamma_1} f(z)\, dz + \int_{\delta_1} f(z)\, dz + \int_{\delta_2} f(z)\, dz \\
& \qquad - \bigl(\int_{\delta_1} f(z)\, dz + \int_{\delta_2} f(z)\, dz + \int_{\delta_3} f(z)\, dz - \int_{\gamma_2} f(z)\, dz\bigr) \\
& = \int_{\gamma_1} f(z)\, dz - \bigl(\int_{\delta_3} f(z)\, dz - \int_{\gamma_2} f(z)\, dz\bigr) \\
& = F(p) - \int_{\delta_3} f(z)\, dz.
F(p + h) & = \int_{γ_1} f(z)\, dz + \int_{δ_1} f(z)\, dz + \int_{δ_2} f(z)\, dz \\
& = \int_{γ_1} f(z)\, dz + \int_{δ_1} f(z)\, dz + \int_{δ_2} f(z)\, dz \\
& \qquad - \bigl(\int_{δ_1} f(z)\, dz + \int_{δ_2} f(z)\, dz + \int_{δ_3} f(z)\, dz - \int_{γ_2} f(z)\, dz\bigr) \\
& = \int_{γ_1} f(z)\, dz - \bigl(\int_{δ_3} f(z)\, dz - \int_{γ_2} f(z)\, dz\bigr) \\
& = F(p) - \int_{δ_3} f(z)\, dz.
\intertext{Also ist}
F(p+h) - F(p) & = -\int_{\delta_3} f(z)\, dz = \int_0^1 f(p + t \cdot h) \cdot h\, dt \\
F(p+h) - F(p) & = -\int_{δ_3} f(z)\, dz = \int_0¹ f(p + t · h) · h\, dt \\
\end{align*}
und damit
\[
\lim_{h \to 0} \frac{F(p+h) - F(p)}{h} = f(p).
\lim_{h 0} \frac{F(p+h) - F(p)}{h} = f(p).
\]
Zusammenfassung: Die Funktion $F$ ist am Punkt $p$ partiell nach $x$
differenzierbar und es ist $\frac{\partial F}{\partial x}(p) = f(p)$. Analog
beweist man: Die Funktion $F$ ist am Punkt $p$ partiell nach $y$
differenzierbar und es ist $\frac{\partial F}{\partial y}(p) = i \cdot f(p)$.
Das hat zwei Konsequenzen.
differenzierbar und es ist $\frac{∂ F}{ x}(p) = f(p)$. Analog beweist man:
Die Funktion $F$ ist am Punkt $p$ partiell nach $y$ differenzierbar und es ist
$\frac{∂ F}{ y}(p) = i · f(p)$. Das hat zwei Konsequenzen.
\begin{itemize}
\item Weil $f$ stetig ist, haben wir gezeigt, dass $F$ stetig partiell
differenzierbar ist, also total differenzierbar.
\item Es ist $\frac{\partial F}{\partial \overline{z}} = \frac{\partial
F}{\partial x} + i \frac{\partial F}{\partial y} = 0$. Also erfüllen die
partiellen Ableitungen von $F$ die Cauchy-Riemann-Differenzialgleichungen.
\item Es ist $\frac{∂ F}{ \overline{z}} = \frac{∂ F}{∂ x} + i \frac{∂ F}{
y} = 0$. Also erfüllen die partiellen Ableitungen von $F$ die
Cauchy-Riemann-Differenzialgleichungen.
\end{itemize}
In der Summe sehen wir, dass $F$ komplex differenzierbar ist und dass $F' = f$
gilt.
@@ -529,41 +529,41 @@ folgenden Art.
\section{Homotopie von Wegen}
Gegeben eine offene Menge $U \subset \bC$ und Punkte $z_0, z_1 \in U$, so
betrachten wir Wege, die $z_0$ und $z_1$ verbinden. Anschaulich ist klar, dass
manche dieser Wege stetig ineinander übergeführt werden können und andere nicht.
Gegeben eine offene Menge $U $ und Punkte $z_0, z_1 U$, so betrachten wir
Wege, die $z_0$ und $z_1$ verbinden. Anschaulich ist klar, dass manche dieser
Wege stetig ineinander übergeführt werden können und andere nicht.
\begin{definition}[Homotopie von Wegen]\label{def:3-4-1}%
Es sei $U$ ein topologischer Raum, und $[a, b] \subset \bR$ ein kompaktes
Intervall. Zwei stetige Wege
Es sei $U$ ein topologischer Raum, und $[a, b] $ ein kompaktes Intervall.
Zwei stetige Wege
\[
\gamma_0: [a, b] \to U, \quad \gamma_1: [a, b] \to U
γ_0: [a, b] U, \quad γ_1: [a, b] U
\quad\text{mit}\quad
\gamma_0(a) = \gamma_1(a), \quad \gamma_0(b) = \gamma_1(b)
γ_0(a) = γ_1(a), \quad γ_0(b) = γ_1(b)
\]
heißen \emph{homotop}\index{homotop}, wenn es stetige Abbildung
\[
\Gamma: [a, b] \times [0, 1] \longrightarrow U
Γ: [a, b] [0, 1] \longrightarrow U
\]
gibt, sodass die folgenden Bedingungen erfüllt sind:
\begin{itemize}
\item $\forall s \in [0, 1] : \Gamma(a, s) = \gamma_0(a) \text{ und } \Gamma(b, s) = \gamma_0(b)$
\item $\forall t \in [a, b] : \Gamma(t, 0) = \gamma_0(t) \text{ und } \Gamma(t, 1) = \gamma_1(t)$.
\item $\forall s [0, 1] : Γ(a, s) = γ_0(a) \text{ und } Γ(b, s) = γ_0(b)$
\item $\forall t [a, b] : Γ(t, 0) = γ_0(t) \text{ und } Γ(t, 1) = γ_1(t)$.
\end{itemize}
Eine Abbildung $\Gamma$ mit diesen Eigenschaften heißt \emph{Homotopie}\index{Homotopie}
zwischen den Wegen $\gamma_0$ und $\gamma_1$.
Eine Abbildung $Γ$ mit diesen Eigenschaften heißt
\emph{Homotopie}\index{Homotopie} zwischen den Wegen $γ_0$ und $γ_1$.
\end{definition}
In der Situation von Definition~\ref{def:3-4-1} kann man die Homotopie als
Familie von Wegen auffassen, $\gamma_s := \Gamma(\bullet, s)$, die stetig
zwischen den Wegen $\gamma_0$ und $\gamma_1$ interpoliert.
Familie von Wegen auffassen, $γ_s := Γ(, s)$, die stetig zwischen den Wegen
$γ_0$ und $γ_1$ interpoliert.
\begin{definition}[Zusammenziehbare Wege und einfach zusammenhängende Räume]\label{def:3-4-2}%
Es sei $U$ ein topologischer Raum, und $[a, b] \subset \bR$ ein kompaktes
Intervall. Ein \emph{geschlossener Weg}\index{geschlossener Weg} in $U$ ist
ein stetiger Weg
Es sei $U$ ein topologischer Raum, und $[a, b] $ ein kompaktes Intervall.
Ein \emph{geschlossener Weg}\index{geschlossener Weg} in $U$ ist ein stetiger
Weg
\[
\gamma: [a, b] \to U \quad\text{mit}\quad \gamma(a) = \gamma(b).
γ: [a, b] U \quad\text{mit}\quad γ(a) = γ(b).
\]
Ein geschlossener Weg heißt \emph{zusammenziehbar}\index{zusammenziehbar} oder
\emph{kontrahierbar}\index{kontrahierbar}, wenn er homotop zu einem konstanten
@@ -573,33 +573,32 @@ zwischen den Wegen $\gamma_0$ und $\gamma_1$ interpoliert.
\end{definition}
\begin{bsp}[Zentrierte geschlossene Wege in der Kreisscheibe]
Es sei $U \subset \bC$ die Einheits-Kreisscheibe und es sei $\gamma_0: [a, b]
\to U$ ein Weg mit $\gamma_0(a) = \gamma_0(b) = 0$. Dann ist
Es sei $U $ die Einheits-Kreisscheibe und es sei $γ_0: [a, b] → U$ ein Weg
mit $γ_0(a) = γ_0(b) = 0$. Dann ist
\[
\Gamma: [a, b] \times [0, 1] \to U, \quad (t, s) \mapsto (1 - t) \cdot \gamma_0(t)
Γ: [a, b] [0, 1] U, \quad (t, s) (1 - t) · γ_0(t)
\]
eine Homotopie zwischen dem Weg $\gamma_0$ und dem konstanten Weg $\gamma_1
\equiv 0$. Also ist $\gamma_0$ zusammenziehbar.
eine Homotopie zwischen dem Weg $γ_0$ und dem konstanten Weg $γ_1 \equiv 0$.
Also ist $γ_0$ zusammenziehbar.
\end{bsp}
\begin{bsp}[Allgemeine geschlossene Wege in der Kreisscheibe]\label{bsp:3-4-4}%
Es sei $U \subset \bC$ die Einheits-Kreisscheibe und es sei $\gamma_0: [a, b]
\to U$ irgendein geschlossener Weg mit $\gamma_0(a) = \gamma_0(b) =: z$. Dann
ist
Es sei $U $ die Einheits-Kreisscheibe und es sei $γ_0: [a, b] → U$
irgendein geschlossener Weg mit $γ_0(a) = γ_0(b) =: z$. Dann ist
\[
\Gamma: [a, b] \times [0, 1] \to U, \quad (t, s) \mapsto (1 - s) \cdot (\gamma_0(t) - z) + z
Γ: [a, b] [0, 1] U, \quad (t, s) (1 - s) · (γ_0(t) - z) + z
\]
eine Homotopie zwischen $\gamma_0$ und dem konstanten Weg $\gamma_1 \equiv z$.
Also ist die Kreisscheibe einfach zusammenhängend.
eine Homotopie zwischen $γ_0$ und dem konstanten Weg $γ_1 \equiv z$. Also ist
die Kreisscheibe einfach zusammenhängend.
\end{bsp}
\begin{bemerkung}[Konvexe Mengen sind einfach zusammenhängend]
Der wesentliche Punkt in Beispiel~\ref{bsp:3-4-4} ist, dass die Bildmenge von
$\Gamma$ ganz in der Kreisscheibe enthalten ist. Die zum Beweis notwendige
$Γ$ ganz in der Kreisscheibe enthalten ist. Die zum Beweis notwendige
Rechnung verwendet allerdings nur, dass die Kreisscheibe konvex ist.
Tatsächlich sind alle konvexen Mengen wegweise einfach zusammenhängend.
In nicht-konvexen Mengen können geschlossene Wege durchaus nicht
zusammenziehbar sein.
Tatsächlich sind alle konvexen Mengen wegweise einfach zusammenhängend. In
nicht-konvexen Mengen können geschlossene Wege durchaus nicht zusammenziehbar
sein.
\end{bemerkung}
\begin{bemerkung}
@@ -610,10 +609,8 @@ zwischen den Wegen $\gamma_0$ und $\gamma_1$ interpoliert.
\begin{bemerkung}
Wir haben noch kein Kriterium dafür, dass eine Menge \emph{nicht} einfach
zusammenhängend ist. Der Integralsatz von Cauchy wird uns aber bald ein solches
Kriterium liefern.
zusammenhängend ist. Der Integralsatz von Cauchy wird uns aber bald ein
solches Kriterium liefern.
\end{bemerkung}
% !TEX root = Funktionentheorie

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