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@ -29,101 +29,3 @@ Beutelspacher
Erlärvideo
nullteilerfrei
nullteilerfreien
Transzendenzbeweis
Lorettoberg
Normiertheit
hinzuadjungieren
Algebraizität
Gerolamo
Cardano
Girolamo
Cardanus
Mediolanensis
Cardan
Nicolo
Tartaglia
Scipione
del
Ferro
Radikalerweiterung
Teilbarkeitsfragen
Polynom-
Teilbarkeitsüberlegungen
schrecklicherweise
Teilerkette
Teilerkettensatz
Bryn
Mawr
prim
faktoriell
UFD
faktorieller
Repräsentantensystem
Teilbarkeitseigenschaften
kgV
faktoriellen
Geodät
Quotientenkörper
Quotientenkörpers
Irreduzibilitätskriterien
Irreduzibilitätskriterium
Teilbarkeitsbetrachtungen
Teilerpolynome
Lodovico
Lagrangia
Interpolationsformel
Schönemann
Driesen
Friedebergischer
reduzibel
Einsetzungskomposition
Substitutionsmorphismus
Konstruierbarkeitsfragen
konjungierte
konstruierbare
Konstruierbarkeitsfrage
transzendent
Rechtsideale
Sorau
Dedekind
nicht-faktoriellen
Hauptideale
Erzeugendensysteme
Gödelschen
Erzeugendensystems
Erzeugendensystem
Teiler-
Hauptidealen
Faktorialität
Quotientenvektoraumes
Quotientenvektorräumen
Quotientenvektorräume
Quotientenring
Repräsentantensystems
Homomorphiesatzes
Homomorphiesatz
Quotientenabbildung
Urbildmenge
Primideale
Primideals
Primideal
Summenideal
Teilerfremdheit
Funktionenkörper
Kodierungstheorie
Substitutionsabbildung
Steinitz
Laurahütte
nicht-Kanonizität
Zerfällungskörpern
inseparable
Teilbarkeitsrelationen
Frobenius-Morphismus
Frobenius-Endomorphismus
Einselements
separabel
inseparabel
Separabilität
Substitutionsmorphismen
Separabilitätsgrad
inseparablen

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@ -13,43 +13,3 @@
{"rule":"DE_CASE","sentence":"^\\Q[Neutrales Element der Multiplikation] Es gibt genau ein Element \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q aus \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q, sodass für alle \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q aus \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q gilt: \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q.\\E$"}
{"rule":"DE_CASE","sentence":"^\\QVorlesung 2 Ein Ring \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q heißt Schiefkörper, wenn \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q nicht der Nullring ist und alle Elemente außer der \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q invertierbar sind, wenn also \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q gilt.\\E$"}
{"rule":"GERMAN_WORD_REPEAT_BEGINNING_RULE","sentence":"^\\QDie Menge \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q ist ein Unterring, aber kein Unterkörper von \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q.\\E$"}
{"rule":"DE_CASE","sentence":"^\\Q[Minimaler Grad] Zuerst betrachten wir nur solche Polynome, deren Grad minimal ist unter allen nicht-konstanten Polynomen, die \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q als Nullstelle haben.\\E$"}
{"rule":"DE_SENTENCE_WHITESPACE","sentence":"^\\QVorlesung 3 3-1 und 3-2.\\E$"}
{"rule":"KOMMA_ZWISCHEN_HAUPT_UND_NEBENSATZ","sentence":"^\\QDann bildet die Menge \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q ist algebraisch über \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q einen Unterkörper von \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q, genannt der algebraische Abschluss von \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q im Oberkörper \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q 3-6\\E$"}
{"rule":"GERMAN_SPELLER_RULE","sentence":"^\\QErklärung: die Definition der Radikalerweiterung sagt also, dass \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q die \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q-te Wurzel eines Elements aus \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q, dass \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q die \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q-te Wurzel eines Elements aus \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q, etc. Nach Korollar \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q können wir schreiben \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q.\\E$"}
{"rule":"GERMAN_WORD_REPEAT_BEGINNING_RULE","sentence":"^\\QAus \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q und \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q folgt \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q.\\E$"}
{"rule":"GERMAN_WORD_REPEAT_BEGINNING_RULE","sentence":"^\\QEs sei \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q ein kommutativer Ring und \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q, \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q, \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q, \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q, \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q, \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q und \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q seien Elemente.\\E$"}
{"rule":"DE_CASE","sentence":"^\\QIn der Literatur findet man statt „faktoriell“ manchmal auch die Adjektive ZPE (= Zerlegung in Primelemente ist Eindeutig) oder UFD (= Unique Factorization Domain).\\E$"}
{"rule":"GERMAN_SPELLER_RULE","sentence":"^\\QIn der Literatur findet man statt „faktoriell“ manchmal auch die Adjektive ZPE (= Zerlegung in Primelemente ist Eindeutig) oder UFD (= Unique Factorization Domain).\\E$"}
{"rule":"DE_SENTENCE_WHITESPACE","sentence":"^\\QVorlesung 6\\E$"}
{"rule":"UPPERCASE_SENTENCE_START","sentence":"^\\QggT und kgV.\\E$"}
{"rule":"GERMAN_WORD_REPEAT_BEGINNING_RULE","sentence":"^\\QEs ist \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q genau dann, wenn für alle \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q gilt, dass \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q ist.\\E$"}
{"rule":"KLEINSCHREIBUNG_KEIN_NAME","sentence":"^\\QWenn Sie bei mir die Vorlesung „Lineare Algebra“ gehört haben, dann wird Ihnen die folgende Definition sehr vertraut vorkommen.\\E$"}
{"rule":"DE_CASE","sentence":"^\\Q[Anwenden eines Ringhomomorphismus auf die Koeffizienten:] Ist \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q ein Ringhomomorphismus, dann ist auch \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q ein Ringmorphismus.\\E$"}
{"rule":"DE_CASE","sentence":"^\\QSetze \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q [Substitutionsmorphismus] Es sei ein Element \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q gegeben.\\E$"}
{"rule":"DE_CASE","sentence":"^\\Q[Anwenden eines Ringhomomorphismus auf die Koeffizienten] Ist \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q ein Ringhomomorphismus, dann ist auch \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q ein Ringmorphismus.\\E$"}
{"rule":"KLEINSCHREIBUNG_KEIN_NAME","sentence":"^\\QIch verzichte deshalb im Folgenden sehr oft auf Beweise und behaupte, dass „alles genau so geht, wie in der Linearen Algebra“.\\E$"}
{"rule":"KLEINSCHREIBUNG_KEIN_NAME","sentence":"^\\QStellen Sie sicher, dass sie sich noch ausreichend gut an die Vorlesung „Lineare Algebra“ erinnern.\\E$"}
{"rule":"KLEINSCHREIBUNG_KEIN_NAME","sentence":"^\\QGenau wie die Quotientenvektorräume der Linearen Algebra sind Restklassenringe durch folgende universelle Eigenschaft definiert.\\E$"}
{"rule":"DE_SUBJECT_VERB_AGREEMENT","sentence":"^\\QEin Restklassenring oder Quotientenring ist ein kommutativer Ring \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q mit Eins zusammen mit einem Ringmorphismus \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q, sodass \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q ist und so, dass die folgende universelle Eigenschaft gilt: ist \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q ein weiterer Ringmorphismus mit \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q, dann gibt es genau einen Ringmorphismus \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q, sodass das folgende Diagramm kommutiert, \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q.\\E$"}
{"rule":"KLEINSCHREIBUNG_KEIN_NAME","sentence":"^\\QErinnerung an die Lineare Algebra: Quotient nach Äquivalenzrelation = \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q = Menge der Äquivalenzklassen\\E$"}
{"rule":"KLEINSCHREIBUNG_KEIN_NAME","sentence":"^\\QDer folgende Satz folgt wie in der Linearen Algebra aus der universellen Eigenschaft.\\E$"}
{"rule":"DE_CASE","sentence":"^\\Q[Wie sieht der Kern von \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q aus?] Ein Polynom \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q ist offenbar genau dann im von \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q Kern, wenn \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q ist.\\E$"}
{"rule":"KLEINSCHREIBUNG_KEIN_NAME","sentence":"^\\QFür den Ring \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q haben wir die Antwort in der Vorlesung „Lineare Algebra“ kennengelernt.\\E$"}
{"rule":"DE_CASE","sentence":"^\\QDer Chinesische Restsatz.\\E$"}
{"rule":"DE_CASE","sentence":"^\\QDer Chinesische Restsatz ist langweilig, darf aber in keiner Vorlesung fehlen und kommt auch in den allermeisten Klausuren und Prüfungen vor.\\E$"}
{"rule":"DE_CASE","sentence":"^\\QWenn \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q sind, dann ist diese notwendige Bedingung automatisch erfüllt, und der Chinesische Restsatz sagt, dass das Gleichungssystem dann auch lösbar ist.\\E$"}
{"rule":"GERMAN_SPELLER_RULE","sentence":"^\\QDann ist der kanonische Ringhomomorphismus \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\QAdd.\\E$"}
{"rule":"GERMAN_SPELLER_RULE","sentence":"^\\Qund Mult.\\E$"}
{"rule":"GERMAN_WORD_REPEAT_BEGINNING_RULE","sentence":"^\\QDer Körper der algebraischen Zahlen, \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q ist ein algebraischer Abschluss \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q.\\E$"}
{"rule":"PLURAL_APOSTROPH","sentence":"^\\QIn einem normalen Jahr würde mithilfe von Zorn's Lemma zeigen, dass diese naive Idee tatsächlich trägt.\\E$"}
{"rule":"PLURAL_APOSTROPH","sentence":"^\\QZorn's Lemma = eine Variante des Auswahlaxioms\\E$"}
{"rule":"DOPPELTE_SATZZEICHEN","sentence":"^\\QWorum geht es in diesem Teil der Vorlesung?.\\E$"}
{"rule":"GERMAN_SPELLER_RULE","sentence":"^\\QEin wichtiges Problem der Algebra(klausur/prüfung) ist es, zu einem gegebenen Körper \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q und zu einem gegebenen Polynom \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q den Zerfällungskörper zu bestimmen.\\E$"}
{"rule":"GERMAN_SPELLER_RULE","sentence":"^\\QWir erhalten also einen Gruppenmorphismus \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q-isomorphismen \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\QPermutationen der Menge \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q.\\E$"}
{"rule":"GERMAN_SPELLER_RULE","sentence":"^\\QWenn alles 100%ig korrekt sein sollte, müsste ich an dieser könnte den Polynomring ausführlich mithilfe einer universellen Eigenschaft definieren.\\E$"}
{"rule":"GERMAN_SPELLER_RULE","sentence":"^\\QWenn alles 100%ig korrekt sein sollte, müsste ich an dieser Stelle den Polynomring ausführlich mithilfe einer universellen Eigenschaft definieren.\\E$"}
{"rule":"GERMAN_SPELLER_RULE","sentence":"^\\QDie Sätze klären auch noch einmal, warum SAGE eckige Klammern verwendet und den Körper „\\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q adjungiert \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q“ mit QQ[sqrt(5)] bezeichnet.\\E$"}
{"rule":"KOMMA_ZWISCHEN_HAUPT_UND_NEBENSATZ","sentence":"^\\QFür beliebige Körpererweiterungen \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q und beliebige Teilmengen \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q ist die Äquivalenz \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q alle \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q sind algebraisch ganz falsch.\\E$"}
{"rule":"DOPPELTES_AUSRUFEZEICHEN","sentence":"^\\QFalsch!!\\E$"}
{"rule":"DE_CASE","sentence":"^\\QDann ist \\E(?:Dummy|Ina|Jimmy-)[0-9]+\\Q Ist mir zu langweilig.\\E$"}

141
03.tex
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@ -20,32 +20,32 @@ nicht alle Elemente des größeren Körpers gleich sind.
\begin{itemize}
\item Zahlen wie $\sqrt{2}$ oder $\sqrt[3]{5}+\sqrt{2}$, die irgendwie
\emph{algebraisch} sind, weil sie mit Polynomen zu tun haben deren
Koeffizienten rationale Zahlen sind --- diese Zahlen heißen „algebraisch“.
Koeffizienten rationale Zahlen sind --- diese Zahlen heißen ``algebraisch''.
\item Zahlen wie $e$ oder $π$, die von Potenzreihen, und nicht von Polynomen
kommen --- diese Zahlen heißen „transzendent“.
\item Zahlen wie $e$ oder $π$, die von Potenzreihen, und nicht von
Polynomen kommen --- diese Zahlen heißen ``transzendent''.
\end{itemize}
\end{beobachtung}
Um diese Beobachtung für beliebige Körper zu formulieren, ist leider wieder erst
einmal ein wenig Sprache fällig.
\begin{definition}[Polynomring]\label{def:3-0-2}%
\begin{definition}[Polynomring]\label{def:3-0-2}
Es sei $K$ ein Körper. Dann bezeichne $K[x]$ den Ring der Polynome mit
Variable $x$ und Koeffizienten aus $K$.\index{Polynomring}
\end{definition}
\begin{warnung}[Polynome und Funktionen]
In der Situation von Definition~\ref{def:3-0-2} kann ich jedem Polynom eine
Funktion $K → K$ zuweisen, Polynome sind aber etwas anderes als Funktionen! Im
Falle wo $K = 𝔽_p$ ein endlicher Körper ist, gibt es zwar unendlich viele
Polynome (zum Beispiel $x$, $$, $$, …) aber nur endlich viele Abbildungen
von $K$ nach $K$!
Funktion $K → K$ zuweisen, Polynome sind aber etwas anderes als Funktionen!
Im Falle wo $K = 𝔽_p$ ein endlicher Körper ist, gibt es zwar unendlich viele
Polynome (zum Beispiel $x$, $$, $$, …) aber nur endlich viele
Abbildungen von $K$ nach $K$!
\end{warnung}
\begin{bsp}[Polynomring]
Das Polynom $\frac{2}{7}· x²+8$ liegt in $[x]$. Das Polynom $π·x + e$ liegt
in $[x]$.
Das Polynom $\frac{2}{7}· x²+8$ liegt in $[x]$. Das Polynom
$π·x + e$ liegt in $[x]$.
\end{bsp}
\begin{bsp}[Polynomring]
@ -57,13 +57,13 @@ einmal ein wenig Sprache fällig.
ein typisches Polynom aus $K[x]$.
\end{bsp}
Die korrekte Definition von „algebraisch“ und „transzendent“ ist jetzt die
Die korrekte Definition von ``algebraisch'' und ``transzendent'' ist jetzt die
Folgende.
\begin{defn}[Algebraische und transzendente Elemente]
Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung. Ein Element $a ∈ L$ heißt
\emph{algebraisch über $K$}\index{algebraisch!Element einer
Körpererweiterung}, wenn es ein Polynom $f ∈ K[x]$ gibt, sodass Folgendes
Körpererweiterung}, wenn es ein Polynom $f ∈ K[x]$ gibt, sodass Folgendes
gilt.
\begin{itemize}
\item Das Polynom $f$ ist nicht das Nullpolynom.
@ -81,11 +81,11 @@ Folgende.
algebraisch, weil sie Nullstelle des Polynoms $-2[x]$ ist. Der
Freiburger Mathematiker Ferdinand
Lindemann\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Ferdinand_von_Lindemann}{Carl
Louis Ferdinand Lindemann}, ab 1918 Ritter von Lindemann (* 12.~April 1852 in
Hannover; † 6.~März 1939 in München) war ein deutscher Mathematiker. Lindemann
hatte die Idee für den Transzendenzbeweis bei einem Spaziergang auf dem
Lorettoberg.} bewies im Jahr 1882 in der berühmten Arbeit \cite{MR1510165},
dass die Zahl $π$ transzendent ist.
Louis Ferdinand Lindemann}, ab 1918 Ritter von Lindemann (* 12. April
1852 in Hannover; † 6. März 1939 in München) war ein deutscher
Mathematiker. Lindemann hatte die Idee für den Transzendenzbeweis bei einem
Spaziergang auf dem Lorettoberg.} bewies im Jahr 1882 in der berühmten
Arbeit \cite{MR1510165}, dass die Zahl $π$ transzendent ist.
\end{bsp}
@ -95,22 +95,22 @@ Der Zahlentheoretiker interessiert sich natürlich besonders für die
Körpererweiterung $/$. Hier hat sich eine eigene Sprache etabliert.
\begin{defn}[Algebraische und transzendente Zahlen]
Elemente $z ∈ $, die algebraisch über $$ sind, nennt man \emph{algebraische
Zahlen}\index{algebraisch!Zahlen}. Die anderen Elemente heißen
\emph{transzendente Zahlen}\index{transzendent!Zahlen}.
Elemente $z ∈ $, die algebraisch über $$ sind, nennt man
\emph{algebraische Zahlen}\index{algebraisch!Zahlen}. Die anderen Elemente
heißen \emph{transzendente Zahlen}\index{transzendent!Zahlen}.
\end{defn}
Leider gibt es fast keine algebraischen Zahlen. Der folgende Satz zeigt, dass
jedes nicht-leere, offene Intervall in $$ jede Menge transzendente Zahlen
enthält.
\begin{satz}\label{satz:3-2-2}%
\begin{satz}\label{satz:3-2-2}
Die Menge der algebraischen Zahlen ist abzählbar.
\end{satz}
\begin{proof}
Bekanntlich ist $$ abzählbar, also ist der Ring $[x]$ der Polynome mit
Koeffizienten in $$ ebenfalls abzählbar. Jedes Polynom hat aber nur endlich
viele Nullstellen.
Koeffizienten in $$ ebenfalls abzählbar. Jedes Polynom hat aber nur
endlich viele Nullstellen.
\end{proof}
@ -142,9 +142,9 @@ enthält.
\section{Das Minimalpolynom}
Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung und es sei $a ∈ L$ algebraisch über $K$. Per
Definition gibt es dann ein Polynom $f ∈ K[x]$ welches $a$ als Nullstelle hat.
Natürlich ist $f$ kein bisschen eindeutig -- man multipliziere $f$ mit
Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung und es sei $a ∈ L$ algebraisch über $K$.
Per Definition gibt es dann ein Polynom $f ∈ K[x]$ welches $a$ als Nullstelle
hat. Natürlich ist $f$ kein bisschen eindeutig -- man multipliziere $f$ mit
irgendeinem anderen Polynom und erhalte ein neues Polynom (größeren Grades), das
ebenfalls $a$ als Nullstelle hat. Man kann aber unter allen Polynomen, die $a$
als Nullstelle haben, ein eindeutiges Element finden, wenn man ein paar
@ -160,7 +160,7 @@ Zusatzbedingungen stellt.
f = a_n·x^n+a_{n-1}·x^{n-1}+ ⋯ + a_0∈ K[x]
\end{equation*}
ein solches Polynom ist, dann hat das normierte Polynom\footnote{Erinnerung:
„normiert“ bedeutet, dass der Leitkoeffizient gleich 1 ist.}
``normiert'' bedeutet, dass der Leitkoeffizient gleich 1 ist.}
\begin{equation*}
\frac{1}{a_n}f = x^n+\frac{a_{n-1}}{a_n}·x^{n-1} + ⋯ + \frac{a_0}{a_n}∈ K[x]
\end{equation*}
@ -194,9 +194,9 @@ Grad von $f_1$!
\end{defn}
\begin{bsp}
Betrachte die Erweiterung $/$ und $a = \sqrt[3]{2}$. Dann ist $[a:]3$,
denn $a$ ist Nullstelle des Polynoms $f(x) =-2[x]$. Aber ist $f$ auch
das Minimalpolynom?
Betrachte die Erweiterung $/$ und $a = \sqrt[3]{2}$. Dann ist
$[a:]3$, denn $a$ ist Nullstelle des Polynoms
$f(x) =-2[x]$. Aber ist $f$ auch das Minimalpolynom?
\end{bsp}
\begin{bsp}
@ -209,9 +209,9 @@ Grad von $f_1$!
\end{beobachtung}
\begin{bsp}[Adjunktion einer Quadratwurzel]
Es sei $L = $ und es sei $K$ ein Unterkörper (zum Beispiel $$). Weiter sei
$b ∈ K$ und $a$ sei eine Quadratwurzel von $b$ (also: Es gilt die Gleichung
$= b$). Dann gilt
Es sei $L = $ und es sei $K$ ein Unterkörper (zum Beispiel $$). Weiter
sei $b ∈ K$ und $a$ sei eine Quadratwurzel von $b$ (also: es gilt die
Gleichung $= b$). Dann gilt
\[
[a:K] =
\left\{
@ -238,7 +238,7 @@ Definition.
\begin{defn}[Grad einer Körpererweiterung]
Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung. Die Dimension von $L$ als Vektorraum
über $K$ heißt \emph{Grad der Körpererweiterung}\index{Grad!einer
Körpererweiterung}. Die Schreibweise $[L:K]$ ist üblich.
Körpererweiterung}. Die Schreibweise $[L:K]$ ist üblich.
\end{defn}
\begin{defn}[Endliche Körpererweiterung]
@ -247,12 +247,12 @@ Definition.
\end{defn}
\begin{bsp}
Es ist $[:] = 2$ und $[:] =$, denn jeder endlich-dimensionale
$$-Vektorraum wäre abzählbar.
Es ist $[:] = 2$ und $[:] =$, denn jeder
endlich-dimensionale $$-Vektorraum wäre abzählbar.
\end{bsp}
\begin{satz}[Grad von Körpererweiterungen und Grad von Elementen]\label{satz:3-5-4}%
Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung und es sei $a ∈ L$. Dann gilt die
\begin{satz}[Grad von Körpererweiterungen und Grad von Elementen]\label{satz:3-5-4}
Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung und es sei $a∈ L$. Dann gilt die
Gleichheit $[a: K] = [K(a):K]$.\sideremark{Vorlesung 3}
\end{satz}
\begin{proof}
@ -264,11 +264,11 @@ Beweis von Satz~\ref{satz:3-5-4}; wir wiederholen die Argumentation deshalb an
dieser Stelle nicht.
\begin{kor}
Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung und es sei $a∈ L$. Falls $[a:K] < ∞$ ist,
dann ist $K(a)$ algebraisch über $K$. \qed
Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung und es sei $a∈ L$. Falls $[a:K] < ∞$
ist, dann ist $K(a)$ algebraisch über $K$. \qed
\end{kor}
\begin{kor}\label{kro:eord}%
\begin{kor}\label{kro:eord}
Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung und es sei $a∈L$ algebraisch über $K$, vom
Grad $n$. Dann kann jedes Element $b ∈ K(a)$ geschrieben werden als
\[
@ -278,10 +278,10 @@ dieser Stelle nicht.
\end{kor}
Korollar~\ref{kro:eord} ist Ihnen im Spezialfall der Körpererweiterung $/$
schon bekannt: Jede komplexe Zahl $b$ kann geschrieben werden als $b = c_0 +
c_1·i$, wobei $c_0$ und $c_1$ reelle Zahlen sind. Das ist ziemlich nützlich!
Korollar~\ref{kro:eord} erlaubt eine ganz ähnliche Beschreibung für beliebige
einfache Körpererweiterungen.
schon bekannt: Jede komplexe Zahl $b$ kann geschrieben werden als
$b = c_0 + c_1·i$, wobei $c_0$ und $c_1$ reelle Zahlen sind. Das ist ziemlich
nützlich! Korollar~\ref{kro:eord} erlaubt eine ganz ähnliche Beschreibung für
beliebige einfache Körpererweiterungen.
\section{Ketten von Körpererweiterungen}
@ -291,10 +291,11 @@ haben, und dann nach und nach einige Elemente eines Oberkörpers
hinzuadjungieren. Wir erhalten so eine Kette von immer größer werdenden
Oberkörpern. Die Frage ist, wie sich die Erweiterungsgrade verhalten.
\begin{satz}[Gradformel]\label{satz:3-6-1}%
\begin{satz}[Gradformel]\label{satz:3-6-1}
\index{Gradformel für Körpererweiterungen}Es sei $K ⊆ L ⊆ M$ eine Kette von
Körpererweiterungen. Dann gilt\footnote{Wir verwenden die Konvention $∞·∞ =$
und $∞·n =$, falls $n$ eine positive ganze Zahl ist.} die Gleichung
Körpererweiterungen. Dann gilt\footnote{Wir verwenden die Konvention
$∞·∞ =$ und $∞ ·n =$ falls $n$ eine positive ganze Zahl ist.} die
Gleichung
\[
[M:K] = [M:L]·[L:K].
\]
@ -304,9 +305,10 @@ Oberkörpern. Die Frage ist, wie sich die Erweiterungsgrade verhalten.
\end{proof}
\begin{kor}
Es sei $K ⊆ L ⊆ M$ eine Kette von Körpererweiterungen. Wenn $[M:K]$ endlich
ist, dann ist $[L:K]$ endlich, und sogar ein Teiler von $[M:K]$. Insbesondere
gilt für jedes Element $a∈ L$, dass $[a:K]$ ein Teiler von $[M:K]$ ist. \qed
Es sei $K ⊆ L ⊆ M$ eine Kette von Körpererweiterungen. Wenn
$[M:K]$ endlich ist, dann ist $[L:K]$ endlich, und sogar ein Teiler von
$[M:K]$. Insbesondere gilt für jedes Element $a∈ L$, dass $[a:K]$ ein
Teiler von $[M:K]$ ist. \qed
\end{kor}
\begin{kor}
@ -314,7 +316,7 @@ Oberkörpern. Die Frage ist, wie sich die Erweiterungsgrade verhalten.
ist. Dann existiert ein Element $a ∈ L$, sodass $L = K(a)$ ist. \qed
\end{kor}
\begin{kor}[Adjunktion von Quadratwurzeln]\label{kor:ajQ}%
\begin{kor}[Adjunktion von Quadratwurzeln]\label{kor:ajQ}
Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung von Grad zwei. Dann entsteht $L$ aus $K$
durch Adjunktion einer Quadratwurzel. Genauer: es gibt Elemente $a ∈ L$ und
$b ∈ K$, sodass Folgendes gilt.
@ -325,8 +327,7 @@ Oberkörpern. Die Frage ist, wie sich die Erweiterungsgrade verhalten.
\end{itemize}
\end{kor}
\begin{proof}
\video{3-4} -- beachten Sie die mit einer PDF-Annotation angebrachte
Verbesserung im Skript des Beweises.
\video{3-4} -- beachten Sie die mit einer PDF-Annotation angebrachte Verbesserung im Skript des Beweises.
\end{proof}
Der folgende Satz fasst unsere Ergebnisse zusammen.
@ -337,18 +338,18 @@ Der folgende Satz fasst unsere Ergebnisse zusammen.
\item\label{Satz_1_1_19_1} Es ist $[L:K] < ∞$.
\item\label{Satz_1_1_19_2} Die Körpererweiterung $L$ ist algebraisch über $K$
und es gibt endlich viele Elemente $a_1, …, a_n∈ L$, sodass $L = K(a_1, …,
a_n)$ ist.
und es gibt endlich viele Elemente $a_1, …, a_n∈ L$, sodass
$L = K(a_1, …, a_n)$ ist.
\item\label{Satz_1_1_19_3} Es gibt endlich viele Elemente $a_1, …, a_n ∈ L$,
die algebraisch über $K$ sind und die Körpererweiterung $L$ erzeugen: $L =
K(a_1, …, a_n)$.
die algebraisch über $K$ sind und die Körpererweiterung $L$ erzeugen:
$L = K(a_1, …, a_n)$.
\end{enumerate}
\end{satz}
\begin{proof}[Beweis Richtung \ref{Satz_1_1_19_1}$$\ref{Satz_1_1_19_2}]
Aus $[L:K] < ∞$ folgt für alle $a ∈ L$ sofort $[a:K] < ∞$, also sind alle
diese Elemente algebraisch. Um $a_1, …, a_n$ zu finden, kann man zum Beispiel
einfach eine Basis von $L$ als $K$-Vektorraum wählen.
Aus $[L:K] < ∞$ folgt für alle $a ∈ L$ sofort $[a:K] < ∞$, also
sind alle diese Elemente algebraisch. Um $a_1, …, a_n$ zu finden, kann man
zum Beispiel einfach eine Basis von $L$ als $K$-Vektorraum wählen.
\end{proof}
\begin{proof}[Beweis Richtung \ref{Satz_1_1_19_2}$$\ref{Satz_1_1_19_3}]
@ -356,15 +357,15 @@ Der folgende Satz fasst unsere Ergebnisse zusammen.
\end{proof}
\begin{proof}[Beweis Richtung \ref{Satz_1_1_19_3}$$\ref{Satz_1_1_19_1}]
Sei $L = K(a_1, …, a_n)$. Betrachte die Körper $K_i := K(a_1, …, a_i)$ und
die Kette von Erweiterungen
Sei $L = K(a_1, …, a_n)$. Betrachte die Körper $K_i := K(a_1, …, a_i)$ und die
Kette von Erweiterungen
\[
K = K_0 ⊆ K_1 ⊆ ⋯ ⊆ K_n = L.
\]
Dann gilt für jeden Index $i < n$ die Gleichung $K_{i+1} = K_i(a_{i+1})$;
insbesondere ist per Annahme ($a_{i+1}$ ist algebraisch über $K$) und
Satz~\ref{satz:3-5-4} die Erweiterung $K_{i+1}/K_i$ stets endlich.
Wiederholte Anwendung von Satz~\ref{satz:3-6-1} liefert dann
insbesondere ist per Annahme (``$a_{i+1}$ ist algebraisch über $K$'') und
Satz~\ref{satz:3-5-4} die Erweiterung $K_{i+1}/K_i$ stets endlich. Wiederholte
Anwendung von Satz~\ref{satz:3-6-1} liefert dann
\[
[L:K] = \prod_{i=0}^{n-1} [K_{i+1}:K_i],
\]
@ -377,9 +378,9 @@ Der folgende Satz fasst unsere Ergebnisse zusammen.
Wir nennen zwei unmittelbare Folgerungen aus
Satz~\ref{Satz_aequivalenzen_Koerpererweiterungen}, die so fundamental wichtig
sind, dass sie einen eigenen Abschnitt verdienen. Der erste ist der Satz über
die „Transitivität der Algebraizität“.
die ``Transitivität der Algebraizität''.
\begin{kor}[Transitivität der Algebraizität]\label{kor:TdA}%
\begin{kor}[Transitivität der Algebraizität]\label{kor:TdA}
Es seien $L/K$ und $M/L$ zwei algebraische Körpererweiterungen. Dann ist auch
$M/K$ algebraisch.
\end{kor}
@ -412,9 +413,9 @@ die „Transitivität der Algebraizität“.
von $$. \qed
\end{kor}
\begin{warnung}[``Algebraischer Abschluss'' und ``Algebraischer Abschluss in Oberkörper'']\label{war:ababio}%
\begin{warnung}[``Algebraischer Abschluss'' und ``Algebraischer Abschluss in Oberkörper'']\label{war:ababio}
Gegeben einen Körper $K$, werden wir später noch einen weiteren Begriff von
„algebraischem Abschluss“ diskutieren, der nicht von der Wahl eines
``algebraischem Abschluss'' diskutieren, der nicht von der Wahl eines
Oberkörpers abhängt. Ganz wichtig: diese Begriffe bitte nicht verwechseln!
\end{warnung}

67
04.tex
View File

@ -14,21 +14,21 @@ Für Gleichungen 3.\ und 4.\ Grades haben italienische Mathematiker der
Renaissance komplizierte Formeln gefunden. In der westlichen Welt wurden diese
Formeln erstmals 1545 von Gerolamo
Cardano\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Gerolamo_Cardano}{Gerolamo
Cardano}, auch Geronimo oder Girolamo Cardano (von Mailand) sowie Cardan,
lateinisch Hieronymus Cardanus (Mediolanensis) (* 24.~September 1501 in Pavia; †
21.~September 1576 in Rom), war ein italienischer Arzt, Philosoph und
Mathematiker und zählt zu den Renaissance-Humanisten.} in seinem Buch
Cardano}, auch Geronimo oder Girolamo Cardano (von Mailand) sowie Cardan,
lateinisch Hieronymus Cardanus (Mediolanensis) (* 24. September 1501 in Pavia;
† 21. September 1576 in Rom), war ein italienischer Arzt, Philosoph und
Mathematiker und zählt zu den Renaissance-Humanisten.} in seinem Buch
\cite{Cardano45} veröffentlicht. Die Lösungsformeln für reduzierte kubischen
Gleichungen wurden wohl von Nicolo
Tartaglia\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Niccolo_Tartaglia}{Niccolò
Tartaglia} (* 1499 oder 1500 in Brescia, Italien; † 13.~Dezember 1557 in
Venedig) war ein venezianischer Mathematiker der Renaissance, der für seine
Beiträge zur Lösung der kubischen Gleichung bekannt ist. } entdeckt; laut
Tartaglia} (* 1499 oder 1500 in Brescia, Italien; † 13. Dezember 1557 in
Venedig) war ein venezianischer Mathematiker der Renaissance, der für seine
Beiträge zur Lösung der kubischen Gleichung bekannt ist. } entdeckt; laut
Cardano sogar noch früher durch Scipione del
Ferro\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Scipione_del_Ferro}{Scipione
del Ferro} (* 6.~Februar 1465 in Bologna; † 5.~November 1526 ebenda) war ein
italienischer Mathematiker. Seit 1496 war er Professor für Arithmetik und
Geometrie an der Universität von Bologna.}.
del Ferro} (* 6. Februar 1465 in Bologna; † 5. November 1526 ebenda) war ein
italienischer Mathematiker. Seit 1496 war er Professor für Arithmetik und
Geometrie an der Universität von Bologna. }.
\begin{bsp}
Es seien $a$, $b$ und $c$ komplexe Zahlen. Gesucht sind komplexe Lösungen der
@ -52,53 +52,54 @@ Geometrie an der Universität von Bologna.}.
\end{bsp}
Für Polynome vom Grad 5 wurde keine solche Formel gefunden. Das wirft Fragen
auf. Waren die italienischen Mathematiker der Renaissance zu dumm? Gibt es
eine solche Formel überhaupt? Die Frage war etliche Jahrhunderte offen.
Tatsächlich ist die Frage ein wenig mit dem Konstruktionsproblem verwandt und
durch die Theorie der Körpererweiterungen beantwortbar. Wir präzisieren die
Fragestellung hier nur.
auf. Waren die italienischen Mathematiker der Renaissance zu dumm? Gibt es eine
solche Formel überhaupt? Die Frage war etliche Jahrhunderte offen. Tatsächlich
ist die Frage ein wenig mit dem Konstruktionsproblem verwandt und durch die
Theorie der Körpererweiterungen beantwortbar. Wir präzisieren die Fragestellung
hier nur.
\begin{defn}[Radikalerweiterung]\label{def:radikal}%
\begin{defn}[Radikalerweiterung]\label{def:radikal}
Eine Körpererweiterung $L/K$ heißt
Radikalerweiterung\index{Radikalerweiterung} von $K$, wenn es Elemente $a_1,
…, a_n∈ L$ und $r_1, …, r_n ∈ $ gibt, sodass Folgendes gilt.
Radikalerweiterung\index{Radikalerweiterung} von $K$, wenn es Elemente
$a_1, …, a_n∈ L$ und $r_1, …, r_n ∈ $ gibt, sodass Folgendes gilt.
\begin{itemize}
\item Es ist $L = K(a_1, …, a_n)$.
\item Es ist $a_1^{r_1} ∈ K$, und für alle Indizes $1 < i ≤ n$ ist $a_i^{r_i}
∈ K(a_1, …, a_{i-1})$.
\item Es ist $a_1^{r_1} ∈ K$, und für alle Indizes $1 < i ≤ n$ ist
$a_i^{r_i} ∈ K(a_1, …, a_{i-1})$.
\end{itemize}
\end{defn}
Erklärung: die Definition der Radikalerweiterung sagt also, dass $a_1$ die
$r_1$-te Wurzel eines Elements aus $K$, dass $a_2$ die $r_2$-te Wurzel eines
Elements aus $K(a_1)$, etc. Nach Korollar~\ref{kro:eord} können wir schreiben
Elements aus $K(a_1)$, etc. Nach Korollar~\ref{kro:eord} können wir
schreiben
\begin{align*}
K(a_1) & = K+ K· a_1+K· a_1²+\dots+ K· a_1^{r_1-1}\\
K(a_1, a_2)&= K(a_1)+K(a_1)· a_2+ \dots + K(a_1)· a_2^{r_2-1}\\
&\:\:\: \vdots \\
K(a_1, …, a_n)&= K(a_1, …, a_{n-1})+K(a_1, …, a_{n-1})· a_n + \dots + K(a_1, …, a_{n-1})· a_n^{r_n-1}.
\end{align*}
Jedes Element von $L$ lässt sich also durch einen Ausdruck darstellen, in dem
nur (höhere) Wurzeln und Elemente aus $K$ vorkommen.
Jedes Element von $L$ lässt sich also durch einen Ausdruck darstellen, in dem nur
(höhere) Wurzeln und Elemente aus $K$ vorkommen.
\begin{defn}[Gleichung ist durch Radikale auflösbar]\label{def:gidra}%
Gegeben sei ein Körper $K$ und ein Polynom $f∈ K[x]$. Man sagt, die Gleichung
$f(x) = 0$ ist \emph{durch Radikale Auflösbar}\index{Auflösbarkeit durch
Radikale}, wenn es eine Radikalerweiterung $L/K$ gibt, in der $f$ eine
\begin{defn}[Gleichung ist durch Radikale auflösbar]\label{def:gidra}
Gegeben sei ein Körper $K$ und ein Polynom $f∈ K[x]$. Man sagt, die
Gleichung $f(x) = 0$ ist \emph{durch Radikale Auflösbar}\index{Auflösbarkeit
durch Radikale}, wenn es eine Radikalerweiterung $L/K$ gibt, in der $f$ eine
Nullstelle hat\footnote{Genauer: …, wenn es eine Radikalerweiterung $L/K$ gibt
und ein Element $a ∈ L$, sodass $f(a)=0$ ist.}.
und ein Element $a ∈ L$, sodass $f(a)=0$ ist.}.
\end{defn}
Bei der klassischen Frage nach den Lösungen von Polynomen interessiert uns unter
anderem, ob ein Polynom
anderem ob ein Polynom
\begin{equation*}
f(x) = x^n+b_1·x^{n-1} + \dots + b_{n-1}·x + b_n ∈ [x]
\end{equation*}
über dem Körper $(b_1, …, b_n)$ eine Lösung durch Radikale hat, das heißt,
ob sich zumindest eine Nullstelle von $f$ durch Kombinationen von rationalen
Zahlen, den Koeffizienten $b_i$ und (höheren) Wurzeln ausdrücken lässt -- falls
nicht, braucht man auf eine Lösungsformel gar nicht zu hoffen.
über dem Körper $(b_1, …, b_n)$ eine Lösung durch Radikale hat,
das heißt, ob sich zumindest eine Nullstelle von $f$ durch Kombinationen von
rationalen Zahlen, den Koeffizienten $b_i$ und (höheren) Wurzeln ausdrücken
lässt -- falls nicht, braucht man auf eine Lösungsformel gar nicht zu hoffen.
%%% Local Variables:

201
05.tex
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@ -3,16 +3,21 @@
\chapter{Teilbarkeit}
\section{Wohin geht die Reise… ?}
Für dieses Kapitel haben wir Ihnen Beispiele auf unserem
\href{https://sage.cplx.vm.uni-freiburg.de/share/}{Sage/CoCalc-Server}
bereitgestellt.
\section{Wohin geht die Reise…?}
In den letzten Vorlesungen ist hoffentlich klar geworden, dass der Begriff
„Minimalpolynom“ schrecklich wichtig ist. Wir haben aber noch nie darüber
``Minimalpolynom'' schrecklich wichtig ist. Wir haben aber noch nie darüber
gesprochen, wie man ein Minimalpolynom überhaupt findet.
\begin{problem}
Gegeben eine Körpererweiterung $L/K$, ein Element $a ∈ L$ und ein normiertes
Polynom $f∈ K[x]$ mit $f(a)=0$. Wie kann ich entscheiden, ob $f$ das
Minimalpolynom ist oder nicht?
Minimalpolynom ist oder nicht.
\end{problem}
Um solche Probleme anzugehen, untersuchen wir Polynomdivision und
@ -21,15 +26,15 @@ welche Richtung die Argumentation geht.
\begin{beobachtung}
Sei $L/K$ eine Körpererweiterung, sei $a ∈ L$ ein Element, das algebraisch
über $K$ ist und sei $f∈ K[x]$ das Minimalpolynom von $a$. Wenn jetzt $g(x)
K[x]$ irgendein anderes Polynom ist, dann haben wir in der Schule gelernt,
dass wir das Polynom $g$ mit Rest durch $f$ teilen können. Am Ende schreibt
man
über $K$ ist und sei $f∈ K[x]$ das Minimalpolynom von $a$. Wenn jetzt
$g(x)K[x]$ irgend ein anderes Polynom ist, dann haben wir in der Schule
gelernt, dass wir das Polynom $g$ mit Rest durch $f$ teilen können. Am Ende
schreibt man
\begin{equation*}
g(x) = q(x)·f(x)+ r(x),
g(x) = q(x)·f(x)+ r(x)
\end{equation*}
wobei $q, r ∈ K[x]$ sind und $\deg r < \deg f$ ist. Angenommen $g$ hat $a$
als Nullstelle. Dann gilt:
wobei $q, r ∈ K[x]$ sind und $\deg r < \deg f$ ist. Angenommen $g$ hat $a$ als
Nullstelle. Dann gilt:
\begin{equation*}
0 = \underbrace{g(a)}_{=0}=\underbrace{q(a)· f(a)}_{=0}-r(a).
\end{equation*}
@ -45,20 +50,20 @@ welche Richtung die Argumentation geht.
\section{Polynome mit Koeffizienten in Ringen}
Wieder müssen wir erst etwas Sprache einführen, bevor wir echte Mathematik
machen können. Wir hatten in Definition~\vref{def:3-0-2} den Ring $K[x]$ der
Polynome mit Koeffizienten im Körper $K$ eingeführt. Das geht auch mit Ringen
machen können. Wir hatten in Definition~\vref{def:3-0-2} den ``Ring $K[x]$ der
Polynome mit Koeffizienten im Körper $K$'' eingeführt. Das geht auch mit Ringen
statt Körpern.
\begin{definition}[Polynomring]\label{def:3-0-2r}%
\begin{definition}[Polynomring]\label{def:3-0-2r}
Es sei $R$ ein kommutativer Ring. Dann bezeichne mit $R[x]$ den Ring der
Polynome mit Variable $x$ und Koeffizienten aus $R$.\index{Polynomring!mit
Koeffizienten aus Ring} Ebenso bezeichnen wir mit $R[x_1, …, x_n]$ den Ring
Koeffizienten aus Ring} Ebenso bezeichnen wir mit $R[x_1, …, x_n]$ den Ring
der Polynome mit Variablen $x_1, …, x_n$ und Koeffizienten aus $R$.
\end{definition}
\begin{bsp}
Betrachte den Ring $R = $. Dann ist $3·x²-5·x+17[x]$ und $4+3xy+y⁷ ∈
[x,y]$.
Betrachte den Ring $R = $. Dann ist $3·x²-5·x+17[x]$ und
$4+3xy+y⁷ ∈ [x,y]$.
\end{bsp}
\begin{beobachtung}
@ -74,11 +79,11 @@ Der Grad von Polynomen ist definiert wie üblich: Das Polynom
$3xy+y+4x ∈ [x,y] $ hat beispielsweise den Grad $2$. In Integritätsringen
verhält sich der Grad gut.
\begin{satz}\label{Satz_Polynom_Grad}%
\begin{satz}\label{Satz_Polynom_Grad}
Sei $R$ ein kommutativer Integritätsring. Dann gilt für alle
Polynome\footnote{Das Nullpolynom hat per Definition den Grad $-$. Wir
verwenden die Konvention $-+ (-) = -$ und $-+ n = -$ für alle $n ≥
0$.} $p$ und $q ∈ R[x]$:
verwenden die Konvention $-+ (-) = -$ und $-+ n = -$ für alle
$n ≥ 0$.} $p$ und $q ∈ R[x]$:
\begin{equation*}
\deg (p·q) = (\deg p)+(\deg q).
\end{equation*}
@ -87,10 +92,10 @@ verhält sich der Grad gut.
\begin{proof}
Wir können ohne Beschränkung der Allgemeinheit annehmen, dass $p,q ≠ 0$. Sei
$n := \deg p$ und $m := \deg q$. Dann finden wir Elemente $r_$ und $s_$ aus
$R$ mit $r_n ≠ 0$ und $s_m≠ 0$, sodass wir schreiben können:
$R$ mit $r_n ≠ 0$ und $s_m≠ 0$, so dass wir schreiben können:
\begin{align*}
p(x) & = r_0 + r_1·x + \dots + r_n·x^n \\
q(x) & = s_0+ s_1· x + \dots + s_m· x^m.
q(x) & = s_0+ s_1· x + \dots + s_m· x^m
\end{align*}
Dann ist weiter
\begin{equation*}
@ -132,12 +137,12 @@ verhält sich der Grad gut.
\section{Teilbarkeit in Ringen}
In der (Grund-)Schule haben wir den Begriff „Teiler“ kennengelernt. In
In der (Grund-)schule haben wir den Begriff ``Teiler'' kennen gelernt. In
allgemeinen Ringen geht das nicht anders.
\begin{defn}[Teiler]
Es sei $R$ ein kommutativer Ring und es sei $r$, $s ∈ R$. Man nennt $r$ einen
\emph{Teiler von $s$}\index{Teiler}, wenn es $q ∈ R$ gibt, sodass $r·q = s$
\emph{Teiler von $s$}\index{Teiler}, wenn es $q ∈ R$ gibt, so dass $r·q = s$
ist. Wir schreiben dann $r|s$.
\end{defn}
@ -166,7 +171,7 @@ allgemeinen Ringen geht das nicht anders.
Wenn wir in der Schule Teilbarkeitsüberlegungen in $$ angestellt hatten, war
das Vorzeichnen meist nicht wichtig. Die folgende Definition formalisiert in
bombastischer Sprache die Phrase „unterscheidet sich nur um ein Vorzeichnen“.
bombastischer Sprache die Phrase ``unterscheidet sich nur um ein Vorzeichnen''.
\begin{satzdef}[Zueinander assoziierte Elemente]
Es sei $R$ ein kommutativer Integritätsring und es seien $r$, $s$ zwei
@ -174,18 +179,19 @@ bombastischer Sprache die Phrase „unterscheidet sich nur um ein Vorzeichnen“
\begin{enumerate}
\item\label{Satz_assoziiert_1} Es gilt gleichzeitig $r|s$ und $s|r$.
\item\label{Satz_assoziiert_2} Es existiert ein Element $ε ∈ R^*$, sodass
\item\label{Satz_assoziiert_2} Es existiert ein Element $ε ∈ R^*$, so dass
$ε·r=s$ ist.
\end{enumerate}
Sind die Bedingungen erfüllt, nennt man $r$ und $s$ \emph{zueinander
assoziiert}\index{assoziierte Ringelemente} und schreibt $r \sim s$.
\end{satzdef}
\begin{proof}
Wir beweisen die Richtung \ref{Satz_assoziiert_2}$$\ref{Satz_assoziiert_1}.
Wegen $ε· r = s$ gilt $r|s$. Multiplikation mit $ε^{-1}$ liefert $r =
ε^{-1}·s$, also gilt $s|r$. Wir beweisen als Nächstes die Richtung
\ref{Satz_assoziiert_1}$$\ref{Satz_assoziiert_2}. Nach Annahme existieren
$u,v∈ R$ mit
Wir beweisen die Richtung
\ref{Satz_assoziiert_2}$$\ref{Satz_assoziiert_1}. Wegen
$ε· r = s$ gilt $r|s$. Multiplikation mit $ε^{-1}$
liefert $r = ε^{-1}·s$, also gilt $s|r$. Wir beweisen als nächstes
die Richtung \ref{Satz_assoziiert_1}$$\ref{Satz_assoziiert_2}.
Nach Annahme existieren $u,v∈ R$ mit
\begin{equation*}
u· r=s \quad\text{und}\quad v· s=r.
\end{equation*}
@ -203,7 +209,7 @@ Teiler.
\begin{definition}[Echte Teiler, irreduzible Elemente]
Es sei $R$ ein kommutativer Integritätsring und $r$, $s ∈ R$ seien zwei
Elemente. Dann ist $r$ ein \emph{echter Teiler von $s$}\index{echter
Teiler}\index{Teiler!echter}, wenn alle der folgenden Bedingungen gelten.
Teiler}\index{Teiler!echter}, wenn alle der folgenden Bedingungen gelten
\begin{itemize}
\item Es gilt $r|s$.
@ -227,26 +233,26 @@ Teiler.
\begin{warnung}
Beispiel~\ref{bsp:iZ} ist ein bisschen gefährlich. Wir werden später für
beliebige Ringe auch noch einen Begriff von „Primelement“ definieren.
beliebige Ringe Ringe auch noch einen Begriff von ``Primelement'' definieren.
\end{warnung}
\section{Zerlegbarkeit von Elementen}
In der Schule wurde die Primfaktorzerlegung von ganzen Zahlen hoffentlich
ausführlich diskutiert: Jede ganze Zahl $m ∈ $ lässt sich als Produkt von
irreduziblen Elementen (=sogenannte „Primzahlen“) schreiben,
ausführlich diskutiert: jede ganze Zahl $m ∈ $ lässt sich als Produkt von
irreduziblen Elementen (=so genannte ``Primzahlen'') schreiben,
\begin{equation*}
m= (± p_1)·(± p_2)⋯(± p_n),
\end{equation*}
wobei das Produkt bis auf die Reihenfolge der Faktoren und die Vorzeichen
eindeutig festgelegt ist. So etwas hätten wir gern auch für beliebige Ringe!
\begin{warning}\label{war:nufd}%
\begin{warning}\label{war:nufd}
Zu früh gefreut. Geht nicht. Ich behaupte, dass die folgende Menge von
komplexen Zahlen,
\[
R := \{ a+b·\sqrt{5}i ∈ \:|\: a,b ∈ \},
R := \{ a+b·\sqrt{5}i ∈ \:|\: a,b ∈ \}.
\]
einen Unterring des Körpers $$ bildet; dieser wird in der Literatur oft mit
$[\sqrt{-5}]$ bezeichnet. Ich behaupte auch, dass die Elemente
@ -268,35 +274,35 @@ eindeutig festgelegt ist. So etwas hätten wir gern auch für beliebige Ringe!
eine Zerlegung in irreduzible Elemente gibt. Dazu sind folgende Definitionen
relevant.
\begin{defn}[Teilerkette für Elemente]\label{def:TK}%
\begin{defn}[Teilerkette für Elemente]\label{def:TK}
Es sei $R$ ein kommutativer Ring. Eine \emph{Teilerkette}\index{Teilerkette}
in $R$ ist eine Folge von Elementen $(r_n)_{n∈}$ aus $R$, sodass für alle $n
$ gilt: $r_{n+1}|r_n$.
in $R$ ist eine Folge von Elementen $(r_n)_{n∈}$ aus $R$, so dass für alle
$n $ gilt: $r_{n+1}|r_n$.
\end{defn}
\begin{defn}[Teilerkettensatz für Elemente]\label{def:TKSE}%
\begin{defn}[Teilerkettensatz für Elemente]\label{def:TKSE}
Es sei $R$ ein kommutativer Ring. Man sagt \emph{in $R$ gilt der
Teilerkettensatz für Elemente}\index{Teilerkettensatz!für Elemente}, wenn für
jede Teilerkette $(r_n)_{n ∈ }$ ein $n_0∈ℕ$ existiert, sodass für alle $k ≥
n_0$ gilt: Die Elemente $r_{k+1}$ und $r_k$ sind assoziiert.
Teilerkettensatz für Elemente}\index{Teilerkettensatz!für Elemente}, wenn
für jede Teilerkette $(r_n)_{n ∈ }$ ein $n_0∈ℕ$ existiert, so dass für alle
$k ≥ n_0$ gilt: die Elemente $r_{k+1}$ und $r_k$ sind assoziiert.
\end{defn}
\begin{rem}
Die Forderung für alle $k ≥ n_0$ gilt $r_{k+1} \sim r_k$ sind assoziiert“
lässt sich auch so ausdrücken: Es gibt nur endlich viele $n ∈ $, sodass
$r_{n+1}$ ein echter Teiler von $r_n$ ist.
Die Forderung ``für alle $k ≥ n_0$ gilt $r_{k+1} \sim r_k$ sind
assoziiert'' lässt sich auch so ausdrücken: es gibt nur endlich viele
$n ∈ $, so dass $r_{n+1}$ ein echter Teiler von $r_n$ ist.
\end{rem}
\begin{bsp}
In $$ gilt der Teilerkettensatz, denn wenn $r_n$ eine Teilerkette ist, dann
gilt $|r_1| ≥ |r_2| ≥ ⋯$ und wenn $r_{n+1}$ ein echter Teiler von $r_n$ ist,
dann ist $|r_n| > |r_{n+1}|$.
gilt $|r_1| ≥ |r_2| ≥ ⋯$ und wenn $r_{n+1}$ ein echter Teiler von
$r_{n}$ ist, dann ist $|r_n| > |r_{n+1}|$.
\end{bsp}
\begin{bsp}
Analog zur Situation in $$ kann man im Polynomring $K[x]$ über einem Körper
$K$ schließen, dass der Teilerkettensatz gilt. Dazu betrachte man den Grad
von Polynomen anstelle des Betrages.
$K$ schließen, dass der Teilerkettensatz gilt. Dazu betrachte man den Grad von
Polynomen anstelle des Betrages.
\end{bsp}
\begin{warnung}
@ -306,17 +312,17 @@ relevant.
Der folgende Satz ist wirklich klassisch, er geht auf
Euklid\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Euklid}{Euklid von
Alexandria} war ein griechischer Mathematiker, der wahrscheinlich im
3.~Jahrhundert v.~Chr.~in Alexandria gelebt hat.} zurück. Der Beweis, den wir
Alexandria} war ein griechischer Mathematiker, der wahrscheinlich im 3.\
Jahrhundert v.\ Chr.\ in Alexandria gelebt hat.} zurück. Der Beweis, den wir
hier vorstellen, ist genial-elegant-modern und von Emmy
Noether\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Emmy_Noether}{Amalie Emmy
Noether} (Emmy war der Rufname; geb.~am 23.~März 1882 in Erlangen; gest.~am
14.~April 1935 in Bryn Mawr, Pennsylvania) war eine deutsche Mathematikerin, die
grundlegende Beiträge zur abstrakten Algebra und zur theoretischen Physik
lieferte. Insbesondere hat Noether die Theorie der Ringe, Körper und Algebren
revolutioniert. Das nach ihr benannte Noether-Theorem gibt die Verbindung
zwischen Symmetrien von physikalischen Naturgesetzen und Erhaltungsgrößen an.}.
Die Beweismethode ist heute als „Noethersche Induktion“ bekannt.
Noether} (Emmy war der Rufname; geb. am 23. März 1882 in Erlangen; gest. am
14. April 1935 in Bryn Mawr, Pennsylvania) war eine deutsche Mathematikerin,
die grundlegende Beiträge zur abstrakten Algebra und zur theoretischen Physik
lieferte. Insbesondere hat Noether die Theorie der Ringe, Körper und Algebren
revolutioniert. Das nach ihr benannte Noether-Theorem gibt die Verbindung
zwischen Symmetrien von physikalischen Naturgesetzen und Erhaltungsgrößen
an.}. Die Beweismethode ist heute als ``Noethersche Induktion'' bekannt.
\begin{satz}\label{satz:tksgz}
Es sei $R$ ein kommutativer Ring in dem der Teilerkettensatz für Elemente
@ -335,7 +341,7 @@ Nach dem Kriterium für die Existenz einer Zerlegung kommen wir jetzt zur Frage
der Eindeutigkeit. Die Primfaktorzerlegung von ganzen Zahlen ist eindeutig bis
auf Vorzeichen (=Multiplikation mit Einheiten) und Reihenfolge. Zwei
Darstellungen, die sich nur in Reihenfolge und Einheiten unterscheiden, nenne
wir „äquivalent“.
wir ``äquivalent''.
\begin{defn}[Äquivalente Zerlegungen]
Es sei $R$ ein kommutativer Integritätsring, es sei $r ∈ R$ ein Element und es
@ -345,7 +351,7 @@ wir „äquivalent“.
\]
zwei Darstellungen von $r$ als Produkt von irreduziblen Elementen. Die
Darstellungen heißen \emph{äquivalent}\index{äquivalente Darstellungen}, wenn
gilt $n = m$ und wenn es eine Permutation $σ ∈ S_n$ gibt, sodass für alle
gilt $n = m$ und wenn es eine Permutation $σ ∈ S_n$ gibt, so dass für alle
Indizes gilt $p_i \sim q_{σ(i)}$.
\end{defn}
@ -401,20 +407,21 @@ wichtig.
a· b = p(q_1· q_2· p+ q_1· b_1+ q_2· a_1)+a_1· b_1,
\end{equation*}
also $p|(a_1· b_1)$. Betrachte jetzt die kleinste natürliche Zahl, die als
Produkt $a·b$ geschrieben werden kann, mit $p|(a· b)$ aber $p \nmid a$ und $p
\nmid b$. Nach der Untersuchung oben gilt: $1<a<p$ und $1<b<p$ also $1 < a· b
< p²$. Sei $h=\frac{a· b}{p}∈ℤ$, also $p· h = a· b$. Dann gilt $1<h$, weil
$p$ irreduzibel ist und $h<p$, weil $a· b <p²$. Sei nun $p^\prime$ ein
positiver irreduzibler Faktor von $h$ (möglicherweise sogar $h$ selbst, wenn
$h$ irreduzibel ist). Dann gilt natürlich auch $p^\prime< p$. Nach Wahl von
$p$ (kleinste Zahl, die irreduzibel ist und nicht prim) ist $p^\prime$ prim.
Da $p^\prime|h$, $h|(a· b)$ folgt $p^\prime|(a· b)$ und daraus folgt
$p^\prime|a$ oder $p^\prime|b$.
Produkt $a· b$ geschrieben werden kann mit $p|(a· b)$ aber $p \nmid a$
und $p \nmid b$. Nach der Untersuchung oben gilt: $1<a<p$ und $1<b<p$ also
$1 < a· b < p²$. Sei $h=\frac{a· b}{p}∈ℤ$, also
$p· h = a· b$. Dann gilt $1<h$, weil $p$ irreduzibel ist und $h<p$,
weil $a· b <p²$. Sei nun $p^\prime$ ein positiver irreduzibler Faktor von
$h$ (möglicherweise sogar $h$ selbst, wenn $h$ irreduzibel ist). Dann gilt
natürlich auch $p^\prime< p$. Nach Wahl von $p$ (kleinste Zahl, die
irreduzibel ist und nicht prim) ist $p^\prime$ prim. Da $p^\prime|h$,
$h|(a· b)$ folgt $p^\prime|(a· b)$ und daraus folgt $p^\prime|a$ oder
$p^\prime|b$.
Ohne Einschränkung nehmen wir an, dass $p^\prime|a$ gilt. Dann ist
$a=p^\prime· a^\prime$ und $h=p^\prime· h^\prime$ und somit
\begin{equation*}
p^\prime· h^\prime· p=p^\prime· a^\prime· b\quad\quad h^\prime· p= a^\prime·b.
p^\prime· h^\prime· p=p^\prime· a^\prime· b\quad\quad h^\prime· p= a^\prime· b
\end{equation*}
Weil $a^\prime· b< a· b$ ist, folgt $p|a^\prime$ oder $p|b$ nach Wahl
von $a· b$. Es folgt $p|a$ oder $p|b$, Widerspruch!
@ -460,7 +467,7 @@ wichtig.
\end{definition}
\begin{rem}
In der Literatur findet man statt „faktoriell“ manchmal auch die Adjektive
In der Literatur findet man statt ``faktoriell'' manchmal auch die Adjektive
\emph{ZPE}\index{ZPE} (= \textbf{Z}erlegung in \textbf{P}rimelemente ist
\textbf{E}indeutig) oder \emph{UFD}\index{UFD} (= \textbf{U}nique
\textbf{F}actorization \textbf{D}omain).
@ -477,7 +484,7 @@ wichtig.
Weitere Beispiele lassen sich mit dem folgenden Satz finden.
\begin{satz}[Satz von Gauß\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Friedrich_Gauss}{Johann Carl Friedrich Gauß} (* 30.~April 1777 in Braunschweig; † 23.~Februar 1855 in Göttingen) war ein deutscher Mathematiker, Statistiker, Astronom, Geodät und Physiker.}]\label{Satz_Satz_von_Gauss}
\begin{satz}[Satz von Gauß\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Friedrich_Gauss}{Johann Carl Friedrich Gauß} (* 30. April 1777 in Braunschweig; † 23. Februar 1855 in Göttingen) war ein deutscher Mathematiker, Statistiker, Astronom, Geodät und Physiker.}]\label{Satz_Satz_von_Gauss}
Es sei $R$ ein faktorieller Ring. Dann ist auch der Polynomring
$R[x_1, …, x_n]$ faktoriell.
\end{satz}
@ -489,7 +496,7 @@ Weitere Beispiele lassen sich mit dem folgenden Satz finden.
Der Beweis des Satzes von Gauß verwendet folgendes Lemma.\sideremark{Vorlesung
6}
\begin{lem}\label{Lemma_Hilfslemma}%
\begin{lem}\label{Lemma_Hilfslemma}
Es sei $R$ ein kommutativer Integritätsring. Ist $p ∈ R$ ein Primelement,
dann ist $p$ auch im Polynomring $R[x]$ prim.
\end{lem}
@ -505,26 +512,26 @@ Der Beweis des Satzes von Gauß verwendet folgendes Lemma.\sideremark{Vorlesung
\section{Primfaktorzerlegung}
Wenn $R$ ein faktorieller Ring ist, dann haben wir schon gesehen, dass ich jedes
Element auf „nahezu eindeutige Weise“ als Produkt von Primelementen schreiben
kann. So ist die Zahl $6$ als $6 = 3·2$ oder $6 = (-3)·(-2)$ darstellbar.
Natürlich würde aber niemand freiwillig negative Zahlen verwenden, denn wir
finden positive Zahlen wesentlich angenehmer als negative. Eine derartige
Konvention kann man auch in beliebigen Ringen verwenden.
Element auf ``nahezu eindeutige Weise'' als Produkt von Primelementen schreiben
kann. So ist die Zahl $6$ als $6 = 3·2$ oder $6 = (-3)·(-2)$
darstellbar. Natürlich würde aber niemand freiwillig negative Zahlen verwenden,
denn wir finden positive Zahlen wesentlich angenehmer als negative. Eine
derartige Konvention kann man auch in beliebigen Ringen verwenden.
Gegeben ein Ring $R$, dann ist die Relation „äquivalent“ eine Äquivalenzrelation
auf der Menge der Primelemente und zerlegt diese Menge deshalb in
Äquivalenzklassen. Um die Produktdarstellung noch etwas einfacher zu machen,
müssen wir aus jeder Äquivalenzklasse einen Vertreter auswählen. Dann sind wir
in der folgenden Situation.
Gegeben ein Ring $R$, dann ist die Relation ``äquivalent'' eine
Äquivalenzrelation auf der Menge der Primelemente und zerlegt diese Menge
deshalb in Äquivalenzklassen. Um die Produktdarstellung noch etwas einfacher zu
machen, müssen wir aus jeder Äquivalenzklasse einen Vertreter auswählen. Dann
sind wir in der folgenden Situation.
\begin{situation}\label{sit:5-5-1}%
\begin{situation}\label{sit:5-5-1}
Es sei $R$ ein faktorieller Ring und $(p_i)_{i ∈ I}$ sei ein
Repräsentantensystem von zueinander assoziierten Primelementen (das bedeutet:
für jedes Primelement $p ∈ R$ gibt es genau einen Index $i$, sodass $p \sim
p_i$ ist).
für jedes Primelement $p ∈ R$ gibt es genau einen Index $i$, so dass
$p \sim p_i$ ist).
\end{situation}
Ein „Repräsentantensystem von zueinander assoziierten Primelementen“ existiert
Ein ``Repräsentantensystem von zueinander assoziierten Primelementen'' existiert
wegen des Auswahlaxioms natürlich immer, aber manchmal gibt es besonders
einleuchtende Wahlen.
@ -544,7 +551,7 @@ einleuchtende Wahlen.
r = ε·\prod_{i∈I} (p_i)^{ν_i}
\end{equation*}
wobei $ε ∈ R^*$ und $ν_i ∈ $ sind; außerdem sind alle bis auf endlich viele
Exponenten gleich $0$. Diese Darstellung heißt \emph{normierte
Exponenten gleich $0$. Dies Darstellung heißt \emph{normierte
Primfaktorzerlegung}\index{normierte
Primfaktorzerlegung}\index{Primfaktorzerlegung!normiert} von $r$ zum
Repräsentantensystem $(p_i)_{i ∈ I}$.
@ -553,7 +560,7 @@ einleuchtende Wahlen.
Hier ist nicht viel zu beweisen. Ist $r ∈ R^*$, so wähle $ε = r$ und setzt
$ν_i = 0$ für alle $i$. Ansonsten zerlege $r$ in irreduzible Faktoren,
$r = p'_{i_1}⋯p'_{i_n}$. Jeder Faktor $p'_{i_j}$ ist zu einem der $p_{i_j}$
assoziiert, also gib es $ε_j ∈ R^*$, sodass $p'_{i_j} = ε_j·p_{i_j}$ ist.
assoziiert, also gib es $ε_j ∈ R^*$, so dass $p'_{i_j} = ε_j·p_{i_j}$ ist.
Setze $ε = \prod_{j=1}^n ε_j$ und fasse die Faktoren $p_$, die mehrfach
auftauchen, zusammen. Die Eindeutigkeit ist klar.
\end{proof}
@ -574,7 +581,7 @@ sofort ablesen.
gilt.
\item Es ist $r || s$ genau dann, wenn für alle $i∈I$ die Ungleichung
$ν_i ≤ μ_i$ gilt und wenn zusätzlich ein $j∈I$ existiert, sodass
$ν_i ≤ μ_i$ gilt und wenn zusätzlich ein $j∈I$ existiert, so dass
$ν_j < μ_j$ ist.
\item Es ist $r \sim s$ genau dann, wenn für alle $i∈I$ gilt, dass $ν_i = μ_i$
@ -586,14 +593,14 @@ sofort ablesen.
\section{ggT und kgV}
Je nach Geburtsjahrgang haben Sie in Kindergarten, Vorschule, Grundschule,
Gymnasium oder Studium den Begriff „größter gemeinsamer Teiler“ und „kleinstes
gemeinsames Vielfaches“ kennengelernt. Auch diese Begriffe übertragen sich ohne
weiteres auf Ringe.
Gymnasium oder Studium den Begriff ``größter gemeinsamer Teiler'' und
``kleinstes gemeinsames Vielfaches'' kennen gelernt. Auch diese Begriffe
übertragen sich ohne weiteres auf Ringe.
\begin{defn}[Größter gemeinsamer Teiler]
Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit 1 und es seien $r,s∈ R$ zwei Elemente.
Ein Element $g ∈ R$ heißt \emph{größter gemeinsamer Teiler\index{größter
gemeinsamer Teiler} von $r$ und $s$}, wenn Folgendes gilt.
gemeinsamer Teiler} von $r$ und $s$} wenn Folgendes gilt.
\begin{itemize}
\item Es ist $g|r$ und $g|s$.
@ -605,7 +612,7 @@ weiteres auf Ringe.
\begin{defn}[Kleinstes gemeinsames Vielfaches]
Sei $R$ ein kommutativer Ring mit 1 und es seien $r,s∈ R$ zwei Elemente. Ein
Element $v ∈ R$ heißt \emph{kleines gemeinsames Vielfaches}\index{kleinstes
gemeinsames Vielfaches} von $r$ und $s$, wenn Folgendes gilt.
gemeinsames Vielfaches} von $r$ und $s$ wenn Folgendes gilt.
\begin{itemize}
\item Es ist $r|v$ und $s|v$.
@ -658,7 +665,7 @@ keine Gedanken machen.
\subsection{Der Euklidische Algorithmus}
Die Primfaktorzerlegung eines Elementes in einem faktoriellen Ring zu bestimmen,
ist fast immer sehr schwer. In manchen Ringen kann man aber das kgV bestimmen,
ist fast immer sehr schwer. In manchen Ringen kann man aber das kgV bestimmen
ohne die Primfaktorzerlegung explizit zu kennen.
\begin{bsp}\label{bsp:5-6-7}

32
06.tex
View File

@ -30,20 +30,20 @@ Quotientenkörper.
Integritätsring an.
\end{obs}
Die folgende Definition klärt ganz präzise, was wir mit einem „möglichst kleinen
Körper, der $R$ enthält“ eigentlich genau meinen. Wenn Sie bei mir die
Vorlesung „Lineare Algebra“ gehört haben, dann wird Ihnen die folgende
Die folgende Definition klärt ganz präzise, was wir mit einem ``möglichst
kleinen Körper, der $R$ enthält'' eigentlich genau meinen. Wenn Sie bei mir die
Vorlesung ``Lineare Algebra'' gehört haben, dann wird Ihnen die folgende
Definition sehr vertraut vorkommen. Falls nicht, ist jetzt die perfekte
Gelegenheit, alles über „universelle Eigenschaften“ zu lernen.
Gelegenheit, alles über ``universelle Eigenschaften'' zu lernen.
\begin{definition}[Quotientenkörper]
Sei $R$ ein Integritätsring. Ein \emph{Quotientenkörper von
$R$}\index{Quotientenkörper} ist ein Körper $K$ zusammen mit einem injektiven
Ringhomomorphismus $ι : R → K$, sodass folgende universelle Eigenschaft gilt:
Ist $j : R → L$ ein weiterer injektiver Ringhomomorphismus von $R$ in einem
Körper $L$, dann existiert genau ein Ringhomomorphismus $h:K→ L$, sodass $j=h◦
i$ ist. Mit anderen Worten, es existiert genau ein Ringhomomorphismus, sodass
das folgende Diagramm kommutiert,
$R$}\index{Quotientenkörper} ist ein Körper $K$ zusammen mit einem
injektiven Ringhomomorphismus $ι : R → K$, sodass folgende universelle
Eigenschaft gilt: Ist $j : R → L$ ein weiterer injektiver Ringhomomorphismus
von $R$ in einem Körper $L$, dann existiert genau ein Ringhomomorphismus
$h:K→ L$, sodass $j=h◦ i$ ist. Mit anderen Worten, es existiert genau ein
Ringhomomorphismus, sodass das folgende Diagramm kommutiert,
\[
\begin{tikzcd}
R \ar[r, hook, "ι"] \ar[d, equals] & K \ar[d, "∃ ! h"] \\
@ -93,15 +93,15 @@ Quotientenkörpers. Den folgenden Beweis sollten Sie genau verstehen!
\end{proof}
Der Witz ist, dass die Abbildung $h$ aus Satz~\ref{satz:edvq} eindeutig gegeben
ist. Die Aussage „es existiert eine eindeutiger Morphismus“ ist eine viel
bessere Aussage als es existiert irgendein Morphismus (dessen Konstruktion
vielleicht von irgendwelchen Wahlen abhängt, die ich treffen muss). Das ist
super-wichtig! Man sagt, Quotientenkörper sind eindeutig bis auf kanonische
Isomorphie.
ist. Die Aussage ``es existiert eine eindeutiger Morphismus'' ist eine viel
bessere Aussage als ``es existiert irgendein Morphismus (dessen Konstruktion
vielleicht von irgendwelchen Wahlen abhängt, die ich treffen muss)''. Das ist
super-wichtig! Man sagt, ``Quotientenkörper sind eindeutig bis auf kanonische
Isomorphie''.
\begin{notation}
Obwohl Quotientenkörper nur bis auf kanonische Isomorphie eindeutig sind,
spricht man oft von „dem“ Quotientenkörper. Die Notation $Q(R)$ ist üblich.
spricht man oft von ``dem'' Quotientenkörper. Die Notation $Q(R)$ ist üblich.
\end{notation}
\begin{satz}[Existenz von Quotientenkörpern]

58
07.tex
View File

@ -12,8 +12,8 @@ ist.
Für Polynome $f ∈ [x]$ werden wir die Frage nach der Irreduzibilität
vollständig beantworten. Wir erinnern uns daran, wie die Frage nach der
Konstruierbarkeit der „Verdoppelung des Würfels“ mit der Frage zusammenhing, ob
das Polynom $-2[x]$ irreduzibel ist.
Konstruierbarkeit der ``Verdoppelung des Würfels'' mit der Frage zusammenhing,
ob das Polynom $-2[x]$ irreduzibel ist.
\begin{beobachtung}
Im Ring $[x]$ sind Teilbarkeitsfragen oft durch Teilbarkeitsbetrachtungen der
@ -40,7 +40,7 @@ das Polynom $x³-2 ∈ [x]$ irreduzibel ist.
Das folgende Irreduzibilitätskriterium von Gauß\index{Irreduzibilitätskriterium
von Gauß} zeigt, dass $-2$ dann auch irreduzibel in $[x]$ ist!
\begin{satz}[Irreduzibilitätskriterium von Gauß]\label{satz:Irreduzibilitaetssatz_Gaus}%
\begin{satz}[Irreduzibilitätskriterium von Gauß]\label{satz:Irreduzibilitaetssatz_Gaus}
Es sei $R$ ein faktorieller Ring, es sei $K=Q(R)$ sein Quotientenkörper und es
sei ein Polynom $f ∈ R[x]$ von positivem Grad gegeben. Wenn $f$ in $R[x]$
irreduzibel ist, dann ist $f$ auch in $K[x]$ irreduzibel.
@ -49,18 +49,18 @@ Das folgende Irreduzibilitätskriterium von Gauß\index{Irreduzibilitätskriteri
Als Vorbereitung zum Beweis zeigen wir erst einmal das folgende Lemma. Das
Lemma zeigt auch, wie natürlich das Kriterium von Gauß ist.
\begin{lemma}\label{Lemma_zu_Irreduzibilitaetssatz}%
Sei $R$ ein faktorieller Ring, es sei $K = Q(R)$ der Quotientenkörper und $g ∈
K[x] \{0\}$ sei ein Polynom. Dann existiert ein $a∈ K \{0\}$, sodass $
g$ in $R[x]$ ist und sodass der $\ggT$ der Koeffizienten von $a· g$ gleich $1$
ist.
\begin{lemma}\label{Lemma_zu_Irreduzibilitaetssatz}
Sei $R$ ein faktorieller Ring, es sei $K = Q(R)$ der Quotientenkörper und
$g ∈ K[x] \{0\}$ sei ein Polynom. Dann existiert ein $a∈ K \{0\}$, sodass
$a· g$ in $R[x]$ ist und sodass der $\ggT$ der Koeffizienten von $a· g$ gleich
$1$ ist.
\end{lemma}
\begin{bemerkung}
Wir hatten nur den $\ggT$ für zwei Elemente definiert, die Definition geht
genau so für mehr als zwei Elemente. Für Polynome $a_0 + a_1·x ++ a_m·x^m
∈ R[x]$ ist die Bedingung $\ggT(a_0, …, a_m) = 1$ notwendig, aber nicht
hinreichend für die Irreduzibilität.
genau so für mehr als zwei Elemente. Für Polynome
$a_0 + a_1·x ++ a_m·x^m ∈ R[x]$ ist die Bedingung $\ggT(a_0, …, a_m) = 1$
notwendig, aber nicht hinreichend für die Irreduzibilität.
\end{bemerkung}
\begin{proof}[Beweis von Lemma~\ref{Lemma_zu_Irreduzibilitaetssatz}]
@ -81,7 +81,7 @@ in endlich vielen Rechenschritten entscheiden ($→$Klausur). Ein Verfahren sol
jetzt ganz kurz skizziert werden. Den folgenden Satz kennen Sie vielleicht aus
den Anfängervorlesungen.
\begin{erinnerung}[Lagrangesche Interpolationsformel\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph-Louis_Lagrange}{Joseph-Louis de Lagrange} (* 25.~Januar 1736 in Turin als Giuseppe Lodovico Lagrangia; † 10.~April 1813 in Paris) war ein italienischer Mathematiker und Astronom.}\index{Lagrangesche Interpolationsformel}]%
\begin{erinnerung}[Lagrangesche Interpolationsformel\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph-Louis_Lagrange}{Joseph-Louis de Lagrange} (* 25. Januar 1736 in Turin als Giuseppe Lodovico Lagrangia; † 10. April 1813 in Paris) war ein italienischer Mathematiker und Astronom.}\index{Lagrangesche Interpolationsformel}]
Es sei $K$ ein Körper\footnote{Wir denken an $K = $.}, es sei $f(x) ∈ K[x]$
ein Polynom vom Grad $≤ n$ und es seien $a_1, …, a_{n+1}∈ K$ paarweise
verschiedene Elemente. Dann ist $f$ durch seine Werte $f(a_1), …, f(a_{n+1})$
@ -137,16 +137,16 @@ Frage nach der Irreduzibilität zwar beantworten, allerdings sind die nötigen
Rechnungen ziemlich aufwändig (besonders bei Zeitdruck in einer Klausur!). Das
folgende Kriterium von Theodor
Schönemann\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Sch\%C3\%B6nemann}{Theodor
Schönemann} (* 4.~April 1812 in Driesen, Friedebergischer Kreis; † 16.~Januar
1868 in Brandenburg an der Havel) war ein deutscher Mathematiker.}, das in der
Literatur durchgehend falsch mit „Eisenstein-Kriterium“
Schönemann} (* 4. April 1812 in Driesen, Friedebergischer Kreis; †
16. Januar 1868 in Brandenburg an der Havel) war ein deutscher Mathematiker.},
das in der Literatur durchgehend falsch mit ``Eisenstein-Kriterium''
bezeichnet\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Gotthold_Eisenstein}{Ferdinand
Gotthold Max Eisenstein} (* 16.~April 1823 in Berlin; † 11.~Oktober 1852 ebenda)
war ein deutscher Mathematiker, der hauptsächlich in der Zahlentheorie und über
elliptische Funktionen arbeitete.} wird, ist oft viel schneller. Es ist so
wichtig, dass es dazu sogar
Gotthold Max Eisenstein} (* 16. April 1823 in Berlin; † 11. Oktober 1852
ebenda) war ein deutscher Mathematiker, der hauptsächlich in der Zahlentheorie
und über elliptische Funktionen arbeitete.} wird, ist oft viel schneller. Es
ist so wichtig, dass es dazu sogar
\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Eisensteinkriterium}{eine eigene Seite auf
Wikipedia} gibt\index{Eisenstein-Kriterium}.
Wikipedia} gibt\index{Eisenstein-Kriterium}.
\begin{satz}[Eisenstein Kriterium]\label{Satz_Eisenstein_Kriterium}
Es sei $R$ ein faktorieller Ring und es sei
@ -182,8 +182,8 @@ Wikipedia} gibt\index{Eisenstein-Kriterium}.
\begin{equation*}
x_1^m+g(x_2, …, x_n) ∈ R[x_1, …, x_n]
\end{equation*}
über einem faktoriellen Ring $R$ ist sicher dann irreduzibel, wenn $g(x_2, …,
x_n) ∈ R[x_2, …, x_n]$ irreduzibel ist.
über einem faktoriellen Ring $R$ ist sicher dann irreduzibel, wenn $g(x_2, …, x_n) ∈ R[x_2, …, x_n]$
irreduzibel ist.
\end{bsp}
@ -201,10 +201,10 @@ einen Ringmorphismus zu betrachten und folgendes Lemma anzuwenden.
jetzt $\varphi(f) ∈ S$ irreduzibel ist, dann ist auch $f∈ R[x]$ irreduzibel.
\end{lem}
\begin{proof}
Angenommen, $f$ wäre reduzibel. Dann können wir schreiben $f = g·h$, wobei
$g$ und $h$ jeweils keine Einheiten in $R[x]$ sind. Weil der größte
gemeinsame Teiler der Koeffizienten gleich $1$ ist, müssen $g$ und $h$ jeweils
positiven Grad haben. Die Gleichung
Angenommen, $f$ wäre reduzibel. Dann können wir schreiben $f = g·h$, wobei $g$
und $h$ jeweils keine Einheiten in $R[x]$ sind. Weil der größte gemeinsame
Teiler der Koeffizienten gleich $1$ ist, müssen $g$ und $h$ jeweils positiven
Grad haben. Die Gleichung
\begin{equation*}
\varphi(f) = \varphi(g)·\varphi(h)
\end{equation*}
@ -214,20 +214,20 @@ einen Ringmorphismus zu betrachten und folgendes Lemma anzuwenden.
Ringmorphismen, die man in der Praxis brauchen kann, entstehen oft auf die
folgenden Weisen.
\begin{description}
\item[Anwenden eines Ringhomomorphismus auf die Koeffizienten] Ist
\item[Anwenden eines Ringhomomorphismus auf die Koeffizienten:] Ist
$\varphi : R → S$ ein Ringhomomorphismus, dann ist auch
\begin{equation*}
Φ: R[x] → S[x], \quad \sum a_{ν} x^ν\sum\varphi(a_{ν})x^ν
\end{equation*}
ein Ringmorphismus.
\item[Einsetzungskomposition]\index{Einsetzungskomposition} Es sei eine
\item[Einsetzungskomposition:]\index{Einsetzungskomposition} Es sei eine
Abbildung $\varphi : R → S$ und es sei ein Element $t ∈ S$ gegeben. Setze
\begin{equation*}
Φ : R[x] → S, \quad \sum a_{ν} x^ν\sum\varphi(a_{ν})t^ν
\end{equation*}
\item[Substitutionsmorphismus]\index{Substitutionsmorphismus} Es sei ein
\item[Substitutionsmorphismus:]\index{Substitutionsmorphismus} Es sei ein
Element $a∈ R$ gegeben. Dann betrachte die Abbildung
\begin{equation*}
Φ : R[x] → R[x], \quad \sum a_{ν} x^ν\sum a_{ν}(x-a)^ν.

42
08.tex
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@ -17,8 +17,8 @@ Debatte war.
Der nächste Satz stellt die Verbindung zwischen Körpertheorie und
Konstruierbarkeit her. Die Formulierung des Satzes verwendet den Begriff
„konjugierte Menge“. Dabei ist „konjugiert“ wie immer nur eine bombastische
Formulierung für „an der reellen Achse gespiegelt“.
``konjugierte Menge''. Dabei ist ``konjugiert'' wie immer nur eine bombastische
Formulierung für ``an der reellen Achse gespiegelt''.
\begin{notation}[Konjungierte Menge]
Es sei $M ⊂ $ eine Menge. Dann betrachte die Menge
@ -29,13 +29,14 @@ Formulierung für „an der reellen Achse gespiegelt“.
\begin{rem}
Im Fall, wo die Menge $M$ die Elemente $0$ und $1$ enthält, kann man die
Spiegelung an der reellen Achse mit Zirkel und Lineal konstruieren. Damit ist
klar, dass $\overline{M}\Kons(M)$ ist. Es ist in diesem Fall auch klar,
dass $i ∈ \Kons(M)$ ist.
klar, dass $\overline{M}\Kons(M)$ ist. Es ist in diesem Fall auch
klar, dass $i ∈ \Kons(M)$ ist.
\end{rem}
\begin{satz}[Hausaufgabe Blatt 2, Aufgabe 3]\label{Satz_von_Seite_69}%
Es sei $\{0,1 \} ⊂ M ⊂ $ und es sei $z ∈ \Kons(M)$. Sei weiter $K = (M
\overline{M})$. Dann existiert eine Zahl $k ∈ $, sodass die Gleichheit
\begin{satz}[Hausaufgabe Blatt 2, Aufgabe 3]\label{Satz_von_Seite_69}
Es sei $\{0,1 \} ⊂ M ⊂ $ und es sei $z ∈ \Kons(M)$. Sei weiter
$K = (M \overline{M})$. Dann existiert eine Zahl $k ∈ $, sodass die
Gleichheit
\begin{equation*}
[K(z) : K] = 2^k
\end{equation*}
@ -46,8 +47,9 @@ Formulierung für „an der reellen Achse gespiegelt“.
\section{Verdopplung des Würfels}
Das klassische Konstruktionsproblem „Verdopplung des Würfels“ ist mit Zirkel und
Lineal nicht möglich, denn mit $M := \{0,1\}$ ist $ = (M \overline{M})$ und
Das klassische Konstruktionsproblem ``Verdopplung des Würfels'' ist mit Zirkel
und Lineal nicht möglich, denn mit $M := \{0,1\}$ ist
$ = (M \overline{M})$ und
\[
[(\sqrt[3]{2}): ] = 3,
\]
@ -60,11 +62,11 @@ $\sqrt[3]{2}$ ist.
Bevor wir die Frage nach der Dreiteilung des Winkel abschließend beantworten,
beweise ich zuerst ein Satz, der auch später noch von Interesse sein wird.
\begin{satz}\label{Satz_Vor_Dreiteilung_Zirkel_Lineal}%
\begin{satz}\label{Satz_Vor_Dreiteilung_Zirkel_Lineal}
Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung und es sei $a ∈ L$ ein über $K$
transzendentes Element. Dann ist $K(a)$ isomorph zum Körper der
gebrochen-rationalen Funktionen\footnote{Siehe Beispiel~\ref{bsp:2-3-3} im
Falle $K = $.} über $K$ in einer Variablen. Mit anderen Worten:
Falle $K = $.} über $K$ in einer Variablen. Mit anderen Worten:
\begin{equation*}
K(a) ≅ K(x) = Q(K[x])
\end{equation*}
@ -75,11 +77,11 @@ beweise ich zuerst ein Satz, der auch später noch von Interesse sein wird.
Damit lässt sich die Konstruierbarkeitsfrage ganz gut beantworten.
\begin{satz}\label{Satz_Dreiteilung_Zirkel_Lineal}%
\begin{satz}\label{Satz_Dreiteilung_Zirkel_Lineal}
Gegeben sei eine reelle Zahl $\varphi(0, 2·π)$. Falls $e^{i\varphi}$
transzendent ist, dann ist $e^{(\varphi i)/3} \not\Kons(\{0,1, e^{\varphi
i}\})$. Die Dreiteilung des Winkels $\varphi$ ist also mit Zirkel und Lineal
nicht möglich.
transzendent ist, dann ist
$e^{(\varphi i)/3} \not\Kons(\{0,1, e^{\varphi i}\})$. Die Dreiteilung des
Winkels $\varphi$ ist also mit Zirkel und Lineal nicht möglich.
\end{satz}
\begin{proof}
\video{9-3}
@ -91,14 +93,14 @@ Damit lässt sich die Konstruierbarkeitsfrage ganz gut beantworten.
Konstruktionsverfahren für die Dreiteilung des Winkels.
\end{bemerkung}
\begin{proof}
Wenn $z=e^{i\varphi}$ algebraisch über $$ ist, dann ist auch $\overline{z} =
e^{-i\varphi}$ algebraisch über $$, denn $z$ und $\overline{z}$ haben beide
dasselbe Minimalpolynom. Also ist auch der Realteil
Wenn $z=e^{i\varphi}$ algebraisch über $$ ist, dann ist auch
$\overline{z} = e^{-i\varphi}$ algebraisch über $$, denn $z$ und
$\overline{z}$ haben beide dasselbe Minimalpolynom. Also ist auch der Realteil
\begin{equation*}
\operatorname{Re}(z) =\frac12(z+\overline{z})
\end{equation*}
algebraisch über $$. Das zeigt, dass die Menge $\varphi(0,2π)$, für die
$e^{i\varphi}$ transzendent ist, in $(0,2π)$ dicht ist.
algebraisch über $$. Das zeigt, dass die Menge $\varphi(0,2π)$, für
die $e^{i\varphi}$ transzendent ist, in $(0,2π)$ dicht ist.
\end{proof}

121
09.tex
View File

@ -4,20 +4,25 @@
\chapter{Ideale}
\label{chapt:09}
Für dieses Kapitel haben wir Ihnen Beispiele auf unserem
\href{https://sage.cplx.vm.uni-freiburg.de/share/}{Sage/CoCalc-Server}
bereitgestellt.
\section{Wohin geht die Reise}
Ich hatte schon am Ende des letzten Abschnittes geschrieben: um die Frage nach
der Konstruierbarkeit des regelmäßigen $n$-Ecks vollständig entscheiden zu
können, müssen wir die Symmetrien von Körpererweiterungen verstehen … und
vielleicht irgendwann auch definieren, was mit Symmetrie einer
Körpererweiterung gemeint sein soll. All das wird voraussetzen, dass wir
vielleicht irgendwann auch definieren, was mit ``Symmetrie einer
Körpererweiterung'' gemeint sein soll. All das wird voraussetzen, dass wir
Körpererweiterungen besser beschreiben. Die Idee ist die: gegeben eine
einfache, algebraische Erweiterung $K(α)/K$ vom Grad $n$, dann wissen wir schon,
dass wir alle Elemente des Oberkörpers $K(α)$ als Linearkombinationen der Form
\[
k_0 + k_α + k_α² + ⋯ k_{n-1}·α^{n-1}
\]
schreiben könne, wobei die $k_$ geeignete Elemente des kleineren Körpers $K$
schreiben könne, wobei die $k_{}$ geeignete Elemente des kleineren Körpers $K$
sind. Diese Einsicht ist natürlich extrem hilfreich --- wir kennen das von den
komplexen Zahlen, die sich alle in der Form $k_0 + k_1·\sqrt{-1}$ schreiben
lassen. Der Sachverhalt lässt sich auch anders formulieren: Der
@ -31,16 +36,16 @@ liegt es dann nahe, den Körper $K(α)$ als Quotient zu beschreiben,
K(α) = \factor{K[x]}{\ker φ}.
\end{equation}
Diese Beschreibung\footnote{\label{foot:sage}Hatten Sie sich gewundert, warum
SAGE eckige Klammern verwendet und den Körper „$$ adjungiert $\sqrt{5}$“ mit
\texttt{QQ[sqrt(5)]} bezeichnet? Der Grund ist, das runde Klammern in der
Programmiersprache Python schon eine andere Bedeutung haben.
Gleichung~\eqref{eq:xx} zeigt aber, dass eckige Klammer in dieser Situation ganz
sinnvoll sind.} wird sehr hilfreich sein, denn wir kommen mit dem vertrauten
Polynomring $K[X]$ besser klar als mit dem etwas unheimlichen Körper $K(α)$. Um
alles korrekt zu definieren, müssen wir uns aber erst noch einmal überlegen, was
für eine Art von Objekt $\ker φ$ nun tatsächlich ist, und was „Quotient“ genau
bedeuten soll. Ich nehme die Antwort gleich vorweg: Die Menge $\ker φ$ ist das
typische Beispiel eines „Ideals im Ring $K[x]$.
SAGE eckige Klammern verwendet und den Körper ``$$ adjungiert $\sqrt{5}$''
mit \texttt{QQ[sqrt(5)]} bezeichnet? Der Grund ist, das runde Klammern in der
Programmiersprache Python schon eine andere Bedeutung haben.
Gleichung~\eqref{eq:xx} zeigt aber, dass eckige Klammer in dieser Situation
ganz sinnvoll sind.} wird sehr hilfreich sein, denn wir kommen mit dem
vertrauten Polynomring $K[X]$ besser klar als mit dem etwas unheimlichen Körper
$K(α)$. Um alles korrekt zu definieren, müssen wir uns aber erst noch einmal
überlegen, was für eine Art von Objekt $\ker φ$ nun tatsächlich ist, und was
``Quotient'' genau bedeuten soll. Ich nehme die Antwort gleich vorweg: Die
Menge $\ker φ$ ist das typische Beispiel eines ``Ideals im Ring $K[x]$''.
\section{Elementare Definitionen}
@ -63,30 +68,30 @@ Die technisch korrekte Definition eines Ideals ist jetzt die folgende.
man in der Definition $r·a$ oder $a·r$ schreibt, definiert man ein Links- oder
Rechtsideal\index{Linksideal}\index{Rechtsideal}. Ideale, die sowohl Links-
als auch Rechtsideale sind, heißen beidseitige Ideale\index{beidseitiges
Ideal}. In kommutativen Ringen, für die wir uns hier interessieren, fallen
Ideal}. In kommutativen Ringen, für die wir uns hier interessieren, fallen
diese Begriffe zusammen.
\end{bemerkung}
\begin{bemerkung}
Der Name \emph{Ideal} geht auf
Kummer\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Eduard_Kummer}{Ernst
Eduard Kummer} (* 29.~Januar 1810 in Sorau, Niederlausitz; † 14.~Mai 1893 in
Berlin) war ein deutscher Mathematiker und Hochschullehrer, der sich vor allem
mit Zahlentheorie, Analysis und Geometrie befasste.} und
Eduard Kummer} (* 29. Januar 1810 in Sorau, Niederlausitz; † 14. Mai 1893
in Berlin) war ein deutscher Mathematiker und Hochschullehrer, der sich vor
allem mit Zahlentheorie, Analysis und Geometrie befasste.} und
Dedekind\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Richard_Dedekind}{Julius
Wilhelm Richard Dedekind} (* 6.~Oktober 1831 in Braunschweig; † 12.~Februar
1916 ebenda) war ein deutscher Mathematiker.} zurück. Kummer hatte bei der
Untersuchung der Teilbarkeit in gewissen nicht-faktoriellen Ringen wie
$[\sqrt{-5}]$ gewisse \emph{ideale Zahlen} eingeführt. Dedekind hat dann den
Idealbegriff geprägt.
Wilhelm Richard Dedekind} (* 6. Oktober 1831 in Braunschweig; †
12. Februar 1916 ebenda) war ein deutscher Mathematiker.} zurück. Kummer
hatte bei der Untersuchung der Teilbarkeit in gewissen nicht-faktoriellen
Ringen wie $[\sqrt{-5}]$ gewisse \emph{ideale Zahlen} eingeführt. Dedekind
hat dann den Idealbegriff geprägt.
\end{bemerkung}
\begin{bsp}[Triviale Ideale]
In jedem kommutativen Ring $R$ sind $I= \{0\}$ und $I=R$ trivialerweise
Ideale. Wenn $R$ ein Körper ist, dann sind das auch die einzigen Ideale.
Grund: wenn $R$ ein Körper und $I ⊂ R$ ein Ideal ist und $a ∈ I \{0\}$, dann
ist auch jedes andere Körperelement in $I$. Sei nämlich irgendein Element $r
∈ R$ gegeben. Nach Definition~\ref{def:ideal} ist
ist auch jedes andere Körperelement in $I$. Sei nämlich irgendein Element
$r ∈ R$ gegeben. Nach Definition~\ref{def:ideal} ist
\[
r = (r·a^{-1})·a ∈ I.
\]
@ -115,7 +120,7 @@ Die technisch korrekte Definition eines Ideals ist jetzt die folgende.
Sie ein Programm, um mit diesen Kurven zu spielen. Sie können das Programm
auch
\href{https://cplx.vm.uni-freiburg.de/storage/software/ellipticcurve/wasm/ellipticcurve.html}{direkt
im Browser laufen lassen}. Abbildung Public Domain aus
im Browser laufen lassen}. Abbildung Public Domain aus
\href{https://en.wikipedia.org/wiki/Crunode#/media/File:Cubic_with_double_point.svg}{Wikipedia}.
\caption{Knotenkurve}
\label{fig:node}
@ -148,10 +153,10 @@ Die technisch korrekte Definition eines Ideals ist jetzt die folgende.
V= \{ \vec{x} ∈ K^n \::\: f_1(\vec{x}) = ⋯ = f_n(\vec{x})=0 \}
\]
wobei $f_i ∈ K[x_1, …, x_n]$ irgendwelche Polynome sind. Man nennt ein
solches $V$ manchmal \emph{algebraische Varietät}\index{algebraische
Varietät}. Abbildung~\ref{fig:node} zeigt ein Beispiel. Im Internet finden
Sie \href{https://imaginary.org/gallery/surfer-gallery-by-bianca-violet}{hier}
und \href{https://imaginary.org/gallery/oliver-labs}{hier} noch weitere schöne
solches $V$ manchmal \emph{algebraische Varietät}\index{algebraische Varietät}.
Abbildung~\ref{fig:node} zeigt ein Beispiel. Im Internet finden Sie
\href{https://imaginary.org/gallery/surfer-gallery-by-bianca-violet}{hier} und
\href{https://imaginary.org/gallery/oliver-labs}{hier} noch weitere schöne
Beispiele.
Definiere dann das Ideal
@ -165,7 +170,7 @@ Die technisch korrekte Definition eines Ideals ist jetzt die folgende.
In der \emph{Algebraischen Geometrie}, dem Gebiet auf dem ich und meine
Mitarbeiter arbeiten, geht es darum, geometrische Räume mithilfe von
algebraischen Objekten wie etwa Idealen zu beschreiben. Tatsächlich lässt sich
ein fast vollständiges Wörterbuch „Algebra $\leftrightarrow$ Geometrie“
ein fast vollständiges Wörterbuch ``Algebra $\leftrightarrow$ Geometrie''
aufstellen.
@ -174,8 +179,8 @@ aufstellen.
\sideremark{Vorlesung 10}Es gibt noch eine andere, ganz wichtige Klasse von
Beispielen, die wir in ähnlicher Form schon aus der linearen Algebra kennen.
Gegeben einen $K$-Vektorraum $V$ und eine beliebige Teilmenge $M ⊂ V$, so
betrachteten wir in der linearen Algebra den „von $M$ erzeugten Untervektorraum“
und bezeichneten diesen Raum mit $\langle M \rangle_K$ oder
betrachteten wir in der linearen Algebra den ``von $M$ erzeugten
Untervektorraum'' und bezeichneten diesen Raum mit $\langle M \rangle_K$ oder
$\operatorname{Span}(M)$. Per Definition gilt: Ein Vektor $\vec{v} ∈ V$ liegt
genau dann in $\langle M \rangle_K$, wenn $\vec{v}$ sich als Linearkombination
der Elemente von $M$ schreiben lässt. Wenn die Menge $M$ unendlich ist, was
@ -221,22 +226,22 @@ Ideale sind die, die mithilfe eines einzigen Erzeugers definiert werden können.
Dann gilt offensichtlich
\begin{align*}
(a_1) ⊂ (a_2) & ⇔ a_2| a_1 \\
(a_1) = (a_2)& ⇔ a_1 \sim a_2.
(a_1) = (a_2)& ⇔ a_1 \sim a_2
\end{align*}
Die Hauptideale in $R$ entsprechen also eindeutig Klassen von zueinander
assoziierten Elementen.
\end{beobachtung}
\begin{warnung}
Im Gegensatz zu Vektorräumen gibt es für Ideale keinen „Basisaustauschsatz“,
Im Gegensatz zu Vektorräumen gibt es für Ideale keinen ``Basisaustauschsatz'',
denn zum Beweis des Basisaustauschsatzes ist es absolut notwendig zu
dividieren! Es ist nicht immer richtig, dass zwei minimale Erzeugendensysteme
eines Ideals,
\[
I = (a_1, …, a_n) = (b_1, …, b_m),
\]
immer gleiche Mächtigkeit haben. Falls sie vorhatten, die „Dimension“ eines
Ideals zu definieren -- \foreignlanguage{english}{Nice try}!
immer gleiche Mächtigkeit haben. Falls sie vorhatten, die ``Dimension'' eines
Ideals zu definieren -- nice try!
\end{warnung}
Ein Ideal ist in der Praxis nur dann handhabbar, wenn ich eine möglichst
@ -340,33 +345,35 @@ Satz sollte ihnen bekannt vorkommen.
Angenommen, es gäbe eine nicht-leere Menge $M$ von Idealen aus $R$ ohne
maximales Element. Dann gibt es zu jedem $I_0∈ M$ ein $I_1∈ M$ mit
$I_0\subsetneqq I_1$, genau so mit $I_2,I_3,\dots$. Wir erhalten einen
Widerspruch zur Annahme, dass der „Teilerkettensatz für Ideale“ gilt.
Widerspruch zur Annahme, dass der ``Teilerkettensatz für Ideale'' gilt.
\item[\ref{Satz_Ideale_aequiv_3}$⇒$\ref{Satz_Ideale_aequiv_1}] Sei $I⊂ R$ ein
Ideal und $M$ die Menge aller Ideale $J⊂ R$, die endlich erzeugt und in $I$
enthalten sind. Dann ist $M$ nicht leer, denn $(0) ∈ M$. Also gibt es per
Annahme ein maximales Element $J∈ M$. Nach Annahme ist $J$ endlich erzeugt,
also $J = (a_1, …, a_n)$ und wir müssen zeigen, dass $J = I$ ist. Wenn es
aber ein $b ∈ IJ$ gäbe, dann wäre $(a_1, …, a_n,b) ∈ M$ ein Ideal, das $J$
enthält. Ein Widerspruch zur Annahme. \qedhere
\item[\ref{Satz_Ideale_aequiv_3}$⇒$\ref{Satz_Ideale_aequiv_1}] Sei
$I⊂ R$ ein Ideal und $M$ die Menge aller Ideale $J⊂ R$, die endlich erzeugt
und in $I$ enthalten sind. Dann ist $M$ nicht leer, denn $(0) ∈ M$. Also
gibt es per Annahme ein maximales Element $J∈ M$. Nach Annahme ist $J$
endlich erzeugt, also $J = (a_1, …, a_n)$ und wir müssen zeigen, dass
$J = I$ ist. Wenn es aber ein $b ∈ IJ$ gäbe, dann wäre
$(a_1, …, a_n,b) ∈ M$ ein Ideal, das $J$ enthält. Ein Widerspruch zur
Annahme. \qedhere
\end{description}
\end{proof}
Der folgende Satz von David
Hilbert\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/David_Hilbert}{David
Hilbert} (* 23.~Januar 1862 in Königsberg; † 14.~Februar 1943 in Göttingen) war
ein deutscher Mathematiker. Er gilt als einer der bedeutendsten Mathematiker
der Neuzeit. Viele seiner Arbeiten auf dem Gebiet der Mathematik und
mathematischen Physik begründeten eigenständige Forschungsgebiete. Mit seinen
Vorschlägen begründete er die bis heute bedeutsame formalistische Auffassung von
den Grundlagen der Mathematik und veranlasste eine kritische Analyse der
Begriffsdefinitionen der Mathematik und des mathematischen Beweises. Diese
Analysen führten zum Gödelschen Unvollständigkeitssatz, der unter anderem zeigt,
dass das Hilbertprogramm, die von ihm angestrebte vollständige Axiomatisierung
der Mathematik, nicht gänzlich erfüllt werden kann. Hilberts programmatische
Rede auf dem internationalen Mathematikerkongress in Paris im Jahre 1900, in der
er eine Liste von 23 mathematischen Problemen vorstellte, beeinflusste die
mathematische Forschung des 20. Jahrhunderts nachhaltig.} ähnelt formell dem
Hilbert} (* 23. Januar 1862 in Königsberg; † 14. Februar 1943 in
Göttingen) war ein deutscher Mathematiker. Er gilt als einer der
bedeutendsten Mathematiker der Neuzeit. Viele seiner Arbeiten auf dem Gebiet
der Mathematik und mathematischen Physik begründeten eigenständige
Forschungsgebiete. Mit seinen Vorschlägen begründete er die bis heute
bedeutsame formalistische Auffassung von den Grundlagen der Mathematik und
veranlasste eine kritische Analyse der Begriffsdefinitionen der Mathematik und
des mathematischen Beweises. Diese Analysen führten zum Gödelschen
Unvollständigkeitssatz, der unter anderem zeigt, dass das Hilbertprogramm, die
von ihm angestrebte vollständige Axiomatisierung der Mathematik, nicht
gänzlich erfüllt werden kann. Hilberts programmatische Rede auf dem
internationalen Mathematikerkongress in Paris im Jahre 1900, in der er eine
Liste von 23 mathematischen Problemen vorstellte, beeinflusste die
mathematische Forschung des 20. Jahrhunderts nachhaltig.} ähnelt formell dem
Satz~\ref{Satz_Satz_von_Gauss} von Gauß und ist mindestens genauso wichtig.
Historisch war der Satz ein Meilenstein. Hilbert's Beweis erregte auch deshalb
großes Aufsehen, weil die Existenz eines endlichen Erzeugendensystems mithilfe

83
10.tex
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@ -11,17 +11,17 @@ Ich hatte am Anfang von Kapitel~\ref{chapt:09} schon gesagt, warum wir uns für
Ideale interessieren: Wir wollen --ähnlich wie bei der Konstruktion des
Quotientenvektoraumes in der Linearen Algebra-- einen Quotienten von Ringen
konstruieren. Ich weiß aus Erfahrung, dass viele Studierende ihre Probleme mit
„Quotientenvektorräumen“ haben und nutze an dieser Stelle normalerweise die
``Quotientenvektorräumen'' haben und nutze an dieser Stelle normalerweise die
Gelegenheit, um mit der Konstruktion des Restklassenringes die Begriffe und
Beweistechniken noch einmal zu wiederholen. In diesem Semester geht das nicht,
denn das Semester ist deutlich kürzer als in normalen Jahren. Ich verzichte
deshalb im Folgenden sehr oft auf Beweise und behaupte, dass alles genau so
geht, wie in der Linearen Algebra.
deshalb im Folgenden sehr oft auf Beweise und behaupte, dass ``alles genau so
geht, wie in der Linearen Algebra''.
\begin{warnung}
Stellen Sie sicher, dass sie sich noch ausreichend gut an die Vorlesung
„Lineare Algebra“ erinnern. Beweisen Sie zur Probe einige Aussagen selbst --
solche Sachen werden gern in Klausuren und mündlichen Prüfungen gefragt.
Stellen Sie sicher, dass sie sich noch ausreichend gut an die VL ``Lineare
Algebra'' erinnern. Beweisen Sie zur Probe einige Aussagen selbst -- solche
Sachen werden gern in Klausuren und mündlichen Prüfungen gefragt.
\end{warnung}
@ -48,8 +48,8 @@ durch folgende universelle Eigenschaft definiert.
Wie üblich folgt aus der universellen Eigenschaft, dass Restklassenringen (wenn
Sie denn existieren) eindeutig sind bis auf eine eindeutige Isomorphie. Man
spricht deswegen oft nicht ganz richtig von „dem“ Restklassenring und bezeichnet
„den“ Restklassenring mit $R/I$.
spricht deswegen oft nicht ganz richtig von ``dem'' Restklassenring und
bezeichnet ``den'' Restklassenring mit $R/I$.
\section{Konstruktion von Restklassenringen}
@ -60,17 +60,17 @@ universellen Eigenschaft -- mit einer Ausnahme: Existenz. Wir beweisen die
Existenz wie immer nicht abstrakt, sondern indem wir eine konkrete Konstruktion
eines Restklassenringes angeben.
\begin{defn}[Kongruenz modulo Ideal]\label{def:kmi}%
\begin{defn}[Kongruenz modulo Ideal]\label{def:kmi}
Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins und es sei $I ⊂ R$ ein Ideal. Zwei
Elemente $a,b∈ R$ heißen \emph{kongruent modulo $I$}\index{Kongruenz modulo
Ideal}, wenn $a-b ∈ I$ ist. In diesem Fall ist die Schreibweise $a \equiv b
\:\:(\operatorname{mod} I)$ üblich.
Ideal}, wenn $a-b ∈ I$ ist. In diesem Fall ist die Schreibweise
$a \equiv b \:\:(\operatorname{mod} I)$ üblich.
\end{defn}
\begin{lem}\label{lem:10-1-2}%
\begin{lem}\label{lem:10-1-2}
In der Situation von Definition~\ref{def:kmi} gilt: Kongruenz modulo $I$ ist
eine Äquivalenzrelation auf $R$. Für ein gegebenes Element $a ∈ R$ ist die
Äquivalenzklasse eines gegebenen Elementes $a ∈ R$ ist
die Äquivalenzklasse eines gegebenen Elementes $a ∈ R$ ist
\begin{equation*}
a+I = \{ a+b \::\: b∈ I \} \eqno\qed
\end{equation*}
@ -82,21 +82,22 @@ eines Restklassenringes angeben.
\end{notation}
\begin{bsp}
Der Name „Restklasse“ kommt von folgendem Beispiel. Sei $R = $, sei $m ∈ $
eine Zahl, und sei $I = (m)$. Dann ist $a \equiv b \:\:(\operatorname{mod}
I)$ genau dann, wenn $a$ und $b$ bei der Division durch $m$ denselben Rest
haben. Die Kongruenz modulo $(m)$ zerlegt $$ also genau in die Restklassen
Der Name ``Restklasse'' kommt von folgendem Beispiel. Sei $R = $, sei
$m ∈ $ eine Zahl, und sei $I = (m)$. Dann ist
$a \equiv b \:\:(\operatorname{mod} I)$ genau dann, wenn $a$ und $b$ bei der
Division durch $m$ denselben Rest haben. Die Kongruenz modulo $(m)$ zerlegt
$$ also genau in die Restklassen
\begin{equation*}
0 + (m), 1+(m), 2+(m), …, m-1+(m).
\end{equation*}
\end{bsp}
\begin{satz}[Existenz von Restklassenringen]\label{satz:exvrklr}%
\begin{satz}[Existenz von Restklassenringen]\label{satz:exvrklr}
Sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins und es sei $I⊂ R$ ein Ideal. Die
Äquivalenzrelation „Kongruenz modulo $I$ werde mit $\sim$ bezeichnet. Dann
Äquivalenzrelation ``Kongruenz modulo $I$'' werde mit $\sim$ bezeichnet. Dann
sind die folgenden Verknüpfungen es auf dem Quotienten\footnote{Erinnerung an
die Lineare Algebra: Quotient nach Äquivalenzrelation = $R/\sim$ = Menge der
Äquivalenzklassen} $S := R/\sim$ wohldefiniert:
die Lineare Algebra: Quotient nach Äquivalenzrelation = $R/\sim$ = Menge der
Äquivalenzklassen} $S := R/\sim$ wohldefiniert:
\[
\begin{matrix}
+ : & S S && S \\
@ -128,8 +129,8 @@ diese Art und Weise direkt beschreiben.
\begin{equation*}
\bigl(g_1+(f)\bigr\bigl(g_2+(f)\bigr) = h + (f)
\end{equation*}
wobei $h$ der Rest von $g_1· g_2$ bei der Division durch $f$ ist. Ist $\deg f
≥ 1$, dann ist die Abbildung
wobei $h$ der Rest von $g_1· g_2$ bei der Division durch $f$ ist. Ist
$\deg f 1$, dann ist die Abbildung
\begin{equation*}
K → \factor{K[x]}{(f)}, \quad λ ↦ λ+(f)
\end{equation*}
@ -143,7 +144,7 @@ diese Art und Weise direkt beschreiben.
Der folgende Satz folgt wie in der Linearen Algebra aus der universellen
Eigenschaft.
\begin{prop}[Homomorphiesatz für Ringe]\label{Korollar_Homomorphiesatz}%
\begin{prop}[Homomorphiesatz für Ringe]\label{Korollar_Homomorphiesatz}
Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins, und es sei $ψ : R → S$ ein
surjektiver Ringmorphismus. Dann ist die induzierte Abbildung
\begin{equation*}
@ -180,18 +181,18 @@ zum Restklassenring $K[x]/(f)$ ist.
\section{Ideale oben und unten}
Neben dem Homomorphiesatz für Ringe gelten noch einige andere Sätze, die wir aus
der linearen Algebra kennen („Kürzen“ von Untervektorräumen). Um diese Sätze
korrekt zu formulieren, müssen wir erst verstehen, wie „Ideale in $R$ und
„Ideale in $R/I$ zusammenhängen. Der folgende Satz formuliert den Zusammenhang
nicht nur für die Quotientenabbildung $φ : R → R/I$, sondern für beliebige
Ringmorphismen. Kurz gesagt gilt: Urbilder von Idealen sind immer Ideale.
Bilder von Idealen sind zumindest dann Ideale, wenn der Morphismus surjektiv ist
--- dies ist zum Beispiel bei der Quotientenabbildung der Fall.
der linearen Algebra kennen (``Kürzen'' von Untervektorräumen). Um diese Sätze
korrekt zu formulieren, müssen wir erst verstehen, wie ``Ideale in $R$'' und
``Ideale in $R/I$'' zusammenhängen. Der folgende Satz formuliert den
Zusammenhang nicht nur für die Quotientenabbildung $φ : R → R/I$, sondern für
beliebige Ringmorphismen. Kurz gesagt gilt: Urbilder von Idealen sind immer
Ideale. Bilder von Idealen sind zumindest dann Ideale, wenn der Morphismus
surjektiv ist --- dies ist zum Beispiel bei der Quotientenabbildung der Fall.
\begin{satz}[Urbilder von Idealen]
Es sei $\varphi : R → S$ ein Morphismus von kommutativen Ringen mit Eins. Wenn
$I⊂ S$ ein Ideal ist, dann ist die Urbildmenge $\varphi^{-1}(I)$ ein Ideal in
$R$. Ist $\varphi$ zusätzlich surjektiv, dann ist die Zuordnung
Es sei $\varphi : R → S$ ein Morphismus von kommutativen Ringen mit Eins.
Wenn $I⊂ S$ ein Ideal ist, dann ist die Urbildmenge $\varphi^{-1}(I)$ ein
Ideal in $R$. Ist $\varphi$ zusätzlich surjektiv, dann ist die Zuordnung
\begin{equation*}
\begin{matrix}
\{\text{Ideale in }S \} && \{ \text{Ideale $J$ in $R$ mit $\ker ψ ⊆ J$}\} \\
@ -259,10 +260,10 @@ Formulierung verwendet Notation~\ref{not:xx}.
Die Diskussion in Abschnitt~\ref{sec:10-3} wirft die Frage auf, wann ein
Restklassenring der Form $K[x]/(f)$ eigentlich ein Körper ist. Etwas
bescheidener: Wann ist ein Restklassenring $R/I$ nullteilerfrei? Für den Ring
$$ haben wir die Antwort in der Vorlesung „Lineare Algebra“ kennengelernt. Der
Ring $/(m)$ ist genau dann nullteilerfrei, wenn er ein Körper ist, und dies ist
genau dann der Fall, wenn $m$ eine Primzahl ist. Also müssen wir statt
„Primzahl“ jetzt den Begriff des „Primideals“ einführen.
$$ haben wir die Antwort in der Vorlesung ``Lineare Algebra'' kennengelernt.
Der Ring $/(m)$ ist genau dann nullteilerfrei, wenn er ein Körper ist, und dies
ist genau dann der Fall, wenn $m$ eine Primzahl ist. Also müssen wir statt
``Primzahl'' jetzt den Begriff des ``Primideals'' einführen.
\begin{defn}[Primideal]
Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins. Ein Ideal $I ⊂ R$ heißt
@ -354,7 +355,7 @@ lösbar ist.
\end{definition}
\begin{bemerkung}
Was hat diese Definition mit „Teilerfremdheit“ zu tun? Schauen Sie sich den
Was hat diese Definition mit ``Teilerfremdheit'' zu tun? Schauen Sie sich den
Euklidischen Algorithmus aus Beispiel~\vref{bsp:5-6-7} noch einmal an. In der
Situation des Beispiels~\ref{bsp:5-6-7} sind zwei Elemente $f$ und $g$
gegeben. Wenn $f$ und $g$ teilerfremd sind, ist $\ggT(f,g)=1$. Der
@ -363,12 +364,12 @@ lösbar ist.
dass $(f) + (g)$ der gesamte Ring ist.
\end{bemerkung}
\begin{satz}[Chinesischer Restsatz]\label{Satz_Chinesischer_Restsatz}%
\begin{satz}[Chinesischer Restsatz]\label{Satz_Chinesischer_Restsatz}
\index{Chinesischer Restsatz}Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins und es
seien $I_1, …, I_n ⊂ R$ paarweise teilerfremde Ideale. Dann ist der
kanonische Ringhomomorphismus
\begin{equation*}
α : R → \underbrace{\factor{R}{I_1}⨯⋯⨯\factor{R}{I_n}}_{\genfrac{}{}{0pt}{1}{\text{Add.~und Mult.}}{\text{komponentenweise}}}, \quad a ↦ \Bigl( a+I_1, …, a+ I_n \Bigr)
α : R → \underbrace{\factor{R}{I_1}⨯⋯⨯\factor{R}{I_n}}_{\genfrac{}{}{0pt}{1}{\text{Add. und Mult.}}{\text{komponentenweise}}}, \quad a ↦ \Bigl( a+I_1, …, a+ I_n \Bigr)
\end{equation*}
surjektiv und es ist $\ker α = I_1 ∩ ⋯ ∩ I_n$.
\end{satz}

31
12.tex
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@ -5,10 +5,10 @@
\section{Worum geht es in diesem Teil der Vorlesung?}
Wir sind immer noch an „Symmetrien vor Körpererweiterungen“ interessiert, aber
Wir sind immer noch an ``Symmetrien vor Körpererweiterungen'' interessiert, aber
ich habe ihnen bislang nicht erklärt, was ich damit meine. Das einfachste
Beispiel ist vielleicht die Körpererweiterung $/$. In diesem Fall ist die
relevante „Symmetrie“ die komplexe Konjugation, also die Spiegelung der
relevante ``Symmetrie'' die komplexe Konjugation, also die Spiegelung der
komplexen Ebene an der reellen Gerade. Die komplexe Konjugation ist ein
Körpermorphismus $$ (sogar ein Isomorphismus) mit der interessanten
Eigenschaft, dass die reellen Zahlen genau diejenigen Punkte der komplexen Ebene
@ -18,12 +18,12 @@ und $$ vom höheren Standpunkt aus verstehen. Warum ist die Erweiterung $
so wichtig? Wenn ich statt $$ einen anderen Körper betrachte (zum Beispiel
$𝔽_p(X)$), welcher Körper würde dann die Rolle von $$ spielen?
Die Antwort kommt aus der Vorlesung „Analysis“ oder „Funktionentheorie“. Dort
beweist man mit analytischen Methoden, dass jedes Polynom $f ∈ [x]$ eine
Die Antwort kommt aus der Vorlesung ``Analysis'' oder ``Funktionentheorie''.
Dort beweist man mit analytischen Methoden, dass jedes Polynom $f ∈ [x]$ eine
komplexe Nullstelle besitzt -- und auch jedes komplexe Polynom $f ∈ [x]$
besitzt eine komplexe Nullstelle. Das führt dazu, dass jedes Polynom in $[x]$
als Produkt von linearen Polynome geschrieben werden kann. Man sagt: „Die
komplexen Zahlen sind algebraisch abgeschlossen.“. Wir werden später sehen, was
als Produkt von linearen Polynome geschrieben werden kann. Man sagt: ``die
komplexen Zahlen sind algebraisch abgeschlossen''. Wir werden später sehen, was
diese Eigenschaft mit Symmetrie zu tun hat.
\begin{frage}
@ -45,7 +45,10 @@ Oberkörper hat.
Der Beweis von Satz~\ref{satz:12-1-2} ist eine große Tautologie, verwirrt
Studentinnen und Studenten oft. Ich diskutiere vor dem Beweis deshalb erst noch
ein kleines Beispiel.
ein kleines Beispiel. Auf unserem
\href{https://sage.cplx.vm.uni-freiburg.de/share/}{Sage/CoCalc-Server} habe ich
Ihnen ein weiteres, ganz konkretes Beispiel bereitgestellt.
\begin{erkl}
Das Polynom $+1[x]$ hat keine Nullstelle in $$, aber es hat eine
Nullstelle in $$, nämlich die Zahl $i$; wir wissen natürlich auch noch, dass
@ -119,7 +122,7 @@ wirklich sein soll.
$f ∈ \overline{K}[x]$ ein nicht-konstantes Polynom. Weil $L$ algebraisch
abgeschlossen ist, hat $f$ eine Nullstelle in $a∈ L$. Das Element $a$ ist
logischerweise algebraisch über $\overline{K}$ und deshalb wegen
Korollar~\vref{kor:TdA} („Transitivität der Algebraizität“) auch algebraisch
Korollar~\vref{kor:TdA} (``Transitivität der Algebraizität'') auch algebraisch
über $K$. Also ist $a∈\overline{K}$.
\end{bsp}
@ -153,12 +156,12 @@ anzuwenden und so sicherzustellen, dass jedes Polynom eine Nullstelle hat. Das
ist aber nicht so einfach: denn wenn ich den Körper durch Hinzunahme von
Polynomen größer mache, gibt es neue Polynome, die ebenfalls Nullstellen haben
müssen. In einem normalen Jahr würde mithilfe von Zorn's Lemma\footnote{Zorn's
Lemma = eine Variante des Auswahlaxioms} zeigen, dass diese naive Idee
Lemma = eine Variante des Auswahlaxioms} zeigen, dass diese naive Idee
tatsächlich trägt. Weil das Semester in diesem Jahr deutlich kürzer ist, muss
an dieser Stelle auf einen Beweis verzichten. Der folgende Satz ist als Satz
von Steinitz\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Steinitz}{Ernst
Steinitz} (* 13.~Juni 1871 in Laurahütte, Oberschlesien; † 29.~September 1928 in
Kiel) war ein deutscher Mathematiker.} bekannt.
Steinitz} (* 13. Juni 1871 in Laurahütte, Oberschlesien; † 29. September
1928 in Kiel) war ein deutscher Mathematiker.} bekannt.
\begin{satz}[Existenz des Algebraischen Abschluss]\label{Satz_von_Steinitz}
Jeder Körper besitzt einen algebraischen Abschluss. \qed
@ -170,7 +173,7 @@ Kiel) war ein deutscher Mathematiker.} bekannt.
Als Nächstes müssen wir diskutieren, inwieweit ein algebraischer Abschluss
eindeutig ist. Wie immer folgt die Eindeutigkeit aus einer universellen
Eigenschaft. Den folgenden Begriff hatten wir oben schon informell unter dem
Schlagwort „Symmetrien einer Körpererweiterung“ diskutiert.
Schlagwort ``Symmetrien einer Körpererweiterung'' diskutiert.
\begin{definition}[$K$-Morphismus]
Es seien $R$ und $S$ Oberringe desselben Unterringes $K$. Ein Ringmorphismus
@ -212,7 +215,7 @@ werde ich den Satz aus Zeitgründen nicht beweisen.
Als Konsequenz der universellen Eigenschaft erhalten wir die Eindeutigkeit des
algebraischen Abschlusses bis auf nicht-kanonische Isomorphie. Obwohl die
Isomorphie nicht kanonisch ist, spricht man in der Literatur häufig nicht ganz
korrekt von „dem“ algebraischen Abschluss.
korrekt von ``dem'' Quotientenkörper.
\begin{kor}[Eindeutigkeit des alg.~Abschluss bis auf nicht-kanonische Isomorphie]\label{cor:edaa}
Es sei $K$ ein Körper und es seien $\overline{K}_1$ und $\overline{K}_2$ zwei
@ -231,7 +234,7 @@ korrekt von „dem“ algebraischen Abschluss.
Ich wiederhole noch einmal: Die nicht-Eindeutigkeit der Abbildung $\varphi$ aus
Satz~\ref{Satz_K_Morphismus_Fortsetzung} und nicht-Kanonizität der Abbildung aus
Korollar~\ref{cor:edaa} sind der Grund dafür, warum die Diskussion von
„Symmetrie“ überhaupt sinnvoll ist. Das ist ganz anders als bei dem
``Symmetrie'' überhaupt sinnvoll ist. Das ist ganz anders als bei dem
Quotientenkörper!

51
13.tex
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@ -3,16 +3,16 @@
\chapter{Zerfällungskörper}
Ich habe im vorhergehenden Kapitel immer wieder von „Symmetrie“ gesprochen und
Ich habe im vorhergehenden Kapitel immer wieder von ``Symmetrie'' gesprochen und
dabei als Beispiel immer nur die Konjugationsabbildung der komplexen Zahlen
diskutiert. Das ist ein bisschen dünn. Wir brauchen mehr Beispiele!
Tatsächlich liefert fast jedes Polynom ein interessantes Beispiel, den
Zerfällungskörper. Was das ist, erkläre ich jetzt.
\begin{defn}[Zerfällungskörper]\label{def:zerf}%
\begin{defn}[Zerfällungskörper]\label{def:zerf}
Es sei $K$ ein Körper und es sei $f ∈ K[x]$ ein nicht-konstantes Polynom. Ein
Oberkörper $L/K$ heißt \emph{Zerfällungskörper von
$f$}\index{Zerfällungskörper}, falls Folgendes gilt.
$f$}\index{Zerfällungskörper}, falls Folgendes gilt.
\begin{itemize}
\item Das Polynom $f ∈ L[x]$ zerfällt in Linearfaktoren. Mit anderen Worten:
es gibt Elemente $a, a_1, …, a_n ∈ L$, sodass die Gleichheit
@ -24,7 +24,7 @@ Zerfällungskörper. Was das ist, erkläre ich jetzt.
\begin{bemerkung}
Die Elemente $a_1, …, a_n$ aus Definition~\ref{def:zerf} sind genau die
Nullstellen des Polynoms $f ∈ L[x]$. Insbesondere sind die Elemente
Nullstellen des Polynomes $f ∈ L[x]$. Insbesondere sind die Elemente
$a_1, …, a_n$ eindeutig bis auf Vertauschung.
\end{bemerkung}
@ -53,16 +53,16 @@ schon beim algebraischen Abschluss wird deshalb häufig von ``dem''
Zerfällungskörper gesprochen.
\begin{bemerkung}[Kochrezept: Zerfällungskörper]
Es sei $K$ ein Körper und es sei $f ∈ K[x]$ ein nicht-konstantes Polynom. Wenn
ein algebraischer abgeschlossener Oberkörper $L/K$ gegeben ist, dann zeigt der
Beweis von Satz~\ref{satz:13-0-3} wie man an einen Zerfällungskörper kommt.
Man muss für das Polynom $f ∈ L[x]$ „lediglich“ die Nullstellen $a_1, …, a_n$
bestimmen und kann dann den Körper $K(a_1, …, a_n)$ nehmen.
Es sei $K$ ein Körper und es sei $f ∈ K[x]$ ein nicht-konstantes Polynom.
Wenn ein algebraischer abgeschlossener Oberkörper $L/K$ gegeben ist, dann
zeigt der Beweis von Satz~\ref{satz:13-0-3} wie man an einen Zerfällungskörper
kommt. Man muss für das Polynom $f ∈ L[x]$ ``lediglich'' die Nullstellen
$a_1, …, a_n$ bestimmen und kann dann den Körper $K(a_1, …, a_n)$ nehmen.
\end{bemerkung}
Ein wichtiges Problem der Algebra(klausur/prüfung) ist es, zu einem gegebenen
Körper $K$ und zu einem gegebenen Polynom $f ∈ K[x]$ den Zerfällungskörper zu
bestimmen. Dabei ist mit „bestimmen“ meistens gemeint, dass man den
bestimmen. Dabei ist mit ``bestimmen'' meistens gemeint, dass man den
Erweiterungsgrad des Zerfällungskörpers bestimmen und ein möglichst kleinen Satz
von möglichst einfachen Erzeugern angeben soll. Meistens ist in diesen
Beispielen $K = $, sodass man einen Zerfällungskörper als Teilmenge der
@ -87,10 +87,11 @@ komplexen Zahlen konstruieren wird.
\[
[L : ] ≤ 3! = 6,
\]
ist, aber wie groß ist der Grad wirklich? Wir überlegen, dass $[
\bigl(\sqrt[3]{2} \bigr) : ] = 3$. Also gilt $3| [L:Q]$ und man muss
lediglich prüfen, ob $L = (\sqrt[3]{2})$ ist. Das ist aber nicht der Fall,
denn $(\sqrt[3]{2})$ aber $ξ \not$. Also ist $[L:] =6$.
ist, aber wie groß ist der Grad wirklich? Wir überlegen, dass
$[ \bigl(\sqrt[3]{2} \bigr) : ] = 3$. Also gilt $3| [L:Q]$ und man
muss lediglich prüfen, ob $L = (\sqrt[3]{2})$ ist. Das ist aber nicht der
Fall, denn $(\sqrt[3]{2})$ aber $ξ \not$. Also ist
$[L:] =6$.
\end{bsp}
@ -98,7 +99,7 @@ komplexen Zahlen konstruieren wird.
\label{sec:13-1}
\sideremark{Vorlesung 14}Ich komme zu meinem Lieblingsthema zurück. Jetzt kann
ich endlich erklären, was es mit meinem ständigen Reden von „Symmetrien“ auf
ich endlich erklären, was es mit meinem ständigen Reden von ``Symmetrien'' auf
sich hat.
\begin{situation}\label{sit:gal}
@ -140,13 +141,13 @@ das wohl am besten in Termen endlicher Gruppen beantwortet werden sollte.
Wenn ich jetzt einen $K$-Morphismus $\varphi: L → L$ habe, dann ist
\begin{align*}
\varphi() & = \sum \varphi_{i_1,…,i_n}\varphi(a_1)^{i_1}\varphi(a_n)^{i_n} \\
& = \sum β_{i_1,…,i_n}·\varphi(a_1)^{i_1}\varphi(a_n)^{i_n}. && \text{$\varphi$ ist $K$-Morphismus und $β_• ∈ K$.}
& = \sum β_{i_1,…,i_n}·\varphi(a_1)^{i_1}\varphi(a_n)^{i_n}. && \text{$\varphi$ ist $K$-Morphismus und $β_• ∈ K$}
\end{align*}
Wir erkennen: Der $K$-Morphismus $\varphi: L → L$ ist eindeutig dadurch
festgelegt, wohin er die endlich vielen Elemente $a_1$, …, $a_n$ abbildet! Die
Abbildung \eqref{eq:jtzrtt} ist also injektiv, und wir können die
„Symmetriegruppe“ von $L/K$, also die Gruppe der $K$-Isomorphismen von $L$ als
Untergruppe einer endlichen Permutationsgruppe auffassen.
festgelegt, wohin er die endlich vielen Elemente $a_1$, …, $a_n$ abbildet!
Die Abbildung \eqref{eq:jtzrtt} ist also injektiv, und wir können die
``Symmetriegruppe'' von $L/K$, also die Gruppe der $K$-Isomorphismen von $L$
als Untergruppe einer endlichen Permutationsgruppe auffassen.
\end{beobachtung}
@ -162,7 +163,7 @@ ein wenig Sprache.
vielen) Variablen $(x_λ)_{λ∈ Λ}$.
\end{notation}
Wenn alles 100\%ig korrekt sein sollte, müsste ich an dieser Stelle den
Wenn alles 100\%ig korrekt sein sollte, müsste ich an dieser könnte den
Polynomring ausführlich mithilfe einer universellen Eigenschaft definieren. Ich
finde das aber arg formell und hoffe, Sie verzeihen mir, wenn ich das jetzt
einfach mal nicht mache. Der einzig wichtige Punkt ist, dass Polynome immer
@ -196,7 +197,7 @@ immer nur endlich viele Variablen auf.
\end{beobachtung}
\subsection{Ringadjunktion vs.~Körperadjunktion}
\subsection{Ringadjunktion vs Körperadjunktion}
Gegeben eine Körpererweiterung $L/K$ und eine Teilmenge $(a_λ)_{λ∈Λ}$ von $L$,
dann kann ich den Unterring $K\bigl[(a_λ)_{λ∈Λ}\bigr]$ und den Unterkörper
@ -206,9 +207,9 @@ $K\bigl( (a_λ)_{λ∈Λ} \bigr)$ vergleichen. Offenbar gilt immer
⊆ L.
\]
Die folgenden Sätze klären, wann Gleichheit herrscht. Die Sätze klären auch
noch einmal, warum SAGE eckige Klammern verwendet und den Körper $$ adjungiert
$\sqrt{5}$ mit \texttt{QQ[sqrt(5)]} bezeichnet. Schauen Sie sich vielleicht
auch noch einmal Fußnote~\vref{foot:sage} an.
noch einmal, warum SAGE eckige Klammern verwendet und den Körper ``$$
adjungiert $\sqrt{5}$'' mit \texttt{QQ[sqrt(5)]} bezeichnet. Schauen Sie sich
vielleicht auch noch einmal Fußnote~\vref{foot:sage} an.
\begin{satz}[Ringadjunktion vs Körperadjunktion]
Es sei $L/K$ eine Körpererweiterung und es sei $(a_λ)_{λ∈Λ}$ eine Teilmenge

34
14.tex
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@ -132,23 +132,23 @@ bestimmen. Was war noch einmal die Ordnung?
\end{beobachtung}
\section{Der Frobenius-Morphismus}
\section{Der Frobenius Morphismus}
Über Körpern und Ringen der Charakteristik $p > 0$ gibt es einen ganz
unglaublichen Körpermorphismus, den wir noch nicht kennen: den
Frobenius-Morphismus\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Ferdinand_Georg_Frobenius}{Ferdinand
Georg Frobenius}, genannt Georg, (* 26.~Oktober 1849 in Berlin; † 3.~August 1917
in Charlottenburg, heute ein Ortsteil von Berlin) war ein deutscher
Mathematiker. Er war seit 1892 Professor an der Universität Berlin und setzte
dort hohe Maßstäbe für Prüfungen durch.}. Der Morphismus ist eigentlich ganz
einfach, es handelt sich um die Abbildung $r ↦ r^p$. Das unglaubliche ist, dass
diese Abbildung \textbf{linear} ist!
Georg Frobenius}, genannt Georg, (* 26. Oktober 1849 in Berlin; † 3.
August 1917 in Charlottenburg, heute ein Ortsteil von Berlin) war ein
deutscher Mathematiker. Er war seit 1892 Professor an der Universität Berlin
und setzte dort hohe Maßstäbe für Prüfungen durch.}. Der Morphismus ist
eigentlich ganz einfach, es handelt sich um die Abbildung $r ↦ r^p$. Das
unglaubliche ist, dass diese Abbildung \textbf{linear} ist!!
\begin{defn}[Charakeristik eines Ringes]
Es sei $R$ ein kommutativer Ring mit Eins. Die
\emph{Charakteristik}\index{Charakteristik!eines Ringes} von $R$ ist die
kleinste natürliche Zahl $n ∈ ^+$, sodass die $n$-fache Summe des
Einselements gleich dem Nullelement wird, also
Einselementes gleich dem Nullelement wird, also
\[
\underbrace{1 + 1 + ⋯ + 1}_{n } =0.
\]
@ -174,8 +174,8 @@ diese Abbildung \textbf{linear} ist!
\begin{notation}
In der Situation von Satz~\ref{DefSatz_Frobenius-Endomorphismus} ist die
Bildmenge $F(R) ⊂ R$ natürlich ein Unterring. Dieser wird als Menge der
$p$-Potenzen bezeichnet und oft mit dem Symbol $R^p ⊆ R$ notiert.
Bildmenge $F(R) ⊂ R$ natürlich ein Unterring. Dieser wird als ``Menge der
$p$-Potenzen'' bezeichnet und oft mit dem Symbol $R^p ⊆ R$ notiert.
\end{notation}
\begin{beobachtung}
@ -190,7 +190,7 @@ diese Abbildung \textbf{linear} ist!
\section{Separable und inseparable Polynome}
Ich hatte oben gefragt, ob ein irreduzibles Polynom mehrfache Nullstellen haben
kann. Die ehrliche Antwort lautet: „vielleicht“ und begründet die folgende
kann. Die ehrliche Antwort lautet: ``vielleicht'' und begründet die folgende
Definition.
\begin{defn}[Separable und inseparable Polynome]
@ -288,7 +288,7 @@ werden.
\begin{bsp}
Sei $K = 𝔽_p(t) = Q\bigl( 𝔽_p[t] \bigr)$. Nach dem
Satz~\vref{Satz_Eisenstein_Kriterium} („Eisenstein-Kriterium“) ist
Satz~\vref{Satz_Eisenstein_Kriterium} (``Eisenstein-Kriterium'') ist
\begin{equation*}
f = x^p-t ∈ K[x]
\end{equation*}
@ -347,7 +347,7 @@ Erweiterungen kennen. Die gesamte Diskussion baut auf folgendem Lemma auf.
$σ : K(a) → L$.
\end{lemma}
\begin{proof}
Ich erinnere an die Beobachtungen~\ref{beob:p1} und \vref{beob:p2}: Jeder
Ich erinnere an die Beobachtungen~\ref{beob:p1} und \vref{beob:p2}: jeder
potenzielle $K$-Morphismus $σ$ bildet $a$ auf eine der $m$ Nullstellen von $f$
an, und ist durch dieses Bild eindeutig festgelegt. Jetzt müssen wir
lediglich noch zeigen, dass jede dieser $m$ verschiedenen Möglichkeiten
@ -370,8 +370,8 @@ Erweiterungen kennen. Die gesamte Diskussion baut auf folgendem Lemma auf.
Mit diesen Vorbereitungen können wir separable Abbildungen in präziser Art durch
die Anzahl von $K$-Morphismen charakterisieren. Als Konsequenz erhalten wir
eine Reihe von Sätzen, die wir für den Begriff der algebraischen
Körpererweiterung in ganz ähnlicher Form schon kennen.
eine Reihe von Sätzen, die wir für den Begriff der ``algebraischen
Körpererweiterung'' in ganz ähnlicher Form schon kennen.
\begin{satz}\label{Satz_11_10}
Es sei $L/K$ eine endliche (also insbesondere: algebraische) Körpererweiterung
@ -424,8 +424,8 @@ Körpererweiterung“ in ganz ähnlicher Form schon kennen.
\subsection{Der separable Abschluss}
Erinnern Sie sich an den „algebraischen Abschluss eines Körpers in einem
Oberkörper, den wir in Satz~\vref{satzdef:aaieO} eingeführt haben? Auch
Erinnern Sie sich an den ``algebraischen Abschluss einer Körpers in einem
Oberkörper'', den wir in Satz~\vref{satzdef:aaieO} eingeführt haben? Auch
dieser Satz und diese Definition lässt sich fast wortgleich in unseren Kontext
übertragen.

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@ -183,5 +183,5 @@ Dieser Text ist unter der Lizenz
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@ -1 +0,0 @@
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