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Stefan Kebekus
2025-10-28 13:22:37 +01:00
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@@ -36,3 +36,4 @@ Lebesgue
Beauvais
Maximumsprinzips
Saint-Omer
Holomorphie

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@@ -720,7 +720,7 @@ einer Viertelungsargumentation basiert.
Das ist Ungleichung~\eqref{eq:3-4-6-2}, die zu zeigen war.
\end{proof}
\begin{kor}[Stammfunktionen auf der Kreisscheibe I]\label{kor:3-4-7}%
\begin{kor}[Stammfunktionen auf der Kreisscheibe II]\label{kor:3-4-7}%
Es sei $U = \{z ∈ \mid |z| < 1\}$ die Kreisscheibe und es sei $f: U → $
holomorph. Dann besitzt $f$ eine Stammfunktion. \qed
\end{kor}

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@@ -227,7 +227,7 @@ Es gilt noch mehr, aber dafür müssen wir etwas mehr arbeiten.
\end{align*}
Betrachte die Funktion unter dem Integral:
\[
\varphi: B_r(z_0) [0, 2π] \to , \quad (w, t)\frac{f(z_0 + r · \exp(it))· r · i · \exp(it)}{z_0 + r · \exp(it) - w}.
\varphi: B_r(z_0) [0, 2π] , \quad (w, t)\frac{f(z_0 + r · \exp(it))· r · i · \exp(it)}{z_0 + r · \exp(it) - w}.
\]
Die Funktion $\varphi$ ist stetig. Zusätzlich gilt für jedes $t ∈ [0, 2π]$,
dass die Funktion $\varphi(·, t): B_r(z_0)$ holomorph ist. Damit folgt
@@ -245,7 +245,7 @@ Es gilt noch mehr, aber dafür müssen wir etwas mehr arbeiten.
Betrachte die Funktion unter dem Integral:
\[
\varphi': B_r(z_0) [0, 2π] \to , \quad (w, t)\frac{f(z_0 + r · \exp(it))· r · i · \exp(it)}{(z_0 + r · \exp(it) - w)²}.
\varphi': B_r(z_0) [0, 2π] , \quad (w, t)\frac{f(z_0 + r · \exp(it))· r · i · \exp(it)}{(z_0 + r · \exp(it) - w)²}.
\]
Die Funktion $\varphi'$ ist stetig. Zusätzlich gilt für jedes $t ∈ [0, 2π]$,
dass die Funktion $\varphi'(·, t): B_r(z_0)$ holomorph ist. Damit folgt
@@ -280,4 +280,125 @@ Es gilt noch mehr, aber dafür müssen wir etwas mehr arbeiten.
$f'(z) = 0$ ist. Nach Konsequenz~\ref{kons:3-2-11} ist $f$ damit konstant.
\end{proof}
\sideremark{Vorlesung 9}
\begin{kor}[Fundamentalsatz der Algebra]\label{kor:5-2-5}%
\index{Fundamentalsatz der Algebra}Es sei $f ∈ 𝒪()$ ein Polynom ohne
Nullstelle. Dann ist $f$ konstant.
\end{kor}
\begin{proof}
Wir werden gleich zeigen: $|f|$ ist nach unten beschränkt. Genauer: Es
existiert eine Zahl $m ∈ ℝ⁺$, sodass für jedes $z ∈ $ die Ungleichung $m <
|f(z)|$ gilt. Dann ist $1/f ∈ 𝒪()$ beschränkt und holomorph, also nach
Korollar~\ref{kor:4-4-3} („Satz von Liouville“) konstant. Also ist $f$
konstant. Um die Beschränktheit zu zeigen, schreibe das Polynom $f$ zunächst
aus,
\[
f = \sum_{i=0}^n a_i · zⁱ, \quad \text{mit Leitkoeffizient } a_n ≠ 0.
\]
Wähle eine Zahl $0 < ε ≪ |a_n|$ und beobachte, dass ein Radius $r ∈ ℝ⁺$
existiert, sodass für jedes $z ∈ B_r(0)$ die Ungleichung
\[
\left| \frac{a_{n-1}}{z} ++ \frac{a_0}{z^n} \right| < ε
\]
gilt. Nach der Dreiecksungleichung gilt dann für jedes $z ∈ B_r(0)$
\[
\left| f(z)/z^n \right| = \left| a_n + \frac{a_{n-1}}{z} ++ \frac{a_0}{z^n} \right|
> |a_n| - ε
\]
und somit
\[
|f(z)| > |z|^n · (|a_n| - ε) > r^n · (|a_n| - ε).
\]
Also gilt für jedes $z ∈ $ die Ungleichung
\[
|f(z)| > \min \left\{ r^n (|a_n| - ε), \min_{\substack{z ∈ \overline{B}_r(0)}} |f(z)| \right\}.
\]
Beachte dazu, dass die stetige Funktion $|f|$ auf der kompakten Menge
$\overline{B}_r(0)$ ein Minimum annimmt. Die rechte Seite der Ungleichung ist
daher positiv.
\end{proof}
\begin{kor}[Charakterisierung holomorpher Funktionen]\label{kor:5-2-6}%
Sei $U ⊆ $ offen und $f : U → $ sei stetig. Dann sind die folgenden
Aussagen äquivalent.
\begin{enumerate}
\item\label{il:5-2-8-1} Die Funktion $f$ ist holomorph.
\item\label{il:5-2-8-2} Für jedes achsenparallele Rechteck $\mathcal{R} ⊂ U$
verschwindet das Randintegral,
\[
\int_{\mathcal{R}} f(z)\, dz = 0.
\]
\end{enumerate}
\end{kor}
\begin{proof}
Die Richtung \ref{il:5-2-8-1} $$ \ref{il:5-2-8-2} ist
Korollar~\ref{kor:4-3-2} („Integralsatz von Cauchy“) denn der Weg rund um das
Rechteck $\mathcal{R}$ ist in $U$ zusammenziehbar.
Um Richtung \ref{il:5-2-8-2} $$ \ref{il:5-2-8-1} zu zeigen, erinnern wir uns,
dass Holomorphie ist eine lokale Eigenschaft ist. Wir können die Menge $U$
mit Kreisscheiben $\{Δ_i\}_{i ∈ I}$ überdecken und für jedes $i ∈ I$ zeigen,
dass $f|_{Δ_i} : Δ_i → $ holomorph ist. Also dürfen wir ohne Einschränkung
annehmen, dass $U$ eine Kreisscheibe ist. Nach Korollar~\ref{kor:3-4-7}
(„Stammfunktionen auf der Kreisscheibe II“) hat $f$ eine Stammfunktion, also
eine Funktion $F ∈ 𝒪(U)$ mit $F' = f$. Wir wissen nach Satz~\ref{satz:4-4-2}
(„Satz von Goursat“), dass $F$ nicht nur ein mal, sondern unendlich oft
komplex differenzierbar ist. Also ist $f = F' ∈ 𝒪(U)$.
\end{proof}
\begin{kor}[Hebbarkeitssatz]\label{kor:5-2-7}%
Sei $U ⊂ $ offen und sei $L ⊂ $ eine Gerade (nicht unbedingt durch den
Ursprung). Falls $f : U → $ stetig und $f|_{U L}𝒪(U L)$ ist, dann
ist $f ∈ 𝒪(U)$.
\end{kor}
\begin{proof}
Nach Drehung (= Multiplikation mit einer Zahl der Form $e^{iα}$ aus $^*$) und
Verschieben (= Addition mit Zahl komplexen) können wir ohne Beschränkung der
Allgemeinheit annehmen, dass die Gerade $L$ die reelle Achse ist. Um zu
zeigen, dass $f$ holomorph ist, betrachten wir achsenparallele Rechtecke
$\mathcal{R} ⊂ U$. Wenn $\mathcal{R}$ ganz in $U L$ liegt, ist
\[
\int_{\mathcal{R}} f(z)\, dz = 0.
\]
Wenn $\mathcal{R}$ die Gerade $L$ schneidet, zerlege $\mathcal{R}$ in zwei
Rechtecke.
\begin{center}
\begin{tikzpicture}[scale=0.8]
\draw[thick] (-2,0) -- (4,0) node[right] {$L$};
\draw[thick] (0,-1) rectangle (3,2);
\draw[dashed] (0,0) -- (3,0);
\node at (1.5,1) {$\mathcal{R}_1$};
\node at (1.5,-0.5) {$\mathcal{R}_2$};
\end{tikzpicture}
\end{center}
Es genügt, das Rechteck $\mathcal{R}_1$ zu betrachten. Gegeben eine Zahl $ε >
0$, so zerlegen wir $\mathcal{R}_1$ weiter.
\begin{center}
\begin{tikzpicture}[scale=0.8]
\draw[thick] (0,0) rectangle (3,2);
\draw[dashed] (0,0.3) -- (3,0.3);
\draw[thick] (-1,0) -- (4,0) node[right] {$L$};
\node at (1.5,1.15) {$\mathcal{R}'_{ε}$};
\node at (1.5,0.15) {$\mathcal{R}''_{ε}$};
\end{tikzpicture}
\end{center}
Dann ist
\[
\int_{\mathcal{R}_1} f(z)\, dz
= \underbrace{\int_{\mathcal{R}'_{ε}} f(z)\, dz}_{= 0 \text{ weil } \mathcal{R}'_{ε} ⊂ U L} + \int_{\mathcal{R}''_{ε}} f(z)\, dz.
\]
Beachte, dass der zweite Summand für $ε → 0$ gegen $0$ konvergiert, weil $f$
stetig ist. Also ist $\int_{\mathcal{R}_1} f(z)\, dz = 0$, und analog ist
$\int_{\mathcal{R}} f(z)\, dz = 0$.
\end{proof}
\begin{kor}[Variante]\label{kor:5-2-8}%
Sei $U ⊂ $ offen und $L_1, … L_n$ seien endlich viele Geraden. Falls $f : U
$ stetig ist und $f ∈ 𝒪(U (L_1 L_n))$, dann ist $f ∈ 𝒪(U)$.
\end{kor}
\begin{proof}
Entferne eine Gerade nach der anderen und argumentiere induktiv.
\end{proof}
% !TEX root = Funktionentheorie

67
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@@ -0,0 +1,67 @@
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\selectlanguage{german}
\chapter{Potenzreihenentwicklung}
In der Analysis liefern Potenzreihen $\sum a_i xⁱ$ interessante Beispiele für
reelle Funktionen. Gegeben irgendeine $\cC^$-Funktion $f$, so kann ich $f$ mit
der Taylor-Entwicklung vergleichen. In diesem Abschnitt geht es um ähnliche
Aussagen für komplexe Potenzreihen $\sum a_i zⁱ$ (wo $a_i ∈ $, $z$ eine
komplexe Variable) und Taylor-Entwicklungen von holomorphen Funktionen.
\begin{erinnerung}[Potenzreihen in Analysis I und II]
Es sei $(a_i)_i$ eine Folge reeller Zahlen und sei $ρ$ eine feste Zahl.
\begin{enumerate}
\item Ausdrücke der Form $\sum_{i=0}^∞ a_i (x - ρ)$ heißen „Potenzreihen mit
Entwicklungspunkt $ρ$“.
\item Angenommen, es existiert ein $x_0$, sodass $\sum a_i (x_0 - ρ)$
konvergiert. Dann gilt für alle $x$ mit $|x - ρ| < |x_0 - ρ|$, dass die
Reihe $\sum a_i (x - ρ)$ absolut konvergiert.
\item Die Zahl
\[
\sup \left\{ |x - ρ| \::\: x ∈ , \text{ sodass } \sum a_i (x - ρ)\text{ konvergiert} \right\}
^{0} \{\}
\]
heißt Konvergenzradius.
\item Es sei $\sum_{i=0}^∞ a_i (x - ρ)$ eine Potenzreihe mit Konvergenzradius
$R > 0$. Dann gilt: die Folge der Partialsummen konvergiert auf dem offenen
Intervall $(ρ-r, ρ+r)$ kompakt. Das bedeutet: auf jeder kompakten Teilmenge
$K$ von $(ρ-r, ρ+r)$ konvergiert die Folge der Partialsummen gleichmäßig.
\end{enumerate}
\end{erinnerung}
Alle Aussagen gelten mit denselben Beweisen auf für komplexe Zahlen.
\begin{fakt}[Komplexe Potenzreihen]
Es sei $(a_i)_i$ eine Folge komplexer Zahlen und sei $ρ$ eine feste Zahl.
\begin{enumerate}
\item Ausdrücke der Form $\sum_{i=0}^∞ a_i (z - ρ)$ heißen „komplexe
Potenzreihen mit Entwicklungspunkt $ρ$“.
\item Angenommen, es existiert ein $z_0$, sodass $\sum a_i (z_0 - ρ)$
konvergiert. Dann gilt für alle $z$ mit $|z - ρ| < |z_0 - ρ|$, dass die
Reihe $\sum a_i (z - ρ)$ absolut konvergiert.
\item Die Zahl
\[
\sup \left\{ |z - ρ| \::\: z ∈ , \text{ sodass } \sum a_i (x - ρ)\text{ konvergiert} \right\}
^{0} \{\}
\]
heißt Konvergenzradius.
\item\label{il:6-0-2-4} Es sei $\sum_{i=0}^∞ a_i (x - ρ)$ eine komplexe
Potenzreihe mit Konvergenzradius $R > 0$. Dann gilt: die Folge der
Partialsummen konvergiert auf der offenen Kreisscheibe $B_r(ρ)$ kompakt. Das
bedeutet: auf jeder kompakten Teilmenge $K$ von $B_r(ρ)$ konvergiert die
Folge der Partialsummen gleichmäßig.
\end{enumerate}
\end{fakt}
Man beachte: Genau wie in der reellen Situation machen wir in \ref{il:6-0-2-4}
keinerlei Aussagen über Konvergenz der Reihe für Punkte $z$, die auf dem Rand $
B_r(ρ)$ der Kreisscheibe liegen.
% !TEX root = Funktionentheorie

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@@ -143,6 +143,7 @@ Link in den Text ein.
\part{Lokale Struktur holomorpher Funktionen}
\input{05-cauchy}
\input{06-potenz}
\addchap{Lizenz}