% spell checker language \selectlanguage{german} \chapter{Die Sätze von Sylow} \label{chap:18} \sideremark{Vorlesung 20}Die Sätze von Sylow sind ganz wesentliche Aussagen zur Struktur endlicher Gruppen. Im Kern geht es um folgenden Punkt: gegeben eine endliche Gruppe $G$ und eine Untergruppe $H ⊂ G$. Dann ist wissen wir schon, dass $|H|$ ein Teiler von $|G|$. Aber existiert auch zu jedem Teiler von $|G|$ auch tatsächlich eine Untergruppe? Für Primzahlpotenzteiler werden die Sätze von Sylow\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Ludwig_Mejdell_Sylow}{Peter Ludwig Mejdell Sylow} (* 12. Dezember 1832 in Christiania, heute Oslo; † 7. September 1918 ebenda) war ein norwegischer Mathematiker, der grundlegende Arbeiten zur Gruppentheorie verfasste.} diese Frage ausführlich beantworten. \begin{notation} Im Folgenden sei $p$ stets eine Primzahl. \end{notation} \section{Das zentrale Schlüssellemma und der Satz von Cauchy} Die zentrale Beobachtung, auf der der ganze Inhalt dieses Kapitels aufbaut, ist die folgende. \begin{lemma}[Zentrales Schlüssellemma]\label{lem:zsl} Es sei $G$ eine Gruppe der Ordnung $p^m$, die auf einer endlichen Menge $M$ operiert. Weiter sei \begin{equation*} M_0 = \{ m ∈ M \::\: \forall g ∈ G: g· m = m \} \end{equation*} die Menge der Fixpunkte. Dann ist $|M| \equiv |M_0| \:\:(\operatorname{mod} p)$. \end{lemma} \begin{proof} Wir betrachten die $G$-Wirkung auf $M$ und interessieren uns für diejenigen Bahnen, die mehr als ein Element haben. Wir bezeichnen diese Bahnen mit $B_1, …, B_n$. Weil $M$ die disjunkte Vereinigung der Bahnen ist, gilt: \begin{equation*} |M| = |M_0| + |B_1|+ ⋯ +|B_n|, \end{equation*} Wir wissen aus der Bahnengleichung, Satz~\vref{Satz_Seite_156_und_157}, dass die Zahlen $|B_i|$ stets Teiler von $|G| = p^m$ sind. Also ist $|B_i|$ ein Vielfaches von $p$ und es gilt die gewünschte Gleichung $|M| \equiv |M_0| \:\:(\operatorname{mod} p)$. \end{proof} Der Satz von Cauchy\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Augustin-Louis_Cauchy}{Augustin-Louis Cauchy} (* 21. August 1789 in Paris; † 23. Mai 1857 in Sceaux) war ein französischer Mathematiker.} wendet das zentrale Schlüssellemma auf eine endliche Gruppe an, um die Existenz von Gruppenelementen mit interessanter Ordnung zu beweisen. \begin{satz}[Satz von Cauchy]\label{Satz_von_Cauchy} Wenn die Ordnung einer endlichen Gruppe durch $p$ teilbar ist, dann existiert ein Element von Ordnung $p$. \end{satz} \begin{proof} Sei $G$ die Gruppe. Betrachte die Menge \begin{equation*} M = \bigl\{ (a_1, …, a_p) ∈ G⨯ ⋯ ⨯ G \::\: a_1· a_2 ⋯ a_p = e \bigr\}. \end{equation*} Gegeben ein Tupel $(a_1, …, a_p) ∈ M$, dann stellen wir erst einmal fest, dass der letzte Eintrag des Tupels durch die ersten Einträge eindeutig bestimmt ist, $a_p = (a_1⋯ a_{p-1})^{-1}$. Wir erhalten die folgende Gleichung, \begin{equation}\label{eq:x78} |M| = |G^{p-1}| = |G|^{p-1}. \end{equation} Als Nächstes brauchen wir eine schicke Gruppenwirkung, denn wir wollen das zentrale Schlüssellemma anwenden. Dazu lassen wir die zyklische Gruppe $ℤ/(p)$ auf $M$ durch zyklisches Vertauschen wirken\footnote{Die zyklische Vertauschung wirkt auf $M$, weil in jeder Gruppe aus $a· b = e$ auch $b· a = e$ gilt. Damit ist nämlich klar, dass mit $(a_1, …, a_p) ∈ M$ auch die zyklisch vertauschten Tupel $(a_2, …, a_p, a_1)$, $(a_3, …, a_p, a_1, a_2)$, … auch wieder in $M$ liegen.}. Die Fixpunktmenge dieser Wirkung ist \[ M_0 = \{ (a, …, a) ∈ G^p \::\: a^p=e\}. \] Wegen $(e, …, e) ∈ M_0$ ist schon einmal klar, dass $M_0 ≠ ∅$ ist. Auf der anderen Seite folgt aus dem zentralen Schlüssellemma, dass \[ |M_0| \overset{\text{Satz~\ref{lem:zsl}}}{\equiv} |M| \overset{\eqref{eq:x78}}{\equiv} |G|^{p-1} \equiv 0 \:\: (\operatorname{mod} p) \] ist. Also existiert mindestens ein $a ≠ e$ mit $a^p=e$. Nach Satz~\vref{Satz_Seite_163} hat $a$ dann automatisch die Ordnung $p$. \end{proof} \section{$p$-Gruppen und $p$-Sylowuntergruppen} Wenn man den Satz von Cauchy ernst nimmt, dann scheinen diejenigen Gruppen besonders einfach zu sein, deren Ordnung möglichst wenige Teiler besitzen. Die folgende Definition beschreibt den Extremfall. \begin{definition}[$p$-Gruppe] Eine Gruppe $G$ heißt \emph{$p$-Gruppe}\index{p-Gruppe=$p$-Gruppe}, wenn die Ordnung jedes Elements eine Potenz von $p$ ist. \end{definition} \begin{satz}[An der Gruppenordnung sollt ihr sie erkennen] Eine endliche Gruppe ist genau dann eine $p$-Gruppe, wenn es eine Zahl $n ∈ ℕ$ gibt, sodass $|G|=p^n$ ist. \end{satz} \begin{proof} Wenn $|G| = p^n$ ist, dann hat jedes Element $g ∈ G$ eine Ordnung, die $p^n$ teilt, also eine Potenz von $p$. Wenn $|G|$ keine Potenz von $p$ ist, dann gibt es eine Primzahl $q ≠ p$, die Ordnung $|G|$ teilt. Nach Satz~\ref{Satz_von_Cauchy} (``Satz von Cauchy'') gibt es dann aber auch ein Element der Ordnung $q$, und $G$ kann keine $p$-Gruppe sein. \end{proof} \begin{satz} Jede endliche $p$-Gruppe $G ≠ \{e\}$ hat ein nicht-triviales Zentrum. \end{satz} \begin{proof} Wie in Beispiel~\vref{bsp:konju} betrachten wir die Wirkung von $G$ auf sich selbst durch Konjugation. Die Fixpunkte dieser Wirkung bilden gerade das Zentrum von $G$. Wir wissen aus dem zentralen Schlüssellemma~\ref{lem:zsl}, dass \begin{equation*} |\Zentralisator(G)| \equiv |G| \equiv 0 \:\:(\operatorname{mod} p). \end{equation*} Aus $e ∈ \Zentralisator(G)$ folgt dann wieder $|\Zentralisator(G)| ≥ p$. \end{proof} Wenn eine gegebene Gruppe $G$ keine $p$-Gruppe ist, dann ist das dumm. In dieser Situation kann man immerhin noch nach den $p$-Gruppen fragen, die in $G$ enthalten sind. Dabei sind die maximal großen $p$-Untergruppen natürlich besonders gut. \begin{definition}[$p$-Sylowuntergruppe]\label{defn:pSUG} Es sei $G$ eine endliche Gruppe. Eine \emph{$p$-Sylowunter\-gruppe von $G$}\index{Sylowuntergruppe} ist eine maximale $p$-Untergruppe von $G$. \end{definition} \begin{bemerkung} In Definition~\ref{defn:pSUG} bedeutet ``maximal'' natürlich ``maximal bezüglich Inklusion''. Die Menge der $p$-Untergruppen ist nicht leer, weil $\{e\}$ eine $p$-Untergruppe ist. Für \emph{endliche} Gruppen ist die Existenz von $p$-Sylowuntergruppen klar. \end{bemerkung} \begin{lem} Es sei $G$ eine endliche beliebige Gruppe, es sei $G_p$ eine $p$-Sylowuntergruppe und es sei $g ∈ G$ ein Element. Dann ist die Untergruppe $g·G_p·g^{-1} ⊆ G$ wieder eine $p$-Sylowuntergruppe. Insbesondere gilt: wenn es in $G$ nur eine $p$-Sylowuntergruppe $G_p$ gibt, dann ist $G_p$ ein Normalteiler von $G$. \end{lem} \begin{proof} Die Gruppen $G_p$ und $g·G_p·g^{-1}$ haben gleich viele Elemente. Um zu zeigen, dass $g·G_p·g^{-1}$ eine $p$-Sylowuntergruppe ist, müssen wir also nur zeigen, dass $g·G_p·g^{-1}$ maximal ist. Sei also $H ⊆ G$ eine $p$-Gruppe, die $g·G_p·g^{-1}$ enthält. Dann ist $G_p ⊆ g^{-1}·H·g ≅ H$. Also ist $g^{-1}·H·g =G_p$ und $H = g·G_p·g^{-1}$. \end{proof} \begin{lemma}\label{Lemma_vor_Korrolar_Sylowsaetze} Sei $U$ eine $p$-Untergruppe einer endlichen Gruppe $G$. Wie in Definition~\ref{defn:normalisator} sei $N(U)$ der Normalisator von $U$. Dann gilt \begin{equation*} [G:U] \equiv [N(U):U] \:\:(\operatorname{mod} p). \end{equation*} \end{lemma} \begin{proof} Die Gruppe $U$ wirkt durch Linksmultiplikation auf der Menge $M$ der Linksnebenklassen, \[ M := \{ g· U \::\: g ∈ G\}. \] Wie immer sei $M_0 ⊆ M$ die Menge der Fixpunkte dieser Wirkung. Wann ist eine Nebenklasse $g·U$ ein Fixpunkt dieser Wirkung? Antwort: es ist \begin{align*} g·U ∈ M_0 & ⇔ \forall u ∈ U: u·g·U = g·U \\ & ⇔ \forall u ∈ U: g^{-1}·u·g ∈ U \\ & ⇔ g^{-1}·U·g = U \\ & ⇔ g ∈ N(U). \end{align*} Also ist \begin{equation*} [N(U):U] = |M_0| \overset{\text{Satz~\ref{lem:zsl}}}{\equiv} |M| = [G:U].\qedhere \end{equation*} \end{proof} \begin{kor} Mit den gleichen Voraussetzungen wie in Satz~\ref{Lemma_vor_Korrolar_Sylowsaetze} gilt: wenn $p$ den Index $[G:U]$ teilt, dann ist $U ⊊ N(U)$. \end{kor} \begin{proof} Es ist auf jeden Fall $e·U ∈ M_0$, also ist $|M_0| ≥ 1$. Wegen der zusätzlichen Voraussetzung ist dann sogar $|M_0| ≥ p$. \end{proof} \section{Die Sätze von Sylow} Die Sätze von Sylow\index{Sylow-Sätze} geben Auskunft über Existenz von $p$-Sylowuntergruppen in gegebenen endlichen Gruppen. Sie geben auch Auskunft darüber, wie die Gruppen ineinander enthalten sind. \begin{satz}[Erster Sylow-Satz]\label{Satz_Sylow_Eins} Es sei $G$ eine endliche Gruppe. Schreibe $|G| = p^n· m$, wobei $p \nmid m$ sei. Dann gelten folgende Aussagen. \begin{enumerate} \item\label{Satz_Sylow_erster_1} Für jede Zahl $i ∈ \{0, …, n\}$ existiert eine $p$-Untergruppe von $G$ der Ordnung $pⁱ$. \item\label{Satz_Sylow_erster_2} Für jede Zahl $i ∈ \{0, …, n-1\}$ gilt: Jede Untergruppe der Ordnung $pⁱ$ ist Normalteiler einer Untergruppe der Ordnung $p^{i+1}$. \end{enumerate} Insbesondere hat jede $p$-Sylowuntergruppe von $G$ die Ordnung $p^n$. \end{satz} \begin{proof} \video{20-1} \end{proof} \begin{satz}[Zweiter Sylow-Satz]\label{Satz_Sylow_Zwei} Es sei $G$ eine endliche Gruppe. Zu jeder $p$-Untergruppe $U ⊂ G$ und zu jeder $p$-Sylowuntergruppe $P ⊆ G$ existiert ein $g ∈ G$, sodass $g·U·g^{-1} ⊂ P$ ist. Insbesondere sind je zwei $p$-Sylowuntergruppen von $G$ zueinander konjugiert. \end{satz} \begin{proof} \video{20-2} \end{proof} \begin{satz}[Dritter Sylow-Satz]\label{Satz_Sylow_Drei} Sei $s_p$ die Anzahl der verschiedenen $p$-Sylowuntergruppen einer endlichen Gruppe $G$. Dann ist $s_p$ ein Teiler von $|G|$. Weiterhin ist $s_p \equiv 1 \:\: (\operatorname{mod} p)$. \end{satz} \begin{proof} \video{20-3} \end{proof} \section{Die Symmetriegruppe des Tetraeders} Um die bisherigen Ergebnisse zu illustrieren, diskutiere ich noch einmal ausführlich die Gruppe $G = S_4$, die Gruppe der Permutationen der Menge $\{1, 2, 3, 4 \}$. Um später die Galoisgruppe von Polynomen $4.$ Grades auszurechnen, interessieren uns die besonders für die Untergruppen von $S_4$. \subsection{Geometrische Interpretation} Geometrisch lässt sich $S_4$ als Symmetriegruppe des Tetraeders interpretieren, wie in Abbildung~\ref{fig:tetraeder} dargestellt. Schauen Sie aber auf jeden Fall auch einmal in den \href{https://de.wikipedia.org/wiki/Tetraedergruppe}{Wikipedia-Eintrag zur Tetraedergruppe}. \begin{figure} \centering \begin{tikzpicture}[scale=.75] \def \hoeheEins {0.25} \def \hoeheZwei {2.0} \def \weiteEins {0.5} \def \weiteZwei {1.5} \def \labelshift {.75} \node [label = {180:$1$}] (1) at (-\weiteZwei,-\hoeheEins) {}; \node [label = {270:$2$}] (2) at ( \weiteEins,-\hoeheZwei) {}; \node [label = {000:$3$}] (3) at ( \weiteZwei-\weiteEins, \hoeheEins) {}; \node [label = {090:$4$}] (4) at (-\weiteEins, \hoeheZwei) {}; \foreach \X in {1,2,3,4}{ \fill (\X) circle (0.05); } \path (1)--(2)--(3)--(4)--(2)--(1)--(3); \draw (4)--(1)--(2)--(3)--(4)--(2); \draw[dashed] (1)--(3); \end{tikzpicture} \caption{Tetraeder} \label{fig:tetraeder} \end{figure} \subsection{Die Konjugationsklassen der Permutationsgruppe} Wir betrachten die Wirkung von $S_n$ auf sich selbst durch Konjugation. Ich frage zuerst, wie viele Konjugationsklassen es gibt. Die Antwort kennen Sie wahrscheinlich aus der Vorlesung ``Lineare Algebra II'', wo man diese Frage im Zusammenhang mit der Konstruktion von Jordan\footnote{\href{https://de.wikipedia.org/wiki/Camille_Jordan}{Marie Ennemond Camille Jordan}, genannt Camille Jordan, (* 5. Januar 1838 in Lyon; † 21. Januar 1922 in Paris) war ein französischer Mathematiker.}-Basen diskutiert. Weil aber vielleicht nicht alle auf demselben Stand sind, wiederhole ich die Sache noch einmal. \begin{fakt} Es sei $n ∈ ℕ$ eine Zahl. Dann gibt eine Bijektion zwischen der Menge der Partitionen\footnote{Eine Partition von $n$ ist eine aufsteigende (endliche) Folge von positiven, natürlichen Zahlen, deren Summe gleich $n$ ist. Beispiel: $(1,2,3)$ und $(3,3)$ sind Partitionen von $6$.} von $n$ und den Konjugationsklassen in der Permutationsgruppe $S_n$. \qed \end{fakt} Die Bijektion sieht so aus: \begin{itemize} \item Wenn eine Permutation $σ ∈ S_n$ gegeben ist, dann kann man $σ$ immer als Produkt disjunkter Zykel schrieben, zum Beispiel so \[ σ = (1)(56)(78)(234) ∈ S_8. \] Diese Zykel haben in unserem Beispiel die Längen 1, 2, 2 und 3. Ich erhalte die Partition $(1,2,2,3)$ von $8$. In der Sprache dieser Vorlesung betrachten wir die von $σ$ erzeugte zyklische Untergruppe $H = (σ)$. Diese Gruppe wirkt auf der Menge $M_8 := \{ 1,2,3,4,5,6,7,8 \}$. Die Zykel sind dann die Bahnen der $H$-Wirkung auf $M_8$. \item Wenn zwei Permutationen $σ, τ ∈ S_n$ dieselbe Partition liefern, dann sind die trivialerweise zueinander konjugiert. Statt großer Theorie erkläre ich das an einem Beispiel. Gegeben seien \[ σ = (1)(56)(78)(234) \quad\text{und}\quad τ = (4)(17)(58)(236). \] Dann betrachte die Permutation $g ∈ S_8$ gegeben durch \begin{align*} g(1) & = 4 & g(2) & = 2 & g(3) & = 3 & g(4) & = 6 \\ g(5) & = 1 & g(6) & = 7 & g(7) & = 5 & g(8) & = 8 \end{align*} und stelle fest, dass $σ = g^{-1}·τ·g$ ist. Ich vermute, Sie durchschauen das System. Ich hoffe, ich habe mich nicht vertippt oder verrechnet. \item Jede Partition tritt auf. Wenn Sie mir zum Beispiel die Partition $(2,3,3)$ der Zahl 8 geben, dann nehme ich die Permutation $σ = (12)(345)(678)$. \end{itemize} Für die Permutationsgruppe $S_4$ ist die Situation in Tabelle~\ref{fig:ks4} zusammengefasst. \begin{table} \centering \begin{tabular}{*{2}{>{$}c<{$}|}l*{2}{|>{$}c<{$}}}%|>{$}r<{$}} \text{Partition} & \text{Repräsentant} & \multicolumn{1}{>{\centering\arraybackslash}m{3.25cm}|}{Geometrische\linebreak Anschauung} & \text{Ordnung} & \multicolumn{1}{>{\centering\arraybackslash}m{3.75cm}}{Anzahl der Elemente\linebreak in der \linebreak Konjugationsklasse}\\ \hline abcd & () & Identität & 1 & 1\\ [.5em] aabc & (12) & \href{https://de.wikipedia.org/wiki/Tetraedergruppe#/media/Datei:Tetrahedron_with_reflection_plane_RK01.png}{Spiegelung} & 2 & \binom{4}{2}=6\\[.5em] aabb & (12)(34) & \href{https://de.wikipedia.org/wiki/Tetraedergruppe#/media/Datei:Tetrahedron_with_2-fold_rotational_axes_RK01.png}{Drehung um Achse} & 2 & 6/2 = 3\\[.5em] aaab & (123) & \href{https://de.wikipedia.org/wiki/Tetraedergruppe#/media/Datei:Tetrahedron_with_3-fold_rotational_axes_RK01.png}{Drehung um Ecke} & 3 & 4· 2 = 8\\[.5em] aaaa & (1234) & \href{https://de.wikipedia.org/wiki/Tetraedergruppe#/media/Datei:Tetrahedron_with_4-fold_rotation-reflection_axis_RK01.png}{Drehspiegelung} & 4 & 3· 2 = 6 \end{tabular} \caption{Konjugationsklassen in $S_4$} \label{fig:ks4} \end{table} \subsection{Die Untergruppen von $S_4$} Die Gruppe $S_4$ hat Ordnung $1· 2· 3· 4 = 2³ · 3=24$. Potenzielle Untergruppen können also nur die folgenden Ordnungen haben. \begin{description} \item[Ordnung 24:] Dies muss die ganze Gruppe $S_4$ sein. \item[Ordnung 12:] Die Menge $A_4$ der geraden Permutationen, also der Kern der Signums-Abbildung, $\operatorname{sgn} : S_4 → ℤ/(2)$, ist eine Untergruppe von Ordnung 12. Es ist im Moment unklar, ob weitere Untergruppen von Ordnung 12 existieren. \item[Ordnung 8:] Dies müssen die 2-Sylowuntergruppen sein. Die Anzahl $s_2$ der 2-Sylowuntergruppen ist nach Satz~\ref{Satz_Sylow_Drei} (``Dritter Sylow-Satz'') ein Teiler von 24 mit $s_2 \equiv 1 \:\: (\operatorname{mod} 2)$, also $s_2=1$ oder $s_2=3$. Wir wissen nach dem Satz~\ref{Satz_Sylow_Eins} (``Erster Sylow-Satz''), dass jedes Element der Ordnung 1, 2 oder 4 in einer 2-Sylowuntergruppe enthalten ist. Tabelle~\vref{fig:ks4} zeigt, dass es 16 solche Elemente gibt. Allerdings hat eine 2-Sylowuntergruppe nur 8 Elemente. Also ist $s_2 = 3$. \item[Ordnung 6:] Es ist im Moment unklar, ob eine solche Untergruppe existiert. \item[Ordnung 4:] Jedes Element der Ordnung 4 liefert eine zyklische Untergruppe der Ordnung 4. Es ist im Moment aber unklar, ob weitere solche Untergruppen existieren. \item[Ordnung 3:] Dies müssen die 3-Sylowuntergruppen von $S_4$ sein. Diese Gruppen haben Ordnung 3 und alle nicht-trivialen Elemente müssen Ordnung 3 haben. Also sind die 3-Sylowuntergruppe zyklische Gruppen, die von Drehungen um Ecken erzeugt werden. Es gibt 4 solcher Gruppen (denn es gibt $8$ Drehungen, eine Gruppe enthält immer genau 2 Drehungen, und zwei zyklische Gruppen schneiden sich immer genau in der Einheit). \item[Ordnung 2] Dies sind zyklische Gruppen, die von einem Element der Ordnung zwei (=Spiegelung bzw. Drehung um eine Achse) erzeugt werden \item[Ordnung 1] Dies muss die triviale Untergruppe $\{e\}$ sein. \end{description} Um die verbleibenden offenen Fragen zu klären, überlegt man sich am besten, wie man sich die 2-Sylowuntergruppe vorstellt. Wenn man in Abbildung~\vref{fig:tetraeder} nur den Umriss des Tetraeders betrachtet, sieht man, dass $D_4$ die Symmetriegruppe des Quadrates, eine Untergruppe von $S_4$ ist. Wegen $|D_4| = 8$ ist das eine 2-Sylowuntergruppe. Am Tetraeder lässt sich diese Untergruppe als Stabilisator-Untergruppe der Achse der Drehung $(13)(24)$ interpretieren. Die Gruppen der Ordnung 4 findet man als Untergruppen von $D_4$. Die Gruppen der Ordnung 6 und 12 findet man durch Kombinationen der Elemente von Ordnung 3 und 2. Der Vollständigkeit halber sind in Tabelle~\ref{fig:ugs4} alle Möglichkeiten der Konjugationsklassen von Untergruppen von $S_4$ ohne Beweis aufgelistet. In der Summe sehen Sie 30 Untergruppen. \begin{fazit} Ein Zerfällungskörper eines Polynoms 4.\ Grades mit Galoisgruppe $S_4$ hat 30 Zwischenkörper. \qed \end{fazit} \begin{table} \centering \begin{tabular}{>{$}c<{$}|l|c|>{\centering\arraybackslash}m{4cm}} \text{Gruppe} & \text{geometrisch} & Ordnung & Mächtigkeit der konjugierten Gruppen\\ \hline S_4 & Symmetrie des Tetraeders & 24 & 1\\ A_4 & Drehsymmetrien & 12 & 1\\ D_4 & Stabilisatoren von Achsen & 8 & 3\\ S_3 & Isotropiegruppe von Ecken & 6 & 4\\ ℤ/(4) & Drehspiegelungen & 4 & 3\\ ℤ/(2)⨯ℤ/(2) & Isotropie von Achsen & 4 & 3\\ ℤ/(2)⨯ℤ/(2) & Drehungen um alle Achsen & 4 & 1\\ ℤ/(3) & Drehungen um Ecken & 3 & 4\\ ℤ/(2) & Drehung um eine Achse & 2 & 3\\ ℤ/(2) & Spiegelungen & 2 & 6\\ \{e\} & & 1 & 1\\ \end{tabular} \caption{Untergruppen von $S_4$} \label{fig:ugs4} \end{table} %%% Local Variables: %%% mode: latex %%% TeX-master: "AlgebraZahlentheorie" %%% End: