AlgebraZahlentheorie/11.tex

101 lines
3.8 KiB
TeX
Raw Normal View History

2023-09-14 13:18:58 +02:00
% spell checker language
\selectlanguage{german}
\chapter{Grundbegriffe}
\sideremark{Vorlesung 12}Bevor es richtig losgeht, stelle ich schnell noch
einige Grundbegriffe zusammen, die wir später an allen möglichen Stellen
brauchen. Den ersten Begriff erkläre ich am besten an einem Beispiel: betrachte
den Körper $$. Wenn $K ⊂ $ irgendein Unterkörper ist, dann enthält
$K$ auf jeden Fall die Zahlen $0$ und $1$, und damit auch $2=1+1$, das additive
Inverse $-2$, das multiplikative Inverse $\frac{1}{2}$, …. Am Ende erkennen wir,
dass $K$ den gesamten Unterkörper $$ enthalten muss. In diesem Sinne ist
$$ also der kleinste Unterkörper von $$. Das definieren wir jetzt für
beliebige Körper. Die folgende Beobachtung wiederholt \vref{bsp:3-1-2a}.
\begin{beobachtung}
Es sei $L$ ein Körper, und es seien $(K_i)_{i ∈ I}$ Unterkörper. Dann ist
auch $_{i ∈ I} K_i$ ein Unterkörper von $L$.
\end{beobachtung}
Mithilfe dieser Beobachtung können wir jetzt den kleinsten Unterkörper
definieren.
\begin{definition}[Primkörper]
Sei $K$ ein Körper. Der Durchschnitt über alle Unterkörper von $K$ heißt
\emph{Primkörper}\index{Primkörper} von $K$.
\end{definition}
\begin{notation}
Sei $p ∈ $ eine Primzahl. Dann ist $(p)$ ein maximales Ideal
und $/(p)$ ist ein Körper, der mit $𝔽_p$ bezeichnet wird.
\end{notation}
Für Primkörper gibt es gar nicht viele Möglichkeiten.
\begin{satz}[Klassifikation der Primkörper]\label{Satz_Primkoerper_Isomorphie}
Es sei $K$ ein Körper. Dann ist der Primkörper von $K$ entweder isomorph zu
$$ oder zu einem $𝔽_p$, wobei $p$ eine Primzahl ist.
\end{satz}
\begin{proof}
\video{12-1}
\end{proof}
\begin{definition}[Charakteristik]
Es sei $K$ ein Körper. Falls der Primkörper von $K$ isomorph zu $$ ist, so
sagt, man der Körper $K$ hat \emph{Charakteristik
$0$}\index{Charakteristik!eines Körpers}. Falls der Primkörper von $K$
isomorph zu $𝔽_p$ ist, so sagt man, der Körper $K$ hat \emph{Charakteristik
$p$}. Die Schreibweise $\operatorname{char}(K)$ ist üblich.
\end{definition}
\begin{satz}
Es sei $K$ ein endlicher Körper. Dann hat $K$ hat positive Charakteristik,
$p = \operatorname{char}(K) > 0$, und es gibt eine Zahl $m ∈ $, so das
$K$ genau $p^m$ Elemente hat.
\end{satz}
\begin{proof}
Ein endlicher Körper kann nicht $$ als Unterkörper besitzen. Also ist
$p = \operatorname{char}(K) > 0$. Weil $K$ endlich ist, ist der
Erweiterungsgrad $m := [K:𝔽_p] = \dim_{𝔽_p} K$ ebenfalls endlich. Ein
$m$-dimensionaler Vektorraum über $𝔽_p$ hat aber $p^m$ viele Elemente.
\end{proof}
Ich erinnere noch einmal an einige Körper, die wir in den vergangenen Kapiteln
diskutierten.
\begin{itemize}
\item $𝔽_p$, $$, $$ sowie $$ sind Körper.
\item Ist $L/K$ eine Körpererweiterung und $A⊂ L$ eine Menge, dann ist
$K(A)$ ein Körper.
\item Quotientenkörper von Integritätsringen sind Körper.
\item Ist $R$ ein kommutativer Ring mit $1$ und $m$ ein maximales Ideal, dann
ist $R/m$ ein Körper.
\item Ist $R$ ein Ring und $p ⊂ R$ ein Primideal, dann ist $R/p$ ein
Integritätsring und $Q(R/p)$ ist ein Körper.
\end{itemize}
In der Mathematik sind die folgenden Körper am interessantesten.
\begin{itemize}
\item Zahlenkörper, also Zwischenkörper $ ⊂ K ⊂ $, wobei $K/Q$
algebraisch ist.
\item Funktionenkörper, also endliche algebraische Oberkörper von $(x)$.
\item In den letzten Jahrzehnten gab es große Fortschritte beim Studium von
endlichen algebraischen Körpererweiterungen von $(x)$.
\item Endliche Körper und ihre (endlichen) Körpererweiterungen spielen in der
Kodierungstheorie eine zentrale Rolle.
\end{itemize}
%%% Local Variables:
%%% mode: latex
%%% TeX-master: "AlgebraZahlentheorie"
%%% End: